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Sonntag, 30. Juni 2013

Scherrer nonstop

Scherrer zu Fuss. (Screenshot retoscherrer.ch)
Morgen gibts im "Tages-Anzeiger" von mir einen "Kopf des Tages" mit Reto Scherrer. Der Thurgauer TV- und Radiomoderator, Wirtesohn aus Weinfelden, wandert ab Montag für Radio SRF1 und dessen Sendung "Querfeldeins" eine Woche lang durch die Ostschweiz. Er berichtet live, SRF1 räumt dafür sein Programm aus. Es bringt jeden Tag (abgesehen von den Nachrichten, dem "Rendez-Vous" und Musik) Scherrer nonstop.

Samstag, 29. Juni 2013

Drei rote Sturmhüte

Samstag, Wandertag - Regen ist angesagt. Mein Grüpplein und ich, wir fahren nach Seon AG und legen von dort aus eine gut sechsstündige Schleife ins Gelände; mehr darüber am Montag.
Noch etwas Lustiges zum Wappen von Seon. Es zeigt drei rote Sturmhüte; offenbar trugen einst die mittelalterlichen Ministerialen (hohe Beamte) der Gegend solche Hüte. Aufgrund eines heraldischen Missverständnisses gab es aber Jahrhunderte, in denen Seons Wappen drei Eichelfrüchte zeigte. Nun ja, die Ähnlichkeit der beiden Motive ist tatsächlich nicht zu verkennen.

Freitag, 28. Juni 2013

Hau und Kau - harte Arbeit im Arboner Forst

Wenn das keine passende Illustration ist!
Ferdinand Hodlers Holzfäller.
Derzeit lese ich die zweibändige "Appenzeller Geschichte", verfasst von verschiedenen Autoren, 1964 erschienen. Ein Abschnitt befasst sich damit, wie Siedler im Laufe der Jahrhunderte den Arboner Forst bezwangen; so hiess das Waldgebiet, das sich einst vom Bodensee bis zum Säntis erstreckte. Erwähnt werden auch die Flurnamen, in denen sich die Rodung spiegelt. Es sind Namen, die man überall in der Deutschschweiz trifft, nicht nur im Appenzellischen:
  • Rüti, Reute, Rüt, Grüt bezeichnen allgemein Orte, wo der Boden von Wald und Gestrüpp gerodet wurde.
  • Schwendi, Schwand, Schwantelen gehen auf die Methode zurück, den Wald zu "schwänden", zum Verschwinden zu bringen, indem man den Bäumen bis auf Mannshöhe die Rinde abschälte.
  • Brand, Brenden, Brenneren und Sangen (von "sengen") erinnern an die Brandrodung.
  • Aeschen, Aescher, Ruessegg usw. finden wir dort, wo nach der Brandrodung frische Äcker und Wiesen mit der Asche gedüngt wurden.
  • Hau und Kau haben zu tun mit dem Verb "hauen"; an diesen Orten hackte man den Boden frei.
  • Schneit, Schnät, Schnäteren meinen einen Einschnitt im Wald, eine von Menschenhand bewirkte Schneise.
  • Stock, Stocken, Stöcken, Stocker, Stockeren zeugen von der Mühsal, nach den Bäumen, die man fällte, die Stöcke, also Strünke, zu beseitigen.
  • Rone und Ronen sind Parallelbildungen zu Stock usw. von "rone" gleich Baumstrunk.
  • Wurzen, Würzen, Würzer deuten ebenfalls auf die Tätigkeit des Wurzelausreissens.

Donnerstag, 27. Juni 2013

Küsnachts besondere Strasse

Man fragt sich ja schon, ob es für die Consultingfirma oder auch für den Rechtsanwalt oder den HSG-Ökonomen gute Werbung ist, in Küsnacht an der Ränkestrasse* zu residieren. Macht sich irgendwie seltsam auf der Visitenkarte, oder? Handkehrum könnte man argumentieren, dass gerade ein Advokat in der Ränke seinen Sinn- und Seinszweck sieht und sich deshalb an besagter Strasse besonders wohl fühlt. Gibts in der Schweiz eigentlich auch einen Intrigenweg? Oder ein Manipulationsgässli?
PS: Die Ränkestrasse liegt übrigens am Panoramaweg Pfannenstiel.

Mittwoch, 26. Juni 2013

Niks Neue

Sensationelle News aus der Welt des Schweizer Gebührenfernsehens: Nik Hartmann, so gestern der "Blick", wandert anderthalb Jahre nach dem Tod von Jabba wieder mit einem Hund. Bzw. einer Hündin. Die neue an seiner Seite heisst Oshkosh und ist ein Border Collie. Am Freitag kann man die beiden als Gespann sehen, in "Wunderland" auf SRF1.

