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Donnerstag, 31. Juli 2014

Bauernschlaue Crot

Gestern wanderten wir 3 1/2 Stunden. Von Poschiavo aus eroberten wir uns die westseitig gut 400 Meter höher gelegene Terrasse von Selva. Im Restauräntchen von Madreda assen wir zu Mittag; Herr und Frau Migliacci kochen super und sind wahnsinnnig nett; als wir gingen, winkten sie uns nach. Via Pedenal stiegen wir wieder ab nach Poschiavo; diese zweite Etappe vollzog sich bei leichtem Regen. Hier die Route etwas genauer: Poschiavo - Tessa - Urgnasch - Clef - Vamporti - Selva - Madreda - Pedenal - Poschiavo (je 520 Meter aufwärts und abwärts).

Eindrücklich fanden wir einen Crot am Weg in Selva. Crot heissen die fürs Puschlav typischen Steiniglus. Man bewahrt in diesen bauernschlauen Natur-Kühlschränken Milch, Rahm und Käse auf.

Mittwoch, 30. Juli 2014

Der Mann, der den Tod gesehen hat

Detail aus einem Gang im Palazzo
Salis: 400-jährige Wandkritzelei.
Gestern bei monsunartigem Wetter - feuchte Hitze, immer neue Regengüsse - eine Tour nach Tirano, dem Städtchen zuunterst an der Berninalinie auf italienischem Boden. Höhepunkt war der Besuch des Palazzo Salis aus dem 17. Jahrhundert. Die gleichnamige Adelsfamilie entstand im Hochmittelalter in Como und zog bald alpenwärts; sie verzweigte sich dabei mehrfach, der Schweizer Ableger der Salis vor allem im Bündnerland und speziell im Bergell ist wohlbekannt. Der Palazzo zu Tirano besteht aus zehn Sälen, von denen einer prächtiger ist als der andere. Man sieht Deckengemälde mit antiken Motiven, rustikale Möbel, Trompe-l'oeil-Türen, die hausinterne Kirche, Wappen und Embleme noch und noch. Ah ja, ein riesiger Ziergarten war da auch. Als wir ihn betreten wollten, begann es gerade wieder wild zu schütten.

Später dann eine kurze Wanderung die bahnlose Seite des Poschiavo-Sees entlang von Miralago nach Le Prese. Sie endete mit der Einkehr in der Beiz gegenüber der Station von Le Prese. Ein Mann kam herein, setzte sich an den Stammtisch, eröffnete allen Anwesenden: "Ich habe den Tod gesehen." Die Serviererin lachte, bis sie merkte, dass er es ernst meinte. Offenbar war der Mann vor ein paar Tagen von einem guten Dutzend Wespen gestochen worden; ich verstand die Umstände nicht ganz genau; er sprach ein zwar nicht dialektales, aber schnelles und von Agrar-Ausdrücken durchsetztes Italienisch. Er habe dann einen Schock erlitten, sei fast gestorben, sei ein paar Tage im Spital gelegen. Auch jetzt noch wirke das Insektengift nach. Der Mann klagte: Mi gira l'albicocca! "Mir schwirrt die Aprikose."

Dienstag, 29. Juli 2014

Unser Treffen mit WH

Bei leichtem Regen schauten wir uns gestern ein wenig in Poschiavo um. Auch den Toten eines kirchlichen Friedhofs machten wir höflichkeitshalber unsere Aufwartung; es handelte sich, merkten wir später, um eine reformierte Kirche. Ein Grabstein trug den legendären Namen Wolfgang Hildesheimer, 1916 bis 1991. Sein Leben klingt wie ein Roman. Sohn jüdischer Eltern aus Hamburg. Flucht vor den Nazis nach England, daselbst Fortsetzung der Schulzeit. Emigration nach Palästina, Tischlerlehre, Rückkehr nach England, Kunstausbildung. Dann Simultandolmetscher an den Nürnberger Prozessen der Kriegssieger gegen die Nazi-Führer. Und endlich Schriftsteller. Als Hildesheimer nach Deutschland zurückkam und sich der Gruppe 47 anschloss, war er ein bunter Vogel, ein Halbengländer, der ganz andere literarische Formen einbrachte, leichte, kurze, luftige. Irgendwann zog er nach Poschiavo, wo er zum grossen Erzähler wurde und auch eine Mozart-Biografie schrieb, sein berühmtestes Buch. In seinen späten Jahren malte er auch wieder vermehrt. Schön, dass wir diesen Hildesheimer gestern treffen durften.

Montag, 28. Juli 2014

Poschiavo, ich komme

Hier werden wir heute gegen Abend sitzen. Nehme ich doch an.
Die Piazza Communale von Poschiavo. (Wikic./Friedrich Böhringer)
Heute geht es für ein paar Tage nach Poschiavo. Ich hoffe, das Bloggen von dort klappt - anzunehmen ist es, schon im voraus entschuldige ich mich allerdings für die schlechte Fotoqualität. Ich arbeite mit dem App von Blogger.com, das besser sein könnte, als es eben ist. Nun freue ich mich auf Poschiavo, ein, zwei gute Wanderungen, dazu nach Möglichkeit ein paar nette Ausstellungen und Museen sowie einen Tirano-Besuch. Ah ja, auf die Diavolezza möchte ich auch, ich war nie oben. Und schliesslich sehe ich vor meinem inneren Augen südliche Speisen. Eine gute Polenta soll gegessen werden.

