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Dienstag, 31. Dezember 2013

Meine 20 Superlative im 2013

Heute ist der letzte Tag des Jahres. Gestern schaute ich mein Notizbüchlein durch, in dem jede Wanderung verzeichnet ist - und ja! Es war ein tolles Wanderjahr. Klar gab es Tiefs. So musste ich zweimal wegen Knie- und verwandten Krisen Wanderungen absagen, auf die ich mich lange gefreut hatte; einmal enttäuschte ich die Pro-Senectute-Senioren, die mich zu einer Silberen-Begehung geladen hatten. Aber abgesehen davon: Hochs, Hochs, Hochs. 97 Mal war ich 2013 unterwegs, das sind hunderte glückliche Stunden. Hier 20 superlativische Erinnerungen, defining moments. Und natürlich wünsche ich jetzt allen eine sichere Traverse hinüber ins unbekannte Gelände von 2014!
1. Krasseste Höhendifferenz: Vor Schwanden GL schlotterten uns die
Knie. 3156 Höhenmeter (auf und ab zusammengerechnet) machten wir
auf der Route Matt - Berglimattseen - Stausee Garichti - Schwanden.
2. Flauschigster Tag: Als wir (im Appenzellerland) vom Steigbach via
St. Anton nach Heiden gingen, spürten wir erstmals richtig den Frühling.
3. Härteste Route: von der Alp Sellamatt auf den Brisi, einen der Churfirsten
 - das war sehr tough. An der brutalen Hitze lag es. Und am verkrauteten Steig.
Und an den kniehohen Stufen. Dies war ein wahrhaft biblisches Unternehmen.
4. Originellster Anblick: Der Kürbisdinosaurier nah Jona SG tat es mir an.
Nur schon, weil das Vieh etwas Farbe in meinen vollverregneten Tag brachte. 
5. Imposantestes Bauwerk: Die Führerin ging voran, wir folgten ihr ins
Innere der Grande-Dixence-Staumauer und erkannten: Kein Volk auf
Erden bohrt derart fanatisch Löcher in seine Berge wie die Schweizer.
6. Bestes Essen: Der Kandidaten für diesen Titel sind viele. Dürfte ich
zum zweiten Mal hin, würde ich mich für das "Drei Fische" in Lüscherz
entscheiden, ein völlig unaffektiertes Lokal mit Gault-Millau-Punkten. 
7. Bizarrste Sache: In der Kategorie siegen die Erdpyramiden von Euseigne VS!
8. Schönster Bergweg: Hoch über der Klausenstrasse gings vom Fisetengrat
vorwärts, dann hinab zum Tierfehd. Es war ein Schwelgen in Tiefblicken.
9. Bestes Fondue: Unterhalb des Freiburger Sanftgipfels Le Niremont ass
ich in der Alpwirtschaft "Goille au Cerf" im kühlen Frühling heissen Käse.
Die Mischung war von umwerfender Cremigkeit und Sämigkeit, Höchstnote!
Natürlich gabs dazu ein Glesli Weissen. 2013 ass ich übrigens 16 Fondues.
10. Abgelegenste Strecke: Wir fuhren auf den Grossen Sankt Bernhard und
zogen von dort bei bisigem Wind durch eine Mondlandschaft nach Ferret.
11. Kuriosestes Bauwerk: Die Betonkirche von Hérémence VS verblüffte. 
12. Abscheulichstes Wetter: Als wir von Boswil auf den Lindenberg stiegen,
waren die Verhältnisse desaströs. Die meiste Zeit sahen wir nichts. Die Kolumne
zur Route im Aargauischen und Luzernischen kommt am 10. 1. 14 in der Zeitung.
13. Beste Begegnung: Auf der Richtiflue im Baselbieter Jura  trafen wir
den Jäger,  der gerade ein Füchslein erlegt hatte. Wir  unterhielten uns
dann, das tote Tier zu Füssen, über die Jagd und den Fuchsbandwurm.
14. Schmerzhafteste Unternehmung: Zwei Tage vor der gut siebenstündigen
Tour von Braunwald über die berühmten Karrenfelder hinab zum Klöntalersee
hatte ich mir einen Oberschenkelmuskel gezerrt. Oben auf der Brunalpelihöchi
kam der Schmerz wild zurück. Die 1200 Höhenmeter hinab wurden eine Pein,
immerhin leistete mir P. Gesellschaft, dem auch etwas weh tat. Wir kamen gut
zwei Stunden nach dem Rest des Grüppleins unten an. Aber schön war der Weg!
15. Lustigste Nichtwanderung: Meine Nichte hatte sich eine Wanderung mit
mir gewünscht, vergass aber im Morgenstress zuhause, die Wanderschuhe
zu montieren. So bummelten wir im Viamalagebiet und shoppten in Chur.
Die Wanderung war somit eine Nichtwanderung. Und wir hatten viel Spass.
16. Bester Blick: Bei kaltem Herbstwetter stieg ich auf den Monte San
Giorgio. Der Luganersee samt dem Seedamm machte mich glücklich.
17. Beste Schlucht: Die Gletscherschlucht im Rosenlaui, das war schon etwas!
Wenn man mich fragt: Sie ist ein Weltwunder samt der touristischen Erschliessung.
18. Aparteste Route: Der Wirt vom Tiefenbach richtet die Piste von Realp UR
 her tadellos her. Es war ein Vergnügen, auf der winterlichen Furkastrasse zu
ihm hinauf zu kurven. Ich fühlte mich auf der Passstrasse wie ein Sportwagen.
19. Beste Farbe: Der Wildsee im Pizolgebiet SG war von einem Blau, dass
ich mich mehrfach wehren musste; nein, ich habe nicht am Mac nachgefärbt!
20. Reinster Tag: Ich ging von der Wispile zum Chrinepass und stieg ab nach
Gsteig. Und es war Winter. Und die Luft war pur. Und der Schnee war rein.
Und ich war der allererste Wanderer auf der am Frühmorgen gepisteten Spur.

