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Samstag, 31. August 2013

Urlaunsee, Maighelshütte, Lolenpass

Andermatt. (Undatiertes Ballonfoto von Eduard Spelterini. Wikicommons/
"Spelterini. Fotografien des Ballonpioniers", Scheidegger & Spiess).
Heute wollen wir zum Oberalppass. Von dort wandern wir zum Urlaunsee und zur Maighelshütte, um dann über den Lolenpass auf die Unteralp abzusteigen. In Andermatt ist Schluss. Oder doch nicht? Da mein fittes Grüpplein mittlerweile rebelliert, wenn eine Wanderung nur fünfeinhalb Stunden dauert, ist es gut möglich, dass wir hernach - das Dessert - durch die Schöllenenschlucht nach Göschenen hinabhalten.

Freitag, 30. August 2013

Schon wieder die schönste Wanderung im 2013


Kein Mensch! Der Bergkessel zwischen Fisetenpass und Frittern ist mein. 
Am Mittwoch lud mein Ressort beim Tagi (Hintergrund/Reporter) die "Magazin"-Redaktion zum Apero; im Rahmen einer Tamedia-internen Grosszügelei hat es die Kollegen und Kolleginnen auf unseren Stock verschlagen. Der Plausch mit den neuen Nachbarn war kurzweilig. Gestern wachte ich verkatert auf, und mir fielen zwei Dinge ein. Erstens: Du hast heute frei, Widmy! Und zweitens: Du bist Wanderkolumnist, Widmy, also geh wandern! Ich rappelte mich hoch, warf Dinge (Ovo-Schoggi, Zeitung, Windjacke) in den Rucksack und stürzte um 6 Uhr 25 aus dem Haus. Erst im Zug hinab in die Stadt überlegte ich mir das Ziel.
Dreckig waren die Wege; am Vortag hatte es übel geregnet.

Ich entschied mich für das Klausenpass-Gebiet. Punkt 10 Uhr stand ich auf dem Fisetenpass, den man mit der Seilbahn vom Urnerboden erreicht. Dann wanderte ich los. Das Beste an der atemberaubenden Route*, die mich hinab ins Tierfehd und weiter nach Linthal führte: Ich sah die ersten vier Stunden niemanden, hatte einen riesigen Bergkessel, aussichtsreiche Gratpfade, sich aus dem Restnebel schälende Alpweiden und einen aparten Birkenhain ganz für mich (Kühe zählen nicht). Es war toller als toll. Schon wieder war dies die schönste Wanderung des laufenden Jahres.

* Fisetenpass - Frittern - Matt - Geissstein - Sandwald - Pantenbrücke - Tierfehd - Bogglaui - Fätschli - Linthal Bahnhof. 317 Meter aufwärts, 1680 abwärts. 5 1/2 Stunden.

2013, bitte bring mir noch viele weitere solche Pfade!


Donnerstag, 29. August 2013

Wieso nicht Capsarius lernen?

Drei Septemberanlässe des Museums Aargau, die die ganze Familie ansprechen und Spass versprechen:
  • Am 1. wird auf Schloss Hallwyl getanzt nach Art des Barock, Empire und Biedermeier. Ein Ensemble tanzt vor. In Workshops lernen die Besucher die wichtigsten Schritte und tanzen selber. Kinder ab zehn Jahren dürfen mittun.
  • Auf Schloss Lenzburg gibts vom 13. bis 15. einen Mittelaltermarkt, auf dem man Bogen bauen und Bier brauen kann. Kinder spielen Kanzlist und üben sich in der Kalligrafie. Auch Greifvogel-Flugvorführungen sind angesagt.
  • Ums Kloster Königsfelden wird am 21. und 22. antike Medizingeschichte inszeniert. Man kann römische Fussbäder ausprobieren. Kinder absolvieren die Ausbildung zum Capsarius, zum Militärsanitäter. Zudem gibt es eine Saftbar nach der Lehre des griechischen Medizinpioniers Galen.

