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Freitag, 31. Oktober 2014

Das Heidelbeerhuhn

Herr Auerhahn auf Balz. (Wikicommons/ Nudelbraut)
Gewusst, was das Auerhuhn am liebsten isst? Jawohl, Heidelbeeren. Die seltenen Vögel meiden Wälder mit kahlen Böden; wo keine Sträucher wachsen, werden sie nicht bleiben, weil es nichts zu picken gibt - und eben, Beeren mögen sie besonders. In den letzten zwei Jahrzehnten hat man in einigen Gegenden der Schweiz, so im Tösstal oder um Amden, gezielt dunkle Waldgebiete ausgeholzt und gelichtet, damit eine Zwergstrauchschicht inklusive Heidelbeeren* wachsen konnte. Und siehe da, die gefährdete Population hat sich dadurch stabilisiert. Schweizweit sogar. Die gute Nachricht las ich gestern im Tages-Anzeiger.
*In meinem Dialekt heissen die Dinger übrigens, kein Witz, Häslibeier.

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Gros de Vaud und District des Ens


Schade, bin ich nicht mehr dort: Lac de Joux (VD).
Er gehört definitiv nicht zum Gros de Vaud.
Ich war ja nun kurz mal im Waadtland. Und wie immer, wenn ich irgendwo bin, lese ich ein wenig nach, wie es mit der Geografie und der Geschichte der Gegend bestellt. In diesem Fall stiess ich dabei auf den Begriff "Gros de Vaud". Gros, das ist das Dicke und Schwere, das Verdichtete, der Kern, die Essenz. Gemeint ist das Kern- oder auch Herzland der Waadt, also das flache Terrain zwischen Lausanne und Yverdon. Das Waadtländer Mittelland, die Kornkammer des Kantons. Politisch gesehen ist das Gros de Vaud enger definiert - als Bezirk mit dem Hauptort Echallens. A propos Echallens. Es endet auf -ens wie diverse weitere der 37 Gemeinden des Bezirks: Assens, Bettens, Bottens, Boulens, Boumens, Boussens, Daillens, Goumoëns, Morrens, Ogens, Oppens, Oulens-sous-Echallens, Sullens, Vuarrens, Vufflens-la-Ville. Vielleicht würde man den Bezirk besser "District des Ens" nennen.

Imaginärer Satz: Elle nacquit à Bettens, son père venant de Bottens et sa mère de Boulens, et puis, ils déménagèrent tous à Boumens, qui, malheureusment, était souvent confondu avec Boussens. (Ich hoffe, das ist korrektes Französisch.)

Mittwoch, 29. Oktober 2014

The Wall (VD)

Gestern um 15 Uhr schlurfte ich in Le Sentier ein - und realisierte erst da, warum ich so müde war: Ich war 5 1/2 Stunden gegangen, ohne irgendwo länger als eine Minute innezuhalten. Die Bise war schuld und dazu die Sonne, die sich hinter fetten Wolken versteckt hatte. Aber ich war am Schluss nicht nur geschafft, sondern auch zufrieden. Endlich ist der Mont Tendre erstiegen. Der ist nicht irgendein Kalkhoger, sondern mit 1679 Metern seines Zeichens der höchste Schweizer Juraberg. Was mein Foto vom Tendre angeht: Es beweist, dass es chinesische Mauern auch in unserem Land gibt!

Dienstag, 28. Oktober 2014

Mein Waadtländer Gipfel

Gestern fuhr ich voll in den Nebel, Vallorbe war Düsternis. Na gut, dachte ich dort, die Dent de Vaulion liegt 700 Meter höher, das sollte spielend reichen, dass ich ans Licht komme. Es wurde dann knapp, erst auf 1350 Metern zeigte sich die Sonne. Der Gipfel, 1482 Meter über Meer, war in der Region einer der wenigen, der sich über das Waadtländer Grau erhob; der Suchet, der Chasseron, der Mont d'Or hatten es auch geschafft. In der Ferne freilich die Alpen waren alle da samt ihrem König, dem Mont Blanc. Ich genoss die allgemeine Erhabenheit und stieg danach ab an den bisigen Lac de Joux. Heute bin ich immer noch in der Gegend und will mir beim Morgenessen ein neues Ziel wählen. On verra.

Montag, 27. Oktober 2014

Napfnebel


Auf dem Napf kochen sie übrigens
auffallend krud. Rösti oder Nudeln
gibts gar nicht. Und wann hat die
Karte zum letzten Mal gewechselt?
Ich jedenfalls kann mich nicht erinnern.

