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Samstag, 31. Mai 2014

Wieder einmal

Wieder einmal hüte ich im Appenzellischen das Haus der Schwester, wieder einmal schnarcht neben mir der Hund, wieder einmal höre ich ansonsten bloss Kuhglocken, wieder einmal wird  mein Grüpplein zu mir kommen - wir gehen heute wieder einmal auf den Gäbris, essen dort wieder einmal Siedwurst und Chäshörnli und werden hernach wieder einmal mein Haus besuchen, wo der Schnaps wartet. Ich liebe Repetition, Gewohnheit, Routine, sie stabilisiert das Leben entscheidend. Habe ich das schon einmal geschrieben? Wenn ja, macht das nichts; es musste jedenfalls wieder einmal gesagt sein.
Gäbris, ich komme. Wieder einmal.

Freitag, 30. Mai 2014

Der Pharao, der in der Schweiz starb

Heute gibts von mir im Tages-Anzeiger und Bund eine Kolumne über die Erdpyramiden von Euseigne. Man muss aber nicht zwingend ins Wallis reisen, um hierzulande Pyramiden zu sehen. Ein prächtiges Exemplar steht am Wanderweg vom Napf nach Hergiswil bei Willisau auf der Höhe des Mülibüels. Als ich ihrer am Montag ansichtig wurde, kam mir spontan diese brillante Theorie: Eine Schar alter Ägypter stiess einst in der 25. Dynastie unter Führung des abenteuerlustigen Pharaos Sen-Sat-Ion-El bis nach Helvetien vor. Als nun der Pharao traurigerweise in der Fremde starb, errichteten ihm seine Leute ein angemessenes Grabmal. Dass die Pyramide über die Jahrtausende von Gras überwuchert wurde, erwies sich als Vorteil. Anders als im Tal der Könige und anderswo in Ägypten kamen im Luzernischen keine Grabräuber zum Zuge. Archäologen, nehmt mal die Schaufel in die Hand, sensationelle Funde warten!

Donnerstag, 29. Mai 2014

52 Minuten mit Hohler

Vor einiger Zeit interviewte ich mit einem Kollegen Franz Hohler, wir sprachen über dessen Bergsteigerei. Wie das so geht bei solchen Gesprächen - man hat dann jeweils am Produktionstag massiv Übersatz. Viel zu viel Text. Unter den von mir gestrichenen Passagen war auch eine, in der es um den Film "Zum Säntis! Unterwegs mit Franz Hohler" ging. Hohler erzählte, wie er vor gut zwei Jahren mit dem Filmer Tobias Wyss vom eigenen Wohnort Zürich-Oerlikon auf den Säntis ging. Und wie auf der letzten Etappe das Stück von der Schwägalp auf die Tierwies heikel war. Und wie er, Hohler, darauf bestand, dass das Kamerateam Helme trug, nachdem einige Zeit vorher ein Wanderer auf dieser Passage durch die Säntis-Steilwand beim sogenannten Ellbogen von einem Steinbrocken getroffen und getötet worden war.

Ich hatte den Film nicht gesehen. Letztes Wochenende nun schaute ich ihn mir an, Wanderfreundin K. war so lieb gewesen und hatte ihn für mich aus ihrer Bibliothek entlehnt. Es wurden 52 witzige Minuten, ein Mix aus Wander- und Bergaufnahmen, Hohlers Gesprächen im Gelände mit Begleiter Wyss, Begegnungen mit alten Freunden. Doch, wirklich gut, ich empfehle die Quintessenz Hohlers allen.

Mittwoch, 28. Mai 2014

Der beschleunigte Widmer

Gestern hatte ich frei, aber keine Lust auf Wandern - man kann ja nicht jeden Tag... Ich beschloss, meinem Lebensmotto zu folgen: "Sei der Tourist deines Alltags", und begab mich am Morgen von Zollikerberg nach Zürich zum Prime Tower: 36 Stockwerke, 126 Meter. Um neun öffnete das Clouds im 35. Stock, um fünf nach betrat ich unten den Lift und liess mich hochfahren. Bzw. hochkatapultieren, der Lift ist unglaublich schnell und braucht für 120 Meter nur 30 Sekunden, wobei man von der Beschleunigung und vom Bremsvorgang nichts merkt. Im 35. Stock stieg ich aus, ging in die schicke Bar-Lounge, trank einen Kaffee und ass ein Birchermüesli, schaute auf die Spielzeugautos tief unten und den See weit hinten und fand: Doch, das ist wie Ferien. Tourist Widmer eben.

Dienstag, 27. Mai 2014

Ich wusste: Das ist mein Kotelett!

