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Freitag, 31. Dezember 2010

Umberto Eco und die Rheinau

"Kloster Rheinau, 1709: Im Gebüsch neben der Kapelle wird die Leiche eines Mönchs entdeckt." Soweit der erste Satz auf der Rückseite des Krimis, der mir gerade zuging. Geschrieben hat ihn die deutsche Kunsthistorikerin Alexandra Guggenheim - und ich freue mich jetzt auf die Lektüre. Ich darf doch, werte Frau Guggenheim, gewisslich hoffen, dass in dem historisierenden Buche ausgiebig geliebt, gelebt und vor allem gestorben wird nach dem Vorbilde des grossen Eco und seines "Namens der Rose"? Denn wenn dem so ist, wird mich das "Mönchsopfer" bald, zwecks Verlängerung der Gruselwirkung, auf eine Rheinau-Wanderung führen. Mit anderen Worten: Bereits ein erster Wanderplan für 2011. Und à propos: Allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs wünsche ich ein gutes neues Jahr.

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Diese Liebe zur Fräse

In Obwalden sind sie stolz auf ihre Maschinen. (Bild: Homepage-Screenshot)
Gleich noch etwas zu Engelberg: Es gibt dort einen Klub der Schneevernichter, in dem Mitglied werden kann, wer im Tal regelmässig Schnee räumt, schaufelt, zur Seite schiebt. Ich finde diese Klub-Männer, die bodenständige Namen tragen wie Reto, Hansruedi, Kobi, witzig aus folgenden Gründen. a) Sie veranstalten mitten im Sommer Schneefräsenparaden. b) Sie organisieren Feste, bei denen ihre Kinder mit einem Kleinbagger, an dessen Schaufel eine Wasserflasche befestigt ist, möglichst genau 100 Gramm Wasser in ein anderes Behältnis umfüllen müssen. c) Sie bieten selbstlos Schneeketten-Montierkurse für Frauen an. d) Sie verströmen charmanten Bubenstolz auf ihre Fahrzeuge, feiern auf ihrer Homepage zum Beispiel ihre grösste Fräse (eine Boschung, 177 PS, 7900 Kilo schwer. e) Sie haben die Grösse, einen ihrer Gegenspieler als Mitglied zuzulassen; Hans ist Schneemacher. Und f) haben sie ein wirklich cooles Motto: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, der zuerst geräumt werden muss."

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Schöne Schanze



Die Nacht auf gestern verbrachte ich in Engelberg, einen Teil des Dienstags auch. Wieder einmal löste der Ort in mir gemischte Gefühle aus. Schlimm verbaut, wird er in der Hochsaison von Skifahrern durchwuselt, dass es einen graust; genauso war es am Montag abend, als ich ankam. Ich tat mich dann schwer, etwas zu essen kriegen, überall war alles reserviert, Horden von Holländern gingen um. Anderseits gibt es in Engelberg das grosse, ehrwürdige, beruhigende Kloster, ist da die Geborgenheit eines Talkessels, hocken am Horizont Gross und Chli Spannort wie Bergkristallgebilde; all das versöhnt. Am besten gefiel mir diesmal die Sprungschanze by night. Prächtig illuminiert, strahlte sie hellgrün. Man entschuldige, wenn meine Fotos das mangelhaft wiedergeben. Ich hatte, während ich auf der Suche nach einer warmen Mahlzeit umhertaumelte, nur das iPhone dabei.

Dienstag, 28. Dezember 2010

Hey, ich bin ein Experte

Hier bin ich heute: Engelberg.
Heute komme ich im Radio: DRS 1, "Treffpunkt" zum Thema Winterwandern um 9.05. Diverse Experten sind eingeladen, da ich eingeladen bin, bin ich auch ein Experte. Die Sendung wird in Engelberg gemacht, live; ich muss früh da sein, bin gestern abend schon angereist - und wer weiss, vielleicht gehe ich nach dem Reden übers Winterwandern gleich winterwandern. Es wäre die perfekte Verschränkung von Theorie und Praxis.

Montag, 27. Dezember 2010

Es war The Big Lebowski, ich schwör's

Ausgeburt eines Freaks: Forchdenkmal.

Die pyramidalen Stufen des Denkmals.

