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Dienstag, 30. September 2014

3 x 4

Auf La Dôle VD hat es Fernmeldeanlagen aller Art.
Marsstation? Nein, das Dôle-Personalhaus.
Gestern fuhr ich vier Stunden Zug, wanderte vier Stunden, fuhr erneut vier Stunden Zug und war um sieben Uhr wieder zuhause. Hat sich gelohnt. Auch wenn es leicht regnete, als ich die Wanderung in La Givrine begann, und leicht regnete, als ich in St-Cergue ankam. Ich hatte mir die Dôle, den zweithöchsten Schweizer Juraberg ganz im Westen des Landes, schon lange vorgenommen. Am Mittag war ich oben auf 1677 Metern. Der Himmel war wolkenverhangen, die Bise brutal, doch tief unter mir sah ich doch im Dunst den Genfersee und dahinter die Alpen Savoyens. Im Übrigen stellte sich meine Routenwahl als goldrichtig heraus. Ich eroberte mir meinen Wunschberg via dessen Westflanke. Sie ist deprimierend: Liftmasten, Pistenfahrzeug-Trassen, verkieste Wiesen. Wie es halt in der schneelosen Zeit dort aussieht, wo skigefahren wird. Die intakte Ostseite entschädigte mich dann für alles: herrlich einsame Weiden und Wälder, seelenvoll glotzendes Vieh und dazu der Rückblick auf die langgezogenen Kalkfluhen der Dôle. Sie ist ein Januskopf von Berg. Der Mensch hat sie dazu gemacht.
Trockenmäuerchen im Abstieg. 
Schöner Weg durch die Dôle-Ostflanke Richtung St-Cergue.

Montag, 29. September 2014

Regie führte... der Herbst



Ich denke, obige Fotos belegen es hinlänglich: Der Herbst mit seinem Licht regierte unsere Samstagswanderung im Glarnerland und machte sie zum Zauber; ein genialer Regisseur. Wir starteten in der Richisau oberhalb des Klöntalersees, hielten bei komfortabler Steigung hinauf zum Längeneggpass, stiegen ab auf direktem Weg zum Obersee, stiegen weiter ab nach Näfels und beendeten die Wanderung (770 Meter aufwärts, 1430 abwärts) nach 6 1/2 Stunden und einem Schlussbier am Bahnhof Näfels-Mollis.

Sonntag, 28. September 2014

Liebe Gnadenmutter...

Einsiedelns Schwarze Madonna zieht bekanntlich enorm viel hilfesuchendes Volk an. Kürzlich war in der NZZ ein Artikel über den Zweiten Weltkrieg. Pater Thomas Fässler, Einsiedelns Historiker, hat im Kloster an die 600 Briefe von damals gefunden. Zusendungen mit Fotos. Die da schrieben, waren Soldaten. Italienische, französische, österreichische, vor allem aber deutsche Soldaten. Sie - manchmal auch ihre Angehörigen - baten darum, dass man das Foto des Abgebildeten beim Gnadenbild der Gottesmutter deponiere, auf dass sie ihm im Krieg beistehe. Manche meldeten sich direkt aus Stalingrad. Jemand schrieb über einen Abiturienten und Theologiestudenten: "Seit Anfang 1944 in russischer Kriegsgefangenschaft. Liebe Gnadenmutter von Einsiedeln! Führe doch unseren Eugen recht bald glücklich in die Heimat zurück!"

So. Und jetzt noch ein Foto von gestern, aufgenommen auf der Klöntaler-Seite des Längeneggpasses; uns kamen gleich zwei Alpabzüge entgegen. War eine herrliche Glarner Wanderung, mehr morgen.

Samstag, 27. September 2014

Mein Wunsch an Herrn Roschi

Michael Roschi.
(Pressefoto Schweizer Wanderwege)

Wir Wanderer haben einen neuen Oberguru - wenn man den Geschäftsführer der Schweizer Wanderwege denn so nennen darf. Michael Roschi ist 38 und löst Christian Hadorn ab. Roschi ist ein Touristiker, arbeitete zuvor als Direktor von Thun-Thunersee Tourismus (was für ein blöder Name!) - und wenn ich, der ich ansonsten mit der Arbeit der Wanderwege völlig zufrieden bin, etwas vom Neuen wünschen dürfte: Sorgen Sie bitte mit allen Mitteln dafür, lieber Herr Roschi, dass nicht noch mehr Wanderwege verasphaltiert werden!

Seit Tagen ist klar, dass heute herrliches Bergwetter herrscht, es wird viel Volk unterwegs sein. Unsereins will vom Tal der Klön über den Längeneggpass ins Tal des Obersees halten. Habe ich vor Jahren - in umgekehrter Richtung - schon einmal gemacht, gefiel mir sehr gut.

