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Mittwoch, 31. August 2011

Dieses alberne, unsinnige "Huhu"

Schriftsteller Mark Twain (1835 - 1910), in Luzern weilend, über das allerschlimmste Schweiz-Souvenir von allen:
Kein Ton ist so unsinnig, albern und unangenehm wie das "Huhu" der Kuckucksuhr, meine ich. Ich habe eine gekauft und nehme sie für eine gewisse Person mit nach Hause; denn ich habe immer gesagt, dass ich diesem Manne eins auswischen würde, wen sich je die Gelegenheit dazu ergeben sollte. Ich hatte zwar gemeint, dass ich ihm ein Bein brechen würde, oder so etwas in dieser Art; aber in Luzern erkannte ich sofort, dass ich seinen Geist zerrütten könnte. Das wäre dauerhafter und in jeder Beziehung befriedigender. Also kaufte ich die Kuckucksuhr...

Dienstag, 30. August 2011

Es war auch, aber nicht nur Herbst

Dräuende Wolken: Nach Wisen, hinten der Flueberg.
Als ich am Samstag loszog, schwebte mir für diesen Blogeintrag der Titel vor: "Die erste Herbstwanderung des Jahres". Doch im Laufe der Wanderung von Trimbach via Schloss Wartenfels zur Froburg und über den Wisenberg nach Läufelfingen - im Laufe dieser Sechs-Stunden-Route merkte ich: Es war auch, aber nicht nur Herbst. Wir erlebten Sonnenattacken und ein Dutzend Mal Sprinkelregen im Aprilstil, registrierten aber auch, dass sich die Blätter der Bäume färbten wie Ende September. Und dann gab es auf der Ebene vor der Froburg peitschenden, die verschwitzten Wanderer ins Frieren bringenden Februarsturm. Wir bekamen von der Natur ein Vier-Jahreszeiten-Package serviert.

Montag, 29. August 2011

Die todsichere Unfallmethode

54 Bergwanderer kamen in der Schweiz 2010 um. Im "Tages-Anzeiger" von heute gibts einen Text von mir - eine ernsthafte satirische Anleitung, wie man todsicher in Not gerät.

Sonntag, 28. August 2011

Immer diese Labelitis!


Ein hübscher neuer Wanderführer: Er schlägt vor, das "Jungfrau-Aletsch-UNESCO-Weltnaturerbe" zu Fuss zu umkreisen - eine gute Sache. Was die Gebietsbezeichnung angeht: Sie könnte man noch ausbauen. Wie wäre es mit: Jungfrau-Aletsch-UNESCO-Weltnaturerbe mit Iso-Alpin-Zertifizierung nach EU-Norm? Nein, im Ernst, manchmal geht mir diese Labelitis und Naturparkitis auf den Geist. Aber dafür kann Autor Peter Anliker nichts, dessen Büchlein ich durchaus empfehle.

Samstag, 27. August 2011

Der grosse Neckertalreport

Neckertal: Dorf Dicken mit Züblisnase.
Passt: Wappen von Neckertal SG.
Ich habe verschiedentlich geschrieben, dass ich das Neckertal mag, seine Seitenlage am Rand des Toggenburgs und des Appenzellerlandes, seine Stille, seine Höfe und Höndli, die ehrwürdige Propstei von St. Peterzell, die Präsenz des Ofenlochs, jener mythischen Grube, die den Necker in die Welt schickt - huch, ich fange schon wieder an zu schwärmen. Dabei wollte ich doch nur sagen, dass sich in der neuen "Schweizer Familie" ein grosser Neckertal-Wanderbericht findet, bebildert vom St. Galler Fotografen Dani Ammann... und als ich den Artikel musterte, fiel mir ein: Ach, das habe ja ich geschrieben! Ich gab den Text vor vielen Wochen ab und vergass ihn. Jetzt ist er also erschienen.

PS. Ich hoffe, dass der Regen in den nächsten Stunden nachlässt; um zehn startet unsere Wanderung im Solothurner Jura. Sie führt uns unter anderem zur Froburg.

Freitag, 26. August 2011

Vella zum Gruseln, Vella zum Mögen

Hässliches Vella.

