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Freitag, 30. November 2012

Drei Kantone und ein Scherenschnitt

Die Landschaft verwandelte sich gestern in einen japanischen Scherenschnitt - alles schwarzweiss! Nur 3 1/2 Stunden dauerte unsere Wanderung und führte uns doch durch drei Kantone: Wir starteten im Kanton Bern (Melchnau), zogen durchs Luzernische (St. Urban) und kamen schliesslich in den Aargau (Murgenthal). Höhepunkt war, wie ich es mir gedacht hatte, das altehrwürdige, riesig dimensionierte Kloster von St. Urban. Und die Einkehr im Kloster-Gasthaus Löwen, wo wir uns über einem guten Essen (Frau K. hatte die Gemüsespätzli, ich das Entrecôte) aufwärmten.

Donnerstag, 29. November 2012

Durch den Hudel zum Kloster

Eine Preziose: Chorgestühl von St. Urban. (Gandalf/Wikicommons)
Mag es noch so hudeln, heute wandern wir. Auch das alte Kloster St. Urban LU besuchen wir, das eine Psychiatrische Klinik beherbergt. Die Klosteraufhebung 1848 war eine Folge des Sonderbundskrieges, des Konfliktes zwischen Reformierten und Katholiken, Liberalen und Konservativen, der den modernen Bundesstaat hervorbrachte. Der Kanton Luzern fand sich auf der Verliererseite und tilgte Kriegsschulden, indem er Klostergüter verkaufte. Auch das wertvolle Chorgestühl von 1700 veräusserte er, konnte es aber später zurückerwerben.

PS: Ein Blick auf den Klickzähler dieses Blogs zeigt: Die magische 333 333 kommt näher und näher.

Mittwoch, 28. November 2012

Mittelholzers Matter Martyrium

Schön, oder? Das Foto machte ich im Oktober, nachdem wir den Risetenpass (SG/GL) überquert hatten. Es zeigt das Risetenhorn vom Krauchtal aus. Walter Mittelholzer hatte im März 1922 dieselbe Perspektive, freilich war das Horn tief verschneit. Und er selber war nicht zwäg wie unsereins, sondern kroch mit einem verletzten Knie durch die Schneemassen talwärts nach Matt.

Mittelholzer, der Schweizer Flugpionier, war in Mailand Richtung Dübendorf gestartet, hatte im Linthgebiet im dichten Nebel aber die Orientierung verloren. Dann der Unfall, den er später in seinem Buch "Persienflug" schilderte:
"Aus dem Nebelgrau schiesst plötzlich eine hellschimmernde, weisse Fläche auf mich zu. Instinktiv ziehe ich das Höhensteuer. Ein furchtbares Krachen durch Mark und Bein - dann Totenstille..."
Walter Mittelholzer, Schweizer Flugpionier, 1894 bis 1937.
Mittelholzer erwacht, das Knie ist geschwollen und tut furchtbar weh, er rutscht auf dem Rücken talwärts, löst eine Lawine aus, hält sich an einer Tanne, entkommt so gleich noch einmal dem Tod. Die erste Nacht bei Minustemperatur verbringt er in einer Alphütte, findet zwar Schwefelhölzchen, die aber nicht zünden, schlottert qualvoll vor sich hin. Dann rutscht und kriecht er weiter, hinkt später auf einen Ast gestützt durchs endlose Krauchtal. Alle 200, 300 Meter schläft er ein. Es wird wieder Abend:
"Ein letzter rotgoldener Schein spielte um die obersten Felsen des Risetenhorns, an dessen Fuss als kleines, schwarzes Pünktchen mein armes Flugzeug mit zerbrochenen Schwingen lag."
Um Mitternacht kommt Mittelholzer in Matt im Sernftal an, ist aber so erschöpft, dass er nicht um Hilfe rufen kann, er schläft im Dorf auf dem Schnee ein. Am Morgen wankt er in eine Gaststube, den Fliegerhelm auf dem Kopf, das Gesicht voller Blut, und bittet um heissen Tee und Wein. Es dauert drei Monate, bis er wiederhergestellt ist.


