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Freitag, 31. Januar 2014

Vielbrüstige Dame und Götterastronauten

Wie gestern angekündigt, heute ein paar Müsterli vom Skulpturenpark in Schönthal BL.
Kraftvoll fand ich Nigel Halls Stahlding "Soglio". Es wirkt wie ein Stück aus
industrieller Fertigung und kontrastiert so die Juranatur. Allenfalls könnte man
auch behaupten, hier seien von Dänikens Götterastronauten gelandet.
Noch einmal, nach gestern, Martin Dislers "Häutung und Tanz".  Diese Figuren
orientalisieren sozusagen. Da gibt es eine mehrarmige Gestalt wie im Götter-
Himmel der Hindus. Und die vielbrüstige Dame im Vordergrund gemahnt
doch ausserordentlich stark an altorientalische Fruchtbarkeits-Statuetten.
Und auch an die Rolli im appenzell-ausserrhodischen Chlausenbrauch.
Rundum hat es Wald. Was die Bäume wohl von David Nashs "Threshold
Column" aus verkohlter Eiche denken? Vermutlich finden sie sie provokativ.
Und zum Schluss noch einmal die Skulptur von Nigel Hall. Durch ihre Grösse
und klare Proportionen schafft sie es, sich in starker Landschaft zu behaupten.

Donnerstag, 30. Januar 2014

Das Kloster, der Tod und die Skulpturen

Das Kloster Schönthal hat schon viele Jahrhunderte durchlebt.
Das tote Büsi.
Die Kälte setzte mir in den Schattenpartien brutal zu, während ich gestern von Langenbruck BL zum Skulpturenpark von Schönthal ging, um hernach die Chräiegg zu umrunden und zur Passhöhe des Oberen Hauensteins zu halten, wo diese Unternehmung nach gut zweieinhalb Stunden im Restaurant Des Alpes-Taverne bei einem Mittagessen endete, das auf unbemängelbare Weise mittelmässig war von der Tomatensuppe bis zum Schweinsschnitzel an einer Sauce mit Steinpilzen ohne Gout und Kraft.

Nun zum Kloster Schönthal, der einstigen Benediktiner-Niederlassung in einem Herrgottswinkel zwischen exaltierten Jurahügeln. Die Fassade der Klosterkirche ist charakterstarke Romanik, im Innern gibt es Kunstaustellungen unter der Obhut der Stiftung, die auch den Skulpturenpark betreut. Als ich mich der Anlage näherte, war ich berückt. Das Kloster könnte verwitterter nicht sein und gefiel mir genau darum extrem gut; ich hatte sogleich nicht sonderlich originelle, aber umso wildere "Name-der-Rose"-Fantasien. Dazu trug auch bei, dass auf der Ostseite der Kirche ein Büsi steifgefroren im Gras lag.

Martin Disler, "Häutung und Tanz".
Dann besichtigte ich den Park. Ich ging nicht in alle Ecken des weitläufigen Geländes und sah gut die Hälfte der Werke. Vieles hatte Klasse; es handelt sich augenfällig nicht um Grümschelikunst irgendwelcher Lokalgrössen; nein, um das Kloster findet man grosse Stücke grosser Namen, die mit der Umgebung in ein Spiel treten (ich werde zwei, drei Skulpturen morgen in einem eigenen Eintrag zeigen, sonst wird dieser hier zu lang). Eindruck machte mir das Ensemble "Häutung und Tanz" von Martin Disler: eine Gruppe von Figuren mit absurden Genitalien. Die Figuren wirken verschupft und zerquält, halb bacchantisch und halb gestraft für ihre Geschlechtlichkeit durch eine monströse Steigerung derselben. Man muss sie gesehen haben, Dislers Geschöpfe und die anderen Skulpturen von Schönthal.

Mittwoch, 29. Januar 2014

Maria, Beauty

Schöne, schöne Maria!
Maria im Stich, wo obige Maria zu finden ist.
Am Montag abend rüstete und spülte ich, aus dem Appenzellischen zurück, zuhause in meiner Wohnung einen Eisbergsalat. Plötzlich spürte ich, wie meine Socken nass wurden. Da war eine Dichtung, nun, undicht geworden. Und so wartete ich gestern morgen auf den Sanitär, statt nach Vella zu fahren und von dort via Bündner Rigi nach Obersaxen zu laufen. Als der Schaden gegen neun Uhr behoben war, ging ich doch noch wandern. Ich machte den Kapellenweg im Pfaffnerntal, Kanton Luzern, kam in gut zwei Stunden an acht alten und neuen Kapellen vorbei, genoss die Sonne und den schneelosen Januar. Besonders tat es mir "Maria im Stich" an, eine Minikapelle an jenem Ort im Baanwald zwischen Pfaffnau und Roggliswil, wo mehreren Personen die Gottesmutter erschienen sein soll. Die katholische Kirche anerkannte die Wunder nie richtig an, doch Volksfrömmigkeit kann hartnäckig sein, und so entstand eben doch ein kleines Heiligtum. Die Maria dort fand ich eine Schönheit.

