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Montag, 30. November 2015

Wildsau, Lama, Biber

Die erste Winterwanderung liegt hinter uns: Von Langwiesen ZH via die Wildensbucher Hochwacht nach Wildensbuch, Rudolfingen, Oerlingen, Marthalen. Daselbst Zmittag im Rössli, moll, doch, war gut, das Wienerschnitzel. Und dann weiter zum Kloster Rheinau und nach Lottstetten, einem deutschen Dorf mit Schweizer-S-Bahn-Anschluss und einem Schweizer Bahnhof. Das Wetter an unserem Samstag war abwechslungsreich, wir hatten Schneeregen, Schnee, ganz leichten Regen, Giftbise und - gegen Ende der Unternehmung - sogar etwas Sonne. Und wieder einmal muss ich im Rückblick sagen: Das Zürcher Weinland ist landschaftlich einfach erste Klasse, mit einsamen Wiesen, Äckern und Wäldern, in die ab und zu ein Riegelbau-Dorf eingestreut ist. (6 Stunden, 365 m aufwärts, 327 abwärts, 23,5 km).
Wildschweine, einmal Männlein, einmal Weiblein.
Was für ein kokettes Lama. Oder ist es ein Alpaka?
Vom Biber sahen wir nur die Spuren. Schauderhaft, der Vandale!

Sonntag, 29. November 2015

Der Spezialstuhl

Hey Leute, falls ihr euch im HB Zürich mal verspannt oder verstreckt fühlt - es gibt dort jetzt, im Zwischengeschoss, wo auch die WCs sind, mehrere Massagestühle. 10 Minuten kosten 3 Franken. Ich hätte gestern Morgen durchaus Lust gehabt, hatte aber keine Zeit, ich musste auf den Zug.

P.S. So war es gestern, herrlicher Winter (oberhalb von Wildensbuch ZH). Mehr über unsere Wanderung von Langwiesen nach Lottstetten morgen.

Samstag, 28. November 2015

Hochwacht und Musikinsel

Da kommen wir am Nachmittag hin: das Kloster Rheinau ZH.
Ich denke, das wird heute gut. Die Route passt in der Länge, sechs Stunden Gehzeit, wie gewohnt. Ein gutes Restaurant liegt (Marthalen) genau in der Mitte der Strecke Langwiesen - Wildensbuch - Oerlingen - Marthalen - Rheinau - Lottstetten. Es reihen sich am Weg interessante Dinge, etwa die Hochwacht über Wildensbuch oder das alte Kloster Rheinau, das durch Blochers Geld eine Musikinsel geworden ist. Und das Wetter wird uns sicher gut unterhalten. Doch, das ist alles bestens geplant, ich freue mich.

P.S. Lustig. Am Mittwoch soll die Temperatur wieder auf 11 bis 12 Grad klettern. Gegenoffensive des Herbstes, der Winter muss noch einmal ins Quartier, sich neu sammeln.

Freitag, 27. November 2015

Etwas Politgeografie

Stein AR, schmucke Häuserzeile im Dorf.
Rechts käme nach der Lücke das Haus meiner Grosseltern.
(Foto: Wikicommons/ Roland Zumbühl)
Eine Bemerkung zur politischen Geografie meines Kantons. Als Ausserrhoder braucht man eigentlich permanent, wenn es um die eigenen Dörfer geht, die Begriffe Hinterland, Mittelland, Vorderland. Hinterland, das sind zum Beispiel Urnäsch, Herisau, Stein. Mittelland: Teufen, Trogen, Gais usw. Vorderland: Heiden, Rehetobel, Walzenhausen usw. - die Einteilung vollzieht sich von West nach Ost. Seit 1995 ist diese alte Bezirkseinteilung mit den drei Landesteilen zwar offiziell abgeschafft. Doch sie lebt weiter - ich zum Beispiel bin und bleibe ein Hinterländer (in Stein und Hundwil aufgewachsen, Bürger von Stein). Warum ich das erzähle? Keine Ahnung, einfach so, damit es gesagt ist.

Donnerstag, 26. November 2015

Der Stein und sein Nachfolger

Der alte Dreibündenstein steht im Museum in Chur.
Das ist der junge.
Im Rätischen Museum in Chur traf ich auf den Dreibündenstein. Auf den alten von 1722. Vor hundert Jahren ersetzte ihn die Sektion Rätia des SAC vor Ort durch einen neuen. Seither steht an dem Punkt auf dem Furggabüel, wo auf 2160 Metern die Territorien der drei alten Bündner Bünde zusammenkamen, ein phallischer Obelisk, den wir diesen Herbst besuchten. Nun kenne ich also beide. Vater und Sohn quasi.