Dienstag, 27. November 2012

Vier Freunde auf dem Jakobsweg

Jakobspilger in "The Way". (Screenshot)
Die Vier sind in Santiago de Compostela und die Geschichte gleich zu Ende. Nie sah ich einen Film, in dem so ausgiebig gewandert wird wie in "The Way" von Emilio Estevez (2010). Martin Sheen spielt einen amerikanischen Augenarzt, dessen Sohn auf dem Jakobsweg erfroren ist. Nun absolviert der Vater, die Asche des Sohnes im Gepäck, denselben Weg. Unterwegs gabelt er drei andere Pilger auf: eine traurige Kanadierin, einen verkifften Holländer und eine Nervensäge von Schriftsteller aus Irland. Die vier werden Freunde, es gibt nach bewährter Drehbuch-Schreiber-Art allerlei Rückschläge und Hindernisse zu überwinden, und so manches ist ziemlich klischiert - trotzdem fand ich den Film berührend und habe ihn gestern Abend genossen.

Montag, 26. November 2012

Gotthelf schrieb nicht schön

Gotthelf, Hässlichschreiber.
Zu Jeremias Gotthelf - er kam kürzlich in meiner Zeitungskolumne vor - habe ich auf Wikipedia ein lustiges Zitat gefunden. Als Albert Bitzius, wie Gotthelf hiess, von 1814 bis 1817 in Bern den Theologen-Vorkurs besuchte, befand sein Lehrer zu Mutter Bitzius: "Sagt doch Eurem Sohne, er solle schöner schreiben lernen, er schreibt wie eine Sau." Heute würde der Lehrer dafür vermutlich verklagt oder entlassen oder beides!

Sonntag, 25. November 2012

Ich besuchte Wetzipedia

Winter im Kemptner Tobel. (Screenshot)
Wetzikon ZH hat eine Wetzipedia. Eine Plattform für Ortsgeschichte im Internet. Man kann dort lesen über frühere Vereine, alte Familiennamen oder auch den Samichlaus im Ettenhauserwald. Gestern besuchte ich die Site und fand es toll, dass einige der Filme des städtischen Filmarchivs digitalisiert sind; man kann sie anklicken und anschauen. Ich führte mir Nr. 117 zu, einen Sechsminüter aus den 1930er-Jahren, der mich ins vereiste Kemptner Tobel und zu der frisch abgebrannten Nagelfabrik am Tobeleingang führte.

Samstag, 24. November 2012

Kopfwandern

Jawohl, da war ich: Miami.
Heute abend besuche ich in Schafis eine Fassprobe - ein Weinritual, zu dem mich eine Freundin einlud. Und morgen wandern wir von Bôle NE durch die Areuse-Schlucht nach Noiraigue und weiter über die Krete zur Rechten nach Les Ponts-de-Martel. Theoretisch. Denn seit Tagen bin ich vergrippt - so dass es beim Plan bleibt. Die letzten drei Tage verbrachte ich grossteils im Bett. Dort habe ich viel gelesen - Kopfwanderungen sozusagen. Meine Lektüre:

  • "Back To Blood" von Tom Wolfe, ein Roman, den ich schon letzten Samstag anpackte. Eine Miami-Story um einen Polizisten, der alles falsch zu machen scheint, obwohl er alles richtig macht; einen Kotzbrocken von Psychiater mit Spezialgebiet Sexsucht; einen russischen Oligarchen, der der Stadt ein Museum schenkt samt Bildern, die allesamt gefälscht sind.
  • "The Black Box" von Michael Connelly, meinem allerliebsten US-Krimi-Autor (okay, George Pelecanos ist auch ein Gott des Genres). Harry Bosch ermittelt in einem Mord, der vor 20 Jahren anlässlich der Rassenunruhen in Los Angeles geschah und damals nur rudimentär dokumentiert wurde; er wird bei diesem hoffnungslosen Unterfangen bedrängt und behindert von einem allzu bürokratisch veranlagten Vorgesetzten.
  • "Driving The Saudis" von Jayne Amelia Larson. Die Chauffeurin, die lieber Schauspielerin geworden wäre, erzählt in einer leicht literarisierten Form die wahre Geschichte, wie sie wochenlang eine Familie durch Los Angeles fuhr, die zum saudischen Königshaus gehört; Reiche-Araber-Klischees bewahrheiten sich dabei und lösen sich doch auf.
  • "The Forgotten" von David Baldacci. Die Geschichte spielt in der reichen Rentner-Oase Paradise in Florida. Ihr comicnaher Held Puller, ein Militär-Ermittler, findet seine Tante tot auf. Puller nimmt Witterung auf: Ein Menschenhändler-Ring nutzt die Küste, um seine "Ware" umzuladen. Dieses Buch ist ein sehr mässiger Thriller, den ich nur um des Prinzips fertiglas.