Montag, 30. Dezember 2013

Baha und die Schäfchen

Hier wohnt ein Hedgefundler: Schloss Sonnenberg im Thurgau.
Die letzte Wanderung des Jahres am Samstag von Aadorf nach Frauenfeld gelang von A bis Z. Hier ein paar starke Momente:
Schafidyll bei Aawangen mit den Heiligabendtierli.
  • Wir sahen bei Aawangen neugeborene Schäfchen. Die Bauernfamilie, die sie versorgte, sagte uns, die Flauschbabys seien exakt an Heiligabend auf die Welt geboren.
  • Wir bestiegen den Sonnenberg über Stettfurt - aus der Nähe ein echter Berg! - und hatten eine gewaltige Aussicht zum Säntis und den Churfirsten.
  • Schloss Sonnenberg machte uns Eindruck. Es gehört dem österreichischen Investor Christian Baha, dem wiederum gut 500 Millionen Euro gehören. Oder gehörten; man weiss ja, wie volatil das Hedge-Fund-Business ist.
  • Wir assen gut im Restaurant Freudenberg, einer gemütlichen Bauernwirtschaft auf dem Plateau über Stettfurt, die ich allen Wanderern wärmstens empfehle.
  • A propos Wärme: Am frühen Nachmittag wurde die Sonne intensiv. Wir kamen zu jener Dosis Lux, die man im Winter einfach benötigt - Lichtdrogensucht!
  • Dreiviertel Stunden vor Frauenfeld begrüsste mich ein Wanderer mit Namen. Herr N. stellte sich als Leser dieses Blogs und meiner Kolumnen heraus. Ich freute mich über die Begegnung.
Route: Aadorf - ARA Aatal - Aawangen - Matzingen - Stettfurt - Schloss Sonnenberg - Freudenberg - Chöll - Dingenhart - Waldegg - Stählibuck - Mühletobel - Frauenfeld. Fünf Stunden Gehzeit.
Der Säntis (links) und die Churfirsten vom Sonnenberg aus.

Sonntag, 29. Dezember 2013

A blog is born

Ein guter Blog ist Lebenshilfe. Zum einen trägt er durch die Regelmässigkeit der Einträge zum seelischen und geistigen Unterhalt des Lesers bei; vor 250 Jahren hätte man gesagt, zu dessen "Erbauung". Und zum anderen dient er dem Leser konkret, indem er Dinge vorschlägt oder behandelt, die nützlich sein könnten oder bilden. Der junge Blog "Zimiseite", angesiedelt im Themenbereich Gastro - Wandern - Ausflüge - Medien, verspricht einiges. Betreiber Jürg Zimmermann aus Zürich lieferte in den ersten vier Wochen Fernsehtipps für die Festtage, stellte ein Weihnachtsmenü vor und rezensierte einen Sirup am Christkindlimärt von Rapperswil. Eine feine Sache - schaut rein, liebe Leserinnen und Leser!