Schönes Vella.
Meine Mittwochs-Wanderung von Flond auf den Piz Mundaun endete nach viereinhalb Gehstunden in Vella im Lugnez. Aus der Höhe besehen, gefiel mir das Dorf nicht. Da klafft eine riesige Baugrube und steht so manches Gerüst, und die Mehrfamilien-Ferienhäuser wuchern. Schön allerdings der Ortskern und drei charaktervolle Gebäude: das Schloss de Mont von 1666 (unteres Foto, links). Die Kirche mit Wandbildern des ambulanten Malers Hans Ardüser aus der Zeit vor dem Dreissigjährigen Krieg. Last not least die Ustria dalla Posta, die offen hatte, nachdem zuvor jede Wirtschaft am Weg geschlossen gewesen war - und die Wirtsleute waren willens, mir nach 14 Uhr etwas Warmes zu essen zu offerieren. Nett waren sie erst noch. Da geh ich wieder hin.

Donnerstag, 25. August 2011

Sand und Safran

Der Himmel über Horgen gestern morgen um 6.47. Safran macht den Kuchen gelb. Und Saharasand den Himmel! Gemacht hat das Foto Liliane Géraud, vielen Dank, Liliane!

Mittwoch, 24. August 2011

Sklaven der Rigi

Bündner Rigi? Der Mundaun! Bild: Adrian Michael/Wikim. Commons
Heut will ich von Flond auf den Piz Mundaun, einen Surselva-Gipfel von 2064 Metern. Das wird heiss, immerhin geht es 1000 Meter aufwärts. Der Mundaun wird auch "Bündner Rigi" genannt, wegen der umfassenden Aussicht. Und als ich das in meinem Wanderbuch las, fiel mir ein, dass man das Kreuz, den Berg über St. Antönien,  auch "Rigi des Prättigaus" nennt. Mir gefällt dieser Brauch nicht, dass man Berge mit stolzem Namen entwürdigt, indem man sie anderen, berühmteren Bergen angleicht. Hey, Mundaun. Hey, Kreuz! Zeigt Selbstbewusstsein! Steht zu eurer Eigenheit. Werft die Rigi-Sklaverei ab!

Dienstag, 23. August 2011

Der passende Name für eine Nonne

In der Kapelle des Klosters Gubel über Menzingen ZG gedenkt eine Tafel der Kapuziner-Schwestern, die in der Gruft begraben sind - und hatte diese eine unter den Verstorbenen nicht einen geradezu spektakulär zu ihrem Nonnendasein passenden Namen?

Montag, 22. August 2011

Pilat! Pilat! Wirf us din Kaat!

Eben ist ein Band mit kürzeren Texten erschienen: "Innerschweiz fürs Handgepäck. Rund um den Vierwaldstättersee" (Unionsverlag). Gut gefällt mir darin Peter von Matts gewitzigte Betrachtung zum Pilatus, den er als Labor modernen Denkens porträtiert. Wie das? Nun, der Pilatus galt im Mittelalter und noch in der frühen Neuzeit als Hort des Bösen und der Geister. Der Jesusrichter Pontius Pilatus gehe dort oben um; störe man ihn in seinem Weiherchen, richte er Unwetter an, hiess es in Luzern, das die Besteigung des Berges verbot. Doch gerade das Tabu reizte den menschlichen Geist zum Widerspruch, so von Matt. Er schreibt:
Die entscheidende Tat unternahm 1585 der Luzerner Stadtpfarrer Johann Müller. Er vollzog endlich am Pilatussee den Grundakt der modernen Naturwissenschaft: das Experiment. Im Beisein vieler Zeugen warf er Steine in das Sumpfwasser, beschimpfte den Geist in mehreren Sprachen, rief schallend: "Pilat! Pilat! Wirf us din Kaat*!" - und nichts geschah. Dann liess er ein paar mutige Burschen durch den Tümpel waten. Von einem Abgrund keine Rede! Jetzt zog auch die Stadtregierung die Konsequenz. Sie liess die kleine nasse Senke abgraben, und der Mythos versickerte zusammen mit dem fauligen Wasser.   (*Kaat = Kot)

