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Sonntag, 31. August 2014

Duell mit Frau Schnyder

In der aktuellen Nummer des Appenzeller Magazins duelliere ich mich mit einer Frau. Natürlich nur rhetorisch. Es geht ums Wandern. "Wandern ist cool", sage ich, "Wandern ist doof", sagt sie. Sehr hübsch finde ich die Fotos von Martina Basista, eine kunstvolle Montage - ich habe meine Konkurrentin Rebecca C. Schnyder nie wirklich getroffen.

Samstag, 30. August 2014

Wow? Wau!

Ein Foto von Tschingel habe
ich nicht. Hier immerhin ihr
Herrchen, William Coolidge,
1850 - 1926, grosser Alpinist.
(Wikicommons/ Jebulon)

Am 24. Juli 1875 krönt Tschingel ihre Karriere mit der Besteigung des höchsten Berges von Europa, des Mont Blanc. Ehrenmitglied des Alpine Club, des ältesten Bergsteigerverbandes der Welt mit Sitz in London, ist sie da schon seit sechs Jahren. Was für eine Ehre für eine Berner Oberländer Hündin! Tschingel erklettert aber auch immer wieder Viertausender und realisiert dabei mehrere Erstbesteigungen; sie ist der Stolz ihres Herrn, des amerikanischen Bergsteigers William Coolidge. Das ganze Hundeleben nachlesen kann man in einem langen und schönen Artikel in der NZZ.

PS: Heute wird gewandert. Vier-, Drei- und letztlich auch Zweitausender kommen nicht in Frage. Wir wandern am Chasseral und haben auch schon eine deftige Métairie, also eine Bauernwirtschaft, im Auge.

Freitag, 29. August 2014

Die Mauer von Bondo

Bei Bondo erreicht die Bondasca die Maira, mündet somit das Bondascatal ins Bergell. Zuhinterst im Bondascatal ereignete sich im Dezember 2011 ein gewaltiger Bergsturz vom Pizzo Cengalo. Die Einwohner Bondos hatten damit kein Problem, bis im Sommer darauf ein Unwetter aufzog. Das wilde Wasser der Bondasca wälzte die Felsbrocken des Bergsturzes Richtung Dorf. Mein Berner Wanderfreund Stefan von Bergen, mit dem Bergell seit langem verbunden, hat eine schöne Reportage geschrieben, wie sich das Leben in Bondo angesichts dieser Bedrohung anfühlt und was Experten gegen die Gefahr tun: Eine zwei Meter hohe und 500 Meter lange Mauer soll schon bald verhindern, dass bei einem neuen Unwetter eine Katastrophe passiert und ein Murgang Bondo verschüttet. Alles Weitere lese man auf den Schweiz-Seiten der gestern erschienenen "Zeit" nach.

Donnerstag, 28. August 2014

Mein Selfie (keine Angst, jugendfrei)

Ja, ich weiss, ich muss zum Coiffeur.Widmer in Réclère.
Letzte Woche war ich in Réclère, einem Dorf im Pruntruter Zipfel in unmittelbarer Nähe zu Frankreich. Ich besuchte dort die Grotten, darüber habe ich berichtet. Anschliessend wanderte ich durch den Préhisto Parc, der mit den Grotten eine Art Erlebniskombi bildet; die meisten Leute führen sich gleich beide Attraktionen zu. Gut eine Stunde brauchte ich, um den hübsch gemachten Waldweg abzuschreiben und die Schilder zu lesen, die erklären, was für Monster der Prähistorie auf einen lauern. Ich kann den Besuch allen Leuten nur empfehlen, besonders natürlich denen mit Kindern.

Mittwoch, 27. August 2014

Weissenstein - das Problem

Der erste Fahrplan der Solothurn-Moutier-Bahn.
(Wikicommons/ Scan Gestumblindi)
Noch etwas zur neuen Gondelbahn von Oberdorf auf den Weissenstein, die im Dezember in Betrieb gehen wird. Die Betreiber haben ein potenzielles Problem. Sie sind auf die Solothurn-Moutier-Zuglinie angewiesen, mit der Gondelbahn-Benutzer zur Talstation Oberdorf gelangen. Und genau diese unrentable und schwach genutzte Zuglinie steht jetzt zur Disposition. Der Weissenstein-Tunnel nämlich, ihr Herzstück, ist baufällig und müsste für 170 Millionen Franken renoviert werden. Die Frage ist, ob das wirtschaftlich sinnvoll ist; dies umso mehr, als bloss 500 Leute pro Tag durch den Tunnel fahren. Zwei Alternativszenarien zur Renovierung stehen im Raum:
  1. Totale Stillegung der Bahn, wobei das Teilstück Solothurn - Oberdorf duch einen Bus ersetzt würde.
  2. Beschränkung der Bahn auf das Teilstück Solothurn - Oberdorf. Also Fahrt bis zum Tunnel.
Wo ist das Problem, mag man sich fragen; die Weissenstein-Gondel hätte ja nach wie vor ihren direkten Zubringer Solothurn - Oberdorf. Durchaus. Aber einen Zubringer von Moutier her gäbe es nicht mehr. Und die Solothurner, die vom Weissenstein auf die Moutier-Seite abstiegen, würden nur auf einem Riesenumweg wieder zurück auf die Solothurner Seite gelangen. Die Leute hinter der neuen Gondelbahn plädieren nun dafür, dass man das Geschäft ein wenig ruhen lässt und schaut, ob nicht just ihre Bahn der kriselnden Zuglinie neuen Schwung bringt.

