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Dienstag, 30. Juni 2015

Harald Blauzahn erobert die Welt.

Schönes Logo, oder?
(Wikicommons/ Fry 1989)
Ich denke, wenn ich "Blauzahn" höre, sofort automatisch an Käpt'n Blaubär, die Trickfilmfigur von Walter Moers. Blauzahn, Blaatand im dänischen Original, Harald mit Vornamen, ist aber eine reale Figur. Er regierte im 10. Jahrhundert, vereinte dänisches Stammland sowie schwedische und norwegische Landstriche unter seiner Krone und galt seinen Zeitgenossen als magischer Kommunikator und Diplomat. Gut 1000 Jahre später arbeitete der dänische Elektoingenieur Sven Mattisson an einem neuen Funkstandard. Mit einem Kollegen trank er in Toronto ein Bier, man kam auf die skandinavische Geschichte und auf Blauzahn und dessen Begabung, Leute zusammenzubringen. Der Funke zündete, da war der Name für die neue Technologie: Bluetooth. Aus den Runen H und B entstand später das geschichtlich passende Logo, siehe Bild. Und Bluetooth wanderte bald um die Welt als Standard der Datenübertragung über kurze Distanz per Funk (uff, im letzten Satz habe ich die Kurve zu diesem Blog, der ja ein Wanderblog ist, geschafft). Quelle dieser Kleingeschichte: ein formidabler NZZ-Artikel.

Montag, 29. Juni 2015

Und zum Schluss ein Turm

Am Samstag wanderte ich nicht. Stattdessen besuchte ich den Hochzeitsapero eines Cousins in der Ziegelhütte in Appenzell. Und gestern bekam ich Besuch aus Bern und wanderte auch nicht - wir fuhren zum Flughafen Zürich, buchten auf der Besucher-Terrasse eine Führung, wurden zum Pistenkreuz chauffiert und schauten zu, wie gegen zwölf Uhr mittags die A380 der Singapore Airlines abhob, das grösste Passagierflugzeug der Welt. Mehr davon irgendwann nächstens - und vorerst dies: Der Tag endete gegen sechs Uhr abends im Oerliker Park in der Nähe des Bahnhofs Oerlikon. Wir bestiegen dort den Oerlikerturm, der auch Blauer Turm heisst. Die Plattform liegt 35 Meter über Boden, eine Stahltreppe spiralt spektakulär hinauf, oben sieht man das ganze Quartier und vieles mehr. Der Turm ist ein ästhetisches Vergnügen, das ich jedem und jeder dringend empfehle.

PS: Ich experimentierte gestern mit der Smartphone-Foto-App Hipstamatic. Daher die exaltierte Färbung meines Turmfotos.

Sonntag, 28. Juni 2015

Taube, rot gespritzt?

Eben kaufte ich mir wieder einmal eine "Tierwelt" und las mit Genuss ein paar Artikel. Des weitern faszinierten mich wie üblich die Kleininserate. Hier eines im Bild (die Telefonnnummer habe ich wegretuschiert). So oft ich die paar Zeilen samt Titel auch lese, ich komme nicht draus, was da geschah. Warum jemand das Inserat schaltete. Wem er dankt. Und ist das Ganze ironisch gemeint?

Samstag, 27. Juni 2015

Massaker zwischen Thur und Rhein

Thurgauer Bijou: das Barchetseeli unweit von Waltalingen.
Klatschmohn immer schön.
Mein Plan war gestern eigentlich, aufs Brienzer Rothorn zu steigen, vom Brünig aus. Beim Morgenessen um halb sechs holte mich sozusagen der Ernst des Lebens ein, ich sagte mir: Widmer, du schreibst an einem Buch, du hast noch einige Orte abzuklappern dafür! So wurde aus der Bergwanderung eine viereinhalbstündige Flachwanderung, grummel. Ich fuhr nach Ossingen, lief zum Barchetsee, nach Waltalingen, Guntalingen und weiter via Schlattingen und Basadingen nach Diessenhofen; eine -ingen-Tour sozusagen. Sie war schön, allerdings piepsten auf meinem Handy immer wieder Push-Meldungen des Newstickers: Massaker in Kobane an Zivilisten, Anschlag auf eine Gasfabrik in Frankreich, Anschlag auf ein tunesisches Hotel. Was für ein Kontrast zum Frieden, der über dem Land zwischen Thur und Rhein lag, was für ein Kontrast zwischen meinem Tag und dem vieler anderer Menschen.
Sprayer gibts auch auf dem Land. Dieser oder diese hier war verliebt.

Freitag, 26. Juni 2015

Deutsch mit Göpf

Jemandem du sagen = ihn duzen.
Jemandem Sie sagen = ihn siezen.
Jemandem Ihr sagen = ihn ?

