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Mittwoch, 29. Februar 2012

Diese Schnauze, diese Streifen, es ist ein...

Zwei Dachse in England. (Bild: Mark Robinson/ WikiCommons)
Ab heute gibts auf SF wieder das Guetnachtgschichtli. Gestartet wird mit dem Klassiker "Dominik Dachs". Hier zehn Fakten zum Dachs - dem wirklichen, dem Tier.
  1. Er gehört zur Familie der Marder.
  2. Charakteristisch ist der längliche Kopf mit der rüsselartigen Schnauze und den schwarz-weissen Längsstreifen. 
  3. In der Fabel heisst er "Grimbart".
  4. Er ist ein Mischkostler wie der Mensch, wechselt zwischen Fleisch und Pflanzenware.
  5. Sein Bau ist riesig, der Durchmesser beträgt bis zu dreissig Meter. Die Kavernenserie wird über Generationen genutzt, die Jungen fügen jeweils eigene Kammern hinzu.
  6. Sein Fett galt früher als bestes Mittel gegen Gliederschmerz und Rheumatismus; auf dem Land schwören die Bauern auch heute noch darauf.
  7. Die Chinesen züchten ihn als Delikatesse.
  8. Nach wie vor sind Rasierpinsel aus seinen Haaren sehr gefragt.
  9. Auf Englisch heisst er "badger" - jawoll! Genau wie der verschlurfte Dealer in der TV-Serie "Breaking Bad".
  10. Ein Fell vom Dachs gibt es auf den Schweizer Pelzmärkten schon für 70 Franken. 
Sooo, jetzt wünsche ich viel Spass mit Dominik, liebe Kinder und Erwachsene.

Dienstag, 28. Februar 2012

Der Bierkeller

Hier lagerte Biiiiiier. (Bild: Peter Rickenbacher, www.gasthaus-kreuz.ch)
Kürzlich mit einem Goldauer geplaudert, es ging um das Klima an der Rigi, und irgendwann fiel das Wort "Bierkeller". Ich fragte nach, er erzählte - und zuhause fand ich eine Seite im Internet, in der die Sache erklärt ist. Der Bierkeller, so auf Karten zu finden, liegt am südlichsten Punkt des Lauerzersees an der Strasse. Es handelt sich eigentlich gar um zwei Gebäude. Sie bilden den Eingang zu zwei Kavernen, in denen einst eine Brauerei Bier lagerte. Sie kühlte es mit Wintereis aus dem See. Das funktionierte sommers, weil der Doppelkeller die Kaltluft nutzt, die im steilen Sitiwald durch das lockere Blockgeröll zieht. Längst wird der Bierkeller, in dem es nie über sieben Grad ist, allerdings nicht mehr genutzt. Wir plumpen Neuzeitler haben Kühlschränke.

Montag, 27. Februar 2012

Licht und weisser Glühwein

Gleich wird es hell: Kapelle beim Michaelskreuz.
Februar-Abend-Sonne in Luzern.
Es begann schlecht: Kurz nach dem Start im hässlichen Rotkreuz gerieten wir in dichten Nebel. Bald verliefen wir uns auf dem Weg hinauf zum Michaelskreuz. Dann wurde alles besser; wir fanden den Weg wieder, entdeckten beim Kreuz eine feine Wirtschaft. Während wir der nahen Kapelle zustrebten, deutete sich ein erstes Mal die Sonne an, plötzlich stach die Rigi aus dem Dunst. Und am Schluss der Route, die in 5 1/2 Gehstunden über Udligenswil, Adligenswil, den Dietschiberg nach Luzern führte, war alles in Ordnung. Wir hatten Licht bekommen, Güggeli gegessen, weissen Glühwein getrunken, bei einem Bauernhof Konfitüre, Baumnüsse, Schnaps gekauft. Und an der Seepromenade von Luzern war es ein schönes Ausschlendern. Doch, das war eine gute Samstags-Wanderung. Auch wenn sie schlecht begann.