Dienstag, 26. August 2014

Meidet den Weissenstein!

Grässlich, wie es derzeit um den Bahnhof Oberdorf SO aussieht. Das hat natürlich mit der neuen Gondelbahn auf den Weissenstein zu tun, die am 20. Dezember startet; in Oberdorf bauen sie die Talstation der Gondel gleich neben dem Bahngebäude der Moutier-Bahn (am rechten Bildrand) in den Hang. Und jetzt noch eine Warnung an alle Wanderer: Ab sofort sind alle Wanderwege im Gebiet, welche die Seilbahnachse queren, gesperrt, und zwar für rund fünf Wochen - in diesem Zeitraum werden die Seile für die neue Gondel gezogen.

Montag, 25. August 2014

Schanfigg - Prättigau in sieben Fotos

Die Bergwanderung vom Samstag wird mir in allerbester Erinnerung bleiben. Allein schon das Wetter: kein Regen, aber alle Stimmungen zwischen sonnig-warm und neblig-kühl, zwischen Sommer und Herbst. Sechs Gehstunden (1004 Meter aufwärts, 1342 abwärts) brauchten wir für die Route Peist, Bahnhof - Peist, Dorf - Kegelboden - Maselfa - Ried - Faninpass - Arflinafurgga - Fideriser Heuberge - Laflina - Valsigg - Almeindli - Fideris, Dorf. Hier ein paar Fotos:
In Peist steht direkt am Bahnhof Europas älteste Esche. Aber wie die ihren
Baum behandeln! Eine triste Abstellecke haben sie um ihn eingerichtet. Pfui!

Peist von oben. Stimmungsvoll waberte in der ersten Wanderhälfte der Dunst.
Die letzte Stunde vor dem Faninpass geht man auf weichem Moorboden.
Das Berghaus Arflina. Im Winter ist hier der Teufel los. Vor allem die Schlittler!
Mein Lieblingsfoto vom Samstag: die traute Himbeere von Fideris.
Im "Ritterhof" zu Fideris haben sie ein stilecht historisierendes Buffet.
"Dreissigerjahre", sagte der RhB-Kondi auf die Frage, wie alt der Waggon sei.

Sonntag, 24. August 2014

Ein guter Ort für Menschenstudien

Die "Time"-Bar im Glaskubus im ersten Stock. Rechts geht es hinab ins Shopville.
Im Bahnhof Luzern ist ja vor kurzem das Buffet zugegangen. Das Buffet im ersten Stock, von dem aus man so schön auf die Geleise hinabschauen konnte. Jetzt haben wir im Bahnhof Zürich ein solches Lokal. Leider kein grosses Restaurant. Aber immerhin eine Bar, von der aus man die Züge ein- und ausfahren sieht. Und man kann das Gewusel beobachten zwischen Shopville-Aufgang und der Querhalle vor den Schienen. Die "Time"-Bar im ersten Stock, die Menschenstudien erlaubt, öffnete kürzlich gleichzeitig mit den neuen Durchmesserlinien. Sie liegt gegenüber den Geleisen 3 bis 7. Ich genoss den Aufenthalt, während sie in der Nähe in einem Reparaturladen mein defektes iPhone gleichzeitig reparierten und ruinierten, was mich letztlich 310 Franken kostete. Aber das ist eine andere Geschichte.

Samstag, 23. August 2014

350 Jahre alt sei sie, sagt man


Peist hat ein hübsches Wappen.
Halleluja, mein Internet geht wieder, es war der Router. Soweit die beiden Techniker von der Swisscom, die ihn gleich ersetzten. Somit ist der Zustand beendet, den ich so empfand wie vermutlich ein Steinzeitmensch, wenn in seiner Höhle kein Feuer brennen will.

Heute wird gewandert. Wir fahren nach Peist, ziehen über den Faninpass zu den Fideriser Heubergen und halten von dort hinab nach Fideris. Zu Peist las ich übrigens auf Wikipedia, dass dort die älteste Esche Europas steht. 350 Jahre alt soll sie sein.

Freitag, 22. August 2014

Die Blutegel-Drohung

Mittwoch: Abstieg in die Grotten von Réclère.
Das Loch, mit dem alles begann.
Am Mittwoch war ich in der Ajoie unterwegs, wie der Zipfel von Pruntrut auch heisst - eine herrlich weitläufige und stille Gegend; die Postauto-Fahrt von Pruntrut nach Réclère mit einmal Umsteigen wollte nicht enden. Hier vorerst etwas zu den Grotten von Réclère. Ihre neuzeitliche Geschichte beginnt damit, dass sie als Tierkadaver-Deponie herhalten müssen. Die Bauern der nahen Umgebung denken sich nicht viel zu dem Loch, in das sie ab und zu ein totes Tier schmeissen. 1886 steigen ein paar Leute ab, um die gesammelten Knochen zu bergen, aus denen sie Dünger fertigen wollen. Sie entdecken die gewaltige Tropfsteinhöhle, die ab 1890 für Besucher offen steht und später gut ausgebaut wird.

