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Mittwoch, 31. Juli 2013

Sankt Bernhard und sizilianische Pfadi

Der Wanderstart gestern um zehn beim Hospiz auf dem Grossen Sankt Bernhard war nicht optimal: Es war windig, eiskalt und halb neblig. Während wir dem Col des Chevaux (Bild) zustrebten, kam der Sommer zurück. Unsere alpine Route führte über einen weiteren 2700er-Pass, den Col du Bastillon, nach Ferret. Im Bus hinab nach Orsières sass auch ein Trupp sizilianische Pfadi, manierliche Jungs. Einem von ihnen wurde ob all der Berge schlecht, der Bus musste halten, er stürzte hinaus und übergab sich. Dann fuhren wir weiter.

Dienstag, 30. Juli 2013

Sierre hat wieviele Hügel? Sieben?

Die Sonne im Wappen Sierres
schaut eher abgeklärt als fröhlich.
Wird eine Stadt durch Hügel geprägt, sind es in der Regel sieben, siehe Rom, Bamberg, Lissabon; wer es darauf anlegt, kriegt die Symbolzahl hin. Sierre, Walliser Bezirkshauptort, zeigt Selbstbewusstsein, indem es mit sechs Hügeln zufrieden ist. Ich bin grad in Sierre, heute geht es hinauf zum Hospiz auf dem Grossen Sankt Bernhard, von dem aus ein wenig gewandert werden soll.

Montag, 29. Juli 2013

Eine Zunge wie ein Putzlappen


Der Brisi, unser Samstagsabenteuer.
Der Samstag war heiss. Sehr heiss oder, wie Radio SRF gern sagt, historisch heiss. Das hielt uns nicht davon ab, den Brisi zu besteigen, einen der sieben Churfirsten-Gipfel. Hier ein paar Bemerkungen zur Route (Alp Sellamatt - Brisizimmer - Brisi - Brisizimmer - Alp Strichboden - Starkenbach - Thurweg - Stein - Thurweg - Nesslau).
Softeis-Automat auf Strichboden.
  • Ich trank während der acht Gehstunden sechs Liter Wasser. Nun, hüstel, das ist gelogen, ein Liter war Bier.
  • Der Brisi ist eine Herausforderung. Der Weg ist ruppig. Die Tritte sind hoch. Überall liegt Geröll, manchenorts verdeckt Farnkraut die Sicht auf den Boden, der verkarstet und mit Löchern durchsetzt ist. Wir waren oben ziemlich fertig.
  • Tritt man auf dem Brisi an die jähe Kante, stürzt der Blick 1800 Meter ab in den Walensee.
  • Wir sahen im Abstieg ein Schaf, das sich in einen Karschacht mit Altschnee verirrt hatte. Ob es wieder hinausgefunden hat? Wir sahen keinen Hirten, dem wir die Sache hätten mitteilen können.
  • Anderthalb Stunden vor der Alp Strichboden hatte ich kein Wasser mehr. Meine Zunge fühlte sich an wie ein Putzlappen. Auf Strichboden, wo man einkehren kann, bestellte ich gleich zwei Liter Flüssiges. Zehn Minuten später war die Trinkware weg. Hunger hatte keins von uns dreien.
  • Auf Strichboden ist ein Softeis-Automat montiert. Der Bauernbub am Nebentisch lächelte selig, während er sein Glacé mampfte.
  • In der Nähe des Strichbodens gibt es bei Vorder Selun ein altes Seilbähnli hinab nach Starkenbach. Eine Holzkiste, mehr nicht. Verharmloser nennen das "Cabriobähndli". Wir bevorzugten den Abstieg zu Fuss.
Da sitzen Menschen drin!  Selun-Seilbahn.


Sonntag, 28. Juli 2013

3 Fische!

Ob das Efeu auch von 1535 stammt?
Das Foto entstand, nachdem
 ich schon drei Egli gegessen hatte.
Am Freitag war ich anlässlich eines Familienausfluges in einer wirklich guten Fischbeiz: im 3 Fische in Lüscherz am Bielersee, das ich vorbehaltlos empfehlen kann. Auf den Teller kommt Fangfrisches, der Akzent liegt auf dem guten Rohstoff und nicht auf irgendeiner überkandidelten Zubereitungsart, der Service ist jung und flink. Das Restaurant ist übrigens seit 1535 belegt - irgendwann weiss man halt einfach, wies geht.

