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Montag, 31. Dezember 2012

Wienerschnitzel und eine Portion Nebel

Das letzte Fotos von der letzten Strecke des Jahres: Es war schon dunkel, als wir am Samstag nach sechseinhalb Stunden Gehzeit in Avenches ankamen. Vorangegangen war eine herrliche Wanderung: im Nebel von Müntschemier durchs Grosse Moos. Hernach der Sonne entgegen auf den Mont Vully. Schliesslich wieder im Nebel nach Lugnorre und weiter via Vallamand und das Murtensee-Ufer nach Avenches. Interessant waren auf dem Vully die alten Bunker der Fortifikation Murten aus dem ersten Weltkrieg. Begeisternd das Essen in der Auberge des Clefs in Lugnorre (ich hatte ein riesiges Wienerschnitzel vom Kalb sowie ziemlich viel Rotwein). Und beklemmend das Seeufer beim Eindunkeln, romantisch und unheimlich zugleich; gut, war ich nicht allein, ich hätte sonst einen Blair-Witch-Project-Anfall erlitten. Wieder einmal war das Wandern Psychodrama mit allen Emotionen - und damit wünsche ich all den lieben Leserinnnen und Lesern meines Blogs ein bewegtes, unfallfreies, erfüllendes 2013.

Sonntag, 30. Dezember 2012

Mohr, oh Mohr

Mehrere Schweizer Orte führen den Mohren im Wappen, darunter Avenches - in meiner Wanderkolumne vom Freitag, die in Avenches endet, erwähnte ich dies in aller Kürze. Liest man sich in die Kulturgeschichte des Begriffs ein, der sich von griechisch "mauros" (schwarz) ableitet, staunt man, wo überall es einst Mohren gab: Da ist der Mohr der Heiligen Drei Könige, der Mohr von Venedig, Lodovico Il Moro, wie ein mittelalterlicher Mailänder Fürst hiess. Heutzutage ist der Mohr, Vorläufer des "Negers", höchst verpönt. Umso mehr verblüffen jene unserer Gemeinden, die an diesem Sujet festhalten.
Acht Mohren in sechs Schweizer Wappen. (Wikicommons)

Samstag, 29. Dezember 2012

Chronik laufender Ereignisse

Sandsteinhöhlen auf dem Mont Vully. (Wikicommons/Bzzz)
Die letzte Wanderung meines Fähnleins im 2012 steht an. Sie wird uns heute auf den Mont Vully führen, aber auch an den Broyekanal und zum Murtensee. Die Aussicht wird bombastisch sein. Wir werden Expo-Erinnerungs-Rückfälle erleiden und wieder einmal die Trois-Lacs-Gegend von ganzem Herzen lieben. Unklar einzig noch, wo wir mittagessen werden. Mehr darüber demnächst in meinem Blog, dieser Chronik laufender Ereignisse.

Freitag, 28. Dezember 2012

Nataschas ödematöse Imbibierung

Schön ist er nicht. Aber
hilfreich: der Vacoped.
Der Bericht von Natascha Knecht auf dem Outdoor-Blog des "Tages-Anzeigers" ist bei aller Rabenschwärze des Inhalts auch amüsant - sie reportiert diverse Unfälle, die ihr beim Sport passierten und ihr ihr heissgeliebtes Hobby, das Klettern, temporär verunmöglichten. Neuerdings trägt Kollegin Knecht, nachdem sie beim Bouldern abspringen musste, einen Vacoped-Stiefel. Der ist die moderne Alternative zum Gips und muss wie jener im Bett dranbleiben. Arme Natascha - gute Besserung! Und nun noch die Diagnose des Arztes in Fachchinesisch, die auch uns Wanderer jederzeit ereilen könnte: "Fraktur des Volkmann-Dreiecks mit diffusem Ödem sowie eine Läsion in der ventralen Syndesmose und der anterolateralen Kapsel mit Erguss und deutlich ödematöser Imbibierung des subkulanten Weichteilgewebes."

PS: Heute morgen um 5 Uhr 20 beim Kaffeetrinken in der Zeitung gelesen: Das Bergrestaurant Adlerhorst im Roggenstock-Gebiet nah Oberiberg SZ ist gestern vollständig abgebrannt. Wir Wanderer liebten es, weil da keine Autos hinkommen.

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Kronberg ohne Ski

2009, unterwegs zum Kronberg auf der Skipiste. Sie gibt es nun nicht mehr.
Ich hatte das nicht mitbekommen, mein Bruder erzählte es mir beiläufig: Auf dem Kronberg, einem jener Appenzeller Höger, die mit einer Seilbahn erschlossen sind, wird neuerdings nicht mehr Ski gefahren. Der Betrieb rentierte nicht, auch - oder schon gar - nicht, als man ihn für Kinder gratis machte. Und dewegen ist der Kronberg nun ein reiner Schlittel- und Winterwander-Berg. Gut so, finde ich, wir werden diesen Winter vom Jakobsbad mal hinaufsteigen, die Sache inspizieren und es dabei geniessen, nicht auf Schritt und Tritt Ausschau halten zu müssen nach Skifahrern, die ihre Bretter nicht mehr unter Kontrolle haben und einen über den Haufen zu fahren drohen.