PS: Ein guter Blog ist natürlich auch Lebenshilfe für den Blogger. Er liefert diesem sozusagen eine Tagesstruktur. Und auch der Blogger lernt durch seine Einträge dazu.

Samstag, 28. Dezember 2013

Die letzte...

Donalds Neffen, treue Mitglieder des Fähnleins Fieselschweif,
wie ihr Entenhausener Pfadfindertrupp heisst.
Heute muss man in die Ostschweiz, weil dort das gute Wetter am längsten hält. Eigentlich hätte ich mit dem Grüpplein ja das Schüpberg-Beizli in der Nähe von Bern aufsuchen wollen, von dem ich kürzlich im Blog der "Freizeitfreunde" las; so heisst ein anderes Grüppli, dessen Routen ich häufig sehr inspirierend finde. Nun fahren wir stattdessen nach Aadorf und ziehen von dort via Matzingen und Stettfurt nach Frauenfeld, was fünf Stunden dauern dürfte. Dies wäre dann die letzte Wanderung des Jahres; die nächste findet - eine Tradition meines Fähnleins Fieselschweif - an Neujahr statt.

Freitag, 27. Dezember 2013

Dichten im Aargau


In Unterkulm, Kanton Aarau, fotografierte ich auf einem Firmenareal dieses Auto. Nein, die Poesia-Gruppe fertigt keine Gedichte! Der humorvoll gewählte Name bezieht sich vielmehr auf ihr Hauptprodukt: Dichtungen aller Art für Kraftwerke, Schienenfahrzeuge, Fenster.

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Blöde App und souveräner Vatter

Dieses App auf meinem iPhone
ist nicht wirklich ausgereift.
Heute zwei ganz verschiedene Dinge.
  1. Wenn ich nicht zuhause blogge bzw. keinen Compi oder Laptop zur Verfügung habe, blogge ich per iPhone. Googles Dienst Blogger.com hält dazu ein App bereit, das ich mir heruntergeladen habe. Es ist, soweit ich es verstehe, das einzige App, um den Blog von unterwegs zu bestücken. Leider ist es höchst mangelhaft. Zum Beispiel erscheinen Einträge, die ich in Reserve halte, beim Aufschalten automatisch unter dem Datum, an dem ich sie verfasst habe. Schreibe ich also am 1. Dezember einen Eintrag und schalte diesen am 17. mit dem Blogger-App auf, erscheint der Eintrag nicht zuoberst im Blog, sondern viel, viel weiter unten. Mühsam. Und zweitens ist die Qualität von Fotos, die ich mit dem iPhone mache und die durchaus passabel sind, unterirdisch, wenn ich sie mit dem Blogger-App aufschalte. So wars gestern (unterdessen habe ich das korrigiert). Platzieren kann ich das Foto auch nicht, es wird automatisch an den linken Rand des Eintrags geschoben. 
  2. Der Berndeutsch-Kolumnist Ben Vatter der Zeitung "Bund" hat auf meinen Eintrag vom letzten Donnerstag reagiert. Hier seine souveräne Antwort per Mail: "Da muss der Vatter doch noch kurz etwas klarstellen. Ich "nerve" mich schon lange nicht mehr über die Sprachveränderung, ich beobachte sie bloss und amüsiere mich bisweilen. Meine Kolumnen sind in erster Linie für Leute gedacht, die ein gewisses Sensorium für die berndeutsche Sprache bewahrt haben. Den anderen muss das allerdings überaus sonderbar vorkommen, über welche Spitzfindigkeiten man sich sprachlich aufhalten kann. Schade, dass offensichtlich die humoristische Note meiner Texte in Zürich nicht verstanden wird. Besten Dank trotz allem für die Werbung und frohe Weihnachten!"

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Chattanooga - Albuquerque via Forch

Was für Öffnungszeiten: 5 Uhr 10 bis 19 Uhr 45, und das auch über Weihnachten und Neujahr! Ich sah das Plakat gestern, als ich die Forchbahn nahm, und dachte: Wieso nicht an Neujahr oder so um 5 Uhr 11 reinschauen? Eine komplizierte USA-Tour anleiern? Und dem Forch-Reisezentrum-Bähnler Fragen stellen wie: "Und wie komme ich dann am schönsten von Chattanooga nach Albuquerque?"

Dienstag, 24. Dezember 2013

Tote Mann? Notschrei!