Samstag, 27. Juli 2013

Der sanfte Riese Brisi

Schöne Zähne punkten immer: die Churfirsten von Walenstadt aus.
Wie heissen die sieben Churfirsten?
Richtig: Selun, Frümsel, Brisi, Zuestoll, Schibenstoll, Hinterrugg, Chäserrugg.
Ich bin bei dieser Aufzählung immer ein wenig enttäuscht, die ersten drei Namen klingen fantasievoll, man kann sie nicht erschliessen, so könnten Riesen heissen: Selun, Frümsel, Brisi. Ab Name vier nimmt der Rätselcharme ab, schade. Sei dem, wie dem sei, heute gehts von der Alp Sellamatt auf den Brisi. Das ist keine allzu strenge Sache, es sind  knapp 900 Höhenmeter im Aufstieg. Man will sich an einem solchen Hitzetag ja nicht umbringen. Sicher wird es oben wesentlich erfrischender sein als unten in der Stadt. Im Übrigen darf man sagen: Der Sommer 2013 hat sich nach schlechtem Start vollständig rehabilitiert.

Freitag, 26. Juli 2013

Gott ist Geometrie

Mogno ist das zweitoberste Dorf im Lavizzaratal, höher liegt nur Fusio. 1986 riss eine Lawine die Kirche von 1636 weg. Für den Neubau kam der Tessiner Architekt Mario Botta zum Zug. Er realisierte mit örtlichem Marmor und Gneis ein kühnes Werk, das nicht unumstritten ist - doch sicher hat das armselige Dörfchen seither einen steten kleinen Tourismus. Ich ging diese Woche gleich zweimal von Fusio hinüber nach Mogno, vorgestern bei eher düsterem Wetter auf dem Weg hinab nach Bignasco und am Tag zuvor bei strahlendem Sonnenschein, nachdem ich den Passo Campolungo überquert hatte. Beide Male war ich fasziniert. Hier ein paar Fotos von der ersten Besichtigung samt der Bemerkung: Botta hat genial geklaut. Bei den Arabern. Das Spiel mit dem Licht, die Stufung des Portals, das Ornamentale und Mosakihafte scheint mir direkt von den maurischen Bauten im islamischen Spanien übernommen. Gott ist bei ihnen höchste Harmonie, also Geometrie.







Donnerstag, 25. Juli 2013

Symphonie aus Gneis

Am Weg: Prato, vorn die junge Maggia.
Gestern der Abschluss meines Tessin-Dreitägers. Der Himmel grollte, als ich morgens um halb acht aus dem Hotel Antica Osteria Dazio in Fusio trat. So verzichtete ich auf den Plan, via den Sassello-Pass zurück in die Leventina zu halten, aus der ich einen Tag zuvor ins Lavizzaratal gekommen war. Stattdessen hielt ich der jungen Maggia entlang abwärts und wanderte in gut fünf Stunden via Peccia und Menzonio nach Bignasco. Ich sah Heerscharen von Eidechsen, passierte Bildstöcke sonder Zahl, wanderte durch eine Symphonie aus Gneis; am 9. August will ich über diese grosse Route eine Wanderkolumne in der Zeitung bringen. Einziger Frust des Tages: Als Touristen, Wanderer und Einheimische in Bignasco den Gelenkbus nach Locarno geentert hatten, war er grad schön voll. Die Leute, die in den nächsten 55 Minuten zustiegen, mussten alle stehen; eine junge Mutter mit Kinderwagen passte nicht mehr hinein und bleib an der einen Haltestelle zurück. Natürlich war der Bus am Ende so verspätet, dass wir alle in Locarno den Zug verpassten. Guter ÖV sieht anders aus, liebe Ferrovie Autolinee Regionali Ticinesi FART! Und übrigens: Geregnet hat es dann nur zehn Minuten.

PS: In Mogno kam ich an der Kirche S. Giovanni Battista vorbei, einem Botta-Bau. Mehr darüber morgen, das braucht einen eigenen Eintrag.

Diese Haarnadelkurve zwischen Fusio und Peccia
nimmt das Postauto, indem es kurz zurücksetzt.

Mittwoch, 24. Juli 2013

Hysterie in Murmelistan

Mein Foto zeigt die Krete des Campolungo-Passes, links zackt der Pizzo del Prévat in den Tessiner Himmel. Gestern zog ich von der Seilbahn-Station des Tremorgiosees (Leventina) hinüber nach Fusio (Lavizzaratal), begleitet vom hysterischen Gepfeife der Murmeltiere. Am frühen Nachmittag schon ballten sich Wolken, am Abend schüttete es wie aus Kübeln. Aber da sass ich schon beim Brasato. Und nun noch eine Nachbemerkung: Den gestrigen Eintrag "Mein Tessin-Abenteuer" findet man unter dem Datum des Sonntags. Warum? Ein Software-Mysterium.