Sonntag, 26. Februar 2012

Mit Ramuz in den Nebel

Ein hübsches Büchlein ist vor einiger Zeit erschienen, eine Textsammlung über das Winterwandern. Herausgegeben hat es, wie schon den Vorgängerband "Über alle Berge - Geschichten vom Wandern", der Glarner Schriftsteller und Alpinist Emil Zopfi. Die Auswahl ist gut. Es gibt Texte von Kästner, Hemingway, Arthur Conan Doyle, Marlen Haushofer und anderen. Speziell mochte ich "Im Nebel verloren" von C.F. Ramuz. Meisterhaft schildert er den Schrecken in der einsamen Landschaft, der den überheblichen Jüngling auf der Ebene von Jaman hoch über Montreux befällt, als der Nebel aufzieht. Kostprobe:
"Den Arm streckt man aus und sieht die Hand nicht mehr an seinem Ende. Und  plötzlich hat man Angst. Das kam aber so schnell, dass ich zuerst gar nicht daran dachte anzuhalten, obschon man eigentlich hinter der Wahrheit zurückbleibt, wenn man sagt, man sah den Weg nicht, denn man sah auch die eigenen Füsse nicht."

Samstag, 25. Februar 2012

In Udligenswil wird nicht getanzt

Kanton Luzern. Gelb: Udligenswil.
Vor langer Zeit gehört, dann vergessen: "Udligenswilerhandel". Heute wandern wir über den Rooterberg und kommen nach Udligenswil LU - da kam mir das Wort wieder in den Sinn. Ich schlug nach: Es geht um einen Konflikt der Luzerner Behörden und des katholischen Klerus, der 1725 beginnt. Die Frage ist: Wer hat in einem Dorf das Sagen? Ist es der Pfarrer? Der von Udligenswil spricht gegen die Erlaubnis des Landvogts ein Tanzverbot aus. Es beginnt ein rechtlich-politischer Streit, der gar den Papst in Rom beschäftigt. Interessant, wir hatten in der Schweiz einst iranische Zustände mit einer Geistlichkeit, die in allen Dingen die Führung beanspruchte.

Freitag, 24. Februar 2012

Der Fall Schimmel

Schimmel ist tot. Man sollte nicht mit Feinden wandern gehen.
Bienzle (l.) und der Pathologe Dr. Kocher.
Nein, schön sieht sie nicht aus, die Leiche von Herrn Schimmel, dem Unternehmer. Beim Wandern auf der Schwäbischen Alb ist er während der Rast über eine Felswand gestürzt - oder vielmehr, es hat ihn jemand gestossen. Der Kommissar Ernst Bienzle ermittelt gewohnt tüchtig und bedächtig, nachdem ihm die Leiche direkt vor die Füsse gefallen ist; die "Tatort"-Folge "Bienzle und der tiefe Sturz" ist ein Krimigenuss. Momentan schaue ich mir auf Youtube alte "Tatorte" an, am liebsten im Bett, auf dem iPhone. Und dabei, eben, stiess ich auf diesen Wanderschocker von 1997, den ich hiermit allen empfehle.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Paul und das Blut im See

Iii, wen haben sie denn da geschlachtet? Nun, es handelt sich wie beim Phänomen des Blutschnees um eine Färbung durch Algen - und nicht um Blut, auch wenn das Foto von meinem Facebook-Freund Paul "Paul Lascaux" Ott stammt, dem bekannten Krimiautor aus Bern. Der Tümpel des Grauens liegt auf der Krete vom Niederhorn zum Gemmenalphorn, also in der Nähe des Thunersees im Kanton Bern.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Es ward Licht

Rigi, gestern, 7.28.
Rigi, gestern, 7.34.
Ich war also zwei Tage auf der Rigi, für eine Reportage. Höhepunkt war gestern der Sonnenaufgang. Ich war um 7.20 Uhr auf dem Gipfel, allein, vom Swisscom-Turm fiel klirrend Eis. Um 7.27 stiess eine (mir unbekannte) Frau dazu. Und dann zeigte sich um 7.34 die Sonne - fantastisch, diese Magie der Verwandlung durch ihr Licht.
PS: Wer mag, darf gern mein einminütiges Filmli anschauen.

Dienstag, 21. Februar 2012

Rigi hell, Rigi dunkel

Ich schreibe auf dem iPhone, bin auf Rigi-Kulm, übernachtete hier. Die Anreise gestern (Foto) vollzog sich bei strahlendem Wetter. Oben wurde es dann gegen 16 Uhr grau - Sicht zwei Meter. Nachts wiederum sah ich tief unten die Gegend um den Zugersee: das Licht der Häuser und Strassenlampen. Jetzt bin ich gespannt: Wird mir in zwei Stunden der berühmte Rigi-Sonnenaufgang zuteil, oder vermiest es die Nebelsuppe?