Die Forchbahn, die Lebowski himself steuerte.
Gestern hatte ich Sonntagsdienst bei der Zeitung. Zuvor ging ich am Morgen bei grosser Kälte von Waltikon zum Forchdenkmal und zur Forch; eine einstündige Wanderung, die ich empfehlen kann. Folgendes fiel mir auf und ein: 1. Der Mann im Führerstand der Forchbahn sah mit dem schütteren Kinnbärtchen aus wie Jeffrey "The Dude" Lebowski, leider konnte ich ihn nicht fotografieren. 2. Anlässlich der Allerweltsvillen von Zumikon stellte ich fest, dass zum Reichtum Geschmack nicht zwingend gehört. 3. Das Forchdenkmal wirkt wie die magersüchtige Vase eines Glasbläserfreaks; und wiederum erinnerten mich die überaus steilen Stufen an eine Maya-Pyramide.

Sonntag, 26. Dezember 2010

Wanderniere

Ich musste lachen, als ich  mir "Wandern, ach Wandern" anschaute. Heino wirkt wie ein reicher Deutscher, der in einem siebenbürgischen Dorf eine Niere kaufen will.

Samstag, 25. Dezember 2010

Robert Walser und der Spiesser als bewahrende Kraft

Starb heute vor 54 Jahren: Robert Walser.
Endlich habe ich Carl Seeligs "Wanderungen mit Robert Walser" ganz gelesen. Seelig, ein reicher Erbe, war Schriftsteller, aber kein grandioser. Lebenslänglich gelüstete ihn nach der Nähe anderer Literaten - für einige wurde er zum Verleger, Freund, Förderer. So auch für Walser, der 1936, als der Kontakt zustandekommt, in der Heil- und Pfleganstalt in Herisau sitzt. In den nächsten zwei Jahrzehnten, bis Walser am Weihnachtstag 1956 stirbt, ziehen die beiden Männer regelmässig zu den unglaublichsten Wanderungen aus. Davon handelt das Buch, indem es summarisch jede Route und die Erlebnisse ihr entlang rekapituliert. Vor allem aber fasst Seelig jeweils zusammen, was Walser beim Gehen gesagt hat. Eine Stelle finde ich interessant, weil mich der hiesige Sozialcharakter beschäftigt und besonders der Typus des "Bünzli"; der Eintrag datiert vom 19. Oktober 1943. Nachfolgend das Zitat, Seelig referiert Walser:
Er verteidigt die Existenzberechtigung der Spiessbürger. Diese seien die Hüter der Zivilisation, die bei ihnen Unterschlupf habe. (..) Weil die Spiesser in ihrer kleinstädtischen oder dörflichen Beschränktheit für die grossstädtischen Literaturerzeugnisse kein Interesse zeigen, hätten sich die Literaten der Neuzeit an ihnen gerächt, indem sie sich über sie lustig machten und ihre Giftspritze auf sie richteten. (..) So enervierend dessen Verdummung manchmal wirke, so sei der Spiesser doch noch lange nicht so unerträglich wie der Literat, der glaube, ihm sei die Aufgabe übertragen worden, die Welt Mores zu lehren.


Freitag, 24. Dezember 2010

Ziefen, Weihnachten, die Geister

Die Klingler von Ziefen. (Bild: Fünflibertal-Tourismus)
In den dunklen Tagen des Jahres gehen die Geister um, sicher wähnt sich der Mensch einzig im Haus. Manchmal aber zündet er Kerzen an und Fackeln. Oder er greift sich eine Rassel, Klingel, Rätsche. Und dann zieht er aus in die Gassen und durch die Fluren. Viele uralte Rituale gründen hierzulande auf dem Bestreben, mit Licht oder Lärm die Kräfte des Finsteren zu verscheuchen. Ziefen im Baselbieter Fünflibertal hat - heute abend - das "Nünichlingle". Junge Männer in langen Mänteln mit meterhohen Zylinderhüten gehen durchs Dorf und schwingen ihre Glocken. Gern schaute ich dem Treiben einmal zu, bloss eben, heute ist Heiligabend, da bin ich bei der Familie. Schöne Weihnachten, liebe Blogleserinnen und -leser.

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Schon wieder ein Naturparkprojekt

Naturpark? Alpendohlen auf dem Grossen Mythen.
Der Naturpark Urschweiz, über den ich hier auch schon schrieb, ist nach dem wuchtigen Nein der Nidwaldner Gemeinden gestorben. Doch bereits zieht das nächste Projekt auf: der Naturpark Schwyz, der sich von Arth und Steinen über Schwyz, Muotathal, Riemenstalden nach Ober- und Unteriberg, Alpthal Einsiedeln und zurück über Rothenthurm und Sattel erstrecken würde. Bis 2013 soll das Projekt in allen 14 Partnergemeinden zur Abstimmung kommen.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Die Amsel, die man immer hören kann

Vogelwarte-Sempach-Page.
Die längste Nacht ist vorbei, ich freue mich, dass es dann irgendwann wieder Frühling ist und man morgens ein Vogelkonzert vor dem Fenster hat. Vorläufig leiste ich mir täglich eine digitale Aufnahme von der Vogelwarte Sempach. Etwa die der Amsel: So ein Flöten macht fröhlich.