Sonntag, 27. Juli 2014

Tod eines Musikers

Appenzell-Ausserrhoden, mein Kanton, trauert: Im Hinterland, genauer in Urnäsch, ist Ueli Alder gestorben, ein Jahrgang 1922 und der letzte der zweiten Generation der Original Streichmusik Alder (momentan spielt die dritte, vierte und fünfte Generation, die Sache ist unübersichtlich). Das Geigenspiel erlernte Ueli Alder 1931, natürlich familienintern, vom Grossvater. Ich hörte die Nachricht gestern auf Radio SRF1; dort kam auch ein Interview mit dem Musiker Jakob Freund aus Bühler, der davon erzählte, wie Ueli Alder im hohen Alter noch mit Dolly Parton musiziert und das sehr genossen hatte.

PS: Huch, eine Meldung ohne Bild? Tut mir leid, ich habe keines, und klauen mag ich auch keines.

Samstag, 26. Juli 2014

Die Sudoku-Hexe

Im Bus von Uznach nach Tuggen sass ich kürzlich hinter einer Frau, die nur eine Hexe sein konnte - der Besen zeigte es an. Ich gab mir Mühe, von ihr nicht bemerkt zu werden; so etwas ist gefährlich. Bald kramte sie ein Heftli und einen Kugelschreiber hervor - und ich war schockiert. Es gibt Hexen, die lösen Sudokus.

Freitag, 25. Juli 2014

Roland Fogg-Studer

Jules Vernes Gentleman-Held Phileas Fogg reiste in 80 Tagen um die Welt. Der Journalist Roland Studer schlägt diese Woche in der Schweizer Familie ein ähnliches Unterfangen für unser Land vor: "In 50 Etappen durch die Schweiz". Der Kauf des Heftes lohnt. Es ist unter diesen Reisestationen natürlich viel Bekanntes. Aber durchaus auch Unbekanntes - man schaue und lasse sich inspirieren. Ich zum Beispiel hatte vorher nie von der Maison d'Ailleurs in Yverdon gehört, einem Museum für Science Fiction und andere Utopien. Da will ich bald mal hin; Aliens, ich komme!

Donnerstag, 24. Juli 2014

Bickels heiliger Bezirk

Gestern eine nur knapp zweistündige Wanderung - die aber eine tiefe, schmerzlich empfundene Bildungslücke schloss; schon lange hatte ich das Paxmal besuchen wollen. Ich nahm den Bus hinauf zur Rehaklinik Walenstadtberg, stieg von dort 350 Höhenmeter auf; alles Asphalt, auch hinab wieder. Oben auf einer Geländeterrasse vor der imposanten Kulisse des Churfirsten-Gipfels Brisi besagtes Paxmal. Also ein Friedensmonument. Geschaffen hat es der Künstler Karl Bickel. Er musste 1913 auf den Berg, weil er Tuberkulose hatte. Sein Heilaufenthalt dauerte länger als ein Jahr, und die Landschaft, der er begegnete, inspirierte ihn. So schuf er zwischen 1924 und 1949 eine Art dorischen Tempel, an dem allerlei Fresken das Sein des Menschen und seiner Umwelt zeigen. Fand ich das Paxmal schön? Nicht wirklich; mich erinnerte es an den Totentempel der Hatschepsut nah Luxor. Aber eindrücklich ist die ummauerte Anlage bei aller Plumpheit der Säulen. Oder gerade deswegen. Mir fiel ein Wort ein, das ich einst in der Kanti Trogen im Altgriechisch-Unterricht gelernt hatte: temenos von temno gleich "schneiden". Der Temenos ist das Abgeschnittene. Der abgetrennte Heilige Bezirk. Bickels Tempel.

Mittwoch, 23. Juli 2014

Aargauer Traum

Der Moor (l.) mit mir. Aber nicht im
Aargau, sondern im Solothurnischen.
Mein gewitzter Wanderfreund René P. Moor legt ein neues Buch vor. Der Titel sagt es, "Aargau rundum" schildert eine Serie von Wanderungen entlang der Kantonsgrenze. Man liest das gern, Renés Geschichten sind amüsant im Grossen wie im Kleinen. Und unterhaltsam. Die Servierfrau im Restaurant in Reitnau hat "Fingernägel so lang wie eine Dessertgabel".  Der Lokführer der Stadtbahn Zug lässt René bei sich im Flirt-Führerstand mitfahren. Bei Jonen hat der Waldbach Hochwasser, seine hellbraune Farbe inmitten des Waldgrüns erinnert "an Bilder aus dem Amazonas-Becken". Der Käse "Aargauer Traum" gemahnt an Appenzeller, wird ja aber auch von einem Käser namens Brülisauer hergestellt. Immer wieder gerät die Unternehmung zum Abenteuer und zur Strapaze. Etwa im Aufstieg zum Hersberger Plateau durch brutal dichtes Stechlaub. Wer den Aargau umkreist, kann etwas erleben.

Dienstag, 22. Juli 2014

Die sechs Toten von Saint-Gingolph (F)

Eine erschütternde Geschichte aus dem Jahr 1944 las ich gestern in der NZZ. Sie spielt in Saint-Gingolph am Genfersee, einem schweizerisch-französischen Grenzdorf. Am 22. Juli kommt es auf französischem Boden zu einer Schiesserei zwischen Résistance-Kämpfern und einer deutschen Patrouille, ein deutscher Soldat und eine unbeteiligte Frau sterben. Es ist klar, dass die Deutschen brutal zurückschlagen werden. Der Präsident der Schweizer Gemeinde Saint-Gingolph verhandelt mit dem deutschen kommandierenden Offizier und erreicht immerhin, dass die Kirche, die zwar in Frankreich steht, aber beiden Gemeinden gehört, verschont wird, zusammen mit dem unteren, schweizerischen Dorfteil. Im Übrigen habe er den Befehl erhalten, das Dorf dem Erdboden gleichzumachen, sagt der Offizier. Am 23. trifft die SS ein, glücklicherweise sind Frauen und Kinder da schon in die Schweiz geflohen, der Schweizer Grenzposten hat spontan die Schranke geöffnet. Der obere Dorfteil wird in Brand gesetzt, am Schluss brennen 80 Gebäude nieder. Die sechs Menschen, die nicht vor den Deutschen geflohen sind, werden exekutiert, darunter der Pfarrer. Soweit die traurige Begebenheit aus dem schönen Dorf am See.