Kann man das weisse Schild lesen? Sonst halt aufs Foto klicken.
Ich kam im Abstieg an diesem Ort vorbei und fand ihn recht schön.
Soll keiner sagen, die verstünden am Napf nix von Design.
Jetzt war ich gestern schon wieder auf dem Napf! Was soll ich sagen - das Napfbergland ist halt einfach eine Gegend, in der es von Routen und Graten und Fluhen nur so wimmelt. Einmal oben gewesen sein ist gar nichts, wenn man 30 mal hinging oder so, kennt man sich vermutlich langsam aus und kann die vielen Höger einigermassen auseinanderhalten. Ich war bisher fünf Mal auf dem Napf, dazu vieleicht zehn Mal in seiner Nähe unterwegs, habe also noch viel zu tun, bis ich als anerkannter Napfologe gelten darf. Toll war gestern, dass es nicht regnete, sondern nur tröpfelte, und auch das bloss zwischenzeitlich; die Prognose hatte anders geklungen. Toll war, dass ich in der Gipfelwirtschaft der einzige Gast war; ich hörte es in der Küche brutzeln und wusste: Das ist mein Kotelett! Und toll war, dass ich auf all meinen Wegen bis eine halbe Stunde vor Hergiswil keinem Menschen begegnete. Auf bald wieder, grosser Napf!

Menzberg - Gmeinalp - Chrotthütte - Hapfig - Stächelegg - Napf - Eygatter - Mühlebühl - Hübeli/Sagematt - Hergiswil Post. 5 1/2 Stunden, 549 m aufwärts, 914 abwärts, 20 Kilometer.
Kurz nach dem Zmittag: und wieder kein Mensch unterwegs ausser mir.

Montag, 26. Mai 2014

Die Sache mit dem Brätlen

Ich und mein Cervelat-Zucchetti-Spiess.
Am Samstag brätleten wir, eine Premiere für mein Grüpplein. War es toll? Na ja. Die Grillstelle war nichts Spezielles, insbesondere fehlte eine Möglichkeit, den Abfall zu deponieren; hernach mussten wir ihn hinab nach Romoos schleppen - ist doch blöd, wenn die schon extra für Wanderer einen Platz einrichten mit Holztisch und Sitzträmeln. Des weitern fanden wir den Platz beim Schmitteli eine knappe Gehstunde südlich von Romoos nicht wirklich apart angesichts einer Route, die von Schönheit sozusagen triefte (Entlebuch - Schüpferegg - Bramboden - Drachslis - Grossegg - Schmitteli - Romoos - Stampf - Oberhüsere - Entlebuch; je 1200 Meter auf und ab; 7.50 h Gehzeit). Vor allem aber war da der Biswind, der uns schlottern liess und der Grillerei viel Gemütlichkeit raubte. Wir beeilten uns seinetwegen (und weil wir schon fünf Stunden gewandert waren und brutal Hunger hatten) zu sehr mit dem Anfeuern und hatten nicht die Musse, auf das Entstehen einer guten Glut zu warten; wir verschlangen unsere Würste halb gar. Wirklich gut war an der Aktion einzig ... der Rotwein. Jawohl!

Ansonsten? Grossartige Tour mit immer neuen Töbeln und Nagelfluhwänden und Maienwiesen und gerundeten Hügeli und Bergen in der Ferne. Nachfolgend einige Landschafts-Aufnahmen, die unkommentiert wirken sollen.








Sonntag, 25. Mai 2014

Z'ouberst uf

Muttens Wappen: Nein,
dies ist nicht das Kulturtenn.

Obermutten heisst bei den Einheimischen "Z'ouberst uf". Die Walsersiedlung liegt auf über 1800 Metern direkt am Walserweg Graubünden - und bietet demnächst eine neue Attraktion. Am 14. Juni nämlich wird das Kulturtenn Obermutten eröffnet. Es ist halb Ausstellungsraum und halb Selbstbedienungslädeli, in dem man sich mit Alpkäse, Bündnerfleisch, Muttner Hauswurst und anderen Lokalprodukten eindecken oder auch ein heimatkundliches Buch erwerben kann. Die erste Ausstellung im Kulturtenn heisst "Hexen, Toggi und Wildmannli: ungeheure Alpensagen".

Samstag, 24. Mai 2014

Rotwein am Napf

Wie damals auf der Schulreise:
Heute grille ich mir einen Cervelat.

