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Freitag, 31. Juli 2015

Der See und die Saudis

Der Arnensee von, circa, der Seeberg-Alp aus.
Die Kuh vom Col des Andérets.
Was für ein Abschluss der Wanderferien - der Arnensee stellte sich gestern als Bijou der Berge heraus. Wir starteten in Feutersoey, stiegen auf via den Tuxberg. Nach zwei Stunden der See, tiefblau, mit einer Wirtschaft, in der wir einkehrten. Am Nebentisch sass eine arabische Familie, Saudis vermutlich, der Luxus-Ferienort Gstaad ist nah. Die zwei Buben wurden von einem touristischen Helfer mit Schwimmwesten ausgestattet und machten sich auf zu einer Bootsfahrt, während die verschleierten Mädchen nicht durften. Wir zogen dann weiter und erkeuchten uns nach dem Käsekauf auf der Alp Seeberg den Col de Voré; zum Col des Andérets und hinab zur Isenau-Gondel war es hernach ein Katzensprung. Von dieser viereinhalbstündigen Wanderung (990 Meter aufwärts, 350 abwärts) wird mir vieles bleiben, die Bläue des Arnensees und später des Bergseeleins auf dem Col de Voré etwa und noch viel mehr das Wolkenspiel am Himmel über dieser traumhaften Gegend, wo die Kantone Bern und Waadt sich treffen.

Donnerstag, 30. Juli 2015

Der Wassertag

Bitter des Diablerets: Der Likör gegen nasse Füsse.
Am Lac Retaud.
Der gestrige Wandertag hatte ein grosses Thema: Wasser. Wir liefen von Les Diablerets hinauf zum Col du Pillon, zuerst der Grande Eau entlang, dem mächtigen Fluss der Talschaft, dann dem Nebenfluss Dar. Es begann zu regnen, nicht stark, aber stetig. Eine Hängebrücke war zu nehmen, zwar nur zwei Meter über dem Wasser; aber was war sie für ein Schaudermodell, man betrat sie, sie kippte gleich zur Seite, man fiel fast über das auf Hüfthöhe angebrachte Seitenseil, wirklich gefährlich. Weiter oben die Attraktion des Tages, ein Wasserfall, die Cascade du Dar. Wir wären gern ganz zum Punkt aufgestiegen, wo das Wasser aufprallt, aber der schmale und steile Pfad dort hinauf erwies sich als brutal schlüpfrig, wir kehrten um, mich haute es einmal auf den Hintern, ich war nicht der einzige. Vom Col du Pillon stiegen wir weiter auf zum Lac Retaud, hübscher Bergsee, bei Sonne ist er noch hübscher, weiss ich von früher. Schliesslich nach drei Stunden und doch 700 Metern aufwärts die Bergbeiz bei der Seilbahnstation Marnèche/Isenau, wir waren froh, uns mal kurz aus unseren klatschnassen Regenjacken schälen zu können. Nach der Einkehr ging es per Gondel hinab nach Les Diablerets. Es regnete immer noch, die Scheiben der Gondel beschlugen, ich sah wenig. Unten stiessen wir, unter dem Vordach der Station, mit dem örtlichen Kräuterschnaps auf unsere Unternehmung an und pflatschten dann retour ins Hotel, heiss duschen.
Stimmungsbild aus der Isenau-Gondelbahn.

