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Donnerstag, 28. Februar 2013

Sternenbergs schwerster Tag

Sternenberg liegt am Rand des Kantons Zürich. (Wikicommons/Tschubby)
Sternenberg, 870 Meter über Meer, ist die höchstgelegene Gemeinde des Kantons Zürich und sagt von sich selber, es sei den Sternen näher als dem Flachland. Das klingt poetisch, doch die Realität des Dorfes ist ernüchternd. Arm war es immer, im 18. Jahrhundert galt es als Strafpfarrei, in die hinauf man die Nichtsnutze, Versager, Sünder unter den Pfarrern versetzte. Heutzutage wiegt die Verschuldung so schwer, dass Sternenberg sich wohl dem grossen Bauma anschliessen muss. Am Wochenende stimmen die 266 Stimmberechtigten darüber ab - der wohl schwerste Tag der Gemeinde. Aber hey! Schön ist es dort oben auch weiterhin. Politsche Zugehörigkeit hin oder her, Sternenberg bleibt Sternenberg.

Mittwoch, 27. Februar 2013

Die grosse Japanwanderung

Auch hier kann man wandern: Japan.
Als in Fukushima der Gau passierte, flohen die meisten Ausländer aus Japan. Thomas Köhler, 33, studierter Japanologe und Mitarbeiter eines Reisebüros, blieb. Und später beschloss der Schweizer, durchs Land zu wandern. Das filmende Brüderpaar Jan und Stephan Knüsel dokumentierte die fünfmonatige Wanderung über 3000 Kilometer - und oh Wunder! Der Film "Negative: Nothing", der kein Geld von Stiftungen bekam und von Verleihern und Festivals abgelehnt wurde, ist zum Renner avanciert; alle Welt ist begeistert von seinem stillen Humor und den Begegnungen, die er zeigt. Ein japanischer Ex-Botschafter gratulierte: "Ihr Werk ist ein Meilenstein und wird die Beziehungen zwischen Japan und der Schweiz kräftigen." So las ich das gestern im "Tages-Anzeiger" und freue mich nun, wenn ich den Wanderfilm bald sehen kann. Die nächsten Spieldaten findet man hier.

Dienstag, 26. Februar 2013

Der untötbare Bär

Gestern im "Blick": der Wasserbär.
Alles redet vom toten M13. Den wirklich interessanten Bären zeigte gestern der "Blick". Es ist der Wasserbär, ein Lebewesen im Millimeterbereich, das überall auf Erden anzutreffen ist: zu Lande wie im Wasser, auf den höchsten Bergen wie in den tiefsten Ozeanen. Dieser Wasserbär ist unglaublich überlebensfähig. Kochendes Wasser oder auch minus 196 Grad kalter Stickstoff können ihm nichts anhaben. Und trocknet er einmal aus, kann man ihn nach zehn Jahren mit einem Tropfen Wasser zum Leben erwecken. Wasserbär, was bist du robust, was bist du hartgesotten! Vor dir kapituliert nun wirklich jeder Jagdinspektor.

Montag, 25. Februar 2013

Koydls Selbstversuche

Wolfgang Koydl, Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung" in der Schweiz, hat ein Buch geschrieben, das ich empfehlen möchte. "33 Dinge, die man in der Schweiz unbedingt getan haben sollte" ist eine Sammlung von Selbstversuchen: Koydl absolvierte einen Schnupperkurs im Jodeln, fuhr im Fonduetram durch Zürich, half in Stäfa beim Wümmet, pedalte auf dem Mietvelo der SBB die Leventina hinab und wagte sich als Schwingnovize in den Sägemehlring. Amüsant, diese Ausflüge in die Swissness. Mein Lieblingstext "Adrenalin statt Ovomaltine" spielt im Hoch-Ybrig-Gebiet, wo Koydl die längste Seilrutsche der Welt namens "Flying Fox" erprobte und mit 120 Stundenkilometern zu Tal sauste. Zitat:
"Trügerisch langsam gleite ich von der Plattform weg, aber das dauert nur einen Sekundenbruchteil. Dann schlägt mir der Fahrtwind wie eine feuchte Faust ins Gesicht und presst den Schrei, der sich Bahn brechen wollte, zurück in meine Kehle."