Montag, 21. Juli 2014

Der Citrotag

Unterwegs zum Wannentritt.
Am Samstag wanderten wir vom Stoos via Rinderchruteren und Alp Laubgarten zum Wannentritt, unserem höchsten Punkt. Dann gings abwärts: Höchi, Riemenstalden, Riedberg, Sisikon. Das dauerte fünf Stunden (410 Meter aufwärts, 1250 abwärts). Unten war ich fertig. Vermutlich wegen der Hitze, ich brauchte drei eisgekühlte Fünf-Dezi-Citro, bis ich vom Seufz- und Stöhnmodus wieder in eine normale Gesellschaftsfähigkeit mit Sprechen, Lächeln und dergleichen wechseln konnte. Ein paar Beobachtungen zu der unglaublich schönen Route:
Wilder Steig zwischen Riedberg und Sisikon.
  • Bei der Talstation der Stoosbahn bildeten sich zwei Schlangen. Unsere war viel kürzer. Wir merkten bald, wieso. Zwei junge Frauen vor uns waren weniger darauf aus, ein Billett zu lösen als vielmehr eine Freizeit- und Lebensberatung einzufordern. Sie studierten Prospekte, diskutierten fröhlich untereinander, die Frau hinter dem Schalter beriet geduldig. Zu geduldig. Als sich das Zauderduo endlich entschieden hatte, zahlte natürlich jede einzeln. Mit der Karte.
  • Auf dem Stoos suchten wir vergeblich unsere Destination "Wannentritt". Statt dessen ein Schild, das Orientierung 100 Meter weiter vorn versprach. Dort aber auch kein zentraler Wanderwegweiser. Der kam erst viel weiter oben.
  • Nach dem Wannentritt erreichten wir die Höchi mit der Alp Goldplangg. Wir kehrten ein, tranken. Das Ehepaar, das dort sommers wirkt, heisst Schelbert-Betschart. Muotataliger kann man nicht heissen. Oder doch? Föhn-Gwerder eventuell.
  • Sofort nach der Höchi riefen wir hinab nach Riemenstalden ins Restaurant Kaiserstock an, ob wir zu fünft um 13 Uhr 15 essen könnten? Eine Frau mit dünner Stimme sagte, neineinei, das gehe also gar nicht, es sei alles voll und ausgebucht, Bankett. Wir waren betrübt, wanderten weiter, kamen nach Riemenstalden, schauten ins Restaurant. Es war draussen zu drei Vierteln und drinnen halb voll. Wir setzten uns im Holzsektor, verlangten die Speisekarte, bestellten, assen; die Serviererin war freundlich, der Schnipoteller sehr, sehr fein. Vielleicht sollten die jemand anderes ans Telefon abdeputieren.
  • Ein prickelndes Vergnügen ist der steile Waldweg vom Riedberg hinab nach Sisikon, den ich schon kannte; man geht hoch über dem Tobel des Riemenstaldner Baches auf einem alten Steig. Zwei Dinge ärgerten uns: Erstens hatte ein Schafbauer einen Hag über den Wanderweg gezogen. Und ziemlich weit unten verkündete ein Schild, der Weg sei gesperrt. Wäre es nicht möglich, so etwas oben und unten anzuschreiben dort, wo man in den Weg einsteigt, liebe Wanderweg-Unterhalter? Wir gingen trotz des Schildes weiter, da war ein kleiner Hangrutsch, kein gröberes Problem. Bald darauf kam Sisikon, und ich trank Citro, Citro, Citro.
  • Auf dem Heimweg nahmen wir von Arth-Goldau nach Zürich den Cisalpino. Im Speisewagen stank es bestialisch nach WC. Eine müde Kellnerin servierte im Schneckentempo. Und natürlich kam eine Durchsage, die eine Zugtüre funktioniere nicht, es werde Verspätung geben. Irgendwie war das gut, unsere Bierzeit wurde verlängert.
    Und es war Sommer: K. am Bahnhof von Sisikon.

Sonntag, 20. Juli 2014

Fett und frei

Kürzlich fotografierte ich im Untergeschoss des Luzerner Bahnhofs diesen Stand. Wieder einmal ein Beleg dafür, dass das Englische immer mehr zu einer Sprache wird, die die Wörter unverbunden nebeneinander stellt, was Sprachwissenschaftlier "isolierend" nennen. In diesem Beispiel fehlt der helfende Bindestrich - ich las zuerst: Fettes freies gefrorenes Joghurt.

PS: Zeit zum Lesen? Hier meine gestern erschienene Reportage aus Hinterkappelen BE. Ich besuchte Ueli Ramseier. Er ist der Pionier eines interessanten Projekts: Seidenkrawatten produzieren, die ganz in der Schweiz gefertigt sind, vom Maulbeerbaum über die Raupe bis zur Verwebung.