Mittwoch, 29. Juli 2015

Sommer auf 3000 Metern

Die Showhängebrücke auf dem Sex Rouge, knapp 3000 Meter über Meer. 
Auf dem Tsanfleuron-Gletscher - hier eine nicht vereiste Passage.
Ich weiss nicht, wo anfangen, derart grandios war gestern die Route vom Sex Rouge hoch über Les Diablerets zur Quille du Diable, hinab zur Cabane de Prarochet und zum Sanetschpass und schliesslich zur Staumauer des Sanetsch-Stausees. Wir liefen gar nicht so lang, gut viereinhalb Stunden, aber es fühlte sich am Schluss an, als seien wir acht Stunden gelaufen. So viel sahen wir. Zuerst  vom Sex Rouge das Nebelmeer unter uns. Dann die Hängebrücke, die dort oben zu einem Nebengipfel führt und nur zur Unterhaltung da ist; ich gestehe, dass auch wir uns auf ihr unterhielten: Der starke Wind brachte uns aus dem Gleichgewicht, abenteuerlich. Hernach der Tsanfleuron-Gletscher, den wir auf einem halb nassen, halb vereisten Pfad überquerten. Bei der Quille du Diable tranken wir etwas in der behelfsmässigen Buvette und sahen bolzengrad hinab auf den Derborence-See. Es folgte eine Abwärtspassage über glattgeschliffene Felsen, man musste auch mal bei der einen oder anderen Stufe die Hände zu Hilfe nehmen. Überall waren eingelagerte Seen. Der Gletscher, der den Stein längst freigegeben hat, bleibt präsent in Form unzähliger Kratzspuren. Die Arnikablumen standen höher als überall anders, wo ich sie schon sah. Das Wollgras war unendlich flauschig. Schliesslich die Sanetsch-Strasse und der tiefblaue Stausee, an dessen Ende wir die Seilbahn hinab nach Gsteig erreichten. Bizarr: Hochsommer, doch im Biswind froren wir uns, während wir verschwitzt im Schatten warteten, bis wir an der Reihe waren, fast zu Tode. Es war grandios, wie gesagt, und dieser Text kann das nur mangelhaft spiegeln.
Hübsches Kegelchen! Die Quille du Diable. 
Eines der vielen eingelagerten Seelein, an denen wir vorbeikamen.

Dienstag, 28. Juli 2015

Fliegenkotelett an Thymian

Hat schon was, das Hotel du Pillon in Les Diablerets. Nur schon, dass es ausserhalb liegt - man hat seine Ruhe. Das Hotel, 1875 gebaut, ist klein und nimmt allerhöchstens 28 Leute auf. Der Patron Francis Barlier, ein Pariser, war früher Kunsthändler, was man daran merkt, dass kuriose und aparte Gegenstände herumstehen. Am Abend zieht er die Kochschürze über und kocht für seine Gäste. Weiss er am Morgen mal nicht, was er am Abend machen soll, schreibt er zum Beispiel auf die Menütafel: Fliegenkotelett an Thymian.

P.S. Gestern wanderten wir drei Stunden: von Les Planches hinauf nach La Forclaz und wieder hinab nach Les Echenards und via Les Aviolats und Vers-l'Eglise nach Les Diablerets. Höhepunkt war das Dörfchen La Forclaz mit seiner Holzkirche und den alten Bauernhäusern, die allesamt weise Inschriften tragen.
Die Holzkirche von La Forclaz VD.

Montag, 27. Juli 2015

Heidelbeerkuchen und ein krasser Abstieg

Gestern eine Bergwanderung. Oder eher: eine Voralpin-Wanderung. Sie startete am Col de la Croix und führte uns an vier Seen vorbei. Am letzten kehrten wir ein, ich hatte einen Heidelbeerkuchen. Krass später der Abstieg nach Vers-l'Eglise durch einen Steilwald mit Ketten und befestigten Stufen - Gott sei Dank war der Boden trocken. Was mir am besten gefallen hat? Nun, sicher der Anblick des Mont Blanc, der gar nicht so weit entfernt schien und noch dick mit Schnee bepackt war. Und, eben, der Lac des Chavonnes, in dessen Restaurant wir ruhten. Hier die Route, danach lasse ich die Fotos für mich sprechen: Col de la Croix - Ensex - Col de Bretaye - Crêta - Lac des Chavonnes - Vy Boveyre - Le Lavanchy Poy - La Bierla - Vers-l'Eglise.  4 1/4 Stunden, 420 Meter aufwärts, 1070 abwärts.
Kurz nach Wanderbeginn, Blick nach Süden. Bildmitte: der Alpweiler Taveyanne.
Beim Col de Bretaye. Das Bähnlein keucht von Villars hoch.
Hier rasteten wir: Beizli am Lac de Chavonnes. 
Derselbe See später von oben gesehen.