Mittwoch, 26. Dezember 2012

Der Mailänderlihund

Für heute vier Weihnachts-Impressionen, iPhone-Schnappschüsse aus dem, wie ich zu witzeln pflege, Appenzeller Stammesreservat; ich war am 24./25. auf Familienbesuch. Gewandert wird erst am Samstag wieder, ich arbeite heute und auch Do/Fr.
Aus der Wohnung meines Bruders betrachtete ich
den Alpstein, der Säntis hüllte sich in Abendgold.

Hündin Bella verschlief den Austausch der
Geschenke auf dem Teppich. Sie ist ja doch schon
zehn Jahre alt. Als ich sie fotografierte, hob sie
immerhin den Kopf. Nun gut, vielleicht war es auch
die Schinkentranche in meiner anderen Hand.

Mein Bruder bot an, mich nach Zollikerberg heimzuchauffieren. Ich nahm
gerne an. Es wurde ein herrliches Passfährtli (Wasserfluh und Ricken).
Die Sonne blendete dabei, hier in Schönengrund, als sei es Frühling.
Die Mutter gab Mailänderli mit; auf Wunsch meines
kleinen Neffen hatte sie auch solche in Hundeform gebacken.

Dienstag, 25. Dezember 2012

Juckers besuchen!

Schnapsregal bei Juckers in Seegräben.
Für Weihnachtsausflüge in der Region Zürich sehr zu empfehlen: Der weit herum bekannte Bauernhof der Familie Jucker in Seegräben, gleich bei der Kirche. Unter dem Label "farmart" veranstalten Juckers jeweils Kürbisausstellungen, darüber schrieb ich hier auch schon. Und da ist der ganzjährig betriebene Hofladen mit einem rudimentären Restaurant, grossartig, man kann sich dort zum Beispiel mit Schnäpsen eindecken. Aber auch mit Konfitüre. Oder mit Gemüse. Und einen Punsch wird man sich auch gönnen. Wie gesagt, sehr empfehlenswert; hier die Angaben zu den Öffnungszeiten während der Festtage.

Montag, 24. Dezember 2012

Das Geschenk des Samstags

Am Samstag stiegen wir aufs Rosinli und nahmen dort unser Weihnachtsessen ein; das Gros der elf Anwesenden wählte Fondue. Der Tag begann als Geschenk, wir hatten mit einem verhangenen Himmel gerechnet, bekamen aber eine Portion Sonne serviert, bevor das Wetter kehrte. Am Schluss der Route Gossau Mitteldorf - Saum - Seewadel - Bertschikon - Gibel - Langgricht - Bahnhof Aathal - Seegräben - Pfäffikersee - Strandbad Auslikon - Auslikon - Unter Balm - Hofhalden - Wabig - Rosinli - Adetswil - Chämtnertobel - Kempten - Ötschbüel - Römerkastell - Pfäffikon... am Schluss dieser 25-Kilometer-Strecke, die 6 1/4 Gehstunden von uns wollte, war es längst dunkel. Und wir waren uns einig: Das war schön.

So, nachstehend drei Fotos vom Samstag - und alles Liebe an alle Leserinnen und Leser, ich wünsche schöne Weihnachten!
Kurz nach Gossau im Tälchen Seewadel.

Der Pfäffikersee mit dem Bachtel im Hintergrund.

Der grosse Giessen im Chämtnertobel bei beginnender Nacht.

Sonntag, 23. Dezember 2012

Behördliches Gschenkli

Schöner neuer Steg am Zürichsee.
Kleines Weihnachtsgeschenk der Behörden: seit Freitag ist das Herzstück des Zürichsee-Uferweges zwischen Wädenswil und Richterswil offen - immerhin 1.6 Kilometer Strecke, wobei vier Stege in den See gebaut wurden, so dass man zum Teil direkt über dem Wasser geht. Vier Millionen Franken will der Regierunsrat in Zukunft jährlich für das Projekt einsetzen, den Zürcher Teil des Sees durchgehend mit einem Weg auszurüsten. Und jedenfalls haben wir jetzt schon mal eine schöne Festtags-Route: Horgen - Richterswil mit der Neubaustrecke.

Samstag, 22. Dezember 2012

Heut wird weihnachtsgegessen

Widmer & Fondue vor zwei Jahren. (LG)
Mein Fähnlein Fieselschweif hat heute Weihnachtsessen. Vier Stunden wird es etwa dauern, bis wir von Gossau via Aathal, Seegräben, Auslikon, Balm das Rosinli erreichen, Aussichtspunkt des Zürcher Oberlandes. Dort gibt es Fondue. Und dann wollen wir im Schein der Taschenlampen absteigen: entweder nach Bäretswil oder durchs Kemptner Tobel nach Kempten und Pfäffikon. Ich freue mich sehr, ein Dutzend Leute kommen, der Rotwein soll in Strömen fliessen. 2012 war ein gutes Wanderjahr, 2012 lebe hoch.