Freitag, 23. November 2012

War Giraud nun ein Held?



Kriegsgefangener Giraud (links).
(American National Archives)
Gedenktafel am Weg.
Zum Lesen anklicken.
In meiner heutigen Zeitungskolumne geht es am Rand um den General Henri Giraud; wir passierten kürzlich auf unserer Wanderung nämlich auf der Grenze des Kantons Jura zu Frankreich einen Punkt namens Les Ebourbettes, wo Giraud im April 1942 wieder französischen Boden erreichte. Dazu etwas mehr in diesem Eintrag: Beginnen wir mit dem Werdegang dieses Militärs. Giraud war in den 1920er-Jahren massgeblich daran beteiligt, in Marokko den Aufstand der Rifkabylen niederzuschlagen; dafür wurde er zum Mitglied der Ehrenlegion ernannt. Im Zweiten Weltkrieg war er einer der Gegenspieler General de Gaulles. In Holland geriet er 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft und wurde in Sachsen interniert. Zwei Jahre lang soll er dort den Ausbruch geplant haben: Er lernte Deutsch, legte sich Karten der Umgebung an, flocht aus Bindfäden jenen Strick, mit dem er sich am 7. April 1942 abseilte. Dass er es trotz intensiver Gestapo-Fahndung durch Deutschland in die Schweiz schaffte, darf als Wunder bezeichnet werden; bald darauf erreichte er Frankreich. Das klingt bewundernswert, sicher hatte Giraud Tatkraft und Mut. Wer sich etwas in seine Biografie einliest oder auch nur den langen Wikipedia-Eintrag durchgeht, wird allerdings erkennen, dass der General bei alledem eine reichlich zwiespältige Figur war und mit dem Vichy-Regime, das mit den Deutschen kooperierte, sympathisierte. Auch war er ein Antisemit. Und ein Vertreter der Kolonialherrschaft in Afrika sowieso. So ist diese Heldenlegende letztlich eine Parabel über Heldentum, das oft bei näherem Hinsehen zweifelhaft erscheint.

Donnerstag, 22. November 2012

Luz!

Der Kaffee Spezial im Luz in Luzern.
Der Name ist gut gewählt: Luz - wie Luzern. Wie spanisch Licht. Wie Kafi Lutz. Verlässt man den Luzerner Bahnhof Richtung See, überquert die unsägliche Durchgangsstrasse, ist man schon da bei dem alten Bootshaus. Ich kehrte dort kürzlich ein nach einer Wanderung und nahm einen "Luz Spezial" mit Kaffee, Rahm, Rohrzucker und Rum. Er war unglaublich stark und fein - ich muss bald wieder hin.

Mittwoch, 21. November 2012

Der Tsunami von Genf

Wirkt lieblich, aber...: der Genfersee.
Interessanter Wissenschafts-Artikel gestern in der New York Times. Sie vermeldet, unter Bezug auf die Zeitschrift "Nature Geoscience", Neues zum einstigen Tsunami im Genfersee. Diese Natur-Katastrophe war bisher umstritten, man zweifelte, ob es sie überhaupt gegeben hat. Der Chronist Gregor von Tours berichtete über einen grossen Felssturz anno 563, also zu seinen Lebzeiten, der die Rhone bei ihrer Einmündung in den Genfersee traf und, eben, besagten Felssturz auslöste; leider flunkerten die vormodernen Historiker des öftern. Doch Gregor hat wohl die Wahrheit gesagt: Jedenfalls fanden Forscher der Universität Genf nun im See eine mehrere Quadratkilometer grosse Sedimentschicht, abgelagertes Gestein - die Überreste jenes Hangrutsches, der Flutwellen bewirkte, welche wiederum Siedlungen zerstörten und Menschen töteten. Ja, wir Schweizer hatten auch einen Tsunami!