Mittwoch, 25. November 2015

Der schnelle Ueli


Vor zehn Tagen holte sich der Berner Ueli Steck seinen Rekord als Eiger-Schnellstkletterer von Dani Arnold (2 Stunden, 28 Minuten) zurück: 2 Stunden, 22 Minuten. Am nächsten Tag inszenierte er die Durchsteigung der Nordwand noch einmal für eine Thuner Filmcrew; hier der Clip, zu dem massgeblich eine aus dem Stollenloch in der Nordwand gestartete Drohne beitrug.

P.S. Und hier noch ein Interview, das mein Kollege Christian Andiel und ich in Interlaken mit Steck machten, als er 2012 gerade von einer sauerstofflosen Everest-Besteigung zurück war.

Dienstag, 24. November 2015

Bruder Holzus? Haha!

Basel, Bruderholz. Hinten der Wasserturm. Und vorn der Dino.
Diesen Dino, einen Diplodocus, passierten wir am Samstag auf unserer Basel-Expedition. Und zwar auf dem Bruderholz bei der Batterie, einem alten Schanzwerk. Das 23-Meter-Kunststoff-Vieh wurde hierhin ausgelagert, als vor einigen Jahren im Naturhistorischen Museum umgebaut wurde. Und dann erfreute es die Leute vor Ort derart, dass der Wunsch aufkam, es für immer auf dem Bruderholz zu belassen. So kam es. Eine Diskussion entspann sich um die Frage, wie der Freiluft-Dino heissen solle. Vorschläge waren etwa "Leuchtender Stern", "Bruder Holzus" oder "Windex", durchgesetzt hat sich "Batterieosaurus".

Montag, 23. November 2015

Grosses, grosses Basel

Der Wasserturm auf dem Bruderholz. Natürlich bestiegen wir ihn.
Nein, das ist nicht die Camargue. Entli in den Merian-Gärten.
Den Hintergrund unseres Basler Samstags bildete ein Meteowunder, wir hatten nur ganz kurz ganz wenig Regen, den Rest der Zeit war es trocken, und dazwischen zeigte sich gar die Sonne. Freddy Widmer, Co-Autor eines neuen Basel-Reiseführers (siehe Eintrag vom Samstag) zeigte uns seine Stadt, wir wanderten gut vier Stunden, waren aber doch von neun bis vier unterwegs, denn es gab unheimlich viel zu sehen, vieles war mir neu. Vom Bahnhof gingen wir durch den Margarethenpark zur Kunsteisbahn und stiegen auf zum Bruderholz; ein erster Höhepunkt war dort der Wasserturm, 36 Meter hoch, der eine umfassende Aussicht bot. Hernach ging es wieder hinab, via Neumünchenstein und die Dreispitzanlage kamen wir zu den Merian-Gärten und assen dort im Café Merian zu Mittag, der alten Sommervilla eines Angehörigen der steinreichen Merian-Sippe. Danach führten wir uns die Gärten zu Gemüte, ein Ensemble von Kanälchen, Pro-Specie-Rara-Anpflanzungen, einer Orangerie und so weiter und sofort, wunderbar die Teiche im Gebiet Neuewelt. Die Birs entlang hielten wir alsbald, vorbei am St. Jakob-Park und der berüchtigten Muttenzerkurve, hinab zum Rhein. Und schon wieder ein Höhepunkt: Das Dalbeloch mit einem Stück alter Stadtmauer und viel historischem Kolorit. Abgerundet wurde die Basel-Visite mit der Besteigung des Münsters. Spätestens auf der höchsten Galerie des einen Turms waren wir alle begeistert und hätten jederzeit ein Papier unterschrieben, gemäss dem Zürich nichtsnutzig, minderwertig, armselig ist, wenn man es an Basel misst.
Auf dem Münster. Hinten der Roche-Turm und am Horizont die Chrischona.