Sonntag, 24. Februar 2013

Wellness nach Bauernart

Dieses Schild sah ich kürzlich vor einem Bauernhof; ich fand es so poetisch, dass ich den Stall gar nicht erkunden mochte und einfach weiterging. Einen schönen Sonntag wünsche ich allen; ich fahre heute ins Appenzellerland zum Familienbesuch.

Samstag, 23. Februar 2013

Exportgut: Mönche

Auch im Wappen von Tuggen SZ
ist der Heilige Gallus abgebildet.
(Bild: Wikicommons/Cruccone)
Ein langer Artikel gestern in der NZZ hält fest: Gemessen an seiner Bevölkerungszahl ist Irland das Land, das - vor allem die anderthalb Jahrhunderte ab circa 1830 bewirkten es - am meisten katholische Priester und Missionare in die Welt hinaus schickte. Das hat drei Gründe. Erstens ist Irland schlicht und einfach stockkatholisch. Zweitens wanderten im 19. Jahrhundert, als Hungersnöte die Insel heimsuchten, Hunderttausende aus; diese Iren in der Fremde galt es spirituell zu versorgen. Und drittens hat Irland eine Tradition der Mission, die bis zur Völkerwanderung und die "dunklen Jahrhunderte" nach dem Zusammenbruch des weströmisches Reiches zurückreicht.

Drei irische Wandermönche (hach! auch in diesem Eintrag wird gewandert!) sind mit der Vor-Geschichte der Schweiz verknüpft.
  1. Der Heilige Fridolin, der notabene bei Beinleiden angerufen wird. Seine Herkunft ist indes nicht ganz klar belegt. Er war Abt des Klosters Säckingen am Hochrhein direkt an der (heutigen) Schweizer Grenze. Und weil im Mittelalter grosse Teile des Kantons Glarus diesem Kloster gehörten, ist der Friedli bis heute im Glarner Wappen zu sehen.
  2. Der Heilige Gallus gilt als Gründerfigur des Kloster St. Gallen. Respektive: Seine Klause inspirierte die eigentlichen Klostergründer. Gallus brachte einen bösen Bären dazu, Holz für das Lagerfeuer zu sammeln. Nicht übel, ein früher Fall gelungener Dressur.
  3. Der Heilige Columban missionierte ausgiebig im Bodenseeraum. In der Nähe von Gossau SG gibt es eine grosse Höhle, die nach ihm benannt ist: die Kolumbanshöhle. Betreten kann man sie seit Jahren nicht mehr, sie gilt als einsturzgefährdet.
PS: Dieses Wochenende bleibe ich noch zuhause; man will den Resthusten und -schnupfen doch nicht einer derart scharfen Bise aussetzen. Kommt März, kommt Wanderung.

Freitag, 22. Februar 2013

Vom Hasli-Adler

Neben dem Adler symbolisiert dann
auch noch die Meringue Meiringen.
(Bild: Mike Switzerland/Wikicomm.)
Kürzlich schrieb ich, dass Gadmens Wappen einen Adler zeigt. Der "Hasli-Adler" zeugt davon, dass das Haslital samt Umgebung im Mittelalter direkt dem deutschen Kaiser unterstellt war (bis die Berner 1334 übernahmen). Die Leute in und um Meiringen waren also sogenannt reichsfrei - darauf sind sie bis heute stolz. Wappentier des Kaisers war der Adler ("Reichsadler"). Der Glockenturm von Meiringens Sankt-Michaels-Kirche hat deshalb auf der Spitze nicht, wie bei reformierten Kirchen üblich, einen Hahn. Sondern einen Adler.