Freitag, 26. September 2014

Echsen des Schreckens

Bei Plateosaurus war ich auch: Frick, Sauriermuseum.
In den letzten Wochen war ich einige Male im Zeichen des Dinosauriers unterwegs; das schlug sich teilweise auch an dieser Stelle nieder. Gestern nun erschien in der Zeitung meine Seite "Echsen des Schreckens", es geht um die Schweiz als Dinosaurier-Land, ich schlage sechs Ausflüge vor: zum Museum mit Originalskelett, Orten mit Trittspuren, Themenpark mit nachgebildeten Kunststoff-Monstern. Nun hoffe ich, dass die Leute den einen oder anderen Dino-Ausflug nachmachen.

PS: "Echsen des Schreckens" oder "Schreckensechsen": die wörtliche Übersetzung von Dinosaurier.

Donnerstag, 25. September 2014

Wenn Wandern hässig macht

Schöne Reben: gestern am Stammerberg ZH.
Gestern wollte ich den Stammerberg-Rundweg machen. Kanton Zürich also. Es gibt zu dieser Route von ProWeinland einen gedruckten Prospekt, den ich bei mir hatte. Zwei Stunden Gehzeit braucht man - doch um es kurz zu machen: Ich gab vorzeitig auf, Wanderabbruch nach einer Stunde. Der Prospekt ist schlecht gemacht, seine Karte unbrauchbar, sie enthält zum Beispiel Nümmerli von 1 bis 7, die nicht erklärt sind; nirgendwo eine Legende. Auch einen Kilometermassstab gibt es nicht. Und die Attraktionen, die der Text erwähnt, sind in der Karte nicht eingezeichnet. Ich fand unterwegs in den Rebhängen praktisch gar nichts von dem, was im Text aufgeführt war. Oder dann war ich unsicher. Zum Beispiel werweisste ich verzweifelt, welches denn nun die historische Tallmüli sein sollte, von der im Prospekt die Rede war. Schlecht, wirklich schlecht. Ein Prospekt muss seinen Wanderer führen, nicht verwirren und verunsichern.

Jetzt noch die guten Dinge von gestern. Erstens ist das Stammertal samt seinem Rebberg wunderschön. Zweitens sah ich eine grandiose Kapelle, dazu kommt ein separater Eintrag. Und drittens ass ich mir meinen Frust im Hirschen in Oberstammheim weg: Wildschweinbratwurst. Der Hirschen gilt als einer der schönsten Fachwerkbauten des Kantons, 1684 wurde er erbaut. Und er ist bekannt als Ort, wo man gut isst. Hingehen, einkehren, unbedingt! Am besten im Rahmen einer normalen Wanderung und nicht auf dem erwähnten Rundweg. Der macht einen bloss hässig.

Mittwoch, 24. September 2014

Wieder mal stadtgewandert

Auf der Dachterrasse des Toni-Areals, das blaue Haus ist der Prime Tower.
Am Montag stadtwanderte ich mit meinem Berner Freund Stefan von Bergen durch Zürich. Wir wollten eigentlich vor allem Max Frisch nachgehen, doch das - relativ - neue Frisch-App fürs Smartphone stürzte mehrmals ab. Immerhin besuchten wir Frischs Geburtshaus an der Heliosstrasse in Hottingen, seine letzte Wohnung in der Stadelhoferpassage und die Villa Coninx an der Heuelstrasse, die heute das Coninx-Museum beherbergt; einst wohnte in ihr Frischs Studienfreund Werner Coninx, der ihm das Architekturstudium finanzierte. Wie diese Freundschaft funktionierte und wie sie allmählich endete, kann man im "Montauk" nachlesen.

Prähistorisches Jagdgerät
im Parkhaus Opéra unter
dem neuen Sechseläutenplatz.

Das war bei weitem nicht alles. Wir schauten uns auch den neuen HB an. Den Lindenhof mit der Kopie einer römischen Grabtafel für das Kind eines Oberzöllners. Den neuen Sechseläutenplatz, auf dem gerade die letzten baulichen Reste des Circus Monti demontiert wurden. Das unterirdische Parkhaus des Platzes mit einer kleinen archäologischen Dauerausstellung. Die Villa Patumbah eines Kaufmanns, der im Sumatra-Handel extrem reich geworden war, um sich dieses Wahnsinnsgebäude zu bauen und dann früh zu sterben. An einer Tropenkrankheit, sinnigerweise. Dann ging es zum Schluss hinaus zum Toni-Areal, in dem die Zürcher Hochschule der Künste sowie weitere Bildungseinrichtungen hocken. Irgendwie war das riesige Gebäude gleichzeitig beeindruckend und unheimlich; ich lobte mir meinen Studienort von einst, das stickig-enge Islamwissenschaftliche Seminar im Sternengässli in Bern, wo man sich kannte.