Montag, 22. Juli 2013

Vom Klausen nach Flüelen

Frischer Morgen, frischer Himmel: Klausen-Passhöhe.
So ein Passfährtli macht halt schon Spass.
Am Samstag starteten wir auf der Klausen-Passhöhe und endeten beim Bahnhof Flüelen - eine monumentale Sache: 463 Meter aufwärts, 1976 Meter abwärts, 7 1/2 Stunden Gehzeit, 27 Kilometer Distanz. Das heroische Moment wurde forciert durch zwei monsunartige Regengüsse gegen Ende. Über den Schächentaler Höhenweg, der den Grossteil der Strecke ausmachte, möchte ich nicht viel sagen, weil er hinlänglich bekannt ist; jedenfalls verdient er den Status als Klassiker. Besonders viel Spass machte am Schluss, nachdem sich das Grüpplein von sieben auf drei verdünnt hatte, der Abstieg von der Eggbergen-Seilbahn-Bergstation nach Flüelen. Wie der Weg in unzähligen Steilkehren die Höhendifferenz auf engem Raum meistert, das war grandios. Es bestand Steinschlaggefahr, immer wieder lagen kantige Blöcke im Pfad. Wir sahen Rehmutter und Rehkitz. Wir kurvten und kurvten. Wir glitschten auf nassen Steinen und Wurzeln und rutschten; einmal landete ich voll auf dem Hintern. Bei der Rot Flue traten wir ans Geländer und hatten Altdorf direkt unter uns. Und alles wollte nicht enden, bis wir endlich doch unten waren; verschwitzt und nass vom Regen; grinsend vor Erleichterung und Freude und Müdigkeit.

Blick von der Rot Flue auf Altdorf.

Sonntag, 21. Juli 2013

Mein Tessin-Abenteuer

Gestern eine hübsche Mittelstrecke von 4 1/2 Stunden: Ich fuhr nach Airolo. Von der Seilbahn-Station Pesciüm zog ich auf dem Höhenweg über der Leventina zum Lago Tremorgio. Über ihn habe ich schon kolumniert, er ist kreisrund, weswegen die Theorie kursiert, einst in der Prähistorie habe ein Meteorit eingeschlagen und das Bassin geschaffen.

Vom Tremorgio-See, blau wie eine Südsee-Lagune (Bild), gings per Seilbahn hinunter nach Rodi, dem untersten Dorf der Alta Leventina vor der Piottinoschlucht; unterhalb beginnt die Media Leventina. Besagte Schlucht war einst ein Problem für den Gotthardverkehr: in den Jahrhunderten vor ihrer Zähmung mussten Säumer und alle anderen Gotthard-Querer den Umweg über den Monte Piottino nehmen.

Ich schlief in Rodi im stilechten Gemäuer, dem zum Hotel hergerichteten "Dazio Grande", der alten Sust, also Warenumlade- und Pferdewechselstation. Auch eine Zollschranke gab es bei dem Haus (Bild). Heute morgen nun geht es weiter, ich nehme wieder die Seilbahn hinauf zum Tremorgio-See und ziehe über den Campolungo-Pass nach Fusio zuhinterst im Lavizzara-Tal an der jungen Maggia. Ich freue mich, Bericht folgt.

PS: Die letzten zwei Wörter sind insofern optimistisch, als ich davon ausgehe, in Fusio Handy-Empfang zu haben. Sollte dies nicht der Fall sein, wäre morgen der erste Tag seit Bestehen dieses Blogs ohne Eintrag. Und sorry für die schlechtere Fotoqualität, iPhone...

1876, das Jahr der ersten Ferienkolonie

Pfarrer Bion, der Ferienkolonie-Pionier.
Die erste Ferienkolonie der Schweiz wurde 1876 im Appenzellerland durchgeführt - man kann das nachlesen im Buch "Ab in die Ferienkolonie". Pionier dieser Einrichtung war der Pfarrer Hermann Walter Bion, 1830 bis 1909, ein Reformtheologe und begeisterter Turner, der bis ins hohe Alter jeden Morgen Gymnastik machte und das als Jungbrunnen propagierte. Er war zuerst Pfarrer in Zürich und dann in Trogen AR und beobachte an seinen Kindern, wie sie in der Höhe aufblühten. Er schloss daraus:
"Wenn deinen gesunden Kindern bei verhältnismässig guter Wohnung und Ernährung eine Ferienerholung auf dem Lande so notwendig war und so wohl bekam, wie viel mehr wird dies bei kränklichen Kindern der Fall sein, die in schlimmen Wohnungs- und Ernährungsverhältnissen leben."
Bion begann Geld zu sammeln und konnte für je 34 Stadtbuben und -mädchen einen zweiwöchigen Sommeraufenhalt im Appenzellischen finanzieren. Die Geschlechter wurden verschieden behandelt: Die Buben schliefen auf Stroh oder Heu in Scheunen und Remisen in Bühler und Gais, die Mädchen bei Bauernfamilien in Trogen. Bald erwarben die von Bion angestossenen Sozialwerke dann auch eigene Erholungsheime. In Gais war es die Erholungsstation Schwäbrig; sie gibt es bis heute.