Sonntag, 21. August 2011

Widmer auf dem Karlsturm

Auf dem Grossmünster. Unten Münsterbrücke und Fraumünster. Hinten der Üetliberg.
Endlich. Ich war noch nie auf dem Zürcher Grossmünster. Dabei kann man den einen Turm, den Karlsturm, besteigen, Höhe 62 Meter, 187 Stufen. Kürzlich habe ich die Bildungslücke geschlossen. Das war nett, allerdings dann doch nicht vergleichbar mit dem Berner Münster, dessen enge Wendeltreppe nicht mehr enden will. Im Gegensatz ist das Grossmünster easy und etwas spannungsarm, man ist viel schneller oben. Zuunterst dieselbe Wendeltreppe wie in Bern; den Rucksack muss man ablegen dort, wo man die vier Franken Eintritt bezahlt. Nach einem Viertel der Höhe beginnt ein hölzerner Treppenaufgang, der stimmungs- und mysterienlos wirkt; fertig ist es mit dem Glöckner-von-Notre-Dame-Feeling, dieser Aufgang ist unspirituell. Oben gibt es keine Rundum-Galerie, sondern an den vier Ecken Terrässchen, auf denen jeweils drei, vier Leute Platz haben. Endlich war ich auf dem Zürcher Grossmünster. Es hat mich nicht beeindruckt, aber hübsch war der Ausflug durchaus.
Im Treppenhaus des Karlsturmes.
Da oben war ich, auf dem rechten Turm. Rechts die Wasserkirche.

Samstag, 20. August 2011

Bald komme ich im Fernsehen

Samuel Gyger richtet auf dem Weg zum Gipfel die Kamera. Unten die Holzegg.
Die gestrige Fünf-Stunden-Wanderung Holzegg - Grosser Mythen - Holzegg - Zwüschet Mythen - Mythenbann - Schwyz zerfiel in ganz unterschiedliche Hälften. Zuerst die Besteigung des Grossen Mythen, die immer wieder ein Erlebnis ist. Diesmal ganz besonders: Ich war der Statistenheld oder Heldenstatist des Schweizer Fernsehens, genauer gesagt der Sendung "Kassensturz", deren Redaktor Adrian Zehnder einen Beitrag zum Thema... Nein, ich will hier keine Redaktionsgeheimnisse ausplaudern. Jedenfalls agierte ich für einen "Kassensturz"-Beitrag, der am 13. September kommen soll, als Wanderer. Ich tat das mit Vergnügen und bestaunte die Ausrüstung von Kameramann Samuel Gyger; etwa eine Schiene, die man auf den Boden legt, und dann kann man auf Schuhhöhe mit der eingeklinkten Kamera erschütterungsfrei mitfahren, wenn jemand vorbeischreitet. Sehr interessant - ich freue mich auf den TV-Beitrag. Auf der Prachtsterrasse der Holzegg nahmen wir einen Schlussdrink, und hernach verabschiedete ich mich und stieg gen Schwyz ab. Das war grandios: Man geht anderthalb Stunden durch den Mythenbann, den Wald, der den Kantonshauptort vor Lawinen schützt, und quert atemberaubende Runsen. Und aus dem dunklen Wald könnte sich jederzeit Rotkäppchen materialisieren. Doch, das war gestern ein guter Wandertag.

Freitag, 19. August 2011

Meine Magenroute

Die Wirtschaft wartet, von Bergen gibt Gas.
Heute gehe ich mit und fürs Schweizer Fernsehen auf den Grossen Mythen, Kanton Schwyz - mehr darüber morgen oder übermorgen. Hier vorerst die Mitteilung, dass ich am Mittwoch eine tolle Wanderung im Tössbergland machte mit meinem alten "Berner Zeitung"-Freund Stefan von ... nomen est omen ... Bergen.  5 1/2 Gehstunden brauchten wir für die Route Fischenthal - Tannen - Tössscheidi - Hand - Habrütisattel - Chrüzegg - Tweralpspitz - Rotstein - Hüttenberg - Ricken. Hernach waren wir ziemlich ausgetrocknet, denn es war ein heisser Tag. Das Foto zeigt Stefan beim beschwingten Ansteuern der Bergwirtschaft auf der Chrüzegg. Dort holte ich mir vom Kartoffelsalat übrigens eine leichte Magenverstimmung. Aber hey!, es war wie gesagt ein aussergewöhnlich heisser Tag, da verderben auch die Speisen schneller als normal. Und daher bin ich nicht wirklich sauer auf den Beizer und schreibe die Bauchkrise als Kollateralschaden des Wetters ab.