Dienstag, 28. Januar 2014

Die Leiden des laufenden Boten

Ein ausgestorbener Beruf: laufender Bote. Für Adelige, reiche Händler, den Klerus überbrachten sie mündliche Botschaften, lieferten aber auch Dokumente oder wertvolle Dinge aus. Das war strapaziös; 50 Kilometer Gehleistung pro Tag wurden vorausgesetzt, oft wurden es mehr. Und manchmal war es auch gefährlich. Auf einem Flugblatt des Nürnberger Kupferstechers Hans Guldenmundt stellt sich ein solcher Bote vor:
Ich bin ein berayter pot zu fuesz
Deshalb ich mich vil lejden muesz
Es sey gleych Schee Wint oder Regen
So muesz ich doch hinausz allwegen
Zu wasser ümbt lande überal
Über hoch Berg und tieffe thal
Durch finstere Wäd stauden und hecken
Da mich offt die schnaphannen* schrecken
Umb mir als nemen was ich thu tragen
Umb mir die hawt darzu vol schlagen
Im Winter leyd ich grosse kelt
Im herbst mich das ungwitter quelt
Im Summer leyd ich grosse hyz
Da ich mich offt Beym Wirt versitz
Und Leich gar verdien mein lon
So ist er offt vorhyn verthon.
* Ein "Schnapphahn" ist ein Wegelagerer.

Montag, 27. Januar 2014

Die Jungfrau und der Rabatt

Ist das nicht ein bisschen doof? Ein Filmverleih schaut, was auf dem Jungfraujoch für eine Temperatur herrscht, und der Messwert ergibt den Rabatt? Wie wärs mal mit einem Sommerrabatt, der sich an der Temperatur im Death Valley bemisst? So circa 44 Grad, also 44 Prozent weniger. Das wär was. Also doch eine gute Idee?

Sonntag, 26. Januar 2014

Schneebälle fürs Höndli

Gestern war ein herrlich sonniger Tag. Das Höndli und ich sowie der Besuch aus Zürich stiegen auf die Hohe Buche, den bewährten Aussichtspunkt mit Restaurant zwischen Trogen und Bühler. Wir sahen weit in die Runde und assen Würste. Hernach wurde das Höndli ein wenig geschlaucht, indem wir Schneebälle ins Gelände warfen, denen nachzujagen es nicht müde wurde. Dafür schnarchte es dann den Rest des Nachmittags durch und verpennte auch den Abend. Heute nun dürfte das Wetter schlechter sein, und auch das ist gut; das Höndli freut sich jeden Wintertag ungeachtet des Wetters neu auf Schneebälle.

Ah ja, hier noch das Samstags-Interview, das ich für den Tages-Anzeiger mit dem Schriftsteller Pedro Lenz führte; es geht gegen den Schluss zu um Dialekte. Und ausserdem erfährt man, dass Lenz in den Achtzigerjahren am Zürcher HB mitgemauert hat, wobei ihm manchmal der Beton ins Gesicht spritzte.

Samstag, 25. Januar 2014

Es werde warm, sprach der Herr

Ich bin mal kurz im Appenzellischen, Haus hüten samt Pferden, Katzen, Meersäuli und dem alten Blässli. Mein Hauptauftrag ist es, bis und mit Montag so richtig schön zu heizen, damit das Hemetli nicht erkalte; wenigstens nicht das Erdgeschoss, denn im ersten Stock und im Dachgeschoss gibt es keine Heizung, brrrr. Der Herdofen und die paar Schitli auf dem Foto reichen diesmal natürlich nicht. Ich werde morgens und abends mit armlangen Buchenprügeln das grobe Geschütz anfeuern, den Kachelofen. Es werde warm, sprach der Herr Widmer. Und siehe da, es ward warm.

Freitag, 24. Januar 2014

Gut, ist die neue breiter

Das Foto ist nicht besonders, ich machte es aus dem Postauto, als ich kürzlich von der Weglosen retour nach Einsiedeln fuhr.  Da war zur Linken der Brücke über den Sihlsee eine neue, praktisch fertiggestellte. Zuhause fand ich heraus: Die eine der zwei Brücken über den See (die südliche bei Euthal) hat bald ausgedient. 2011 begannen die Arbeiten für ihre Nachfolgerin, diesen Sommer soll sie eingeweiht werden. Das alte Modell ist wahnsinnig schmal, man hat im Postauto immer das Gefühl, man lande im See, wenn der Chauffeur nicht acht gibt. Die neue namens Steinbach-Viadukt ist 441 Meter lang, kostet 30 Millionen und ist viel breiter. Gut so!