Bei Gottfried Keller, meinem neuen Hausfreund, fand ich das fragliche Verb kürzlich auf der allerersten Seite der "Züricher Novellen" im allerersten Absatz vor - ich hatte es bis anhin nicht gekannt und war ein wenig verblüfft:
"Gegen das Ende der achtzehnhundertundzwanziger Jahre, als die Stadt Zürich noch mit weitläufigen Festungswerken umgeben war, erhob sich an einem hellen Sommermorgen mitten in derselben ein junger Mensch von seinem Lager, der wegen seines Heranwachsens von den Dienstboten des Hauses bereits Herr Jacques genannt und von den Hausfreunden einstweilen geihrzt wurde, da er für das Du sich als zu gross und für das Sie noch als zu unbeträchtlich darstellte."

Donnerstag, 25. Juni 2015

Nebel!

Das war speziell gestern. Ich fuhr bei bestem Sommerwetter ab und kam bei bestem Sommerwetter heim, und auch der Anfang und das Ende der Wanderung spielten sich in der Sonne ab. Aber ihr mittleres Drittel: Nebel, mal dicht und fett, mal in Fetzen über die Höger und Felsen treibend. Am Fuss des Mittaggüpfi, bevor der brutal steile Aufstieg begann, überlegte ich mir: Soll ich hinauf? Ich entschloss mich, es zu tun, traf unterwegs eine Frau, die umgekehrt war, zog die Sache durch. Oben hockten drei Männer. Bergdohlen umschwirrten uns und bekamen ein bisschen von meinem Thonsandwich ab. Und ich war froh, nicht vorzeitig aufgegeben zu haben.

Diese Unternehmung im Luzernischen war besonders anstrengend. 6 1/4 Gehstunden, 1261 Meter aufwärts und 1071 abwärts, das geht ja noch. Aber das ruppige Gelände! Die Höhe der Tritte! Die stellenweise leicht ausgesetzten, vom Regen der letzten Tage durchweichten Pfade, die morastigen Senken! Die nassen Wurzeln und Steine! Die giftige Bise! Das Mittaggüpfi war ein Abenteuer. Und hier noch die Route: Schwarzenberg, Rössli - Alpwirtschaft Mittler Stäfeli - Direktweg zum Gipfel - Mittaggüpfi - Bründle - Unter Lauelen - Eigental, Eigenthalerhof.

Mittwoch, 24. Juni 2015

Und heute.... aufs Mittaggüpfi

Das Mittaggüpfi (rechts). (Wikicommons/ Thomas Küng)
Heute geht es auf das Mittaggüpfi, einen Berg von 1917 Metern Höhe in der Pilatuskette oberhalb Malters. Als Anzeiger der Mittagszeit dürfte er den Bewohnern des Eigentals dienen, aus dieser Sicht kommt das hin. Ansonsten hiess er früher auch Oberalpgupf oder Gnepfenstein; ein Gnepfenstein ist ein Stein, der nicht gut platziert ist, wackelt und in die Tiefe stürzen oder rollen könnte. Sei dem, wie dem sei, ich fahre nach Schwarzenberg und laufe hinauf. Weiter geht es entweder hinab ins Eigental oder nach Alpnach. Ich liebe Wanderungen mit offenem Ausgang.

Dienstag, 23. Juni 2015

Der Alterssimulationsanzug

Nein, das ist nicht Hannibal Lecter, den sie im "Zolliker Boten" kürzlich abbildeten. Sondern der Teilnehmer einer Schulung in einem Pflegheim. Er trägt einen sogenannten Alterssimulationsanzug: ein Spezialvisier erschwert die Sicht, Handschuhe vermindern die Fingerfertigkeit, eingebaute Gewichte bewirken Schwerfälligkeit. Irgendwie denke ich manchmal, dass wir Gegenwärtigen spinnen. Statt die Alten zu fragen, wie sich das Alter anfühlt, ziehen wir Simulationsanzüge an. Ist das nicht ein krasser Beleg für das Schwinden der natürlichen gesellschaftlichen Empathie? Das ist übrigens eine echte, keine rhetorische Frage.