Dienstag, 20. November 2012

Ein ganz besonderes Filet

Ausgezeichnet: Schnapps Blog. (Screenshot)
Letzten Freitag abend war ich an einer Metzgete im "Alpenblick" Toggwil, Gemeinde Meilen - sehr gut; und ich mochte auch das rustikale Ambiente, das natürlich ein wenig mit der neu spriessenden Landlust der Stadtzürcher liebäugelt. Mit von der Partie war mein einstiger Wewo-Kollege David Schnapp. Und ich gestehe, erst jetzt wirklich realisiert zu haben, dass David privat einen Blog unterhält. "Das Filet" befasst sich mit Gastronomie, wurde zum besten Schweizer Gourmet-Blog 2012 gewählt und erklärt zum Beispiel, wie man die perfekte Rösti hinkriegt. Man lese es nach.

Montag, 19. November 2012

Schleichnebel. Enzian. Und Bichsel.

Unterhalb der Passhöhe des Balmbergs schleicht der Nebel heran.
Am Samstag wurde das eine richtig lange, tagfüllende Unternehmung. Wobei die Tage in dieser Jahreszeit bekanntlich kurz sind: Es nachtete ein, als wir zum zweiten Mal auf unserer Wanderung, diesmal von oben nach unten, die Verenaschlucht passierten und dann die Solothurner Kathedrale. Ein paar Höhepunkte unserer magischen Route Solothurn Bahnhof - Verenaschlucht - Falleren - Nesselboden - Hinter Weissenstein - Vorder Weissenstein - Balmberg - Balm - Galmis - Verenaschlucht - Solothurn Bahnhof (7 1/2 Stunden, gut 950 Meter auf und ab):

Schöne Nachtfassade der Solothurner Kathedrale.
  • Die Direttissima Falleren - Nesselboden, ein stellenweise in den Kalk des Vorberges gehauener Bergpfad.
  • Der Moment, als vor dem Nesselboden der Himmel wechselte: von tiefgrau zu hellgrau zu hellblau und dann zu blau; Frau Sonne geruhte sich zu zeigen.
  • Das wadentief den schmalen Weg bedeckende Raschellaub bei der heiklen Hangquerung vor dem Hinter Weissenstein.
  • Das grandiose, chüschtige, knoblauchige, bei aller Rührerei nicht enden wollende Fondue in der Wirtschaft auf Hinter Weissenstein.
  • Der Anblick des Bantiger, der tapfer seine antennenbewehrte Spitze aus dem Nebel streckte, als sei er am Ertrinken, derweil das umliegende Mittelland schon wieder im Grau versunken war.
  • Die Sonne-Nebel-Grenze auf dem Balmberg, der Nebel eine fast mit Händen greifbare, tückisch bald unsere Knie umschleichende Substanz. Man spürte den Graustoff bei jedem Atemzug, er zog auch in die Lunge, machte einen bronchitisch hüsteln; er war eine Art Gas.
  • Der Jänzenen-Schnaps im Restaurant Mittlerer Balmberg: stinkend in der Nase, charismatisch im Mund; es geht nichts über Enzian gegen einen Fonduebauch.
  • Der zweite Durchgang durch die Verenaschlucht, die nun im Dunkeln lag und doch von hunderten Rechaudkerzchen über die ganze Länge poetisiert wurde; keine Ahnung, wer so etwas Schönes macht.
  • Das Schlussbier in der Genossenschaftsbeiz Kreuz in Solothurn-Mitte. Kaum hatten wir Platz genommen, tauchte natürlich auch Peter Bichsel auf.

Sonntag, 18. November 2012

Hochwaldologie

Hochwald, 12 Kilometer von Basel entfernt, Kanton Solothurn, ist eine kleine Gemeinde auf dem Gempen-Plateau - wie aber sprechen die Einheimischen den Dorfnamen aus? Weiss es jemand? Annemarie, du bist von der Teilnahme ausgeschlossen, weil du ganz in der Nähe wohnst!

Jawohl, Hochwald im Dialekt heisst "Hobel". Die viermal jährlich erscheinende Dorfzeitschrift heisst: "Hobel-Aktuell". Und die Einwohner heissen natürlich Hobler.