Samstag, 20. Juli 2013

Der Panoramahit

Schächentaler Höhenweg: 2011 im Alpbeizli beim Fleschseeli. 
Heute machen wir den Schächentaler Höhenweg. Er gilt als beliebteste Panoramastrecke der Innerschweiz*, weil er a) mit seinen breiten Wegen leicht zu begehen ist, b) extrem gut erschlossen ist, indem ihm eine Buslinie (Klausenpass) sowie drei Seilbahnen zudienen, und c) von Restaurants und Alpbeizlis gesäumt ist. So mag's der Wanderer.

PS: Falls ein Leser oder eine Leserin eine andere Innerschweizer Panoramastrecke kultiger findet - bitte melden. Dann würde ich daraus eine Liste basteln.

Freitag, 19. Juli 2013

Käseschnitte und Krimkrieg

Erstürmung des Forts Malakoff 1855. (Wikicommons/Valentin Ramirez)
Als ich vor einiger Zeit meinem Bürogspändli eröffnete, ich wolle am nächsten Tag nach Lausanne fahren und von dort nach Morges gehen, sagte er nur: "Mmmh, Malakoff!" Er erinnerte sich an eine Wanderung am Genfersee - und wie er dort eine aparte Art von Käseschnitte ass namens, eben, Malakoff. Das Internet enthüllte mir dies: Im Krimkrieg 1854/55, einer Kolonial-Auseinandersetzung zwischen Russland und dem von England und Frankreich gestützten Osmanenreich, waren auch Schweizer Söldner dabei. Zu dem Krieg gehörte die Eroberung des Forts Malakoff. Am Lagerfeuer sollen die Schweizer in jenen dramatischen Tagen ein Derivat der Käseschnitte kreiert haben, das sie in Öl buken. Eine andere Erklärung setzt später an, nach der Heimkehr der Söldner: Ein paar Romands erfanden demnach zuhause an den Gestaden des Genfersees beim Veteranentreffen den schweren Käsehappen.

In einem alten NZZ Folio findet sich das Rezept. Wenn jemand so einen Malakoff (eine Malakoff?) zubereitet, bitte ein Foto an diesen Blog!

Donnerstag, 18. Juli 2013

1:33'333

Eine der neuen Karten.
Interessant - und auch ein bisschen kurios: Swisstopo lanciert zum 175-Jahr-Jubiläum eine Serie Wanderkarten in einem ungewohnten Massstab. Nein, nicht 1:175'000 oder 1:17'500, sondern 1:33'333. Das heisst: Drei Zentimeter entsprechen in etwa, aber nicht präzis einem Kilometer. Die Karten der neuen Serie sind wasser- und reissfest und nicht allzugross, also handlich. Und sie sind mit 11 Franken 80 einigermassen preiswert.
Vorerst sind zehn Regionen abgedeckt:
Säntis, Château-d-Oex, Creux du Van, Gstaad/Lenk/Adelboden, Crans Montana, Zermatt/Saas Fee, Titlis, Locarno, Arosa/Davos, Safiental/Lenzerheide.

Mittwoch, 17. Juli 2013

Das freundliche Monster

Das Getier aus den Highlands sieht gfürchelig aus, ist in der Regel aber lieb. Dieses freundliche Monster fotografierte ich gestern im Innerrhodischen auf dem Weg zum Forstseeli - es litt, die Hitze und die Fliegen setzten ihm zu; vielleicht träumte es, als wir vorbeikamen, von einem Regenguss am kühlen Loch Rannoch.
Unsere Route, ein Vierstünder mit gut 650 Metern hinauf und hinunter: Steinegg - Befig - Eggli - Forstseeli - Resspass - Rellenegg - Brülisau - Weissbad. 