Samstag, 19. Juli 2014

Man will ja nicht kollabieren

Heute wird es über 30 Grad heiss. Wir fahren mit der Standseilbahn auf den Stoos und ziehen über den Wannentritt hinüber ins Riemenstaldner Tälchen. Das bedeutet, dass wir aufwärts nicht mehr als 500 Höhenmeter machen müssen. Man will ja nicht, dass womöglich einer oder eine kollabiert. Oder gar man selber.

PS: Ich berichtete letztes Jahr über die entstehende Alpkäserei auf dem Urnerboden. Mittlerweile ist sie eröffnet worden, man käst. Das las ich gestern in der NZZ.

Freitag, 18. Juli 2014

Gesucht: Hand-Fuss-Mund-Arzt

Autsch, die Bläschen schmerzen ziemlich.
(Wikicommons/ KlatschmohnAcker)
Gute Nachricht: Die Hand-Fuss-Mund-Krankheit ist nicht wirklich gefährlich. Schlechte Nachricht: Sie ist hoch ansteckend, ziemlich mühsam und schmerzhaft. Vorgestern las ich in der Brünigbahn ein herumliegendes Exemplar der Neuen Luzerner Zeitung und darin einen Artikel über die viral verbreitete Krankheit, die derzeit in Luzern unter Kindern grassiert. Sie bringt Fieber mit sich, bisweilen hohes, und bewirkt zudem Bläschen an Händen, Füssen oder auch an der Zunge. Die Bläschen jucken und tun weh. Seltsam, es gibt einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Aber keinen Hand-Fuss-Mund-Arzt!

Nachtrag: Ich schrieb diese Woche über den Schuhabstreifer, der allmählich aus dem Strassenbild verschwindet. Mehrere Leserinnen und Leser steuerten das richtige Wort bei: Das Ding heisst "Scharreisen".

Donnerstag, 17. Juli 2014

Von Brienz zum Brienzlig

Schöne Giessbachfälle.
Schöner Brienzlig.
Gestern ging ich in drei leichten Stunden von Brienz via Engi zu den Giessbachfällen und weiter nach Iseltwald. So ziemlich alles war schön. Das Wetter natürlich. Der tiefblaue Brienzersee mit den Bergen dahinter wie Brienzer Rothorn, Augstmatthorn, Faulhorn. Das Hotel Giessbach und der Blick von seiner Terrasse auf die Fälle. Der ufernahe Weg Richtung Iseltwald, der bald durch Bergsturz-Terrain führte, durch einen verbuckelten, verhutzelten Zauberwald. Schliesslich Iseltwald selber, seine Bucht, seine geborgene Lage, seine Promenade. Und schön dann auch, im Chalet du Lac, mein Teller mit Brienzlig. So heissen kleine Fische aus dem See, die frittiert werden, worauf Leute wie der Widmer sie von Kopf bis Schwanz essen, Gräten inklusive, rübisstübis. Schön wars, wie gesagt. Respektive: fein.
Schönes Iseltwald.

Mittwoch, 16. Juli 2014

Eisernes Nutztier

Ich fotografierte diesen Schuhabstreifer an einer Hausecke in Bäretswil - und ich dachte dabei: Ach, je, Schuhabstreifer, ich hatte schon ganz vergessen, dass es dich gibt. Und dass es dich früher überall gab. Viele von deinem Volk mussten in den letzten Jahrzehnten sterben. Wie lange werden sie dich wohl noch im Trottoir hocken lassen? Deine Tage sind gezählt, liebes eisernes Nutztier.

Dienstag, 15. Juli 2014

Meine kleine Gedichtpolemik

Urner Seilbahnkabine mit Scheibengedicht. (Foto: zvg)
In den Urner Seilbahnen gibts derzeit (und bis in den Herbst 2015 hinein) Lyrik. Auf den Kabinenfenstern kleben Transparentfolien mit Gedichten. Das Projekt nennt sich "Mit Poesie auf Berg- und Talfahrt" - und weil es mir nicht gefällt, schrieb ich darüber in der Zeitung einen kleinen Artikel; gestern Montag ist er erschienen. Hier ist er zum Nachlesen, Zustimmen oder auch Widersprechen; man kann das sicher auch anders sehen.

Berge Neuerdings gibt es in der Seilbahn Gedichte.
Bleib zu Hause, Poesie 
Der Kanton Uri hat das dichteste Seilbahnnetz der Schweiz. Nun gibt es auf 33 seiner Linien Poesie – man steigt ein, setzt den Rucksack ab, die Kabine setzt sich in Bewegung, und man merkt, dass auf der Fensterscheibe eine Transparentfolie mit einem Gedicht klebt. Von Pedro Lenz etwa, von Gertrud Leutenegger oder Leo Tuor.

Die Aktion dauert bis in den Herbst 2015. Eine gute Sache, oder? Na ja. Man braucht kein Gedichtehasser zu sein, um sich an ihr zu stören. Vor Jahren hat ein Philosoph gesagt, unsere Gesellschaft leide unter Logorrhoe. Unter unkontrolliertem Sprachfluss, Wortdurchfall. Es wird immer mehr geredet, geschwafelt, getalkt, und auch das geschriebene Wort vermehrt sich viral. Facebook und Twitter laden zum Rund-um-die-Uhr-Mitteilen. Fremde Handygespräche terrorisieren einen überall. Und die Schülerinnen und Schüler im Bus quasseln in einem Tempo daher, das vor zwei, drei Jahrzehnten als krankhaft taxiert worden wäre. 