Sonntag, 22. November 2015

Seidenhuhn und Stör

Vor einiger Zeit war ich im Tropenhaus Frutigen; erst jetzt komme ich dazu, darüber zu schreiben. Ich betrat den ersten Raum, ein Gewächshaus, und war schon begeistert: diese Wärme! Und gleichzeitig draussen vor den Scheiben die hohen Berge mit Schnee. Zweieinhalb Stunden hielt ich mich im Tropenhaus auf, dessen Konzept das folgende ist: Das seit dem Neat-Lötschberg-Basistunnel-Bau 20 Grad warm aus dem Berg sprudelnde Wasser wird verwendet für die Zucht von Stören und die Kaviarproduktion. Die Abwärme geht in den Tropengarten. Dessen Früchte wiederum werden mit dem nährstoffreichen Abwasser aus der Fischzucht gedüngt. Das Ensemble lässt sich touristisch verwenden, so dass nun zum Beispiel ein Widmer kommen und sich freuen kann. Die Pflanzen und Früchte von Guave über Chili bis Banane! Die haiartig in ihren Becken patrouillierenden Störe! Die frisch geschlüpften Seidenhuhn-Küken! Das schöne Restaurant, wo man Stör-Hackbraten essen kann, wenn man Mut hat! Ich nahm, ich gestehe es, das Pouletgeschnetzelte mit Kokosreis.

PS: Die Störzucht ist ein heikles Geschäft. Vor zwei Jahren verendeten 20 000 Jungstöre, nachdem die Sauerstoff- und Wasserpumpen ausgefallen waren.

Samstag, 21. November 2015

Freddy und sein Basel

Wäcks, was für ein Wetter! Und doch! Heute fahren wir nach Basel und treffen dort um neun Uhr morgens Freddy Widmer zu einer Stadtwanderung. Freddy, nicht mit mir verwandt, ist ein pensionierter BaZ-Journalist, der mit zwei anderen Leuten den Wanderführer "Wandern in der Stadt Basel" (Rotpunktverlag) geschrieben hat. Eine Neuerscheinung. Vor einiger Zeit fragte mich Freddy an, ob ich das Buch in meiner Kolumne vorstellen könne. Ich mailte zurück, das wolle ich gerne, am besten solle er mir doch eine Baselroute zeigen. Und ich würde dann auch gleich mein Grüpplein mitbringen. So war das, und daher ziehen wir heute durch Basel. Der Kälte und dem Regen zum Trotz.

Freitag, 20. November 2015

Eflamm?

Eine französische Statue unseres Heiligen.
(Wikicommons/ Kergourlay)
Kürzlich im MAZ in Luzern hatte ich einen Schüler, einen jungen Journalisten, der so hiess: Eflamm. Nie gehört, ich fragte ihn, woher der Name komme. Aus der Bretagne. Also keltisch. Der Name ist allenfalls verwandt mit dem Lateinischen "flamen" gleich Priester, beide Sprache sind ja indogermanisch. Und der berühmteste Namensträger, wiewohl historisch schwer zu fassen, ist der Heilige Efflam (die Konsonanten im Namen variieren, Eflam, Efflam, Efflamm). Ein Königssohn aus Irland, 448 geboren, der in jungen Jahren in die Betagne auswanderte und dort 512 starb. Einige Geschichten verknüpfen ihn mit König Arthur, dem er zum Beispiel im Kampf gegen einen Drachen beigestanden sein soll. Die Zeit nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches wimmelt von solchen Gestalten, Monstern und Fabeln.

Donnerstag, 19. November 2015

Zürich hat sie auch

Der Rest der Schweiz soll jetzt bitte nicht lachen - auch wir im Kanton Zürich haben Pässe. Jawohl. Eine neue Broschüre der Zürcher Wanderwege belegt es, indem sie zehn Zürcher Pässe vorstellt. Hoch sind all die Übergänge nicht, zwischen 525 und 990 Meter. Und doch kann sich Passfeeling einstellen, wenn man etwa von Bäretswil über das Ghöch nach Steg geht. Die Broschüre kann man für fünf Franken bestellen, für ZWW-Mitglieder ist sie gratis. Im heutigen Tagi habe ich die Broschüre besprochen, hier geht es zum Artikel.