Dienstag, 21. Dezember 2010

80 Mal Felswand mit Fridolin Walcher

Walcher-Foto: Limmernsee, Kistenstöckli (Scan, reduzierte Qualität).
Ein grossformatiger Band, darin 80 Schwarzweissfotos, feinkörnig, ins Abstrakte tendierend, die Spanne von Licht zu Schatten in subtilen Abstufungen durchmessend. "Vertikale Ebenen" heisst das neue Buch des Glarner Fotografen Fridolin Walcher. Es ist nicht konventionelle Landschaftsästhetik, sondern hochkonzentriertes Hinschauen und penibles Abbilden von Fels. Ich mag diese Art von Kunst, sie definiert sich selber eine Aufgabe und widmet sich ihr dann mit grösstmöglichem Ernst. Im Übrigen fällt mir ein, dass ich einmal gewitzelt habe, ich möge Berge so sehr, dass ich am liebsten jede Woche in einer Kolumne eine Geröllhalde rezensieren würde.

Montag, 20. Dezember 2010

Das war unser Wanderweihnachtsessen

Kurz nach Schönenberg, zuhinterst Hund Emil.

Der Teufenbachweiher.

An der Sihl, noch 30 Minuten bis zum Fondue.
Am Wochenende gingen ich und mein Wandergrüppli zum Weihnachtsessen. Der Tag war ein Gesamtkunstwerk aus Pulverschnee, Eiszapfen und guter Laune unter einem weiten Wolkenduvet. Von Wädenswil gelangten wir durchs Land der neckischen Drumlinhügel zur "Sihlmatt". So heisst die Wirtschaft, die unterhalb des Zuger Klosterdorfes Menzingen ganz für sich an der Sihl liegt. Bis Ende Januar dauert (Fr, Sa, So geöffnet) die Fonduesaison in dem Holzhäuschen. Nachdem wir ausgerührt, Caquelon und Weinflaschen geleert hatten, war es dunkel. Durch die Mondlandschaft hielten wir vorbei an Lebkuchen-Bauernhäusern mit Fenstern wie im Adventskalender hinauf nach Menzingen und waren uns einig: eine der besten Routen, die wir je gemacht haben.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Die Schweizer Wildschutz-Karte ist da!

Irgendwo ist hier im Alpstein eine Wildschutzzone. Aber wo?
Endlich. Man hörte in den letzten Jahren immer wieder vom Gebot, im Winter das ruhende Wild nicht zu stören. Jetzt gibts die gesamtschweizerische Karte, auf der Winterwanderer und Schneeschuhler sehen, wo Schutzzonen eingerichtet sind, die sie nicht betreten sollten. Die Karte wird permanent aktualisiert - eine gute Sache.

Samstag, 18. Dezember 2010

Ginge alles besser, ginge man mehr?

Johann Gottfried Seume, 1763 bis 1820: Wenn es einen Pionier der modernen Wanderei gibt, dann diesen Deutschen. Seine Biografie liest sich wie ein Robert-Louis-Stevenson-Roman; einmal wurde er von Soldatenwerbern ergriffen und nach Amerika verschifft, wo er zwangsweise auf der Seite Englands gegen die Rebellen kämpfte. Später wanderte er von Deutschland nach Sizilien und schrieb darüber den Bericht "Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802". Nachfolgend ein hübsch programmatisches Seume-Zitat:
Wer geht, sieht im Durchschnitt anthropologisch und kosmisch mehr, als wer fährt. Überfeine und unfeine Leute mögen ihre Glossemen darüber machen nach Belieben; es ist mir ziemlich gleichgültig. Ich halte den Gang für das Ehrenvolleste und Selbständigste in dem Manne, und ich bin der Meinung, dass alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge.