Obelisk am Notschrei, der des
Passstrassenbaus gedenkt.
(Wikicommons/Neptuna)
Nächstes Jahr will ich vermehrt im grenznahen Deutschland wandern. Ich habe mir schon zwei Wanderführer besorgt mit Routen des Südschwarzwalds. Lustig, was die dort für Namen haben:
  • Aha. So heisst tatsächlich ein Bahnhof.
  • Behaghelfelsen. Irgendwie hat man bei diesem Wort Mühe, sich nicht zu vertippen.
  • Blössling. Das ist kein Nacktwanderer in Deutschland, sondern ein Hügel von 1310 Metern Höhe.
  • Luser. Es handelt sich um einen Wiesensattel, nicht um einen Verlierer.
  • Notschrei. Ein Gebirgspass bei Todtnau, genauer gesagt die Passhöhe. Am Anfang der heutigen Strasse stand einst der Hilfeschrei der darbenden Bevölkerung von Todtnau, die einen besseren Anschluss an den Rest der Welt und eine Belebung der Wirtschaft herbeisehnte und daher eine Petition lancierte. Den Notschrei eben. 
  • Tote Mann. So heisst ein Hügel, das Wort ist weiblich: die tote Mann.
Ziemlich witzig, oder? Und nun wünsche ich allen ein schönes Weihnachtsfest. Ich selber reise für zwei Tage heim zur Familie und muss am Stephanstag arbeiten. Aber am Samstag wird wieder gewandert.

Montag, 23. Dezember 2013

Sind Sie in der Regierung, fragte der Wirt

Licht, Licht, Licht: Am Rhein begann unsere Wanderung.
Licht, Licht, Licht: zwischen Fläsch und Maienfeld.
Das Licht war herrlich. Und entscheidend - es machte letztlich unsere samstägliche Geh-Unternehmung zum vollen Erfolg. Es bekämpften sich auf der fünfstündigen Wanderung* durch die Bündner Herrschaft nämlich vier** Faktoren in steter Wechselwirkung:
  1. Der Lärm. Die vier Dörfer der Herrschaft liegen zwar einigermassen abseits der Rheintal-Autobahn. Aber der Strassenlärm ist doch nicht ignorierbar und ziemlich lästig. Am besten redet man sich ein, das Hintergrundrauschen stamme von einem gewaltigen Bergbach.
  2. Der Belag. Geschätzte zwei Drittel der Wanderung spielten sich auf Hartbelag ab. Asphalt von Nebensträsschen und Dorfstrassen, auf denen ein rechtes Gekarre herrschte. Da müsst ihr noch ein wenig dran arbeiten, liebe Bündner Wanderwege; führt uns Fussgänger zwischen den Dörfern doch bitte übers Gras der Rebhänge.
  3. Der Föhn. Ich hatte erwartet, dass er uns zusetzen würde, denn wir wanderten ihm entgegen. So hatte es mir auch ein pessimistischer Wanderfreund prophezeit. Doch letztlich erwies sich der Wind, der uns den blauen Himmel bescherte, als harmlos. Er blieb ein Windchen.
  4. Die Sonne. Sie dominierte alles, machte uns sofort froh, als unser Zug am Morgen auf der Höhe von Flums aus dem Nebel auftauchte. Den ganzen Wandertag über schien sie derart intensiv, dass wir das Gefühl hatten, es sei Herbst. Ein solcher Sonnentag im Winter ist, wörtlich und übertragen, Gold.
    Licht, Licht, Licht: Auch das Urvieh liebte die Sonne.

    Licht, Licht, Licht: Es war Winter, doch wir fühlten uns wie im Herbst.
* Bad Ragaz - Rheinufer - Fläsch - Plutt - Stellibovel - Maienfeld - Pola - Unter Rofels - Jenins - Neuselfi - Malans - Ganda - Marschlins - Ober Müli - Landquart, Industrie - Landquart Bahnhof.

** Vier Faktoren, jawohl. Und dazu ein grosses Mittagessen im ziemlich bekannten Weiss Kreuz in Malans. Ich hatte einen Kräutersalat und hernach eine göttliche Maispoularde; dazu tranken wir natürlich einen Malanser, im Barrique ausgebaut. Der witzige Wirt, der uns die Flasche brachte, sagte, der Wein heisse "Regierungswein" und sei Regierungsmitgliedern vorbehalten. Ob wir denn in irgendeinem Kanton in der Exekutive sässen. Oder wenigstens in einem Grossen Rat? Oder allenfalls in einer Gemeindebehörde? Wir verneinten und bekamen die Flasche trotzdem.

Sonntag, 22. Dezember 2013

Ach, Französisch...