Nachdem wir all das gesehen hatten - ah ja, da war auch noch der Viadukt-Weg auf dem Bahndamm bei der Josefswiese -, kam als krönender Abschluss das Nachtessen im Restaurant Markthalle. Mein Schweinskotelett dort: Spitzenklasse; ich könnte darüber viele Zeilen schreiben. Aber eigentlich ist dieser Eintrag jetzt schon zu lang.
Max-Frisch-Gedenkschild in der Stadelhoferpassage.

Dienstag, 23. September 2014

Rummel in Preda

Preda (Foto) ist ein ruhiges Dörfchen an der Albulalinie, hier sticht der Zug Richtung Engadin in den Albulatunnel. Nun tritt Geschäftigkeit an die Stelle der Stille, Arbeiter reisen an, Infrastruktur wird erstellt - bald beginnt der Bau der zweiten Albula-Bahnröhre. Denn der heutige Tunnel ist baufällig und genügt zudem modernen Sicherheitsanforderungen nicht. Der zweite, wesentlich breitere Tunnel wird parallel zum alten in gut 30 Metern Abstand verlaufen, alle 450 Meter gibt es eine Querverbindung. Würde es im neuen Tunnel brennen, könnte man die Passagiere durch den alten evakuieren. 2020 soll das neue Bauwerk eingeweiht werden, gerechnet wird mit Kosten von 345 Millionen Franken.

Ich schrieb über den neuen Albulatunnel vor längerem in einer grossen RhB-Reportage. Eben nun war im Tagi ein Artikel. Hübsche Sache, die Schreiberin blendet zurück in die Zeit vor gut 115 Jahren, als der erste Albulatunnel entstand - sie schildert, wie Preda und das grössere Bergün unterhalb während der Bauarbeiten boomten.

Montag, 22. September 2014

Das Bauernkotelett fand nicht statt

Um die Spitzmeilenhütte sind sogar die Bäche rot.
Skelett am Weg. Ein Wanderer war das nicht.
War wieder einmal wunderbar am Samstag. Wir gondelten um neun Uhr hinauf zum Maschgenkamm. Als wir uns dort dem Spitzmeilen zuwendeten, dem Zahn des Tages, fiel der ganze Ärger über die geschmacklose Überbauung und Vermastung des Flumserbergs von uns ab. Die Schönheit der Landschaft vom Maschgenkamm Richtung Süden ist gewaltig, am Horizont thront der höchste St. Galler, der Ringelspitz. Durch mooriges, von Sumpfseelein durchzogenes, mit roten Verrucano-Felsplatten ausgelegtes Land zogen wir zur Spitzmeilenhütte, assen Linsensuppe und Kuchen. Toll, diese geheizten Hütten im Herbst! Dann hielten wir durch den Karst zur Schönbüelfurggel und hinüber zur Fansfurggla. Alsbald begann ein happiger Abstieg durch Kehren, Kehren, Kehren vorbei an immer neuen Enzianblüten hinab nach Obersiez und noch weiter hinab nach Vorsiez. Leider war der Wirt mal kurz ausgeflogen, das Bauernkotelett, auf das ich mich so gefreut hatte, fand nicht statt - offenbar kann nur der Wirt ein solches Kotelett braten. Immerhin aber bekamen wir Käse, auf Vorsiez wird ja gekäst. Letzter Akt der Wanderung: ein schönes Auslaufen nach Weisstannen, wo wir in der bewährten Gemse den Schlusstrunk nahmen, um dann auf kuhfladenbedeckter Strasse hinab nach Mels zu fahren; wenige Stunden zuvor hatte der Alpabzug stattgefunden.

Nun noch zwei Dinge: Erstens war das Wetter grandios, eine schottische Lage mit viel Wolkenspiel, Sonnenblitzen zwischendurch und zwei kurzen Nieseleien. Der passende Soundtrack wäre Dudelsackmusik gewesen. Und zweitens war ich froh, dass man auf dieser 6 1/2-Stunden-Wanderung nur gut 450 Meter aufwärts geht; ich spürte meine krankheitshalber immer noch verminderte Kondition, das Herz schlug rasend. Die 1450 Höhenmeter abwärts waren hingegen kein Problem. Schlau gewählte Route, Widmer!
Am Spitzmeilen sahen wir Kletterer.

Sonntag, 21. September 2014

Federer und die Fliegen

Ich mag den Pearl Versand und bestelle ab und zu etwas. Die haben die allerhübschesten Gadgets. Hier ein Beispiel. Wäre ev. ein Geschenk für den Federer, wenn er Geburtstag hat - so ein Fliegenracket.