Mittwoch, 28. August 2013

Das Tram im Wald


Hält man von Finsterwald auf dem Burggraben-Wanderweg Richtung Entlebuch hinab, kommt man zum Chilewald. Die Tramhaltestelle dort heisst denn auch "Chilewald". Am Waldrand steht ein Tram, das mit einem Ziegeldach vor der Witterung geschützt ist. Aber wo sind die Schienen? Kurios. Die Sache begann damit, dass einst zu Anfang der Sechzigerjahre die örtliche Jagdgesellschaft einen Unterstand für ihr Revier suchte. Als Luzern sein Tramnetz aufgab, war die Lösung gefunden. Einer der überflüssigen Tramwagen wurde am 25. November 1961 überführt, wobei der Transport auf den holprigen Waldwegen schwierig gewesen sei. Zugfahrzeuge waren ein Traktor und ein Rover; das Tram, nehme ich an, ruhte auf einem Anhänger. Kauf und Transport zusammen kosteten 300 Franken. Ein Schnäppchen!

Dienstag, 27. August 2013

Terror im Gebirge


Als ich am Samstag bei der Schwägalp-Passhöhe den Hauptwegweiser im Wasser liegen sah, blitzte es mir durch den Kopf: Gibt es im Land eine Anti-Wander-Guerilla? Handelt es sich etwa um den initialen Gewaltakt einer Bewegung gegen die Fussgänger, die bald härter zuschlagen wird? Bange erwarte ich die nächsten Tage.

Sonntag, 25. August 2013

Dann kam heftig der Regen

Das vorne sind Kühe. Und das hinten der Stockberg.
Ebener Boden eine halbe Stunde vor der Mistelegg.
Wer einsame Gegenden mag, dem empfehle ich das Gebiet des westlichen Alpsteins und den angrenzenden Teil des Neckertals. Am Samstag stiegen wir von der Schwägalp-Passhöhe via Horn und Ellbogen auf den Hinterfallenchopf und stiegen wieder ab via Gössigenhöchi zur Mistelegg und stiegen wieder auf nach Hemberg. Der Höhepunkte waren viele: der Alpsteinriegel samt Säntis, eine kilometerlange graue Felsmauer. Das gruslige Ofenloch, in das wir hinablinsten. Und überhaupt die aus der Distanz glattgeschmirgelt wirkenden Nagelfluh-Wände der Gegend (Vorsicht vor diesen Schlünden, liebe Pilzsammler). Der umfassende Rundblick vom Hinterfallenchopf. Das genussvolle Höhe-Wieder-Hergeben Richtung Mistelegg. Und schliesslich, daselbst, die Einkehr im Alpstöbli von Markus Nef. Der Wirt ist ein Gastfreund, und das Essen war gut. Und als wir assen, setzte draussen heftig Regen ein. Pflotschnass kamen wir am Ende in Hemberg an.
Im Alpstöbli in der Mistelegg, Gemeinde Hemberg, muss man einkehren.

Banco del dolce

Ja, ja, der Herr Pfarrer weiss offensichtlich, wie er seine Schäfchen in die Kirche lockt - mit der Verheissung eines Pastahappenings. Und der Frohbotschaft eines Dessertbuffets. Ich sah das Plakat, als ich vor wenigen Wochen im Lavizzaratal von Fusio aus der Maggia flussabwärts folgte. Maccheronata: ein saftiges Wort. Und Banco del dolce klingt gediegen; so könnte auch ein Geldinstitut heissen.

Samstag, 24. August 2013

The Last Rose of Summer

Ob wirs heute bis zur Propstei von St. Peterzell schaffen?
Heute geht der Sommer weg, schade. Nun hoffe ich, dass er uns noch ein paar Stunden gewährt - wir möchten, bitte ohne Regen und sowieso ohne Blitz und Donner, von der Schwägalp-Passhöhe via Hinterfallenchopf und Mistelegg nach St. Peterzell und weiter nach Brunnadern ziehen.

PS: Ich erinnere mich an die Zeit Ende Kanti, Anfang Studium, als ich die irische Band "Clannad" vergötterte. Mein Lieblingslied war "The Last Rose of Summer" - gestern fiel es mir ein, als ich dachte: Samstag ist der letzte Sommertag.