Montag, 22. Juni 2015

Zürichs Schleichtrams

Das Cobra-Tram ist schon recht. Aber unter dem Boden ginge es schneller.
Kürzlich beim Käfelen im Rosengarten in Zollikerberg las ich meine Zeitung, den Tagi. Besonders interessant fand ich ein Interview mit dem ETH-Verkehrsprofessor Ulrich Weidmann. Der Mann sagt über die chronisch schleichenden Zürcher Trams drei Dinge:
  1. Das Tramsystem und überhaupt der öffentliche Verkehr Zürichs stammen in den Grundzügen aus einer Zeit, als man meinte, die Stadt schrumpfe und die Einwohnerzahl werde sich bei 350 000 einpendeln. In 15 Jahren ist sie aber um 50 000 gewachsen, in den nächsten Jahren kommen noch einmal 50 000 Leute hinzu.
  2. Man kann einiges optimieren, etwa die Zahl der Haltestellen reduzieren und so die Trams etwas schneller machen. Wirklich effektiv wäre aber zusätzlich ein unterirdisches Metro-Tram, also eine Stadtbahn.
  3. Leider, sagt der Professor, stellt sich Zürichs Politik tot, wenn es um die Zukunft des öffentlichen Verkehrs geht. "Es ist wie in einem schalltoten Raum. Wenig kommt zurück. Die Stadt und die meisten Politiker scheinen davon auszugehen, dass der heutige öffentliche Stadtverkehr langfristig genügt. Das ist aber nicht so."

Sonntag, 21. Juni 2015

Kehrt im Hofbergli ein, Leute!

Typischer Jura: Waldpassage nach der Bättlerchuchi.
Am Schluss umgingen wir sie: Die Röti, ganz hinten leicht rechts der Bildmitte.
Hofberglihackbraten.
Gestern Samstag wanderten wir von Niederbipp via Oberbipp, die Ruine Bipp, Rumisberg, Farnern, Bättlerchuchi, Hochchrüz, Hinteres Hofbergli, Niederwiler Stierenberg, Oberbalmberg, Schofgraben zum Kurhaus Weissenstein und fuhren dann mit der Gondelbahn nieder (1131 Meter aufwärts, 318 abwärts, 5 1/2 Stunden Gehzeit).
  • Die Unternehmung hatte einen schlechten Start. Der Zug wollte in Zürich nicht abfahren. Vier Minuten über der Zeit sagte die Zugbegleiterin über den Lautsprecher: "Unser Zug ist im Moment noch nicht fahrbereit." Das klang, als hätte jemand die Lok geklaut. Es ging dann aber doch noch los.
  • In Oberbipp besuchten wir das Dolmengrab, von dem ich hier auch schon berichtete. Meine Wandergspänli gaben sich so unbeeindruckt wie Schüler, denen der Lehrer auf der Schulreise irgendein Monument vorführt. Der Lehrer, also ich, dachte für sich trotzig: Nun ja, vielleicht bleibt ja doch etwas hängen von dem, was ich ihnen erzählt habe.
  • Die Bättlerchuchi stellte sich als beeindruckender Ort auf dem Grat heraus: hohe Felsen, dazwischen eine Art Grube. Einst sollen hier Fahrende ihren Lagerplatz gehabt haben, nah an der Kantonsgrenze, um, wenn die Berner sie jagten, auf Solothurner Gebiet wechseln zu können und umgekehrt. Ein Feuer brannte. Wo waren die, die es angezündet hatten? Am Klettern, gleich um die Ecke.
  • Ja, das Wetter! Eine Bise blies. Es war kalt wie im November. Vorerst. Am Nachmittag kam die Sonne. Vor allem aber: Anders als der Grossteil der Schweiz hatten wir den ganzen Tag über keinen Regen. Kein einziger Tropfen nässte uns.
  • Simpel und grossartig zugleich war das Essen im Hofbergli. Ich hatte schon gehört, dass die es gut machen; ein Paar wirtet, das zuvor im Café Kairo in Bern arbeitete, einer szenig-alternativen Adresse. Wir hatten Hackbraten mit Spätzli, wunderbar, und wie ich höre, war auch der Käseteller super. Geht da vorbei, Leute, kehrt ein, es lohnt sich.
  • Der Rest der Wanderung? Nun, wie gesagt, die Sonne kam. Die Röti, der höchste Punkt des Weissensteins, sah aus der Nähe so schroff aus, dass wir sie rechterhand via Schofgraben umgingen. Man muss sich ja nicht jeden Samstag umbringen. Wir waren denn auch wesentlich früher in Zürich als an den meisten Samstagen, um halb sechs schon. Auch mal schön.

Samstag, 20. Juni 2015

Maderanertal? Sicher nöd!