Donnerstag, 21. Februar 2013

Ende Hotel Mama

Hats nicht leicht mit uns: Braunbär.
(Walter Heubach, 19. Jh./ Bild: Wikicommons/Jarlheim)
Man redet bekanntlich vom "Hotel Mama", wenn ein junger Mensch zwar erwachsen ist, aber zuhause nicht ausziehen will. Offenbar gibt es so etwas auch im Bärenreich, doch nur in Zoos; draussen in der Natur wird das Jungtier, sobald geschlechtsreif, von den Eltern verstossen. Im Wildnispark Langenberg, Kanton Zürich, durfte der adoleszente Bär hingegen weiter bei Vater und Mutter Bär leben, das klappte bestens. Freilich, las ich gestern im "Tages-Anzeiger", wurde die Harmonie jetzt beendet. Denn die Mutter hat wieder Junge geboren; wie viele, ist noch nicht bekannt, da sie sie in einer Höhle hegt und pflegt. Damit aber bekam besagter Jungbär ein Problem - ein Zusammenleben mit den jüngeren Geschwistern wäre offenbar nicht möglich gewesen, es wäre zu Eifersuchtsausbrüchen, Konflikten mit dem die Brut schützenden Vater und zum Familienzwist gekommen. Und deshalb wurde der Jungbär nun, im zarten Alter von vier Jahren, eingeschläfert: Ende Hotel Mama. Man sieht wieder einmal, wie unvollkommen die Eingriffe des Menschen im Tierreich oft ausfallen.

PS: Der letzte Satz passt zum Fall von M13. All die Expertengruppen, Konzeptpapiere, von Bern ins Bündnerland delegierten Jagdsuperfunktionäre und viel, viel, viel Steuergeld konnten es nicht verhindern: Am Schluss musste der Bär abgeschossen werden. Unser Land ist zu klein und zu dicht besiedelt für wilde Tiere, der Konflikt programmiert. Die Schweiz ist kein Bärenland.

Mittwoch, 20. Februar 2013

Zerbrechendes Kartenhaus

Krankheitshalber ein verhinderter Wanderer, hatte ich dieser Tage viel Zeit. Ich schaute mir die erste Staffel der eben lancierten amerikanischen Politserie "House of Cards" an. Kevin Spacey spielt den US-Politiker Frank Underwood, der vor nichts zurückschreckt - so ein Bösewicht am Werk ist unterhaltend, das wusste schon Shakespeare. Als ich den Namen der Serie googelte, merkte ich, dass es sich um das Remake einer englischen Vorgängerproduktion handelt. Davor gab es 1968 einen gleichnamigen Kinofilm - womit wir bei obigem Bild wären. Hat schon jemand ein Kartenhaus gesehen, das "zerbricht", wie in der deutschen Fassung?

Dienstag, 19. Februar 2013

Zwei Brüder so verschieden...



Heute bringt der "Tages-Anzeiger" mein Porträt von Hans Adelmann, 73, Schulhaus-Abwart im Kanton St. Gallen und Autor des Büchleins "Einfacher leben". Zudem ist Adelmann der Halbbruder des in die österreichische Politik drängenden Milliardärs Frank Stronach. Der wanderte in den Fünzigerjahren mausarm nach Kanada aus und baute aus dem Nichts einen der weltgrössten Autozulieferkonzerne auf. Sein Bruder half kurz mit, ging dann aber vorzeitig ab. Und zwar nach dem folgenden Dialog:
"Frank, ich will nicht reich werden. Ich will glücklich sein." - "Wie kannst du glücklich sein, wenn du faul bist?" - "Ein Ochse ist auch fleissig. Trotzdem ist er niemals glücklich. Er ist kastriert, und der Bauer treibt ihn beim Pflügen mit einem Stachel an." - "Ich habe nicht vor, ein Ochse zu sein. Einmal werde ich den besten Champagner trinken."
Hübsch, oder? Und was hat das mit Wandern zu tun? Nun, Hans Adelmann erzählte mir auch, dass er 2072 Mal die Hundwilerhöhe bestiegen habe. Der Ausserrhoder Nagelfluhhoger ist sein Lebensberg. An der "Höhi" spielt auch der Trailer zum Buch: Adelmann zeigt seine Hütte unterhalb des Gipfels.