Toll, dieses durchzogene Wetter des Samstags und seine Folgen - was für ein Kontrast zur Vorwoche, als die Züge voll gewesen waren von Eintagsfliegen, jenen Leuten also, die genau einmal pro Jahr in die Berge ausschwärmen. Dann, wenn im Herbst das Wetter perfekt ist. Diesmal war es unperfekt. Und so hatten wir die Bahn, dann den Bus, schliesslich die Wege am Napf zwar nicht ganz für uns, aber es war doch ziemlich wenig Volk unterwegs. Zeitweise regnete es, einmal sogar fest; aus den tiefen Gräben stiegen magische Nebelchen auf. Rutschig waren die Wege, weswegen wir für den Auf- und Abstieg leichte Varianten wählten: Start in Romoos und via Holzwegen und Stächelegg auf den Gipfel. Und nach dem Essen wieder hinab zur Stächelegg und via Chrotthütte nach Menzberg (5 1/2 Stunden; 880 Meter aufwärts, 620 abwärts). Ich bin gespannt, wann ich das nächste Mal auf den Napf steige. Nun, dieses Jahr wohl nicht mehr. In diesem Zusammenhang die Frage: Welches ist die leichteste und also auch ungefährliche Schneeschuhroute auf den Napf für Nicht-Auto-Besitzer (die Mettlenalp ist im Winter nicht mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen; geht nicht)? Für Tipps aus der eigenen Erfahrung bin ich dankbar.

Sonntag, 26. Oktober 2014

Peak Walk

Schon wieder eine nutzlose Hängebrücke. Eine, die nur Nervenkitzel verschaffen soll und sonst zu gar nichts dient. Soeben wurde auf dem Glacier 3000 hoch über Les Diablerets der "Peak Walk" eingeweiht; mit vollem Namen heisst er "Peak Walk by Tissot". 107 Meter lang und 80 Zentimeter breit ist er und verbindet zwei Berggipfel, den Scex Rouge und den View Point (vermutlich ein Nebenspitzli, das zuvor nicht benötigt wurde und nun ad hoc einen englischen Namen erhielt). Mit einer solchen Hängebrücke könne man international Touristen anlocken, sagt der CEO des Gebietes. Und man kann mit ihr Leute abtörnen, die Rummel in den Bergen hassen, sagt der CEO dieses Wanderblogs.

PS: Gestern waren wir auf dem Napf. Wieder zuhause, ging ich auf die Napf-Webcam und suchte uns. Tatsächlich, die Aufnahme von 13 Uhr 05 zeigt unser Quartett. Ich bin der in der orangen Jacke. links. Und wer jetzt schockiert ist wegen Datenschutz und so - die Aufnahme ist recht grob gepixelt, versucht man sie zu vergrössern, sieht man gar nichts. Etwas mehr zur Wanderung morgen.

Samstag, 25. Oktober 2014

Die Widmersche Knieschletzerziffer

Viel, viel Höhendifferenz: unsere Rengglipass-Wanderung vor einigen Wochen.
Ich mag halt Statistiken. Auch dieses Jahr habe ich Buch geführt über meine Wanderungen: über die, die ich allein bestritt, und über die, die ich mit meinem Fähnlein Fieselschweif unternahm. So zählte ich bei jeder Route die Höhenmeter aufwärts und abwärts zusammen - die sogenannte Widmersche Knieschletzerziffer. Die strengsten Routen 2014 in dieser Hinsicht:
  1. Rengglipass von Aeschiried nach Interlaken West. 2722 Meter.
  2. Chrüzlipass von Sedrun nach Bristen. 2623 Meter.
  3. Horw - Fräkmüntegg - Eigental - Kriens - Luzern. 2592 Meter.
  4. Liestal - Passwang - Balsthal. 2426 Meter.
  5. Entlebuch - Bramboden - Romoos - Entlebuch. 2400 Meter.
  6. Bärenboden/Aeugsten - Rotärd - Mürtschenfurggel - Filzbach. 2366 Meter.
  7. Peist - Faninpass - Fideriser Heuberge - Fideris. 2346 Meter.
  8. Richisau - Längeneggpass - Obersee - Näfels. 2191 Meter.
  9. Biel - Les Prés-d'Orvin - Bois Raiguel - La Heutte. 2188 Meter. 
  10. Euthal, Ruostel - Wildegg - Chli Aubrig - Innerthal - Flüebödeli. 2159 Meter.
PS: Heute geht es, nicht zum ersten Mal dieses Jahr, auf den Napf. Gestern ging ich kurz auf die Webcam der Napf-Beiz; einige wenige Schneeflecken waren noch zu sehen. Ich bin gespannt, wie das Terrain zwäg ist.

Freitag, 24. Oktober 2014

Neues aus Brugg

Hebräische Schrift an der Lateinschule Brugg.
Gestern eine ganztägige Besichtigung von Brugg samt der Klosterkirche Königsfelden, dem Amphitheater von Vindonissa und der Habsburg. Kannte ich alles schon, sah ich alles gern wieder. Zwei Dinge waren mir hingegen neu. Zum einen die Lateinschule von 1640 gleich bei der reformierten Stadtkirche. Drei Etagen, Barockstil, die Frontseite farbenprächtig bemalt mit allegorischen Damen, die die sieben freien Künste wie Dialektik und Musik verkörpern. Bemerkenswert fand ich die Bibelsprüche an der Fassade, genauer gesagt die Tatsache, dass es neben Deutsch, Lateinisch, Griechisch auch eine hebräische Version gab. Hebräische Aufschriften an einem öffentlichen Haus: Ich wüsste nicht, wo man das sonst in der Schweiz sieht, abgesehen natürlich von jüdischen Einrichtungen.