Wir wollten heute eigentlich ins Maderanertal, zur Windgällenhütte unter anderem. Dann wurde die Prognose Tag um Tag ein wenig verhaltener; mittlerweile ist mit Regen zu rechnen. Also wieder einmal Plan B. Wir nehmen von Niederbipp aus den Hang der Weissensteinkette in Angriff. Ein Beizli für den Zmittag habe ich auch schon im Auge. Wo die Sache endet - eine Frage des Wetters und wie sich dieses entwickelt. Vielleicht geht es ganz hinauf zur Krete und nach vorn via Röti zur Gondelbahn-Bergstation auf dem Weissenstein. Oder aber wir laufen wieder hinab, nach Wiedlisbach. Ich bin sicher, das wird auf jeden Fall eine gute Sache. Und was ich auch denke: Schön, konnte ich am Mittwoch wandern, als die Sonne schien - auch Tage danach verspüre ich Glück, wenn ich an den Lauenensee, Tungelschuss, Geltenschuss denke.
Ist er nicht wunderschön? Hier gleich noch ein Foto vom Geltenschuss.

Freitag, 19. Juni 2015

Schüsse im Saanenland

Der Geltenschuss vom Feissenberg aus.
Der Tungelschuss.
Wie gestern erwähnt, wanderte ich am Mittwoch im Saanenland. Das Wetter war gut zu mir, die Sonne zeigte sich, dann trieben wieder Dunstfetzen über die Berge und es windete, Abwechlsung beim Wandern ist immer nett. Ich startete beim Lauenensee, stieg auf zur Alp Chüetungel, hielt auf leicht exponiertem Weg durch die fast senkrechte Flanke des Follhorns nach Usseri Gelten und zur Geltenhütte. Dort eine freudige Überraschung, auf der Homepage hatte es geheissen, man öffne erst am 20. Juni, doch tatsächlich war die Fahne aufgezogen, und ich kam unverhofft zu einer Rösti mit Ei. Äusserst steil dann der Abstieg wieder hinab zum Lauenensee. Der war aber gar nicht der Star des Tages - viel spektakulärer fand ich den Wasserfall Tungelschuss, in dessen Nähe ich aufgestiegen war. Und ganz grandios fand ich einen anderen Wasserfall, den Geltenschuss. Sie beide muss man gesehen haben. Und ihr Brausen muss man gehört haben, das nichts Romantisches an sich hat, sondern eher etwas Brüllendes und Verstörendes. Nun noch die Wegfakten: 3 3/4 Stunden, 705 Meter auf und wieder ab.
Und hier der Lauenensee.

Donnerstag, 18. Juni 2015

Yuk, it's a yak!

Schön, oder? Nur schon diese Designerhörner.
Von der sehr schönen gestrigen Wanderung zur Geltenhütte hoch über dem Lauenensee möchte ich morgen berichten. Hier dies voraus: Gut 35 Minuten vor der Hütte traf ich auf ein Dutzend Yaks. Okay, ich gebe zu, ich war nicht sicher, um was es sich genau handelte, ich fragte in der Hütte nach. Yaks eben. Gut drei Stunden später dann, als ich fast wieder unten war, kam mir eine Frau entgegen, die mit einem schweren Rucksack aufstieg. Sie fragte, ob ich Geissen gesehen hätte, die seien ihnen nämlich abgehauen. Ich konnte nicht helfen. Ob ich Yaks gesehen hätte? Jawohl, sagte ich, und zwar bei der Alp Usseri Gelten. Aha, da seien sie, erwiderte die Frau, bedankte sich und zog weiter. Später, unten im Restaurant, googelte ich ein wenig und fand heraus, dass es sich wohl um Regula Oehrli handelt, die auf der Geltenalp Schlafplätze in der Alphütte offeriert und Yaks besitzt. Ich hatte die Viecher übrigens wahnsinnig sympathisch gefunden.

Mittwoch, 17. Juni 2015

Im Hirtenstall

In Richterswil ZH hatte ich kürzlich einen Termin und kam dabei an einer Strasse vorbei, die angeschrieben war: "Im Hirtenstall". Sommer hin oder her - hört man diesen Namen, läuft im Kopf ein Weihnachtsfilm ab.

P.S. Heute um 4 Uhr 30 aufgestanden, um 5 Uhr 10 geht es aus dem Haus, ich will im Saanenland wandern.

Dienstag, 16. Juni 2015

Theorie und Praxis des Siloballens

Siloballen sieht man heutzutage überall.
Gestern kam in meiner Zeitung von mir ein Artikel über Siloballen. Jawohl, die unförmigen Kunstoff-Wickel-Dinger, die man überall in den Wiesen sieht. Für den Artikel besuchte ich einen Bauern und fragte ihn aus, wie genau er die Dinger verwendet, was sich in ihnen abspielt und warum er sie überhaupt braucht. Hier das Resultat - und voraus noch ein Zitat vom Bauern; er spricht vom Silofutter, wie es in Siloballen und Hochsilos hergestellt wird:
"Die Kühe fressen es gern. Kann das Gras schön angewelkt werden, riecht die Silage manchmal fast wie Tee. Ist kaum Sonne vorhanden und das Gras beim Silieren nass, riecht die Silage eher scharf. Dann ist es wichtig, dass die Kühe gutes Heu dazu erhalten."