Dienstag, 16. Juli 2013

Das Wiedersehen mit dem Forstseeli

Appenzellerland-Einigermassen-Kenner können in der Regel drei Appenzeller Seen nennen: Seealpsee, Fälensee und Sämtisersee. Das Forstseeli kennen nur Insider. Es liegt halt im Abseits, nicht im Alpstein, sondern in der diesen umgebenden Hügelzone. Konkret: östlich des Fänerenspitzes im dichten Wald hinab zum Rheintal, knapp vor der Grenze zu St. Gallen. Heute machen wir dem Forstseeli unsere Aufwartung - ich freue mich, es nach Jahren wiederzusehen.

PS: Auch über einen Pass geht es heute, den kaum jemand kennt: über den Resspass.
PS 2: Tut mir leid, ich habe kein Bild des Forstseelis.

Montag, 15. Juli 2013

Der Glarner Wellness-Impresario


Endlich auf der Gandfurggele. Unten der Garichti-Stausee.
Was für ein Moment! Nach vier Stunden Aufstieg erreichten wir am Samstag die Gandfurggele auf 2154 Metern und gleich danach die zwei Berglimattseen - wir erblickten tief unten den Stausee Garichti, dort würde es, wussten wir, später Bier geben. Und zu essen.

Die Speisekarte, die ich hier abbilde, stammt freilich von viel früher. Nach zwei Stunden kamen wir zur Alp Ober Stafel, die mit Mittler Stafel (Riedboden) und Unter Stafel (Loch) zusammengehört; gemeinsam, als Label sozusagen, nennen sie sich Berglialp. Auf Mittler Stafel hatten wir Riesenbottiche gesehen, wir begegneten dort auch dem Älpler/Wirt/Wellness-Impresario Heinrich Marti, der erzählte, er werde jetzt gleich die Freiluft-Bottiche einheizen, denn am Abend habe er 28 Gäste, die bei ihm baden und übernachten würden. Auf Ober Stafel kehrten wir hernach kurz ein, und eben, da war die Speisekarte mit Sennenspeisen, auf die wir allerdings verzichteten. Und genau darum hatten wir, als wir endlich in der Garichti anlangten, kräftig Hunger.

Die Route: Matt Station - Chnü - Boligenwald - Riedboden/Mittler Stafel - Ober Stafel - Schafplanggen - Gandfurggele - Berglimattseen - Widerstein - Stausee Garichti - Seilbahn-Bergstation/Restaurant - Bödmer - Rossgletti - Änetfeldmannswald - Rest. Fryberg - Aueli - Grüt - Schwanden SBB. 7 1/2 Stunden. 1418 Meter auf, 1738 ab.

PS: Ha, die Höhenmeter auf und ab addiert ergibt 3156 Meter. Neuer Saisonrekord!


Beschwerlicher Aufstieg zwischen Ober Stafel und Gandfurggele.

Sonntag, 14. Juli 2013

En öble Bschess!

Ach, Ausserrhoden, deine Unform! Der Mittelpunkt liegt circa dort, wo ich den Kreis gesetzt habe.
Kürzlich erzählte ich davon, wie wir den geografischen Mittelpunkt des Kantons Schwyz erwanderten. Dies ist der Punkt, auf dem der Kanton, schnitte man ihn aus einer Karte aus und stellte ihn auf eine Bleistiftspitze, genau ausbalanciert wäre. Und jetzt unsere - ich rede von meinem Appenzell-Ausserrhoden - nationale Schande. Wir haben keinen solchen Punkt. Der Bleifstift würde ins Leere stechen. Weil: Appenzell-Ausserrhoden krümmt sich um Innerrhoden, sein Mittelpunkt liegt deshalb in ebendiesem Innerrhoden, in der Nähe von Haslen. Oh weh.

PS: Hier die Koordinaten des Mittelpunkts: 745'770/ 247'943.
PS 2: Die Ausserrhoder verhalfen sich doch noch zu einem Mittelpunkt, indem sie das arithmetische Mittel ihrer 20 Gemeinde-Schwerpunkte berechneten. Dann liegt ihr Mittelpunkt in Teufen, im eigenen Kanton. En öble Bschess!

Samstag, 13. Juli 2013

Gibts heut einen "Dreitausender"?

Bisher die strengste Route: auf dem Schimbriggrat.
Die einen finden aufwärts laufen anstrengend, die andern klönen, abwärts sei viel mühsamer. Ich finde, beides geht in die Beinmuskeln. Wenn ich eine Wanderung gemacht habe, gönne ich mir jeweils das Vergnügen, die Höhenmeter zu addieren; aus Hinauf und Hinunter resultiert eine einzige Zahl. Liegt sie über 2000, finde ich: Doch, eine richtige Saftwanderung. Nun hoffe ich, heute das erste Mal eine Dreitausender-Wanderung zu machen: Wir steigen von Matt im Glarnerland zu den Berglimattseen auf, halten dann hinab zum Stausee Garichti, essen dort in der Wirtschaft etwas, und wenn die Gelenke noch nicht bös flattern, was durchaus einmal vorkommen kann, geht es weiter bis nach Schwanden unter Missachtung von Seilbahn und Bus. Das wären dann 1390 m aufwärts und 1720 abwärts, das ergibt zusammengezählt... jawohl! 3110 m.