Der wirkt wirklich lebensecht, der gute Legionär.
Des weitern war ich zum ersten Mal im Vindonissa-Museum von Brugg. Ich staunte über die Hunderte von Fundgegenständen: Pfeilspitzen, Haushaltmesser, Bronzespiegel, Tierstatuettchen, Holztäfelchen mit Nachrichten (eine Art Briefe von damals), Pinzetten, Kämme, Töpfe. Neckisch waren die flachen Lämpchen mit kopulierenden Pärchen drauf, Kamasutra im Alten Rom. Vindonissa lebt in all diesen Gegenständen wieder auf und lebt weiter. Nie fühlte ich bisher die römische Vergangenheit so stark wie durch diese Exponate aus dem Boden von Brugg.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Bein- und Bauchfreude

Schloss Aigle. (Wikic.)
Von den Schweizer Wanderwegen gibt es jetzt die hübsche Broschüre "Wandern mit Genuss". Sie bietet zehn Routenvorschläge und kombiniert dabei jeden Weg mit einem kulinarischen Tipp; dabei wurde darauf geachtet, dass die Essware möglichst biologisch produziert wurde und aus der Region stammt. Ein Beispiel: In Aigle im Waadtland machen wir einen nicht allzu strengen Weinrundgang und beschliessen ihn im formidablen Caveau du Cloître am oberen Rand der Altstadt, hicks. Autor der Wandergenuss-Broschüre ist Martin Weiss, der drei tolle Bücher über die "Urchuchi" der Schweiz vorgelegt hat. Eine gute Sache; nicht nur die Beine, auch der Bauch freut sich.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

30 vs. 11

Unterwegs zum Moléson in der Standseilbahn.
Die lieben Leserinnen und Leser erinnern sich sicher, wie ich mich vor gut zwei Wochen über den Preis einer simplen Bergfahrt in der Standseilbahn von Davos aufs Weissfluhjoch ärgerte: 30 Franken. Auf dem Facebook-Ableger des Eintrags ergab sich eine Diskussion; ich war unschlüssig. Dann fuhr ich vorgestern auf den Moléson, zuerst mit der Standseilbahn, dann mit der Seilbahn. Unten an der Kasse bezahlte ich für die Bergfahrt-Kombination 11 Franken. Anders als in Davos bekam ich auf das GA 50-Prozent Halbtax-Rabatt.

Dienstag, 21. Oktober 2014

Schlusstag

Wohltuend: keine Leute. Gestern vormittag auf dem Moléson.
Gestern nahm ich zuhause den 5-Uhr-50-Zug. Genau vier Stunden später entstieg ich nach sieben Mal Umsteigen auf dem Moléson der Seilbahn. Unterwegs war mir durch den Kopf gegangen, dass dies die letzte Bergwanderung der Saison sein würde. Ich empfand Glück, so spät im Oktober noch einmal richtig in die Höhe zu können. Und Freude über all die Routen der letzten Monate, die ich mal kurz mit Hilfe meines getreuen Notizbüchleins Revue passieren liess. Und Dankbarkeit, dass ich und mein Grüpplein auf all den Wegen ohne gröbere Unfälle gegangen sind, zig tausend Meter auf und ab. Und gleich noch ein Gefühl nach dem Wochenende der verstopften Züge: Schön, wenn es bald nebelt und nieselt, man hat dann die Wälder und Wiesen und Wirtschaften wieder praktisch für sich. Es gibt ja Leute, die gehen nur im September und Oktober wandern.

Auf dem Hausberg der Freiburger herrschte Schlussstimmung. In der Seilbahn waren wir, Operateur inbegriffen, zu dritt gewesen. Die Rundsicht oben war grandios, ich genoss sie ausgiebig, trank einen Kaffee und wanderte dann los. Es war keine Monumentaltour, die ich da anging, doch all die Ausblicke und Tiefblicke hätten drei normale Unternehmungen alimentieren können. Über die Crête de Moléson hielt ich auf den Teysachaux zu, bog nach diesem luftigen Beginn ab nach rechts und stieg via Tremetta, Le Villard-Dessus, Chalet Incrota, La Pudze, Les Pueys, Vieux Gîte ab nach Les Rosalys, das zum Ferienweiler Les Paccots gehört. 2 3/4 Stunden dauerte das (90 Meter aufwärts, 950 abwärts). Im Restaurant Les Rosalys ass ich ein Entrecôte und eine Rösti und stiess mit mir selber auf die Bergwandersaison 2014 an; sie lebe hoch!
Abwechslung am Himmel der Romandie.