PS: Falls der Artikel heute online freigeschaltet wird, werde ich ihn gern hier verlinken.

Montag, 18. Februar 2013

Der Kalaschnikow-Kurs

Schiessen, schiessen, schiessen: BSC-Homepage (Screenshot).
Zufällig stiess ich beim Surfen im Internet auf die Homepage der "BSC Bläsi Stefan Company". Vorwiegend in Erlinsbach AG bietet die Firma Schiesskurse aller Art. Bei den Instruktoren handelt es sich um altgediente Polizeibeamte oder auch Mitglieder von Armee-Sondereinheiten. Die Kundschaft wiederum besteht ebenfalls aus Polizisten sowie Security-Personal und Privaten. Die Kursliste des laufenden Jahres ist vielfältig: Pistol Basic, Spezial Schrotflinte, Präzisionsgewehr, Schiessen in Bewegung, das heisst in taktischen Situationen wie beim Stürmen eines Hauses. Mein Liebling ist der "Spezialschiesskurs AK Armorer/Terror Survival" Mitte November. Da lernt man eine Kalaschnikow zerlegen und wieder zusammenbauen und darf ausgiebig mit ihr schiessen. Die Ausschreibung verspricht zudem: "Wissen über Angriffe mit Granaten sowie Sprengfallen und die Anwendung von Überlebenstechniken bringen alle Kursteilnehmer in Höchstform." Es ist Krieg im Land, wir wissen es nur nicht.

Sonntag, 17. Februar 2013

Der Bunker von Gadmen

In Gadmen auf der Berner Seite des Sustenpasses liegen zurzeit 180 Zentimeter Schnee, las ich gestern im "Bund". Lawinen drohen. Leute, die diese Woche ihre Skiferien im Ort verbrachten, mussten koordiniert abreisen im Rahmen eines Nottransports; der Skiliftbetrieb war zuvor eingestellt worden. Die Behörden organisierten einen Autokonvoi, jedes Auto war mit einem Lawinensuchgerät ausgerüstet, und die Autos fuhren einzeln, im Abstand einiger Minuten, talwärts. Speziell gefährdet ist Gadmens Weiler Obermad. Herrscht dort höchste Gefahrenstufe, muss das Dutzend Einwohner in den Bunker.

PS: Das Bild zeigt das Wappen von Gadmen. Der Adler ist der sogenannte Hasliadler; mehr darüber bald in einem eigenen Eintrag. Bei dem Haus handelt es sich um das namensgebende Gaden. (Bild: Wikicommons/Aliman 5040) .

Samstag, 16. Februar 2013

Simi plankt

Heute im "Tages-Anzeiger": ein ganzseitiges Interview mit unserem Skispringer Simon Ammann, das ich und ein Kollege führten. Die erste Hälfte des Gesprächs dreht sich ums Fliegen, Ammann hat kürzlich die Privatpiloten-Lizenz erworben und schwärmt vom "Boost", den ihm die Fliegerei gibt; der Alltag eines Skispringers sei nämlich recht öd. Die zweite Hälfte handelt vom Tourismus im Obertoggenburg, Ammanns Heimat. Ammann erzählt, dass er sich mit dem Gedanken trägt, eine zweite Karriere als Tourismusmanager anzutreten und dem Serbeltourismus auf die Sprünge zu helfen. Bereits ist er als Hauptaktionär bei der Bergbahnen Toggenburg AG eingestiegen.

PS: Geniales Foto von Dominique Meienberg. Wir trafen Ammann am Zürcher Flughafen, er reiste hernach zu einer Schanzensprung-Konkurrenz und trug den offiziellen Verbandsdress. Der Fotograf überredete ihn dazu, sich in der öden Betonkulisse vor dem Radisson-Hotel auf ein Betonwändchen zu platzieren. Erinnert sich jemand, wie man die Pose vor zwei Jahren nannte? Planking, jawohl.