Die Führung durch die Höhle (allein kann man nicht gehen) dauert knapp eine Stunde. Auf Treppenstufen kommt man an abenteuerlichen Stalagmiten und Stalaktiten vorbei, die zum Beispiel "Schwiegermutter und Schwiegertochter" heissen, "Napoleons Mantel" oder auch "Das Schachspiel". Recht kalt ist es in der 75 Meter hohen Halle: sieben Grad. Aber der Humor des jungen Führers, der zweisprachig vorträgt, wärmt. Zu Anfang ermahnte er uns, die Tropfsteingebilde bitte nicht zu berühren. "Wer es doch tut, wird zur Strafe den Blutegeln im Seelein vorgeworfen, das Sie gleich sehen werden."

Donnerstag, 21. August 2014

Das Ufo von Spreiti


Am Dienstag erzählte ich vom Futuro House, das ich in Paris angetroffen hatte (wer im Blog runterblättert, sieht das ufo-eske Gebilde gleich). Darauf schickte mir Leserin Marianne Jeker Fotos von einem ähnlichen Gebilde. Es hängt in der Umweltarena in Spreitenbach. Drinnen enthält es eine Art Computerspiel, bei dem man erfährt, wieviel Energie man bei welcher Tätigkeit verbraucht. Danke, Marianne!

PS: Gestern eine Tour an den äussersten Rand der Ajoie. Drei Dinge tat ich dort. Ich nahm an einer Führung durch die Grotten von Réclère teil. Ich durchwanderte den angrenzenden Préhisto-Parc mit nachgebildeten Tieren der Prähistorie. Und ich beging den 20 Postauto-Minuten entfernten Lehrpfad "Jurassica" nah Courtedoux, der in einem fest installierten Zelt endet. Bei Ausgrabungen entdeckte man dort Dinosaurierspuren. Mehr von alledem in den nächsten Tagen.

Mittwoch, 20. August 2014

Mein Offline-Elend

Ärgernis der Woche - auch das Posten auf diesem Blog ist betroffen: Meine Internet-Linie zuhause funktioniert nicht, die Leitung spukt. Und das, seit ich am Samstag abend aus den Ferien heimkam. Swisscom war soweit nett, konnte aus der Ferne aber auch nicht helfen und schickt mir morgen vormittag einen Techniker vorbei; ich hoffe, der kann die Sache flicken. Wie ich denn überhaupt poste? Ich nütze mein Handy als Hotspot. Natürlich läuft so alles viel langsamer, eine Dauerlösung ist das nicht.

So, fertig gejammert - hier mein Plan für heute. Ich will nach Réclère fahren, das am Rand der Schweiz im Pruntruter Zipfel liegt. Dort gibt es eine spektakuläre Grotte zu besichtigen sowie einen Prähistorie-Park zu durchwandern; beides wollte ich schon seit langem tun. Bericht folgt.

Dienstag, 19. August 2014

Die Zukunft von 1968


Nicht übel, oder? So ein Haus würde ich gern bewohnen.
Na ja. Die Inneneinrichtung ist etwas überkandidelt.
Ufo gelandet! Ich sah das Objekt letzten Samstag, als ich in Paris auf dem Flohmarkt von Clignancourt/ Saint Ouen unterwegs war. Das Futuro House wurde 1968 vom finnischen Architekten Matti Suuronen konzipiert; anschliessend wurde eine kleine Serie realisiert. Dieses Exemplar stand zuerst draussen in der Défense und wurde dann auf das Flohmarkt-Areal gezügelt. Mir gefällt es ausgezeichnet; so möchte ich wohnen.

Montag, 18. August 2014

Die Societas Jesu in der Schweiz

Der Jesuitengründer
Ignatius von Loyola.
(Wikicommons)

Kürzlich war ein guter Artikel über die Schweizer Jesuiten in der NZZ. Zur Erinnerung: Die Societas Jesu, wie der Orden heisst, war bei uns nach der Gründung des Bundesstaates lange verboten. In der reformierten Leitkultur galten die Jesuiten als rückständige Kraft, die mit dem fernen Papst den Fortschritt im Land zu sabotieren suchte. 1973 hob das Schweizer Stimmvolk das Verbot wieder auf. Heute gibt es hierzulande gut 60 Jesuiten. Ihre Tätigkeitsgebiete:
  • Ein Hilfswerk, die Jesuitenmission; man hilft Flüchtlingen und unterstützt Projekte.
  • Studentenwohnheime in Genf und Basel und Präsenz an einigen Hochschulen.
  • die Luzerner Jesuitenkirche, die dem Kanton gehört, in der aber ein von der Regierung gewählter Jesuitenpater die Seelsorge gewährleistet.
  • das Lassalle-Haus, vormals Kurhaus Bad Schönbrunn, im Kanton Zug. Es widmet sich dem Dialog mit anderen Religionen und der Selbstreflexion und gilt als spirituelles Zentrum.