Montag, 20. Oktober 2014

Die Capuns-Kondukteuse

Streng war der Aufstieg. Der Abstieg dann auch. Tällifurgga, 2568 Meter.
Pilzpastetli im Walserhuus, Sertig.
Am Samstag eine 5 1/2-Stunden-Wanderung im prachtvollsten Herbstwetter des Jahres: von Davos Dorf ins Dischmatal bis Teufi, via Rüedischtälli hinauf zur Tällifurgga (1030 Höhenmeter) und hinab nach Sertig Dörfli und Sertig Sand (730 Höhenmeter). Unterwegs stimmte einfach alles: Die Nadelbäume verfärbten sich nach altem Bündner Oktoberbrauch ins Knallgelbe. Die Bäche waren klar und sauber wie im Bildband. Die Weitsicht war vorbildlich, reichte von der Furgga aus bis zum Tödi. Und diese Stille der seit Wochen verlassenen Alp Rüeditschtälli mit dem schützenden Kreuz auf dem nahen Hoger! Wir trafen in den mittleren vier Stunden der Wanderung genau drei Menschen und zwei Hunde. Bös dann der Kontrast in Sertig, das übrigens von einem Bauer total verbschüttet und vermistet worden war; das Hochtal stank übel. An sich ist Sertig ein wunderbares winziges Bergnest. Aber eben, die Nähe zu Davos. Der Rummel, dem wir uns auf der Wanderung entzogen hatten, setzte uns nun umso brutaler zu. Es wimmelte von Bikern, Familien, Schlendergrüppchen, die mit dem Auto angekarrt waren und meinten, sie seien an der frischen Luft gewesen, wenn sie die zehn Minuten vom Dörfli zum Sand gingen. Schlau unsere Antimethode: Wir sassen den Trubel aus und reisten erst gegen sechs ab, als längst der Schatten gekommen und die Masse vertrieben hatte.

Hübsch die Heimfahrt mit der Rhätischen Bahn von Davos nach Landquart. In Teilen des Zuges ging das Licht aus und blieb weg, ein technisches Problem. Wir fuhren im Dunkeln, sahen im nachtblauen Himmel die schwarzen Bergsilhouetten wie Scherenschnitte, das Signal auf der Antenne von Valzeina blinkte weihnachtlich. Als die Kondukteuse kam, fragte K. sie, was eigentlich genau in Capuns drin sei. Die Kondukteuse erklärte es uns im Detail und sagte am Schluss, das sei eben ihr angestammter Beruf. Sie sei gelernte Köchin.
Die Alp Rüedischtälli im Zeichen des schützenden Kreuzes.

Sonntag, 19. Oktober 2014

Ab nach Unteriberg!

Einst gab es das "Streblen" an der Küssnachter Sennenchilbi und am - inzwischen eingestellten - Schwingfest auf der Seebodenalp unter der Rigi. Mittlerweile kann man den Brauch nur noch in Unteriberg erleben; auch dort war er verschwunden, bis er 1997 neu belebt wurde. Morgen Montag ist Chatzestreble am Stöckmärcht in Unteriberg, nichts wie hin! Das urtümliche Kräftemessen besteht darin, dass sich zwei chäche Männer auf allen vieren gegenüberknien wie zwei Katzen oder Kater, die Stirnen nicht allzu weit auseinander. Nun wird ihnen beiden ein gemeinsamer Riemen um den Nacken gelegt. Es beginnt eine Art Seilziehen per Genickmuskulatur. Der Schwächere verliert bisweilen dadurch, dass er über die Grenzmarke gezogen wird, öfter aber, indem er nicht mehr kann und den Nacken beugen muss, worauf der Lederriemen ausklinkt. Übrigens veranstalten sie in Unteriberg seit 2006 auch den Nachwuchswettbewerb "Jung-Chatzestreble" mit Knaben und Mädchen. Woher ich das weiss? Aus dem formidablen Y-Mag Schwyz (seltsamer Name, ich weiss).
Vom Chatzestreble habe ich kein Foto. Hier stattdessen ein Foto von gestern;
der Weg zur Tällifurgga nah Davos. Schön, wie sich der Wald herbstlich färbt.

Samstag, 18. Oktober 2014

Heute geben wir uns die Tällifurgga

Jede Wanderung gebiert eine nächste. Ich schrieb das schon mehrmals, hier der neuste Beleg. Als ich kürzlich in Davos war (ich meine die Tour vom Weissfluhjoch via den Strelapass nach Langwies), sah ich auf der Karte eine andere Route, die mich ansprach. Ich notierte sie mir, und heute wollen wir sie machen. Sie führt von Davos-Dorf ins Dischmatal, dann durch das Rüedisch Tälli auf 2568 Meter zur Tällifurgga und hinab nach Sertig; dort werden wir aller Voraussicht nach gegen 16 Uhr eintreffen und uns mit einem Essen im Walserhuus belohnen. Grandios, was für Bergvergnügen in diesem schönen Oktober noch alle möglich sind!

Freitag, 17. Oktober 2014

Halloween süss

Kürzlich sah ich in meinem Cööpli in Zollikerberg die ersten Weihnachtsguetsli. Aber auch andere Feste beginnen immer früher. In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November ist Halloween; übrigens ist das Wort ein Zusammenzug von "All Hallows' Eve", Vorabend von Allerheiligen ("hallow" ist sprachlich eng verwandt mit "heilig"). Gestern fotografierte ich in meinem Lieblingscafé am Bahnhof Tiefenbrunnen in Zürich die süsse Auslage. Das ist mal etwas anderes als immer diese Kürbisse - doch, so gefällt mir Halloween. Auch wenn es erst in zwei Wochen stattfindet.