Freitag, 21. Dezember 2012

Etwas Skatologie* am Wanderweg

Dieses Schild berührt mich unangenehm: diese Vermischung von Mensch und Tier... Der Topf ist ein Stück Menschwerdung: Erziehung. Kontrolle und Kontrolliertheit. Einem Hund ist das alles fremd. Er lebt nicht im Hakle-Feucht-Universum.

*Wissenschaft von den Exkrementen

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Mein Mittwoch im Expoland

Der Zihlkanal unweit des Neuenburgersees.
Weit war das nicht. 3 1/4 Stunden brauchte ich gestern für die Strecke Neuenburg (Talstation des Funiculaire vom Bahnhof zum See) - St-Blaise - La Tène - Zihlkanal - Rothaus - Gampelen. Aber ich fand diese Unterehmung aussergewöhnlich interessant: Ich passierte das Fussballstadion La Maladière, das ich bisher nur vom Radio kannte. Das Hotel "Palafitte", eine Serie von Pfahlbauer-Bungalows direkt über dem See mit Fünfstern-Komfort, gebaut für die letzte Expo. Das Laténium, zu dem ein Freiluftpark gehört, in dem man zum Beispiel ein 6000 Jahre altes Dorf beschauen kann. Das Naturschutzgebiet La Ramée, ein Bayou mit umgestürzt übereinander liegenden Bäumen und Schwemmflächen. Und schliesslich war da das Rothaus, wo ich sehr gut ass; Cordonbleu, ich war der einzige Gast. Hernach führte der Weg in eine Unterführung. Oberirdisch war kein Durchkommen: die Bahnlinie Bern - Neuenburg. In besagter Unterführung aber stand das Wasser gut zehn Zentimeter hoch. Und ich trug doch meine turnschuhähnlichen Scarpa! Mit nassen Füssen kam ich heim. Aber auch mit 220 Fotos.

Mittwoch, 19. Dezember 2012

We Are the Champions im Seeland

Endlich! Freddie Mercury von Queen in meinem Blog.
(Wikicommons/ Carl Lender)
Heute gehts an den Zihlkanal. Er ist das Brüderlein des Broyekanals - der eine verbindet Neuenburger- und Bielersee, der andere Neuenburger- und Murtensee. Beide wurden sie Ende des 19. Jahrhunderts gebaut zwecks Entwässerung des häufig überfluteten Seelandes. Bemerkenswert am Zihlkanal ist, dass bei Hochwasser seine Flussrichtung ändern kann: dann strömt er vom Bielersee in den Neuenburgersee, der zum Überlaufbecken wird.

Die Wanderung soll übrigens in Gampelen enden. Gampelen heisst auf Französisch Champion - da lässt sich für die Kolumne in der Zeitung dann sicher eine trefflich humoreske Pointe mit dem Queen-Song "We Are the Champions" basteln. Mal sehen!

Dienstag, 18. Dezember 2012

Oomäiseler, du!

Kürzlich schrieb ich darüber, dass die Einwohner von Hochwald SO im Dialekt "Hobler" genannt werden. Leserin Marianne machte mich daraufhin auf ein interessantes Phänomen aufmerksam: Im Baselbiet gibt es für viele Orte bzw. ihre Bewohner Spitznamen - die freilich am Verblassen sind. Hier eine Auswahl:
  • Allschwil: Chruttstoorze, Schwellemer
  • Benken: Schingge
  • Biel: Stäggestregger
  • Binnigen: Wääiechöpf
  • Bottmingen: Brootfrässer
  • Ettingen: Gugger
  • Oberwil: Chaatzewalde, Schnägge
  • Schönenbuch: Oomäiseler
  • Therwil: Nüünenüünzger, Iltise

Montag, 17. Dezember 2012

Nasse Füsse in nassen Socken in nassen Schuhen

Der Samstagshimmel über dem Greifensee.
Besonders kalt war der Samstag nicht, aber sehr nass. Es regnete, als wir in Scheuren auf der Forch starteten, und es regnete noch stärker, als wir uns unserem Schlussziel näherten, dem Zürcher Zoo. Und auf den Wegen zuerst dem Greifensee, dann der Glatt entlang lag der Pflotsch fünf, sechs Zentimeter hoch. Dazwischen aber zeigte sich auch längere Zeit die Sonne und riss im Grau des Himmels ein blaues Fenster auf. Das war schön - ebenso wie die Einkehr in der Prachtswirtschaft Geeren in Gockhausen, die ich allen empfehle; das Kirschfondue wirkte Wunder gegen die nassen Füsse in den nassen Socken in den nassen Schuhen.

PS zur Route: In 4 1/4 Stunden von Scheuren via Maur, Maur Schifflände, Maurholz, Glattuferweg, Dübelstein, Geeren zum Zürcher Zoo.
PS 2: Grässlich war dann die Heimfahrt durch Zürich: das Weihnachts-Einkaufs-Gehummle, das Gehaste, die Autokolonnen und überfüllten Trams!