Hier die Top drei bisher im Sommer 2013:
  1. Von Heiligkreuz auf den Schimbrig, hinab nach Gfellen und Entlebuch. 2640m
  2. Von Schiers auf den Stelserberg, nach St. Antönien und Küblis. 2420 m
  3. Von Giswil über den Sattelpass und via Stäldili nach Flühli. 1960 m

Freitag, 12. Juli 2013

Halali, die Krähenjagd kann beginnen

Saatkrähen können nerven. Neuerdings darf man im Kanton Bern diese Rabenart, die sich stark vermehrt hat, in der Jagdsaison von September bis Februar erlegen. Allerdings wird dies nie eine grosse Jagd werden - Krähen stopft man in der Regel nicht aus, und zum Verzehr taugen sie auch nicht. Die "Berner Zeitung" berichtete diese Woche über das Thema; sie erwähnte auch die rechtliche Einschränkung: Man darf nur auf seinem eigenen Grundstück auf die Vögel feuern. Ist auch besser so, denn irgendwo draussen schösse man womöglich statt der Krähe einen Wanderer ab.

Donnerstag, 11. Juli 2013

Tolles Horn, grosser Käse, miese BLS

Hinten das Bäderhorn. Vorn die Bäderalp.
Über die gestrige Wanderung aufs Bäderhorn möchte ich nicht allzuviel schreiben; ich bringe schon bald die Kolumne dazu im "Tagi" und "Bund". Hier vier Bemerkungen:
  1. ist das eine wunderbare Kurzwanderung von 3 1/2 Stunden und je 500 Metern hinauf und hinab. Man startet auf dem Jaunpass, steigt aufs Horn, hat eine grosse Bergkulisse, steigt dann wieder ab; that's it.
  2. mutet es ein wenig irre an, dass es auf der Jaunpasshöhe fünf Orte zum Einkehren gibt - und das abgesehen von den Sennenbeizen der Umgebung. Die Serviererin im Des Alpes fand, kein einziger Wirt könne hier oben richtig etwas verdienen.
  3. muss man unbedingt direkt unterhalb des Bäderhorns auf der Bäderalp einkehren. Die Leute, die dort alpen und käsen, haben für ihren Käse schon einige Male Preise gewonnen. Ich bekam für 14 Franken einen Käseteller mit den allerfeinsten Sorten. Ein Mutschli von zwei Kilo begleitete mich dann nach Hause.
  4. nervte die BLS. Da stand man am Nachmittag am Bahnhof Boltigen, der Zug kam von Zweisimmen her. Ein kurzes Vorortswürmli, das bereits pumpenvoll war. Alle Passagiere waren gereizt, die Klimaanlage funktionierte nicht, und ein Teil der Leute musste bis Spiez stehen. Hey, BLS, mach noch ein paar Wagen mehr dran, so geht das nicht!
    Meine Stöcke auf dem Horn.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Bin ich ein unachtsamer Wanderer?

Wenn ich diese Ausschreibung des Hotels "Post" in Bivio lese, frage ich mich natürlich schon: Bin ich bisher unachtsam gewandert? Muss ich bewusst darauf achten, mehr auf die Dinge, auf den Weg, auf mich selber zu achten?

Dienstag, 9. Juli 2013

Das rollende Paar

Fahrendes Haus Wohnmobil.
(Wikicommons/Klugschnacker)
Beatrice Jung, die mit ihrem Mann in der Nähe von Zürich lebt, nennt den Camper "motorisiertes Ehebett". Und ihr aus vielen Reisen - samt 2000 Übernachtungen in dem Gefährt - geborenes, anekdotenreiches Buch heisst "Flohnmobil"; unter diesem Namen wiederum kennen wir sie als Bloggerin, die ab und an auch in diesem Blog einen Kommentar hinterlässt. Das Buch ist schmissig geschrieben, ich amüsierte mich beim Lesen. Man erfährt, warum Camperbesitzer in Schweden mit Vorteil bei Friedhöfen stoppen. Wie gut ein Känguruhpfeffer schmeckt. Und was zu tun ist, damit ein rollendes Paar jeden Tag frisches Brot essen kann. Witzige Sache. Hier ein Zitat, eine Liebeserklärung der Autorin ans Wohnmobil als modus vivendi bzw. modus movendi:
"Nur im Wohnmobil kann ich beim Zwiebelnschneiden aus dem Küchenfenster ins Grüne schauen. Nur im Wohnmobil kann ich Risotto rührend durch die Tür hinaus in die Abendsonne blinzeln. Nur im Wohnmobil kann ich heute Abend auf einen Rebberg schauen, morgen über einen Freizeithafen an einem französischen Kanal und übermorgen auf das gelb blühende Rapsfeld in einem Kaff, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen."