Heute kommt es zu einer sensationellen Premiere in meinem doch gut zehnjährigen Wanderclub Fähnlein Fieselschweif: Wir wollen brätlen - das gab es bis anhin noch nie, ist es doch bei uns Usus, einzukehren und so richtig zuzulangen. Einen Brauch werde ich ins neuartige Tun hinüberretten: Ich packe eine Flasche Rotwein ein. Wenn schon brätlen, dann bitte mit Stil und ein, zwei Gläsern Pinot. Unsere Route: Entlebuch - Bramboden - Drachslis - Romoos - Entlebuch. Eine Nagelfluhtour im Vorland des Napfs also.

Freitag, 23. Mai 2014

Der Wirt mit dem peinlichen Humor


Mein nigelnagelenuer Lowa am Mythen. Der rote Mann ist E.
 Gestern ging ich auf den Grossen Mythen. Ein paar Dinge dazu:
  1. Ich war eine halbe Stunde zu früh in Einsiedeln. Ich trank einen Kaffee. Als ich mich hernach bei der Haltestelle des Busses nach Brunni postierte, bog mein Fähnlein-Fieselschweif- und Tagi-Kollege E. um die Ecke. Wir fanden heraus, dass wir beide auf den Mythen wollten, spannten zusammen und waren am Schluss mehrere Stunden gemeinsam unterwegs. Grossartig!
  2. Von der Holzegg aus, sozusagen Basislager aller Expeditionen auf den Grossen Mythen, sahen wir gegenüber auf der Rotenflue einen gewaltigen Kran. Es wird heftig gebaut an der Rotenflue-Bahn, einem Gondelbetrieb, der im kommenden Winter seinen Betrieb aufnehmen soll.
  3. Das war nicht mehr lustig mit dem Föhn. Auf dem zwar breiten, doch exponierten Bergweg zum Mythen-Gipfel kam er stossweise und mit atemberaubender Wucht, riss an uns, wollte uns aus dem Gleichgewicht bringen und die Brille aus dem Gesicht reissen. Wir waren froh um die stellenweise verlegten Ketten, an denen wir uns halten konnten. Allein wäre ich wohl umgekehrt. Oben in der Gipfelwirtschaft hörten wir den Wind brausen, rütteln und rattern; er spielte D-Zug.
  4. Der Wirt auf dem Grossen Mythen sollte gelegentlich seinen Humor überdenken. Mit seinen Allerwelts-Sprüchlein kann ich leben; als ich ein Citro bestellte, schrie er: "Gibt es nicht!" Nach drei Sekunden dann die Pointe: "Ha, ha, ein Witz, klar haben wir Citro!" Peinlich war, wie er mit einer Frau um die 35 umging, die kurze Wanderhosen trug. Er brachte einen schlüpfrigen Spruch und schob nach: "Ich habe im Fall bald Zimmerstunde."
  5. Blick aus der Mythen-Nordwand. Der Wind ist unsichtbar.
  6. Die Wanderung war nach dem Grossen Mythen nicht zu Ende. Via Zwüschet Mythen, Haggenegg (unsere Zmittag-Wirtschaft) und Bannegg hielten wir hinüber und hinunter auf den Mostelberg zur Gondelbahn nach Sattel. Total brauchte die Unternehmung gut 4 1/2 Stunden  Gehzeit, wir stiegen 750 Meter auf und 971 ab. Ich war am Schluss sehr zufrieden mit dem Zustand meiner Füsse; ich hatte neue, hohe Lowa-Bergschuhe angezogen und trug vom Einlaufen nur ein Minbläschen an der linken Ferse davon. Hey, Alpen, jetzt bin ich definitiv gerüstet für euch.

Donnerstag, 22. Mai 2014

Mein Weg durch die Varner Leitern

Breit und sicher: der historische Weg "Varner Leitern".
Am Bisse Neuf.
"Früher begann der Tag mit einer Schusswunde" hiess doch einst ein Prosaband von Wolf Wondratschek. Der Titel kam mir gestern wieder in den Sinn. Mein Wandertag begann nämlich mit einer Geländewunde. Mit der gewaltigen, obszön nackten, bös grinsenden Felswand, deren Unterkante man entlangfährt im Bus von Leuk nach Leukerbad. Ich durchquerte die Wand von Rumeling aus, die steile Zehn-Minuten-Passage heisst "Varner Leitern". Doch die historischen Leitern sind entschwunden; heute ist der Pfad gebändigt, breit, stellenweise mit einem Seilzaun gesichert - der Schreckfaktor der Varner Leitern ist in etwa der des Bergsteigs auf den Grossen Mythen oder der Gemmi. Als die Wand überwunden war, hatte ich auf einen Schlag das Rhonetal vor Augen, weit vorn Siders, unter mir auf ihren hübschen Sonnenterrassen Weindörfer wie Varen und Salgesch und ganz unten im Talboden der finstergrüne Pfynwald. Zwei bequemen Suonen entlang, dem Varner Suon, der auch Grossi Wasserleitu heisst, und dem Bisse Neuf hielt ich vorwärts und am Schluss ein wenig abwärts nach Venthône. Weil ich dort noch nicht müde war, gabs Verlängerung: via Veyras nach Siders. Bahnhofsnah leistete ich mir dort eine Pizza. Mein verdientes Essen.