Freitag, 23. August 2013

Drei Schweizer in Russland

Sepp Lussi, einer der drei Auswanderer. (Screenshot)
Eben habe ich mir einen Dok-Film des Schweizer Fernsehens angeschaut: "Jakob, Sepp und Hans im Glück - Schweizer Bauern in Russland" von Helen Stehli Pfister. Der Film zeigt, eben, drei Schweizer Bauern, die sich beengt fühlen und deshalb auswandern. Er zeigt, wie sich der eine in eine Kolchosen-Schönheit verliebt, während der andere die Frau zuhause in der Schweiz zurücklassen musste und sich einsam fühlt. Er zeigt einen Besuch auf dem Lotterhof des Nachbarn. Landarbeiter, die nach Slawenart beim Heuen eine Zigi im Mund haben. Und Schweizer Bauern, die die Ausgewanderten im Car besuchen und sich überlegen, ob sie auch auswandern sollen. All das ist kurzweilig gefilmt, wirklich gut!

Donnerstag, 22. August 2013

Vom ordentlichen Fussgänger

Andreas Mayer, ein Wissenschaftshistoriker, der schon in Cambridge und Chicago dozierte, hat ein Buch geschrieben, das Wanderer interessieren mag: "Wissenschaft vom Gehen. Die Erforschung der Bewegung im 19. Jahrhundert" (S. Fischer Verlag). Die "WirtschaftsWoche" brachte soeben ein Interview mit ihm, hier ein Zitat:
Das Gehen wird vom Bürger - und vom aufgeklärten Adel - im 18. Jahrhundert nicht nur als physiologischer, sondern auch als moralisch-seelischer Vorgang verstanden. Daher das Plädoyer für den demonstrativ aufrechten Gang. "Halt dich gerade!" - das ist ja eine typisch bürgerliche Parole. Und die gilt ja heute noch. Der ordentliche Fussgänger geht nicht mit seitwärts oder nach unten geneigtem Kopf, wie ein Modegeck, der eitel seine Kleider mustert, sondern mit erhobenem Haupt. Er geht gleichmässig ausschreitend, mit leicht auswärts gerichteten Füssen, immer in gerader Richtung, einer klaren Linie folgend.

Mittwoch, 21. August 2013

Drei Männer auf der Flue

Lauschiges Baselbiet: die Ermitage von Arlesheim.
Bei den beiden Herren auf dem Foto rechts handelt es sich um den freien Fotografen Michael... (leider weiss ich seinen Nachnamen nicht) und den BaZ-Redaktor Benedict Neff. Der wollte mich für ein Porträt treffen. Wir begaben uns gestern von Frenkendorf ins Gelände, stiegen auf die Schauenburgflue, stiegen dann wieder ab via Schönmatt nach Arlesheim und gsprächleten dabei ausgiebig. Besonders schön fand ich die Ermitage von Arlesheim, ein Naturschutzidyll samt Seelein, Kalkfluhen und einigen Höhlen, das am Ende des Ancien Régime angelegt wurde als sogenannter "Sentimentaler Garten". Und auf den Artikel über mich bin ich gespannt.

Dienstag, 20. August 2013

Dr Siebedupf

Heute geht es vom Bahnhof Füllinsdorf-Frenkendorf - hurks, was für ein Wortungetüm! - auf die Schauenburgflue und wieder hinab nach... nun, besprochen ist eigentlich, dass wir nach Arlesheim halten. Aber vielleicht wird es dann auch der Bahnhof Basel sein, an dem wir enden. Man darf sich ja auch einmal von sich selber überraschen lassen, oder?

PS: Hier noch etwas kantonale Heraldik. Die gotischen Rundungen am fürstbischöflichen Krummstab nennt man "Krabben". Es sind sieben. Die Baselbieter nennen ihr Wappen deshalb den "Siebedupf". 