Samstag, 17. November 2012

Zu Beginn eine Puppenstube

Dieses irreal puppenstubige Häuschen werden wir heute passieren. Leser meiner Kolumne und meines Blogs wissen: Das ist die Einsiedelei in der Verenaschlucht am Nordrand der Stadt Solothurn, die von einem geflohenen Minister des französischen Königs Louis XVI. zur Erbauungspromenade hergerichtet wurde. Natürlich werden wir es bei der Mini-Unternehmung einer Schlucht-Durchquerung nicht belassen, sondern wollen fortsetzen und auf den Weissenstein steigen, der uns besonders reizvoll scheint, weil derzeit kein Sessellift hinauffährt. Ein Fondue ist auch geplant sowie ein partieller Abstieg; wie es war, demnächst in diesem Blog.

Freitag, 16. November 2012

Der Altlastenmann

Beharrliche Arbeit: Forters Homepage. (Screeshot)
Chemiemüll im Rheinhafen, kontaminierter Feldweg in Hagenthal-le-Bas, Gift-Deponien im Jura - nein, die Homepage des Dr. Martin Forter ist keine Freude. Aber nötig ist sie! Der Geograf dokumentiert Umweltsünden der Basler Chemie und Pharma im Dreiländereck.

Donnerstag, 15. November 2012

Felix und Sorbus aucuparia

Darf ich vorstellen: Felix von Glovelier JU.
Die Sonne beschien uns grosszügig, während wir gestern von Saignelégier in 5 1/2 Gehstunden via Pré-Petitjean und die Tabeillon-Schlucht hinab nach Glovelier zogen. Dort trafen wir, nun wieder im Nebel und frierend, am Bahnhof eine Katze, die neben dem Büro des Stationsvorstandes auf der Betontreppe hockte und sich streicheln liess. In der nahen Buvette erklärte mir ein Typ am Stammtisch, das sei Felix, die Bahnhofskatze; sie sei immer da, die Bähnler fütterten sie, und nein, wem sie gehöre, wisse er nicht.

Wieder zuhause, probierte ich am Abend den distillierten 48-Prozenter in dem Deziliter-Fläschchen, das ich in Pré-Petitjean beim Bauernhof der Farines für neun Franken gekauft hatte. Sorbus aucuparia stand auf der Etikette. Ich musste die Pflanze in der Wikipedia nachschlagen. Es ist die Vogelbeere - und ihr Schnaps mundet.

Mittwoch, 14. November 2012

Jura, immer wieder Jura

Heutiger Startort: Saignelégier (Roland Zumbühl/Wikic.)
Irgendwie häufen sich in meiner Agenda die Jura-Wandertermine. Ich war ja erst kürzlich in Lucelle. Am Samstag gehts auf den Weissenstein. Eine Woche später steht die Areuse-Schlucht auf dem Programm. Und auch heute ist Jura angesagt: Wir fahren nach Saignelégier und wollen dann hinab nach Glovelier laufen; ich bin gespannt auf die Tabeillon-Schlucht, die schon lange auf meinem Wunschzettel steht. Und ich würde mich übrigens sehr freuen, nach Tagen der Trennung die liebe Sonne wiederzusehen.

Dienstag, 13. November 2012

Trauriger Tod eines stolzen Zahlwortes

Man sagt quatre-vingts: das "Cicogne".
Als wir kürzlich im "La Cicogne" in Miécourt, Kanton Jura, etwas tranken, übernahm ich die Runde, 17 Franken 80. Die Serviererin benutzte für 80 das französische quatre-vingts, wie in Frankreich üblich, wohingegen bekanntlich in anderen Gegenden der Romandie huitante üblich ist, in Freiburg etwa. So weit, so gut. Zuhause las ich das nach und stiess auf einen dritten Ausdruck für 80: octante. Er kursierte einst in der ganzen Romandie. Heute ist octante verschwunden: trauriger Tod eines stolzen Wortes.

Montag, 12. November 2012

Wir machten die Nordwand (Walensee)

Bei Garadur, anderthalb Stunden vor Wanderschluss, traten wir an die Wiesenkante und erschauten uns den Walensee und dessen Ostspitze, Walenstadt, die Seez-Ebene. Alles ein Geschenk des Föhns, der uns am Samstag zuverlässig den Regen fernhielt. Wieder einmal stellte ich fest: Die Nordroute dem Walensee entlang von Weesen via Quinten nach Walenstadt ist eine der besten Wanderstrecken des Landes, ist abwechslungs- und aussichtsreich, spektakulär durch Tunnels, schmale Gemspfade, die Reben und Palmen von Quinten. 6 1/2 Gehstunden muss man rechnen, es geht 830 Meter auf- und ebensoviele abwärts, die Sache ist also anstrengend. Aber eben auch wunderschön!