Rumeling - Varner Leitern - Taschunieru - Brand - Blatte/Grossi Wasserleitu - La Poprija - Bisse Neuf - Ziettes - Venthône - Veyras - Siders Bahnhof. Knapp vier Stunden, 266 Meter aufwärts, 680 abwärts.
Markantes Gegenüber: der Gorwetschgrat mit seinen Steinrunsen.

Mittwoch, 21. Mai 2014

Widmers Selbstanzeige

Ich gebs zu, ich habe geklaut. Heute fahre ich ins Wallis und will von Rumeling aus zuerst die Varner Leitern inspizieren und absolvieren; hernach soll es der "Grossi Wasserleitu" entlang zur Raspille gehen, dem Gewässer, das den deutsch- vom französischsprachigen  Kantonsteil separiert. Wanderfreund Moor hat die Route kürzlich gemacht, und eben, jetzt habe ich sie ihm geklaut. Wie wir Wanderer das halt machen, man kann sich ja nicht immer alles selber ausdenken.

Dienstag, 20. Mai 2014

Die Götteranlage von Horw

Dereinst, in zweitausend Jahren oder so, wenn die Archäologen in Horw LU dieses absonderliche Betonteil freilegen, werden sie sagen: "Wir wissen nicht genau, welche Götter die Menschen des frühen dritten Jahrtausends verehrten - aber ihre Tempel waren schon eindrücklich!"

Montag, 19. Mai 2014

Am Samstag trafen wir den Tod

Der Vierwaldstättersee mit dem Bürgenstock in der Mitte von der Roteflue.
Gevatter Tod als Bogenschütze
in der Kirche von Hergiswald.
Was für eine Saftwanderung! Ich spüre sie noch in den Beinmuskeln. Wir starteten am Samstag in Horw, stiegen auf zum Schwendelberg, zur Buholzerschwändi, zur Roteflue, zum nahen Schönenboden und zu einem Punkt auf 1373 Metern unterhalb der Fräkmüntegg, um dann via Chornegg und Chräigütsch wieder abzusteigen ins Eigental. Und das war nur die erste Hälfte. Es folgte nach dem Zmittag ein grausamer Wieder-Aufstieg auf die Würzenegg, bevor es endgültig abwärts ging mit uns: Hergiswald, Kriens, Gigeliwald, Luzern. Ein paar Höhepunkte der Route (7 3/4 Stunden, 1294 Meter aufwärts, 1299 abwärts).
  • Der Tiefblick von der Roteflue auf den vielarmigen Vierwaldstättersee und all die Berge rundum. Speziell die Schönheits des Bürgenstocks wurde von unserem Standpunkt einsichtig.
  • Die tiefverschneite und vereiste Flanke des Pilatus, von dem Giftwinde ausgingen, dass wir fast erfroren; und dann wieder gegen das Eigental zu die Maienmilde - was für ein Kontrast.
  • Das Mittagessen im Eigenthalerhof, der auch "Kurhaus" heisst. Ich mag Restaurants, die in Ausflugsgegenden liegen, wo ihnen die Gäste sozusagen serviert werden - und die sich trotzdem Mühe geben und mit Liebe kochen.
  • Die Wallfahrtskirche von Hergiswald, in der wir in einen Schrein, so gross wie ein Fernseh-Schränkchen (ein untergegangenes Möbelteil), einen Knochenmann gezwängt sahen. Ein Menschenskelett, das als Memento Mori diente; wessen es war, weiss ich nicht.
  • Der Prügelweg von Hergiswald hinab Richtung Kriens. Wer meint, man müsste sich auf dem steilen Wegstück durch den finsteren Wald um seiner Sünden willen geisseln, der irrt; Prügelweg bezeichnet wie Knüppeldamm die Methode, einen Weg durch heikles Terrain mit Holzträmeln zu befestigen.
  • Der Schlusstrunk im "Luz", dem kultig umgebauten Bootshaus im Vierwaldstättersee gleich beim Hauptbahnhof Luzern. Ich nahm einen Kafi Schnaps mit viel Rum und Nidel, um mir ein paar der entfleuchten Kalorien wieder zuzuführen.
Fuli Sieche! Gondeli gleich unterhalb der Fräkmüntegg.