Sonntag, 17. August 2014

Kreis und Kreuz

So, bin wieder zuhause. Mitgebracht habe ich aus Paris exakt 987 Fotos. Den heutigen Morgen und Vormittag werde ich damit verbringen, sie zu sichten, eine Souvenir-Bildstrecke zu erstellen und an meine Mitgereisten zu vermailen. Paris zu Fuss war toll und lohnend. Was wir dort machten, lässt sich am besten geometrisch ausdrücken: Die Stadt bildet einen Kreis. Auf diesen Kreis legten wir ein Kreuz, indem wir zuerst von Norden nach Süden und dann von Westen nach Osten gingen.

PS: Ich denke, wir werden auch nächstes Jahr wieder zusammen stadtwandern. Zwei Ideen stehen im Raum: Hamburg und Umland. Oder aber Istanbul. Mal schauen. Schönen Sonntag, ich mache mich jetzt an meine Fotoarbeit.
Das assen wir in Frankreich: Schnecken.
Das assen wir in Frankreich: Seezunge.
Das assen wir in Frankreich: Jakobsmuscheln.
Das assen wir in Frankreich: le Burger.
Das assen wir in Frankreich: Geflügelroulade.

Samstag, 16. August 2014

Die Töchter des Königs

Holzbrücke über die Seine, hinten l. und r. die Türme der Nationalbibliothek.
Gestern Freitag Teil zwei unserer Paris-Traverse von West nach Ost. Wir nahmen die Route vom Vortag im Jardin de Luxembourg wieder auf und erreichten nach gut fünf Stunden den Bois de Vincennes und die Porte Dorée. Meine Höhepunkte waren: Die Arena von Lutezia aus der Römerzeit, die 1869 beim Bau der Rue Monge wieder ans Licht kam. Der Jardin de Plantes, eine Pracht von botanischem Garten. Das Restaurant der Grossen Moschee, in dem wir Pfefferminztee tranken. Die Bibliothèque Nationale de France aus den Mitterrand-Jahren, vier elegante Hochhäuser mit einem Wald in der Grube dazwischen, der fürs Publikum (fast immer) gesperrt ist. Und natürlich das Glitzerwasser des künstlichen Sees im Bois de Vincennes kurz vor Wanderende. Als es vollbracht war, stiessen wir an mit einem Pastis.

Noch mehr Eindruck als all das Erwähnte machte mir gestern das Riesenareal der Salpêtrière. Einst fertigte man dort aus Salpeter Sprengstoff. Dann verfügte Louis XIV den Bau eines Armenspitals auf dem Areal. Auch wahnsinnige Frauen wurden hospitalisiert - und übrigens war in der Salpêtrière auch der junge Sigmund Freud einige Zeit Gastarzt. Wir schauten uns die Kapelle an, in der vier Zürcher Kirchen locker Platz hätten. Wir lasen ein Schild, gemäss dem in der Zeit von Louis XIV 240 junge Frauen aus der Salpêtrière nach Kanada verschifft wurden, um dort zu heiraten, Kinder zu kriegen und so die gloriose Frankophonie zu stärken ("les filles du roi"). Schliesslich sahen wir eine Art historische Bungalow-Anlage, in der einst die geisteskranken Frauen einsassen; nachts kettete man sie vor dem Haus an, um ihnen frische Luft zuzuführen. Usw., man muss das Areal besuchen, das übrigens heutzutage das grösste Spitalgelände von Paris ist - was für ein wuchtiges Gebilde!

Freitag, 15. August 2014

Unsere Routine und meine Robespierre-Fantasie

Wer über Paris bloggt, kommt um den Eiffelturm nicht herum: Wanderfoto von gestern.
Mittlerweile hat sich in unserem Parisgrüppli eine Routine etabliert. Man trifft sich am Morgen um 9.15 in der Hotellobby, geht zur Metro, fährt zum Ausgangspunkt der Tageswanderung, zieht los. Gegen Mittag gibt es eine Pause mit Kaffee, gegen zwei Uhr ist Wanderschluss, man trinkt ein Bier, dann fahren die einen Richtung Hotel und hauen sich mal kurz hin, während die anderen eine Ausstellung besuchen, flanieren oder shoppen. Gegen 18.30 sammelt man sich wieder in der Hotellobby und zieht aus zum Abendessen. Und da wir nun beim Einkehren sind: Nachdem wir gestern die Hälfte der West-Ost-Traverse (Porte Dauphine - Porte Dorée) gemacht hatten, gönnten wir uns im Procope nah beim Odéon unser Schlussbier. Das Procope ist ein berühmtes und uraltes Intellektuellencafé, die Aufklärer verkehrten in ihm, eine Stange kostet umgerechnet acht Franken. Originell das ein wenig schmuddlige Herren-WC, auf der Tür stand "Citoyens". Es hätte mich nicht verwundert, wenn beim Händewaschen Robespierre neben mir aufgetaucht wäre.