Schwarzer Schnegel mit Eiergelege.
(Wikicommons/ Clemens M. Brandstetter)
Vielen Dank für die Kommentare zum gestrigen Post, bei der gezeigten Schnecke handelt es sich offenbar um einen Schwarzen Schnegel. Hübscher Name. Das Schmunzeln vergeht einem aber, wenn man im Wikipedia-Eintrag liest, dass diese Art bis zu 20 oder gar 30 Zentimeter lang werden kann. Wenn Tiere ihr Format sprengen, werden sie zu Monstern. Wäre doch ein Horrorfilm: "Invasion des Schwarzen Schnegels."

Dienstag, 25. Juni 2013

Schnecke des Monats

Wie gestern angekündigt, hier das Foto einer Schnecke auf dem Zugerberg. Weiss jemand, was das für eine Art ist? Danke für qualifizierte Hinweise.

Montag, 24. Juni 2013

Katastrophenwandern


Auf halber Höhe des Goldauer Bergsturzes: Blick nach oben.
Die nahe Rutschmasse stammt von 2005.

Am selben Ort: Blick nach unten.
Am Samstag zogen wir von Zug über den Zugerberg zum Bahnhof Arth-Goldau. Weil wir nicht die kürzeste Variante nahmen, sondern zwei kleine Umwege einschalteten*, dauerte das doch 6 3/4 Stunden. Die Unternehmung war zweigeteilt. Vor dem Mittagessen im Pfaffenboden regnete es subtil, der Himmel war grau und dunstig, keine Spur von der Sonne. Und hernach tat es auf. Toll dieser zweite Teil mit dem nun besonnten Zugersee tief unter uns. Besonders eindrücklich waren die letzten anderthalb Stunden. Wir zogen der Höhenlinie nach durch den Goldauer Bergsturz von 1806 und stiegen dann durch den Schuttwald ab nach Goldau; wir passierten Hunderte Riesenfelsklötze. Die Katastrophe samt Nachfolgerutschen wie dem von 2005 hat sich in die Landschaft eingeschrieben und ist bis heute sicht- und erlebbar.

Die Route: Zug SBB - St. Verena - Blasenberg - Sennhütte - Schönfels - Zugerberg/Bergstation - Vordergeissboden - Hünggigütsch-Sattel - Fiselstuden - Buschenchappeli - Pfaffenboden - Langmösli - Hageggbann - Dürrenboden - Vorderboden - Steigenbachbann - Ochsenboden - Ober Spitzibüel - Schuttwald-Abzweiger - Restaurant Gribsch/ Steinerberg - Schuttwald-Abzweiger - Schuttwald - Goldau - Arth-Goldau SBB. 1000 Meter aufwärts, 910 abwärts.

Der Zugersee vom Gebiet Dürrenboden aus.
PS. Gibt es in meiner Blogleserschaft Schneckenkenner? Morgen das Foto einer Schnecke auf dem Zugerberg - weiss dann wohl jemand, welches Modell da kriecht?

Sonntag, 23. Juni 2013

Fremdenzimmer

Am Schluss der Wanderung von der Ibergeregg via Gschwändstock nach Einsiedeln kam ich, kurz vor dem Bahnhof Einsiedeln, zum Restaurant Seehof. Ich trank ein Bier und redete ein wenig mit dem Kellner, einem Steirer aus Graz. Ich weiss nicht mehr, wie wir darauf kamen, aber er erzählte mir vom Kürbiskernöl, das in der Steiermark extrem verbreitet und beliebt ist und zum Beispiel auch mit Glace kombiniert werden kann. Dann zahlte ich und ging und fotografierte um die Ecke dieses Schild. Interessant, wie einzelne Wörter einen Film im Kopf lancieren. Wenn ich "Fremdenzimmer" höre, katapultiert es mich in die Fünfziger- oder Sechzigerjahre zurück. Die Szenerie ist schwarzweiss, ein Bus fährt ab, und der Mann, der ihm entstiegen ist, steht da mit einem über den Arm gefalteten Regenmantel. Neben ihm steht sein Koffer. Und nun nimmt er den Koffer und betritt dann das Restaurant - ein Fremder auf Zimmersuche.

PS: Ich schrieb vor einiger Zeit einen Artikel über den Zustand der deutschen Sprache. Es ging unter anderem darum, dass der Wortschatz des Deutschen in den letzten hundert Jahren enorm gewachsen ist. Das liegt daran, dass permanent neue Wörter geboren werden, während alte Wörter zwar allmählich aus dem Gebrauch kommen, aber trotzdem noch lange weiterleben. "Fremdenzimmer" ist ein solches Wort.

Samstag, 22. Juni 2013

Tu nicht so zweideutig, Wetter!