Samstag, 20. September 2014

Die bessere Hälfte

Das Vorsiezsäss (SG), zu dem wir heute vom Kamm hinten absteigen werden.
Ich weiss noch, damals vor zwei Jahren. Wir hatten tolles Herbstwetter, stiegen von Weisstannen Richtung Risetenpass, hatten schon das Obersiezsäss passiert. Immer tiefer blieb das Alpgebäude inmitten seines Kessels zurück. Und wir waren uns einig, dass wir gern mal über den Kamm nordseitig über dem Kessel steigen und Richtung Flumserberg halten würden. Heute ist es soweit, wobei die Gehrichtung umgekehrt wird. Wir starten auf dem Maschgenkamm zuoberst auf dem Flumserberg, gehen zur Spitzmeilenhütte, wollen dann weiter über die Schönbüelfurggel und die Fansfurggla hinab nach Obersiez, weiter hinab nach Vorsiez und Weisstannen. Ich hoffe, die Regenfront hält sich zurück; Ostschweiz ist heute jedenfalls die bessere Hälfte der Schweiz.

PS: Ich hoffe, ich schaffe die Wanderung gut. Bin nach meiner Gruselerkältung noch nicht ganz 100. Gehe jetzt mal davon aus, dass 80 oder 90 Prozent Widmer reichen. Sonst kehre ich bei der Spitzmeilenhütte erstens ein und zweitens um.

Freitag, 19. September 2014

Glockenturm ohne Glocken

Libingen ist ein Dorf auf der St. Galler Seite des Schnebelhorns, über welches die Grenze zwischen St. Gallen und Zürich verläuft. Eben las ich im Tages-Anzeiger einen Artikel über einen kuriosen Glockenturm nordöstlich von Libingen; er ist sogar auf der Karte erfasst. Der Turm, 1965 erbaut, hat seine besten Zeiten hinter sich, er verfällt, das Untergeschoss dient als Unterstand für Ziegen. Und vor allem: Das berühmte Glockenspiel fehlt.

Gestiftet hatte den Turm der - 2006 verstorbene - Zürcher Organist Walter Meierhans. Ein Kaufmann aus vermögender Familie. Er war ein glühender Verehrer des Urwalddoktors und Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer und wollte diesem eine Gedenkstätte einrichten. Das Glockenspiel mit 59 Glocken muss herrlich geklungen haben, man hörte es im Radio, Schulklassen pilgerten hin und staunten. Dann zerstritt sich Meierhans mit den Einheimischen, er zog weg aus Libingen samt den Glocken. Es folgte eine kuriose Glockenodyssee nach Frankreich, an den Murtensee, schliesslich nach Holland. Was genau aus dem Spiel wurde - man lese es hier nach.

Donnerstag, 18. September 2014

Die Enthauptung des Kurators?

Das Ausstellungsplakat.
Mordsgut? Ich weiss es nicht, ich war noch nicht da. Im Freulerpalast in Näfels läuft unter dem schönen Namen "Tatort Glarnerland" noch bis Ende November eine Ausstellung zu 500 Jahren Kriminalgeschichte im Kanton. Soeben ging mir das Buch zu, das am Rand der Ausstellung entstand. Die Museumsstiftung fragte Krimiautorinnen und -autoren an, einen Kurzkrimi zu schreiben mit dem Schauplatz Glarnerland. 18 Leute machten mit, darunter Namen wie Verena Wyss, Anne Cuneo, Paul Lascaux. Welche Story aber soll ich nun als erste lesen? "Mord in Linthal"? "Tod im Tiefenwinkel"? "Die Enthauptung des Kurators?" "Glarnerfluch?" "Blutgeld für Näfels?" Klingt jedenfalls alles reizvoll sinister.

Mittwoch, 17. September 2014

Stahlmagnat?

Meine arme Kehle nach der Erkältung? Nein!
Hier sehen wir Stalagnaten. (Wikicommons/ Decius)

"Stalagnat" klingt unheimlich. Nach Stalin. Oder wie eine Verballhornung von "Stahlmagnat". Und auch "Stalag" schwingt vage mit; so (ein Zusammenzug von "Stammlager") hiessen einst die deutschen Kriegsgefangenenlager. Entspannen, Leserin und Leser, das Wort kommt aus der Geologie und ist harmlos. Es gibt Stalagmiten, vom Boden in die Höhe wachsende Tropfsteingebilde. Stalaktiten tun das Gegenteil: Sie wachsen von der Decke abwärts. Stalagnaten nun sind Gebilde, die sich aus Stalagmiten und Stalaktiten formieren, indem diese zusammenwachsen.