Die Natur bietet das Gegenprogramm. Man entzieht sich in ihr dem Dauerrauschen der Diskurse. Im Gebirge lockt ein neuer Luxus, ein rares Gut: Sprachlosigkeit; mal nicht reden, nicht zuhören, nicht lesen müssen. Allerdings multiplizierten sich auch die Kulturvermittler in letzter Zeit rasant. Weil die Städte überversorgt sind, gehen sie auf die Alpen los. Lokale Touristiker ziehen mit. So entstehen die Literaturwege mit Zitaten auf Tafeln. In Savognin zum Beispiel bekommt man rätoromanische Lyrik eines Paters vorgesetzt.

Nun sind also auch die Seilbahnen befallen, die doch Fluchtvehikel wären – nur fort aus dem Sprach- und Sprechdruck des Mittellandes. Man will die stille Stärke des Geländes geniessen, will in Fluhen schwelgen; stattdessen hat man Wörter vor Augen. Man entkommt ihnen in der Enge der Kabine nicht und liest notgedrungen – Dichterstress! – Folgendes: «In diesem Bergwald/ vielleicht nochmals beginnen/ zu unterscheiden/ den Fluglärm der Insekten/ vom Rascheln wenn sich/ Blütenblätter entfalten . . .» 

Ein schlechter Anfang ist das nicht. Ein Gedicht ist schliesslich mehr als Gelaber. Bloss ist das, was man draussen vor dem Fenster sieht, halt einfach sehr viel kraftvoller. Bleib zu Hause, liebe Poesie!

Montag, 14. Juli 2014

Der Alte vom Bachtel

Holzbohlenstufen hinab zur Täuferhöhle. Brutal steil war das. Und glitschig.
Kotelett und Rösti auf dem Bachtel.
Holzbohlen, mit Eisenbeschlägen gesichert, dominierten unsere Samstagswanderung: Holzbohlen im Aufstieg von Wernetshausen zum Bachtel. Holzbohlen im Abstieg vom Bachtel zur Egg. Holzbohlen im Wald vom Allmen hinab zur Täuferhöhle, der so feucht und steil war, dass man sich am liebsten angeseilt hätte. Holzbohlen schliesslich auf der letzten Passage von Wappenswil nach Bäretswil.

Die 5 1/2-stündige Wanderung (Wetzikon - Hinwil - Wernetshausen - Bachtel - Egg - Allmen - Täuferhöhle - Wappenswil - Stockrüti - Bäretswil) war im Übrigen vollgepackt mit guten Dingen. Wir fanden den Anfang, die Drumlinlandschaft gleich nach Wetzikon, apart. Wir mochten die Wirtschaft Zum Bachtel in Wernetshausen, wo wir Kaffeehalt machten und uns erkundigten, wo genau Ueli Maurer wohnt (wir erfuhren es nicht). Wir liebten das Kotelett und die Rösti oben im Bachtel-Restaurant, dessen Wirt es wirklich gut macht. Wir waren von der Täuferhöhle beeindruckt, ihrer Lage unter einem Nagelfluhvorsprung, dem Wasserfällchen, der Abgelegenheit dieses Ortes. Schliesslich amüsierte uns vor dem Volg von Bäretswil, wo wir unser Schlussbier kauften, ein 76-jähriger Bauer mit quicklebendig-jungen Äuglein, der uns in fünfzehn Minuten mehr oder minder sein Leben erzählte. Und das beste von allem: Es regnete erst, als wir ausgewandert hatten. Perfektes Timing.
Die Täuferhöhle erinnert an die Anatomie eines Nashorns oder so.

Sonntag, 13. Juli 2014

Connelly und die Kofferwörter

Michael Connelly, einer der besten
amerikanischen Krimischreiber.
(Wikicommons/ Larry D. Moore)

Der Begriff "Kofferwort" kam in diesem Blog auch schon vor, es ging  um das Radom auf der Lägern; ein Zusammenzug aus "Radar" und "Dom". Kürzlich nun las ich einen ziemlich blutigen Krimi*, in dem es um zwei Schwesterstädte geht, deren eine in Mexiko liegt, die andere aber gleich über der Grenze in Kalifornien. Die mexikanische Stadt heisst Mexicali, die kalifornische Stadt Calexico. Interessant, zwei Kofferwörter, die quasi gespiegelt sind. Kann man mir folgen? Ich hoffe es.

* Ich habe in den letzten Monate alle Krimis von Michael Connelly um den Mordermittler Harry Bosch gelesen, grossartig. "The Black Ice" spielt an der Grenze, führt - eben - nach Mexicali und Calexico und handelt, wie könnte es anders sein, vom Drogenschmuggel.

Samstag, 12. Juli 2014

Bachtel und Täuferhöhle, wieder einmal

Die Täuferhöhle im Zürcher Oberland. (Wikic./ Adrian Michael)
Von Wetzikon aus peilen wir heute den Bachtel an, mir schwebt vor, oben ein Kotelett mit Rösti zu vertilgen. Rotwein ist auch gesetzt, wir simulieren den Herbst. Hernach wollen wir, wenn es nicht gerade giesst oder gewittert, zur Täuferhöhle hinüberhalten. Die finde ich immer wieder eindrücklich. Wer das Nagelfluh-Wunder besucht, landet automatisch in der Geschichte der Reformation, die sich zwar vom Katholizismus befreite, gleichzeitig aber neue Unterdrückung schuf, indem sie die Täufer verfolgte. In der nach ihnen benannten Höhle versteckten sich einst die Täufer vor den Häschern aus Zürich, bei Grabungen kamen Nischen mit Besteck zum Vorschein.