Sonntag, 18. Mai 2014

Conchita und Kumera

Gar nicht so eindeutig: Hl. Kümmernis in
Süddeutschland. (Wikicommons)
Sauguter Artikel in der Weltwoche vom Publizisten Pirmin Meier; hat das ausser ihm jemand anders auch gemerkt? Nämlich: Thomas Neuwirth bzw. seine Kunstfigur Conchita Wurst, die eben den Eurovision Song Contest gewann, lehnt sich an eine Heiligenfigur an. Die Gestalt in Kreuzespose, die eigentlich weiblich anmutet, jedoch Bart trägt, diese Mischung aus Gottesmutter und Gottessohn gibt es im Katholizismus schon lange, in Österreich, Bayern und der Innerschweiz. Sankt Kumera heisst sie, Heilige Kümmernis oder auch Sankt Wilgefortis (von "virgo fortis", starke Jungfrau). Eine Königstochter, so die Legende, soll sich einst nichts sehnlicher gewünscht haben, als ihr Leben lang keusch zu bleiben. Wie aber die zudringlichen Freier abwehren? Sie bat Gott, ihr einen Bart zu schenken, und der tat es. So blieb Kumera ein Leben lang Jungfrau. Und sie wurde zur Inspiration für alle Leute katholischer Konfession, die Mühe mit ihrem Geschlecht haben, gern von der Männer- in die Frauenkleidung wechseln, schwul sind oder sich feminin geben möchten und so weiter und so fort. In Kirchen zu Tuggen und Steinen im Kanton Schwyz kann man Sankt Kumera offenbar begegnen, dort gibt es Bildnisse von ihr. Muss man sehen.

Samstag, 17. Mai 2014

Die Sache mit dem Direktblitz

Berühmt ist an der Kirche von Hergiswald insbesondere ihre prächtige Decke.
Heute, ja heute geht es von Horw auf verschlungenen Wegen hinauf ins Eigental, die Freizeit-Hochfläche der Stadtluzerner unter dem Pilatus. Und hernach geht es auf verschlungenen Wegen wieder hinab, wobei wir sicher im Weiler Hergiswald der berühmten Wallfahrtskirche einen Besuch abstatten. Ich freue mich und schwöre, diesmal das Handy abzustellen - ich erinnere mich, dass bei einem früheren Besuch in dem stillen Gotteshaus peinlicherweise mein Handy zu tschäderen begann, dass ich fürchtete, der Herrgott würde mich mit einem Direktblitz für immer aus dem Verkehr ziehen. Doch er liess Gnade walten, danke dafür.

Freitag, 16. Mai 2014

Ist die Wanderpraxis eine Wanderpraxis?

Hübscher Name, oder? Die Praxis liegt in Zeiningen AG im Mitteldorf. Aber eben auch am Fricktaler Höhenweg. Allerdings steht in der Beschreibung der ärztlichen Leistungen der Klinik nichts spezifisch Wanderliches; ich könnte mir ja durchaus vorstellen, dass man sich dort auf Wadenkrämpfe, Bienenstiche, Hundebisse, Sonnenstich, Ausdörrung, Verstauchungen und Verknacksungen aller Art spezialisiert. Ist aber nicht so.

Donnerstag, 15. Mai 2014

René und Nase Göring

Hier stadtwanderte ich kürzlich: Zürich-Altstetten.
Mein Wanderfreund René P. Moor, von dem ich schon verschiedentlich erzählte, hat eben im Greenpeace-Magazin ein Essay publiziert (hier klicken, dann ist es der oberste Artikel auf der Liste). René legt ein Plädoyer fürs Stadtwandern ab und bringt gute Gründe vor - hier meine Paraphrase:
  • Stadtwandern reduziert den ökologischen Fussabdruck. Es gibt Leute, die meinen, zum Wandern müsse man zwingend ins allerhinterste Bündnerland oder abgelegenste Walliser Loch fahren. Die eigene Stadt oder Agglo tuts oft auch.
  • Stadtwandern ist Ichwerdung. Emanzipation von den Fremdschemen in unserem Hirn, vom Klischee, dass es auf dem Land schön ist und in der Stadt unattraktiv, weshalb man eben zum Wandern in die Berge reisen muss.
  • Stadtwandern ist Konfrontation mit der Realität. In den Bergen können wir diese besser verdrängen. In der Stadt holt uns die Zersiedlung ein. Aber wir begegnen auch einer Vitalität, die spezifisch fürs Zentrum ist. Stadt ist Dichte, im Schlechten und Guten.
  • Stadtwandern macht, last not least, grossen Spass. Eben weil die Stadt lebt wie verrückt. Dazu ein Anekdötli meinerseits. An der Langstrasse in Zürich sah ich einst vor einem asiatischen Take Away ein Schild mit den Gerichten des Tages. Darunter: "Nase Göring"