Donnerstag, 18. August 2011

Kinderhexe und Kräuterhexe

Die Walliser Kräuterhexe. (Screenshot www.kraeuterhexlein.ch)
Judith, eine gute Freundin in Bern, arbeitete als Kinderhexe. Im stilechten Kostüm mit Spitzhut betrieb sie, bezahlt von der Kirche, Jugendarbeit in den Quartieren. Und siehe da, finde ich im Internet, die Kinderhexe gibt es in Bern immer noch. Allerdings hext längst nicht mehr Judith, sondern jemand anders. Ich komme darauf, weil ich in der "Schweizer Illustrierten" das Foto einer Frau in ihrem Garten sah, die Judith als Hexe gleicht. Madeleine Lötscher, 42, aus Oberems am Eingang des Turtmanntals, Kanton Wallis, ist Gärtnerin, züchtet Kräuter, macht Tees, Salben und so weiter. Und damit das Business Schwung kriegt, nennt sie sich "Kräuterhexe" und trägt das entsprechende Outfit. "Ich habe mir gedacht: Wenn schon spinnen, dann wenigstens richtig", sagt sie.

Mittwoch, 17. August 2011

Bergauf, Bergab mit den Kempfs



Gestern verlustierte ich mich auf Youtube mit allen möglichen Bergfilmchen. Besonders mochte ich den Trailer zu "Bergauf, Bergab" aus dem Jahr 2008. Regisseur Hans Haldimann begleitet die Familie Kempf im Schächental, die die alte Dreistufen-Landwirtschaft betreibt, mal auf 560, mal auf 1130, mal auf 1750 Metern lebt. Man schaue selbst - hat man danach nicht unbändige Lust, sich den ganzen Film zuzuführen?

Dienstag, 16. August 2011

Alexander und der Grosse

Ein Glarner, der nach Zürich auswanderte: Alexanderstein.
Unsäglich, wie das gestern regnete - just, als ich auf einer anderthalbstündigen Rentnerwanderung durchs Küsnachter Tobel war. Es schüttete in dieser Zeit circa fünf Mal zehn Minuten mit einer Wucht, dass ich hier und heute die meteorologische Sensation formuliere: Zürich hat jetzt auch einen Monsun! Im Übrigen gefiel mir im Tobel der Alexanderstein. Er hat eine Grösse von 70 Kubikmetern, besteht aus Taveyannaz-Sandstein und ritt vor gut 10 000 Jahren auf dem Linthgletscher vom Hausstock im Glarnerland her an. Den Namen hat der Riese von einem begabten Zürcher Geologen des 19. Jahrhunderts, Alexander Wettstein, der 1887 im Jungfraumassiv verunglückte. Vorher sprachen die Einheimischen vom "Wöschhüslistein".

Montag, 15. August 2011

Im Reich des Rotquarzes

Am Samstag wanderten wir. 6 1/2 Gehstunden, 100 Meter aufwärts, 1700 abwärts. Die Unternehmung spielte im südlichen Kanton St. Gallen: Maschgenkamm - Zigerfurgglen - Calans - Spitzmeilenhütte - Lauiboden - Schilstal - St. Peter - Flums - Flums Bahnhof. Vier Dinge beeindruckten mich besonders, einmal abgesehen davon, dass T. seinen Rucksack mit Hanteln beschwert hatte, um für eine Hochgebirgstour zu trainieren:
  1. Die Spitzmeilenhütte auf ihrem einsamen Plateau, umgeben von Moorseelein, rotgefärbten Bächen (siehe Punkt 3), Pässen noch und noch.
  2. Das "Spitzmeilenplättli" mit zwei Sorten Speck, Rauchwurst, Alpkäse und Geisskäse sowie selbstgebackenem Brot.
  3. Der Verrucano, ein quarziges Rotgestein. Es prägt die Gegend, färbt die Wege, die Geröllhalden, ja sogar die Gewässer.
  4. Über allem thront wie ein Vulkankegel der Spitzmeilen. Wer ihn einmal aus der Nähe gesehen hat, vergisst ihn nie wieder und wird ihn später von überall her freudig erkennen.