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Die Apfelgrafik

Hach, endlich wieder einmal eine Grafik. Und selber erstellt! Die Zahlen habe ich aus einem Artikel im gestrigen Tagi; es geht um die Schweizer und ihre Apfelvorlieben. Die meisten Leute begnügen sich mit dem, was die Grossverteiler ihnen vorsetzen. So kommt es zur Dominanz dreier grosser Sorten, allen voran Gala, die zusammen über die Hälfte der Schweizer Apfelernte ausmachen. Für Abwechslung sorgen die Obstbauern auf den Märkten, die Exotisches wie die Sorte Freiherr von Berlepsch feilhalten. Zu den alten Sorten ist allerdings zu sagen, dass sie in der Regel schnell mehlig werden.

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Huashan zum Gruseln


Ich mag halt die Youtube-Filmli. In diesem turnt ein gewisser David mit seiner ebenso schwindelfreudigen Freundin über einen Steig in den chinesischen Huashan-Bergen; er gilt als der gefährlichste Weg der Welt. Gleichzeitig handelt es sich um einen Kulturweg mit Tempeln, Pagoden, religiösen Gedenkorten, angelegt von Mönchen, wenn ich das richtig verstehe. So, jetzt aber genug geschwafelt, viel Spass beim Gruseln!

Dienstag, 14. Oktober 2014

Der Prinz über dem Klöntalersee

Ich hoffe, man findet mich nicht total doof. Aber mir geht es wirklich so mit dem Foto, das ich im Glarnerland machte: Jedes Mal, wenn ich das schneebedeckte Viereck des Vrenelisgärtli anschaue, denke ich an den Kopfputz eines Saudiprinzen.

Montag, 13. Oktober 2014

Stolzeste aller Bananen

Das erste Foto der Wanderung: Uetliberg SZU, Blick aufs Säuliamt.
Meine Suppe, apart serviert.
Oh ja, das war toll am Samstag! Und strapaziös. Abends um sieben wankte ich in Zollikerberg meine Strasse hinauf, home again. Von einer Kniebinde hatte ich linkerhand blutige Stellen, so eng war das Drückeding. Doch die Glücksausschüttung während und nach der Wanderung machte alle Bresten sekundär. Drei Punkte:
  1. Die Route: Uetliberg - Felsenegg - Buchenegg - Albispass - Bürglenstutz - Albishorn - Sihlwald - Sihlwald Station - Langnau - Adliswil - Zürich Manegg - Zürich Selnau (Börse). 8.20 h, 473 m aufwärts, 876 abwärts, 32.9 Kilometer. Eine solche Wanderung könnte einen ausgewachsenen Förster zermürben.
  2. Der Wirt auf der Felsenegg gehört gefeiert. Catherine plante, dort zu uns stossen, nachdem sie das Seilbähnchen von Adliswil genommen hatte. Weil sie zu früh war, wollte sie auf der Felsenegg einen Kaffee trinken. Das Restaurant hatte noch zu. Der Wirt sah Catherine, öffnete, liess sie ein, servierte Kaffee und war ganz und gar nett. Und gut gelaunt. Das ist umso erstaunlicher, als die Felsenegg ein Ausflugsrestaurant ist, in dem zu gewissen Zeiten ein unglaublicher Trubel herrscht; da erwartet man einen abgebrühten Zyniker als Wirt, keinen freundlichen Menschen.
  3. Das Albishorn, unser Ziel fürs Mittagessen, ist jederzeit einen Stop wert. Die neuen Wirtsleute haben das Lokal mit gehobener Brockenhausware liebevoll ausstaffiert, in der einen Ecke stand ein blausamtenes Rösslein Hü. Vom Säli sieht man über den Urwald des Sihlwaldes direkt auf den Zürichsee, die stolzeste aller Bananen. Die Karte ist klein, aber das Angebotene mit Liebe zubereitet. Ich hatte ein Rüebli-Ingwer-Süppli, Ghackets mit Hörnli, einen Salat, Vermicelleskuchen. Alles sehr gut. So wanderte man dann gern noch einmal vier Stunden.
Das letzte Foto der Wanderung: Zürich-Selnau, die Börse.

Sonntag, 12. Oktober 2014

Minilohn in Mon

Ich nahm dann die Faulenzer-Capuns.
Ist schon einige Zeit her, dass ich in Mon, einem Dörflein hoch über Tiefencastel, im Avant-Porta einkehrte. Das Lokal gefiel mir sehr, und noch mehr gefielen mir die "Faulenzer-Capuns". Umso trauriger machte mich, dass ich kürzlich im Magazin des Tages-Anzeigers in der Rubrik "Ein Jahr im Leben" lesen musste: Das Wirtepaar Kurt Brugger und seine Frau hört auf. Und sucht Nachfolger. Einen guten Ruf als Ort der naturnahen Küche hat das Restaurant. Aber eben, der Umsatz... Mon hat nur 80 Einwohner, und natürlich kommen die Wanderer und Biker auch nicht zu jeder Jahreszeit. Zitat aus dem Artikel:
"Seit zehn Jahren machen wir das. Ich habe mal den Durchschnittslohn ausgerechnet, den wir hier erwirtschaften, es sind 2.50 Franken pro Stunde."