Mittwoch, 14. Mai 2014

Notre projet Parisien

Welche sollen wir nehmen? Die blaue, die route oder die violette?
Ist das nicht fantastisch: Es gibt drei ausgeschilderte Wanderwegrouten durch Paris. Noch viel fantastischer ist, dass ein paar Leute, darunter ich, im August nach Paris reisen werden. Zum Wandern. Jawohl! Ich freue mich unheimlich, bin schon ganz fiebrig. Und ja, im August kann es heiss werden. Aber hey, wir sind einiges gewohnt.

Dienstag, 13. Mai 2014

Wir haben auch einen Hafenkran!


R. hatte Spare Ribs. Sie mochte sie sehr.
Zwei Dinge aus meinem Lebensort Zollikerberg seien heute vermeldet. Zum einen: Es gibt bei uns seit kurzem ein fantastisches neues Restaurant. Unten am Wehrenbach gleich gegenüber der Trichtenhausermühle steht es, heisst "Fleisch am Chnoche" und bietet genau das - edles Rindfleisch, Schweinefleisch und so weiter mit Hingebung gegart; als wir am Sonntag dort assen, war das fantastisch. Ich kann das Lokal allen, die gern gnagen, nur empfehlen. Gemütlich ist es auch. Zum anderen: Wir haben - siehe Foto - in Zolliberg nah am erwähnten Bach auch einen Hafenkran. Zürcher und Zürcherinnen, die meinen, sie besässen am Limmatquai etwas ganz Exklusives, täuschen sich.
Ja, wir haben auch einen, machen aber deswegen nicht so ein Theater.

Montag, 12. Mai 2014

Die Grünwanderung

Morgengrün am Weg zum Sunnenberg.
Nachmittagsgrün vom Tiersteinberg aus. Unten Schupfart.
Abendgrün kurz vor Wanderschluss in Frick.
Der P. hatte Egli im Chörbli mit
Pommes Frites. Im Aufstieg zum
Tiersteinberg war ihm hernach
ein bisschen schwer im Bauch.
Da war viel Wetter am Samstag im Aargauischen. Wir schwitzten in einer Art Tropenklima während des Aufstiegs zum Sunnenberg. Wir froren auf dem Hügel, dem weitere folgten auf dem Höhenweg von Rheinfelden nach Frick. Wir genossen später die Maiensonne auf der Hochebene gegen Schupfart zu. Und wir liebten vor Frick den altersmilden Abend, der uns toskanisches Licht bescherte. Doch, das war schön; speziell auch die vielen Arten von Grün in dem grossen Garten Fricktal. Und die Grillen gaben ein grosses Konzert, während wir vom Tiersteinberg nach Frick abstiegen. Wenn ich etwas an der Wanderung bemängeln dürfte, dann einzig die Einkehr. Im Restaurant des Flugplatzes Fricktal-Schupfart wird recht gut gekocht. Aber die Serviererin war ein Exempel der Unfreundlichkeit: demotiviert, untifig, pampig. Abgesehen davon war der Samstag grandios. Die Fakten: Erster Teil des Fricktaler Höhenwegs. Rheinfelden - Magdener Galgen - Sunnenberg - Zeiningen - Chriesiberg - Flugplatz Fricktal-Schupfart - Tiersteinberg - Ruine Tierstein - Egg - Bahnhof Frick. Gehzeit 7.50 h, 907 m aufwärts, 831 m abwärts, 29 Kilometer.

Sonntag, 11. Mai 2014

Wo liegt das älteste Kloster des Okzidents?

Die Abtei von Saint-Maurice. (Wikic./Spurzem)
Wusste ich gar nicht - offenbar ist Saint-Maurice im Wallis das älteste ohne Unterbruch bestehende Kloster des Abendlandes. Die NZZ schrieb das kürzlich anlässlich einer Ausstellungs-Besprechung. Im Louvre in Paris sind bis Mitte Juni 19 Stücke des Klosterschatzes ausgestellt, Reliquienschreine und dergleichen, vieles davon aus Gold. Die ältesten Exponate rühren aus dem Frühmittelalter; die Seidenstoffe wiederum, mit denen sie ausgeschlagen sind, stammen aus Spanien, Ägypen, ja Zentralasien - das Kloster war offenbar weltweit vernetzt. Die Ausleihe nach Paris wurde auch deshalb möglich, weil man in Saint-Maurice derzeit die Ausstellungsräume ausbaut. Am 22. September nämlich wird die Abtei ihr 1500-Jahr-Jubiläum feiern. Was für ein schöner runder Geburtstag!