Freitag, 17. Dezember 2010

Widmer im West Wing

Samstag und Sonntag veranstaltet mein Verlag, der Echtzeit Verlag, so etwas wie ein Defilee. Seine Autoren wechseln sich ab, jeder ist für ein, zwei Stunden im "Westflügel" in Zürich präsent und hofft, dass Leute kommen, ein Buch kaufen und es signieren lassen. Unter den Anwesenden: Gion Mathias Cavelty (schöner neuer Roman, Gion!), Hanspeter Born, Eugen Sorg, Res Strehle, Constantin Seibt, Michèle Roten, Peer Teuwsen; zwei der Erwähnten sind übrigens Mitglieder meiner privaten Wandertruppe "Fähnlein Fieselschweif". Ich selber bin am Sonntagnachmittag von 15 bis 16 Uhr vor Ort und hoffe auf Besuch.
Demnächst in Zürich: Widmer.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Fondue-Physiologie. Und Fondue-Psychologie

Post-Fondue-Müdigkeit: Widmer 2009 in Biel. (Bild: Liliane Géraud)
Am Samstag geht es mit meinem Wandertrupp "Fähnlein Fieselschweif" zum Weihnachts-Essen. 14 Leute wollen kommen, es gibt Fondue, ich freue mich auf den Gout des Käses - und auf die begleitende Berauschung (in Massen, man ist ja Protestant). Nun liegt allerdings eine neue Studie des Unispitals Zürich vor: Die Forscher liessen Probanden Fondue essen. Dazu trank die eine Gruppe Schwarztee und später Wasser, die andere hingegen Weisswein und später Kirsch. Nach sechs Stunden hatten die "Nüchternen" die Hälfte des Fondues aus dem Magen geschafft. Bei den "Alkoholisierten" dauerte das neun Stunden. Heisst das jetzt, dass ich am Samstag auf Wein und Schnaps verzichten werde? Sicher nicht! Die Studie befragte zum Schluss die Probanden, wie sie sich fühlten. Die Leute mit der durch den Alkohol verlangsamten Verdauung fühlten sich keineswegs schlechter. Merke: Wohlbefinden ist etwas Subjektives, es ist stark auch eine Frage der Psychologie.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Äs isch scheen, dass mier sie hend

Ein Ausschnitt aus der Homepage der Stockhütte über Emmetten (NW): Es fällt mir immer wieder auf, dass die Leute auf dem Land gern Verse schmieden; in Lokalzeitungen gibt es bisweilen Leserbriefe in Gedichtform.

Dienstag, 14. Dezember 2010

"Seit 946" ist ein ziemlich cooler Werbeslogan

Prachtsbeiz im Schattenloch: Trichtenhausermühle.

Truhtil-Husa, so der früheste belegte Name der Mühle.

Zuleitung zum Wasserrad neben dem Haus.
In früheren Zeiten gab es als Energiequelle nur die Wasserkraft. Hauptlieferantin für die Stadt Zürich war die Limmat. Platz zwei hielt der Wehrenbach. Gestern ging ich von der Tram-11-Haltestelle "Burgwies" dem Bach entlang tobelaufwärts und kam nach einer Stunde zur Trichtenhausermühle - eine wunderschöne Route, auf der man die Stadt völlig vergisst. Die Mühle, die ihre Schattenloch-Lage durch Riegelhauscharisma kompensiert, ist am Montag zu, aber das hatte ich gewusst. Ich ging zum Wasserrad, imposant. Und ich nahm mir vor, bald wiederzukommen und in der Wirtschaft zu essen. Allein schon wegen des Werbeslogans, dessen historisches Gewicht kein anderes Speiselokal so schnell erreicht: "Seit 946."

Montag, 13. Dezember 2010

Die Schweiz, Europas tiefster Keller

Beim Zügeln bin ich auf eine Anzahl ungelesener Bücher gestossen. Darunter ist ein Krimi von 2009, "Am Grund des Sees" von Andrea Fazioli (btb). Ich las ihn gestern. Er führt nach Malvaglia im Bleniotal zum dortigen Staudamm: Es geht um einen Mann, der just beim Bau des Damms verschwand. Es geht um einen anderen Mann, der immer noch gegen den Damm grollt und einen Mord begehen will. Und es geht um all jene Notablen, die damals viel Geld einstrichen und nach wie vor ein schlechtes Gewissen haben. Dieses formidable Buch erlaubt dem Leser, in die geplagte Tessiner Seele zwischen Mediterranität und alpiner Gedrücktheit zu schauen. Mein Lieblingssatz: "Die Schweiz, im Herzen Europas, am Kreuzungspunkt aller Geschichten und aller Intrigen gelegen, ist von ihrer Fläche her wohl ein kleines Land, aber ihr Keller böser Erinnerungen ist tief."