Samstag, 11. Oktober 2014

Man will eine währschafte Ware

Bisweilen programmiere ich eine Wanderung allein wegen einer bestimmten Beiz. Heute ist das wieder einmal so. Wir laufen vom Uetliberg über den Albiskamm via Felsenegg, Albispass, Bürglen in gut vier Stunden zum Albishorn - dort nämlich, erzählte mir neulich meine Schulkollegin Susan, wirten seit einiger Zeit neue Leute und machen es offenbar gut. Ich bin gespannt, die Homepage spricht mich jedenfalls an, ich freue mich auf die Einkehr. Man will dieser Tage, wenn es regnet und herbstelt, eine währschafte Ware essen. Genau das wird versprochen.

PS: Wenn über meine Blogeinträge diskutiert wird, dann in der Regel auf dem Facebook-Ableger. So auch gestern; man war sich durchaus nicht einig, ob 30 Franken für die Bergfahrt von Davos aufs Weissfluhjoch zuviel oder angemessen sind.

Und noch dies: In St. Cergue im Waadtländer Jura steigt nächsten Samstag ein Bierfest. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden. Ich gebe aber doch zu, in St. Cergue vorerst leer geschluckt zu haben, als ich auf dem Plakat las, dass es die Dorfjugend ist, die das Fest organisiert. Dann fiel mir ein, dass die städtische Jugend punkto Alkohol auch nicht besser ist - Stichwort Botellon.

Freitag, 10. Oktober 2014

Davos antwortet

Foto von meiner 30-Franken-Fahrt.
Davos Klosters Bergbahnen hat sich gestern nachmittag gemeldet; mein morgendlicher Blogeintrag wurde somit doch innert Stunden, also speditiv, beantwortet. Zur Erinnerung: Ich hatte angemerkt, dass ich 30 Franken für die Bergfahrt von Davos aufs Weissfluhjoch recht teuer finde. Und ich hatte des weitern beanstandet, dass man als Tagestourist diskriminiert wird, indem man keine Gästekarte besitzt und folglich keine Preisreduktion bekommt; auf das GA gibt es keinen Abschlag.

Und die Antwort? Nun, man lese sie unten nach. Ich persönlich finde sie eher enttäuschend, auch wenn das Argument mit den hohen Investititonen natürlich etwas hat (die Preispolitik muss trotzdem auch für den Kunden "stimmen"). Und einen Blick hinter die Kulissen einer Bergbahn werfen mag ich auch nicht; das interessiert mich jetzt gar nicht.

++
Sehr geehrter Herr Widmer

Vielen herzlichen Dank für den Besuch der Davos Klosters Mountains und Ihr Feedback. Ihre Wahrnehmung als Gast ist uns sehr wichtig und wertvoll.

Es freut uns in Ihrem Blogpost vom 08. Oktober 2014 zu lesen, dass Sie eine erlebnisreiche Wanderung vom Weissfluhjoch bis nach Langwies erleben durften. Die Szenerie mit den wechselnden Gebirgslandschaften sorgt in der Tat immer wieder für starke Bilder.

Ihren Input betreffend die Tarifgestaltung nehmen wir sehr gerne auf. Einfluss auf die Preisberrechnung haben die ganze Infrastruktur, Instandsetzung, Unterhalts- und Personalkosten und das sind jährlich mehrere Millionen Schweizer Franken, die ohne Subventionen alleine von der Firma getragen werden. Alleine für den Bau der von Ihnen benutzten Bahn (1. & 2. Sektion Standseilbahn Parsenn) waren Investitionen in der Höhe von CHF 30 Millionen nötig. Wir sind aber natürlich stets bemüht, unser Angebot laufend anzupassen und zu verbessern. In diesem Sinne werde ich Ihr Feedback an unsere Geschäftsleitung weiterleiten und gemeinsam besprechen.

Wenn Sie Interesse haben mal einen Blick hinter die Kulissen einer Bergbahn zu werfen und zu erfahren was es alles braucht, um ein Ski-und Wandergebiet betreiben zu können, laden wir Sie im Rahmen unseres Wintergästeprorgrammes „Davos Klosters Inside“ sehr gerne dazu ein. Es ist wirklich spannend und lohnenswert zu erfahren, was im Hintergrund alles zusammenspielen muss und was die Kostentreiber sind (welche sich schlussendlich wieder auf die Tarifgestaltung auswirken). Melden Sie sich bei Interesse doch bitte unter medien@davosklosters.ch, es würde uns freuen Sie bei uns begrüssen zu dürfen.

Wir wünschen Ihnen weiterhin schöne Herbsttage und tolle Wandererlebnisse.

Freundliche Grüsse
Frédéric Petignat
Leiter Kommunikation
Davos Klosters Bergbahnen

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Ich war der Ungast

Heute habe ich Fragen an die Touristiker von Davos Klosters. Als ich am Dienstag von Davos aufs Weissfluhjoch fuhr, kostete mich das 30 Franken - nur die Bergfahrt, versteht sich. Das GA zählte nicht, eine Gästekarte hatte ich nicht. Sind 30 Franken nicht etwas sehr viel? Und wird in Davos ein Tagestourist grundsätzlich nicht als Gast betrachtet, ist er also ein Ungast?

PS: Dieser Eintrag wird mit dem Hashtag @DavosKlosters vertwittert. Mal sehen, was die antworten.