Samstag, 10. Mai 2014

Airpick, zeig uns, was du kannst!

In Rheinfelden starten wir heute. Dessen wichtigstes Gebäude ist
natürlich die Brauerei Feldschlösschen. (Wikicommons/Ikiwaner)
Der Fricktaler Höhenweg ist 60 Kilometer lang und zieht sich von Rheinfelden via Frick nach Mettau. Man braucht, ihn ganz zu bewandern, in der Regel zwei Tage. Heute machen wir die erste Hälfte, ich freue mich. Das Mittagessen wollen wir im Flugplatz-Restaurant von Schupfart nehmen; ich hoffe, das wird etwas - die Flugplatz-Restaurants, in denen ich bisher ass, waren schlecht: Kantinen-Uncharme und miese Pommes Frites. Hey, Airpick Schupfart, du hast heut die Chance, es besser zu machen, nutze sie! Zeig uns, was du kannst.

PS: Auf Wikipedia lese ich, dass der Flugplatz Fricktal-Schupfart eine leicht gewölbte Piste besitzt. Ich bin gespannt, wie das anzusehen ist, und hoffe, dass die landenden Cessnas nach dem Touchdown einige Male dekorativ hochhüpfen.

Freitag, 9. Mai 2014

Gletschergarten wird umgemodelt

Der unterirdische See von St-Léonard VS, ein 1600-ASA-Foto.
Ich war nie im Gletschergarten Luzern. Doch gemäss den Zeitungsberichten von gestern ist die Anlage veraltet; wiewohl der Gletschergarten zu den 20 meistbesuchten Museen im Land gehört, sind die Besucherzahlen seit den 90er-Jahren offenbar rückläufig. Nun steht ein Umbau für 20 Millionen Franken an. Da wird einiges umplatziert; der Spiegelsaal kommt in den Untergrund. Anderes wird neu erschlossen; die Sommerau-Wiese war bisher nicht zugänglich. Und wieder anderes soll völlig neu entstehen: Geplant ist ein unterirdischer Bergsee, gespiesen aus einer natürlichen Quelle. Dazu fällt mir ein: Hey, so einen See haben wir schon, und er ist von selber entstanden! Ich spreche vom Höhlensee von St-Léonard im Wallis, den ich hier schon vorstellte.

Donnerstag, 8. Mai 2014

Die Ostermedaille

Leider hatten sie bei Trophies.ch das Sujet "Wandern" nicht.
Und also nahm ich halt den "Orientierungslauf". Das passt
insofern, als sie bei meinem Grüpplein oft fast rennen.

Als Student arbeitete ich von 1985 bis 1989 drei Tage pro Woche für die Appenzeller Zeitung; die anderen vier Tage, Montag bis Donnerstag, verbrachte ich in Bern und, eben, studierte. Als Jungjournalist musste ich regelmässig Vereinsanlässe rapportieren. Ein Wort ist mir von damals geblieben: "Absenden". Einmal im Jahr trafen sich die Schützen oder die Theäterler oder die Sänger von Dörfern wie Trogen, Hundwil, Schwellbrunn zum Absenden, was hiess, dass sie das Jahr Revue passieren liessen. Epische Berichte von Ausflügen mit dem Car wurden rezitiert und endlose Ranglisten von Wettkämpfen verlesen, an denen man teilgenommen hatte. Mit anderen Worten: Man feierte noch einmal das Jahr und sich selber. Der arme Widmer kämpfte derweil gegen den Schlaf; nun ja, Lehrjahre sind bekanntlich keine Herrenjahre.