Donnerstag, 14. August 2014

Die Traversierung von Paris (II)

Mobilier National bestückt Frankreichs Ministerien und Botschaften mit Möbeln.
Le Widmer et le Mojito.
Gestern Teil zwei der Nord-Süd-Durchwanderung von Paris. Wir starteten bei der Kathedrale Notre-Dame auf der Seine-Insel Île de la Cité, auf der sich circa 250 vor Christus der Keltenstamm der Parisii niederliess. Und wir hielten, wieder mit riesigen Umwegen durch mal lauschige, mal industrielle Quartiere und natürlich durchs Universitätsviertel, nach Süden zur Porte d'Argueil. Wir sahen derart viel, dass es vielleicht sinnvoller ist zu erwähnen, was wir nicht sahen: die Bièvre. Der 33 Kilometer lange Fluss muss einst lauschig gewesen sein und zog auch Gewerbe an, um 1440 siedelte sich an ihm der Färber Jean Gobelin an, mit dem die gewerbliche Geschichte des gleichnamigen Teppichs begann. Heute sieht man von der Bièvre, in deren Namen sich das Wort "Biber" verbirgt, nichts mehr, sie ist zum Teil des städtischen Abwässernetzes degradiert.

PS: Ich finde nach wie vor, Französisch habe zuviele Akzente. Mal eine Schreibreform, in der Akzente systematisch gestrichen würden, das wärs. Ich bin sicher, die Sprache würde mehr Liebhaber finden. Und die blöden Zusatzmanöver auf der Smartphone-Tastatur würden hinfällig. Bievre statt Bièvre! (Yve, falls du das liest, nicht durchdrehen!)
PS 2: Bei der Kirche Saint-Médard nahm mein Grüpplein, vier Frauen und ich Mann, am Platz einen Kaffee. Eine Frau um die 50 kam vorbei, musterte uns und sagte anerkennend zu mir: Monsieur, vous êtes bien entouré!

Mittwoch, 13. August 2014

Die Traversierung von Paris (I)

Der Vesta-Tempel auf dem Hügel des Buttes-Chaumont-Parkes.
Gestern stadtwanderten wir, das war wunderbar. Die Unternehmung dauerte vier Stunden, kam mir aber dreimal so lang vor. Der Reichtum einer Stadt wie Paris ist enorm, kulturell, geschichtlich, städtebaulich, architektonisch. Wir folgten den gelb-roten Markierungen der Nord-Süd-Route durch die Stadt. Also ein echter Wanderweg, freilich ist man ohne das Buch "Paris à pied" verloren, in dem diese und weitere Wege mit Karten dokumentiert sind. Wir starteten beim Parc de la Villette, stiegen nach Umwegen durch ein stilles Viertel mit verträumten ein- und zweistöckigen Häuschen auf zum Parc des Buttes Chaumont und dem erhabenen Vesta-Tempel, stiegen wieder ab Richtung République. Dann die Durchquerung des Marais, wo an manchen Orten Schilder an die jüdischen Kinder erinnern, die im zweiten Weltkrieg deportiert wurden; schliesslich die Seine und die Kathedrale Notre-Dame. Dort machten wir Schluss. Heute folgt Teil zwei, der noch einmal so lang dauern soll. Wir gehen von der Notre-Dame südwärts, machen wieder so manche Schleife, bis die Wanderung beim Parc Montsouris  (sorry, gestern schrieb ich versehentlich vom Parc Monceau) und der Porte d'Arcueil endet.

Wen es genauer interessiert: Hier ein Link zu einem deutschen Zeitungsartikel, der den ersten Teil der Nord-Süd-Traversierung bis Notre-Dame anschaulich beschreibt. Am Schluss wird der Monceau-Park genannt; von dieser Stelle rührt mein Fehler.

Dienstag, 12. August 2014

Paris macht nachdenklich

Mein erstes Getränk in Paris: ein Kir.
Viel berichten kann ich noch nicht aus Paris. Wie das halt so ist am ersten Tag: Man kommt an. Man stellt sich in die Schlange am Bahnhof und erkämpft sich sein Metro-Fünf-Tage-Ticket. Man fährt zum Hotel, checkt ein, räumt das Köfferchen aus. Und dann setzt man sich in irgendeine Brasserie an irgendeiner Ecke und schaut sich das Strassenleben an und findet das riesig und denkt, dass man zuhause das wahre Leben verpasst; man wird darob ganz nachdenklich. So war das gestern. Wir waren von der Reise dann am frühen Abend auch zu müde, um uns nach einer guten Essadresse umzutun; viele Restaurants sind derzeit ohnehin ferienhalber geschlossen. Am Schluss landeten wir nah beim Hotel in einem Bistrot unterhalb der Sacré Coeur und assen sehr, sehr mittelmässig; ich hatte einen jämmerlichen Pouletspiess an Senfsauce mit Reis.

Der Plan für heute: Wir wollen die Wanderroute zwei angehen, eine der Routen, die Paris queren. Startpunkt: der Parc de la Villette. Endpunkt: der Parc Monceau. Ich bin gespannt.