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Ins Kuhglockental

Auf dem Weissfluhjoch, Blick auf das Bahntrassee.
Die Technik ist bereit für den Winter.
Subarureklame im Hochgebirge.
Auf dem Felsenweg Richtung Strelapass.
Ich liebe Älplermagronen.
Gestern fuhr ich hinauf. Und dann lief ich hinab. Nur hinab. 1400 Meter in 3 1/2 Stunden. Vom Weissfluhjoch ging es zum Strelapass und dann ins Sapün, ein langes Gebirgstal. Im Restaurant Heimeli ass ich hervorragende Älplermagronen mit Apfelmus und setzte alsbald fort nach Langwies, wo die Wanderung endete. Es war eine Route der starken Bilder, was schon mit der Temperatur von gerade mal plus ein Grad an meinem Startort auf 2663 Metern begann: vermummte Menschen im Giftwind. Bizarr anschliessend die Durchquerung einer Art Mondlandschaft mit Skimasten, Pistenstrassen und einer gewaltigen Subaru-Reklame. Gegen den Strelapass begeisterte mich der Felsenweg mit seinen Galerien; es folgte der rutschige Kehrenweg vom Pass durch eine kiesige Steilhalde ins Sapün. Im Talnamen steckt übrigens das lateinische "Symphonium", also... Kuhglocke.

Dienstag, 7. Oktober 2014

Generoso, vielleicht vergess ich dich!

Hat das jemand gewusst? Also ich nicht. Eben plante ich für die kommenden Tage eine Wanderung auf den Monte Generoso mit Talfahrt per Zahnradbähnli. Und dann las ich im Internet: Bahn geschlossen, Gipfelrestaurant geschlossen, ein Umbauprojekt, Wiedereröffnung im 2016. Die nehmen sich aber viel Zeit, finde ich. Wer weiss, vielleicht habe ich den Berg bis dann vergessen.

Montag, 6. Oktober 2014

Die Zweitälertour

Auf der Bündner Seite des Chrüzlipasses: der Strem.
Und die Stremhörner mit dem Oberalpstock zur Linken.
Die Käseschnitte der Etzlihütte.
Am Samstag gingen wir von Sedrun über den Chrüzlipass zur Etzlihütte und dann hinab nach Bristen; eine anstrengende Wanderung, gut 6 1/2 Stunden mit saftig Höhendifferenz: 980 Meter aufwärts, 1640 abwärts. Wie verschieden doch die beiden Täler waren, die wir durchwanderten. Das Surselva-Seitental Val Strem kam uns vor wie ein lichter Alpentraum. Der Fluss durchschlängelte saftigen Moorboden, seine Kurven sahen von oben aus, als hätte sie einer mit dem Stoffmesser in ein Stück gelben Samt geschnitten. Hinten im Tal wachte über unseren Anmarsch der Oberalpstock; wenn er ein gütiger Vater war, dann waren die frech zackenden Stremhörner seine pubertären Kinder. Die Urner Seite mutete ganz anders an. Wieder ein mäandrierendes Gewässer zwar, der Etzlibach. Aber alles war nun verschattet und nass; verendete Farne lieferten den Geruch des Herbstes, die Steine waren rutschig wie Schmierseife, Schlammlöcher auf Schritt und Tritt zu vermeiden. Gegen Bristen zu verloren wir fast die Kontrolle, wir schlitterten am Schluss einen unglaublich feuchten und dreckigen Schafhang hinab. Ein Wunder, dass es keinen umlitzte und in die dicht liegenden fetten Schafbölleli haute, das wäre ein Parfüm für die Heimfahrt gewesen! In Bristen endete die Zweitälertour mit einem Schlusstrunk auf der Terrasse des Alpenblicks, wo die junge Serviererin sagte: "Am schönsten ist es hier oben halt schon, wenn die Leute alle wieder gegangen sind."

Sonntag, 5. Oktober 2014

Turteltaube und Posttaube

In der Taubenlochschlucht. (Wikicommons)
Vor 125 Jahren wurde der Fussweg von Biel nach Frinvillier durch die Taubenlochschlucht eröffnet; kürzlich feierte man in der Gegend dieses Jubiläum. Die Zeitung "Biel/Bienne" brachte dazu einen Artikel mit ein paar interessanten Dingen:
  • Bereits 1850 wurde für die Post ein Kutschenweg erstellt; die Reisenden nannten die wilde Strasse "La Via Mala du Jura".
  • 1889 kam besagter Fussweg unterhalb der Postroute. Der Bau kostete 15 000 Franken, Wanderer mussten 10 Rappen für die Nutzung zahlen.
  • Nicht stichhaltig ist die Erklärung, die Taubenlochschlucht heisse so, weil sich einst ein schönes Mädchen, "Turteltaube" genannt, in die Schlucht stürzte, um einem aufdringlichen Ritter zu entkommen.
  • Anfang der 1950er-Jahre brach beim Taubenloch-Restaurant ein Bär aus seinem Gehege aus und versetzte die Bevölkerung einige Stunden lang in Angst und Schrecken.
  • Eine Historikerin stellt klar, was es mit dem Namen wirklich auf sich hat: "Die Post-Taube flog damals immer in den Jura und benützte dafür den Weg durch die Schlucht."