… was bist du manchmal schwerfällig mit deinen endlosen Genitivverbindungen! Diese hier fotografierte ich am Rand von Lausanne, gleich am See. Auf Deutsch ginge es einfacher: Segelclub-Kurszentrum Vidy.

Noch einfacher ist Englisch. Man stelle sich vor, man müsste folgenden Begriff ins Französische übertragen: Police officer involved shooting accident inquiry commission. An diesem Beispiel gemessen ist freilich, seufz, auch das Deutsche ungelenk: Kommission für die Untersuchung von Schiessunfällen, bei denen Polizeibeamte involviert waren.


Samstag, 21. Dezember 2013

Herrschaft statt Schnee

Auch hier kommen wir vorbei: Fläsch.
(Wikicommons/ Adrian Michael)
Ursprünglich beraumte ich für heute eine Winterwanderung an von Klosters hinab nach Serneus und weiter nach Küblis. Gestern kam mir das plötzlich seltsam vor - wieso denn, derweil es im Flachland föhnt und taut, in den Schnee hinauf reisen? Irgendwie wäre das eine künstliche Verwinterung. Daher gab ich Plan B aus: Wir wandern durch die Bündner Herrschaft.

Nun noch etwas anderes. Seit dem Fahrplanwechsel vom Sonntag hat St. Gallen ein neues S-Bahn-System, zu dem mit der S4 auch eine Ringbahn gehört. Ich schrieb über dieses schweizweite Unikat in meiner Zeitung einen Einspalter, hier ist er:

Tour de Säntis

Der Kanton St. Gallen hat bekanntlich keine Mitte. Dort, wo sie wäre, hocken Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden. St. Gallen sei wie eine schöne Wiese mit einem Kuhfladen im Zentrum, pöbeln die St. Galler deshalb. Die Appenzeller kontern, indem sie St. Gallen als Kuhfladen bezeichnen und sich selber als Fünfliber im Kuhfladen. Jedenfalls aber ist St. Gallen ringförmig. Nun kommt dem Kanton endlich eine Zuglinie zu, die der originellen Form entspricht und sie abbildet: Seit dem Fahrplanwechsel vom Wochenende hat St. Gallen die S 4. Eine Ringbahn rund um den Kanton – St. Gallen dreht sich neuerdings im Kreis.
Man kennt dergleichen von den grossen Städten. In London etwa gibt es die zentrumsnahe U-Bahn-Strecke Circle Line von 27 Kilometern Länge. Um Paris wiederum rankt sich peripher die Grande Ceinture mit einer Länge von 157 Kilometern. Vergleichsweise ähnlich dimensioniert ist die St. Galler Linie; sie ist 180 Kilometer lang.
Die S 4 verbindet Regionen wie Neckertal, Toggenburg, Linthgebiet, Sarganserland, Rheintal, Bodensee. Sie schafft neue Direktverbindungen und Queranschlüsse. Und sie steigere ganz generell die Wirtschaftlichkeit, sagt die Medienfrau der Südostbahn, welche die Linie betreibt: «Bei einer Ringlinie steht der Zug nirgendwo lang still. Er ist eigentlich immer in Bewegung.»
Zudem macht der neue Rundkurs das elementare Vergnügen einer Tour per Bahn rund um den Säntis möglich. Man steigt in St. Gallen ein, rollt nach Rorschach und nimmt ein Auge voll Seebläue, biegt bei St. Margrethen sozusagen um die Ecke, fährt am Rand des Alpsteins den Rhein hinauf nach Sargans, biegt wieder ab, passiert Flumserberg und Walensee, kommt nach Uznach und langt via Wattwil und Degersheim wieder in St. Gallen an.
Drei Stunden dauert das. Gegen 40 Haltestellen werden bedient. Grosse Landschaften ziehen vorbei: der fjordartige Walensee. Das Nagelfluh-Hügelland um Brunnadern und Mogelsberg. Der weite, breite Bodensee. Die Gipfel Vorarlbergs. Man kann die Reise übrigens auch in der Gegenrichtung machen – dank der neuen Ringlinie, einem Unikat hierzulande, ist der grosse Kanton der Ostschweiz endlich wirklich erfahrbar.