Montag, 15. Juni 2015

Die Br-Br-Sager

Weiss jemand, was das "Barbaricum" ist? Klingt wie ein Laden, wo sie Nasenknochen oder Familie-Feuerstein-Mode verkaufen. Die Assoziation ist freilich falsch. Ich entdeckte den Begriff kürzlich, als ich nachschlug, ob ich eigentlich das Wort "Prähistorie" korrekt verwende. Tue ich durchaus - Prähistorie oder Vorgeschichte bezeichnet jene alten Zeiten, aus denen wir keine schriftliche Überlieferung haben. Ein paar Klicks später landete ich auf Wikipedia bei dem erwähnten Begriff. Historiker und Archäologen nennen bisweilen das ans antike römische Reich angrenzende Gebiet "Barbaricum"; der Begriff geht auf die Römer selber zurück. Barbaren sind übrigens im Altgriechischen Leute, die Unverständliches brabbeln; wörtlich sind sie "Br-Br-Sager". Barbaren - das sind die anderen da draussen. Germanen, Kelten usw.

Das Bild (Wikicommons) zeigt die Statue "Der sterbende Galater" aus hellenistischer Zeit aus Pergamon; ein Galater ist ein Kelte. Auch die alten Griechen hatten dieses Barbarenklischee. Sie sahen die Kelten als tapfer an, fanden sie aber auch unsäglich fremd. Der Schnurrbart zum Beispiel machte es aus, den auch der sterbende Galater trägt.

Sonntag, 14. Juni 2015

Der Unglückspilot

Zwischen Wilbrunnen und Unterägeri Zentrum kommt man auf dem Wanderweg, der in einigem Abstand zum Ägerisee verläuft, an einem Marmorsäulenstumpf vorbei. Viele Buchstaben der Inschrift von 1926 sind verschwunden, ausradiert vom Wetter. Eine Tafel daneben erklärt, was an dieser Stelle damals geschah. Ein Pilot mit einem militärischen Doppeldecker musste wegen eines kleines Defekts landen. Er reparierte den Defekt, wobei ihm viel aufmarschiertes Volk zuschaute. Auf der Wilbrunnenstrasse wollte er hernach starten, kam von der geraden Bahn ab, versuchte das Flugzeug hochzuziehen. Er touchierte zuerst einen Buben und dann zwei weitere. Alle drei Buben starben. Derselbe Pilot war zwei Jahre später wieder an einem Unfall beteiligt. Über dem Aletschgletscher stürzte ihm eine Passagierin, die sich losgeschnallt hatte, aus dem Flugzeug.

Samstag, 13. Juni 2015

Widmer wandert nicht

Also mir wäre heute ein Gewitter recht. Oder Regen.
Samstag, Wandertag. Normalerweise. Heute bleibe ich zuhause und nähre mich redlich. Ich bin nicht etwa krank - Sonntagsdienst mit Wochenendpikett habe ich und kann daher nicht los. Ein bizarres Gefühl, einen Samstag nicht im Gelände zu verbringen. Stattdessen wird eingekauft, gearbeitet (Kolumne), ein wenig gehometrainert. Tut mir leid, wenn das nicht sehr spannend klingt. Ein Gewitter oder Regen wären mir im Übrigen recht, ich könnte mir dann sagen: Gott sei Dank bist du heute nicht auf irgendeinem Berg, Widmer.

Freitag, 12. Juni 2015

Summsumm

Bei der Matthäuskirche fordert eine Plakette auf, den Kopf in dieses Loch zu halten und zu summen. Man stellt fest, wenn man es tut, dass es eine gewisse Stimmlage gibt, bei der sich die Wellen irgendwie fortplanzen. Dann summt und surrt der ganze Kopf. Summsteine soll es schon seit vielen Jahrhunderten geben.