Sonntag, 14. August 2011

Der liebe Elefant vom Adlisberg

Seit 1898 bläst der Elefant nun schon Wasser.
Im Osten Zürichs fliesst am Fusse des Adlisbergs der Stöckenbach durch ein Tobel, das der Wanderer von heute als malerisch empfindet - wenigstens ging es mir diese Woche so. Mitten im Bachbett erblickte ich den legendären Elefanten aus Beton, von dem ich schon viel gehört hatte. Er ist seit mehr als einem Jahrhundert der Liebling aller Stadtkinder, die gern auf ihm reiten oder sich unter den Bogen des Wasserstrahls stellen, der aus seinem Rüssel spritzt. Das Tier wurde 1898 geschaffen auf Initiative eines Verschönerungsvereins, und es wurde "Dschumbo" getauft nach dem legendären Elefanten, der ab 1865 lange Jahre brav Besucher auf seinem Rücken durch den "London Zoo" trug. Der Stöckenbach heisst im Volksmund übrigens Elefantenbach; doch wer nun meint, der Betonelefant habe mit seinem Charisma dem Bach sozusagen einen neuen Namen verschafft, der irrt. Umgekehrt. Schon 1830 war der Name "Elefantenbach" im Umlauf, man vermutet, dass daran einige entsprechend geformte Felsen schuld sind. Es war dann der Name des Baches, der den pensionierten Bauunternehmer und Quästor des Verschönerungsvereins inspirierte, einen Elefanten zu realisieren. Ein Geniestreich, wenn man die Beliebtheit des Ortes bis heute zum Masse nimmt.

Und hier eine Variante, wie man im Rahmen eines Sonntagsspazierganges in einer halben Stunde hinkommt: Tram 11 bis Haltestelle Burgwies. Links (Fahrtrichtung Tram stadtauswärts) dem Wanderwegweiser Richtung Werenbachtobel folgen, doch nicht ins Werenbachtobel, sondern weiter oben links in den Stöckentobelweg biegen. Nun alles dem Bach entlang, wobei man die Witikonerstrasse in einem Fussgängertunnel unterquert. Viel Spass! Und liebe Kinder, seid lieb zum Elefanten, denn er ist alt!

Samstag, 13. August 2011

Auf dem Pragelpass ist auch eine Parade

Grossanlass: Pragelschiessen 2010. (Screenshot Homepage)
Man überlegt sich, wo man am Tag der Streetparade wandern will - und kommt auf den Pragelpass. Man lädt darauf das Grüpplein ein, Abfahrt ab Zürich Richtung Luzern 8.04. Doch dann merkt man im letzten Moment, dass auf dem Pragelpass just am 13. August (und am 14. dazu) auch eine Art Streetparade stattfindet, die noch lärmiger ist als die in Zürich: das Pragelschiessen, grösstes Bergschützenfest der Schweiz. Und deshalb wandern wir heute am Südrand des Kantons St. Gallen, im Gebiet des Spitzmeilen.

Freitag, 12. August 2011

Der Alternativlift

Solarpanels direkt über dem Schleppseil: Geplanter Lift in Tenna GR.
Die Konzession des alten Skilifts von Tenna im Bündner Safiental läuft heuer aus. Und jetzt hat man die Baubewilligung für einen neuen Lift erhalten. Bereits im Dezember soll er eingeweiht werden - und es soll der weltweit erste Solarskilift sein. Die Panels werden direkt über dem Schleppseil angebracht und sind schwenkbar. Auf Facebook gibt es eine Fanpage, und sogar 3Sat hat darüber berichtet. Ich bin nun gespannt, ob das Ding funktioniert und rentiert. Und wenn ich grad noch ein wenig aus Wanderersicht stänkern darf: Das Problem an jedem Skilift ist, dass er die Landschaft verschandelt und die Böden kaputt macht. Nun halt mit Solarstrom.