Montag, 20. Februar 2012

Die Falle von Murten

Wintervergnügen bei Kriechenwil.

In der Beiz in Murten. Der im Hemd ist der Moor.
Die Meringues mit Crème double.
In 5 1/2 Stunden zogen wir am Samstag von Laupen nach Murten und Avenches. Es war eine Grenzwanderung, womit ich nicht den Röstigraben meine, den wir überschritten. Sondern: Wir wanderten zwischen Winter und Frühling. Ein paar Weiher, später Etang geheissen, waren überfroren, im Wald glichen die Wege Eisrinnen. Ein Sms von Freunden traf ein, die zwischen Gemmi und Sunnbüel unterwegs waren im Gebirge, wo hoher Schnee liegt; auch das war der pure Winter. Anderseits tirillierten die Vögel optimistisch, und blendendes Sonnenlicht betörte. Dem Murtensee entlang geriet ich gar ins Schwitzen, nachdem ich auf der Höhe von Kriechenwil gefroren hatte. So mischten sich zwei saisonale Zustände. Grossartig im Übrigen der Zmittag in der gemütlich geheizten Freiburger Falle in Murten, einem Altstadtkeller-Bauch mit Jazzbeschallung und Crème double-Meringues, die den Cholesterintod wert sind.

PS. Mit von der Partie war Kollege René P. Moor, die Gehkraft aus dem Gürbetal. Er hat die Route gestern verbloggt und nennt mich (49) freundlicherweise einen "Jüngling".

Sonntag, 19. Februar 2012

Blutschnee? Ja, das gibts!

Irgendwie unheimlich: Blutschnee (Agentur -ik).
Kürzlich im Radio gehört und nachgeschlagen: Blutschnee. Es ist roter Altschnee, den man nur sommers im Hochgebirge trifft. Die Färbung bewirken Algen, die sich mit einem roten Pigment vor der Sonnenstrahlung schützen. Alternativ gibt es auch Blutschnee, der seine Röte dem Wüstenstaub verdankt, der aus der Sahara angeweht wurde.


Samstag, 18. Februar 2012

Heute wandern wir in die Expo.02

Schad, ist der Würfel weg. Er hatte Kraft und Klasse.
Heute geht's in die Gegend der Trois Lacs, ins Land der Expo.02. An was erinnere ich mich eigentlich noch von der Expo? 1. An die Funktionäre Wenger und Heller und ihre Phrasen. 2. An die Überfahrt zu Nouvels Würfel; die ganze Mythologie der alten Griechen (Styx, Hades etc.) kam mir obsi. 3. An die Sprühanlage, die nicht richtig eine Wolke bewirkte, aber Spass. 4. An das Zufallstreffen mit Mitappenzeller Simon "Der Kabarettist" Enzler in, glaubs, Biel; da wurde gleich ein wenig zwischen Ausser- und Innerrhoder abgegiftelt. 5. An die Hammer-Käseschnitte des Militärs an der Arteplage von Murten. Gar nicht so wenig, oder? Insofern war die Expo ein Erfolg.

Freitag, 17. Februar 2012

Iglu City

Ein besonders herziges Modell. (YolanC/ WikiCommons)
Mit "Iglu" assoziiert man gemeinhin: Gemütlichkeit in der Kälte, Suppe-Kochen auf dem Gasbrenner, Fantasieren vom Eisbären, der draussen herumstreicht und gern einen Mocken Fleisch hätte. Weniger idyllisch stelle ich mir allerdings jene Iglu-Ballung vor, die am 3./4. März auf der Engstligenalp bei Adelboden entstehen wird. 200 Schneehütten sollen es werden mit ingesamt 400 Bewohnern, was dann den Weltrekord der grössten - huch! - Iglustadt bedeuten würde. Der Winter im Gebirge wird immer urbaner, und natürlich mischelt auch der Outdoor-Ausrüster "Transa" im Hintergrund mit.