Donnerstag, 11. Juni 2015

Expedition im Neckertal


Wie ich in diesem Blog vor einiger Zeit erwähnt habe, schreibe ich an einem Buch, dessen Konzept wiederum ich noch nicht verraten mag. Nur dies: es hat zwar mit Wandern zu tun, wird aber kein Wanderführer sein. Für das Projekt wollte ich unbedingt "Scherrers Höhle" besuchen, die im unwegsamen Gelände unterhalb des Gerensattels liegt oder, anders gesagt, oberhalb Furth im Neckertal. Ich war vor Jahren schon einmal in der Höhle, hatte den Zugang aber nicht mehr im Kopf; die Gemeindeverwaltung Neckertal half umgehend mit einem Plänchen. Und also ging ich gestern hin. Ich war erneut begeistert von der Höhle, die auf keiner offiziellen Karte auftaucht und nicht ausgeschildert ist. Riesig ist der von der überhängenden Nagelfluh über gut 50 Meter geschützte Platz, der an einer Stelle weiter in den Hang eingetieft ist. Einst lebte hier der Einsiedler Alois-Josef Scherrer, den sie "Böscheli-Scherrer" nannten; die 18 Jahre bis zu seinem Tod 1948 verbrachte er in der Höhle und soll seine freie Zeit genützt haben, allerlei theologisches Schrifttum zu lesen. Was meine Wanderung angeht, fiel sie insgesamt nicht lang aus, denn es nieselte. Ich ging vom Bahnhof Brunnadern-Neckertal bis Furth, stieg zur Schluchenegg auf, spürte die Höhle auf, stieg via den Enzenberg wieder ab zum Necker. Am Ende der Zwei-Stunden-Tour war ich pflotschnass; vor und nach der Höhle ist der Pfad schmal, ich ging durch hüfthoch stehende Farne und Büsche und Bäume, die alle nur vor Wasser trieften. Erst im Zug nach Hause wurde mir allmählich wieder warm.

Mittwoch, 10. Juni 2015

Selfie nach Malanser Art

Selfiweg? Wir staunten, als wir vor einiger Zeit in Sargans auf den Bus nach Jenins warteten - dass ein Weg und damit eine Bushaltestelle nach einem Zeitphänomen benannt wird, ist ja doch eher selten. Korrekt buchstabiert man das Wort übrigens "Selfie", liebe Rheintaler!

Dienstag, 9. Juni 2015

Widmer in der Unterwelt


Unterirdisches Wasserrad; sorry, fotografieren war bei dem Licht nicht einfach.
Gute Schuhe empfohlen.
Gestern eine schöne Kurzwanderung im grenznahen Kanton Neuenburg: von Col des Roches bei Le Locle nach La Rançonnière und via La Caroline nach Les Brenets; zwei Stunden dauerte das. Soviel Anreise für so wenig Wanderung? Ich wollte mir zwei Dinge anschauen. Erstens: die unterirdischen Mühlen von Col des Roches, von denen man sagt, sie seien ein europaweites Unikat. Über immer neue Treppen und Stege steigt man tiefer und tiefer in die Unterwelt aus Kalk, hört das Holzrad klappern, das Wasser rieseln und plätschern, die eigenen Schritte glitschen. Die Mühlen wurden angelegt, um den trägen Talbach Bied dort zu nutzen, wo er bei einer Steilstufe endlich Tempo gewinnt, freilich auch in eine Serie von Kavernen verschwindet; um die Mitte des 17. Jahrhunderts begann man mit dem Bau. Ich fand das sehr eindrücklich. Später dann Besichtigung Nummer zwei oberhalb von La Caroline. Dort steht La Tour Jürgensen, ein neogotischer Turm mit neckischen Zinnen, den ein dänischer Uhrmacher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts anlegen liess. Sehr bereichert fuhr ich von Les Brenets wieder nach Hause.