Freitag, 15. Februar 2013

Beten für den Frühling

Einzeln ist so eine Schneeflocke durchaus hübsch.
(Wilson Bentley/ Wikicommons)
An Wandern ist morgen nicht zu denken, eine starke Erkältung plagt mich nach wie vor. So werde ich also selbstmitleidig zuhause liegen und dem Schnee die Schuld geben, der dreist und dick vor den Fenstern meiner Wohnung hockt und so tut, als würde es noch ewig keinen Frühling geben. Kürzlich las ich, dies sei der schneereichste Zürcher Winter seit über 40 Jahren. Sind Christen unter meinen Lesern, die an die Kraft des Gebets glauben? Ich rufe sie auf: Betet nicht nur für den abtretenden Papst, Leute! Betet für den Frühling - auf dass die weisse Plage, Heimsuchung, Versehrung bald verschwinde!

PS: In meiner heutigen Zeitungskolumne ist ein Fehler, ich ärgere mich. Ich war gestern nicht auf der Redaktion, und prompt hat jemand den abgebildeten Berg in der Fotolegende als "Zervreilahorn" bezeichnet. Tut mir leid, liebe Leute von Vals.

Donnerstag, 14. Februar 2013

Es geht abwärts mit den Schafen

Mit den Schafen die Gemmi hinab. (Screenshot)
Hier ohne viele Worte etwas zum Geniessen, ein zweiminütiger Clip: Schafabzug die Gemmi hinab im letzten Jahr. Auf Bauernfilme.ch findet man neben diesem weitere hübsche Filmchen.



Mittwoch, 13. Februar 2013

Holzvaller

Ferdinand Hodler, Der Holzvaller,
pardon: Der Holzfäller. 1910. (Wikicommons)
Was ist ein Valler? Ein Holzfäller auf Rätoromanisch? Aber nein! Ein Valler ist ein Einwohner von Vals. Meine Zeitungskolumne am Freitag spielt übrigens unter Vallern.

Dienstag, 12. Februar 2013

Fast-Kanton Rottweil

Die Karte von Google zeigt am unteren Rand den Norden der Schweiz und den Bodensee. Und sie zeigt am oberen Rand, rot markiert, Rottweil. Dieses Rottweil (25 000 Einwohner), das dank dem Rottweiler-Hund sozusagen ein Image mit Biss hat, liegt an der Bahnlinie Zürich - Stuttgart, etwa auf halbem Weg. Es ist, wie ich kürzlich in der NZZ las, geschichtlich eng mit der Eidgenossenschaft verbunden. Im Ancien Régime gab es die festen Mitglieder der Eidgenossenschaft und die zugewandten Orte. Rottweiler war ein solcher zugewandter Ort. Vor 550 Jahren schloss es sich der Schweiz an - und feiert dies heuer mit einem "Schweiz-Jahr". Die Verbindung war lange eng, die Rottweiler kämpften etwa auch in der Schlacht von Murten mit. Doch im 17. Jahrhundert begann die Freundschaft auszukühlen, als hierzulande die reformierten Kräfte obenaus schwangen. Rottweil war katholisch, muss man wissen. 1802 ging, was ein Schweizer Kanton hätte werden können, im Herzogtum Württemberg auf. Eigentlich schade. Wäre doch nett, so eine Schweizer Insel im süddeutschen Raum.

PS: Ich wälze Wanderpläne. Bald will ich mit meinem Grüpplein in Rottweil wandern.

Montag, 11. Februar 2013

Saiten und die Hauptpost

"Ich bin auch eine Bibliothek", sagte die Hauptpost. (Wikicommons/Gidoca)
Das beste Kulturmagazin der Schweiz wird in St. Gallen gemacht und heisst "Saiten", ich habe es abonniert. Meine Lieblingsrubrik sind die Sammelseiten, auf denen Korrespondenten aus Vorarlberg, Schaffhausen, dem Toggenburg, Winterthur und dem Appenzellerland berichten, was dort so läuft; die Ostschweiz nimmt dabei Mal um Mal Kontur an. In der neuen Nummer geht es schwergewichtig um St. Gallens Bibliothekspläne. In der imposanten alten Hauptpost gegenüber dem Bahnhof sollen die Kantonsbibliothek Vadiana und die städtische Freihandbibliothek einziehen. Interessant, da passiert etwas. Man kaufe, man lese!