Montag, 11. August 2014

Der Blog verreist

Paris hat ein originelles Stadtwappen.
Das Motto lautet: Fluctuat nec mergitur.
Deutsch: Schaukelt, aber geht nicht unter.

Heute geht es zu sechst nach Paris. Wir wollen ein wenig stadtwandern, vielleicht auch mal ein Velo mieten oder ein Schiff besteigen und natürlich hervorragend essen und trinken. Eventuell gibt es auch mal eine Führung in ein Problemquartier, jedenfalls steht die Idee im Raum. Ein unangenehmes Szenario ist bereits abgeschrieben: dass es die ganze Woche brutal heiss ist, was in einer Grossstadt sehr unangenehm sein kann; das Wetter wird, so wie es aussieht, durchzogen sein und uns alle seine Facetten präsentieren. Ich hoffe, auf diesem Blog ohne Probleme technischer Art berichten zu können.

Sonntag, 10. August 2014

Mein Dinotag

In La Heutte kommt man den Dinosaurier-Spuren ganz nah.
Gestern keine Wanderung, sondern ein Ausflug bzw. zwei miteinander verknüpfte Ausflüge; ich tauchte 145 Millionen Jahre tief in die Vergangenheit ab. Zuerst fuhr ich nach La Heutte im Berner Jura und schaute mir die Dinospuren südlich des Dorfes in der Forêt de l'Envers an. Es sind wenige Stapfen, an die man ganz nahe herankommt; man kann sie berühren. Hernach Wechsel nach Oberdorf SO. Von dort ging ich zu den Dinospuren im Steinbruch Steingrueben. Es handelt sich um sehr viele Stapfen auf einer riesigen, ziemlich steil aufgestellten Kalkplatte. Eine Holzplattform ermöglicht den perfekten Blick. Ich genoss es, mir vorzustellen, wie die Brachiosaurier damals, als der Boden flach und sumpfig war, weideten und ihre Pflanzenkost mampften. Das war eine tolle Tour, ich will bald weitere Dino-Locations besuchen. Beide Orte sind übrigens ab der jeweiligen Bahnstation ausgeschildert - ab in die Vorzeit, Leute!
In Oberdorf sind die Spuren etwas weiter weg. Dafür sind es viele.

Samstag, 9. August 2014

Vorkoster gesucht

Mich selber grausts, bisher habe ich es nicht über mich gebracht, am Kiosk Slush Puppie zu trinken, weder die rote noch die blaue Variante. Falls jemand schon gekostet hat, bitte ich um Schilderung, wie die halbgefrorene Industrie-Ware sich in Mund und Magen anfühlt.

Freitag, 8. August 2014

Lindau ist schön, wenn man mal da ist

Tschutschu, das Touristenbähnli kommt.
Vorgestern Familienausflug nach Lindau am deutschen Bodenseeufer. Ein Fährtli mit dem Auto. Einige Dinge sind dazu zu sagen. Erstens haben die im Grossraum Bregenz-Lindau ein Verkehrsproblem. Es wimmelt zum Beispiel auf der Seestrasse von schlecht koordinierten Ampeln, die Autos fahren an und halten schon wieder, kaum sind sie in Bewegung; man fährt nicht, man schleicht. Zweitens: Lindau ist eine Insel, die man über eine Brücke erreicht. Diese Brücke, siehe erstens, ist ein Nadelöhr. Hat man es hinter sich, beginnt die schreckliche Suche nach einem Parkplatz. Drittens ist die Insel selber ein Bijou mit Lädchen aller Art und einer charmanten Seepromenade, die Touristen aus allen drei Ländern der Bodenseespitze anzieht. Und viertens, dies ein Tipp, assen wir in der Alten Post; das war grossartig von der Flädlesuppe bis zum Eisbecher und dem Wein aus der Gegend. Nun noch, fünftens, etwas politische Geografie: Lindau gehört zum Regierungsbezirk Schwaben und dieser zu Bayern. Ich war diese Woche am Bodensee und in Bayern!

PS: Ich habe ganz vergessen, auf einen Artikel von mir hinzuweisen, der am Mittwoch erschien. Er handelt von der Gefahr des Wanderns mit Hund angesichts von immer mehr Mutterkühen. Le voilà!

Donnerstag, 7. August 2014

Das Scharrbild

Das Kreidepferd von Uffington. (Wikicommons/Longbow4u)
Ich lese gerade ein grossartiges Buch, "The Old Ways. A Journey on Foot" von Robert Macfarlane. Der Oxford-Historiker erforscht überall auf der Welt alte Wege. In einem Kapitel geht es kurz um das Uffington White Horse. So heisst ein uraltes Scharrbild in Uffington im Süden Englands. Es entstand, indem man Gras gezielt so entfernte und den Kreideuntergrund freilegte, dass sich ein Pferd ergab. Wann das geschah, ist unklar, man darf aber von einem Alter der Zeichnung von 3000 Jahren ausgehen.

Mittwoch, 6. August 2014

Wow? Wau!