Sonntag, 16. Dezember 2012

Burrens Weite

In der Witi darf die Aare ausgreifen.
Diese Woche erschien von mir in der Zeitung ein Porträt von Ernst Burren, Solothurner Mundart-Dichter - hier kann man es lesen, und eine Hörprobe gibt es auch; ich bat Burren, eines seiner Gedichte vorzutragen, und zeichnete es auf. Übrigens gab er mir auch einen Wandertipp. Ein grosser Wanderer sei er nicht, sagte er mir, aber "d Witi", die liebe er sehr. Ich musste nachfragen, was er meinte. Die Weite - das ist jene topfebene Gegend zwischen Solothurn und Büren, in der die Aare mäandern darf. Ich werde hingehen. Bald.

Samstag, 15. Dezember 2012

Zürichs grosser Geköpfter

Waldmanns Reiterstatue vor Zürichs Grossmünster. (Wikicommons/sidonius)
Wir wandern heute nah Zürich und werden bei der Ruine Dübelstein am Waldhang oberhalb von Dübendorf durchkommen. Als dies noch eine stolze Burg war, da hauste in ihr der Ritter Hans Waldmann, jener Zürcher Bürgermeister, den die Zürcher hinrichteten. Seinen Lebenslauf hier ausführlich referieren geht nicht, er würde ein Buch füllen. Also nur das: Waldmann war ein Parvenu, ein Emporkömmling aus Zug aus einer mässig begüterten Handwerker- und Händler-Familie. In Zürich machte er Karriere als Heerführer und trug in den Schlachten von Murten und Nancy massgeblich dazu bei, Karl den Kühnen von Burgund, einen Fürsten europäischer Statur, zu vernichten; dafür wurde er geadelt. Doch schliesslich, eben, obsiegten Waldmanns Widersacher, deren es etliche gab - 1489 wurde er oberhalb des heutigen Bahnhofs Zürich-Stadelhofen geköpft.

Freitag, 14. Dezember 2012

Schnurrlis Psychotherapie

Ob dieses Obwaldner Hündli versichert ist? Weiss ich doch nicht.
Kürzlich las ich in der Mobiliar-Kunden-Zeitschrift: Auch für Hunde und Katzen gibt es eine Unfall- und Krankenversicherung. Sie zahlt, wenn Fido vors Auto rennt oder Schnurrlis Eiter-Zahn raus muss. Und natürlich gibts auch in diesem Segment das Kleingedruckte: Diätfutter wird nicht bezahlt, Impfungen auch nicht. Und auch nicht, das steht da ernsthaft, die Psychotherapie.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Mittelerde liegt in Jenins

Jenins bekommt ein neues Museum. (Wikicommons/R. Zumbühl)
Der Deutsche Bernd Greisinger hat in seinem Lebensort Jenins in der Bündner Herrschaft ein unterirdisches Hobbit-Museum gebaut, mehr oder minder im Stillen. Früher war Greisinger Fondsmanager, stieg aber 2008 aus, nachdem ein Teil seiner Fonds durch den Betrüger Madoff arg geschädigt worden waren. Tolkien-Fan war er schon immer und kaufte in den letzten Jahren Hunderte Gegenstände; so kam zustande, was er die "Greisinger Mittelerde Collection" nennt. In sein Museum hat er laut eigenen Worten bisher 2.5 Millionen Franken investiert. Die Tourismusorganisation Graubünden Ferien äusserte sich leicht skeptisch - das Museum, das nächstes Jahr eröffnet werden soll, könnte irgendwo auf der Welt stehen; das Heidi hingegen sei "authentisch und gehört zur Bündner Herrschaft". Soweit ein Artikel im "Tages-Anzeiger", den ich kürzlich mit grossem Interesse las.

Hier ein gefilmtes Interview: Greisinger gibt Auskunft über sein Projekt - in schauderhaftem Englisch.

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Una bella poesia

"Ein letztes Herbstblatt hält die Stellung", schreibt mir Blogleserin Marianne zu ihrem Foto, das sie an der Autobahn bei Urdorf aufgenommen hat. Mir fällt zu dem Bild jene Italienisch-Lehrerin ein, die einst an der Kanti Trogen für den Hauptlehrer einsprang. Jung war sie, düster, übersensibel, kam direkt von der Uni - man machte sich Sorgen um ihr seelisches Befinden. Aber gleichzeitig brachte sie uns die allerherrlichsten Gedichte bei, darunter auch jenes in jedem klassischen Kanon sich findende, höchst elegante von Giacomo Leopardi über das arme Blatt, die povera foglia frale.