Sonntag, 26. Juli 2015

Muss man gehört haben

Eine Art Kathedrale mit Wasserfall: zuhinterst in der Grotte aux Fées in Saint-Maurice VS.
Gestern war ein guter Tag - ziemlich voll war er auch. Wir fuhren mit dem Bähnlein von Les Diablerets nach Aigle hinab und weiter nach Saint-Maurice. Dort besichtigten wir die alte Abtei, die im Jahr 515 wurzelt. Später, nunmehr wieder in Aigle, setzte es eine zweite Besichtigung - des Schlosses, auf dem zu Zeiten des Ancien Régime der Berner Statthalter hockte. Die Sache war mässig interessant, das Schloss enthält vor allem Gegenstände zum Weinbau; ich habe in meinem Leben schon viele Trotten gesehen. Am eindrücklichsten war die Attraktion zwischen der Abtei von Saint-Maurice und dem Schloss von Aigle: die Grotte aux Fées in Saint-Maurice. Man muss zuerst 15 Minuten auf einem Zickzackweg den Hang hinauf steigen. Dann der Eingang. 500 Meter geht man im Kalkstein durch enge Gänge und geht diese 500 Meter auch wieder zurück; wahnsinnig, wie ein unterirdischer Fluss gewirkt und ein Höhlensystem in den Stein gefressen hat. Ganz zuhinterst gibt es eine Art Kathedralen-Halle, deren Boden ein See bildet. Ein Wasserfall, 77 Meter hoch, speist den See. Er macht es aus, dass man den Besuch nicht so schnell vergisst. Es ist die Akustik, die sich besonders einprägt. Das Schiessen und Prasseln des fallenden Wassers. Muss man gesehen haben, Freunde! Und vor allem: muss man gehört haben!

Samstag, 25. Juli 2015

Der Himmel über Les Diablerets

Schön, oder? Wir haben nun also Zimmer im Hotel du Pillon in Les Diablerets bezogen - das war gestern nachmittag. Ich ging als erstes auf den Balkon, die Sonne beschien grad das Dorf, und hinten erblickte ich zu meiner Freude den Sex Rouge (etwas rechts der Mitte), eines unserer Ziele in den nächsten Tagen. Heute ist allerdings wohl nicht das Wetter für eine grosse Bergwanderung, der Sex Rouge und der Tsanfleuron-Gletscher müssen warten. Stattdessen gibt es vermutlich - das Frühstück um acht wird Gewissheit bringen - eine Besichtigung der Abtei Saint-Maurice unten im Rhonetal, ev. schauen wir uns gleich auch das Schloss von Aigle an.

Unser Hotel macht Freude. Es liegt etwas ausserhalb, ist ein sogenanntes Relais du Silence, der Hotelier nennt sich Francis, in den Aufenthaltsräumen hat es alte Bücher und hübsch schrulllige Gegenstände. Mehr davon ein andermal.

Freitag, 24. Juli 2015

Sex Rouge, jawoll

Hier will ich hin: Sex Rouge (und hinten das Oldenhorn).
(Wikicommons/ Cable1)

Hach, endlich! Heute geht es ab in die Wanderferien nach Les Diablerets. Sieben Übernachtungen. Sonst schaute ich immer darauf, möglichst wenig einzupacken. Dieses Jahr mache ich das Gegenteil. Ich habe mir einen voluminösen Rollkoffer gekauft und werde ihn gleich grosszügig beladen. Wunderbar, wenn man nicht so genau überlegen muss, wie viele Paar Hosen man brauchen wird. Das Wetter sieht okay aus, nicht ganz leicht berechenbar und labil, aber doch nicht desaströs. Ich hoffe, wir schaffen es auf meine Wunschwanderung. Nämlich: per Seilbahn hinauf zum Sex Rouge. Über den Gletscher (gespurt, eine Autobahn) zur Tour St-Martin. Hinab zur Hütte von Prarochet. Und noch weiter hinab zum Sanetsch-Stausee. Ich hoffe, das werde möglich sein, zwischen morgen und dem nächsten Donnerstag.
P.S.1: "Sex" oder auch "Scex" in welschen Bergnamen kommt von "Saxum", Fels.
P.S.2: Möglich, dass die nächsten paar Blogeinträge nicht grad um fünf Uhr früh kommen, sondern ein, zwei Stunden später. Ferien, eben.