Montag, 19. August 2013

Der Wassertag

Der Wildsee von der Wildseeluggen aus. Hinten die Lavtinahörner.
Am Wochenende machten wir eine 4 1/2 Stunden-Route: Pizolhütte - Wildseeluggen - Lavtinasattel - Batöni - Weisstannen. Man darf diesen Samstag getrost "Tag des Wassers" taufen; Wasser war das vorherrschende Element - und nein, geregnet hat es nicht. Aber...
Das Paul-Newman-Seelein.
  1. war da der Wildsee. Fantastisch sein Anblick von der Wildseeluggen aus. Tiefes Blau und hinten die krümeligen Lavtinahörner: ein Bild, das sich in die Erinnerung brennt.
  2. passierten wir vor dem Lavtinasattel ein namenloses Seelein von milchigem Gletscherblau. Rita fand für dessen Farbe den Vergleich "wie die Augen von Paul Newman".
  3. frappierte uns bei Batöni das Beieinander gleich dreier hoher Wasserfälle: Piltschinabachfall, Sässbachfall und Muttenbachfall. Es war ein Rauschen wie am ersten Tag, man vergass alles.
  4. bereitete es Vergnüngen, in der letzten Wanderstunde dem Gufelbach zu folgen, einem Gewässer wild sondergleichen. Ich stelle mir vor, dass es sich bei Schlechtwetter in ein Monstrum verwandelt. Die Geschiebeablagerungen überall zeugten davon.
  5. liegt hinter dem Restaurant Gemse in Weisstannen SG ein kleiner Teich. Touristisch ist er nicht interessant und auch kein Wanderziel. Aber er beherbergt Fische, eine Zucht. Ich ass eine Forelle blau mit Salzkartoffeln - das passende Gericht zu diesem Tag des Wassers.
    Drei Wasserfälle auf einen Streich bei Batöni.

Sonntag, 18. August 2013

Eine Heimat für alle Landeier

Ederswiler JU. Zu dem Örtchen gehört ein kleiner Hügel namens Landei, 621 Meter über Meer. Landeier dieser Welt, ihr habt also eine Heimat, eine Herkunft, ein Habitat.

Samstag, 17. August 2013

Gipfel der Sonne

Ein grosser St. Galler: der Pizol.
Heute geht es von der Pizolhütte aus über die Wildseeluggen und den Lavtinasattel nach Batöni und weiter hinab nach Weisstannen. Besonders freue ich mich auf die drei Wasserfälle, die nah Batöni nebeneinander rauschen, der höchste offenbar fast 90 Meter hoch. Und etwas bange macht mich das Blitzsymbol auf dem Wetterkärtli. Nun ja, ich riskiers, und ein paar Gspänli ebenfalls.
PS. Gewusst, dass "Pizol" von "Piz Sol" kommt, also "Gipfel der Sonne"?

Freitag, 16. August 2013

Entlebucher Schnapsidee

Nein, das sind keine Schnapswanderer. Aber das hinten ist Flühli.
Kafi Schnaps ist bekanntlich das Nationalgetränk der Entlebucher. In Flühli kommt es am 21. September zur ersten Entlebucher "Kaffee-Schnaps-Wanderung". Die Strecke ist sechs Kilometer lang, die Teilnahme kostet 75 Franken. Dafür bekommt man am Startpunkt ein Kaffeeglas. Und wird hernach an diversen Stationen mit Kaffee Schnaps aus dem Chessi bedient. Dazu gibt es Dinge wie Biosphären-Suppe, Rauchwurst mit Kartoffelsalat, Käse und ein Dessert. Anmelden kann man sich per E-Mail, gemeindeverwaltung@fluehli.lu. Tolle Sache, hicks.

