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Montag, 28. Februar 2011

Schuld und Unschuld der Mänziwilegg

"Mich trifft weder rechtlich noch moralisch eine Schuld", hat Elisabeth Kopp einst gesagt. Der Satz passt auch auf die Wirtsleute der Mänziwilegg (BE). Wir wanderten am Samstag bei diesigem, doch trockenem Wetter von Boll hinauf und assen. Meine Rindshuft mit Pommes und Gemüse war gut. Trotzdem fragte ich mich beim Abgang, und dies umso mehr, als die Vegetarierin Katrin Mühe hatte, auf der Karte etwas für sich zu finden: Wieso forcieren solche Wirtschaften eigentlich derart todverbissen die Kombination "ein Stück Fleisch - Pommes - ein wenig Alibigemüse"? Empfinden sie sich etwa als vielseitig, weil sie neben den Pommes auch Nüdeli anbieten? Und denkt der Mänziwilegg-Beizer wohl in seinen stillen Momenten: Doch, manchmal hätte ich Lust, etwas zuzubereiten, was ich nicht vor 344 Jahren in der Kochstifti gelernt habe! Das wäre dann der seelische Abgrund der schweizerischen Durchschnitts-Gastronomie. Aber wie gesagt: Rechtlich und moralisch sind die Wirte, die die Menükarte einmal im Leben entwerfen, um sie hernach höchstens alle sechs Saisons ein wenig umzustellen und jeweils herbstens das beliebte Rehschnitzel zu programmieren - rechtlich-moralisch sind diese Leute ohne jede Schuld.

Sonntag, 27. Februar 2011

Schlauer Gehörnter

Ein Forscherteam stattete 20 Bündner Steinböcke mit Messsonden aus - und fand Interessantes. Bekanntlich ist das Wild im Winter energietechnisch gefordert. Es kann nur überleben, wenn es mit den eigenen Kräften und Reserven sparsam umgeht. Beim Steinbock nun entdeckten die Forscher, dass seine Körpertemperatur nach Sonnenaufgang recht schnell ansteigt, und zwar ganz ohne Frühsport. Wie das? Nun, der Steinbock erwacht und schlurft zur nächsten besonnten Stelle. Dort legt er sich wieder hin und lässt sich aufheizen. Das dauert zwar in der Regel Stunden, hat aber den Vorteil, dass es sich eben um Fremdenergie handelt und nicht um die eigene des Steinbocks. Schlauer Gehörnter.

Samstag, 26. Februar 2011

Das Tobel, auf das ich verzichte

In dieses Waldloch will man heute nicht: Tobel der Urnäsch.
Heute gibt es Plan B: von Boll auf die Mänziwilegg. Bernbiet also. Eigentlich wollte ich - Plan A - ins Appenzellerland und mein Grüpplein ins Tobel der Urnäsch führen. Doch mit Schnee und Eis ist das zu heikel. Ich habe mir gelobt, die Route Waldstatt - Haslen bald wieder anzugehen. Sie führt durchs Land meiner Kindheit und an Höfen vorbei, denen ich, als ich meinen Vater-den-Briefträger begleitete, die Post brachte.

Freitag, 25. Februar 2011

Ein coiffierter Witz

Was ist das? Ein Auto!
Aber was ist das?
Heute in der Zeitung: die Kolumne meiner Wanderung über den Buechberg in der March, Kanton Schwyz. Kurz vor Wangen kam ich am Auto einer Grosspudelzucht vorbei. Auf dem Internet machte ich mich über den Betrieb kundig, sichtete aus Niegier alsbald weitere Pudelzüchtereien und Pudelcoiffeursalons (Bild) und zog die Folgerung: Jedes Tier hat seine Würde. Aber manches wird vom Menschen zum Witz gemacht.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Europas längste internationale Tramlinie