Sonntag, 10. Februar 2013

Giftkalt

Brrrr! In La Brévine zeigte das Thermometer in der letzten Nacht knapp unter minus 30 Grad Celsius an. So meldet SRF1.

Zolliberg tschutschu


Dieses Schild in meinem Lebensort Zollikerberg warnt vor der Forchbahn. Man kann seine Jim-Knopf-Ästhetik liebenswert finden - oder sich ärgern. Ich finde, es macht aus valablem ÖV einen nostalgischen Tschutschu-Witz. Wenn es auf Verkehrsschildern ums Auto geht, wird schliesslich auch nicht ein Ford von 1908 abgebildet.

Samstag, 9. Februar 2013

Goethe hat's wie ich

Johann Heinrich Wilhelm Tischbein:
Goethe in der römischen Campagna, 1787. (Wikicommons)
Da freut man sich die ganze Woche über auf den Samstag, geht auch brav ins Büro - und dann das: Halsweh, und zwar kräftig. Es kann nicht gewandert werden. Stattdessen kaufte ich mir gestern Goethes "Italienische Reise" und habe seither mit dem Lesen begonnen. Goethes Vater war vermögend, unternahm 1740 eben eine solche Reise und erzählte hernach dem Sohn des öftern davon, so dass in diesem dasselbe Begehren wuchs. 1786 brach Goethe auf, verliess seine Weimarer Existenz, die ihn beklomm, weil er nicht mehr wusste, wie Dichten und öffentliches Amt zu vereinen wäre. Der Bericht liest sich angenehm, ich sitze nun also mit Goethen in der Kutsche, derweil es gen Süden geht, und streiche mir immer wieder mal den einen oder anderen Satz an. Was Flüsse angeht, hat es Goethe wie ich: 
"Mir gibt es sehr schnell einen Begriff von jeder Gegend, wenn ich bei dem kleinsten Wasser forsche, wohin es läuft, zu welcher Flussregion es gehört. Man findet alsdann selbst in Gegenden, die man nicht übersehen kann, einen Zusammenhang der Berge und Täler gedankenweise." 
PS: Die ungewohnte Schrift dieses Beitrags? Google, das mir das Blogprogramm gratis stellt, schikaniert mich. Heute geht nur diese Schrift - ausser in diesem Postscriptum. Ist das nicht irre?

Freitag, 8. Februar 2013

Dänischer Plunder und Skeuomorphismus

Heute drei Dinge.
Ich liebe Dänemark, denn
ich liebe Dänischen Plunder.
  1. Ich freue mich: Das iPhone-App "Forchbahn - 30 Ausflüge mit der Frieda", zu dem ich 15 Routen beigesteuert habe, steht auf der Liste für "Best of Swiss Web" 2013. Wer weiss, vielleicht wird das Gratisgadget ja mit einem Preis bedacht?
  2. Ich zweifle: Regelmässig esse ich im Café am Bahnhof Tiefenbrunnen morgens etwas Süsses. Oft ist es ein Dänischer Plunder. Wissen die Dänen eigentlich, dass dieses Gebäck sie in der Schweiz vertritt und ihr Image massgeblich bestimmt?
  3. Ich staune: Was es nicht alles für Wörter gibt! Gestern las ich in der NZZ: "Skeuomorphismus". Gemeint ist, dass manche Apparaturen, Geräte, Maschinen modern sind, aber unnötigerweise stattet man sie mit Dingen aus, die längst überholt sind. Oft geht es um Design und darum, einen Kuscheleffekt, ein Gefühl des Altvertrauten zu produzieren. Gutes Beispiel: eine Computertastatur, die die die Anschläge einer alten Hermes Baby imitiert. Oder ein Ford mit Seitenpaneelen aus Falschholz.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Wenn der Dobermann tanzt