Freitag, 20. Dezember 2013

Kleiner Berg ganz gross

Der Mormont bei Eclépens VD.
Vor einiger Zeit zogen wir dem verfallenen Canal d'Entreroches entlang durch die Klus des Mormont - heute erscheint die Wanderkolumne zu dieser Unternehmung in der Zeitung. Ein Wort zum Mormont: Hoch ist er mit 605 Metern über Meer nun wirklich nicht. Aber er trennt doch die Ebene der Orbe von derjenigen der Venoge, separiert also das Gebiet des Neuenburgersees von dem des Genfersees - über den Mormont verläuft die europäische Hauptwasserscheide zwischen Rhein und Rhone, Nordsee und Mittelmeer. Wussten das die alten Kelten, erahnten sie die Bedeutung des Mormont? Jedenfalls erwählten sie ihn sich als Kultstätte; auf ihm bestatteten sie und opferten Tiere, aber auch Menschen. Eben schaute ich mir einen Arte-Dokumentarfilm an, der die Grabungen am Mormont dokumentiert; ich kann ihn nur empfehlen.

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Is Outo? Die Welt geht unter!

Der Berner findet seinen
Dialekt ganz speziell.
Im Bund (ich meine die Zeitung) gibt es einen namens Ben Vatter, der liefert in der Rubrik "Mundart" alle zwei Monate eine Kolumne zum Thema "Berndeutsch". Letzten Freitag wars soweit - und ich musste wieder einmal schmunzeln über die Obsession, mit der die Berner ihren Dialekt hegen und hätscheln und glorifizieren und sich nerven, wenn aus der "grosse Stadt im Oschte vo Bärn" (Vatter), also Zürich, oder aus Deutschland etwas kommt, was den Dialekt ändert. Diesmal geht es in der Kolumne um die kleinen Wörtchen im Satz, Artikel, Präpositionen, Konjunktionen - den Vatter nervt es, dass es im Staate Bern tatsächlich neuerdings Leute geben soll, die statt "i ds Outo" "is Outo" sagen. Hier die ganze Kolumne.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Inkas in Deutschland!

Inka-Szene im Café Inka in Ötlingen, das zu Weil am Rhein (D) gehört.
Das Café Inka im reizvollen Markgräfler Winzerdorf Ötlingen vor den Toren Basels war voll, als wir am Samstag ankamen. Wir mussten leeren Bauches von dannen ziehen. Immerhin gelang es mir, einen Blick auf die berühmte Tapete zu werfen, wegen der es das Café überhaupt gibt. 1819 wurde sie gedruckt, in Paris, aufgrund eines Romans; sie stellt Szenen aus dem Inkaleben nach, dem sich der Roman widmet. Ein Exemplar der Tapete gelangte nach Deutschland, schmückte die Wohnung eines Ötlingers, wurde dabei nicht allzu lieb behandelt: Nagellöcher* et cetera... In unserer Neuzeit realisierte man die kulturhistorische Bedeutung der Inka-Tapete, restaurierte sie - noch in der alten BRD - für 600 000 Mark und richtete ein Café ein, auf dass die Öffentlichkeit sie geniesse.

* Mein perfides Rechtschreibprogramm wollte partout aus Nagellöcher "Nagelöcher" machen. Man muss ihm auf die Finger schauen, die es nicht hat.

Dienstag, 17. Dezember 2013

Elephant man walking

Okay, das Foto ist nicht berauschend. Aber der Anlass wars. Am Sonntag abend trafen wir - mein Fähnlein Fieselschweif - uns zum Weihnachtsessen. Ausnahmsweise nicht am Schluss einer Wanderung, sondern abgekoppelt vom samstäglichen Gehen; man kam in Halbschuhen und Jeans, ohne Rucksack und ohne Stöcke. Wanderfreundin R. hatte für den Anlass freundlicherweise ihre splendide Wohnung in der Zürcher Altstadt nah beim Grossmünster zur Verfügung gestellt. Das Buffet, bestückt mit den Zuwendungen von uns allen, bog sich: P. hatte aus Israel kiloweise Hummuz importiert, A. brachte selbstgemachte Hühnerleberpastete, C. kam mit einem grandiosen Braten, und R. selber steuerte einen Lachs bei von einem befreundeten Wildfischer aus Alaska. Raclette gabs auch. Und zum Dessert hatten wir 14 Leute die Auswahl zwischen Kuchen, Fruchtsalat, Schoggimousse, einem speziellen vollfetten Tilsiter. Und und und. Als ich heimging, wähnte ich, ich sei so schwer, dass das Altstadtpflaster unter meinen Füssen nachgebe; elephant man walking. Aber toll wars.

PS: Der angekündigte Post über ein besonderes Café in Ötlingen kommt morgen.

Montag, 16. Dezember 2013

Flugente?