Donnerstag, 15. August 2013

Das Grossprojekt vom Urnerboden

Bald wird auf dem Urnerboden mehr Wert geschöpft.
(Wikicommons/ Roland Zumbühl)
Leider konnte ich kein Foto des Rohbaus machen, kürzlich im Postauto von Linthal hinauf zum Klausen; ich war eingekeilt. Die Dimensionen des Projekts auf dem Urnerboden, der grössten Alp der Schweiz, sind eindrücklich. 1200 Kühe liefern in der kurzen Alpsaison eine Million Liter Milch. Daraus entstehen 100 Tonnen Alpkäse - ab 2014, wenn die Alpkäserei Urnerboden, ein 6.5-Millionen-Franken-Projekt, fertiggestellt ist. Bisher wurde der Grossteil der Urnerboden-Milch ans Grossunternehmen Emmi geliefert und ins Tessin abtransportiert. Die Wertschöpfung passierte anderswo. Demnächst ändert das, gut für den Kanton Uri und wohl auch für die Älpler des Gebiets.
PS: Heute im "Tages-Anzeiger" mein grosses Interview mit dem Schriftsteller Adolf Muschg zur Frage: Sind wir Schweizer Europas Oberrassisten?

Mittwoch, 14. August 2013

Der Anruf kam in Lützelflüh

Ich startete gestern Dienstag um 8 Uhr 10 in Burgdorf, zottelte gemütlich der Emme entlang, passierte um 10 Uhr in Lützelflüh diesen Fischer - da klingelte mein Handy. Dran war ein namhafter Schweizer, dem ich am Vortag eine Nachricht hinterlassen hatte mit der Bitte um Rückruf. Doch, er hätte Zeit für das Interview zu dem vorgeschlagenen Thema, sagte er, "aber nur heute". Danach verreise er für zwei Tage. Ich freute mich, schlug 17 Uhr vor, beendete das Gespräch. Hernach drehte ich ab zum Bahnhof Lützelflüh-Goldbach, nahm den nächsten Zug, war um 13 Uhr wieder zuhause, duschte und bereitete alsbald das Interview vor. Es ist, finde ich, gut ausgefallen, morgen kann man es in der Zeitung lesen. So bewegt ist das Reporterleben. Meine Emmewanderung will ich irgendwann noch weiterführen.

PS: Sorry für die Geheimniskrämerei punkto Person und Thema. Redaktionsgeheimnis halt.

Dienstag, 13. August 2013

Garten Eden (AG)

Fricktal, du bist schön! Auf dem Hügel rechts der Mitte steht der Cheisacherturm.
Von Brugg via Bözberg, Sennhütten, Sulzerberg nach Laufenburg - eine weite, aber nicht sonderlich strenge Wanderung. Nicht zum ersten Mal kam mir das Fricktal vor wie ein Garten: das satte Grün sanfter Hügel, die reifen Äpfel, die Brombeeren an sonnenwarmen Halden. Man muss, man will da immer wieder hin - und es gibt halt für diese paradiesische Gegend kein besseres Adjektiv als mein altes, geliebtes "bukolisch".

Montag, 12. August 2013

Zweimal vertikal im Unterwallis

Wenn man um 5 Uhr 10 das Haus verlässt und vier Stunden reist, retour dasselbe, und das für eine Wanderung von gut drei Stunden, dann muss diese Wanderung schon toll sein, mit einem Versprechen locken, Sensationen bereithalten. Die Route Veysonnaz - Hérémence - Euseigne im Unterwallis leistet das locker. Insbesondere zwei himmelwärts strebende Monumente machten mir am Samstag, abgesehen von der lauschigen Bisse de Vex, grossen Eindruck.

Zum einen die Kirche von Hérémence, Hauptort des gleichnamigen Tals. Das Gros der Häuser ist aus geschwärztem Holz, die üblichen Chalet- und Speicher-Bejahrtheiten. Mitten drin sitzt das Gotteshaus aus Beton, ersonnen vom Architekten Walter Förderer, fertiggestellt 1970. Ist es schön? Ich glaube nicht. Ist es hässlich? Ich finde nicht. Kraft hat es, denke ich; man nennt den Stil nicht von ungefähr "Brutalismus". Die Wirtin vom Café du Relais in Euseigne, wo ich einkehrte, sagte mir: "Keine Kirche in der Gegend hat eine bessere Akustik."