PS: Mehr in meiner Freitagskolumne in meiner Zeitung.

Sonntag, 11. November 2012

Pseudo-Amphibie

Ein Reinigungsmolch. (Wikicommons)
Im "Tages-Anzeiger" las ich eben: Bei der Rehalp, knapp noch auf Stadtzürcher Boden also, soll eine Molchschleuse realisiert werden; im Amtsblatt ist die öffentliche Planauflage derzeit ausgeschrieben. Molche, aha! Eine Schleuse, aha! Demnach geht es darum, die Amphibien unter der stark befahrenen Forchstrasse hindurchzulotsen. Dachte ich, las dann weiter und stellte fest: Eine Molchschleuse hat nichts mit Tieren zu tun. Es handelt sich um ein Fachwort aus der Energiebranche. Molche sind rohrdicke Geräte, die durch Gasleitungen gedrückt werden: Man kann die Leitung so putzen und allenfalls auch mit einer Kamera inspizieren. Und eine Molchschleuse ist folglich der Ort, wo besagter Molch in die Leitung eingeführt wird.

Samstag, 10. November 2012

Mal eine Bitte

So, heute wird die Wanderung nachgeholt, die ich letzten Samstag krankheitshalber absagen musste: Wir ziehen von Weesen via Quinten nach Walenstadt - und jetzt habe ich eine Bitte ans Wetter: Sei doch so lieb und halte dich an die Prognose von gestern abend, gemäss der ein starker Föhn in seinem angestammten Habitat Wolken und Regen noch bis zum Abend fernhalten wird. Lass den Föhn seine Arbeit tun, Wetter!

PS: Jedes Mal, wenn ich den Klickzähler des Blogs sehe, freue ich mich auf 333'333.

Freitag, 9. November 2012

Schlenker im Krieg

Schlenkers Laden in Basel. (Screenshot der Homepage)
Heute geht es in meiner Zeitungs-Kolumne um das Chessiloch an der Bahnlinie Basel-Laufen und auch um den Chessilochmarsch: Die Mannen des Vereins "Rost und Grünspan" ziehen morgen Samstag in historischen Uniformen von Grellingen via besagtes Chessiloch nach Laufen - warum das Chessiloch sie inspiriert, lese man in der Kolumne nach. Eingekleidet wie Soldaten des ersten Weltkriegs werden sie von Vereinsobmann Patrick Schlenker. Er führt in Basel an der Schützenmattstrasse einen Uniform- und Kostümverleih, berät aber auch immer wieder Theaterleute, TV- und Kinofilmer, wenn es um das richtige militärische Outfit geht - offensichtlich ein Mann, der seine Passion lebt und zum Beruf gemacht hat.

Donnerstag, 8. November 2012

Zwei Tierbegegnungen im Jura

Verträumt: Der See von Lucelle mit der alten Abtei.

Aussichtsreich: Auf der Grande Roche.
Lucelle, halb Frankreich, halb Kanton Jura, ist ein unglaublich verträumter Ort; Zisterzienser gründeten in dem weltfernen Winkel einst eine Abtei, die allerdings auch schon wieder seit langem aufgehoben ist. Heute ist auf dem Areal ein "Europäisches Begegnungszentrum" untergebracht, keine Ahnung, was das sein soll; es wurde mir gestern nicht klar - ich muss und will das in einer freien Minute nachlesen. Fünf Gehstunden dauerte unsere gestrige Wanderung von Miécourt auf den Roc au Corbeau, hinab nach Lucelle, wieder hinauf zur Grande Roche und wieder hinab nach Bourrignon; und noch wie war ich so dreckig wie nach dieser Route, ich kam nach Hause mit Hosen verschlammt bis zu den Oberschenkeln. Zwei Tierbegegnungen möchte ich erwähnen: Erstens bekam ich im "Relais de l'Abbaye" in Lucelle eine stattliche und schmackhafte Forelle serviert, "aux amandes", die Mandeln in viel Butter gebraten. Und zweitens sahen wir nach der Grande Roche eine Rotte von neun Wildschweinen, die 300 Meter vor uns im Galopp, eins hinter dem anderen rennend, den Hang querten. Gleich nachdem wir die Wildschweine aus den Augen verloren hatten, knallte es, ein Gewehrschuss, Jäger. Ich frage mich nun, ob die Rotte heute immer noch neun Tiere zählt oder nur noch acht.