Dienstag, 16. September 2014

Die Buttercrème-Wanderung

Fantastischer Mont-Saint-Michel. (Wikicommons/ Library of Congress)
Der Mont-Saint-Michel, die von einem Kloster gekrönte normannische Gezeiteninsel, ist ein Wahrzeichen Frankreichs. Kaum bekannt ist die nahe, wesentlich flachere und unbebaute Zwillingsinsel Mont-Tombelaine. In der NZZ kam gestern eine blendend geschriebene Reportage. Sie berichtet zum einen, dass es neuerdings eine elegante Fussgänger-Passerelle vom Festland nach Mont-Saint-Michel gibt; der Fussgängerweg verläuft parallel zur ebenfalls neuen Brückenstrasse auf einer abgetrennten Seitenspur. Zum anderen schlägt die NZZ eine Wanderung vor; freilich braucht man für sie einen Führer. Man geht bei Ebbe vom Mont-Saint-Michel zum Mont-Tombelaine und retour. Der Weg führt durch Schlamm und Schlick und immer wieder auch durch kniehoche Wasserrinnen. Die Gefahr besteht darin, dass Nichtkenner der Verhältnisse durch die rapid zurückkommende Flut überrascht und vom sicheren Land abgeschnitten werden; zuallererst füllen sich die erwähnten Wasserrinnen, die schnell unpassierbar werden. Deswegen kreist in der kritischen Phase auch immer ein Rettungsheli in der Luft. Aus dem Artikel ein Zitat, das sich dem Sand widmet:
"Hier feucht-flockig, dort steinhart, lässt er die Marschierer stellenweise um fünf oder sieben Zentimeter einsinken, bildet anderswo Treibsand, von dem sich die Kinder und Kindsköpfe der Gruppe - unter Aufsicht des Führers - bis zu den Knien verschlucken lassen, und wandelt sich am Fuss des Mont-Tombelaine in einen weichen, fetten Schlick, der die nackten Füsse massiert wie Buttercrème."

Montag, 15. September 2014

Die Murmeliwelt ist fies

Lustig ist das Murmelileben? Naja.
Am Samstag gab es im Tagi eine interessante Geschichte über Murmeltiere. Wer meint, dass diese im Winter schlafen, täuscht sich. Vielmehr fallen sie in eine Art Kältestarre; "sie sind im Prinzip wach", sagt ein Forscher. Daneben geht es in dem Artikel auch um das Sexualverhalten. Unglaublich, aber wahr: In dem Familienverbund von bis zu 20 Tieren darf allein das ranghöchste Weibchen Nachwuchs gebären. Es paart sich meist mit dem ranghöchsten Männchen, bisweilen aber auch mit anderen Männchen. Andere Weibchen paaren sich durchaus auch; sind sie trächtig, werden sie allerdings vom Oberweibchen solange gestresst, bis sie den Embryo verlieren. Das Ganze dient dem Überleben der Gruppe, die im harten Winter nicht beliebig viele Junge durchbringen kann. Knallhart, das Murmeltierleben.

Sonntag, 14. September 2014

Meine ersten zehn

Gestern fiel mir ein, dass ich heuer zwei Jubiläen als Wanderkolumnist zu feiern hätte. Und dass ich das eine schon verpasst habe: Im August 2004 begann ich bei der Weltwoche übers Wandern zu kolumnieren. Das ging damals ganz schnell: Mein Kollege Christian Seiler plante einen kleinen Relaunch im, wenn ich mich recht erinnere, zweiten Heftteil und hatte noch eine Spalte offen. Auf charmant Österreichisch fragte er mich dann: "Widiwidmer, hast du mia nicht äne Kolumne?" Im Oktober steht dann mein Sechsjähriges beim Tagi an - jetzt hoffe ich natürlich, dass es viele weitere Jahre werden.

Samstag, 13. September 2014

Connected Family?

Heute will ich keine nassen Füsse.
Au wei. Dieses Wochenende wird nicht gewandert, ich bin krank, stark erkältet, verbrachte die letzten Tage zuhause mit Teetrinken und viel schlafen - ich hätte nicht die geringste Lust, heute bei Wind und Regen über irgendeine Hochebene zu schuhen und mir nasse Füsse zuzuziehen; es kommen sicher bessere Tage für den Wanderer Widmer.

PS: Was man immer für Einladungen bekommt, wenn man übers Wandern schreibt. Hier der Auszug aus einem Mail; was zum Teufel das übrigens für eine Familie ist, die da angesprochen wird: keine Ahnung!
"Auch dieses Jahr reissen Sie Suunto und Salomon über Mittag wieder aus dem Arbeitstag und zeigen Ihnen während zweier Stunden die neusten Produkt-Highlights: Auf einem kurzen und für jedermann/jedefrau machbaren Lauf durch die Zürcher Innenstadt erleben Sie die vielfältigen Möglichkeiten der Suunto Connected Family, erhalten Infos rund um die GPS-Uhr Ambit3 und die Features der brandneuen Movescount-App und testen gleichzeitig den Salomon-Trainingsschuh Sense Pro. Zurück im Bad Utoquai stärken wir uns anschliessend bei einem leckeren Mittagessen."