Peter Glaus und seine Aveline neulich am Berninapass. Sorry,
ich hätte blitzen müssen, um Herrn Glaus' Gesicht zu erhellen.
Unweit des Berninapasses trafen wir letzte Woche diesen Mann mit seinen zwei Bernhardinern. Er erzählte, er arbeite mit Therapiehunden. Und er sei mit seiner Aveline schon quer durch die Schweiz gezogen. Aveline habe dabei ihr eigenes Zubehör, also Futter etc., in der Packtasche getragen, gut vier Kilo. Zuhause googelte ich den Mann, fand seinen Namen (Peter Glaus), seine Homepage und einen Bericht sowie einen Artikel über die Schweizquerung.

PS. Nächste Woche kommt in der Zeitung eine Wanderkolumne, die am Grossen Sankt Bernhard spielt. Ihr Titel wird sein: "Der Bratspiess-Bernhardiner."

Dienstag, 5. August 2014

Extremfrühaufsteher Widmer

Ich bin ein Frühaufsteher. Und heute bin ich sogar ein Extremfrühaufsteher. Auf 6 Uhr nämlich bin ich ins Zürcher Radiostudio am Bucheggplatz geladen, um in der Morgenshow von SRF1 zu plaudern - natürlich übers Wandern. Also Tagwache um 4 Uhr 30.

PS: Wo reportiert wird, passieren Fehler. Letzte Woche schrieb ich zweimal über die Cröt, die Steiniglus im Puschlav. So nannten wir sie fälschlicherweise in unserem Grüppli; keine Ahnung, wie wir auf das Ö kamen. Sie heissen korrekt, im Singular und im Plural, Crot. Oder, auf italienisch, Crotto im Singular und Crotti im Plural.

PS2: Gestern schrieb ich über den Lagh da Caralin, an dem wir letzten Donnerstag waren. Jetzt stellt sich heraus: Die "Freizeitfreunde", ein anderer Wanderclub, besuchten den See drei Tage später, am Sonntag. Hier ihr Bericht.

Montag, 4. August 2014

Bündner Neo-See


15 Jahre jung ist er und zieht viele Wanderer an: der Caralin-See.
Die Zunge des Palügletschers von Sassal Mason aus. Der
Caralin-See ist verdeckt; er läge in der rechten unteren Ecke.
Letzten Freitag schrieb ich über den See unterhalb des Palügletschers. Aber nur summarisch. Hier etwas mehr. Das Südbündner Gewässer, das wir uns vom Bernina-Hospiz her erwanderten, gefiel mir unheimlich. Es hat eine beachtliche Grösse, wächst kontinuierlich, enthält arktisch anmutende Eisschollen. Allerdings ist all die Schönheit nur möglich, weil ein anderer stirbt. Der Palügletscher hat sich seit 1850 um gut 1.8 Kilometer zurückgezogen und dürfte in 30 Jahren verschwunden sein. Sein Schmelzwasser speist eine Serie prachtvoller Wasserfälle. Und eben, der Gletscher hat auf gut 2320 Metern Höhe besagten See geschaffen, den es mittlerweile 15 Jahre gibt. Auf den meisten Wanderkarten oder auch im Rotpunktverlag-Wanderführer "Das Puschlav" hat er noch keinen Namen; mittlerweile ist er aber auf den Wanderwegweisern angeschrieben. Er heisst nach einem nahen Gipfel Lagh da Caralin.

Und noch ein PS: Da wir schon wieder vom Palü reden, sei angemerkt, dass es eine falsche und eine richtige Deutung des Namens gibt. Falsch ist die Annahme, Piz Palü heisse "Bleicher Berg", von lat. pallidus. Der Name kommt von lat. palus, "Sumpf". Die Bezeichnung bezog sich zuerst auf die versumpfte Alpe Palü und sprang dann auf den Gipfel über.

Sonntag, 3. August 2014

Die Palühölle

Dt. Bundesarchiv Bild 102-13954:
Filmplakat "Die weiße Hölle vom Piz Palü".
(Wikicommons)
Wir benutzten diese Woche ja doch rege die Bernina-Bahnlinie - wir sahen also mehrmals den Piz Palü, diesen markanten Dreiergipfel. Kongenial zum Berg verhält sich der deutsche Stummfilm von 1929 "Die weisse Hölle vom Piz Palü". Die Kraffts, ein jungvermähltes Paar, benehmen sich darin auf dem Gletscher zu übermütig. Sie stürzt in eine Spalte und stirbt, und er kann sich fortan nicht mehr vom Palü lösen und versucht ruhelos die schwierige Nordwand zu durchsteigen. Jahre später kommt ein neues Paar in die Diavolezzahütte und trifft auf Krafft. Man spannt für die Nordwand-Unternehmung zusammen, und bald wird es dramatisch. Man schaue sich den Film an, in dem die spätere Hitler-Lieblings-Regisseurin Leni Riefenstahl eine Hauptrolle spielt und der deutsche Jagdflieger-Heros Ernst Udet eine kuriose aviatische Einlage gibt. Ich tat es diese Woche und wurde bestens unterhalten. Die Kombination drastischer Bergszenerien und wilder Hintergrundmusik entwickelt Kraft.