PS: Heute gibts in der Zeitung von mir eine Analyse zum Projekt einer neuen Nationalhymne. Brauchen wir nicht, finde ich; wir fahren gut mit der jetzigen - gerade weil sie so herrlich metaphorisch ist, in Wetterwörtern schwelgt und nicht konkret wird.

Freitag, 11. Juli 2014

Das Beugen des Knies

Schön! Frühe Koranabschrift; Tinte, Farbe und Gold
auf Pergament, Nordafrika oder Nahost. (Wikicommons)
Ha, der Titel führt in die Irre. Da meint doch jeder, es ginge hier um Orthopädie, um Kniefunktionalität oder um Kniebeschwerden - vermutlich eine Knieklage von Widmer-dem-Wanderer. In Tat und Wahrheit aber handelt es sich um den Titel einer der Suren (Kapitel) des Korans. Die 45. ist so benannt: "das Beugen des Knies". Und da wir nun schon bei einem völlig wanderfremden Thema sind, verweilen wir grad. Interessant ist, wie verschieden je nach Übersetzung das heilige Buch der Muslime klingt. Hier Vers 28 dieser Sure in vier deutschen Versionen. Erstens die Übersetzung der Ahmadiyya, einer Glaubensgemeinschaft des Islams; zweitens die des bekannten deutschen Orientalisten Rudi Paret; drittens die des in Deutschland lebenden Azhar-Gelehrten M.A. Rassoul; viertens die der Azhar-Universität in Kairo.
  • Und du wirst jedes Volk knien sehn. Jedes Volk wird zu seinem Buche gerufen werden: "Heute sollt ihr belohnt werden für das, was ihr getan."
  • Und du siehst (dann) jede Gemeinschaft (umma) (in Erwartung des Gerichts) auf den Knien liegen. Jede Gemeinschaft wird zu ihrer Schrift (mit dem Verzeichnis ihrer Taten) gerufen (mit den Worten): "Heute wird euch für das vergolten, was ihr (in eurem Erdenleben) getan habt." 
  • Und du wirst jede Nation auf Knien sehen. Jede Nation wird zu ihrem Buch gerufen werden: "Heute sollt ihr für das, was ihr getan habt, belohnt werden."
  • Du wirst jede Gemeinschaft kniend sehen. Jede Gemeinschaft wird zu ihrem Buch gerufen, in dem alles verzeichnet ist. "Heute wird euch vergolten, was ihr im irdischen Leben getan habt."  

Donnerstag, 10. Juli 2014

S Bedretto betrete

Das Dorf Bedretto, das ich vom Gegenhang sah. Hübsch, oder?
Mein Zmittag in All'Acqua.
Gestern morgen um fünf dachte ich, es würde ein häuslicher Tag werden, Kolumne schreiben, ein bisschen lesen, vielleicht einen Couscous kochen. Um zehn vor sechs schoss die Wanderlust ein. Ich zog mich an, warf ein paar Sachen in den Rucksack, fuhr nach Zürich und weiter nach Airolo. Um neun wanderte ich dort los ins Bedrettotal auf dem Sentiero Basso, dem Talweg. Es wurden vier gute Wanderstunden, ich sah schöne Hangdörfer, ging auf breiten Forstwegen und schmalen Waldpfaden, traf einen Tessiner Pfadfinder um die 40, der eine Wanderung für seine Jungpfadis rekognoszierte. Wir gingen eine Zeitlang zusammen und meisterten vereint einen wilden Gebirgsbach, der im Vorjahr den Steg weggespült hatte. Hernach hatte ich nasse Füsse. In All'Acqua ass ich im Restaurant an der Nufenenstrasse, der Himmel war grau, aber es regnete nicht. Der Ossobuco mit Polenta haute mich nicht um, doch das Lokal war gemütlich, ich blieb zwei Stunden und fand das Tiramisù dann doch sehr gut. Hernach zog ich einen Kilometer auf der Passstrasse hinab nach Cioss Prato, der obersten Haltstelle des Bedrettotal-Busses, und schaute zwei Holländerinnen zu, die vor der Skibuvette parkierten; ihre Männer kamen angeradelt, sie fotografierten wie wild, reichten den Männern Wasser und Schoggiriegel. Begleitfahrzeug für Radler spielen: Meine Ferien wären das nicht. Schliesslich kam der Kleinbus, ich fuhr heimwärts und bin froh, meine Bildungslücke geschlossen zu haben, ich war nämlich bis anhin nie im Bedrettotal gewesen. Im Zug das Urnerland hinab kalauerte ich vor mich hin: I ha s Bedretto jetz betrete.

Mittwoch, 9. Juli 2014

Wer hat das Schweppes erfunden, wer?

"Die Schweiz für die Hosentasche", passenderweise mit abgerundeten Ecken versehen und also rucksacktauglich, ist ein hübsches Brevier. Die Neuerscheinung, die sich bestens als Geschenklein eignet, präsentiert unser Land in Form von Listen; die einen sind einigermassen erwartbar (Auflagezahlen der grössten Zeitungen, höchste Berggipfel), die anderen doch recht überraschend (zehn Dinge, die Schweizer an Deutschen nicht mögen; zehn Dinge, die Deutsche an der Schweiz nicht mögen). Hier eine Liste mit Dingen, die Schweizer oder Leute, die in der Schweiz lange lebten, erfunden haben:
Alufolie. Birchermüesli. E-Gitarre. Elektrische Zahnbürste. Klettverschluss. Knoblauchpresse. LCD-Anzeige. Milchpulver. Reissverschluss. Schweppes. Sparschäler. Velokette. Würfelzucker.