Sonntag, 12. Dezember 2010

Man schenke sich zu Weihnachten... la Brévine

Absinth im Hôtel-de-Ville.

La Brévines 400-jährige Kirche.
Man muss nicht zu Fuss nach La Brévine, wie wir das gestern taten (wir wanderten von Les Ponts-de-Martel in knapp vier Stunden hin). Aber man muss nach la Brévine. Mindestens drei Dinge wollen das: 1. Die Hochebene. Sie ist nicht mehr Schweiz, sondern Niemandsland, Nebelland, Grenzland, Norwegen, Sibirien, Kanada; die Muldenform der Ebene bewirkt die tiefsten Temperaturen des Landes. 2. Die Kirche von 1604, ein gedrungenes Kalkkörperlein von enormer Kraft; sie hat soviel Spiritualität wie die Supermegaprotz-Klerikalklötze von Einsiedeln und St. Gallen zusammen, hier kann man abseits des Rummels Weihnachten spüren. 3. Das Restaurant Hôtel-de-Ville. Es gibt Superfondue, eine Mischung, die Preise eingeheimst hat. Vorher oder nachher probiere man die milchige Magierflüssigkeit Absinth! Was den Wirt angeht: Er kann gut Deutsch, weil er mal zwei Jahre in Berlin kochte. In unserer Botschaft, als Borers dort  schalteten und walteten.

Samstag, 11. Dezember 2010

Anschauen oder nicht anschauen?

Ein eben bei Benteli erschienener Bildband des Zürcher Fotografen Oliver Gemperle: "Calanca. Verlassene Orte in einem Alpental". Soll ich ihn mir zuführen? Ich glaube, das Buch würde mich deprimieren - dieser Kulturverlust durch Abwanderung! Anderseits ist es irgendwie auch tröstlich, dass es in unserem verdichteten Land Gegenden gibt, die sich entmenschen. Also doch hineinschauen? Das Räsonnement ist noch im Gang.

Freitag, 10. Dezember 2010

Völlig losgelöst

Das alte Grimsel-Hospiz von aussen: ein charismatischer Klotz. Inwendig wurde es stilvoll umgebaut, 12 Millionen kostete das. Und erstmals öffnen die Eigentümer, die Kraftwerke Oberhasli, nächstens das Haus auch winters, ab Januar ist es jeweils von Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Die Anreise ist umständlich: von Innertkirchen mit dem Postauto hinauf zur Handeck, dann mit der Luftseilbahn und durch Stollen zum Hospiz. Dort wird man umsorgt, geniesst den Luxus und ist völlig abgeschnitten - es soll Leute geben, die Derartiges lieben. Meine Alternative: Zum bescheidener gehaltenen "Grimselblick" höher oben am Pass. Auch er ist im Winter offen, man erreicht ihn in einer dreistündigen Wanderung auf gepfadeter Piste von Oberwald im Goms aus; ich ging vor einem Jahr hinauf, war an meinem Tag allein und völlig begeistert.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Total schnitzophren

Die Skulpturen des Künstlers Anatol Stäheli aus Neuwilen im Kanton Thurgau halte ich für scheusslich. Immerhin, das eigene Wirken mit der Kettensäge unter den Titel "Schnitzophren" zu stellen - das hat einen gewissen wild chic.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Der Kronberg verliert seine Krone

Krähe, nicht Krone.
Ich ging immer davon aus, dass der Kronberg meiner Kindheit so heisst, weil er die Krone des Alpsteins ist. Und jetzt der Schock: Gestern das Buch "Gipfelgeschichten. Wie die Schweizer Berge zu ihren Namen kamen" zugeschickt gekriegt - daraus geht hervor: Der Kronberg ist bloss ein Krähenberg; ein Berg der Dohlen also. Bereits im 9. Jahrhundert erscheint er in der von Notker dem Dichter bearbeiteten Gallus-Vita. Und zwar als Chraunperch, worin sich althochdeutsch "chra-a" (Krähe) verrät. Damit wird man als Appenzeller leben müssen; im Übrigen finde ich das Buch der Journalistin Nathalie Henseler amüsant und lesenswert (Faro Verlag).