PS: Gestern kam im Tagi ein Pro-und-Contra - darf man auch in der Stadt moderne Outdoorware tragen? Ich schrieb natürlich das Pro, Kollege Metzler das Contra.

Samstag, 2. August 2014

Puschlavness

Wir assen gut in Poschiavo und Umgebung. Drei Lokale seien zum Abschluss unseres Fünf-Tage-Aufenthaltes lobend erwähnt:
  • Unser Hotel, das Suisse. Die haben ein traditionelles Arvenstübli und Kellner wie bei Fellini, der eine reserviert wie ein verarmter Graf aus dem Veneto, der andere kommunikativ und gut gelaunt. Wir assen viermal im Suisse, und es war jedesmal ausgesprochen gut von den Pizzoccheri über den Kalbspaillard bis zum Ossobuco und der Lughaniga mit Steinpilzrisotto.
  • Bereits erwähnt habe ich das Restauräntchen auf der Geländeterrasse über Poschiavo in Madreda; so heisst es auch. Dort war die Bedienung familiär-herzlich und das Essen grandios. Man möchte jederzeit wieder vorbeischauen. Bloss - ohne Auto muss man beide Wege laufen. Wer hin will: unbedingt anrufen und reservieren!
  • Toll war auch die Hostaria del Borgo, wie das Suisse im Zentrum von Poschiavo gelegen. Es handelt sich um die Südbündner Variante eines Inlokals mit irren Holzstühlen, Popmusik und schönen jungen Frauen als Serviererinnen. Wer essen will, bekommt ein iPad mit dem Menü. Gleichzeitig ist dem Besitzer, mit dem wir ins Gespräch kamen, die Puschlavness wichtig. Auf der Karte gibt es zum Beispiel grossartige Polentas in verschiedenen Formaten; der Mais dazu wurde auf der Steinmühle gemahlen. Und das Biobier stammt auch aus der Gegend. Man muss dieses Lokal gesehen haben, und wir formulierten dort einen faulen Winterplan: Von Zürich aus per Zug hin und zurück am selben Tag mit zwei Stunden Aufenthalt - und Besuch der Hostari, in der sich Touristen und Einheimische hübsch mischen.
Gewandert sind wir gestern auch. Wir umzirkelten am späten Vormittag in 2 1/2 Stunden den Piz Lagalb, wobei der Kreis nach etwa 330 Grad endete - ein brutaler Regenguss. Die Route, ein Klassiker, der in allen Wanderführern steht: Berninabahn-Haltstelle Lagalb - Val Minor - Lej Minor - Fuorcla Minor - Bernina-Hospiz, Bahnhof. 390 Meter aufwärts, 240 abwärts. Das Foto entstand 20 Minuten vor Wanderende.

Freitag, 1. August 2014

Am Palü spielten wir Steinbock

Gestern auf Sassal Mason, wo Proust einst abstieg. Was ein Crot ist, habe
ich im gestrigen Eintrag erklärt, nun sahen wir schon wieder einen. Hinten
die Zunge des Palügletschers, auf die wir nach dem Kaffeehalt zuhielten.
Gestern - das war mit Sicherheit eine der schönsten Wanderungen, die ich bisher gemacht habe. Nur schon die Vegetation: Türkenbund, Knabenkraut, Enzian und vieles mehr. Und Edelweiss direkt am Weg. Und dazu Gletscher, deren Zungen subtil rosa gefärbt waren - alter Saharastaub. Und natürlich Berge rundum samt dem Piz Palü als unserem Schutzpatron. Wir starteten beim Bernina-Hospiz, gingen den See entlang nach Süden bis zur Seespitze, stiegen auf zum Sassal Mason. Der Wirt des Hotelchens auf aussichtsrreichem Vorposten war ein verschlossener Kerl, als wir fragten, ob er das Gästebuch mit der Signatur von Marcel Proust noch habe, grummelte er nur "nein". Hernach wurde die Unternehmung grossartig. Wir hielten durch eine steile Wand auf einem komfortablen Pfad direkt auf den Palü zu, hatten dessen Gletscher samt Wasserfällen vor uns, mussten mehrere Male unter Bergbächen hindurch, die uns duschen wollten. Ein Feld mit grossen Felsbrocken war auch zu durchqueren, wir spielten Steinbock. Schliesslich auf 2320 Metern der Lagh da Caralin, ein Gletschersee, der auf manchen Karten keinen Namen trägt, obwohl er gross und von grosser Schönheit ist. Der Abstieg hernach zum Stausee Lagh da Palü wurde recht lang, wie mir überhaupt die ganze Wanderung viel anstrengender vorkam als ihre Eckdaten (4 1/4 Stunden Gehzeit, 360 Meter aufwärts, 920 Meter abwärts). Aber ich muss noch schildern, wie alles endete: Auf der Alpe Palü über dem Stausee tranken wir ein Bier und nahmen Käse. Und dann ging es noch einmal eine Geländeterrasse tiefer zur Bahnstation Cavaglia. Dort besuchten wir als letztes die nahen Gletschermühlen; auch sehr eindrücklich.