Donnerstag, 16. Februar 2012

Die Ein-Satz-Route

Widmer im Schnee kurz vor Landquart.
Bei blickdichtem Schneegestöber steigt Widmer in Landquart aus mit dem Vorsatz, via Malans und Maienfeld nach Bad Ragaz und weiter nach Sargans zu wandern, zottelt gleich los, kann aber leider die verschneiten Wegweiser nicht entziffern und verliert im Gewirr der Unterführungen und Brücken von Autobahn und Geleisen schnell die Orientierung, doch sind da immerhin einige Wanderrhomben an Bäumen auszumachen, denen er folgt, um nach zwei Kilometern auf einem Dammpfad zwischen dem idyllisch winterlichen Rhein und der grausam brausenden Autobahn festzustellen, dass er nicht nach Norden geht, sondern nach Süden, also Richtung Chur, worauf er das auch okay findet und weiterläuft, nein weiterstolpert, weil unter dem weichen Neuschnee steinharte alte Gehspuren eine Art Hügellandschaft bilden, was Widmer enorm strapaziert, weswegen er auch froh ist, in Zizers dann doch zurück in der Zivilisation zu sein, worauf er nun spontan nach Norden gen Igis hält, um endlich, nachdem ihn ein irrer Pudel angekläfft hat, als sei er, der Pudel, ein Raubtier und nicht eine Witzfigur von Hund, doch wieder in Landquart anzulangen, wo er, Widmer, bei einem billigen Italiener namens Peppino ein recht anständiges 15-Franken-Menü mit Pasta und Suppe isst, um dann wieder heimzufahren, nicht ohne den mit gut 35 Jahren schon verfetteten Fricktaler Geschäftsmann zu hassen, der durch den ganzen Waggon telefonierend verkündet, dass er die Bahn nicht mag und nur deshalb mit ihr fährt, weil er das Auto nicht den glitschigen Strassen aussetzen wollte, wonach Widmer die Augen schliesst und den Rest der Reise ausblendet, um schliesslich in Zollikerberg müde einzutreffen, wo er nun diesen seltsamen Wandertag und die Drei-Stunden-Route nach einer erfrischenden Dusche in einem Satz zusammengefasst hat.

Mittwoch, 15. Februar 2012

Der Methanbrauch



Grossartig! Ich stiess gestern durch einen Artikel meines Tagi-Kollegen Erwin Haas, der eine Nase für Lokalstoffe hat, auf diesen Brauch: Unter dem Eis des Lauerzersees gärt es. Bakterien zersetzen abgestorbene Pflanzen und setzen Methangas frei. Und es gibt Schwyzer, die ein Loch ins Eis bohren und das Gas abfackeln - man schaue den Clip an.

Dienstag, 14. Februar 2012

La Venoge selon Gilles

Gilles, Waadtländer, 1895 - 1982.
Die Venoge: Nationalfluss der Waadtländer. Sie durchströmt auf ihren 36 Kilometern von der Quelle in L'Isle bis zur Einmündung in den Genfersee ja auch vollständig Waadtländer Terrain. Und dann gibt es jenes berühmte Gedicht, das mein Wander-Freund Hanspeter Born kürzlich zitierte: "La Venoge" vom Chansonnier, Dichter, Schauspieler Jean Villard ("Gilles"), einer Waadtländer Kultfigur. Man kann dieses Gedicht hier lesen. Aber viel mehr Spass macht es, "Gilles", wie sie ihn nannten, bei der Rezitation zuzuschauen und zuzuhören: das vollendete Schauspiel des Vaudois.

Montag, 13. Februar 2012

Wärmendes in der Eiseskälte

Im Laden der Schnapsbrennerei Stadelmann, Altbüron.
Schneedünen in der Höhe und Eiswind prägten die 5 1/2-Stunden-Wanderung am Samstag von Gutenburg BE nach Nebikon LU. Da war aber auch wärmender Schnaps: In Altbüron entdeckten wir die Brennerei Stadelmann, seit 80 Jahren im Familienbesitz. Wir degustierten - ich war danach halb betrunken. Im Rucksack trug ich eine Halbliter-Flasche Luzerner Hinterländer Whisky heim, gereift im Merlotfass. Und einen Liter Arnikawasser zum Einreiben müder Muskeln, Knochen, Gelenke nach einer Wanderung wie ... dieser.
PS: Stadelmanns haben übrigens einen Onlineshop.