Dienstag, 11. Dezember 2012

Mission Abort

Statt Genfersee gab es dann halt Limmat.
Gestern hatte ich frei. Um 6 Uhr 10 ging ich aus dem Haus mit dem Plan, nach Morges zu fahren und dann dem Ufer des Genfersees entlang nach Lausanne-Ouchy zu wandern. In Biel dämmerte es, und mir dämmerte, dass dieses Unterfangen keinen Spass machen würde: überall Pflotsch, Sicht null, allgemeine Unwirtlichkeit und wildes Geflocke. Ich stieg aus, trank kurz einen Kaffee und reiste wieder heim. Gemein, was der Himmel nun anstellte: Während wir um halb elf in Zürich einfuhren, drückte plötzlich die Sonne durch. Ich nahm dann noch eine Kurzwanderung vor und schlenderte an der Limmat vom Bahnhof zum Bellevue, kaufte auch ein paar Weihnachtsgeschenkli und war gegen Mittag wieder zuhause. Ein seltsamer Nichtwandertag.

Montag, 10. Dezember 2012

Metzgete nach Knonauer Art


In der Regel hasst man als Wanderer ja Hartbelag. Doch am Samstag waren wir, kurz vor Knonau, froh, mal ein Stück auf der Strasse gehen zu dürfen. Das Gehen durch tiefen Neuschnee war enorm anstrengend, die 4 1/4 Stunden, die wir unterwegs waren, fühlten sich an wie 6 oder 7 Stunden. Ah ja, wir verliefen uns dann auch noch zweimal, weil einige Wegzeichen durch den Schnee verdeckt waren; nachdem wir das Stück Sins - Frauenthal - Knonau korrekt hinter uns gebracht hatten, gerieten wir auf dem Weg nach Uerzlikon auf Abwege und endeten nicht wie geplant in Hausen am Albis, sondern in Baar. Was soll's, es war schön. Und im "Hörnli" Knonau assen wir deftig. E. und R. bestellten zu zweit eine Metzgete-Auswahl und kriegten ein bombastisches Fleisch-Sauerkraut-Kartoffel-Arrangement.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Tramfahren ist schöner als Fliegen

Ja, ich weiss, das ist kein besonders gutes Foto. Nehmen wir die iPhone-Aufnahme als Dokument. Es zeigt den Widmer an der Heck-Konsole eines Zürcher Trams 2000 und wurde diese Woche aufgenommen. Auf dem Areal der städtischen Verkehrsbetriebe, auf der geschützten Teststrecke, durften ich und andere Gäste mal kurz tramfahren, unter kundiger Aufsicht, versteht sich. Und so lenkte ich das Tram zuerst rückwärts und dann vorwärts, durfte vom Führerstand eine Kurzdurchsage absondern, eine Weiche stellen und das 28-Tonnen-Gefährt - nach Warnung aller Passagiere - einer Notbremsung unterziehen. Nur Fliegen ist schöner? Blödsinn! Der coolste Pilot ist der Trampilot.

Samstag, 8. Dezember 2012

In Sins wurde wer geboren?

Sins und der Bezirk Muri.
Heute wandern wir von Sins im Kanton Aargau aus los. Da war ich noch nie. Und jetzt das Quiz: Welche Schweizer Magistratsperson wurde dort geboren? Jawohl, Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Dazu ist Sins der Heimatort von alt Bundesrat Kaspar Villiger. Wir wollen dann von Sins ("Seis") aus zum Kloster Frauenthal wandern und weiter via Knonau, Uerzlikon, Kappel nach Hausen am Albis.

Freitag, 7. Dezember 2012

Bacchus: das Bild

Nur schon diese violette, weingetränkte Rinde, mmmh!
Sieht gut aus, oder? Dies ist der Käse Bacchus, der in meiner heutigen Zeitungs-Kolumne vorkommt. Er ist rezente Ware, wurde ein paar Wochen im Wein und Käse verfeinert - daher der Name; Bacchus ist bekanntlich der antike Weingott. Gemacht wurde er auf dem Thurgauer Holzhof, bestellen kann man ihn hier. Mir ging eben ein grösserer Mocken zu, und ich bin begeistert. Das einzige Problem, das ich mit Bacchus habe: Wie soll ich danach mein Leben mit Durchschnitts-Käse weiterleben?

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Ein Skigebiet gibt auf


Das Skigebiet Lungern-Schönbüel ist nicht mehr.
Vor kurzem las ich eine recht erstaunliche Meldung. Das Skigebiet Panoramawelt Lungern-Schönbüel gibt den Skibetrieb auf. Am 22. Dezember wäre Saisonbeginn, die Homepage wirbt mit Traumpisten, doch die Lifte werden nicht fahren. Grund ist simpel, dass die Panoramawelt die jährlichen Fixkosten von 350 000 Franken nicht mehr zahlen kann und will. Die Betreiber möchten nun das sommerliche Wanderwesen fördern und im Winter allenfalls sanfte Sportarten wie Schneeschuhlaufen und Winterwandern forcieren. Mir ist das allemal sympathischer als die Pläne, die vor zwei Jahren herumgeisterten - ich berichtete damals in diesem Blog über die Idee, auf 2000 Metern über Meer auf der Alp Schönbüel für 170 Millionen Franken eine gigantische Amüsieranlage zu bauen mit Panoramarestaurant, Disco, Festarena für 1200 Menschen, Shoppingcenter, Wellnesstrakt, Hotel, Kinderhort und Indoor-Garten unter einer Glaskuppel. Nun gibt es mehr Stille statt mehr Rummel, gut so!