So ein Absenden hat mein doch bald zehn Jahre altes Wandergrüpplein nicht. Aber natürlich brauchen auch wir Rituale. Sie entwickeln sich allmählich. Wir gehen zum Beispiel ab und zu gern zu nach dem Wandern zu unserer Lieblingsserviererin Maggy in den St. Gallerhof beim HB Zürich - Schlussbier und so. Und wir treffen uns jeweils vor Weihnachten zum Weihnachtsessen, natürlich samt einer Winterwanderung. Ja, und nachdem wir kürzlich an Ostern einen Weitwander-Versuch unternahmen und es an der Reuss auf 43 Kilometer brachten, könnte es sein, dass sich auch da etwas Ständiges, Wiederkehrendes ergibt. Bereits jedenfalls wollen die ganz Harten im Grüppli die 50 Kilometer anvisieren. Und R. redet in einem Anfall von Wahnsinn gar von 100 Kilometern. Um uns selber und die heroische Ostertat ein wenig zu zelebrieren, liess ich kürzlich bei einem Medaillenshop hübsche Medaillen fertigen. Denn eben, wir haben einen Verein (das klingt nach Mani Matter). Und ein rechter Verein braucht ein Gedächtnis.

Mittwoch, 7. Mai 2014

Die verschwundene Pulverfabrik

Drei Karten von 1919, 1992 und 2012; dreimal derselbe Ausschnitt mit Wimmis BE. In der mittleren Karte fehlt etwas. Was? Jawohl, die Pulverfabrik. In der Zeit des Kalten Krieges gab es sie zwar auch, bloss durfte sie nicht abgebildet werden - ein hübsches Aperçu aus dem eben erschienenen Swisstopo-Jahresbericht 2013.
Jawohl, da fehlt etwas im mittleren Bild.
Und zwar im linken oberen Quadranten.
(Screenshot aus dem Swisstopo-Jahresbericht 2013)

Dienstag, 6. Mai 2014

Schlössli sucht neuen Pächter

Oh, wie malerisch! Das Säli-Schlössli über Olten.
Es ist zu, stellten wir am Samstag fest; aus dem Kafi, den wir uns in Anbetracht des Biswinds gern gegönnt hätten, wurde nichts. Die grosse Zeit des Säli-Schlösslis über Olten, eines romantisierenden Phantasiegemäuers - das waren die Jahre von Starkoch Anton Mosimann, der dort von 2001 bis 2004 wirtete. Damals sprach man vom Château Mosimann. Doch das exponiert gelegene Schlössli ist nicht einfach zu betreiben; wenn das Wetter schlecht ist, kommt keiner, und wenn es gut ist, rücken die Familien mit den Quengelgofen an, die dünnen Biker und die saturierten Porschefahrer, und jeder hat andere Bedürfnisse. Vor vier Jahren übernahm ein Verein "Event-Köche" mit drei Pächtern das Lokal der Bürgergemeinde Olten. Auf Ende 2013 haben sie wieder gekündigt, weshalb das Schlössli derzeit eben geschlossen ist. Ein neuer Wirt wird gesucht.

Montag, 5. Mai 2014

Vauban, Winnetou und zwei Frauen namens Rita

Der Kalksteinbruch in der Bornflanke oberhalb Wangen b. Olten.
Steiler Kehrenweg vom Born hinab nach Aarburg.
Was waren wir am Samstag schön assortiert! Je fünf Leute aus den beiden Wandergrüpplein, die da für einen Tag fusionierten. Fünf Frauen, fünf Männer. Und zwei Ritas, je eine von meinem Fähnlein Fieselschweif und von Rene P. Moors Truppe, die erstaunlicherweise keinen richtigen Namen hat. Zusammen trotzten wir der Bise und hatten es schön auf der Juraroute Läufelfingen - Schmutzberg - Challhöchi - Homberglücke - Rumpel - Wangen - Born - Aarburg - Säli-Schlössli - Olten (6 1/2 Stunden; 21 Kilometer; 926 Meter aufwärts, 1088 abwärts). Höhepunkte? Es gab viele! Zum Beispiel der schmale Waldpfad zur Homberglücke. Das grandiose Himbeerdressing am Salat im Restaurant Rumpel und der Rotwein, ein Valpolicella. Der philosophisch schauende Muni gleich oberhalb des Restaurants, ein Stoiker des Tierreichs. Der Steinbruch von geradezu antiker Wucht über Wangen. Der abenteuerliche Abstieg nach Aarburg auf einem Kehrenweg durch Fels, der mir "Winnetou"-Rufe entlockte. Die Mauerbastionen des Schlosses Aarburg, die an die Werke des grossen Festungsarchitekten Vauban erinnerten. Und natürlich auf dem Säli der letzte grosse Ausblick der ausblickreichen Route. Das war toll. Und es regnete nicht, was als kleines Weltwunder gelten darf angesichts all der bösen Wolken am Himmel.

PS: Die Revanche folgt im Herbst; diesmal hatte René die Route ausgesucht, dann werde ich... Mir schwebt eine Unternehmung im Schwägalpgebiet vor, mal schauen.
Einfach immer schön, über die Aare nach Aarburg zu kommen.