Donnerstag, 23. Juli 2015

Die ersten Skifahrer hattens nicht leicht

Hier kam 1894, Velo auf dem Buckel, der Gemperle aus Gossau durch.
Der NZZ-Journalist Adi Kälin schrieb schon ein sehr schönes Buch über die Rigi; jetzt legt er ein Buch über den Säntis vor, prallvoll mit historischen Episoden und prachtvoll bebildert (vom Fotografen Alessandro Della Bella). Hier zwei Aperçus:
  • 1894 bestieg der erste Mensch mit Velo den Säntisgipfel, es war der Briefträger Fridolin Gemperle aus Gossau. Mit dem Velo radelte er von Gossau via Herisau nach Appenzell, dann gings auf die Meglisau und weiter auf den Säntis, wo er um drei Uhr nachts ankam. Vier Stunden Rast, dann hielt er hinab nach Wildhaus und fuhr durch das Toggenburg wieder nach Hause. Der Mann mit dem Velo auf dem Buckel war sicher eine exotische Erscheinung.
  • Der Sägermeister Ulrich Forrer aus Stein im Toggenburg fabrizierte ab 1902 Ski unter dem Markennamen "Säntis". In den ersten Jahren hatten es die Ski-Pioniere im Alpstein nicht einfach. Einer von ihnen berichtet, dass man anfangs nur nachts gefahren sei. "Erst als wir uns an Zahl genug stark genug fühlten, einen Entrüstungssturm des Volkes auszuhalten, wagten wir, mit unsern Brettern ans Tageslicht zu treten." Den frühen Skifahrern liefen die Leute nach und erklärten sie reif fürs Narrenhaus.

Mittwoch, 22. Juli 2015

Der Taufausflug

Riva San Vitale, die Taufkirche. Gleich drei Taufbecken sind zu sehen:
Das gut 1500 Jahre alte, achteckige im Fussboden. Darüber kreisrund
das Becken aus dem 9. Jahrhundert. Und an der Wand der Taufstein.
Christus als Weltenrichter, Fresko aus dem 12. Jahrhundert.
Gestern schaute ich mir zuunterst im Tessin ein paar Dinge an. In Riva San Vitale besuchte ich das Battistero San Giovanni Battista, eine Taufkapelle. Es handelt sich um den ältesten erhaltenen christlichen Kultbau in unserem Land, er wurzelt im sechsten Jahrhundert. Interessant die zentrale Installation, das runde Taufbecken. Ich hatte mich nicht vorinformiert und wähnte, es gehöre zur Ureinrichtung der Kapelle. Falsch! In einem kühlen Grotto las ich nach der Visite die historischen Fakten nach und begriff: Das früheste Taufbecken befindet sich unter dem runden Sandsteinbecken - ein Bodenbassin.
Im Battistero von Riva San Vitale werden einem gleich drei Tauf-Arten im historischen Durchlauf präsentiert.
San Giovanni Battista ist der älteste erhaltene christliche Kultbau der Schweiz.
  1.  Wie gesagt, das Bodenbassin. Man spricht von Submersions-Taufe, im frühen Christentum wurde der erwachsene Täufling untergetaucht. Ganzkörpertaufe.
  2. Das kreisrunde Sandsteinbecken darüber entstand wohl im neunten Jahrhundert. Nunmehr spendete man das Taufsakrament, indem man den Täufling ins geweihte Wasser eintauchte. Dieses Ritual heisst Immersion-Taufe, meist wurde sie in dieser Epoche schon an den Kindern vollzogen.
  3. In der Kapelle steht auch ein Taufstein heutigen Zuschnittes aus Marmor. Bei der modernen Infusions-Taufe wird bloss noch Weihwasser auf die Stirn des Taufkindes gegossen - das reinigende Bad ist nunmehr vollständig symbolisiert.