Der Zipfel zwischen den Ausbuchtungen von Basel rechts und Pruntrut links: Rodersdorf (SO). Am Wochenende schloss dort unsere Wanderung, ich war fasziniert. 88 Prozent der Dorfgrenze sind auch Staatsgrenze zu Frankreich. Und nach Basel fährt man nicht mit dem Zug, den gibt es längst nicht mehr. Auf dem alten Trassee verkehrt Tram Nummer 10, das wie eine Wildsau durchs Gehölz prescht und eine französische Haltestelle (Leymen) bedient. Mit 26 Kilometern ist dies Europas längste internationale Tramlinie.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Ab in den Ruhestand, Russi!

Dieses Inserat sah man eben in vielen Zeitungen - da im Hintergrund das Matterhorn abgebildet ist, darf ich gewiss in meinem Wanderblog darüber schreiben. Augenoptiker "Visilab" zahlt 100 Franken für eine alte Brille, wenn man eine neue kauft, und verfolgt damit laut eigenen Worten auch ein "ökologisches und humanitäres Ziel". Und Bernhard Russi, unser altes Ski-As, faselt, dass ihn mit "Visilab" die "gleichen Wertvorstellungen" verbänden. Ach, wie war das früher schön, als eine Firma noch dazu stand, Geld verdienen zu wollen, statt einem ihre Weltanschauung anzudienen! Und was Sie angeht, Russi: Jetzt aber husch ab in die Pensionierung und dort stillgehalten, Sie Selbstausverkäufer, Sie!

Dienstag, 22. Februar 2011

Fronarbeit an der Wulp


Schuhe mit Spikes sowie Stöcke braucht es für eine Winterwanderung ins vereiste Küsnachter Tobel. Und ich füge den legal disclaimer bei: Jeder tut es auf eigene Verantwortung. Natürlich wird, wer es wagt, auch die Ruine Wulp aufsuchen. Imposant, wie die Küsnachter das Gemäuer aus dem 11. Jahrhundert ab 1920 in drei Jahren Fronarbeit wieder ans Licht holten. 106 kollektive Samstagseinsätze waren nötig.

Montag, 21. Februar 2011

RiCoLa

Anti-Heiserkeits-Waffe aus dem Nordwesten der Schweiz.

Wer hats erfunden? Die Schweizer! Wer genau? Die aus Laufen. Am Samstag gingen wir von Laufen nach Mariastein. Was ich erst zuhause erfuhr, als ich routinemässig alle Ortsnamen der Wanderung googelte: Ricola ist der Zusammenzug von "Richterich & Co. Laufen". Die Firma startete 1930. Sechs Jahre zuvor hatte Pionier und Patron Emil Richterich eine örtliche Bäckerei gekauft, die ein Anti-Heiserkeits-Bonbon anbot.

Ricola ist an der Birs geboren: Laufen, früher BE, heute BL.

Sonntag, 20. Februar 2011

iPhone, E-Tip und Diogenes

Verrückt, was es alles gibt: E-Tip-Handschuhe.
Es gibt aus der Antike die Vorstellung der Bedürfniskette: Jedes Bedürfnis weckt ein neues. Womit wir beim iPhone wären, das Mensch so heiss begehrt. Im Winter merkt er, dass der Touchscreen nur Finger-Berührung akzeptiert, hingegen auf Handschuhe nicht reagiert. Daher braucht Mensch nun Handschuhe mit einer leitfähigen Spezial-Beschichtung der Fingerkuppen. Bei "The North Face" gibt es das Modell "E-Tip" für gut 50 Franken. Was hätte Diogenes dazu gesagt? "Die Technik macht euch unfreier."