Zum anderen bin ich froh, die Erdpyramiden von Euseigne nun endlich aus der Nähe gesehen zu haben; es war eine Begegnung mit religiösem Einschlag, eine Wallfahrt in Stein. Sie hocken am Eingang zum Val d'Hérens, ein wenig phallisch, sehr prähistorisch, dinosaurisch irgendwie; sie sind ein Zeichen der Ewigkeit, Boten des Beginns. Aber auch der Vergänglichkeit, denn irgendwann, in vielen Tausend oder auch Zehntausend Jahren, wird der eine oder andere Pfeiler einstürzen, oder ein Deckstein wird fallen. Aber solange sie da sind, Kappadokien im Wallis, bewirken sie Ehrfurcht.



Sonntag, 11. August 2013

Kleinlützel, die Fortsetzung

Ich schrieb kürzlich über den Dorfnamen Kleinlützel, der "Kleinklein" bedeutet. Offen blieb, wie es zu diesem Namen kam. Blogleser und Blogger Beat Studer fragte bei der Schnabelweid nach, der SRF-Dialektsendung, die einen Briefkasten unterhält. Redaktor Markus Gasser antwortete umgehend und kompetent:
Kleinlützel ist wirklich auf den ersten Blick ein sonderbarer Name, wenn man – wie offenbar Sie auch – weiss, dass „lützel“ ein altes deutsches Wort ist für „klein“.
Kleinlützel heisst also wörtlich „Kleinklein“.

Das ist so gekommen:
Zuerst hiess das Flüsschen die „lützelaha“ (ahd. *luzzilaha, zu ahd. luzzil = klein und ahd aha, mhd ach = Bach, also „Kleinbach“), in der romanisierten Variante die „lucelle“.
Der Name ging auf das alte Kloster ganz hinten im Lützeltal, heute direkt hinter der Grenze in Frankreich, über (gestiftet 1123 oder 1124): Kloster Lützel oder Lucelle.
Später gab es vorne, beim heutigen Dorf Kleinlützel, nochmal ein Kloster, zweitweise eine Frauenkongregation und viel kleiner als die Zisterzienserabtei weiter hinten (noch heute gibt es eine Kapelle und den Flurnamen „Chlösterli“ am Dorfrand).
Also wurden die zwei Klöster unterschieden in „Grosslützel“ und „Kleinlützel“.

Eine völlig logische Namengebungsfolge führt zu einem scheinbar völlig unlogischen Namen.
Der „Trick“: Im Moment, als der Name „Kleinlützel“ vergeben wurde, wurde „lützel“ nicht als Wort für „klein“ betrachtet, sondern als Klostername. Kleinlützel ist also einfach „das kleinere der beiden Lützel“.

Samstag, 10. August 2013

Visite à Euseigne

Die Erdpyramiden von Euseigne.
(Wikicommons/ Gabriele Delhey)

Heute fahre ich ins Unterwallis, meine neue Lieblingsgegend. Ich will die Erdpyramiden von Euseigne aus der Nähe betrachten. Ich sah sie kürzlich schon, von Hérémence aus, auf dem Weg zur Staumauer Grande Dixence. Aber da lagen ein paar Kilometer Luftlinie dazwischen. Eindrücklich muten sie an, diese Pfeiler; auf manchen hocken flache Steine. Erdgeschichtlich betrachtet handelt es sich um die Reste einer steil aufgestellten Moräne; manchenorts blieben die Decksteine erhalten. Mehr davon demnächst in diesem Blog.

Freitag, 9. August 2013

Kleinklein SO

Kleinlützel kommt in Sicht.
"Lützel" gibt es in einigen Schweizer Dialekten. In meiner Appenzellermundart etwa: "lötzel". Auch im Namen der Zürichsee-Insel Lützelau finden wir das Adjektiv, das dem Englischen "little" gleichkommt: "klein". Bedenkt man die Bedeutung, mutet der Dorfname Kleinlützel kurios an. Kleinlützel - ich kam dort am Dienstag nach einer Leichtwanderung an - ist ein Pleonasmus: Kleinklein.

