Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Donnerstag, 22. Mai 2014

Mein Weg durch die Varner Leitern

Breit und sicher: der historische Weg "Varner Leitern".
Am Bisse Neuf.
"Früher begann der Tag mit einer Schusswunde" hiess doch einst ein Prosaband von Wolf Wondratschek. Der Titel kam mir gestern wieder in den Sinn. Mein Wandertag begann nämlich mit einer Geländewunde. Mit der gewaltigen, obszön nackten, bös grinsenden Felswand, deren Unterkante man entlangfährt im Bus von Leuk nach Leukerbad. Ich durchquerte die Wand von Rumeling aus, die steile Zehn-Minuten-Passage heisst "Varner Leitern". Doch die historischen Leitern sind entschwunden; heute ist der Pfad gebändigt, breit, stellenweise mit einem Seilzaun gesichert - der Schreckfaktor der Varner Leitern ist in etwa der des Bergsteigs auf den Grossen Mythen oder der Gemmi. Als die Wand überwunden war, hatte ich auf einen Schlag das Rhonetal vor Augen, weit vorn Siders, unter mir auf ihren hübschen Sonnenterrassen Weindörfer wie Varen und Salgesch und ganz unten im Talboden der finstergrüne Pfynwald. Zwei bequemen Suonen entlang, dem Varner Suon, der auch Grossi Wasserleitu heisst, und dem Bisse Neuf hielt ich vorwärts und am Schluss ein wenig abwärts nach Venthône. Weil ich dort noch nicht müde war, gabs Verlängerung: via Veyras nach Siders. Bahnhofsnah leistete ich mir dort eine Pizza. Mein verdientes Essen.

Rumeling - Varner Leitern - Taschunieru - Brand - Blatte/Grossi Wasserleitu - La Poprija - Bisse Neuf - Ziettes - Venthône - Veyras - Siders Bahnhof. Knapp vier Stunden, 266 Meter aufwärts, 680 abwärts.
Markantes Gegenüber: der Gorwetschgrat mit seinen Steinrunsen.

4 Kommentare:

  1. Beim Wegweiser "Varner Leitern" stand früher (?) eine senkrechte Leiter, der die Wand hochführte, eine Art Klettersteig. Der Bergweg ging immer unten durch: Hier ein paar Bilder: http://www.hikr.org/tour/post72645.html

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Fan. Du musst unterscheiden: Die Leitern des Klettersteiges gibt es nach wie vor. Sie haben aber nichts zu tun mit den "Leitern" im Wort Varner Leitern. Diese historischen Leitern sind verschwunden. Hier ein Zitat, falls du das genau nachlesen willst, einfach googeln mit den vier Wörtern "Varner Leitern Historische Verkehrswege":

      Die Varner-Leitern bezeichnen mit dem Nachwort «-leitern» eine
      regionale Konstruktionsart der Fusswege, die sich die regionalen
      Gesteinseigenschaften zunutze macht. Voraussetzung ist die
      Gliederung der Felswände in unterschiedlich harte Gesteine, die als Folge der Erosion in einzelne mehr oder weniger parallel
      verlaufende Felsbänke gegliedert sind. Der Wegverlauf kann dann
      aus einer Kombination zwischen kürzeren horizontalen Strecken
      über Felsbänder und vertikal eingesetzten Leitern bestehen, die an
      günstigen Stellen die Felsbänder vertikal verbinden. Damit entsteht ein Weg mit unterschiedlichen Steigungsverhältnissen, der zickzackartig auf kürzere Distanz grosse Höhenunterschiede zu
      überwinden erlaubt. Die Benutzung eines Weges mit eingebauten
      Leitern, eines «Leiternweges», erfordert gute Trittsicherheit und
      Schwindelfreiheit; er ist für Weidetiere nicht passierbar. Die Technik
      der Leiternwege ist in der Region auch bei den «Albinenleitern» (VS
      378.0.1) und an der älteren Wegführung in der Daubenwand (VS
      32.3.1) angewendet worden. Von den «Varner-Leitern» ist keine
      präzise zeitgenössische Beschreibung oder Ansicht erhalten, sie
      sind jedoch im Gedächtnis der Bewohner überliefert (s. MEYE

      Löschen
  2. Lieber Thomas
    Ja, am Sattel oben auf 1075 m steht am Wegweiser die Bezeichnung "Varner Leitern". Zugleich möchte ich anmerken, dass vermutlich ein grosser Teil der Google Sucher den Klettersteig und nicht die historischen Leitern suchen.
    Gruss Sigi

    AntwortenLöschen