Samstag, 19. Februar 2011

Mariasteins Sturzwunder

Heute geht es von Laufen (BL) nach Mariastein (SO), das dauert gut drei Stunden. Ich freue mich auf das Wanderziel. Das dortige Kloster benediktinischer Ausrichtung, auf einem Felsplateau vor der Stadt Basel gelegen, gilt als zweitgrösster Pilgerort der Schweiz nach Einsiedeln. Gleich zwei Sturzwunder (Mensch fällt über die Fluh und wird gerettet) sind mit Mariastein verknüpft. Allerdings hoffe ich, dass es bei mir nicht zu einem Sturz kommt, so dass auch gar nicht die Muttergottes den Beweis ihrer Existenz erbringen muss, indem sie mich Unschuldslamm von Wanderer in der Not rettet. Aber vermutlich ist ja bereits die Erwartung von Mariens Einschreiten eine Lästerlichkeit, die ebendieses Einschreiten ausschliesst. Ach Gott, wie kompliziert diese theologischen Dinge doch immer sind!

Freitag, 18. Februar 2011

Schweiz Tourismus und der Fast-Nicht-Winter

Bei "Schweiz Tourismus" müssen sie ziemlich verzweifelt sein, wenn sie solche Pressemitteilungen verschicken: Dieses Mail fand ich eben in meinem "Tagi"-Postfach.

Die Tüftler von Gonten

Das Innerrhoder Cola...
... gibt es zum Beispiel im "Lehmen".
Stevia rebaudiana ist nun also im Appenzellerland gelandet. Gestern trank ich mein erstes "Goba Cola". Goba gleich Gontenbad. Die dortige Mineralquelle lancierte vor Jahren mit Erfolg "Flauder" - und vor einiger Zeit hat sie ihr Innerrhoder Cola auf den Markt geworfen. Es ist gesüsst mit dem aus den Blättern der Subtropen-Pflanze Stevia gewonnenen Steviol Glycosides; die Indianer Südamerikas haben damit schon immer ihren Tee veredelt. Ich mag das "Goba Cola", es riecht fein nach Alpenbitter, weil die Tüftler von Gonten Kräuter beimischten. Und damit zur Wirtschaft, in der ich das neue Getränk kostete: Der "Lehmen" liegt eine Gehstunde vom Weissbad entfernt im Talschlitz der Triberen unter dem Schäfler. Ich mag das einsame Haus, das Essen, die Wirtsleute und empfehle den Besuch. Wer gleich sofort Lust auf einen Ausflug hat: Heute, morgen, übermorgen ist Metzgete. Ist dies die neue Trendkombination: Ein fettes Kotelett und dazu ein "Goba Cola"? Wir werden sehen.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Die Linde von Kaltenstein

Freund Edgar sagte, als er das Foto sah: "Hey, der Baum ist berühmt!" Ich konsultierte die Medien-Datenbank... tatsächlich! Die Linde vom Weiler Kaltenstein bei der Forch wird zur Weihnachtszeit mit Tausenden Lichtern geschmückt und ist dann ein weitherum sichtbares Wahrzeichen. 75 Jahre alt ist sie, ist genau gesagt eine Winterlinde, ist 22 Meter hoch und wurde vom Grossvater des heutigen Bauern und Besitzers gepflanzt. Gut, dass die Pläne architektonischer Utopisten nicht wahr geworden sind. Sie planten in den 1960-ern hier nah Zürich eine Satellitenstadt für 30 000 Menschen.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Kein Paradrom, gut so!

Kein Paradrom im aufgehobenen Kloster Rathausen.
Das Projekt Paradrom in Rathausen bei Luzern wird laut einer Pressemitteilung gestoppt -  gut so! Natürlich meinten die Leute es gut, die im alten Kloster einen Behinderten-Erlebnispark einrichten wollten. Aber ich war von Anfang an skeptisch und schrieb darüber auch im "Tages-Anzeiger" - ist es wirklich nötig, dass ich mir einen steifen Spezialoverall anziehe und eine Art Scheuklappen am Kopf montiere, um nachzuvollziehen, wie sich ein Mensch mit Downsyndrom im Alltag fühlt? Und sind solche bemühten Rollenspiele nicht einfach das Korrektiv dazu, dass wir uns im Alltag, durchs Jahr, nicht mit Behinderten befassen oder ihre Befindlichkeit erkunden wollen?  Die Projektgruppe konnte letztlich nicht genug Geld für das Projekt auftreiben. Offen ist, wie es jetzt mit dem ehemaligen Zisterzienserkloster weitergeht.