Donnerstag, 8. August 2013

Roggenburg und der Berner Mutz

Verblichene Sympathie für Bern in Roggenburg BL.
Roggenburg BL, wo ich am Dienstag durchkam, gehörte lange zum Berner Jura. Im Vorfeld der Gründung des Kantons Jura stimmte es 1975 als deutschsprachige Gemeinde dafür, beim Kanton Bern zu bleiben; so geschah es denn auch. Doch dann sprach sich in den Achtzigern der Berner Amtsbezirk Laufen, dem Roggenburg nun angehörte, für einen Übertritt zum Kanton Basel-Landschaft aus. Roggenburg wollte nicht, war aber in der Minderheit, musste sich fügen und wurde zu Baselbieter Territorium. Von der Bernsympathie künden bleiche Wappen an den Wänden; manchenorts flattert trotzig die Fahne mit dem Mutz.



Mittwoch, 7. August 2013

Die Pest ist da!

Vorsicht, nicht betreten: die Lucelle.
Letzten Samstag tat mir ein Muskel im rechten Oberschenkel heftig weh, als wir vom Brunalpeli Richtung Klöntalersee abstiegen, vermutlich eine leichte Zerrung oder ein leichter Riss oder was auch immer, nicht weiter schlimm, aber ich will doch die nächsten zwei, drei Wanderungen ein wenig kürzer treten. Und so begab ich mich gestern nicht auf eine weitere grobe Bergwanderung, sondern auf eine Schlenderei: von Lucelle JU nach Moulin-Neuf, hinauf nach Roggenburg BL und weiter nach Kleinlützel SO. Die Anfangspartie der Lucelle entlang, zu Deutsch Lützel, war enorm romantisch. Bis ich ein Plakat las, das am Weg mehrfach auftauchte. Und zwar wird man gebeten, sich auf keinen Fall ins Nass des Flusses zu begeben. Er ist von der Krebspest befallen, einer Pilzkrankheit, die um 1860 aus Amerika eingeschleppt wurde, seither Europa erobert hat und die einheimischen Flusskrebse tötet. Schade, ich hatte ein gemütliches Fussbad vor, aber man will ja nicht zum Weiterverbreiter einer Tierseuche werden. Der Lucelle, einem munteren Gewässer, war im Übrigen nichts anzumerken; zum Anschauen war sie dem Desaster zum Trotz malerisch.
Peste de l'Ecrevisse heisst die Seuche auf Französisch.

Dienstag, 6. August 2013

Weisstannen goes panoramic

Das war im letzten Herbst: Weisstannen SG und ein paar Kinder beim Spielen.
Das Weisstannental, das sich von Mels im Sarganserland Richtung Sardonagebiet zieht, ist eines meiner Lieblingstäler - was man da wandern kann! Hinüber zur Pizolhütte zum Beispiel oder, via Foopass, nach Elm. Das Tourismusteam der Talgemeinschaft hat in mehreren hundert Stunden ehrenamtlicher Arbeit eine Panoramakarte erstellt. Sie ist ab sofort gratis erhältlich, zum Beispiel bei Heidiland Tourismus in Bad Ragaz und Unterterzen.

Montag, 5. August 2013

Mein viertes Mal

Totalverkalkter Hang zwischen Bützi und Erigsmatt.
 Erigsmatt mit Schäferhütte. Der Schäfer bietet übrigens Bananenshakes an.
Die Schafe liegen derzeit am liebsten auf dem Schnee.
Am Samstag zogen wir von Braunwald/Gumen durch die Karrenfelder hinab nach Klöntal-Plätz, ein Sechsstünder, halb im Kanton Glarus spielend, halb im Kanton Schwyz. Ich hatte die Route zuvor bereits drei Mal gemacht und fand sie auch beim vierten Mal grandios. Diese weiten Flächen schrundigen Kalkes! Und plötzlich, von einer Anhöhe aus, der Anblick der Schäferhütte Erigsmatt in einer grünen Ausnahmewiese. Eine Stunde vor Schluss dann kehrten wir auf der Alp Käsern ein. Der Himmel wurde derweil grau, auf der letzten Wanderstunde hinab zum Klöntalersee begann es zu regnen. Gut so, die Pflänzli und Blüemli können einem dieser Tage leid tun, wie sie in der Hitze darben.
Klöntalersee und Glärnisch aus dem Bus.