Sonntag, 12. Februar 2012

Handholzerkurs

Ein Handholzerkurs? Würd mich schon interessieren, mir gefällt die Ausschreibung des Bergwaldprojekts, auf die ich eben zufällig stiess. Und eine Woche in Trin wäre nicht zu verachten. Bloss fürchte ich, notorisch ungeschickt in der Handhabung solcher Gerätschaften, versehrt nach Hause zu kommen. Darunter würde dann mein Gelderwerb, der Journalismus, leiden. Und natürlich auch dieser Blog - mit zwei, drei Fingern weniger tippt es sich ungut.

Zwischen Altbüron und Ebersecken.
Und hier schon mal ein Foto von der gestrigen Wanderung von Gutenburg via Melchnau, Altbüron, Ebersecken nach Nebikon. Wir legten 20 Kilometer zurück, waren 5 1/2 Stunden draussen, und auf den Hochebenen zwischen den Dörfern blies eine brutale Bise. Etwas mehr zu dieser Route morgen.

Samstag, 11. Februar 2012

Gefahr in Ebersecken

Eberseckens Wappen.
Letzten Samstag sagte ich die Wanderung vom Oberaargau ins Luzernische wegen Frost ab. Diesen Samstag findet sie statt, obwohl immer noch Frost herrscht - eben, siehe gestern, man hat sich an die Kälte gewöhnt. Ich freue mich nun sehr auf die Route, die uns unter anderem durch Ebersecken LU führen wird. Ebersecken, man erinnert sich eventuell an meinen Blogeintrag, ist jener Flecken im Kanton Luzern, in dem es keinen Handyempfang gibt. Mit anderen Worten, wir werden durch eine der abenteuerlichsten topografischen Formationen der Neuzeit wandern: durch das wilde, bedrohliche, beklemmende, befremdliche, dem Homo Modernus Angst machende Funkloch.

Freitag, 10. Februar 2012

Frostgewöhnung, Frostliebe


Zwei Fotos aus einer Serie über den zugefrorenen und freigegebenen Horgner Bergweiher, vielen Dank, Liliane Géraud, dass ich sie zeigen darf - und irgendwie ist es doch so: Nach einer Woche hat man sich bereits an den Frost gewöhnt. Man hat ihn lieben gelernt. Mir wird er fehlen, wenn er sich dann wieder verzieht und banaleren Wetterlagen Platz macht.

Donnerstag, 9. Februar 2012

Die Sache mit dem Weg von Yverdon nach Yvonand

Auf dem Weg durch die Grande Cariçaie.
Hier etwas mehr Information zum Eintrag von gestern. Ich schrieb über das Naturschutzgebiet Grande Cariçaie am Neuenburgersee - und dass der es querende Wanderweg zwischen Champ-Pittet und Yvonand unterbrochen ist. Yvonand Tourisme sagt mir dazu: Es handelt sich nicht um eine reine Wintersperrung. Sondern der Weg, auf vielen Wanderkarten eingezeichnet, verkam und wurde dauerhaft gesperrt. Womöglich wird er jedoch heuer in Ordnung gebracht und wiedereröffnet. - Wir bleiben dran.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Im wilden Waadtland


Das war gestern eine wilde Wanderung: Ich ging von Yverdon durch das Naturschutzgebiet der Grande Cariçaie in drei Stunden nach Yvonand. Vier Dinge dazu:

  1. Auf den Frost war ich eingestellt und hatte mich vermummt. Die Bise hatte ich nicht bedacht. Sie war so stark, dass ich stellenweise vom Weg abgedrängt wurde. Die Wellen auf dem Neuenburgersee gemahnten an die Nordsee. Und der Lärm des Windes war derart heftig, dass ich das Gefühl hatte, direkt am Rheinfall zu stehen oder auf dem Bahnperron, wenn ein Intercity durchbraust.
  2. Berührend war das Menhir-Alignement von Clendy. Man gelangt vom Bahnhof in dreissig Minuten hin; wer Kinder hat - dies ist ein toller Kurzausflug 6000 Jahre retour direkt in die Prähistorie. 45 Steine sind aufgereiht, einige davon statuenhaft gross. Totemistisch und osterinselhaft stehen sie wie erstarrte Häuptlinge.
  3. Frustig war das mit der Grande Cariçaie. Bei Champ-Pittet, am Eingang zu ihr, informierte ein Schild, der Chemin nach Yvonand sei "pas utilisable". Ich hatte aber keine Lust auf einen banalen Umweg weg vom Sumpf-Wald-Paradies und beging ihn doch. Ich musste mir stellenweise den Weg durchs Gestrüpp bahnen, war mutterseelenallein, Wegmarken gab es keine. Schlau war das nicht, zugegeben.
  4. Aber dann die Belohnung! In Yvonand nahm ich im Restaurant Hôtel de Ville einen Teller mit Eglifilets, dazu einen Zweier Weisswein. Hinter mir tankte mein Pullover auf dem Heizkörper Wärme, vor mir lud der Fisch zum Biss - Happy End nach mentaler und körperlicher Strapaze.