Montag, 8. Juli 2013

Olympus has fallen! Schimbrig, too!

Hurra! Sonne zwischen Schimbrigbad und Schimbrig-Gipfel.
Kurz vor dem Gipfel.
Kürzlich schaute ich mir den actiongeladenen Kinothriller "Olympus Has Fallen" an. Ein nordkoreanisches Terrorkommando attackiert das Weisse Haus und nimmt den US-Präsidenten als Geisel. Von dem Film inspiriert, formulierte ich für letzten Samstag die Losung: Schimbrig must fall! Der Schimbrig, 1815 Meter hoch, ist ein Gipfel im Entlebuch. Wir nahmen ihn von Heiligkreuz, indem wir via Schwarzenbergkreuz und Neuhütte zum Schimbrigbad gingen; beim Bad begann der eigentliche Aufstieg. Magisch der Moment, als der Nebel - jawohl, wir hatten dichten, zähen, kalten Nebel! - auf halber Höhe der steilen Schimbrigflanke von den ersten Sonnenstrahlen durchdrungen wurde. Bald darauf war es soweit: Gipfelkreuz, Gipfelbuch, Triangulationspyramide und die erlösende Gewissheit: "Schimbrig has fallen!"

Oben, eben.
PS: Der Fortgang der Wanderung: Retour zum Bad. Via Stettili nach Gfellen und daselbst spätes Mittagessen. Und dann durch allerherrlichstes Moorgelände nach Finsterwald und auf dem allerherrlichsten Tobelweg weiter nach Entlebuch. Gehzeit 7 1/2 Stunden, 1100 Meter im Aufstieg, 1540 im Abstieg. 
PS 2: Im Restaurant Gfellen, das unter schönen Alpen liegt, schaffen sie es, einem einen Käseteller mit Käse aufzutischen, der aus der Migros kommt. Oder vom Aldi. Oder ähnlich. Jedenfalls nicht von den Alpen rundum. Inmitten der Durchschnittsware hockte ein schlifriges Gerberkäsli. Armselig war das.
Peter auf dem Gfellen-Parkplatz. Und unser Schimbrig am Horizont.

Sonntag, 7. Juli 2013

Wo fliesst der Bombach?

Die neue Broschüre.
Früher investierte man viel Geld, um Stadtbäche unter den Boden zu schaffen. Und heute investiert man wieder viel Geld, um sie zurück ans Licht zu holen. In der Stadt Zürich gibt es mittlerweile 108 Kilometer sichtbaren Bach, davon 44 in Siedlungsgebieten und Freihaltezonen, der Rest in Wäldern. Eine neue Wanderbroschüre von Entsorgung und Recycling Zürich schlägt fünf Routen an solchen Bächen vor: Friesenbergbach, Albisrieder Dorfbach, Holderbach, Wehrenbach sowie Bombach*. Klingen diese Namen nicht wunderbar romantisch und unurban?

* Nicht mit Bumbach im Emmental verwechseln!

Samstag, 6. Juli 2013

Der Vibrator von Finsterwald

Heute gehts es von Heiligkreuz aus via Schimbrigbad auf den Schimbrig, hernach retour zum Bad und hinab nach Gfellen - mit Verlängerungsoption bis Finsterwald oder gar Entlebuch. Zu besagtem Weiler Finsterwald eine Geschichte aus dem Buch "Gratwegs ins Entlebuch" von François Meienberg (Rotpunktverlag): 1977 traktierte man das Gebiet mit einem riesigen Vibrator. Die ganze Gegend bebte, wenn man den Monsterapparat einschaltete. Die Schwingungsreflexionen gaben Aufschluss über die unterirdischen Gesteinsschichten. Man suchte und vermutete Erdöl. 1979 begannen die Bohrungen, die über ein Jahr andauerten und viel Volk anlockten. Man kam bis in eine Tiefe von 5289 Metern, dann gab es technische Probleme, und man nahm Abschied von der Öl-Idee. Dafür hatte man Erdgas entdeckt. Eine riesige Erfolgsgeschichte ist auch das nicht. Das Gas kam zuerst reichlich, dann bald schwächer, Anfang 1994 stellte man die Förderung ein. Seither ist Finsterwald wieder hundertprozentig bäuerlich-ländlich.