Dienstag, 21. Juli 2015

Wandern mit Julien

Ideal für heisse Tage: die Cholerenschlucht.
Julien und sein Grossvater auf der Holzbrücke in Thun.
Vor Monaten schrieb mir ein Elfjähriger ein Mail, Julien, ein Bub aus dem Bernbiet; er wolle mit mir wandern gehen. Gestern war es nun soweit, Julien brachte seinen Grossvater mit, zu dritt zottelten wir los - von Thun durch die Cholerenschlucht nach Heiligenschwendi, auf den Aussichtspunkt Blueme und hinab nach Schwanden, Sagi; 4 1/2 Stunden, 900 Meter aufwärts, 380 abwärts. Obwohl ich es grundsätzlich nicht einfach finde, mit Leuten loszuziehen, die ich nicht kenne, war es in diesem Fall super. Meine zwei Begleiter waren mir auf Anhieb sympathisch, und Julien stellte sich als Wandercrack heraus, der unglaublich viele Routen kennt, den Fahrplan auswendig kann und Schluchten sammelt. Doch, ein guter Tag! Sicher werden wir im Herbst wieder mal zusammen wandern.
Blueme: Links der Thunersee, in der Mitte Heiligenschwendi mit Höhenklinik.

Montag, 20. Juli 2015

Rickmettlenpass?

Rückblick nach der ersten halben Wanderstunde, hinten der Schimbrig.
Elegantes Brücklein im Aufstieg.
Steinkunst von unbekannt auf der
Rickmettlen, dem höchsten Punkt.
Schöne Samstagsroute. Wir starteten in der Gfellen bei Finsterwald, wo der mächtige Schimbrig alles dominiert. Via Mittlisthütten und eine abenteuerliche Engstelle zwischen bewaldeten Fluhen ging es aufwärts zur Rickmettlen. Und wieder abwärts via Wängen, Balismatt, Märenschlag zur Lütoldsmatt. Dort ein Bratwurst-Rösti-Halt - lustig die drei Kinder des Wirtepaares, die eine Kleine, circa vier, hatte nur einen Schuh an, der andere Fuss war nackt; so stand sie da mit strahlendem, schoggi-verschmiertem Gesicht. Nach dem Essen stiegen wir ab nach Alpnach, verlängerten nach Alpnachstad und hatten dort Musse für ein Bier. Endlich kam die "Unterwalden" angedampft, wir stiegen ein, freuten uns, dass das Schiff nur zu einem Drittel oder so besetzt war, und fuhren nach Luzern. Und nun noch zum Wetter, das sich anders verhielt als auf dem Regenradar vorausgesagt: Wir wurden zwischen zwölf und halb eins fein beregnet. Dafür war es wieder unsäglich heiss, als wir Alpnach zustrebten. Und das Gewitter auf dem Heimweg, das wir herbeigesehnt hatten, fand nicht statt. Der Hitzesommer geht weiter.

P.S. 1. Schon seltsam. Die Route Gfellen - Alpnach führt über einen richtigen Pass. Aber er hat keinen Namen. Warum? War der Übergang bedeutungslos? Der oberste Punkt heisst Rickmettlen. Könnte man ev. vom Rickmettlenpass reden? Klingt apart: "Am Samstag machten wir den Rickmettlenpass."
P.S. 2. A propos Unterwalden: Der "Wald" in "Unterwalden" ist nicht derselbe wie in "Nid-" und "Obwalden". Unterwalden benennt das Land unter dem Wald am Brünig als Ganzes. Beim Wald wiederum, der die beiden Halbkantone (ja, ich weiss, das Wort ist offiziell abgeschafft) Nid- und Obwalden trennt, handelt es sich um den Kernwald, also den Wald von Kerns. Alles klar? 
Schifffahrt immer entspannend. Vor allem, wenn das Schiff eher leer ist als voll.

Sonntag, 19. Juli 2015

Das waren die Polen!