Donnerstag, 11. August 2011

Pragelbus R.I.P. - Anatomie eines Todesfalles

Kein ÖV mehr zur Pragelkapelle. WikiCommons/Fred
Beim Rekognoszieren einer Pragelpass-Wanderung stellte ich fest: Oh, der Pragelbus ist nicht mehr! Besser informierte Wanderer haben das vielleicht gewusst. Ich aber habe die Stillegung der Linie, die genau zwei Saisons (2008 und 2009) Klöntal und Muotatal verband, offenbar verpasst. Ein Bericht der "Südostschweiz" erklärt die Sache so: Mit den Kleinbussen à 14 Plätze beförderte man im ersten Jahr 2800 und im zweiten 3400 Leute und produzierte je ein Defizit von 80 000 Franken. Der Gemeinde Muotathal als Hauptzahlerin war das zuviel, sie zog sich zurück. Betriebswirtschaftlich wäre es schlau gewesen, auf grössere Busse zu setzen, um bei nur wenig höheren Kosten viel mehr zahlende Gäste befördern zu können; das Potenzial für mehr Passagiere war da. Doch das wiederum ging nicht. Denn der Kanton Schwyz als Besitzer der Pragelstrasse fand, diese sei für diese grösseren Busse nicht geeignet. Und so kam es zum Tod einer guten Sache.

Mittwoch, 10. August 2011

Hölzerne Baumfällung


Mein Leibblatt, der "Zolliker Bote", berichtet über eine anstehende Baumfällung an der Rebwiesstrasse in Zollikon. Mir scheint das eins zu eins aus dem Forstverwaltungs-Communiqué abgeschrieben, hölzern, wie es klingt:
Bei Windeinfluss sind die drei 25 bis 30 Meter hohen Kanadischen Pappeln infolge hoher Astdichte und extremer Ausladung von Stark- und Grobästen an der Kronenperipherie einer enormen Drucklast ausgesetzt. Damit verbunden sind markante Bewegungen dieser Kronenteile mit einer entsprechenden Gefährdung der Stabilität mit Astbrüchen oder Astrissen.

Dienstag, 9. August 2011

Von einem genussreichen Autofährtli

Auf der langen Strassenrampe Richtung Klausen-Passhöhe.
Gerade weil ich selber nicht autofahren kann und will, liebe ich ein Passfährtli dann und wann. Kürzlich chauffierte mein Bruder mich und meine Eltern im Regen über den Klausen. Wir assen zuvor in Flüelen im "Urnerhof" zu Mittag, stoppten oben auf dem Pass kurz, tranken auf dem Urnerboden Kaffee. Dann gings wieder heim. Und natürlich deckte ich meine Mitpassagiere mit Wander-Reminiszenzen ein: Hey, schaut mal, dort hinten beim Wasserfall von Äsch waren wir vor zwei Wochen! - Hey, schaut mal, dort oben ist das Firnerloch; durch diese Geröllhalde bin ich letztes Jahr abgestiegen! - Hey, schaut mal, da vorne geht es links Richtung Braunwald; das haben wir vor zwei Jahren mal gemacht, der Gugelhopf im Nussbüel ist super! Der Wanderer schaut das Gelände anders an. Er hat es sich durch Bewandern anverwandelt und zu seinem Eigen gemacht. Es ist voll mit seinen Erinnerungen, also mit ihm selber.

Montag, 8. August 2011

Opfer des Patriarchats

Am Altmann passierte dem Bock das Malheur.
Eine hübsche Tiergeschichte mit glücklichem Ausgang hat eben das "St. Galler Tagblatt" gebracht: Im Alpsteingebiet entdeckt ein Wanderer am Weg von der Zwinglihütte zum Altmann in einer Grube einen Steinbock. Tags darauf ist der Steinbock immer noch gefangen, aus eigener Kraft kommt er nicht hinaus. Fünf Männer besammeln sich, darunter der Wildhüter, der dem gut 80 Kilo schweren Bock eine Beruhigungs-Spritze ins Fleisch schiesst. Dann hievt man das Tier an einem Seil aus der Grube - es ist wieder frei. Doch wie ist es überhaupt hineingefallen, Steinböcke sind doch Kletter- und Balancierspezialisten? Offenbar während eines Kampfes, ein Rivale schubste es ins Felsloch. Was wieder einmal beweist, wie dumm und destruktiv doch die Rituale des Patriarchates sind, gell.

Sonntag, 7. August 2011

Herbst auf dem Höch Hirschberg

Wirtschaft voraus! 
Als ich diese Woche zum Höch Hirschberg aufstieg, einem äusserst netten Innerrhoder Wanderhügel mit äusserst netter Wirtschaft, da wähnte ich mich mal kurz im Herbst: Nebel waberte über den Gipfel. Und im Wald spriessen schon prachtvoll die Pilze.
Die Pilze mochten den feuchten Sommer.