Montag, 8. Juni 2015

Grandioses Glarnerland

Eine halbe Stunde nach dem Start: Glarus und darüber der Glärnisch.
Der Fronalpstock lugt über den Grashorizont. Bald gibt es Zmittag.
Auch das ist Glarus.
Herrlicher Wandersamstag im Glarnerland - wir stiegen von Glarus steil auf zum Ennetberg, genossen umso mehr den folgenden Flachabschnitt, gerieten hernach in einen vermoosten Zauberwald, erreichten via Meieli nach drei Stunden den Mullerenberg. Im Alpenrösli assen wir, Thaicurry, jawohl, die Beiz stellte sich als Gault-Millau-Lokal mit 13 Punkten heraus, was aber nicht störte, es gibt dort auch Wurstsalat, und die junge Wirtin war wirklich nett. Die Aussicht im Bergkessel unter dem Fronalpstock war perfekt, der Glärnisch und der Rautispitz hockten gegenüber wie etwas klotzige, verstockt schweigende Tischgäste. Nach dem Essen wurde alles noch schöner. Die Passage hinüber zum Habergschwänd bot ein kurzes Abenteuerstück mit Seilen unter einer hohen Felsfluh. Und plötzlich wechselte das Panorama, wir kamen aus dem Wald zu einer Graskrete und hatten nun unter uns den Walensee mit einer neuen Felskulissse vis-à-vis, Leistchamm und Churfirsten und Mattstock und Speer und vorgelagert auf seiner grünen Paradematte Amden. In der Nüenalp kauften wir Alpkäse, dann bogen wir kurz vor dem Habergschwänd ab hinab nach Filzbach. Dort ein Halt im Hotel-Restaurant Kerenzerberg, wir berieten, ob wir die Fortsetzung wagen dürften, denn plötzlich waren da Böen, die die Fahnen vor dem Hotel überfallartig peitschten. Richtung Zürich war der Himmel blau, vom Bündnerland aber dräute es schwarz heran, Invasion aus Mordor. Wir entschieden uns fürs Weitermachen, hielten einen unglaublich steilen historischen Kehrenweg hinunter zum Walensee, wo von Wind nichts zu merken war; schwer klebte die schwüle Luft, ums Strandbad Gäsi grillten die Badegäste und Camper, es stank nach Mückenspray. In kurzem Finish zogen wir nach Weesen und beendeten dort die Wanderung; Weesen Dorf übrigens, die Bahnstation ist nicht mehr in Betrieb, mussten wir merken. Der Regen kam dann erst, als ich gegen sieben Uhr abends die letzten Meter zu meinem Haus in Zollikerberg durcheilte, und er war harmlos. Das Gewitter fand nicht statt, wenigstens nicht bei uns. Und unsere Route kann ich allen empfehlen, deren Knie es mitmachen, meine surren heute noch leicht: 6 3/4 Stunden, 1135 Meter aufwärts, 1183 abwärts.
Die Geissen vom Mullerenberg. Unten das Tal der Linth. 
Angesichts des Walensees wird P. mal kurz ekstatisch.
Kommt jetzt das Gewitter? Weesen und der Linthkanal.

Sonntag, 7. Juni 2015

Die erste Pfarrfrau der Schweiz

Am Freitag arbeitete ich zuhause, private Dinge, die Kolumne auch, so circa von halb sieben bis halb eins. Gegen ein Uhr kamen die Fensterputzer, eine Frau, ein Mann, Balkan, freundliche Leute. Ich übergab ihnen den Ersatzschlüssel für die Wohnung und ging in die Stadt, wo ich Thaifood ass, vom Buffet: Fisch, Reis, Glasnudeln, gedämpftes Gemüse. Dann streifte ich ein wenig herum, trank einen Kaffee vor dem Restaurant Sternenböckli, pardon, Starbucks, besichtigte hernach die Wasserkirche und deren Krypta. Am Hotel Helmhaus sah ich ein Schild, das ich nie zuvor gesehen hatte. Es erinnert an Anna Zwingli, die erste Pfarrfrau der Schweiz, wie da stand. Die geborene Reinhart, aus hablichem Haus, Jahrgang 1484, war eine eigenwillige Person, heiratete mit 20 gegen den Willen von dessen Vater den Junker von Knonau, gebar drei Kinder. 1517 starb ihr Mann, sie wohnte weiter in der Nähe des Grossmünsters, lernte den Leutpriester Ulrich Zwingli kennen, lebte mit ihm in geheimer Ehe zusammen; es nähme einen wunder, was das genau war. Im April 1524 heirateten die beiden offiziell, das erste von vier Kindern kam schon im Juli, oha. 1531 starb Zwingli, der Kopf der Zürcher Reformation, in der Schlacht bei Kappel, in der gleichen Schlacht kamen auch Anna Zwinglis Sohn aus erster Ehe und ihr Bruder um. Sie war nun zum zweiten Mal Witwe, lebte noch sieben Jahre, bis 1538. Wie gern läse ich eine Biografie dieser Frau, die laut dem Schild übrigens das Zürcher Armenwesen aufbaute! Und noch viel lieber wäre mir ein historischer Roman über sie! Dies denkend, fuhr ich wieder heim in eine Wohnung, die um einiges heller war als noch am Vormittag.

Samstag, 6. Juni 2015

Lasst den Himmel nicht aus den Augen!

Heute geht es von Glarus auf den Mullerenberg hoch über Mollis; ich habe diese Route nicht zuletzt deshalb gewählt, weil es immer wieder Häuser, Hütten, Ställe am Weg hat, man möchte nicht schutzlos dastehen, wenn ein Gewitter aufzieht. Zieht es auf? Und wann? Der eine Wetterdienst spricht vom frühen Nachmittag, der andere vom Abend. Im Alpenrösli wollen wir essen, dann soll die Wanderung hinüber zum Habergschwänd führen, einem Ort mit einer Sesselbahn hinab nach Filzbach. Mal schauen, ob wir bis ans Ziel kommen, man muss heute flexibel sein. Allen, die auch losziehen, wünsche ich viel Spass. Und lasst mir den Himmel nicht aus den Augen, Freunde!
Glarus einst. (Wikicommons).