Freitag, 12. September 2014

Er geht, ich gehe mit

Auf Facebook berichtete Peter über die Route. (Screenshot)
Schade, ist er fertig. In den letzten Wochen verfolgte ich auf Facebook fasziniert, wie der Journalist Peter Blunschi, ein alter Facts-Kollege, heute bei Watson, die Schweiz durchwanderte von Rorschach bis Lausanne - 450 Kilometer Distanz, gut 17000 Höhenmeter. Peter machte es mit Facebook genau richtig, er postete nicht manisch und zerstörte sich so die Intimität der Reise, lud aber doch ein, zwei Dinge pro Tag hoch. So konnte ich mitgehen: von Appenzell, das er zu Recht als "Folklore-Disneyland" bezeichnete, über Charmey, wo er einen Ruhetag einlegte und sich den Rücken massieren liess, bis zum letzten Tag in den Reben des Lavaux. Wirklich schade, ist er fertig. Man könnte sich daran gewöhnen, von zuhause aus zu lehnstuhlwandern.

Donnerstag, 11. September 2014

Das höllische "nicht"

Der rote Kreis zeigt, wo ich wohne. Bald wird es lärmig.
In meiner Strasse in Zollikerberg werden in den nächsten Monaten sämtliche Leitungen im Untergrund erneuert. Gestern lag ein Merkblatt der Gemeinde in meinem Briefkasten. Autobesitzer in den betroffenen Häusern werden gebeten,
"...ihre Fahrzeuge während dieser Zeit vor oder nach der Baustelle nicht verkehrsbehindernd abzustellen".
Das "nicht" in dem Satz ist höllisch. Heisst das nun, dass man das Fahrzeug NICHT nah der Baustelle abstellen darf, weil es sonst den Verkehr behindert? Oder darf man das Fahrzeug abstellen, wenn man es so macht, dass man den Verkehr NICHT behindert? Gott sei Dank habe ich kein Auto und muss mich nicht mit dem zweideutigen Behördensatz herumschlagen. Gut informieren ist eine Kunst.

Mittwoch, 10. September 2014

Vom textilen Glarus

Als Glarus noch niedlich nichtindustrialisiert war.
Illustration von 1572. (Wikicommons/ Braun)
Lange nährte sich der arme Kanton Glarus von der Reisläuferei. Als diese Geldquelle versiegt war, stieg man um auf die Herstellung und den Handel mit Baumwollstoffen. Zunächst fertigte man in Heimarbeit, dann kam die Fabrikproduktion. Von 1850 bis 1873 erlebte die Textilindustrie an der Linth einen grandiosen Boom, Glarner Stoffe kursierten weltweit. Viele einstige Fabriken zeugen davon. Auf dem Mühleareal in Schwanden ist heute das Glarner Wirtschaftsarchiv untergebracht, das - ich referiere die NZZ von vorgestern - derzeit eine Ausstellung mit Glarner Stoffbüchern und Tüchern bietet.

Dienstag, 9. September 2014

Parisii

Goldmünze der Parisii, 100 bis 50 vor Christus.(Wikicommons/Sting)
Heute gibts von mir in der Zeitung eine ganze Seite Wandern. Stadtwandern in Paris - ich stelle die zwei grossen Traversen durch die französische Hauptstadt vor. Hier ein Appetizer, den Rest lese man selber nach:
"Paris ist ein Wunder der Intensität; es ist viel dichter bepackt als Berlin oder London, die ein Mehrfaches an Fläche besitzen. Und seine historische Tiefe ist beeindruckend. Die Stadtgeschichte beginnt um gut 250 vor Christus mit dem Keltenstamm der Parisii, der die Seine-Inseln besiedelt; darunter jene Insel, auf der heute die Notre-Dame steht."