Donnerstag, 23. Januar 2014

Berge oder Mittelland? Eine Güterabwägung




Gestern morgen Spontanorder an mich selber: statt Kolumne schreiben Sonne suchen, Genussssoldat Widmer! Dass die Mission erfolgreich sein würde, zeichnete sich schon ab, als am Hasliberg die Gondel von der Wasserwendi hinauf zur Käserstatt auf circa 1400 Metern den letzten Rest Hochnebel hinter sich liess. Der Himmel war stahlblau, das Licht pur, die Fotos belegen es. Ich wanderte dann von der Käserstatt via Mägisalp und Bidmi in gut zwei Stunden wieder hinab zur Wasserwendi, das waren 700 Meter abwärts. Es war toll - und trotzdem spürte ich beim Heimfahren eine Gereiztheit. Winterwandern in Skigebieten stimmt mich oft so. Die Wege sind meist perfekt gespurt, aber es ist auch immer viel Volk unterwegs. Die Schneekanonen sprühen ihren absurden Nebel auf die Pisten. Skifahrer und Snöber kratzen vorbei. Schnudergofen klönen und schreien. Und die Züge und Postautos sind recht voll. So war das gestern, und deshalb war ich am Schluss der Unternehmung in zweideutiger Laune. Hey, Beat*, wenn du das liest: Im Nebel bleiben und abseits der Masten und hässlichen Bergstationen und Pommes-Frites-Ausdünstungen der Skifahrer-Fütterstationen irgendwo im Mittelland oder so durch den braunen Laubwald einen Hoger besteigen - letztlich ist es genauso befriedigend. Auch ohne Sonne.

* Beat ist einer, der mindestens so viel wandert wie ich. Er wohnt auf der Forch, wir sehen uns ab und zu frühmorgens in der Bahn und tauschen unsere Pläne aus. So war das auch gestern. Er wollte auf die Chrischona bei Basel.

Mittwoch, 22. Januar 2014

Das Huhn - Fortsetzung


Ein Nachtrag zur Huhngeschichte von gestern - mein Tagi-Kollege Nicola empfahl mir den Mercedes-Werbespot mit dem Huhn, der... aber halt, es braucht keine Worte. Einfach anschauen und schmunzeln! Und hier dann die zoologische Erklärung.

Dienstag, 21. Januar 2014

Fränzi und ich

Ich (schüchtern) und die Fränzi (zutraulich). Farblich passen wir, oder?
(Foto: Katja Nideröst)
Das kam so. Zur Wanderung Flawil - Mogelsberg - Jonschwil erschien am Samstag auch Katja. Sie ist Fotografin und Journalistin und arbeitet im Team mit, das das Toggenburger Magazin macht (abonnieren, Leute, ist eine gute Sache!) Zwischen Magdenau und dem Weiler Nassen kamen wir an einem Bauernhof vorbei und fotografierten die pickenden Hühner. So ein Huhn fühle sich unheimlich flauschig an, sagte Katja, ob ich das wüsste? Ich gestand, nie im Leben ein Huhn in Händen gehalten zu haben, mal abgesehen von einem beinhart gefrorenen Suppenhuhn. Darauf spannte Katja die Bäuerin ein, mir ein Huhn zu fangen. Nach fünf Minuten gelang es den zwei Frauen tatsächlich, die auserkorene Fränzi hinter einem parkierten Auto einzukesseln. Wenig später hatte ich das Huhn im Arm, fand den warmen Federkörper tatsächlich unendlich weich, spürte gleichzeitig die Knochen und schämte mich ein wenig, plötzlich ans Essen denken zu müssen, an die Kindheit und die Optigalpoulets, die man damals im Migros holte und mit Pommes Chips ass, was die Mutter einen Tag pro Woche vom Kochen entlastete. Und wer nun sagt, ich sähe ein wenig verkrampft aus, hat recht. Aber hey, es war mein erstes Mal. Fränzi wurde dann so zutraulich, dass sie, nachdem ich sie abgesetzt hatte, nicht weghühnerte, sondern mich zärtllich in den hingestreckten Finger pickte.