PS: Der Sache mit dem unbenutzbaren Wanderweg gehe ich nach. Auf der Site von Pro Natura Champ-Pittet, die das Gebiet der Grande Cariçaie betreut, steht auch etwas von einem "nicht praktikablen" Weg nach Yvonand. Mir ist nicht klar, ob dies sich nur auf den Winter bezieht oder generell gemeint ist. Ein Blogeintrag folgt, sobald ich es weiss.

Dienstag, 7. Februar 2012

Widmer macht wieder einmal ein Seeufer

Die Grande Cariçaie.
Heute habe ich frei, will wandern - und stelle nicht zum ersten Mal fest: All ihrer Herrlichkeit zum Trotz zieht es mich diesen Winter nicht in die Berge. Vielleicht, weil dort der wilde Stamm der Skifahrer haust, ein mir unangenehmes, grobes Volk, das aus Wiesen Wüsten macht. Stattdessen habe ich mir wieder einmal ein Seeufer auserwählt, das des Neuenburgersees. Ich will von Yverdon aus durch das Naturschutzgebiet Grande Cariçaie ziehen, das einen Viertel der gesamten Fauna und Flora dieses Landes beherbergt. Ob ichs bis Estavayer-le-Lac schaffe oder früher aufhöre, hängt davon ab, wie sich der Frost anfühlt. Und natürlich gedenke ich mich an einem heissen Teller in einer schönen Wirtschaft aufzuwärmen.

Montag, 6. Februar 2012

Falabellas im Frost

Nach mehr als vier Gehstunden: Der Albispass ist gleich erreicht.
Pferdchen im Schnee. Sind es Falabellas?
Es wurden am Samstag auf der Route Birmensdorf - Uetliberg (Uto Staffel) - Albispass dann doch 4 1/4 Wanderstunden. Kalt wars, extrem kalt, in allen Nuancen: Gleisste die Sonne, konnte man kurz mal die Mütze abnehmen respektive die Mützen; ich trug zwei übereinander. Im Schatten aber schmirgelte die Bise wie Sandpapier an den Wangen, und jeder Zahn tat weh. Im "Uto Staffel" nahmen wir das Fondue à discrétion, dazu einen Féchy. Und weil die Schnapsgläser schon auf dem Tisch standen und die Serviererin mit der Flasche umging, tranken wir auch Kirsch. Süss später die Pferdchen, die locker trabten und mit ihrem Begleiter im Schnee tollten, einem ihnen an Statur ebenbürtigen grossen Hund. Die Besitzer erzählten, dies seien die kleinsten Pferde der Welt. Ich gehe davon aus, dass sie der Rasse "Falabella" angehören. Sollte unter meinen Bloglesern ein Kenner sein, freue ich mich über eine Bestätigung oder auch Korrektur.

Sonntag, 5. Februar 2012

Der Flamingo von Hurden

Ein Flamingo. (Bild: Aaron Logan, WikiCommons)
Oh weh! Armer Vogel! Im Schilfgürtel von Hurden am Rapperswiler Seedamm wurde soeben ein Flamingo gesichtet. Er steht da und weiss offenbar nicht so recht mit dem Frost umzugehen. Träumt er der Camargue nach? Dem Po-Delta? Seiner Sippe, die nach einer Zwischenlandung ohne ihn weiterflog. Der Artikel gestern im "Tages-Anzeiger" weckte Mitleid mit dem Jungtier, das einsam ist und jämmerlich friert und wegen des Eises nicht zu seinem Futter kommt, dem Kleingetier im seichten Wasser. Oh weh! Armer Vogel! Aber vielleicht ist er unterdessen ja auch weitergeflogen.