Die gestrige Route von der Gfellen im Entlebuch via Rickmettlen und Lütoldsmatt nach Alpnach und Alpnachstad (mehr davon morgen) stellte uns ein Rätsel. Die Passage auf Obwaldner Boden von der Rickmettlen, dem höchsten Punkt, hinab nach Wängen war auffallend schön gebaut, ein wunderbarer Weg mit Stützmauern, Wasserdurchlässen, Pflästerungen und knieschonend weiten Kurvenschleifen. Wir witzelten, da sei sicher Julius Cäsar mit seinen Ingenieuren durchgekommen, und ernsthaft wälzten wir die Theorie, dies sei vermutlich ein alter Saumweg, den man restauriert habe. Zuhause lieferte das Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz die Antwort: Der Weg wurde im Zweiten Weltkrieg von internierten polnischen Soldaten gebaut, weshalb man auch vom "Polenweg" redet. Er gilt heute als Verkehrsweg von nationaler Bedeutung. Ein Zitat aus der erwähnten Quelle, das schön darlegt, warum wir uns wunderten:
"Die aufwendige Bauweise steht in keinem vernünftigen Verhältnis zum Zweck, den der Weg zu erfüllen hat, und zeigt auf augenfällige Weise, dass er im Rahmen eines Beschäftigungsprogramms entstanden ist."

Samstag, 18. Juli 2015

Schaffen wir das Schiff?

Sauna? Brauchen wir nicht, das Land ist eine. (Wikicommons)
Und heute? Die Hitze? Doch, wir wandern, ich habe mir eine Route mit viel Wald ausgedacht. Wir starten in Gfellen bei Finsterwald im Tal der Grossen Entlen (schöne Namen!). Unser Ziel ist Alpnach, es geht also aus dem Luzernischen nach Obwalden. Toll wäre, wenn wir in Alpnachstad vor fünf das Schiff nach Luzern erwischen würden. Nun wünsche ich allen einen schön verschwitzten Tag.

P.S. Irgendetwas war da noch, was ich mitteilen wollte. Was war es bloss? Ah ja, jetzt fällts mir wieder ein. Ich habe Ferien. Feeeerien. Drei Wochen. Das Herzstück wird eine Wanderwoche in Les Diablerets, ich freue mich schon sehr.

Freitag, 17. Juli 2015

Haiaho! Ich will eine Pizza Naira!

Man stösst als Wanderer oft auf kuriose Flurnamen. So ging es mir eben, als ich ein wenig die Karte des Prättigaus studierte. Oberhalb von Schiers sah ich einen Ort namens Haiaho, heieiei. Ebenfalls sehr gut gefiel mir südlich des Aroser Rothorns die Pizza Naira. Klingt doch anmächelig, man kriegt grad Hunger.

Donnerstag, 16. Juli 2015

Ich war der Bikeboarder von Fideris

In den Fideriser Heubergen hat es überall Tümpel und Seelein.
Es wird Zeit, dass es regnet.
Gestern hatte ich im Prättigau einen sehr coolen Tag. Es fing schon an mit der Fahrt per Hotelbus hinauf zum Berghaus Arflina in den Fideriser Heubergen - was für ein Ritt, was für eine schmale Strasse, was für ein immer mehr sich zeigendes Panorama. Auf 2000 Metern begann dann meine Wanderung, die bloss drei Stunden dauerte, ich erstieg mir via die Arflinafurgga das Mattjisch Horn, 2461 Meter hoch, und stieg wieder ab via Padels, Obersäss zum Berghaus. Was mir am meisten bleibt, noch vor all den Gipfeln, die ich von meinem Gipfel aus sah: die vielen in den moorigen Boden eingelagerten Seelein. Im Berghaus Arflina ass ich eine Rösti mit Spiegeleiern und leistete mir alsbald ein Vergnügen, das mich gleichzeitig ziemlich forderte: Ich fuhr mit einem Mietgefährt die 12 Kilometer und 1100 Höhenmeter hinab nach Fideris. Unten hatte ich den Krampf in beiden Händen vom vielen Bremsen und einen steifen Rücken vom leicht gebeugten Stehen. Ah ja, ich muss das noch erklären: Das Gefährt war ein sogenanntes Bikeboard, ein dreirädriges Trottinett, wobei man auf einer Art Surfbrett steht. Ziemlich speziell.
Nein, kein Unfall, ich wollte bloss mal halten und den Rücken durchstrecken.