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Schwyzer Finanzierungslücke

Bekommt eine neue Bahn - aber wann? Stoos SZ. (Bild: Wikic./Jesuitus2001)
Vor anderthalb Jahren schrieb ich in diesem Blog darüber, dass der Ferienort Stoos im Kanton Schwyz die steilste Standseilbahn der Welt realisieren will; 110 Prozent soll die Steigung betragen. Gestern war in der NZZ ein interessanter Artikel zu lesen. Demnach ist das Projekt an sich auf guten Wegen: Mitte September erfolgte der Spatenstich, bereits wurden fast 1500 Bäume gerodet, Werkleitungen und Baupisten erstellt. Allerdings gibt es nun ein Problem: Jenes Bauunternehmen, das bei der Auftragsvergabe den Kürzeren zog, blockiert mit einer Beschwerde momentan den Fortgang der Arbeiten. Das ärgert die Stoosbahnen AG. Denn von den Gesamtkosten von 50 Millionen Franken sind 19 Millionen noch nicht gesichert. Und die Suche nach Geldgebern wird nicht einfacher, solange nicht klar ist, wann es mit dem Bauen weitergeht.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Der grüne Brief

Nett, was man als Wanderkolumnist zugeschickt bekommt - und wie man tituliert wird. Der abgebildete Brief kam letzte Woche an und stammt von einem Bündner Wirtepaar, das sich für die Erwähnung seines Restaurants in den höchsten Tönen bedankt.

Montag, 3. Dezember 2012

Das Kotelett der Koteletts

Vereiste Pfütze zwischen Ossingen und Islisberg.
Am Samstag eine mit 4 1/4 Stunden nicht allzu lange Wanderung; der Biswind stach uns durch die Kleider, während wir von Ossingen zur Kartause Ittingen und hinab nach Frauenfeld zogen. Umso schöner die Einkehr. In der "Aussicht" von Iselisberg (tolle Bauernbeiz!) war grad Metzgete, ich ass Apfelschnitze, Rösti und das beste Kotelett des kotelettreichen Jahres 2012. Mehr über die Route am Freitag in meiner Zeitungskolumne - dort wird auch klar werden, was der Alt-Bauernpolitiker Otto Wartmann mit unserer Wanderung zu tun hat. Und wie der Tilsiter in den Thurgau kam.

PS: 333 333 - ich rede vom Click-Zähler, ist Geschichte. Nun fasse ich 444 444 ins Auge!


Sonntag, 2. Dezember 2012

Fatima, Mara und die Nacktwanderei

Witzig, oder? Wer die Kolumne* zu Ende lesen will, kauft das Buch mit dem smarten Titel "Warum muss immer der Mann das Joghurt sein?" 25 hübsche, feminine Kolumnen sind in ihm gesammelt, laut Untertitel geht es um die Liebe, das Leben "und andere schöne Dinge". Bei der Autorin handelt es sich um meine Facebook-Freundin Fatima Vidal aus Winterthur - hey, Fatima, gut Papier!**

* Für die verschwommenen Buchstaben entschuldige ich mich; mein Blog kann das nicht besser.
** "Viel Glück" erschien mir ein wenig unspezifisch. Daher habe ich einen Autorengruss improvisiert.

Samstag, 1. Dezember 2012

Ein Fall von früher Frauenbewegung

Die Kartause Ittingen im 18. Jahrhundert. (Wikicommons)
Sozusagen eine klerikale Wanderwoche: Am Donnerstag besichtigten wir das Kloster St. Urban LU. Und heute wollen wir zur Kartause Ittingen TG. Sie war ursprünglich ein Augustinerstift, ging dann aber Mitte des 15. Jahrhunderts an die Kartäuser über. Zu den Folgen ein Zitat aus Wikipedia - es ereignete sich nämlich bald ein feministischer Aufstand gegen die strengen Satzungen der Kartäuser:
"Ihren Regeln entsprechend wurde die Bevölkerung von den Gottesdiensten ausgeschlossen; besonders Frauen blieb die Kirche verschlossen. So kam es schon im gleichen Jahr zum "Frauenstreik": Die Warther Frauen drangen in die Kirche ein und erzwangen mit einem Sitzstreik eine eigene Kapelle in Warth."

Freitag, 30. November 2012

Drei Kantone und ein Scherenschnitt

Die Landschaft verwandelte sich gestern in einen japanischen Scherenschnitt - alles schwarzweiss! Nur 3 1/2 Stunden dauerte unsere Wanderung und führte uns doch durch drei Kantone: Wir starteten im Kanton Bern (Melchnau), zogen durchs Luzernische (St. Urban) und kamen schliesslich in den Aargau (Murgenthal). Höhepunkt war, wie ich es mir gedacht hatte, das altehrwürdige, riesig dimensionierte Kloster von St. Urban. Und die Einkehr im Kloster-Gasthaus Löwen, wo wir uns über einem guten Essen (Frau K. hatte die Gemüsespätzli, ich das Entrecôte) aufwärmten.