Sonntag, 4. August 2013

Urner zieht Leine

Man muss wirklich nicht immer in die Ferne schweifen. Warum denn zum Beispiel nach Neapel reisen, um hernach von den Wäscheleinen zu schwärmen, die dort so malerisch bestückt sind? Gibts bei uns auch - im Schächental, Kanton Uri.

Samstag, 3. August 2013

Die Barke von St-Léonard

Das Dorf St-Léonard westlich von Sierre hat genau eine Touristenattraktion. Aber eine starke. 100 000 Menschen besuchen jedes Jahr St-Léonards unterirdischen See, den grössten natürlichen Europas. Gestern taten wir das auch. Wir fanden inmitten der Rebberge den Kiosk mit dem Café, zahlten, stiegen ab zur Barke unter Tag, liessen uns vom Führer über den See rudern. Seine Form ist dafür optimal, er ist nur 20 Meter breit, dafür 300 Meter lang. Wir waren beeindruckt: das glasklare Wasser, das immer 11 Grad warm (oder kalt) ist. Die Buchten zu beiden Seiten und die Aushöhlungen über unseren Köpfen. Die fetten Forellen, für die die Guides stets Futter mitführen. Wir erfuhren dann auch, dass sich im Jahr 2000 ein fetter Zwei-Tonnen-Block von der Decke gelöst hatte. Darauf blieb der See für drei Jahre geschlossen, in denen man das Wasser abpumpte, Baumaschinen auffuhr und die Decke aufwändig für 2.5 Millionen Franken befestigte. Tatsächlich, beim genaueren Hinschauen erkannten wir Armierungseisen und riesige, schraubenähnliche Verankerungen. Ganz so natürlich ist dieser See also nicht. Aber hey, er ist ein Spektakel, das ich allen empfehle. Und St-Léonard braucht ihn halt einfach ganz fest.


Freitag, 2. August 2013

Operation Beton

Gestern Ausflug per Bus zur weltweit höchsten Gewichts-Staumauer, der Grande Dixence im Wallis. Vor Ort buchten wir eine Tour ins Innere der Mauer, durchschritten glitschige Galeriegänge, stiegen eine  Treppe mit 40 Zentimeter hohen Stufen hinauf, die "Todestreppe", fuhren mit der alten Werksseilbahn hinauf auf die Mauerkrone. Auch einen Kurzfilm von 1954 gab es zu sehen, einen Sechzehnminüter über die herkulischen Bauarbeiten. Er stammt von keinem Geringeren als dem Schweizer Jean-Luc Godard, der damit als Regisseur debütierte. Leider kann ich den Film nicht linken, man findet ihn aber auf Youtube leicht unter seinem Namen: "Opération 'Béton'."

Donnerstag, 1. August 2013

Am Abgrund

Gestern ein Wanderklassiker der Romandie: vom Lac de Derborence über den Pas de Cheville nach Anzeindaz und Gryon. Der Tag begann mit der Postautofahrt meines Lebens. Wir tuckerten von Sion den Hang hinauf nach Aven - und dann nahm uns die Schlucht. Ein V. Die Strasse hoch über der schäumenden Lizerne extrem schmal und in ihrer Horrorhaftigkeit über Kilometer sich ziehend. Im Bus kam es zur Umschichtung: Die einen Passagiere flohen von ihrer Plätzen zur Linken, um nicht in den vorsintflutlichen Abyss blicken zu müssen; die abgehärteten Gemüter schnappten sich die freien Plätze und taten genau dies. Endlos währte die Gruselei, bis der See von Derborence auftauchte, umstanden von einem Fôhrenurwald. Unser Leben war ganz in der Hand bzw. in den Händen eines Walliser Chauffeurs gewesen.