Mittwoch, 15. Juli 2015

Bilz-Brause

Tolle Reklame für Sinalco macht dieser Bus nicht wirklich, den wir am Sonntag in Oberweningen passierten; er gehört wieder mal gewaschen und wohl auch farblich aufgefrischt. Denn immerhin ist Sinalco eine ehrwürdige Sache: das älteste Marken-Erfrischungsgetränk ohne Alkohol in Europa - der Name setzt sich zusammen aus "sin" (von Lateinisch "sine" gleich "ohne") und "alco" (gleich Alkohol). Sinalco wird von der Duisburger Hövelmann-Gruppe für Deutschland und viele andere Länder abgefüllt. Einzige Ausnahme bildet die Schweiz, hier ist Ramseier Suisse zuständig. Ganz am Anfang, 1902, hiess das Getränk übrigens noch Bilz-Brause, dies nach seinem Co-Erfinder Friedrich Eduard Bilz.

Dienstag, 14. Juli 2015

Expedition Hohfluh

Gleich bin ich oben, uff! Die Hohfluh am Sanzenberg.
Das Storchenpaar auf dem Kirchturm von Stadel.
Am Sonntag wanderte ich auch, weiter als eigentlich geplant. Die mittelalterliche Grottenburg Hohfluh wollte ich mir anschauen, sie liegt unterhalb der gleichnamigen, senkrecht abfallenden Wand des Sanzenbergs über dem Tal zwischen Bachs ZH und Kaiserstuhl AG. Ich startete in Stadel, freute mich über die Störche auf dem Turm der Kirche, arbeitete mich hinüber nach Bachs. Per SMS meldete sich Ronja, wir verabredeten uns für einen Zmittag in Kaiserstuhl, ich ging weiter. Die Grottenburg war fantastisch, aber schwer zugänglich: steiler Indianerpfad, rutschiger, staubiger Boden. Im Mittelalter hausten hier Leute, indem sie die nicht allzu tief in den Berg reichenden Höhlen gegen vorn mit einer Mauer absperrten - viel mehr weiss man nicht. Hernach stieg ich ganz auf den Sanzenberg, hielt hinüber und hinab nach Fisibach und Kaiserstuhl. Zmittag gabs in der Alten Fischbeiz, sehr gut; lustig auch, wie unter uns auf dem Rhein alle möglichen schwimmenden Gebilde durchzogen, siehe Foto unten. Es folgte der Wanderung zweiter Teil, über Waldhusen, Wattwil und die Oberweninger Platten nach Oberweningen. Dort war ich ausgedörrt, ich hatte für die spontan mit Ronja beschlossene Nachmittags-Etappe kein Wasser dabei, die Zunge klebte mir am Gaumen. Aber hey, es war ein Sonntag, wie ich ihn liebe: viel gesehen, Spass gehabt, gut gegessen. (5 3/4 Stunden, 21 Kilometer, circa 600 Meter auf und ab)
Sonntag auf dem Rhein: Auf dem Minibötchen fährt die Bierharasse mit.

Montag, 13. Juli 2015

Im Bauch der Kröte

Am Samstag liefen wir im Zugerland folgende Strecke: Baar - Spinnerei an der Lorze - Höllgrotten - Schmittli - Untere Brunegg - Obere Brunegg - Zugerberg, Hochwacht - Hünggigütschsätteli - Fiselstuden - Pfaffenboden/Buschenchappeli - Früebüel - Süren - Walchwil; 824 m aufwärts, 821 m abwärts, 6 1/4 Stunden. Hier ein paar Fotos.
Nein, das ist nicht das Innere eines Krötendarmes. Sondern eine Nahaufnahme
in der einen der Höllgrotten, einzigartiger Tuffsteinhöhlen, die wir besichtigten.
In der Bauernwirtschaft Brunegg, die noch neu aussieht, assen wir Rösti und so.
Von der Hochwacht aus sieht man auf den Zugersee und (Foto) den Ägerisee.
Beim Buschenchappeli wurde die Rigi dominant. Was man nicht sieht:
den starken Wind. Es war am Samstag zwar heiss. Aber auch sehr windig. 
Auf dem Walchwilerhof bei der Süren passierten wir den Hirschenhof. Die
Bewohner leben alternativ, haben Tipis und auch einen Totempfahl aufgestellt.
Sechs Stunden gewandert, Walchwil am Zugersee zeigt sich, unser Schlussziel.
Szenario am Bahnhof Walchwil, alle sind doch ein wenig geschafft.