Dienstag, 8. Juli 2014

Sorge um die Kirche Kappel

Altehrwürdige Gotik im Säuliamt: Klosterkirche Kappel.
Zürichs Grossmünster-Kirche, die Klosterkirche auf der Rheinau und die Klosterkirche von Kappel am Albis sind die drei Zürcher Kirchen, die dem Kanton gehören; die Direktion der Justiz und des Innern ist zuständig. Gestern las ich im Tages-Anzeiger, dass die ehrwürdige Kirche von Kappel offenbar am Verlottern ist, Moos und Flechten arbeiten sich die Fassade hinauf. Eine Gruppe von Liebhabern der Kirche, heute ein Haus der Stille, ist besorgt; beim Kanton freilich wusste man von nichts und wiegelte ab, als die Zeitung um einen Kommentar anfragte. Immerhin: Man hat versprochen, sich die Sache demnächst einmal anzusehen. Und sie bewegt sich doch, die Beamtenschaft.

Montag, 7. Juli 2014

Der Sonntag war unser Samstag


Klatschmohn, was bist du rot!
Limmattaler Musikanten, was seid ihr laut!
Ausnahmsweise wanderten wir am Sonntag statt am Samstag. Wir erwischten klar den besseren Tag. Irgendwie war alles schön gestern ausser vielleicht dem Beginn, der öden Bahn-Haltestelle Reppischhof am Rande Dietikons. Aber dann! Wir sahen auf dem Weg via Gwinden, Herrenberg, Hasenberg zum Egelsee Schmetterlinge, riesige Flächen Klatschmohn, natürlich auch den Alpenkranz. Den Egelsee, bei all seiner Kleinheit der grösste vollständig auf Kantonsgebiet liegende Aargauer See, fanden wir lauschig; wir verweilten aber nicht lange, weil wir Durst und Hunger hatten. Im Ausflugsrestaurant Rüsler hoch über Neuenhof stillten wir beides, wobei wir nicht unfroh waren, dass die Limmattaler Musikanten ihr Frühschoppen-Konzert eben grad beendeten; so eine Blasmusik ist brutal laut. Hernach stiegen wir ab durch den Wald, der uns vor der brennenden Sonne schützte, via Teufelskeller nach Baden; dort nahmen wir das Schlussbier in der Altstadt. Dann die Heimkehr. Das einzig Blöde, wenn man am Sonntag statt am Samstag wandert, fand ich im Zug, ist, dass man am nächsten Tag zur Arbeit muss, also nicht die Füsse hochlegen und noch ein wenig vom Vortag träumen darf. Ah ja, noch die Fakten: Die Wanderung dauerte 4 3/4 Stunden, die Höhendifferenz hielt sich mit je etwas über 400 Meter im Rahmen. 
Schmetterling, was bist du schön!

Sonntag, 6. Juli 2014

Hütet euch am Pilatus! Meidet die Lütoldsmatt!

Für den Anlass sind Volunteers
gesucht. "Freiwillige" heisst das
auf Altdeutsch. Ja, das H in der
Atmosphäre habe ich gesehen.
Ich warne alle Wanderer dringend: Betätigt euch am 18. August nicht am Pilatus! Dort nämlich kulminiert an jenem Tag der Mountainman 2014 - "Gring ache u seckle" als Massenmotto sozusagen. Es gibt drei Startorte und drei Strecken, die alle zum Pilatus führen. Die einen starten in Engelberg-Trübsee und halten via Brünig und Lütoldsmatt zum Ziel. Die anderen starten in Giswil, kommen aber auch bei der Lütoldsmatt durch. Und die dritten starten bei Langis am Glaubenberg, und auch sie passieren die Lütoldsmatt unterwegs zum Pilatus. Es gibt eine Pflichtausrüstung, mitführen muss man zum Beispiel eine elastische Binde und ein Pflaster, das Mobiltelefon und eine Taschenlampe, ohä. Ich gebe als Wanderer zu, dass ich bei aller emotionalen Distanz (was sind das für Gepickte!) auch einen gewissen Respekt für Leute empfinde, die derlei Sportanlässe mitmachen. Für mich wäre es aber nichts. Nei au, Pflichtausrüstung!

Samstag, 5. Juli 2014

Spitex im Hotel

Gestern las ich im Reisespezial der NZZ eine interessante Geschichte. In Bern gibt es eine Stiftung namens Claire & George, die wie ein Reisebüro funktioniert und schweizweit Ferien vermittelt. Und zwar in Hotels, die auch ältere oder pflegebedürftige Gäste aufnehmen und allenfalls die örtliche Spitex einbinden, wenn ein Gast das braucht. Mittlerweile sind es doch gut 40 Häuer, die diesen Service bieten und auch entsprechend eingerichtet sind. Nicht schlecht, oder? Wir werden bekanntlich alle älter.

PS: Nun etwas ganz anderes. Wanderkollege E. sah kürzlich in Diesbach GL einen lustigen Zweizeiler, mit dem der Dorfladen sich selber bewirbt: "Wir zahlen keine Dividende/ drum ist der Dorfladen nicht am Ende."

Freitag, 4. Juli 2014

Pfui, Püfel!