Über Wochen tat mir im rechten Bein etwas weh. Unterhalb der Kniekehle. Bückte ich mich, zwickte es nachher schlimmer. Ich ging zum Chiropraktiker meines Vertrauens. Er verordnete mir eine Dehn-Übung - voilà, nach vier Tagen war das Problem mehr oder minder weg. Es ging zurück auf einen verkürzten Muskel namens Gastrocnemius. Nie von ihm gehört. Er hockt hinten in der Wade, sorgt für ihre Form und hat auch sonst allerlei Aufgaben und Pflichten, die man hier nachlesen kann. Und übrigens gibt es im Tierreich ein interessantes Syndrom, das sich zeigt, wenn der Gastrocnemius ausfällt. Es heisst Dancing Dobermann Disease. Der Dobermann und andere Pinscher entwickeln unter dem Einfluss der Muskelschwäche einen seltsam schwankenden, taumelnden, tanzenden Gang. Arme Hunde!

Mittwoch, 6. Februar 2013

Eleganz am Pferd

Kürzlich kamen wir an dieser Pferdedame vorbei und waren angetan: das hübsche Kleidchen! Die adrette Coiffure! Die Stiefelettchen wie auf der Croisette von Cannes! Manche Wesen tragens halt einfach mit Stil.

Dienstag, 5. Februar 2013

Ochlokinetik


Stau nicht in Bern, sondern Bombay. (RK Kumar)
Kürzlich, als ich im Berner Bahnhof um 17 Uhr 28 auf dem Perron stand und auf den Zug nach Zürich wartete, fiel mir das passende Fremdwort zu dieser unangenehmen Lebenslage ein: Ochlokinetik. Ochlos heisst auf Altgriechisch "Masse, Pöbel", und Kinesis heisst "Bewegung". Der zusammengesetzte Begriff bezeichnet jenen Forschungszweig, der sich mit dem Phänomen des Staus befasst und etwa zu erfassen sucht, wie man Mengen von Menschen am besten kanalisiert und leitet, um gefährliche Ballungen zu vermeiden. Ochlokinetik, ein Fall für den Berner Bahnhof in der Stosszeit.

Montag, 4. Februar 2013

Kuh, Kalb, Islandpferd, Globi

Das Hüttnerseeli, hinten der Etzel im Licht der Nachmittagssonne.

Weiche Landschaft bei Schönenberg ZH.
Von den Freunden und Freundinnen, die ich zur Samstagswanderung lud, kam nur gerade eine einzige Person: Rita. Die anderen haben, sagen wir's salopp, brutal etwas verpasst. Es regnete und schneite, und es graupelte kurz - aber alles in Massen. Die Leute blieben in den Stuben, wir hatten Säuliamt und Sihl für uns. Gute fünf Stunden waren wir unterwegs, dazwischen kehrten wir ein in der Spreuermühle* auf dem Hirzel (grandiose Schweinsbratwurst aus eigener Metzgerei). Wir sahen viel. Vor allem natürlich Landschaft samt den Drumlinen um den Hirzel. Aber auch Island-Pferdchen. Das alte Kloster Kappel. Dessen legendäres Seitengewölbe mit der mittelalterlichen Wappen-Figur der Gessler von Brunegg, die an Globi gemahnt. Riegelbauten noch und noch. Eine hochträchtige Kuh, deren Bauch erbebte von den Tritten des ungeborenen Kälbchens. Am Ende, als fertig gewandert** war, nahmen wir unten in Wädenswil ein Bier bzw. einen Carajillo auf dem Beizenboot "MS Glärnisch", das im Hafen vertäut ist. Es macht immer wieder Freude, dort bei der freakigen Crew einen zu trinken und über den See zu schauen.