Hey, Wetter, kannst du dich bitte entscheiden, was du willst!
(Screenshot www.sma.ch; Prognose für heute Samstag)
Schwer zu sagen, ob wir heute nass werden. Es geht über den Zugerberg. Wir starten in Zug, steigen auf, steigen ab nach Arth-Goldau: ein Sechsstünder, hoffentlich haben wir Sicht. Für den Zmittag ist das Restaurant Pfaffenboden vorgesehen.

Freitag, 21. Juni 2013

Die grünen Stühle von Hundwil

Diese Woche war ich in Hundwil im Ausserrhodischen und fotografierte Stühle. Grasgrün sind sie wie der Kunstrasen, mit dem der alte Landsgemeindeplatz ausgelegt ist. Am 3. Juli startet hier das Freiluft-Theaterstück "Der dreizehnte Ort". Es ist Teil der Feiern, mit denen beide Appenzell heuer den Beitritt zur Eidgenossenschaft vor 500 Jahren begehen - als 13. Ort derselben. In Hundwil habe ich einen Gutteil meiner Jugend verbracht. Es war schön, einmal mehr zurückzukommen und festzustellen, wie nah die Vergangenheit noch ist. Unter anderem traf ich den schon lang pensionierten Briefträger H., nach wie vor ein passionierter Jäger und gut gealtert; er erkannte mich gleich und begrüsste mich mit "Ho, Markus!". Das wäre dann mein Bruder.

Donnerstag, 20. Juni 2013

Die Schwyzer und ihre Mitte

Sihlsee und Zürichsee (hinten) von der Bögliegg aus.
Die gestrige Wanderung bestand aus einer Wanderung und einer Wanderung in der Wanderung. Zuerst zur eigentlichen Wanderung: Ibergeregg - Brünnelistock - Furggelenstock - Furggelen - Stockloch - Butzifluh - Gschwändstock - Regenegg - Spital - Bögliegg - Tries - Obergross - Chälen - Wäni - Einsiedeln. Eine Fünf-Stunden-Route, ein stetes Auf und Ab, Wiesen und Weiden, Wurzelhalden, Erosionsnarben, Hochmoor mit Stegen, Alpflächen, Lothar-Desaster-Passagen. Und ich sah Dutzende von Bergen von Urirotstock über Zindlenspitz bis Säntis. Heiss wars, ich trank über vier Liter Wasser (okay, ich gebs zu, fünf Dezi waren Wasser in Bierform).

Bei Furggelen: Hier ging ein Hirsch.
Nun zur Wanderung in der Wanderung, die eine Stunde dauerte und sehr anstrengend war. Wie gestern vermerkt, hatte mich Angelo Zoppet eingeladen, mit ihm den Mittelpunkt des Kantons Schwyz zu besuchen, der in einem ziemlich schwierig zugänglichen Gebiet liegt, dem Gschwändwald. Als dritter im Bund war Daniel Hubli aus Oberiberg dabei, Bauer, Pferdezüchter, Lokalhistoriker und seit Jahrzehnten Wanderwegchef in der Region - ein total interessanter Typ, was schon damit beginnt, dass er uns erzählte, seine Hubli-Vorfahren hätten an der Schlacht am Morgarten teilgenommen. Und was er alles wusste! Zum Beispiel standen wir irgendwann auf einem Grat und schauten auf Oberiberg hinab. Und Hubli beschrieb, wie Unwetter stets rechts am Dorf vorbeiziehen. "Daher haben alle Höfe rechts der Kirche Hagelversicherung und die links nicht."

Bescheidenes Holzschild am Ziel.
Der Weg zum Mittelpunkt war grob. Wir stolperten eine einsame Sumpflichtung hinab, die von Bächlein durchzogen war, welche man im hohen Kraut nicht sah. Verstauchungs-Alarm! Dann arbeiteten wir uns durch einen steilen Wald, den Gschwändwald eben: tiefe Tobel, umgestürzte Bäume, Farne wie in der Prähistorie, einmal huschte ein Hirsch von dannen, den wir wohl in seiner Wohnstube gestört hatten. Zoppet, früherer Spitzen-OL-Läufer, führte uns mit dem Kompass. Schliesslich kamen wir an, ein kleines Holzzeichen markiert den Flächenschwerpunkt der Schwyzer. Wir fanden das apart, rasteten, Zoppet fischte eine kleine Flasche Roten aus dem Rucksack, und wir stiessen an. Auf uns. Und natürlich auf diesen speziellen Punkt.
Die Herren Zoppet (links) und Hubli im Gschwändwald.

