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Mittwoch, 1. April 2015

Ein brutaler Eintrag

Marignano, eine Darstellung des Augenzeugen Urs Graf, 1521. (Wikicommons)
Kürzlich lieferte die NZZ eine Doppelseite zur Schlacht von Marignano 1515. Ich erfuhr, dass die Italiener heute praktisch nichts von dem Gemetzel wissen; "es war ein Krieg zwischen Barbaren aus dem Norden, der unglücklicherweise in Italien stattfand." Für die siegreichen Franzosen bedeutet Marignano immerhin die Festigung der Herrschaft des jungen Königs François I. und den "symbolischen Ausgangspunkt des Erstarkens von Frankreich zur grande nation". Einen eigentlichen Marignano-Mythos gibt es aber nur in der Schweiz. In der Schule lernten wir, mit der grässlichen Niederlage, die rund 7000 Schweizer das Leben kostete, seien die Grossmachtträume ausgeträumt gewesen und habe unsere Neutralität begonnen. Doch vermutlich ist das halb bis drei Viertel falsch. Wieder die NZZ: "Auf Marignano folgte vielmehr das Soldbündnis mit Frankreich, und auch sonst kämpften Schweizer Söldner überall, wo es Geld zu verdienen gab."

Eindrücklich fand ich auf der Doppelseite die in szenischen Abschnitten erzählte Schlacht und die Stunden danach. Wer so etwas nicht verträgt, hört hier auf zu lesen - ich denke aber, man muss sich vor Augen holen, wie brutal das alles zuging. Zitat aus dem Artikel:
Viele Schweizer verpassen den Anschluss an den abziehenden Hauptharst (...). Sie werden von den venezianischen Reitern verfolgt, niedergemacht und ausgeplündert. "So wurden vil Eidgenossen, besunder krank und wund, uf der Strass erwürgt", wird berichtet. Eine Gruppe von 300 Schweizern sucht in einem Kloster Zuflucht. Sie werden eingeschlossen und verbrannt, andere an Bäumen aufgehängt. (...) Nicht besser ergeht es 400 Verwundeten, die Mailand erreicht haben. Für sie ist kein Platz bei der Schweizer Garnison im Kastell, weil die Nahrungsmittel knapp sind. Der Zürcher Kommandant weist sie weg, sie werden vor der Stadt massakriert.
PS. Ein interessanter Beitrag zu Marignano heute im "Tages-Anzeiger". Neuerdings zweifeln Experten offenbar an der hergebrachten Datierung der Schlacht!

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