Freitag, 5. Juli 2013

Sockenspannung

Die neue Socke von Sigvaris (Werbefoto).
Kürzlich kriegte ich ein Mail der Firma Sigvaris, Winterthurer Hersteller von Stützstrümpfen. Die haben eine "Kompressions-Wandersocke mit effektivem Anti-Blasen-System" entwickelt. Die Wandersocke werde "individuell auf ihren Träger abgestimmt" und sorge "für Komfort im Bergschuh, eine verbesserte Muskelleistung, längere Leistungsdauer und weniger Muskelkater". Verbesserte Muskelleistung kann man immer brauchen, dachte ich und meldete der PR-Stelle mein Interesse an. Darauf ein zweites Mail: Ich solle doch bitte meine Fesseln und Waden messen und die Daten durchgeben. Ich zurück: Mache ich, sobald ich mir ein Messband besorgt habe; so etwas hat unsereiner nicht einfach so vorrätig. Darauf ein drittes Mail: Wir schicken Ihnen umgehend ein Messband zu, Herr Widmer. So schön hat man es - manchmal - als Wanderkolumnist. Auf die Socken bin ich echt gespannt, Fortsetzung folgt.

Donnerstag, 4. Juli 2013

Der Weigel, die Dorsch und das Hirtenvolk

Der Weigel (lustige Frisur).
Ich las dieses Buch, als ich ein Kind war; jetzt lese ich es wieder und bin begeistert. Hans Weigel, 1908 bis 1991, war ein Wiener Theaterkritiker; die Nazizeit überstand er im Schweizer Exil. 1956 schrieb er eine Rezension, in der die Schauspielerin Käthe Dorsch schlecht wegkam; daraufhin ohrfeigte ihn die Dorsch vor seinem Stammcafé: "Ich finde es an der Zeit, dass Sie etwas auf Ihr ungewaschenes Maul bekommen." Aber um die irre Welt der Bühne soll es in diesem Eintrag ja eigentlich gar nicht gehen. Sondern um Weigels liebevoll-satirisches Schweizporträt "Lern dieses Volk der Hirten kennen" von 1962. Dieses Buch, das übrigens gleich alt ist wie ich, finde ich genial vom ersten Satz an, der folgendermassen lautet:
"Ob Wilhelm Tell gelebt hat, weiss man nicht; aber dass er den Landvogt Gessler umgebracht hat, steht fest."

Mittwoch, 3. Juli 2013

Ljuba und der Böhler

Das Tor zum Manz'schen Anwesen.
Der Wirt im Böhlerbeizli.
Der Böhler ist ein kleiner Strassenpass zwischen Schöftland und Unterkulm, Suhrental und Wynental. Als wir dort letzten Samstag vorbeikamen, waren wir doch schon etwas über sechs Stunden gelaufen. Kurz vor der Passhöhe, 611 Meter über Meer, hatten wir die Einfahrt zu einer Villa passiert, waren danach der äusseren Umfriedung des Villengeländes entlang gezogen; vom Haus nichts zu sehen, dichtes Buschwerk und Bäume schirmten das Anwesen ab. Wanderfreundin R. wusste, wer hier wohnte: Ljuba Manz, gebürtige Russin, die bis zu dessen Ableben mit dem Zürcher Hotelkönig Caspar Manz verheiratet war und diesen beerbte. Ein Zürcher High-Society-Ableger im Aargau also.

Das Beizli ist halt schon schnuckelig.
Auf dem Böhler dann freuten wir uns. Ein kleines Holzhäuschen stand da, ein Chaletbeizli. Es war erst noch offen. Hinten, weg von der Strasse, gab es im Freien ein paar Sitzbänke und Tische zum Sitzen. Drinnen fanden wir den Wirt und eine winzige Gaststube samt exakt einem langen Tisch mit zwei Bänken. Wir setzten uns, tranken Bier, gsprächleten ein wenig mit dem Mann, fragten ihn nach Frau Manz. Er sagte, sein Häuschen gehöre ihr, er sei der Pächter, zweimal im Jahr bringe er ihr den Zins - und diese Ljuba Manz sei also eine ungemein anständige, umgängliche Frau, auf die er gar nichts kommen lasse. Wir nahmen das interessiert zur Kenntnis, zahlten, gingen, und ich fand wieder einmal, dass Wandern ungemein informativ ist.