Samstag, 6. August 2011

Der Lungerer Bergbahnstreit

Schöner Ort, wüster Streit. (Lungern Tourismus/ Wiki. Commons)
Bei den Bergbahnen Lungern-Schönbüel gibt es Streit. Das meldete diese Woche der "Tages-Anzeiger". Besitzer Paul Niederberger fühlt sich von den Leuten des Dorfes gemobbt und erwähnt sogar Fälle von Sabotage. Die andere Seite inklusive ehemalige Mitarbeiter findet ihrerseits, Niederberger lasse die Bahn verkommen.

Freitag, 5. August 2011

Tom W. Dedicator?

Letzen Samstag: Der Moor zwischen Grellingen und Nunningen.
Eben berichtete ich über die lange Wanderung von Grellingen via Nunningen zum Eigenhof und wieder nach Grellingen. Mit von der Partie war letzten Samstag auch René P. Moor, seines Zeichens Wanderblogger, Wanderbuchautor, Wanderkolumnist und Gürbetaler. Gestern mailte er mich an: Er hat ebendiese Wanderung in einen langen, sagen wir, Fotoromanzo verarbeitet. Dessen Fiktion ist die: Regisseur Tom W. Dedicator dreht im Faltenjura ein Filmdrama namens "Das Wirtschaftskomplott". Tom W. Dedicator: Jawohl, das wäre dann ich. Aber man schaue selbst!

Donnerstag, 4. August 2011

Der getarnte Gletscher

Toll, oder? Hinten das Bietschhorn.
Am Dienstag wanderte ich in sieben Gehstunden aus dem Gasterntal (1537 Meter über Meer) via die Gfelalp und über den Lötschengletscher auf den Lötschenpass (2690) und dann hinab zur Kummenalp und nach Ferden (1380). Es war so fantastisch, dass ich es hier nicht erzählen könnte, ohne einen ganzen Artikel zu schreiben. Mein Lieblingsbild entstand im Abstieg 20 Minuten unterhalb der Lötschenpass-Hütte. Es zeigt einen Hang der starken Farben, und im Hintergrund demütigt das Bietschhorn alle Konkurrenten.
Ansonsten vier Beobachtungen:

  1. Im Kleinbus von Kandersteg hinauf ins Gasterntal gab ein Rentner seine einstigen Wanderheldentaten zum Besten. Über den Lötschen habe er einmal neue Schuhe eingelaufen, sagte er. Sie hätten so gescheuert, dass am Schluss des Tages beide Achillessehnen blank lagen.
  2. Der Lötschengletscher ist ein Meister der Tarnung, hat sich mit einer dicken Geröll- und Kiesschicht bedeckt. Man geht auf einem Gletscher und merkt es nicht. Nur wo das Wasser fliesst, zeigt sich blank und blau das Eis. 
  3. Die Hütte auf dem Pass wurde von jungen Frauen gemanagt. Die Rösti mit Ei war wunderbar. Was mir auffiel: Circa die Hälfte aller Gäste, die kamen, waren Deutsche. Ist der Lötschenpass in Deutschland so berühmt?
  4. Auf der Kummenalp waren die Schweizer wieder unter sich. Die Terrasse war fest in der Hand der Walliser; was da gesoffen wurde, als ich durchkam - Wahnsinn. Es waren Leute, die auf der Alp ein Ferienhäuschen haben oder nach dem Vieh schauten. Mit dem Auto. Ich hoffe, sie kamen heil nach Haus.

Mittwoch, 3. August 2011

Wahnsinnsgute Älplermakronen

Hier isst man gut. Und gesund. Die Lidernenhütte, 2004 fotografiert.
Kürzlich griff ich mir im Reformhaus das biologische PR-Gratisheftli "Oliv - Die grünen Seiten des Lebens" (Nr. 7/2011). Gern las ich das Interview mit Irène Kamer. Sie und ihr Mann, ein Bergführer, führen seit 19 Jahren die Lidernenhütte im Urnerland, hoch über dem Riemenstaldertäli. Irène Kamer kocht mit Bio- und Vollwertprodukten, darum dreht sich das Gespräch, in dem sie sagt: "Da ist eine schöne Portion Egoismus dabei. Wir essen ja das Gleiche wie unsere Gäste, da koche ich uns allen lieber etwas Feines und Gesundes." Als Beispiel nennt die Hüttenwartin ihre Älplermakronen aus Vollkornteigwaren, zu denen es selbstgemachtes Bio-Apfelmus gibt und ... an dieser Stelle des Interviews erinnerte ich mich, dass ich vor Jahren in der Lidernenhütte doch diese wahnsinnsguten, chüschtigen, saftigen Älplermakronen mit fantastischem Apfelmus hatte. Und daher empfehle ich wärmstens den Besuch. Es fährt übrigens auch eine Seilbahn hinauf!