Dienstag, 7. Dezember 2010

Putziges, vergessliches, bedrohtes Eichhörnchen

Hübscher Eichhörnchen-Artikel in der "Schweizer Familie". Ihm entnehme ich: 1. Der Name kommt nicht von "Eiche", sondern von althochdeutsch "ekern" gleich "flink". 2. Die Eichhörnchen legen im Herbst überall Lager mit Vorräten an, vergessen bis zum Winter aber, wo diese sind. Sie gehen dann schnuppernd um, um sie wiederzufinden. 3. Im Januar (Winterschlaf gibts keinen) geht es zur Paarung. Weibchen werden von den Männchen im Rudel gejagt, der schlaue Herr versucht die erwählte Dame schliesslich für sich zu gewinnen, indem er flehend fiept wie ein Junges. 4. Die Weibchen unterhalten Nester, sogenannte Kobel. Der Hauptkobel, überdacht, mit Moos gepolstert, mit einem Notausgang versehen, dient als Kinderstube. 5. Neuerdings droht den hiesigen Eichhörnchen die Ausrottung. Die grösseren, aggressiveren, fruchtbareren Grauhörnchen, die aus Amerika eingeschleppt wurden, stehen unten am Lago Maggiore nur noch vier Kilometer vor der Landesgrenze. Eichhörnchen, jetzt musst du stark sein!

Montag, 6. Dezember 2010

Schwere Zeit

Europarekord auf 17 Metern Höhe: Aaraus Bahnhofsuhr.
Am Wochenende wanderten wir auf dem Hochplateau zwischen Suhrental und Wynental im Aargau. Die Weite, der Glitzerschnee, der stille Wald, die Sonne: grossartig. Später in Aarau wies mich Liliane darauf hin, dass die neue Uhr am umgebauten Bahnhof die grösste Europas ist. Sie hat einen Durchmesser von neun Metern, mehr als das Zifferblatt der Kirche St. Peter in Zürich. Und der Minutenzeiger wiegt 120 Kilo - hoffen wir, dass er solide montiert ist und nicht runterfällt!

Sonntag, 5. Dezember 2010

Ab auf die Alp! (SH)

Alpfeeling nach Schaffhauser Art: Babental-Restaurant.
Wie heisst die einzige Alp im Kanton Schaffhausen? Babental. Sie liegt gut 2 Kilometer östlich von Schleitheim auf 605 Metern, das Restaurant hat auch in der kalten Jahreszeit offen. Babental: für alle, die auch winters gern Alpfeeling hätten.

Samstag, 4. Dezember 2010

Highsmith im Tessiner Winter

Charaktervoll: Tessin (Magadinoebene).

Das neue "Tintenfass" aus dem Diogenes Verlag trägt den Titel "Wann tritt Europa der Schweiz bei?" Man findet auf den fast 400 Seiten des Sammelbandes Kluges und Klug-sein-Wollendes von Dürrenmatt über Kaminer bis Grünberg. Gefesselt hat mich Patricia Highsmiths Text "Untergetaucht im Tessiner Winter" von 1983. Die Amerikanerin, die im Maggiatal wohnte, zeichnet ein Tessin jenseits aller Klischees, kühl, stolz, eher spanisch als italienisch. Sie erzählt vom Schnee auf den Weinstöcken, dem seltsamen Nachbarn, dessen Ölheizung versagt, von einem anderen Nachbarn, der ihr Auto aus Fürsorglichkeit mit einer Plastikhülle versieht. Highmiths Erkenntnis: "Das Tessin - wie jede Landschaft mit Charakter - kann nicht geändert werden, damit es passt. Du musst dich selbst einpassen; oder musst es bleiben lassen."

Freitag, 3. Dezember 2010

Schröcksnadel sticht, pardon: schlägt zu

Fand Investoren: Savognin (Pistenplan).
Die Savogniner Bergbahnen müssen 40 Millionen Franken investieren, um ihr Skigebiet zu erneuern, haben sie aber nicht. Nun sind Investoren gefunden, Österreicher. Die Gebrüder Anton und Peter Schmidl sowie Markus Schröcksnadel haben 51 Prozent der Aktien erworben. Schröcksnadel? Was wie ein Horrorgipfel klingt, ist ein mächtiger Alpenclan, der zum Beispiel seit 2000 das Skigebiet Heiligenblut/Grossglockner besitzt. Übervater Peter ist Skiverbands-Präsident des Landes. Die "Süddeutsche" reportierte dies: Packt ihn die Lust auf Skifahren, lässt er sich eine Privatpiste absperren. Schröcki senior hat den Hang dann für sich allein.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Hetzligzapfen und Hetzligkistli

Weiss jemand nicht, was schenken? Ich schlage ein Hetzligkistli vor. Hetzlig, genauer Unter-Hetzlig: Das ist ein abgelegener Weiler in der weitläufigen Entlebucher Gemeinde Romoos. Die Bauernfamilie Felder-Heer macht ihre eigenen Trockenwürste ("Hetzligzapfen"), macht Lebkuchen, Konfitüren, Eierkirsch, Sirup, Kräutertee. Das und einiges mehr kann man via Internet bestellen in allen Kombinationen und Grössen, es kommt dann per Post. Eben, ein Hetzligkistli. Ich liebe die Idee, ich liebe den Namen.