Hund Emil war am Samstag auch wieder mal dabei.
Essen so fotografieren, dass es
anmächelig aussieht, ist eine Kunst,
die ich nur mangelhaft beherrsche.
Der Anfang der Wanderung war hart. Respektive: glitschig. Als der Zug von Basel Richtung Offenburg in Efringen-Kirchen (D) bremste, kam eine Durchsage vom Lokführer: Der Bahnsteig sei mit einer Eisschicht überzogen, aussteigende Passagiere seien gehalten, sich vorsichtig zu bewegen. Tatsächlich war die erste halbe Gehstunde Richtung Basel auf dem Markgräfler Wiiwegli heikel. Wir gingen nicht, wir schliifschüeleten vorwärts. Bald wurde es aber besser, der Regen hörte auf, wir kamen aus dem Asphalt auf kiesige Natursträsschen und Feldwege, hatten mehr Halt. Was wir sahen, gefiel: Reben überall. Dazwischen Wald und Buschwerk. Und zu unseren Füssen die Oberrheinische Tiefebene; das Land jenseits des Rheins war Frankreich. In Ötlingen suchten wir ein spezielles Café auf (mehr darüber morgen), doch es war voll. So kehrten wir im nahen Dreiländerblick ein. Das Essen war gut, ich hatte eine Pilzsuppe, ein Lebkuchen-Tiramisù und als Hauptspeise Flugente mit Kartoffelknödeln. Flugente? Wir rätselten. Meine Interpretation zu der Bezeichnung: Die Ente kam mit dem Flugzeug aus Russland angeflogen. Aber gut war sie.

Ötlingen im Rückblick, vom Weiler Weinweg aus besehen.
Nach dem Essen der zweite Teil der Wanderung, derweil der Tag bereits niederging. Wir wanderten nun auf einem anderen Weinpfad, dem Weiler Weinweg. In der Ferne, die bald zur Nähe wurde, sahen wir Basel, gingen dabei mindestens eine Stunde im Rebhang, bis sich der Weg nach Weil senkte. Wir querten die Bahnlinie und das Flüsschen Wiese und sahen, derweil es rapid Abend wurde, ein riesiges, hallenartiges Gebäude: die Fondation Beyeler in Riehen. Kurz darauf die zugehörige Tramhaltestelle: das Ende unserer binationalen Wanderung. Eine trinationale in derselben Gegend soll bald folgen, waren wir uns einig.

Sonntag, 15. Dezember 2013

Rotenfluh lebenslänglich

Irre, oder? Das Angebot ist eben abgelaufen, ich sah es erst jetzt: ein Lebensabo für die Rotenfluebahn, die derzeit gebaut wird und von Rickenbach SZ her die Rotenfluh nah dem Grossen Mythen erschliessen soll. So ein Abo klingt wie ein Segen, ist aber irgendwie auch ein Fluch - immer wenn schönes Wetter ist, denkst du, dass du jetzt eigentlich Lust auf einen Ausflug ins Berner Oberland hättest. Oder mal ins Montafon. Aber hey, du hast dieses Abo und musst es doch ausnutzen! Und also gondelst du zähneknirschend zum 234. Mal auf die Rotenfluh.

Samstag, 14. Dezember 2013

Selbstlob eines Wanderleiters

Jetzt muss ich mich mal selber loben. Ich finde, ich bin ein extrem aufopferungswilliger Wanderleiter. Heute geht es via Basel nach Efringen-Kirchen in Deutschland. Von dort wollen wir auf dem Markgräfler Wiiwegli zurück nach Basel laufen. Nun ist auf der Anreise die Umsteigezeit in Basel SBB und Basel Badischer Bahnhof knapp bemessen, und wir müssen doch für die deutsche Strecke ein Billett lösen. Wäre schade, wenn wir deswegen den Zug verpassten und erst eine Stunde später in Efringen-Kirchen starten könnten. Was tut Wanderleiter Widmer dagegen? Er fährt allein eine halbe Stunde früher nach Basel, löst die Billette und winkt seinem Grüpplein dann am Badischen Bahnhof fröhlich zu.

Freitag, 13. Dezember 2013

Sie sind zu schwer, Frau Kuh!