Ist dieses Wasser gut? Weiss ich doch nicht. Brunnen in Schmerikon.
Die Zeitschrift Gesundheitstipp widmet sich in ihrer Juli-August-Ausgabe Brunnenwasser; man nahm von 15 Brunnen im Land Proben und liess sie untersuchen. Und oha! Immerhin 4 dieser Proben enthalten Fäkalbakterien, nämlich Kolibakterien oder Enterokokken. Ein Tipp in diesem Zusammenhang: Nach starken Regenfällen und Gewittern kein Brunnenwasser trinken, weil dann die Bakterien im Erdgrund aufgewühlt und ins Trinkwasser gespült wurden. Hier die vier Brunnen, die mit den Noten "ungenügend" (die ersten zwei) bzw. "schlecht" abschnitten:
  • Brunnen an der unteren Dorfstrasse von Sisikon UR.
  • Brunnen auf dem Picknickplatz Püfel im Justistal BE.
  • Brunnen Toppwald/Bützenboden in Oberhüningen BE.
  • Brunnen Mittler Rotbach an der Glaubenbergpassstrasse im Entlebuch LU.
Und hier gleich noch etwas aus demselben Heft: Menschen mit einer leichten Arthrose im Knie sollten sich täglich bewegen und 6000 Schritte zurücklegen. Laut einer Studie senkt dies das Risiko drastisch, dass man mittelfristig nur noch eingeschränkt gehtauglich ist. Also, liebe Arthrösler, Schrittzähler anschnallen und loslaufen.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Die Gähnkampagne

Das Plakat der Kampagne für mehr Sicherheit
beim Bergwandern. (Screenshot)
Gestern ging eine Medienmitteilung bei mir ein. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) hat offenbar bei eine Umfrage festgestellt, dass nur die Hälfte der hiesigen Wanderer den Unterschied zwischen gelben und weiss-rot-weissen Wanderweg-Marken kennt; diese Leute wissen folglich auch nicht Bescheid über das jeweilige Gefahrenniveau. Derzeit läuft eine "Kampagne für sicheres Bergwandern"; auf einer Internetseite gibt es einen sogenannten Bergwander-Check mit dem Namen PEAK - ein Akronym, P wie Planung, E wie Einschätzung, A wie Ausrüstung, K wie Kontrolle. Der Check ist honorig gemeint und gemacht, aber auch sterbenslangweilig. Mir schliefen beim Lesen der vier Listen die Füsse ein, so dass ich beim Gang in die Küche (Kaffe, jetzt ein Kaffee!) nicht mehr trittsicher war und stolperte. Im Ernst, so geht das heutzutage nicht mehr, Freunde. Wenn ich schon aufgefordert werde, einen Check im Internet zu machen, dann erwarte ich eine spielerische Sache mit Multiple Choice oder so. Mit blinkenden Buttons zum Klicken, Sound, Ermutigung und Feedback und Punktezahl am Schluss, die mir mitteilt, ob ich sicherheitstechnisch eine Pfeife bin oder ein Star. Wir leben im Zeitalter der Interaktivität. Hattet ihr keinen Programmierer zur Hand?

Mittwoch, 2. Juli 2014

Sigriswil und Qu'eswachaka

Eine Brücke aus Gras? Klingt romantisch. Und dubios.
(Wikicommons/ Leonard G.)
Kürzlich erzählte ich von der Hängebrücke von Sigriswil, die 340 Meter lang ist und 182 Meter über Grund die Gummischlucht überspannt. Gestern nun stiess ich im Internet auf eine andere Hängebrücke, von der ich bis anhin nichts wusste. Sie ist mit 28 Metern Länge vergleichweise kurz, dafür aber uralt, gut ein halbes Jahrtausend gibt es sie schon. Wobei das insofern zu relativieren ist, als die Brücke von Qu'eswachaka in Peru immer wieder neu geflochten und neu gespannt wird. Sie ist ein Bauwerk der Inka und besteht aus Gras. Etwa 700 Menschen der Umgebgung sammeln sich jedes Jahr; die Frauen flechten die Seile, die Männer verknüpfen die Seile zur Brücke. Am Schluss gibt es ein Fest, und Schamanen weihen die Brücke. Klingt wunderbar authentisch, allerdings frage ich mich, ob ich den Mut und das Gottvertrauen hätte, sie auch zu queren. Letztlich ist mir die Brücke von Sigriswil lieber.

Dienstag, 1. Juli 2014

Wacht Valendas auf?

Bisherige Hauptattraktion von Valendas: der Dorfbrunnen.
(Wikicommons/ Adrian Michael)

In der Zürichsee-Zeitung las ich eben einen Artikel über Valendas - die Zürcher Goldküstengemeinde Erlenbach nämlich ist Patin jenes armen Dorfes in der Surselva. Dort fährt man als Wanderer oder Tourist in der Regel durch auf dem Weg nach Ilanz; man sieht Valendas vom Zug aus ohnehin gar nicht wirklich. Doch nun gibt es einen Grund, dort auszusteigen. Für eine grössere Summe - Erlenbach zahlte kräftig mit - wurde in Valendas das fast 500-jährige Engihuus am Dorfplatz umgebaut durch Stararchitekt Gion A. Caminada. Entstanden ist ein Kleinhotel und Gourmetlokal, das Gasthaus am Brunnen. Am Wochenende wurde es im Beisein von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf eröffnet. Ich drücke Valendas die Daumen, dass das neue Restaurant Leute anzieht und das serbelnde Valendas belebt. Dessen Hauptattraktion war bis anhin - wahnsinnig sexy ist das nicht - Europas* grösster Holzbrunnen.

* Würde mich nicht wundern, wenn irgendwo in Siebenbürgen oder von mir aus auch in Südportugal ein Holzbrunnen steht, der grösser ist als der von Valendas. Solche Superlative sind letztlich unkontrollierbar.