Dienstag, 15. Februar 2011

Turm-Salami

Der Cheisacherturm, 25 m hoch.

Ein Fricktaler Plättli, toll!

Die Turm-Salami vom Wiler Metzger.

Gastgeber René und Karin.
Es gibt einfach liebe Menschen! Am Wochenende gingen wir zum Cheisacherturm, der eine Aussicht über das Fricktal bietet. Empfohlen hatte mir den kürzlich montierten Turm Karin, die in der "Tagi"-Kantine arbeitet und am Cheisacher lebt. Und es war dann toll, dass Karin und ihr Partner René uns auf dem Hügel erwarteten. Sie kredenzten Kafi Güx, hatten aber auch ein Plättli bereitgemacht mit der vom "Schwyzerhüsli"-Metzger im nahen Wil neu kreierten "Cheisacher Turm-Salami". Es gibt einfach liebe Menschen!

Montag, 14. Februar 2011

Saucisson Freebourg - no kiddin'

Das Konsum-Magazin
"K-Tipp" vermeldet in der neusten Ausgabe (3/ 9. Februar) linguistischen Wahnsinn: Der Saucisson de Fribourg heisst in der Migros neuerdings "Saucisson Freebourg". Offenbar ist unser nationaler Grossverteiler vom Anglomanievirus befallen. Dabei klingt die Wurst auf Englisch weniger appetitlich. Fast-foodiger klingt sie.

Sonntag, 13. Februar 2011

Neckertal, das Generikum des Appenzellerlandes

Neckertal I: Höhle nah Brunnadern.

Neckertal II: Hügelland über Brunnadern.

Das Neckertal wird durch ein neues Wander- und Lesebuch gewürdigt. Gut, dass dem aus Nagelfluh, Wald und viel Gras gefügten Nebental des Toggenburgs Beachtung zukommt. Das Neckertal ist das beste Generikum des angrenzenden voralpinen Appenzellerlandes: Bei tieferen Preisen hellen seine Ingredienzien ebenso wirksam das Gemüt auf. "Okay", sagen Ostschweiz-Ignoranten guten Willens: "Da wollen wir hin! Aber wo ist das Neckertal?" Hier zwecks Nachhilfe meine alte "Geo Schweiz"-Reportage.

Samstag, 12. Februar 2011

Heut gehn wir auf den neuen Turm

Da vorn steht er jetzt. Dieses Foto machte ich vor Jahren auf dem Chamerenfels, die Blickrichtung ist Westen -
und eben, dort steht auf dem Fricktaler Aussichts-Hügel Cheisacher, auf 698 Metern, neuerdings ein Turm. Letzten Herbst hat man ihn montiert. Im Frühling wird er offiziell eröffnet. Besteigen kann man ihn jetzt schon. Wir tun es heute - ich freue mich sehr auf den Cheisacherturm.

Freitag, 11. Februar 2011

100 einsame Männer

"Horizon Field" vom englischen Künstler Antony Gormley in Vorarlberg: 100 Eisenmänner, auf 150 Quadratkilometer Gebirge verteilt. Manche stehen in Skigebieten, andere auf einsamen Höhen. Was ich davon halte? Ich mag es prinzipiell nicht, dass man die Alpen möbliert. Anderseits werden die Skulpturen 2012 abgeräumt. Und wer weiss - vielleicht entfalten sie vor Ort doch einen Zauber.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Verschanzte Helden