Mittwoch, 19. Juni 2013

Zoppets Punkt

Als ich vergangenes Jahr eine Rigi-Reportage schrieb, traf ich Angelo Zoppet, damals 64, einen pensionierten Ingenieur aus Goldau, einen begeisterten Rigianer. Heute sehe ich ihn wieder. Er will mir den, wie er sagt, "richtigen" Mittelpunkt des Kantons Schwyz zeigen (im Unterschied zum behördlich ausgerufenen). Wir starten auf der Ibergeregg und gehen von dort Richtung Gschwändstock, offenbar liegt Zoppets Punkt in wildem Gelände.

PS: Verdienstvoll Wandersite.ch. Dort gibt es eine Seite mit allen Kantonsmittelpunkten. Für den Kanton Schwyz ist ein Punkt im Gschwändwald angegeben.

Dienstag, 18. Juni 2013

Giswils dunkelstes Jahr

Eine halbe Stunde nach dem Wanderstart am Bahnhof von Giswil - siehe Eintrag von gestern - kamen wir letzten Samstag an der Gross Laui, einem Bergbach mit ungeheuer breitem Geschiebefeld, zu einer Freilichtbühne. Noch bis zum 29. Juni ist hier das Stück "Häxä machä" zu sehen, gespielt vom Theater Giswil, dessen Akteure den allerbreitesten Dialekt reden. Das Thema ist alles andere als heile Welt. Erzählt wird die Geschichte der grossen Giswiler Hexenverfolgung, der 33 Menschen, darunter 20 Kinder, zum Opfer fallen. Sie werden mit dem Schwert hingerichtet. Und das alles, weil 1629 die Laui über die Ufer tritt und der Dorfpfarrer auf die Idee kommt, jemand habe sie gezielt gegen seine Kirche gerichtet: "Von allein hätte der Bach nie soviel Kraft gehabt! Hexenwerk!"

Montag, 17. Juni 2013

Ich fühlte mich teuflisch

Erosion nah der Mörlialp, von der Hohnegg aus betrachtet.
Die Samstagswanderung hinterliess eine totale Entspannung. Wir waren in Giswil losgezogen, strebten via die Hohnegg dem Sattelpass zu, querten diesen und hielten auf der anderen Seite via Schwändeli und den Holzhackwald ins Chessiloch, um schliesslich auf dem Höhenweg über die Schwandalp Flühli zu erreichen. Die Besonderheiten der 6 1/2 Stunden-Wanderung:
Fussbad im Chessiloch.
  • Wir hatten einen Gast, den freischaffenden Theologen Matthias A. Weiss; wir fanden ihn sehr sympathisch und hoffen, er komme wieder einmal mit.
  • Wir passierten an der Gross Laui in einem Steinbruch-ähnlichen Geschiebeambiente eine Freiluftbühne; mehr dazu morgen.
  • Wir liebten den Blick von der Hohnegg auf die nackten Erosionsflächen nah der Mörlilalp.
  • Wir staunten auf der Passhöhe über den vielen Schnee, der noch die oberen Lagen der Schrattenfluh deckte.
  • Wir assen gut im Restaurant Stäldeli, das ich allen empfehle.
  • Wir kamen im Holzhackwald in ungeheuerliches Gelände: steile Wurzelpfade, tosende Wasser links und rechts in der Tiefe, nackte Felswände.
  • Wir nahmen im Chessiloch, einem Naturwunder, ein Fussbad.
  • Wir tranken etwas weiter unten Richtung Chragen Wasser aus der Schwefelquelle. Nun, das ist nicht präzis. Rita und ich tranken, füllten auch unsere Flaschen. Die anderen rümpften die Nase und murmelten etwas von "Durchfall", was ex post als gastrointestinale Angstmache abzutun ist. Im Gegenteil lag das Wasser bekömmlich im Bauch, ich fühlte mich teuflisch gut.
  • Wir stellten unten in Flühli fest, dass das liebe alte Kurhaus leer steht und zum Verkauf ausgeschrieben ist. Das machte uns traurig, weil zum einen ein Bau mit historischem Charisma wohl dem Untergang geweiht ist und zum anderen unser Schlussbier in Frage gestellt war; wir hatten nur noch 21 Minuten, bis der Bus kam. Dann entdeckten wir das etwas verdeckte Restaurant "Stutz" und lächelten selig.
    Könnte man kaufen: das alte Kurhaus von Flühli