Montag, 20. Januar 2014

Der lange Marsch durchs St. Gallische

Romanik im Kanton St. Gallen: die St. Verena-Kapelle von Magdenau.
Huch, politische Kleidung! Anna zeigt ihr T Shirt.
Der Samstag war ein langer Traum. Wir starteten zu Flawil im dichten Nebel, und als wir in der Krone in Jonschwil um halb sechs das Schlussbier nahmen, war wieder Nacht. Zwischen der Trübe des Morgens und der Trübe des Abends erlebten wir dies: den Säntis am Horizont, weite Hochflächen mit spärlichem Schnee, einsame Höfe, braunes Laub auf den Steigen durch den Wald, Frieren und Schwitzen, Wind und Sonne. Und die gut 800-jährige St. Verena-Kirche von Magdenau in ihrem Schattenloch. Wir assen gut im Rössli Mogelsberg. Ich hielt das erste Mal im Leben ein Huhn in den Armen (mehr davon morgen oder so). Die Fotografin Katja  gab ihren Einstand als Grüpplein-Mitglied und ass Haselnussbraten (auch davon ein andermal mehr). Anna zeigte ihr Obama-T-Shirt her. Und immer wieder war da der Necker, dieser sich schlängelnde, ungestüme Fluss, der uns nah kam in seinem halbvereisten Bett, um dann wieder menschenfern in der Tiefe vorwärtszuziehen bis zu seiner Selbstauflösung in Lütisburg. Doch, es war ein voller Tag. Und das Schlussbier in Jonschwil war gar nicht das Schlussbier; im Speisewagen Richtung Zürich nahmen wir, erschöpft vom langen Marsch durchs St. Gallische, gleich noch mal eines. Um acht war ich zuhause, um neun sank ich ins Bett und schlief, schlief, schlief traumlos.

Route: Flawil - Magdenau - Moos - Gonzenwil - Böschenbach - Mogelsberg - Aachsäge - Anzenwil - Ibach - Ganterschwil - Letzi - Lütisburg - Haslen - Mülau - Kornau - Burg - Jonschwil Kreisel. 6 1/4 Stunden mit 1440 Metern Höhendifferenz auf und ab zusammengerechnet.

Sonne über dem Plateau zwischen Magdenau und Nassen.

Sonntag, 19. Januar 2014

Nette Toilette

Natürlich, liebe Gewerbler, Wirte und Hauswarte öffentlicher Gebäulichkeiten, könnt ihr schimpfen, dass es immer wieder Frechlinge gibt, die einfach nur euer WC benützen wollen und sonst gar nichts. Die Stadt Weil am Rhein, basel-nahes Deutschland, macht vor, dass es auch anders geht: Verwaltung, Restaurants und Läden stellen ihre WCs kostenlos und gutgelaunt zur Verfügung. Einen hübschen Namen hat die Aktion auch.

Samstag, 18. Januar 2014

Eine Güterabwägung

Schönes Neckertal mit der Züblisnase im Hintergrund.
Es war ein Grenzfall, wandern oder nichtwandern? Bin nicht so richtig zwäg, erkältet, Halsweh; überlegte mir darum gestern ernsthaft, die Samstags-Unternehmung abzublasen. Wir gehen nun aber doch, ich konnte zwei Dingen nicht widerstehen: dem Neckertal zum einen, einer meiner Lieblingslandschaften. Und dem Rössli Mogelsberg zum anderen, einem weitum bekannten Feinrestaurant. Nun hoffe ich, bis zum Ende durchzuhalten und nicht nach dem Essen Forfait geben zu müssen. Aber hey, dann hätte ich ja auch schon zwei Dinge intus: Viele neue Eindrücke vom Neckertal eben und vom Rössli Mogelsberg.

Freitag, 17. Januar 2014

Die fatale Skispur vom Marchairuz

Schön ist der Waadtländer Jura des Winters. Und einsam.
Widmer macht mal Pause.
So, heil wieder zuhause. Auf der Karte sah die Schneeschuhtour Le Brassus - Col du Marchairuz (Übernachtung) - St-George bubileicht aus. Sie schien auch nicht weit, je gut drei Stunden pro Tag. In der Realität war die Sache, nun, nicht brutal schwierig. Aber wir waren doch völlig allein unterwegs, diese abgelegene Jura-Ecke ist im Winter ziemlich einsam. Die Orientierung war vorerst ein Kinderspiel, weil die Touristiker der Region netterweise die gelben Schilder auf den Winter hin nicht abmontiert hatten (es gibt andere). Doch irgendwann in einer weiten Lichtung vertaten wir uns, indem wir einer Skispur folgten, die (so die Rekonstruktion ex post) im spitzen Winkel von der richtigen Linie abwich. Als wir merkten, dass wir in die Irre gingen, gingen wir zuerst (dumm, dumm, dumm!) noch zwanzig Minuten weiter. Wir waren immer im Wald, wir bekamen keine Übersicht und keine Orientierungspunkte, nur immer neue Tännlein und Felsen. Und endlich mussten wir eben doch zurück und fluchten. Und die Sonne schwand und der Himmel verdüsterte sich. Aber gut, wir kamen rechtzeitig oben auf dem Pass an, und das Essen war herrlich und die Nacht totenstill.
Am nächsten Tag dann blies ein böser Wind, Sturm kündigte sich an, ein Wetterwechsel. Wir brachen sofort nach dem Frühstück auf. Diesmal gabs keine Orientierungsprobleme. Doch als wir eine Stunde vor St-George auf einem verschneiten Waldsträsschen durch einen Steilhang schon im Auslaufen waren, lag plötzlich eine Tanne vor uns und versperrte den Weg. Wir mussten in den Hang klettern, drei Meter hinauf über vereisten Fels, dann wieder drei Meter hinab. Das war schwierig. Unten beim Schlusskafi waren wir uns, derweil draussen der Regen einsetzte, einig: Schneeschuhlaufen macht Spass. Aber die Gefahren sind, vor allem wenn man nicht eine vorgefertigte Route nimmt, nicht zu unterschätzen. Und man kommt mit den Plastikschaufeln an den Füssen auch nicht wirklich schnell vorwärts; man rechne bei der Vorbereitung 50 Prozent zur Sommer-Gehzeit hinzu. Mindestens.