Sonntag, 12. Juli 2015

Fähnlilupf und Mushafen

Der Mushafen am Zwingliportal des Zürcher Grossmünsters.
(Wikicommons/ Roland zh)
Gestern erschien im Tagi mein Artikel über die Bündner und Zürcher und ihr wechselseitiges Verhältnis. Man erfährt einiges zur Bündner Wasserkraft, deren Nutzung weitgehend in Zürcher Händen liegt. Zur magischen Wirkung des Bündner Dialektes auf die Zürcher und zu einer historischen Institution namens Fähnlilupf, die die Zürcher beunruhigte. Erwähnt wird zudem Jürg Jenatsch, der von C. F. Meyer verewigte Bündner Warlord, der als Jüngling in Zürich studierte. Weil er zeitweise kein Geld hatte, musste er im Mushafen essen.

Hier etwas mehr zum Mushafen, im Artikel war kein Platz auszuholen. Der Mushafen, das war in Zürich - und auch in Bern - die Armenküche. Zwingli hatte 1525  in Zürich durchgesetzt, dass  das Sozialwesen nicht nur Sache der Kirchen, sondern auch des Staates war; auch das Gemeinwesen zahlte nun an die Speisung der Bedürftigen. Im Mushafen, der in der Gegend der heutigen Brunn- und Spitalgasse lag, gab es jeden Morgen nach dem Morgenläuten eine warme Mahlzeit für die, die darum baten. Leute, die krank oder gehunfähig waren, bekamen das Essen übrigens nach Hause gebracht. Den Mahlzeitendienst gabs schon damals!

Samstag, 11. Juli 2015

Heute wird gelorzt

Damals war sie zu: die Alpwirtschaft Brunegg, Unterägeri.
Ich kann mich erinnern, wie ich im März 2013 von Zug auf den Zugerberg und weiter zum Ägerisee wanderte - selten so gefroren, die Bise war brutal. Unterwegs fotografierte ich auch die Alpwirtschaft Brunegg, die leider geschlossen war. Heute kommen wir wieder vorbei. Ich habe für mein Grüpplein eine auch in der Hitze zumutbare Route kreiert: viel Wald, dazu Wasser. Sie führt von Baar zu den Höllgrotten und dann alles der Lorze entlang aufwärts, bis wir endlich beim Schmittli Richtung Brunegg abbiegen. Dort wird gegessen, die Beiz ist offen. Danach geht es, aller Voraussicht nach, via den Zugerberg hinab nach Walchwil. Weil die Lorzepassage recht lang ist, erlaube ich mir den Neologismus: Heute wird gelorzt.

Freitag, 10. Juli 2015

Zu schwache Brustmuskeln

Dodo? Da denken garantiert einige an Dodo Jud, der momentan mit "Hippie-Bus" einen Sommerhit feiert; hier kann  man ihn hören! Ich meine aber den Vogel Dodo, dem ich kürzlich in Vicques JU im fantastischen Museum Arche de Noé mit um die 2500 ausgestopften Tieren begegnete. Dieser Dodo lebte auf Mauritius und Réunion im Indischen Ozean und starb bereits 1670 aus, ist aber dank alten Darstellungen mindestens aussehensmässig rekonstruierbar. Einen Meter hoch war er, ass vergorene Früchte und nistete auf dem Boden; er gehörte zwar zur Familie der Tauben, konnte aber nicht fliegen: zu schwache Brustmuskeln.