Montag, 8. September 2014

Hulftegg und Hochzeit

Hochzeit auf St. Iddaburg.
Gras, Nagelfluh und immer neue Höger prägten unsere Samstagswanderung. Hier die Route: Kloster Fischingen - Roopel - Allenwinden - Hulftegg - Mühlrüti - Bechten - Egghof - Hintersenis - St. Iddaburg - Auen - Gähwil - Lütenried - Sackgrütli - Alvensberg - Bründeltobel - Landstig - Matt - Oberwangen, Sonnenhof; 7 1/2 Stunden, 837 Meter aufwärts, 873 abwärts. Wir waren zu sechst und so gutgelaunt wie das Wetter; hier zwei von etlichen Höhepunkten:
Mein Teller auf der Hulftegg.
  • Auf der Hulftegg assen wir auf der Terrasse, am Nebentisch war ein Motorradbiker in ein Buch vertieft; einen Biker, der liest, sieht man selten. Mein Teller war wirklich gut, zarte Kalbsschnitzel, viel Gemüse, Nüdeli. Dazu tranken wir einen Roten. Das Restaurant an der Passstrasse steht zum Verkauf. Ich hoffe, der Handwechsel gehe gut und es werde dort oben weiterhin anständig gekocht. Ausflugsbeizen, wo bei gutem Wetter Andrang herrscht und bei schlechtem Wetter keiner einkehrt, sind nicht einfach zu betreiben. Die Gefahr, dass man als Wirt in Lieblosigkeit und 08/15 verfällt, ist gross.
  • Auf St. Iddaburg, einem Felssporn mit einer Wallfahrtskirche, einem der schönsten Orte der Ostschweiz, betrachteten wir in der Kirche die Schwarze Madonna. Von einer Frau vom Volg Kirchberg bekamen wir jeder und jede ein Rivella geschenkt, was mit dem Fest draussen vor der Kirche zu tun hatte. Eine Hochzeitsparty war in vollem Gang, eine Schlange von Gratulantinnen und Gratulanten formierte sich vor dem jungen Brautpaar, zwei Typen im bäuerlichen Gewand spielten Schwizerörgeli, alte Traktoren bildeten den schmuckvollen Rahmen. Irgendwie war das stimmig, man hätte stundenlang zuschauen wollen.
    Die schwarze Madonna von St. Iddaburg.

Sonntag, 7. September 2014

Joghurt machen Seele froh

Die feinsinnigeren meiner Gastrofreunde werden sicher etwas zu mäkeln haben oder spötteln oder mir vorhalten, dass der Kultmolker Gerber im hinteren Simmental Joghurt macht, das viel-viel-viel besser ist als diese Massenware. Mir gleich. Ich gestehe, dass mich Coops Saisonjoghurts glücklich machen. Momentan gibts Quitte-Vanille und, noch besser, Vermicelles-Vanille. Gleich werde ich den Kühlschrank öffnen und... mmmh. Ich wünsche allen einen schönen Sonntag!

Samstag, 6. September 2014

Moors Achterbahn

Die Heilige Idda, Namenspatronin der Iddaburg.
(Wikicommons/ Al-Qamar)
Mein Grüpplein trifft heute zum zweiten Mal auf sein Grüpplein. Unter René P. Moors kompetenter Leitung begeben wir uns im Hinterthurgau und angrenzenden St. Gallischen sozusagen auf eine Achterbahn. Zwischen Fischingen und der Iddaburg soll mehrfach heroisch aufgestiegen und abgestiegen werden mit - voraussichtlich - gut 1000 Höhenmetern auf- und abwärts. Dazwischen werden wir in einem Gasthaus einkehren; ich plane, meine surrenden Knie dort mit einem guten Glas Rotwein gnädig zu stimmen.

Freitag, 5. September 2014

Mehrsaufdruck

Am Mittwoch kaufte ich mir nach vollbrachter Wanderung am Bahnhof Näfels-Mollis ein Bier. Im Zug befand ich, dass es schwerer als gewohnt in der Hand lag. Feldschlösschen hat seine Halbliter-Dose gestreckt, geboostet, gepimpt. Statt 5 Dezi sind neu 5.65 Dezi drin, 13 Prozent mehr. Ist das schlau? Die Industrie macht sanften Druck, dass man sich an grössere Standardmengen gewöhnt. Dass man also auf lange Frist mehr Bier säuft.

Donnerstag, 4. September 2014

Den Schilt schaffte ich nicht, aber...

Gestern morgen um neun, der Glärnisch (rechts) zeigt sich.
Du armes Disteli!
Eine harte Wanderung im Glarnerland liegt hinter mir, 5 1/2 Gehstunden, 811 Meter aufwärts und 1555 Meter abwärts. Aber auf dem Schilt war ich gestern nicht; Plan nicht ausgeführt. Ich fuhr frühmorgens mit dem Aeugstenbähnli zum Bärenboden hinauf, wanderte los, und bald schon putzte die Sonne den Hochnebel weg. Der Glärnisch zeigte sich über den Wolken, dann der Tödi. Das war magisch. Die Alp Begligen auf 1770 Metern war schon für den Winter verrammelt. Hernach kam ich langsam in den Schnee, der Aufstieg nach Rotärd, einem Pass auf 2216 Metern, war mühsam. Weit wäre es von dort zum Schilt nicht mehr gewesen. Die Kondition war kein Problem. Aber ich war allein unterwegs und daher vorsichtig. Der Schnee hatte etwas Perfides, er verdeckte die tiefen Löcher im verkarsteten Grund, ohne sie zu stopfen: Einsturzgefahr auf Schritt und Tritt. Ich verzichtete auf den Schilt, stieg von Rotärd ab zur Mürtschenfurggel, stieg weiter ab zur Alp Hummel, stieg noch weiter ab vorbei am Spaneggsee zum Talapsee, stieg schliesslich ab nach Filzbach, wo die Wanderung endete. Dreckig war ich am Schluss, die Pfade höher oben waren Bäche von Schmelzwasser gewesen, manche Alpen eine einzige Sumpffläche. Ist schon ein spezielles Wanderjahr. Aber schön wars. Und im Restauräntchen am Talalpsee hatte ich eine wirklich gute Gerstensuppe.
Der Mürtschenstock von Rotärd aus gesehen.