Donnerstag, 29. November 2012

Durch den Hudel zum Kloster

Eine Preziose: Chorgestühl von St. Urban. (Gandalf/Wikicommons)
Mag es noch so hudeln, heute wandern wir. Auch das alte Kloster St. Urban LU besuchen wir, das eine Psychiatrische Klinik beherbergt. Die Klosteraufhebung 1848 war eine Folge des Sonderbundskrieges, des Konfliktes zwischen Reformierten und Katholiken, Liberalen und Konservativen, der den modernen Bundesstaat hervorbrachte. Der Kanton Luzern fand sich auf der Verliererseite und tilgte Kriegsschulden, indem er Klostergüter verkaufte. Auch das wertvolle Chorgestühl von 1700 veräusserte er, konnte es aber später zurückerwerben.

PS: Ein Blick auf den Klickzähler dieses Blogs zeigt: Die magische 333 333 kommt näher und näher.

Mittwoch, 28. November 2012

Mittelholzers Matter Martyrium

Schön, oder? Das Foto machte ich im Oktober, nachdem wir den Risetenpass (SG/GL) überquert hatten. Es zeigt das Risetenhorn vom Krauchtal aus. Walter Mittelholzer hatte im März 1922 dieselbe Perspektive, freilich war das Horn tief verschneit. Und er selber war nicht zwäg wie unsereins, sondern kroch mit einem verletzten Knie durch die Schneemassen talwärts nach Matt.

Mittelholzer, der Schweizer Flugpionier, war in Mailand Richtung Dübendorf gestartet, hatte im Linthgebiet im dichten Nebel aber die Orientierung verloren. Dann der Unfall, den er später in seinem Buch "Persienflug" schilderte:
"Aus dem Nebelgrau schiesst plötzlich eine hellschimmernde, weisse Fläche auf mich zu. Instinktiv ziehe ich das Höhensteuer. Ein furchtbares Krachen durch Mark und Bein - dann Totenstille..."
Walter Mittelholzer, Schweizer Flugpionier, 1894 bis 1937.
Mittelholzer erwacht, das Knie ist geschwollen und tut furchtbar weh, er rutscht auf dem Rücken talwärts, löst eine Lawine aus, hält sich an einer Tanne, entkommt so gleich noch einmal dem Tod. Die erste Nacht bei Minustemperatur verbringt er in einer Alphütte, findet zwar Schwefelhölzchen, die aber nicht zünden, schlottert qualvoll vor sich hin. Dann rutscht und kriecht er weiter, hinkt später auf einen Ast gestützt durchs endlose Krauchtal. Alle 200, 300 Meter schläft er ein. Es wird wieder Abend:
"Ein letzter rotgoldener Schein spielte um die obersten Felsen des Risetenhorns, an dessen Fuss als kleines, schwarzes Pünktchen mein armes Flugzeug mit zerbrochenen Schwingen lag."
Um Mitternacht kommt Mittelholzer in Matt im Sernftal an, ist aber so erschöpft, dass er nicht um Hilfe rufen kann, er schläft im Dorf auf dem Schnee ein. Am Morgen wankt er in eine Gaststube, den Fliegerhelm auf dem Kopf, das Gesicht voller Blut, und bittet um heissen Tee und Wein. Es dauert drei Monate, bis er wiederhergestellt ist.


Dienstag, 27. November 2012

Vier Freunde auf dem Jakobsweg

Jakobspilger in "The Way". (Screenshot)
Die Vier sind in Santiago de Compostela und die Geschichte gleich zu Ende. Nie sah ich einen Film, in dem so ausgiebig gewandert wird wie in "The Way" von Emilio Estevez (2010). Martin Sheen spielt einen amerikanischen Augenarzt, dessen Sohn auf dem Jakobsweg erfroren ist. Nun absolviert der Vater, die Asche des Sohnes im Gepäck, denselben Weg. Unterwegs gabelt er drei andere Pilger auf: eine traurige Kanadierin, einen verkifften Holländer und eine Nervensäge von Schriftsteller aus Irland. Die vier werden Freunde, es gibt nach bewährter Drehbuch-Schreiber-Art allerlei Rückschläge und Hindernisse zu überwinden, und so manches ist ziemlich klischiert - trotzdem fand ich den Film berührend und habe ihn gestern Abend genossen.

Montag, 26. November 2012

Gotthelf schrieb nicht schön

Gotthelf, Hässlichschreiber.
Zu Jeremias Gotthelf - er kam kürzlich in meiner Zeitungskolumne vor - habe ich auf Wikipedia ein lustiges Zitat gefunden. Als Albert Bitzius, wie Gotthelf hiess, von 1814 bis 1817 in Bern den Theologen-Vorkurs besuchte, befand sein Lehrer zu Mutter Bitzius: "Sagt doch Eurem Sohne, er solle schöner schreiben lernen, er schreibt wie eine Sau." Heute würde der Lehrer dafür vermutlich verklagt oder entlassen oder beides!