Als ich diese Woche von der Grynau auf den Buechberg (SZ) stieg, kam ich an MG-Nestern, Beobachtungsposten, Bunkern des Zweiten Weltkriegs vorbei. Mir fielen alte und neuere Kriegsfilme ein wie "Die Brücke von Arnheim", "Platoon", "Saving Private Ryan". Stets sind darin die Soldaten mobil: Stosstruppjungs, Strandrobber im Kugelhagel, Durch-den-Dschungel-Pirscher mit aufgepflanztem Bajonett. Hingegen kenne ich keinen Kriegsfilm, in dem die Männer im Bunker die Helden sind. Wäre doch eine Aufgabe für einen fähigen Regisseur: Krieg aus der Perspektive der Verschanzten. Spielberg, Stone oder auch Malick, drehen Sie zur Abwechslung ein militärisches Kammerspiel!

Mittwoch, 9. Februar 2011

Ein Enok lässt sich nicht scheiden

Tier mit Ausstrahlung: der Enok.
In Laufenburg hat man kürzlich einen verletzten Marderhund gefunden. Er musste eingeschläfert werden. Was für ein trauriges Einwanderer-Schicksal! Der Marderhund, der aus Sibrien stammt, wurde aufgrund seines schönen Pelzes in Westrussland und in der Ukraine gezielt angesiedelt. Von dort hat er sich bis in unsere Gefilde verbreitet. In der Schweiz sind sechs Exemplare nachgewiesen. Enok heisst das Tierchen auch. Und "Raccoon dog" auf Englisch, weil sein Gesicht auf ähnliche Weise maskiert aussieht wie das des Waschbären. In der japanischen Mythologie ist der Marderhund ein Meister der Verkleidung. Und was ihn sympathisch macht: Sein Leben lang hält er zum selben Weibchen und hilft vorbildlich auch bei der Aufzucht der Welpen. Rumflirten, Fremdgehen, Scheidung? Für den Treue-Ausbund und Familienmann Enok kein Thema.

Dienstag, 8. Februar 2011

Karl Kraus und mein Blog

Schreibender Schwerstarbeiter: Karl Kraus.
Dies ist mein 200. Blogeintrag. Seit dem Start letzten Herbst habe ich täglich etwas geschrieben. Sollte ich das eine oder andere Mal eine kleine Krise durchlitten und den Abbruch der Übung in Erwägung gezogen haben, da sie mir anstrengend schien - angesichts von Karl Kraus erscheint mir der Gedanke ans Aufgeben jämmerlich. Der österreichische Dichter und Kritiker füllte die Satirezeitschrift "Die Fackel" von 1912 bis zu seinem Todesjahr 1936 ganz alleine. Dagegen ist so ein bisschen Bloggen voll easy.

Montag, 7. Februar 2011

Der Berg, der mir die Grippe nahm

Armer, schwindsüchtiger Schnee am Mont Chesau.

Der Swisscomturm auf dem Mont Pèlerin.

Terre vaudoise, ce que t'es belle! Genfersee.
Am Samstag war ich halbgrippig. Ich schluckte zwei Panadol und fuhr los - das Wetter hatte Lockkraft. Ich hatte eine leichte Route gewählt, Granges - Mont Chesau - Mont Pèlerin. Und mir scheint, dass ich durch die Schwitzerei das Virus los wurde. Der Pèlerin ist für zwei Dinge bekannt. Zum einen ist nach ihm die "Mont Pelerin Society" benannt, dieser extrem einflussreiche Neoliberalenclub. Und zum anderen steht auf diesem Berg über Vevey ein 122-Meter-Fernsehturm; man blickt auf den Genfersee und alle Berge rundum. Vor Ort stellte ich allerdings fest, dass der Publikumslift winters zu ist. Auch das verdarb mir die Freude nicht. Der Mont Pèlerin ist der Berg, der mir die Grippe nahm.

Sonntag, 6. Februar 2011

Bödeler ab auf die Balearen!