Mittwoch, 3. September 2014

Heut: Schilt!

Doofes Bild? Hey, das ist
ein gutgelaunter Wanderer.


Heute will ich das neue - oder doch einigermassen neue - Seilbähnli von Ennenda hinauf nach Bärenboden/Äugsten ausprobieren und dann den Schilt besteigen; man sagt, die Sicht von diesem Gipfel aufs Glarnerland sei grandios. Hernach, das mag ich besonders, habe ich Optionen: Ich kann wieder zur Bahn absteigen oder aber Richtung Kerenzerberg halten. Je nach Lust, körperlicher Verfassung und Laune. Die wiederum wird wesentlich davon abhängen, ob Hochnebel vorhanden ist und ich diesen überwinden kann. Der Tag wird es zeigen.

Dienstag, 2. September 2014

Rägiswald - muss man kennen

Widmer nimmt sich von der Rösti.
Die Métairie du Bois Raiguel auf der Montagne de Courtelary nordseitig etwas unter der Chasseral-Krete muss man besucht haben. Allein der Geruch, milchelig wie in einer Geburtsstation; dazu kommen Noten von Vieh und Stall. Die Gaststube ist aber, wie die Küche, blitzsauber. Wir kehrten am Samstag ein, assen buttergesättigte Rösti und ein Kotelett, wie es sein muss, saftig, kompakte Struktur, perfekt gebraten. Zwei andere Leute aus dem Grüpplein nahmen ein Fondue und wurden still bem Essen. Später gab es Meringues und Enzianschnaps, natürlich auch das Ware vom eigenen Hof. Und dann besuchten wir den Käsekeller und kauften, ich trug ein Zwei-Kilo-Mutschli heim. Jeder Bissen erinnert mich in den nächsten zwei Wochen oder so an die Métairie du Bois Raiguel. Zu Deutsch heisst die Bauernwirtschaft: Rägiswald.

Montag, 1. September 2014

Die SBB und unser Wanderplan

Zwischen Bois Raiguel und der Métairie de Gléresse.
Die SBB luden uns am Samstag morgen mit elf Minuten Verspätung in Biel ab. Der Zug nach La Heutte war weg; eine Stunde auf den nächsten warten mochten wir nicht. Wir stellten um, neuer Plan. Wir zogen von Biel aus los, hinauf nach Magglingen, in die Zwischenrinne von Jorat, wieder hinauf nach Les Prés-d'Orvin, noch weiter hinauf durch Felder voller Herbstzeitlosen zur Chasseralkrete. Dann hinab zur Métairie du Bois Raiguel, wo wir so grossartig assen, dass sich die Wirtschaft einen eigenen Blogeintrag (morgen, vermutlich) verdient hat. Hernach die Fortsetzung, wobei das Licht immer schöner und der Himmel patagonisch weit wurde mit Wolken so gross wie Raumschiffe: hinab durch Le Graben und die Porte des Enfers zu den 165 Millionen Jahre alten Spuren des Brachiosaurus bei La Heutte; in dem verschlafenen, beizenlosen Dorf endete die Wanderung nach 7 1/2 Gehstunden. Vermeldet sei noch eine Art Drogenerlebnis: Auf der zweiten Wanderhälfte nach dem späten Zmittag geriet ich in einen Zustand nah der Erleuchtung. Lag es an den aparten Pflanzen in Le Graben und ihren Duftsubstanzen? Vermutlich; eventuell mag dazu der Enzianschnaps vom Bois Raiguel mitgewirkt haben.

Biel - Magglingen-Bähnli, Talstation - Pavillon - Magglingen-Bähnli, Bergstation - End der Welt - Jorat - Les Prés-d'Orvin - Chasseral-Krete, 1288 m - Métairie du Bois Raiguel - Métairie de Gléresse - Le Graben - Porte des Enfers - La Heutte, Dinosaurierspuren - La Heutte, Station. 1180 Meter aufwärts, 1008 Meter abwärts.
Bei der Porte des Enfers.