Sonntag, 16. Juni 2013

Strindberg und die banalen Kuhglocken

Strindberg mit seinen Kindern in Gersau.
Zuerst weilte August Strindberg in Paris. Dann, in der zweiten Hälfte des Jahres 1886, in Gersau am Vierwaldstättersee. Es war eine produktive Zeit, der Schwede stellte unter anderem seinen autobiografischen Text "Sohn einer Dienstmagd" fertig und schrieb einige seiner "Schweizer Novellen". Eine davon ist in der neuen Nummer des "Y-Mag Schwyz" abgedruckt. "Auf zur Sonne" schildert, wie Strindberg durch den Nebel zur Helle der Hochfluh aufsteigt - grossartige Prosa. Hier ein Zitat:
"Als ich meine Augen an Sommerstimmung und grünem Gras gelabt, sehe ich unter mir in das Dunkle, Tiefe hinab, das ich durchstreift habe. Dort über dem See, der nicht zu sehen ist, liegt das Dunkle und die Kälte, aber nicht mehr dunkel und kalt, sondern wie eine hell glänzende Wolke, auch sie von oben her sonnenbeleuchtet und die Dämmerung und die schmutzige Erde drunten verbergend; und über der weissen Decke erheben sich glitzernd einige Schneealpen, als seien sie aus verdichtetem Silbernebel gebildet, aus einer Lösung von Luft und Sonnenlicht kristallisiert, Treibeis auf einem Meer von frisch gefallenem Schnee umherschwimmend. Es ist buchstäblich eine überirdische Landschaft, gegen welche die Kuhglockenidylle droben unter den Birken banal wird."

Samstag, 15. Juni 2013

Pilgern in Japan

Kühles Wetter gestern im Appenzellerland: Nebel und Niesel. Wir gingen von Gais auf den Sommersberg, dann via Schwäbrig zum Gäbris und über Ober Gais wieder hinab nach Gais. Heute, hoffe ich, kommt der Sommer zurück. Wir wollen von Giswil über den Sattelpass nach Flühli.

PS: Dieses Plakat hat Wanderfreundin Rita soeben in Japan fotografiert. Es wirbt, sagt sie, für Pilger-Wanderungen. Wär doch mal was, in Japan zu einem heiligen Schrein zu pilgern, statt immer nur auf diesem überlaufenen Jakobsweg nach Santiago.

Freitag, 14. Juni 2013

Heute bin ich ein Söldner

Heute gehts von Gais auf den Gäbris.
(Wikic./ Friedrich Böhringer)
Ich bin einer, dem es in Seilbahnen und auf dem Sessellift mulmig wird. Meine Gspändli sagen dann jeweils: "Sei nicht hysterisch. Die Anlage wird doch regelmässig überprüft. Da kann nichts passieren." Haha! Die neuste Meldung aus dem Calancatal bestätigt mich wieder einmal in meinem Misstrauen gegenüber der Technik, an der mein Leben HÄNGT. Am Montagabend passierte es, und zwar bei der Seilbahn, die Selma und Landarenca verbindet. Der Hängearm der Kabine brach. Sie stürzte in die Tiefe und wurde schliesslich bloss vom Zugseil gehalten. Der einzige Fahrgast konnte sich mit einem Sprung aus geringer Höhe retten. Übrigens: Die Bahn wurde erst 2004 gebaut.

PS: Heute wird gewandert. Im Solde der "Schweizer Familie" besteige ich im Hinblick auf deren nationalen Wandertag 2013 mit dem Cheforganisator Ueli Fitzi von Gais aus den Gäbris. Das zeitigt dann einen Artikel, eine Vorschau, in der die Route präsentiert wird. Es gibt unangenehmere Arten, einen Arbeitstag zu verbringen, finde ich.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Drei Mädel


Unterhalb des Rotzbergs (NW) kam ich eben am "Dreimädelhaus" vorbei. Die Zählweise hinter dem Namen war mir unklar. Ein Namensschild bringt man normalerweise am Haus an, wenn es ein Neugeborenes zu vermelden gibt. Helena eben. Bleiben noch zwei Mädel. Der einfachste Fall wäre, dass es sich um die beiden weiteren Töchter handelt, Helenas ältere Schwestern also. Oder ist eines der "Mädel" die ein wenig salopp in die Dreiheit einbezogene Mutter? Dann verbellte mich auf dem Strässchen neben dem Haus auch noch ein letztlich aber gutmütiger Hund. Ein Weibchen? Dann könnten in extremis Klein-Helena, ihr Mami und die Hündin die drei Mädel sein. Das wäre dann natürlich besonders originell, finde ich.

Mittwoch, 12. Juni 2013

Googler und Gugler

Hübsch: das Wappen von Herrn
Enguerrand de Coucy.
Kürzlich kam in meiner Zeitung ein Interview mit dem Chef der Schweizer Niederlassung von Google. Also dem Obergoogler. Während ich es las, fiel mir ein, dass es nicht nur Googler gibt, sondern auch Gugler - im Dezember des Jahres 1375 suchten sie unser Land heim. Die Gugler*, das war Soldateska. Englische und französische Söldner, die damals ihr Geld im Hundertjährigen Krieg verdienten. Als einmal Flaute war, also gerade kein Gemetzel in Sicht, liessen sich rund 20 000 von ihnen sozusagen als Temporärkräfte für einen Sonderfeldzug anwerben. Ihr Herr auf Zeit war ein gewisser Enguerrand VII. de Coucy**. Der war ein halber Habsburger, sah sich von dieser Dynastie um das Erbe seiner Mutter geprellt und machte sich auf, die Besitztümer mit Gewalt einzutreiben: Er begehrte unter anderem die Städte Aarau, Bremgarten, Lenzburg, Sempach, Sursee, Willisau. Im Giftwinter fielen die Gugler in die Eidgenossenschaft ein, plünderten, raubten, verbreiteten Angst und Schrecken. Doch in drei Schlachten konnten die Schweizer den Invasor zurückwerfen, schliesslich zog dieser nach ein paar Wochen unverrichteter Dinge wieder ab. Soweit die Gugler.