Szenen vom Hetzlig (Homepage-Ausschnitt).

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Andermatts Gewinn und Verlust

Eine Studie der Urner Kantonalbank beziffert, was das Luxus-Tourismus-Resort in Andermatt bringt. Nämlich: mindestens 1800 Arbeitsplätze. Die Wertschöpfung soll 220 Millionen Franken betragen. Natürlich gelten diese Zahlen nur, wenn der Betrieb des Ägypters Samih Sawiris auch wirklich auf Touren kommt. Und natürlich kann man nicht quantifizieren, was die Region an Schönheit und Ruhe verliert.

Die Ebene von Andermatt, als sie noch unverbaut war.

Dienstag, 30. November 2010

Widmers Spartipp

Ab 11. Dezember kosten Zugbillette und Zugabos mehr, die SBB erhöhen ihre Preise. Kleiner Tipp für alle Sparfüchse von mir ... okay, *grummel*, ich gebe zu, ihn aus dem "Saldo" geklaut zu haben: Vor dem Stichtag kaufen, was man vor dem Stichtag kaufen kann! Zum Beispiel Tageskarten, die bekanntlich drei Jahre gültig sind.

Montag, 29. November 2010

Die Keltengräber vom Feufbüel

Einer der Grabhügel. Vor gut 2500 Jahren wurde hier bestattet.
Am Wochenende ging ich bei beissender Kälte zu den Keltengräbern von Zollikerberg - oh ja, die hats dort! Und zwar auf dem Feufbüel, einem Waldhügel. Archäologen bargen in den Gräbern Töpfe, Schalen, Fibeln. Ohne Schnee hätte ich vermutlich mehr von der Anlage erkannt. Dafür war der Platz besonders stimmungsvoll - es hätte mich nicht gewundnert, wenn ein Druide aus dem Gebüsch geschneit wäre.

Sonntag, 28. November 2010

Tod eines Wasserfalles

Fährt man ins Muotatal, sieht man bei Ried einen schönen Wasserfall. Das Wasser springt über eine Felsnase. Pardon: sprang. Neuerdings fliesst es unspektakulär und traurig die Wand hinab. Die Nase ist weg. Mehrere Felsstürze haben sich in den letzten 48 Stunden im Gebiet ereignet, wobei rund 520 000 Tonnen Stein abbrachen.

Samstag, 27. November 2010

Vettel, zieh doch an den Hockenheim-Ring!

Abgas-Vettel mags grün.
Kemmental (TG) bewilligt eine Sonderbauzone, damit Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel seinen schönen Wohnsitz um einen Riesenpool und einen Tennisplatz ergänzen kann. Man spricht schon von der Lex Vettel. Gehässiger Gedanke des Bloggers: Autorennfahrer sollten bauen, wo sie versauen: am Rand ihrer Rennstrecken, im Abgasgestank. Oder an der Autobahn. Das wäre dann die Lex Widmer.

Freitag, 26. November 2010

Das Rotzwort

So schön wohnen les Rodzemounais.
In der Freiburger Zeitung "La Gruyère", hier kürzlich erwähnt, las ich einen Artikel über eine Deponie, die die Leute von Rougemont umtreibt, und dann fährt der Autor fort: "Ce qui irrite les Rodzemounais...". - Hä? Les Rodzemounais? Ist das französisch? Vermutlich geht das Rotzwort auf den einstigen deutschen Namen des Ortes Rougemont zurück: Rötschmund.

Donnerstag, 25. November 2010

Wandern und Espresso trinken

Passt in jeden Wanderrucksack: der Handpresso.
Heisses Wasser, zum Beispiel vom Minirechaud. Kaffeepulver. Und das Gerät mit dem etwas doofen Namen "Handpresso": Diese drei Dinge braucht es, damit auch der Wanderer irgendwo weit draussen zu seinem Espresso kommt. Dieser entsteht in zwei Etappen: Vorerst heisst es mit dem Handpresso Luft pumpen, bis genug Druck aufgebaut ist - und anschliessend darf gebrüht werden. Das Ding kostet gut 125 Franken und ist ein gutes Weihnachtsgeschenk für Outdoor-Exzentriker.