Mittwoch, 7. November 2012

Tour de Gans

So, Obama ist gewählt, sehe ich und regrediere in meine kleine private Welt. Heute wird gewandert. Nach Bonfol alias Pumpfel, siehe Montag-Eintrag, schaffen wir es allerdings nicht. Wir starten im nahen Miécourt, wollen nach Lucelle und Pleigne; ein Restaurant mit deftigen Gerichten, etwa dem in dieser Jura-Ecke beliebten Karpfen, wird sich doch hoffentlich finden.
Was bei der Planung nervte: Das Restaurant Le Petit Kohlberg*, in Lucelle grenznah auf französischem Boden gelegen, hat laut Homepage die Ruhetage Montag und Dienstag, ist demnach am Mittwoch offen - doch was da nicht steht und wir erst herausfanden, indem wir anriefen: Es hat derzeit Betriebsferien. Ist mir unverständlich, kommt im Gastgewerbe aber oft vor: Man tritt im Internet auf, schreibt aber die wichtigen aktuellen Dinge nicht auf die Homepage, begreift also Wesen, Zweck und Vorteil der digitalen Werbeplattform nicht.

*Cool finde ich die Specials im Petit Kohlberg. Zum Beispiel gibt es am 17. 11. einen Siebengänger "Alles rund um die Gans". Leider ist der Abend bereits ausverkauft.

Dienstag, 6. November 2012

Luzi auf der Nadel


3. November, Hanspeter Luzi spielt Gipfelkreuz. (Bild-Copyright: Hampi, Quelle: hikr.org)
Im August schrieb ich in meinem Blog über die Heierlinadel im Alpstein. Sie ist so benannt nach meinem Chemielehrer Hans Heierli an der Kanti Trogen, der auch ein grosser Geologe war. Nun ist mir ein Mail von Blogleser Hanspeter Luzi zugegangen. Er kletterte am Samstag mit einem Freund auf die Nadel und weist mich auf seinen Bericht hin, den man im Internet nachlesen kann. Die Bezwingung der Nadel, 1627 Meter über Meer, ist offenbar ein Abenteuer, auch wenn diese sich auf der Appenzeller Seite nur 40, auf der Rheintaler Seite 100 Meter über Grund erhebt. Das Problem ist, dass der Fels extrem bröckelig ist. Aus diesem Grund musste Heierli, 2003 verstorben, einen Besteigungsversuch mit zwei Bergführern abbrechen. Er war nie auf seiner Nadel.

PS. Gestern erschien von mir in der Zeitung ein Artikel über Berg-Tuning; hier der Link.

Montag, 5. November 2012

Schöne und unschöne Namen

Netter kann man nicht heissen! Liebsdorf liegt in Frankreich, im Sundgau, und grenzt an den Schweizer Ort Bonfol* JU. Was mir an Liebsdorf zusätzlich Eindruck macht: Der Hausberg des Dorfes (rechte obere Ecke der Karte) trägt den Namen "Der Berg". Daraus spricht ungebrochenes Selbstvertrauen - warum sollten die Liebsdorfer näher spezifieren, was aus iher Sicht nun einmal die Urform, das Paradigma, die Essenz einer Erhebung ist. Zermatt hat das Matterhorn, Grindelwald den Eiger, Liebsdorf den Berg.

PS1: *Bonfol heisst auf Deutsch Pumpfel, oh Graus! Gut, ist der Name am Verblassen.
PS2: Es sieht so aus, als würden wir diese Woche in der Gegend wandern. Allerdings gibt es da noch ein Fahrplan-Problem. Bericht folgt, so es zu der Unternehmung kommt.