* So hiessen sie aufgrund ihren kapuzenförmigen Helme, offenbar von mittelhochdeutsch "Gugele" = Kapuze.
** In dessen Biografie ist die Guglerei eine kurze Episode. Man lese de Coucys Leben auf Wikipedia nach; selten habe ich eine derart bewegte Geschichte vernommen.

Dienstag, 11. Juni 2013

Juhui, Innovation

Ist das nicht grossartig? Am Sonntag war ich in meiner Pizzeria, dem Rosengarten in Zollikerberg - und ich sah, dass die neuerdings Schoggifondue für Kinder haben. In der warmen Schoggi tunkt man Erdbeeren, Bananen, Reiscrispies, Smarties und anderes. Man sagt, die Schweizer Gastronomie sei nicht innovativ. Dies ist der Gegenbeweis.

Montag, 10. Juni 2013

Ende ich noch als Bahnhofsleiche?

Ein erschreckendes und abschreckendes Foto, ich weiss - Widmer knapp vor der Verwahrlosung, Widmer in der Gefahr, als Bahnhofsleiche von Landquart zu enden. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur vorbringen, dass die Samstagswanderung unglaublich schön war. Unglaublich sommerlich. Unglaublich stimmig mit Grillengesang, einer luftigen Wirtschafts-Terrasse, den wildesten Gipfeln rundum. Unglaublich lang war die Wanderung aber eben auch. Unsere Route: Schiers - Veltlinis - Nigglisch Wis - Berggasthaus Mottis - Stelserseeli - Sattel - Schal - Aschüel - St. Antönien Michelshof (unsere zweite Einkehr) - Gadenstätt - Pany - Luzein - Küblis. Gehzeit: 7.55 h. Distanz 26 Kilometer. 1290 Meter im Aufstieg, 1140 im Abstieg. Wenn das nicht Grund genug ist, dass man sich am Schluss des Gehens auch mal ein wenig gehen lassen darf!

Das zweite Foto hat folgende Geschichte: Der Postauto-Chauffeuer, der den Bus von Schiers auf den Stelserberg fährt, verfügt über einen wunderbaren Rückzugsort für die Zeit zwischen den Fahrten: sein very own Maiensäss, wie es idyllischer nicht gelegen sein könnte.

Sonntag, 9. Juni 2013

Gute Nachrichten, quak!

Der Hula-Frosch, Latonia nigriventer. Meiner Meinung nach
sieht er ein wenig aus wie ein Stealth-Bomber.
Eine Meldung aus der Amphibienwelt: Seit 1955 wurde kein Hula-Frosch mehr beobachtet, 1996 deklarierte man das Tier offiziell als ausgestorben. Doch nun haben Forscher einen Hula-Frosch in seinem ursprünglichen Lebensraum in Israel entdeckt; er lebt ganz in der Nähe zu Syrien und Libanon, also in politisch heiklem, militärisch gesicherten Gebiet. Und es ist dieser Hula-Frosch eine ganz besondere Spezies: ein lebendes Fossil, mit keiner anderen heute lebenden Froschart verwandt. Vor 19 Millionen Jahren trennte sich des Hulas genetische Linie vom Rest der Population ab. Gross ist der Hula-Frosch im Übrigen; er wird bis neun Zentimeter lang.

Samstag, 8. Juni 2013

Bernold grilliert jeden Tag, auch im Winter


Grill-Ueli im Tagi.
Endlich mal gutes Wetter. Wir fahren heute nach Schiers im Prättigau, steigen dann in einer weiten Schleife auf zum Stelserseeli und ziehen über einen Sattel vorbei am Chrüz hinab nach St. Antönien; gut 5 1/2 Gehstunden braucht die Route. Und à propos gutes Wetter: Heute gibts von mir in der Zeitung ein Interview mit Ueli "Grill-Ueli" Bernold. Der diplomierte Metzgermeister aus dem Rheintal lebt in der Nähe von Zürich und ist mehrfacher Weltmeister im Grillieren. Er grilliert alles, sogar Glacé. Der Trick dabei ist, verrät er, die Glacékugeln am Vortag auszustechen und steinhart zu gefrieren. In einen Frühlingsrollenteig eingeschlagen, kommt die Kugel auf den Grill. Auf dem Teller ist das Äussere der Glace dann geschmolzen und warm, während der Kern immer noch eiskalt ist. Nicht übel, oder? Im Übrigen spricht Bernold auch über Geschlechter-Unterschiede beim Grillieren. Erklärt, was genau ein Smoker ist und welches Land das beste Barbecue-Land der Welt. Und gesteht, dass er und seine Partnerin jeden Tag grillieren. Auch im Winter.