Mittwoch, 24. November 2010

Vernetzung pur

Blogger Moor im Gelände (Gürbetaler Höhenweg).
Im September bloggte ich Wanderblogger in diesem Wanderblog über einen anderen Wanderblogger. Und nun hat dieser Wanderblogger namens René P. Moor in seinem von mir geschätzten Wanderblog über meinen von ihm geschätzten Wanderblog gebloggt. Und deshalb blogge ich in meinem Wanderblog wieder über seinen Wanderblog. Was für ein gelungenes Stück Vernetzung im Internet, die auch wir Wanderer anstreben. Just in diesem Sinn erlaube ich mir zum Schluss noch einmal die Empfehlung von Moors neuem Wanderbuch "Gehzeiten" - dies ist eine wirklich amüsante Lektüre aus dem Zu-Fuss-Universum.

Dienstag, 23. November 2010

Arche Noah im Val Terbi

Schöner Internetauftritt der Arche Noé (Screenshot).
Die Arche Noah liegt in Vicques im Val Terbi vor Anker. Der Jurassier Christian Schneiter, "unter den Tierpräparatoren ein Star" ("Tages-Anzeiger"), hat in einem Scheunen-Anbau eine Schau seiner Präparate eingerichtet. Er arrangiert ganze Tableaux, zeigt zum Beispiel Löwen beim Jagen oder eine Alpszene, in der ein Luchs eine Gemse schlägt. Im September hat Schneiter "L'Arche de Noé" eröffnet, und bereits haben mehrere Tausend Personen diese besucht. Zur Attraktivität trägt bei, dass Vicques von Delémont her bequem per Bus erreichbar ist.

Montag, 22. November 2010

Station Sihlbrugg, stirb nicht, ich brauch dich doch!

Guter Ausgangspunkt: Station Sihlbrugg.
Wir Wanderer schätzen die Station Sihlbrugg, weil man von ihr aus leicht in den Sihlwald kommt, aber auch aufs Albishorn und zum Sihlsprung. Doch in zwei Jahren, ab Dezember 2012, sollen keine Züge mehr stoppen. Das Problem sind die Tunnels auf beiden Seiten der Station, die nur einspurig befahrbar sind. Die Strecke, ein Stück Gotthardzubringer, ist deshalb so stark ausgelastet, dass ein Halt laut den Planern zeitlich bald nicht mehr möglich sei. Diese Woche wurde den Verantwortlichen nun eine Petition (2235 Unterschriften) übergeben. Sie fordert, dass die Station Sihlbrugg an den öffentlichen Verkehr angeschlossen bleibt - allenfalls halt mit einem Bus. Gute Sache!

Sonntag, 21. November 2010

Isenthal, böses Isenthal?

Kommt er, kommt er nicht? Naturpark Urschweiz.
Schon wieder droht ein Naturparkprojekt zu scheitern. Diesmal ist es der "Naturpark Urschweiz". Isenthal hat ihn dieser Tage abgelehnt, womit die Parkfläche, die 12 Urner und Nidwaldner Gemeinden umfasst, entzweigeschnitten ist. Am 10. Dezember entscheidet als letzte beteiligte Gemeinde Wassen. Unabbhängig davon lässt sich etwas Grundsätzliches sagen: Das Naturparkkonzept ist offenbar prinzipiell ... schwierig. Ganz offensichtlich hat es ein Vermittlungsproblem. Mich ärgert es dann jeweils, wenn die Damen und Herren Projektierer über die dummen Bauern und Jäger herziehen, die nicht begriffen haben, was so ein Park ihnen bringen würde. Wer etwas Neues will, muss es überzeugend begründen können. Und er muss tragfähige lokale Allianzen schmieden. Sonst geht es eben schief - und das ist dann sein Fehler.

Samstag, 20. November 2010

"Über die Alpen" I und II


Hä? Über Nadja Klingers Schweizdurchquerung schrieb ich in diesem Blog. Gestern entdeckte ich per Zufall, dass eine zweite Wanderreportage mit exakt demselben Titel existiert. Auch sie ist 2010 erschienen. Gibts im Buchhandel keine übergeordnete Instanz, die derlei Verwirrlichkeiten vermeidet?