Mittelalter-Globi im alten Kloster Kappel.
* Zur "Spreuermühle" will ich demnächst noch einen eigenen Eintrag bringen, da gibt es ein paar kleine Dinge zu erzählen.
** Route: Hausen am Albis - Kappel - Ebertswil - Sihlbrugg Kreisel - Tobelmühle - Hirzel - Spreuermühle - Schönenberg - Hüttnerseeli - Samstagern. 20 Kilometer, 5 1/4 h.


Sonntag, 3. Februar 2013

Die Explosion im Tschungelwäldchen


Bei der Eisenbahnbrücke nach Hemishofen SH, südlich des Rheins auf Gebiet der Gemeinde Wagenhausen TG, explodierten im Juni 1944 zwanzig Minen. Die dort lagernden Grenzfüsiliere hatten den Auftrag, die Brücke zu verminen. Dann der Unfall. Zehn Wehrmänner starben. Die militärgerichtliche Untersuchung anderthalb Jahre später endete mit dem Freispruch der angeklagten Offiziere. Es konnte nicht exakt rekonstruiert werden, wie es zu der Detonation kam und wer daran allenfalls schuld war. Ein Gedenkstein im Tschungelwäldchen direkt am Wanderweg – wir kamen kürzlich vorbei - erinnert an die zehn Toten.

PS: Gestern wanderten wir, nachdem ich in der Nacht zuvor gezweifelt hatte, als ich den Regen und den Wind hörte. Es hat sich gelohnt, mehr von der Route morgen.

Samstag, 2. Februar 2013

Regenreiche Gotik

Gotik im Kanton Zürich: einstiges Kloster Kappel.
(Wikicommons/Schulerst)
Der Plan für heute ist, von Hausen am Albis via Hirzel nach Samstagern zu laufen. Ziemlich bald nach Wanderstart würden wir dann an der berühmten Klosterkirche von Kappel vorbeikommen, einer der schönsten gotischen Kirchen des Landes. Aber sollen wir wirklich gehen? Ich gestehe, dass mich Zweifel packen - der an die Fensterscheibe klatschende Winterregen hört sich scheusslich an.

Freitag, 1. Februar 2013

Leben und Sterben in Graubünden

Ich muss doch noch etwas nachtragen zu meinem Vals-Schlittel-Abenteuer vom Mittwoch. Zuerst eine Grundsatz-Erklärung: Eigentlich habe ich mir vorgenommen, nie, nie, nie mehr zu schlitteln. In Elm hatte ich vor Jahren einen Schlittelunfall; Bänderriss, das linke Bein kriselt seither. Als ich dann aber im Restaurant Zervreila hoch über Vals anlangte, verspürte ich angesichts der Mietschlitten vor dem Haus plötzlich doch Lust. Hier der Fortgang der Ereignisse in drei Bildern.
Mit Interesse las ich im "Zervreila", während ich einen Salsiz ass, das Kärtchen auf dem Tisch. Sicherheitsbelehrung zu den Mietschlitten. Besonders gefiel mir Punkt 3. Allerdings stellte ich, wieder draussen und ready to rodel, fest, dass ich meine Ohren nicht hängen lassen kann. Ich bin kein Spaniel!
Ich brauste los und stellte fest, dass der Rodelschlitten an sich mit Zügeln lenkbar ist; doch wirklich im Griff hatte ich mein Gefährt nicht. Die Strasse hinab ins Dorf ist stellenweise ziemlich steil, vereist war sie auch; mal spürte ich Angst, mal grossen Spass. Schön war ein schneebedeckter alter Tunnel mit Galerien hinaus auf die tiefe Schlucht zur Linken.
Als ich unten in Vals war, war ich erleichtert. Euphorisch nach der Schussfahrt. Jetzt wollte ich mir, wie jedesmal, wenn ich in dem Ort bin, die Kirche anschauen. Sie war jedoch belegt, Beerdigung. Das Sargwägeli draussen vor dem Eingang... nun ja, ich gebe zu, kurz gedacht zu haben: Widmer, du  bist noch einmal davongekommen!