Samstag, 4. Oktober 2014

Etzli revisited

Heute geht es noch einmal richtig in die Höhe, auf über 2300 Meter, ich freue mich auf das Val Strem, den Chrüzlipass, das Etzli - mit anderen Worten: Wir wandern von Sedrun GR nach Bristen UR. Toll, dass da genau zum richtigen Zeitpunkt nach vier Stunden die Etzlihütte auftauchen wird! Ich machte diese Route schon einmal und besitze von damals noch ein - mittlerweile ziemlich verblichenes - T Shirt der Hütte. Wer weiss, vielleicht kriegt mein Kleiderschrank heute Zuwachs.

Freitag, 3. Oktober 2014

Jetzt bin ich ein offizieller Mythenfreund

Die Mythenfreunde haben aber auch schöne Briefcouverts!
Man könnte überall Mitglied werden, es gibt im Land unzählige Bergbahnen, Hütten, Clublokale und sonstigen Einrichtungen, die darben und auf einen Zustupf angewiesen wird. Weil es derart viele sind, verzichtet man als Wanderer dann grundsätzlich. Nun ja, fast grundsätzlich. Kürzlich bekam ich Post vom Verein der Mythenfreunde aus Schwyz. Der Präsident freute sich, im "Boten der Urschweiz" in der Klatschrubrik gelesen zu haben, dass ein gewisser Widmer aus Zürich sich in seiner Wanderkolumne als "mythensüchtig" bezeichnet. Er legte den Ausschnitt bei; ich hatte von der Erwähnung meiner selbst übrigens nichts mitbekommen. Und natürlich war die Argumentation des Präsidenten stringent: Ein dem Mythen verschriebener Mensch wie ich müsse doch einfach ein eingeschriebener Mythenfreund werden. Nun ja, dem hatte ich nichts entgegenzusetzen, kürzlich zahlte ich meine 20 Franken und bin jetzt also Mitglied.

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Der dritte Weg

Fritz Schwarz, 1887 bis 1958, ein Bauernbub aus dem Amt Konolfingen, war Primarlehrer, dann Seklehrer, war über viele Jahre Berner Grossrat und später Stadtparlamentarier in Bern. Als überzeugter Verfechter der Freiwirtschaftslehre, eines dritten Weges zwischen Sozialismus und Kapitalismus, wirkte er in Reden, Zeitschriften-Artikeln, Büchern leidenschaftlich und legendär für seine Sache.

Schwarz war, dies am Rand, auch der Vater der Zürcher Literaturagentin Ruth Binde, mit der ich seit vielen Jahren befreundet bin. Sie schenkte mir kürzlich das Büchlein "Wenn ich an meine Jugend denke", in dem Schwarz auf seine ländliche Kindheit zurückblickt. Ich habe es inzwischen mit Gewinn gelesen und viel über das Leben um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erfahren. Hier eine Stelle, in der der Vater eines bekanntes Berners auftritt:
Ach, wir waren eine rauhe Gesellschaft, und nicht nur, was Sprachliches anbelangt. So predigte einmal ein Pfarrer, der gut Hochdeutsch sprach, bei uns im Schulhaus. Er wählte unglücklicherweise den Text vom "Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit". Kaum hatte er nun "Gerechtigkeit" hochdeutsch ausgesprochen, so platzte einer von uns Kinderlehr-Buben in der vordersten Schulbank los, und alle lachten mit ihm. (...) Der Pfarrer hat sich nachher beim unsrigen schwer beklagt, mit vollem Recht, und dieser hat die Klage auf unsere schuldigen Häupter weitergeleitet. Jener "fremde" Pfarrer kam aus Konolfingen. Dort amtete er und hatte seine Familie. Er hiess Dürrenmatt, und einer seiner Buben hiess Friedrich.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Handwerkers Pech, unser Glück

Fresken in der Galluskapelle von Oberstammheim ZH.
Isanhard ist ein reicher Alemanne mit Besitzungen an mehreren Orten im Zürcher Weinland. Eine Urkunde in St. Gallens Stiftsbibliothek belegt, dass er im Jahre 761 seinen ganzen Besitz dem Kloster Sankt Gallen verschenkt hat. Menschen, Vieh, Gebäude, Boden. Um seine neuen Gotteshausleute seelsorgerisch betreuen zu können, lässt das Kloster das Galluskirchlein auf dem Hügel oberhalb des heutigen Dorfes Oberstammheim bauen; es ist schriftlich erstmals 897 erwähnt.

Als ich letzte Woche am Stammerberg wanderte, kam ich an der Kapelle vorbei. Vermutlich handelt es sich um einen Neubau des 11. oder 12. Jahrhunderts, den Nachfolgebau der Urkapelle. Hauptattraktion sind die Fresken, die in den ersten Jahren nach 1300 entstanden, später übertüncht wurden und 1896 wieder zum Vorschein kamen, als ein Steinmetz mit einem unvorsichtigen Schlag den Verputz der Südwand verletzte. Handwerkers Pech, unser Glück. Bibelszenen sind da an die Wand gemalt für Leute, die nicht lesen konnten: die Schöpfungsgeschichte, Episoden aus dem Leben Jesu, die Passionsreihe. Wunderbar. Und ein Wunder, dass man 700 Jahre später vor sie treten und sie anschauen kann.