Die Skispur, die uns in die Irre lockte. Aber die Tännchen waren reizend.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Kettensägenfrühstück

So, die Nacht im Hotel auf dem Col du Marchairuz ist bald einmal vorüber. Heute geht es - das Wetter ist nicht besonders - hinab nach St-George. Hier ein Bild des Hotelbettes. Sieht nach finnischem Holzfäller-Lager aus. Wer weiss, wie es am Frühstücks-Büffet zugehen wird? Vielleicht gibts zum Brotschneiden eine kleine Kettensäge.

Mittwoch, 15. Januar 2014

Kriege ich Früchtewehen?

Heute ein apartes Vergnügen im grenznahen Waadtland. Es geht mit Schneeschuhen von Le Brassus auf den Col du Marchairuz. Dort wird im Passhotel übernachtet. Und morgen geht es wieder hinab, vermutlich nach Bière. Das ist eine leichte Route, der Effort ist eher mentaler Art: Die Anfahrt per Zug ist lang, dauert fast vier Stunden. Ein Blick auf die Menükarte motiviert aber genügend; ich meine jetzt nicht die "Früchtewehen" in der Dessertsektion. Und nun noch etwas Geografie: Der Col du Marchairuz kulminiert auf 1447 Metern über Meer. Er verbindet Le Brassus und Bière, verknüpft somit das Hochtal des Lac de Joux mit der Weinbauregion La Côte am Genfersee.
Aus der Marchairuz-Menükarte.
PS: Ich hoffe, morgen früh auch einen Blogeintrag absetzen zu können. Sollte da nichts stehen, wäre ein allfälliges Signalloch schuld. Keine Ahnung, ob die auf dem Col du Marchairuz Handyempfang haben. Oder gar Wireless. On verra.

Dienstag, 14. Januar 2014

Die Tubaker

Gleich beim Restaurant Ochsen in Niederwil in der Gemeinde Roggliswil, Kanton Luzern, fotografierte ich am Samstag eine Tabakscheune. Rund 200 Tabakpflanzer gibt es in der Schweiz noch, gut 17 sind es im Kanton Luzern. Erntezeit ist im Sommer, zuvor hat man die Sämchen in einem Gewächshaus aufgepäppelt, dann die schönsten Pflänzli auf dem Feld gesetzt und wachsen lassen. Nach der Ernte werden die Blätter in den hohen, luftigen Scheunen aufgehängt und getrocknet. Gut 17 Franken bekommt ein "Tubaker" pro  Kilo Tabak, wenn es sich um 1A-Ware handelt. Zigaretten ausschliesslich aus Schweizer Tabak gibt es übrgens nicht, das einheimische Kraut landet in einem internationalen Mix.

Montag, 13. Januar 2014

Nehmt den Meier weg von der Klinik!

Pfaffnaus Kirchturmspitze lugt scheu über den Kamm (r.).
Sonnig und schneelos, so mag ich meinen Januar.
Kirche St. Urban, Stuhlgesicht.
Mild war das Wetter, wundermild, als wir am Samstag von Dagmersellen nach Langenthal zogen, was etwas mehr als 6 1/2 Gehstunden dauerte. Wir kamen durch menschenleeren Wald. Wir erlebten, wie sich der Nebel auflöste und die Sonne einzog. Wir wurden kurz betröpfelt, doch der Regen blieb uns fern. Wir assen sehr gut im Ochsen in Niederwil, Roggliswil. Wir besichtigten das Kloster St. Urban. Sahen dort einen Mann im Rollator, Kopfhörer aufgesetzt, der im Schiff der riesigen Klosterkirche reglos den Altar fixierte. Und schliesslich bestiegen wir den Hagelberg und fanden einen vermoosten, verträumten, verzauberten Wald vor. Es war ein wundersam langer und genussvoller Wandertag.
Route: Dagmersellen, Bahnhof - Schallbrig - Richenthal - Vorholz - Guggerhöchi - Burghof - Pfaffnau, Dorfrand - Zinggen - Niederwil - Roggliswil - Stotzigrain - Ober Berghof - Sonnhalden - St. Urban, Kloster - St. Urban, Station - St. Urban, Ziegelei - Ziegelwald - Hagelberg - Zankhölzli - Thunstetter Holz - Hasligraben - Langenthal - Langenthal Bahnhof. Je 620 Meter auf und ab.
Besucherbuch der Kirche St. Urban. Im alten Kloster gibts eine Psychi.