Freitag, 7. Juni 2013

Patientenflucht

"Leider ist mir grad das Betäubungsmittel ausgegangen, aber keine Angst! Es wird zwar sehr weh tun, doch nur ein, zwei Minuten", sprach Doktor Meier und zückte das Skalpell. Drauf floh K. und kehrte nie wieder zu seinem Hausarzt zurück.

Dies ist in aller Ehrlichkeit die Kürzestgeschichte, die ich assoziierte, als ich vor einigen Tagen in der Innerschweiz an dieser Kombination zweier gegenläufiger Schilder vorbeikam.

Donnerstag, 6. Juni 2013

Meine Visite in der Hirschtränke

Erhabenes Freiburgerland: auf dem Niremont.
Fondue, je t'aime, ma belle!
Gestern von Semsales auf den Niremont und wieder hinab nach Semsales - es war der perfekte Vierstünder. Erstens ging das alles völlig mühelos und komfortabel, auf breiten Pfaden und über weiche, stellenweise moorige Wiesen. Zweitens hat man zwei Wege zur Verfügung, so dass man für Aufstieg und Abstieg (je 650 Höhenmeter) variieren kann. Drittens passiert man unterwegs das stille und starke Kirchlein "Notre Dame de Niremont" und kann dort verweilen. Viertens ist die Rundsicht auf dem Berg gewaltig; direkt gegenüber hat man den Teysachaux und den Moléson, ganz weit weg sieht man einen Gipfel, der die Dimensionen zu sprengen scheint mit seiner Höhe; es ist der Mont Blanc. Und fünftens verliebte ich mich beim ersten Anblick in die rustikale Alpbeiz Goille au Cerf, was offenbar* soviel heisst wie "Hirschtränke" oder "Hirschweiher". Ich kehrte ein, Betonung auf "ein", setzte mich also nicht draussen in die Restbise, sondern betrat die geräumige Wohnküchen-Wirtsstube, die nicht Fenster hat, sondern Sehschlitze. Zwei Frauen waren am Kochen, gewaltig ihr Sortiment an Pfannen und sonstigem Gerät. Ich bestellte ein Fondue Moitié-Moitié, es war wunderbar cremig, das Weissbrot dazu am Feuer gewärmt und leicht geröstet, herrlich. Und weil sämtliche vier Herren, die da auch sassen, bereits vor 12 Uhr mittags Weisswein tranken, tat ich es ihnen gleich. Wenn du in Rom bist, benimm dich wie ein Römer; und wenn du im Kanton Freiburg bist, benimm dich wie ein Freiburger.
* Ich konsultierte eine Online-Patois-Wörterliste."Gouille" oder "Goille" bezeichnet ein wassergefülltes Loch zwischen Pfütze und Teich.

Rustikales Interieur der Goille au Cerf.

Mittwoch, 5. Juni 2013

Da, der Dâ!


Semsales: alter Glockenturm.
(Wikicommons/ Zumbühl)
Heute geht es auf den Niremont, einen voralpinen Hügel im südlichen Kanton Freiburg mit, wie es heisst, grandioser Rundsicht. Gestartet oder geendet oder beides wird in Semsales. Bei diesem Ortsnamen muss ich immer an "Simsalabim" denken. Tatsächlich leitet er sich ab von "septem" und "sala" - "sieben Höfe" oder "sieben Häuser" also. Das wiederum erinnert mich an die Triberen, einen langen Talschlitz in meinem Appenzellerland, dessen Namen nichts mit "treiben" zu tun hat, sondern von "Tri Büron" kommt, "drei Bauernhöfe". Und nun noch einmal zurück zu Semsales aus sprachlicher Sicht. Auf dem Boden dieser Gemeinde liegt auch ein Bach mit dem sagenhaft kurzen Namen Dâ. Erblickt man ihn, kann man rufen: Da, der Dâ!