Dienstag, 2. August 2011

Lazarus im Chaltbrunnental

Hügelland bei Nunningen SO.
Hier unsere Wanderung vom letzten Samstag in sechs Punkten:
1. Die Fakten: 6 1/2 Gehstunden, 22.7 Kilometer Distanz, je 920 Meter auf- und ab. Das hat mir Wanderfreund und -blogger René P. Moor digital errechnet. Die Route: Grellingen - Chessiloch - Chaltbrunnental - Roderis - Nunningen - Dietel - Unterackert - Eigenhof - Im Stollen - Grellingen. 2. Das Chessiloch und danach die Höhlen des Chaltbrunnentals: geschliffene, gerundete, geschmirgelte Löcher wie Katakombengräber. Man möchte sich vor jedes hinstellen und rufen: Lazare, veni foras! Wer weiss, was geschähe. 3. Das Chaltbrunnental ist der Hit jeder Familienwanderung: Man geht zwischen hohen Felsen in einem Canyon mit Gluckerbach, allenthalben hat es umgestürzte Bäume. Gern würde man hier eine selbsterlegte Wildsau über dem Feuer braten. 4. In Nunningen war skandalöserweise keine Beiz offen, in der man etwas Warmes essen konnte. Wir versöhnten uns mit der Kulinarik des Schwarzbubenlandes erst beim "Eigenhof", einem Pferdehof mit Wirtschaft und deftiger Küche. 5. Diese Landschaft! Jura mit immer neuen Hügeln, steinigen Pfaden, weiten Weiden; wo man Sicht hat, staffeln sich die Hoger bis zum Horizont. 6. Ich bekenne, einem Kirschbaum ein paar seiner reifen Früchte gierig entrissen zu haben! Mir fällt jetzt nur ein Bibelspruch ein, um mich zu rechtfertigen: "Sehet die Vögel unter dem Himmel an. Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch."

PS. Heute will ich über den Lötschenpass. Mehr über dieses Abenteuer samt Gletscherbegehung... nein, kaum schon morgen. Ich glaube nicht, dass ich heute abend die Energie habe, die Fotos zu überspielen. Rapportiert wird aber bald. Wir bleiben dran.

Da will heut ich stehn: Lötschengletscher. (Paebi/ Wikimedia Commons)


Montag, 1. August 2011

Ein Rheinfall ohne Felsen?!

Homo Innerschweiz: Rees Gwerder, 1911 - 1998.
Mit einem Tag Verspätung las ich gestern den "Tages-Anzeiger" vom Samstag. Ein Interview mit Cyrill Schläpfer war mein Aufsteller des Tages. Das Gespräch dreht sich um den 1998 verstorbenen Schwyzerörgeli-Virtuosen Rees Gwerder, der in Schläpfers Film "Ur-Musig" über die Innerschweizer und Appenzeller Älpler, Sennen, Musiker und Schamanen eine wichtige Rolle spielt - übrigens muss man den Film sehen; nur schon die zwei Trailer (eins und zwei) sind grossartig. Stets hatte Gwerder eine Krumme im Mund, wenn er, manchmal von nachmittags um vier bis morgens um sieben, Stunde um Stunde in stoischer Haltung, den Blick ins Nirwana gerichtet, das Örgeli spielte. Ins Fernsehstudio ging er nur, wenn er dort auch rauchen durfte. Auf die Frage, ob er das Schwyzer Urgestein Gwerder vermisse, sagt Filmer Schläpfer: "Es gibt diesen Menschenschlag nicht mehr." Und er präzisiert: "Wenn mitten im Rheinfall auf einmal der Fels fehlen würde, den würde man auch vermissen, oder?"

Unbedingt lesen! Falls man sich den Samstags-Tagi beschaffen kann. Denn leider taucht das Interview nicht im Internet auf. So, jetzt allen einen schönen ersten August!