Sonntag, 12. Januar 2014

Fleischeslust

Ist das nicht eine unglaublich hübsch gemachte Werbekarte und packt einen beim Anschauen nicht eine unwiderstehliche Gier nach Wurst? Mir jedenfalls ging es so, als ich die Karte soeben in meiner Büropost vorfand. Ich kann das Grüntal, ein Restaurant unweit des Escher-Wyss-Platzes in Zürich, in dem ich mehrmals sehr gut ass, nur empfehlen.

So, und hier noch mein Artikel in Tagi und Bund über den neusten Trend auf unseren Skipisten: die Helmkamera.



Samstag, 11. Januar 2014

Eine kleine Winterbeschimpfung

So ein Winter ohne Schnee hat schon was. Mein Fähnlein
Fieselschweif am Neujahrstag unterwegs im Seeland.
Heute geht es von Dagmersellen LU nach Langenthal BE, quer durch und über die Höger. Irgendwie macht er Spass, dieser schneelose Winter; er fühlt sich an wie Frühling. Und wenn der Frost dann irgendwann doch kommt, was unabwendbar ist, werde ich innerlich feixen und denken: "Haha, bist spät dran heuer, Giftiger, du! Soviel Zeit hast du gar nicht, um Terror zu machen, lausige sechs bis acht Wöchelchen; du bist a priori ein Loser. Und dann kommen die Schlüsselblüemli, und du machst dich vom Acker."

PS: Heute in der Zeitung (Tagi, Bund) mein Artikel über die Helmkamera auf hiesigen Skipisten. Kerngedanke: Dem Menschen ist damit ein drittes Auge erwachsen. Ich werde den Artikel allenfalls morgen verlinken. Lieber wäre es mir natürlich, man würde heute die Zeitung KAUFEN.

Freitag, 10. Januar 2014

Der Fall des fallenden Brunnens

Heute haben wir Ressortessen, verspätet, das Weihnachtessen, kennt man ja, vor den Festtagen hatte keiner im Ressort "Reporter/Hintergrund" des Tagi so richtig Zeit. Wir gehen ins Restaurant Fallender Brunnenhof nah dem Bucheggplatz gleich beim Zürcher SRF-Radiostudio - und natürlich ist das ein Name, der erklärt werden muss. Machen wirs zweistufig. Erstens: Der Name der Quartierbeiz geht auf einen falschen Genitiv der Art "Vierstöckiger Hausbesitzer" zurück. Der "Fallende Brunnenhof" ist korrekt der Hof des fallenden Brunnens. Und zweitens: Ein fallender Brunnen ist historisch gesehen ein Röhrenbrunnen, aus dem das Wasser eben fällt, wohingegen es aus dem Sodbrunnen heraufgeholt werden muss. Kegeln kann man im Fallenden Brunnenhof übrigens auch.

PS. Gestern fragte ich ja, ob jemand wisse, welches die im Foto gezeigten zwei Berge hinter der Druesberghütte sind. Mein Tagikollege, Inlandchef Dani Foppa, ein heftiger Tourengänger und Bergsteiger, wusste es. Das Foto zeigt links den Schülberg und rechts das Pfannenstöckli. Und noch ein zweiter Leser schrieb mir (ich weiss jetzt gar nicht, ob ich seinen Namen nennen darf, also lasse ich es; danke, AK!). Er hatte mit Hilfe eines Programms (nein, nicht Peakfinder, das bringt nichts) ein Panorama generiert, das auch zum Ergebnis führt. Wieder mal ein kraftvoller Beleg dafür, dass ein Mensch so schlau ist wie alle seine Freunde zusammen. 