Samstag, 4. Februar 2012

Widmers Wende

Leichtes Wanderziel: Uetliberg-Kulm. (Bild: Roland zh/ Wiki)
Grossmäulig verschickte ich am Mittwoch die Einladung zur Frostwanderung für heute: In fünfeinhalb Stunden von Gutenburg BE via Melchnau, Altbüron, Ebersecken nach Nebikon LU. Danach sah ich Tag für Tag, wie die Prognose korrigiert wurde. War für den Samstag zuerst von minus 8 Grad die Rede, waren es bald minus 10 bis minus 12 Grad. Respektive, unter Einbezug der Bise, gefühlte minus 20. Mir wurde zusehends gschmuech. Und daher habe ich unterdessen den Plan B ausgerufen: Wir gehen nur gerade von Birmensdorf auf den Uetliberg, zum Fondue. Das dauert anderthalb Stunden, was reicht, um die grosse Kälte erlebt zu haben - und doch mit intakten Zehen heimzukehren.

Freitag, 3. Februar 2012

Als die "Alemannia" fast kenterte

Nicht gut: Vereistes Schiff.
Es beschäftigt einen derzeit ja nicht viel ausser der teuflischen Kälte. Ich habe dazu heute im "Tages-Anzeiger" eine Seite. Sie zeigt Aspekte des Frostes - es geht um die Eisfischer auf dem Oeschinensee, das Phänomen des Whiteout, Robert Falcon Scotts letzte Worte und eine russische Märchenfigur. Ah ja, Nietzsche kommt auch vor. Und der Black Frost, wie die Seeleute es nennen, wenn an einem Schiff alles gefriert. Das Eis hängt dann so tonnenschwer, dass es das Schiff zum Kentern bringen kann. Eine gute Schilderung liefert ein gewisser Hans Wölbing, der als Funker auf dem deutschen Fischdampfer "Alemannia" mitfuhr und beschreibt, wie diese 1957 vor Grönland in höchste Gefahr geriet.

Donnerstag, 2. Februar 2012

Das Zürcher Sprachsandwich

Zwei unbekannte Nordamerika Natives.
Der "Tages-Anzeiger" porträtierte gestern Denise Daenzer, die Zürichs Indianermuseum in zwei Jahrzehnten zur renommierten Einrichtung gemacht hat. Deren offiziellen Namen finde ich allerdings etwas doof: Das Indianermuseum heisst heute Nordamerika Native Museum. Was für ein Kauderwelsch! Wieso nicht wenigstens, wenns denn Englisch sein muss, North America Native Museum; ist es wegen dem th, das uns Schweizern nicht leichtfällt? Und wieso soll man nicht mehr von "Indianern" reden? Ist das abschätzig, mittlerweile? Vermutlich. Aber wäre es nicht schlauer, den alten Begriff zu verwenden, also INDIANERmuseum, und ihn im Museum selber kritisch zu betrachten und zu behandeln - im Sinn von Selbstreflexion. Was wir jetzt haben, ist ein seltsames Sprachsandwich: zweimal Deutsch und in der Mitte Englisch. Nordamerika Native Museum: Klingt doch lächerlich, oder?

Mittwoch, 1. Februar 2012

Liebeserklärung an den Winter, das passt


Was für ein jämmerlich kurzes Leben! Johann Christian Günther war der Sohn eines Arztes. Doch er mochte nicht Arzt werden, wie der Vater es wollte - stattdessen wurde er Dichter. Ein armer, vom Vater verstossener, der auch einmal im Schuldgefängnis landete und sich als Hausgast bei Freunden durchmogelte. Mit 27 starb er 1723 an Tuberkulose.

Nicht schön, nein! Günther hat aber schöne Gedichte hinterlassen, eines druckte der "Tages-Anzeiger" kürzlich ab, es gefiel mir ausnehmend und passt perfekt in unsere Frosttage als Hommage an die kalte Jahreszeit. Hier der Anfang, die Fortsetzung kann man im Internet nachlesen.

Lob des Winters
Verzeiht, ihr warmen Frühlingstage,
Ihr seid zwar schön, doch nicht für mich.
Der Sommer macht mir heisse Plage,
Die Herbstluft ist veränderlich;
Drum stimmt die Liebe mit mir ein :
Der Winter soll mein Frühling sein.