Freitag, 5. Juni 2015

Hat jemand 15 Millionen?

2014 wurde das Kloster Disentis 1400 Jahre alt. Rechts das Fassadenplakat.
Am Kloster Disentis sah ich gestern ein riesiges Plakat, darauf stand: "Dringend notwendig - Restaurierung der Klosterkirche St. Martin." In der Stiva St. Placi, dem vor kurzem eröffneten Klosterbeizli, erfuhr ich, worum es geht. Der Zustand der Kirche samt Prachtfassade ist schlecht, man muss handeln; die Kosten dürften gut 15 Millionen Franken betragen, wovon nur ein kleiner Teil gesichert ist. Also, herhören, Reiche! Wenn ihr ein Herz für Kirchen und Klöster und deren Kunst habt, könnt ihr in Disentis wirken. Die Führung mit Pater Pirmin (ich war übrigens für die "Schweizer Familie" unterwegs) war dann ergiebig, ich sah: einen wunderbaren Renaissance-Altar, die Reste der allerersten Martinskirche (die heutige aus der Barockzeit ist die dritte), das Museum mit ausgestopften Tieren der Gegend, darunter ein imposanter Steinbock und ein noch viel imposanterer Riesen-Uhu.
Auf der Terrasse des neu realisierten Restaurants Stiva St. Placi.

Donnerstag, 4. Juni 2015

Gestern sah ich einen Steinbock - von ganz nah

Die Fotos, die ich gestern in Disentis machte, zuerst auf einer nicht allzu langen Wanderung, dann bei einer Klosterbesichtigung - diese Fotos sind noch in meiner Kamera gefangen. Ich war gestern nach der langen Rückfahrt zu müde, sie auf den Computer zu laden und zu sichten. Hier zunächst ein iPhone-Schnappschuss von der Heimreise im Zug zwischen Disentis und Chur. Der RhB-Waggon war nicht klimatisiert, es war gefühlte 40 Grad heiss, ich freute mich, als das Wägeli kam und kaufte ein eiskaltes Calanda. Als der Wägeli-Mann weiterfuhr, sah ich den Steinbock - hübsch.

Mittwoch, 3. Juni 2015

Cadi, ich komme

Das Kloster Disentis im Jahre 1698. (Wikicommons)
Heute geht es in die Cadi, in das Haus Gottes. Nein, nein, keine Angst - ich liege nicht im Sterben! Die Cadi, mit Betonung auf der zweiten Silbe, ist eine alte Landschaft, die über gut 1000 Jahre kirchlich und weltlich definiert war: das Gebiet von Brigels bis zum Oberalppass, also die obere Surselva mit dem Kloster Disentis als Mittelpunkt. Ich reise für die Schweizer Familie hin, in deren Auftrag ich auch heuer die Vorschau auf den Schweizer-Familie-Wandertag schreibe. Am Vormittag treffe ich den Chef von Sedrun Disentis Tourismus und wandere mit ihm die eine der drei Strecken ab, die am Wandertag im Angebot sein werden. Das dauert nicht allzu lange, gut zwei Stunden. Und am frühen Nachmittag führt mich der Pater Pirmin, den kennenzulernen ich mich freue, durchs Kloster. Das wird ein ereignisreicher Tag.

PS. Gestern im Tagi von mir: eine Seite über einen der schönsten Dorfweiler der Schweiz, die Häusergruppe Wehrli in Oberstammheim ZH, die derzeit restauriert wird.

Dienstag, 2. Juni 2015

Etwas Kreuzkunde

Ja, das ist ein Tatzenkreuz.
Ich komme nicht draus! Die Broschüre, die ich am Samstag aus St-Ursanne mitnahm, verkündet: Der Ort hat eine berühmte Stiftskirche. Plus eine ebenfalls alte Pfarrkirche; aber mir ist unklar, wo die steht. In besagter Broschüre steht auch, dass die Pfarrkirche das älteste jurassische Kulturdenkmal christlicher Art besitze: eine karolingische Grabplatte mit Tatzenkreuz. Weiss jemand, was ein Tatzenkreuz ist? Ich wähnte, das sei ein Kreuz mit Löwentatzen-Balken. Aber nein. Ein Tatzenkreuz, auch Kanonenkreuz oder Templerkreuz, ist ein Kreuz mit gegen aussen sich verbreiternden Balken.

PS: Gestern brachte ich im Tagi in unserer Serie "Züri brannte" über die Jugendunruhen vor 35 Jahren einen Artikel über den Schriftsteller Reto Hänny. Er wurde damals brutal verprügelt und festgenommen und revanchierte sich mit einer brillanten literarischen Reportage. Hier mein Text.