Sonntag, 4. November 2012

Allein, barfuss, Waise

Die Autorin von "Wild".
Der Pacific Crest Trail führt von der Grenze zu Mexiko durch die USA bis zur Grenze zu Kanada. Über 4000 Kilometer lang ist er. Am 38. Tag steht Cheryl Strayed auf einem schmalen Grat in Nordkalifornien, auf beiden Seiten fällt der Wald steil ab. Irgendwo da unten ist ihr Wanderschuh, er ist ihr bei der Rast runtergefallen. Sie zieht den anderen Schuh auch aus:
"Ich hob ihn hoch und warf ihn mit aller Kraft und schaute, wie er ins satte Baumdickicht fiel und mein Leben verliess. Ich war allein. Ich war barfuss. Ich war 26 und Waise."
Kein übler Prolog, doch! Ich habe mir dieses Zu-Fuss-Road-Movie (gibts für diese Literatur-Gattung eigentlich ein Wort?) auf meinen Kindle-Reader auf dem iPhone runtergeladen - und wenn "Wild" so gut weitergeht, wie es begonnen hat, werde ich hier noch einmal darauf zu sprechen kommen.

Samstag, 3. November 2012

Brocky statt Quinten

Einen lustigen Werbeslogan haben sie auch.
Seufz. Heut wird das nichts mit Weesen - Walenstadt und der schönen Metzgete im Restaurant Schifflände in Quinten. Die ganze Woche war ich halb krank - knapp arbeitsfähig, aber auch knapp wanderunfähig; so ist das auch heute. Plan B? Etwas Gesundes kochen und ein kleiner Besuch im riesigen Antiquariat Bücher Brocky* am Bahnhof Enge in Zürich bei den Regalen "Helvetica".

*Das Y hat Stil. Ein Brocky ist einfach mehr als ein Brocki. Es ist aparter auf dieselbe Weise, wie Werni's Dönerbude mehr ist als Wernis Dönerbude (sog. sächsischer Genitiv).

Freitag, 2. November 2012

Die Glarner waren immer schon nett

Linthal heute. (WikiCommons)
Gibt nichts Interessanteres als alte Bücher aus dem Antiquariat. Ich erwarb mir für zwei Franken eben das "Glarner Heimatbuch" von 1980, damals Lehrmittel in den Glarner Primarschulen. Es ist enorm kurzweilig zu lesen. Unter anderem finden sich Auszüge aus dem Wandertagebuch eines gewissen Karl von Schütz aus dem Jahre 1811. Er beschreibt seine Ankunft in Linthal nach Querung des Richetlipasses - respektive ein Hindernis, das diese Ankunft verhindert: Der Durnagel-Bach trennt ihn von der Linthbrücke nach Linthal:
"Wir sahen keine Möglichkeit, die Brücke zu erreichen und den schäumenden, mit grossen  Steinmassen kämpfenden Bach zu durchwaten. Mehrere Bewohner des nahe liegenden Dörfchens bemerkten unsere Verlegenheit; sie sammelten sich auf der Brücke, durchschritten die Wellen mit sicherem Fusse, und bald sassen wir auf ihren kräftigen Körpern."
Wenn das nicht gelebte Touristen-Freundlichkeit ist! Das müsste mir auch einmal passieren, dass man mich über den Wildbach trägt. Gleich noch ein Müsterchen:
"Die gewöhnliche Stube und die obern Zimmer des Wirtshauses zu Linththal waren bey unserer Ankunft mit Glarnern besetzt, welche hier den Abend des Sonntags in frohem Vereine zubrachten. Sie räumten sogleich nach unserem Eintritte unaufgefordert die zwey besten Zimmer des ganzen Hauses und drängten sich in der untern Stube zusammen. Dies sind zwey neue Belege der uneigennützigen Dienstfertigkeit und des gefälligen höflichen Benehmens der Glarner."
PS: Und hier noch der Link zu meiner heutigen Zeitungskolumne. Sie spielt im Emmental, und natürlich kommt Gotthelf vor.

Donnerstag, 1. November 2012

Bei den Sudetenbernern

Franz auf der Maur kennt man seit Jahrzehnten als Verfasser von Wanderartikeln und -büchern. Eben ist ein neuer Führer erschienen: "Rundwanderungen in der Region Bern" mit hübschen Touren wie "Zum Chemifäger auf dem Belpberg" oder "Bei den Sudetenbernern auf dem Bucheggberg". Zuhinterst im Buch steht bei der Info zu Autor auf der Maur, geboren 1945, es handle sich um den "Abschluss seiner publizistischen Laufbahn". Wir werden ihn vermissen!