Der Urnerboden ist mit 26 Quadratkilometern die grösste Alp der Schweiz. Und bekanntlich gehört er zum Kanton Uri, obwohl er auf der Glarner Seite des Klausenpasses liegt. 27 Menschen leben dort. Die NZZ hat sie besucht und gestern eine Reportage über das Leben im Winter gebracht. Dieses ist hart, doch immerhin wird von Linthal her der Schnee geräumt und gibt es einen Taxiservice. Manche Urner fänden, heisst es in der Reportage, man könnte die "Bödeler" den Winter über auf die Balearen ausquartieren, auf Kosten des Kantons, weil das billiger wäre, als die Strasse offenzuhalten. Der zuständige Urner Regierungsrat sagt aber tapfer: "Es soll auf dem Urnerboden gelebt werden, deshalb bezahlen wir."

Samstag, 5. Februar 2011

Agatha im "Tagi"

Ein P.S. zum Eintrag von heute morgen: Eben sehe ich, dass der "Tages-Anzeiger" heute dem Agathabrötchen eine "Kleine Geschichte" widmet (Seite 2).

Ein katholischer Brutalo

This is so graphic, würde man in Amerika sagen: Agathabrot.
Wir haben den 5. Februar, ich empfehle als Wanderung die schöne vierstündige Route von Hausen am Albis nach Rumentikon. Warum soll man sie heute machen? Weil Namenstag der heiligen Agatha ist, die man einige Zeit vor Wanderschluss als Brunnenfigur im Kloster Frauenthal an der Lorze erblickt. Sie hält ein Tablett, auf dem zwei blasse Kugeln platziert sind wie Vanilleglace. Es sind ...
//Kinder, Sensible, EDU-Mitglieder lesen nicht weiter//
... Agathas Brüste. Agatha lebte um 240 nach Christus in Catania, Sizilien. Der römische Statthalter begehrte sie zur Frau, doch sie, die Jungfräulichkeit geschworen und sich dem Christentum verschrieben hatte, lehnte ab. So kam es zur Folter und Abschneidung der Brüste. Agatha starb. Als später der Ätna ausbrach, erwies sich ihr Schleier als Wundermittel, mit dem die Einwohner Catanias die Lava stoppten. Mehrere hundert Jahre später hatte sich in der christlichen Welt der Brauch des Agathabrotes verbreitet. In katholischen Stammlanden wie Freiburg, Innerrhoden, Luzern lässt man Brot (das nicht zwingend Brustform haben muss wie das abgebildete) vom Pfarrer segnen. Hernach hat es vielfache Wirkung. Es hilft zum Beispiel gegen Heimweh. Brockenweise in der Küche verteilt, verhindert es das Jahr über, dass Hunger im Haus einzieht. Und füttert man es dem Vieh, so bleibt dieses ruhig. Übrigens ist dieses Agathabrot auch im Kulinarischen Erbe der Schweiz registriert. Wer noch mehr über Agatha und das ihr zugeordnete Brauchtum wissen will, wird dort fündig.

Donnerstag, 3. Februar 2011

SF? SF!

Kurz nach Sörenberg: Rückblick.
3 interessante Dinge in der neusten Nummer der "Schweizer Familie". 1. Ein Porträt des Spechts, der 12 000 Mal pro Tag auf den Baum einhämmert und doch keine Gehirnerschütterung kriegt, weil sein Schnabel hinten in einen schwammig-weichen Knochen übergeht, der als Dämpfer fungiert. 2. Ein Artikel über die alte Beiz "Flügelrad" beim Oltner Bahnhof, die neu gebaut und wiedereröffnet worden ist. Initiiert haben das die Schriftsteller Alex Capus und Pedro Lenz sowie der Journalist Werner De Schepper - und wenn ich mir die Essfotos anschaue, ist mir klar, dass ich in der modernen Rustikalwirtschaft möglichst bald einkehren will. 3. Ein Bericht über eine viertägige Winterwanderung auf der Strecke Sörenberg - Salwideli - Kemmeriboden - Marbachegg - Wiggen; hübsch bebildert, lädt er zum Nachwandern ein. Ich kann die Route aus eigener Anschauung empfehlen.