Donnerstag, 9. Januar 2014

Die Snöberhorde und der Widmer

Rechts hebe, rechts hebe! Gleich kommt eine schlimme Kurve.
Die Druesberghütte. Hinten Biet und Schülberg. Glaube ich.
Falls es jemand sicher weiss, bitte melden. Danke.
Die Mittwochswanderung war so kurz wie grossartig. Mein Gspändli M. hatte am frühen Morgen leider abgesagt. Zusammen mit einer Horde blassgesichtiger, zum Teil biertrinkender, in ihren Bajass-Gwändli seltsam verhutzelt wirkender Prä-Bartwuchs-Snöber fuhr ich von Einsiedeln in die Weglosen. Die Snöber gwaggleten mit ihren Brettern zur Hoch-Ybrig-Bergbahn, als seien sie frisch hüftgelenk-operiert. Und ich zog auf dem Alpsträsschen los und war sofort allein; nun gut, da waren noch zwei, drei Tourenskifahrer, aber die waren auf ihren Fellen langsamer als der Widmer. 550 Höhenmeter und knapp zwei Stunden später langte ich gegen elf Uhr oben bei der Druesberghütte an. Ich war der einzige Gast, das Gas-Cheminée war angefeuert, es herrschte eine umwerfende Gemütlichkeit; ich mag diese Hütte sehr, sie ist sauber, hell, totalpositiv. Nach der Einkehr dann ratterte ich mit dem Mietschlitten wieder zu Tal. Das war gefährlich, die Piste war gegen unten vereist und gleichzeitig mit aperen Stellen und Steinen durchsetzt. Vom heftigen Bremsen zwicken mir, während ich dies schreibe, die Kniebänder. Nichts, was Voltaren Dolo nicht richten könnte; hey, Leute, das war eine grosse kleine Unternehmung!

PS: Ah, ja, noch ein Detail. Die Druesberghütte ist angeschrieben mit "Druesberghütte Plus". Ich fragte die Hüttenfrau, was das "Plus" bedeute, sie antwortete: "Mit dem Plus ist unser Anbau gemeint."
Schöne Trias (v.l.): Twäriberg, Druesberg, Forstberg.

Mittwoch, 8. Januar 2014

Plan C

September 2012, Kotelett und Rösti
in der formidablen Druesberghütte SZ.
Eigentlich wollten wir heute von Hinterrhein nach Sufers winterwandern. Vorsichtshalber rief ich bei der Tourismusstelle an, denn die Anreise dort hinauf dauert. Die Frau sagte, der Weg sei zurzeit leider teilweise gesperrt, Lawinengefahr. Daraufhin fand ich, man könnte endlich einmal vom Aroser Weisshorn zum Prätschli laufen. Doch auch dieses Vorhaben kommt nicht zustande; der Winterwanderweg sei derzeit nicht offen, ergab ein zweiter Anruf. Nun fahren wir stattdessen in den Talkessel des Hoch-Ybrig. Von der Postauto-Endstation Weglosen kann man in zwei Stunden zur gut 500 Meter höheren Druesberghütte aufsteigen, das Strässlein ist gepfadet, die Hütte offen. Ich ass dort im Herbst vor einem Jahr ein unglaublich gutes Kotelett mit Rösti. Freilich will ich mich diesmal mässigen, ich möchte ein wenig abspecken - ein Süpplein solls für einmal tun.

Dienstag, 7. Januar 2014

Valkenträger und Grautener

Lese gerade "Zu Fuss. Eine Geschichte des Gehens" von Johann-Günther König. Ein erschütternder Gedanke aus dem Mittelteil des Buches: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten, so nach der Grossen Pest oder dem Dreissigjährigen Krieg, lebte mehr als ein Zehntel der deutschen Bevölkerung auf der Strasse. Um 1600 dürften es gut zwei Millionen Menschen gewesen sein. Ein Teil davon waren Wanderarbeiter, Gewerbler und Tagwerker, Scherenschleifer und Kesselflicker. Dazu kamen Vagabunden, Bettler, Landstreicher. Selbst gebrauchte Kleidungsstücke, die damals den Gegenwert eines Monats Lohnarbeit kosteten, waren für sie unerschwinglich; kam der Winter, starben sie zuhauf an der Kälte, an Erkältungen, an der Erschöpfung. Der grosse Kulturhistoriker Egon Friedell beschrieb den Menschenmix von damals auf den Strassen und Pfaden in seinem eloquenten Stil so:
"Mönche und Nonnen, Scholaren und Handwerksburschen, Söldner und Klopffechter, Begharden und Beghinen, Geissler und Spielleute, Hausierer und Schatzgräber, Zigeuner und Juden, Quacksalber und Teufelsbeschwörer, heimische Wallfahrer und Jerusalempilger: die Palme tragend, zum Zeichen, dass sie aus dem gelobten Land kamen; zahllose Bettler-Spezialitäten: die Valkenträger, die den blutig angestrichenen Arm in der Binde trugen, die Grautener, die sich epileptisch stellten, die falschen Blinden, die Mütter mit gemieteten verkrüppelten Kindern und noch vielen anderen Sorten; alles erdenkliche Variétévolk, die sogenannten Joculatores: Akrobaten, Tänzer, Taschenspieler, Jongleure, Clowns, Feuerfresser, Tierstimmenimitatoren, Dresseure mit Hunden, Böcken, Meerschweinchen..."