So mag man die Schweizer Kuh: gut gelaunt und genügsam.
Kürzlich war im Tages-Anzeiger ein Bericht zur Lage der Schweizer Alpwirtschaft. Hier ein paar Fakten:
  • Elf Prozent der Landesfläche sind Alpweiden. Sie machen ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus.
  • Die Alpweiden sind im Rückzug. Pro Jahr verbuschen 2400 Hektaren Sömmerungsweide, das entspricht der Fläche des Walensees.
  • Jeden Sommer ziehen 17 000 Älplerinnen und Älpler auf eine der 7000 Alpen. 
  • Auf diesen Alpen weiden während der drei bis vier Sommermonate 400 000 Kühe, Rinder und Kälber. 200 000 Schafe. Und 100 000 weitere Tiere: Ziegen, Schweine, Esel, Pferde. 
  • Fast 50 Prozent der tierhaltenden Betriebe bringen ihre Tiere auf die Alp. Das entlastet die Talwiesen; deren Gras kann zu Heu für den Winter verarbeitet werden.
  • Das grösste Problem für die hiesige Alpwirtschaft sind die Hochleistungskühe. Sie gewinnen aus den Alpweiden nicht genügend Nahrung und benötigen zusätzliches Kraftfutter. Weil sie auch zu schwer für die Alpweiden sind, bleiben sie meist im Tal. Je mehr solche Hochleistungskühe es gibt, desto weniger braucht es die Alpen.

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Esserswil, du lügst!

Sie ist spät dran, darum liebte ich sie. Die Rose des Thurgaus.
Wandern gibt halt Hunger.
Wenn im Winter die Sonne scheint, kann eine Wanderung eigentlich nicht schiefgehen. Genau deshalb war ich besorgt, als mein Zug kurz vor Frauenfeld in eine dunkle Nebelwand fuhr. Kurz vor Romanshorn schwand der Nebel Gott sei Dank wieder, und in Arbon schien tatsächlich die Sonne. Vier Stunden währte nun meine Wanderung: Ich zog von Arbon dem Bodensee entlang bis kurz vor Egnach, bog ab nach Süden, querte den Weiler Buech, gelangte durch die Obstplantagen via Stocken und Burketsuelishaus nach Esserswil. Dort war ich enttäuscht; wenn ein Weiler schon so heisst, sollte er ein Restaurant bereitstellen. Kurz darauf Roggwil - da gab es Restaurants. Zwei hockten gleich nebeneinander, Ochsen und Tres Amigos. Ich ging drei Mal hin und her, konnte mich nicht entscheiden, bis ich schliesslich beschloss, dem ad hoc formulierten Motto "In dubio pro exotico" zu folgen. Ich wählte das Tres Amigos, wurde dort so speditiv und freundlich bedient, wie ich es noch selten erlebt habe, und genoss meinen Mexicanburger (siehe auch den gestrigen Eintrag). Es folgte ein nettes Auslaufen in der Wärmesonne nach Arbon, wo sich der Kreis schloss. Und noch etwas zum Tres Amigos, das Teil einer Kette ist: Die bieten ein Margaritamobil an. Es kommt dorthin, wo man es bestellt, und serviert bunte Margaritas. Ist das nicht fantastisch?
So mag ich meinen Winter! Kurz nach Wanderstart in Arbon.

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Die Käserei im Schloss

Gestern unternahm ich von Arbon aus eine vierstündige Rundwanderung. Mehr über die Route morgen; heute möchte ich gern von Roggwil TG erzählen, wo ich am Mittag vorbeikam. Respektive von drei Häusern in Roggwil.

Bei diesem prachtvollen Riegelbau handelt es sich um den alten Gasthof
zur Traube. Die ist eingegangen, stattdessen hockt in dem Bau nun die
Tex-Mex-Beiz "Tres Amigos". Es war 12 Uhr 45, als ich in Roggwil ankam,
die perfekte Essenszeit. Ich kehrte ein, trank ein Fiesta-Bier und ass einen
Mexicanburger mit Guacamole und scharfem Ketchup; moll, doch, war gut!
Bemerkenswert fand ich zuvor, von Esserswil kommend, das Hochhaus
zwischen Bauernhäusern und Riegelbauten. Es handelt sich um den
kybun-Tower, ein 30 Meter hohes Geschäftshaus, von dem aus der
Unternehmer Karl Müller, Erfinder des MBT-Schuhs, seine kyBoot-
Schuhe vermarktet. Müller ist der Sohn eines örtlichen Hufschmieds.
Wenige Meter vom Business-Tower entfernt steht Schloss Roggwil, eine
dreigliedrige Anlage mit Wehrturm. Den Anfang des ganzen Komplexes
machte ein Turm des Bischofs von Konstanz; später ging das gewachsene
Gebäude in den Besitz des Klosters St. Gallen über. Zwischen 1880 und
1968 war das Schloss völlig verwahrlost, in ihm war allen Ernstes die
Dorfkäserei untergebracht. Heute gehört das Anwesen einer Stiftung.