Sulpitius, Selfmademan der Heiligenszene

Wie angekündigt, etwas zur Kirche von Oberbalm, in der unsere Bütschelegg-Wanderung endete. Zuerst zum Ortsnamen: Balm ist laut "Idiotikon" eine Höhle an einem Fels. Die Höhle von Oberbalm gibt es nicht mehr, da der Sandstein abgetragen ist. Einst hauste in ihr der Einsiedler Sulpitius, der zum Heiligen avancierte und dessen Kapelle zur Kirche wurde. 1133 soll sie gebaut worden sein; von der Urgestalt bleiben Teile des Schiffs.

Doch zurück zu unserem Sankt Sulpitius. In den diversen Heiligenverzeichnissen der katholischen Kirche ist er nicht erwähnt, sieben andere Sulpitii hingegen schon: Der erste war ein Märtyrer unter Roms Kaiser Trajan und endete um das Jahr 100. Und die anderen sechs waren allesamt Mönche oder Bischöfe, einer davon auch ein Walliser: Bischof Sulpitius, gestorben um 323 in Octodurum, wie Martigny damals hiess.

Unser Sulpitius jedoch: ein Selfmademan, der durch sein frommes Tun zum Vorbild geriet, bei dem man sich den Segen holte. Nach seinem Tod geschah, was in der Heiligengeschichte oft vorkommt: Legenden um die anderen Namensträger gingen auf ihn über. Schliesslich wird er selber zum Erzbischof: "Sulpitius, Archiepiskopus, Patron von Oberbalm", so steht er im Jahrzeitenbuch des Berner Münsters von 1325.

Die Kirche von Oberbalm, das einst Sulpitiusbalm hiess, sei zum Besuch empfohlen, auch wegen der jahrhundertealten Fresken, die ich hier nicht behandelt habe. Überhaupt wandere man die Route nach. Noch herausfinden muss ich nun, was es mit der Bemerkung der Internet-Enzyklopädie Wikipedia auf sich hat, in der Kirche seien alte Wolfsnetze aufbewahrt. Wir sahen sie nicht; ich muss den Dorfpfarrer kontaktieren.

Einst hauste hier ein Eremit: Kirche von Oberbalm BE.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Allah und die Wanderer

Auch der Restipass (Ferden - Leukerbad)  ist im Koran gemeint.
Als Alpinwanderer liebe ich im Koran Sure 21, Vers 31. Allah, der Schöpfer, spricht: "Und wir haben auf der Erde feststehende Berge gemacht, damit sie mit ihnen nicht ins Schwanken komme. Und wir haben ihnen auf ihr Pässe zu Wegen gemacht."

Dienstag, 1. Februar 2011

Rösli, die Plastikkuh

Kürzlich war im "Tages-Anzeiger" Christine Stocker porträtiert. Die Frau des Zürcher Regierungsrates und Landwirtes Ernst Stocker wurde soeben zum zweiten Mal Melkmeisterin von Wädenswil. Frau Stocker brachte es in 45 Sekunden auf 1012 Gramm Flüssigkeit, das reichte zum Sieg. Im Alltag nehmen die Stockers allerdings wie die meisten Bauern die Maschine. Die heutigen Kühe haben durch gezielte Zucht mittlerweile kurze Zitzen, die auf die Maschine abgestimmt sind, doch schlecht in der Hand liegen. Am Wettbewerb musste ja aber auch nicht ein reales Tier gemolken werden, sondern die Plastikkuh Rösli, aus deren Euter gefärbtes Wasser kam. All das ist nicht sonderlich erstaunlich - und doch hat es mich beim Lesen irgendwie enttäuscht.