Sonntag, 25. November 2012

Ich besuchte Wetzipedia

Winter im Kemptner Tobel. (Screenshot)
Wetzikon ZH hat eine Wetzipedia. Eine Plattform für Ortsgeschichte im Internet. Man kann dort lesen über frühere Vereine, alte Familiennamen oder auch den Samichlaus im Ettenhauserwald. Gestern besuchte ich die Site und fand es toll, dass einige der Filme des städtischen Filmarchivs digitalisiert sind; man kann sie anklicken und anschauen. Ich führte mir Nr. 117 zu, einen Sechsminüter aus den 1930er-Jahren, der mich ins vereiste Kemptner Tobel und zu der frisch abgebrannten Nagelfabrik am Tobeleingang führte.

Samstag, 24. November 2012

Kopfwandern

Jawohl, da war ich: Miami.
Heute abend besuche ich in Schafis eine Fassprobe - ein Weinritual, zu dem mich eine Freundin einlud. Und morgen wandern wir von Bôle NE durch die Areuse-Schlucht nach Noiraigue und weiter über die Krete zur Rechten nach Les Ponts-de-Martel. Theoretisch. Denn seit Tagen bin ich vergrippt - so dass es beim Plan bleibt. Die letzten drei Tage verbrachte ich grossteils im Bett. Dort habe ich viel gelesen - Kopfwanderungen sozusagen. Meine Lektüre:

  • "Back To Blood" von Tom Wolfe, ein Roman, den ich schon letzten Samstag anpackte. Eine Miami-Story um einen Polizisten, der alles falsch zu machen scheint, obwohl er alles richtig macht; einen Kotzbrocken von Psychiater mit Spezialgebiet Sexsucht; einen russischen Oligarchen, der der Stadt ein Museum schenkt samt Bildern, die allesamt gefälscht sind.
  • "The Black Box" von Michael Connelly, meinem allerliebsten US-Krimi-Autor (okay, George Pelecanos ist auch ein Gott des Genres). Harry Bosch ermittelt in einem Mord, der vor 20 Jahren anlässlich der Rassenunruhen in Los Angeles geschah und damals nur rudimentär dokumentiert wurde; er wird bei diesem hoffnungslosen Unterfangen bedrängt und behindert von einem allzu bürokratisch veranlagten Vorgesetzten.
  • "Driving The Saudis" von Jayne Amelia Larson. Die Chauffeurin, die lieber Schauspielerin geworden wäre, erzählt in einer leicht literarisierten Form die wahre Geschichte, wie sie wochenlang eine Familie durch Los Angeles fuhr, die zum saudischen Königshaus gehört; Reiche-Araber-Klischees bewahrheiten sich dabei und lösen sich doch auf.
  • "The Forgotten" von David Baldacci. Die Geschichte spielt in der reichen Rentner-Oase Paradise in Florida. Ihr comicnaher Held Puller, ein Militär-Ermittler, findet seine Tante tot auf. Puller nimmt Witterung auf: Ein Menschenhändler-Ring nutzt die Küste, um seine "Ware" umzuladen. Dieses Buch ist ein sehr mässiger Thriller, den ich nur um des Prinzips fertiglas.

Freitag, 23. November 2012

War Giraud nun ein Held?



Kriegsgefangener Giraud (links).
(American National Archives)
Gedenktafel am Weg.
Zum Lesen anklicken.
In meiner heutigen Zeitungskolumne geht es am Rand um den General Henri Giraud; wir passierten kürzlich auf unserer Wanderung nämlich auf der Grenze des Kantons Jura zu Frankreich einen Punkt namens Les Ebourbettes, wo Giraud im April 1942 wieder französischen Boden erreichte. Dazu etwas mehr in diesem Eintrag: Beginnen wir mit dem Werdegang dieses Militärs. Giraud war in den 1920er-Jahren massgeblich daran beteiligt, in Marokko den Aufstand der Rifkabylen niederzuschlagen; dafür wurde er zum Mitglied der Ehrenlegion ernannt. Im Zweiten Weltkrieg war er einer der Gegenspieler General de Gaulles. In Holland geriet er 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft und wurde in Sachsen interniert. Zwei Jahre lang soll er dort den Ausbruch geplant haben: Er lernte Deutsch, legte sich Karten der Umgebung an, flocht aus Bindfäden jenen Strick, mit dem er sich am 7. April 1942 abseilte. Dass er es trotz intensiver Gestapo-Fahndung durch Deutschland in die Schweiz schaffte, darf als Wunder bezeichnet werden; bald darauf erreichte er Frankreich. Das klingt bewundernswert, sicher hatte Giraud Tatkraft und Mut. Wer sich etwas in seine Biografie einliest oder auch nur den langen Wikipedia-Eintrag durchgeht, wird allerdings erkennen, dass der General bei alledem eine reichlich zwiespältige Figur war und mit dem Vichy-Regime, das mit den Deutschen kooperierte, sympathisierte. Auch war er ein Antisemit. Und ein Vertreter der Kolonialherrschaft in Afrika sowieso. So ist diese Heldenlegende letztlich eine Parabel über Heldentum, das oft bei näherem Hinsehen zweifelhaft erscheint.