Montag, 6. Januar 2014

Die Speisung der Wanderer

Der Grilleur von Hombrechtikon rettet die Hungrigen.
Eine von vielen Villen am Weg.
Es war einfach alles zu am Samstag in Hombrechtikon. "Gehen Sie zur Linde, die Linde hat sicher offen", riet uns, als wir schon leicht verzweifelt waren, ein Handwerker. Die Linde war auch zu. Schliesslich entdeckten wir vor dem Volg einen Wurstbrater und kauften uns eine Wurst. Die war gut, ich hatte Kalb, Rita Schwein. Ein Bier gab es dann halt erst am Schluss des Viereinhalbstünders in Esslingen. Dort befanden wir, dass das eine tolle Sache gewesen war: aus dem Häusergewirr von Rapperswil Flucht auf die Villenanhöhe des Meienbergs. Hernach alles vorwärts über Balm und Schwösterrain zum Lützelsee. Daselbst der Abstecher nach Hombrechtikon. Und dann weiter über Dändlikon und die Summerau nach Esslikon. Die 20 Kilometer waren ein Föhn-Schnäppchen: Derweil es in Zürich bereits regnete, genossen wir die milde Luft und den Blick auf das Sonnenfenster über Glarus und der Innerschweiz. Es war wunderbar von A bis Z - samt der mirakulösen Speisung der Wanderer durch den Bratwurstgrilleur von Hombrechtikon.
Föhn gegen das Glarnerland zu.

Sonntag, 5. Januar 2014

Sommerziel Schlaubetal

Hübsch oder? Der Klautzkesee in der Region Schaubetal.
(Wikicommons/ Juttrzad)
Vor einiger Zeit ist mir eine 84-seitige Broschüre zugegangen. Man kann sie auch direkt aus dem Internet herunterladen, sie heisst "Wanderbares Deutschland". Unter diesem Label fungieren beliebte und bekannte "Qualitätswege" (huch, schon wieder ein Label). Ihre Namen machen Lust aufs Hingehen und Wandern, es gibt einen Harzer Hexen-Steig, einen Goldsteig, einen Heidschnuckenweg, einen Nibelungensteig und sogar einen Urwaldsteig (am Edersee). Ich glaub, da muss ich hin. Oder soll ich zuerst den Schlaubetal-Wanderweg...? Wo zur Hölle ist das Schlaubetal? Weiss es jemand? Jawohl, in Brandenburg, gut 80 Kilometer von Berlin entfernt! Wäre doch ein Sommerziel.

Samstag, 4. Januar 2014

Saddam, Jelzin und der Förster

Heute wird gewandert, jawoll. Aber nicht allzu lang und weit, weil ich am frühen Abend mit meinem alten Freund B. verabredet bin, einem Zürcher Journalisten, der hernach mit der Familie für einige Monate nach Amerika reist; wir wollen den Abschied gebührend feiern mit einem guten Essen und einer guten Flasche Wein. Die moderate Route, die ich für heute herausgesucht habe: von Rapperswil via Lenggis und Hombrechtikon nach Esslingen. Vielleicht gar nicht so schlecht, wenn wir ausnahmsweise nur vier statt sechs oder so Stunden samstagswandern. Das Wetter droht, sich mies zu betragen.
In Kerzers haben sie lustige Strassennamen.

PS: Ein Nachtrag zur Wanderung vom Neujahrstag, die ja in Kerzers im Kanton Freiburg begann. Der Name Kerzers kommt von lateinisch "ad carcerem". Dies bedeutet entweder "beim Kerker" oder aber, etwas harmloser, "bei der Umzäunung". 
PS 2: Gestern widmete ich mich einer Thurgauer Scheune, auf der ein seltsamer Spruch steht. Darauf bekam ich ein Mail von meinem jungen Ressortkollegen Mario, der in der Nähe von Frauenfeld aufgewachsen ist: "Smarte Sprüche an Holzwänden haben bei uns Tradition. In unserem Dorf hing jahrelang folgender Spruch an einer Holzbeige im Wald: 'Öl vom Saddam, Gas vom Jelzin, Holz vom Förster.'"

Freitag, 3. Januar 2014

Thurgauer Tautologenpoesie

Okay, es gelte der benefit of the doubt. Nehmen wir also gütig an, die Zeile, die wir vor wenigen Tagen auf der Wanderung von Aadorf nach Frauenfeld an einer Scheunenwand antrafen, meine, dass im Thurgau die Wälder besonders holzreich sind. Aber irgendwie klingt der Slogan einfach ein wenig deppert. Eben doch reichlich tautologisch. Wie wärs mit: "O Genf, dein See voll Wasser". Oder mit: "O Bündner Berge voll Stein".