Dienstag, 4. Juni 2013

Usters Chance

Wäre doch hübsch! So sähe es am Greifensee aus mit dem rostroten Pavillon.
(Visualisierung: www.laboite-uster.ch)
Usters Zentrum liegt weitab vom Greifensee; vom Bahnhof fährt man mit dem Bus durch die Stadt hinab zur Schifflände. Man findet ein armseliges Kiöskli vor. Am Sonntag haben es die Ustermer in der Hand, den schönen Ort am Wasser aufzuwerten. Sie stimmen ab über eine Verschiebung der Busschlaufe unten am See - im Kern geht es darum, den Weg freizumachen für den Nouvel-Pavillon. "Nouvel" wie Jean Nouvel. Ein Verein erwarb seinerzeit einen der sieben Expo.02-Pavillons, die dem berühmten Kubus des französischen Architekten nachempfunden sind; man würde den Pavillon
gerne als Seerestaurant wiederbeleben. Dagegen formiert sich Widerstand, ein parteiloser Gemeinderat politisiert und pöbelt gegen die "Rostlaube am Greifensee". Soweit ein Artikel, den ich gestern im "Tages-Anzeiger" las; nun hoffe ich auf Usters Ja. Das wären bonnes nouvelles.


Montag, 3. Juni 2013

Heisse Öfen

Passend und unpassend zugleich, was die Jahreszeit angeht, ist mir ein neuer Wanderführer aus dem Reinhardt Verlag in Basel zugegangen. Band fünf der Reihe "Wandern mit dem GA und dem Halbtaxabonnement" trägt den Untertitel "Herbstwanderungen".  Auch aus diesem Führer, der 20 Routen aus dem ganzen Land präsentiert, habe ich einiges lernen können. Zum Beispiel, woher der Name des Val Lavizzara kommt, des obersten Maggiatales. Nämlich von den Laveggi. So heissen offenbar die einst sehr begehrten feuerfesten Kochtöpfe aus örtlichem Serpentinit, die im Lavizzaratal gefertigt wurden.

Sonntag, 2. Juni 2013

Das Wasser lieben lernen


Das war gestern eine wilde Sache, wie diese Widmersche Amateuraufnahme aus dem Meilemer Tobel zeigt. Wir wanderten fünf Stunden. Es regnete mittelstark, während wir - zu dritt - von Zürich-Rehalp via die Zolliker Allmend, das Küsnachter Tobel, die Kittenmühle, die Buech und dann durch das Meilemer Tobel hinauf nach Toggwil zogen. Nach dem Mittagessen in der formidablen Bauernbeiz "Alpenblick" regnete es wie aus Kübeln. Es schiffte. Wir zogen zum vorderen Pfannenstiel und stiegen via Gibisnüd* und den Appisberg nach Männedorf ab. Das war schön, mit kaum Menschen draussen ausser ein paar hastigen Hündelern. Lustig war ein kleines Mädchen. Es kam uns beim Appisberg von unten entgegen, in Gummistiefeln, mit vergnügtem Gesicht, lief aber nicht auf dem Kiesweg wie wir, sondern im Bach daneben. Das Wasser lieben lernen, die richtige Methode für solche Tage.

PS: Ich liiiiiebe Wikipedia. Stichwort "Regen": "Regen ist die am häufigsten auftretende Form flüssigen Niederschlags aus Wolken. Er besteht aus Wasser, das nach Kondensation von Wasserdampf infolge der Schwerkraft auf die Erde fällt."

* Gibisnüd: Der Flurname leitet sich davon ab, dass der karge Boden den Bauern praktisch nichts hergab.

Samstag, 1. Juni 2013

What's Wädli?

Gestern sagten sie im Radio, dass Freitag und Samstag zusammen soviel Regen fallen werde wie sonst in einem ganzen Durchschnittsmai. Es sind aussergewöhnliche Tage, fürwahr. Wir* aber wandern heute ganz gewöhnlich: Wir starten in der Rehalp am Rande Zürichs und ziehen auf dem Pfannenstiel-Panoramaweg los. Mal schauen, wie weit wir kommen. Sicher wird rustikal eingekehrt, im Auge habe ich die Blüemlisalp in Herrliberg und den Alpenblick in Toggwil.

Die "Blüemlisalp", Bauernbeiz in Zeiten der Globalisierung.
Etwas zu dieser "Blüemlisalp". Sie liegt unweit von dort, wo Christoph Blocher wohnt, auf einer Anhöhe der Zürcher Goldküste. Tatsächlich handelt es sich um eine echte Alp, auf der Vieh gesömmert wird. Anderseits verkehrt in dieser herrlichen Bauernbeiz auch die internationale Finanzelite samt Kind und Kegel. Der "Tagi" reportierte einmal den Dialog zweier junger ausländischer Gäste. Der eine iPhone-Bub fragte leicht verzweifelt den anderen: "What's Wädli?" Und der andere sprach versonnen zu sich selber: "I take the Fleischchäs."

* "Wir" ist in diesem Fall ein Pronomen der Hoffnung. Ich zweifle, ob jemand kommt.