Mittwoch, 18. November 2015

Filmspektakel

Brr, huärg. Am Samstag sollen es noch zwei Grad sein, jetzt holt der November alles nach und wird garstig. Vielleicht sollte man am Wochenende ins Kino, statt zu wandern. In Zürich gibt es jetzt im Shoppingcenter Sihlcity etwas ganz Besonderes. Saal 10 der Arena Cinemas nämlich. Dort zahlt man neun Franken mehr, als ein Kinoeintritt üblicherweise kostet. Dafür wird man sozusagen ganzheitlich abgefertigt. Auf der Leinwand läuft der Film, und was in ihm geschieht, pflanzt sich via allerlei technische Installationen sozusagen in den Besucher fort. Wie das geht - dazu ein (leicht gekürztes) Zitat aus der gestrigen Berichterstattung im Tages-Anzeiger:
Trinkt ein Darsteller gerade Kaffee, entströmt dem Duftspender in der Sitzlehne das Aroma gerösteter Bohnen. Brennt es im Film, wabern aus grossen Düsen links und rechts der Leinwand Rauchschwaden in den Saal. Feiert in einem Kinderfilm der computeranimierte Held gerade eine Party, wirbeln Tausende Seifenblasen über die Köpfer der Kinobesucher.

Dienstag, 17. November 2015

Der Serienkiller von Waldkirch

In Waldkirch steht das Tower-Hotel, über das ich vor einiger Zeit einen Artikel las. Es handelt sich, eine Rarität, um ein Hotel ohne Personal, realisiert in einer umgebauten Futtermühle, die weit und breit das höchste Gebäude ist. Die Reception besteht aus einem Automaten, der einen durch die Buchung führt. Hat man bezahlt, bekommt man den Zimmercode und kann einchecken. Das klingt jetzt nicht sonderlich gemütlich, ja ein wenig unheimlich. Was, wenn im Zimmer nebenan ein Serienkiller wohnt? Solche Fantasien habe ich nun einmal, ich höre schon die Kettensäge kreischen.

Montag, 16. November 2015

Das Wetter mit Frankenfeld

Grossartiger Schauspieler. Peter Frankenfeld, das - längst verstorbene - Urgestein deutschen Entertainments, mimt vor einer Karte Deutschlands den TV-Wettermann und imitiert Dialekte: Hamburg, Stuttgart, Leipizig, Breslau und gar Königsberg. Indem er das tut, lebt Grossdeutschland auf, was den Sketch 1973 zum Politikum machte.

Sonntag, 15. November 2015

König Knecht

Ein Schnappschuss von meinem Aargauer Ausflug letzten Sonntag. Zu diesem Wahlplakat möchte ich meine alte* Devise wiederholen: Politiker, denen in ihrer Eigenwerbung nichts Besseres einfällt, als mit ihrem Namen zu kalauern, finde ich ideenarm und insofern unwählbar.

*  Vor drei Jahren schrieb ich in diesem Blog über den Politiiker Remo Ankli, FDP, Solothurn. Er kandidierte für den Regierungsrat mit dem Slogan "JAnkli".

Samstag, 14. November 2015

Der Wanderer ruht

Heute fällt es mir schwer, hier einen leichtfüssigen Eintrag zu platzieren. Ich kann es nicht. Paris ist das Thema, über alles andere mag man eigentlich nicht reden, an etwas anderes nicht denken. Morgen ist der Blogger zurück, heute ist er erschüttert.

Freitag, 13. November 2015

Paraskavedekatriaphobie

Zum Alltag einer Redaktion gehört, dass Ideen blitzartig auftauchen. Gestern nachmittag um zwei kam die Bundmacherin zu mir und fragte mich, ob ich nicht etwas zum Freitag, dem 13., machen könnte. Ich sagte ja und schrieb eine Glosse, die nun heute passend zum Tag erschienen ist. Indem ich mich mit dem Spezialdatum befasste, lernte ich auch ein Fremdwort. Es bezeichnet die Angst vor Freitag, dem 13., und heisst: Paraskavedekatriaphobie. Wirklich! Hier geht es zum Artikel, in dem auch Zürichs Quaibrücke eine Rolle spielt.

Donnerstag, 12. November 2015

Auf der hohen Strasse

Altanca im Rückblick.
Der Dienstag war wieder so ein unheimlich sonniger Spätherbsttag. Von Airolo aus machte ich das erste Drittel der Strada Alta; erst kürzlich hatte ich das letzte Drittel gemacht - das mittlere steht noch aus. Dörfer mit klingenden Namen wie Madrano, Brugnasco, Altanca, Ronco, Deggio, Lurengo zogen vorbei. Als ich gerade fand, dass der Weitblick fantastisch war, der Asphaltanteil der Route aber leider ziemlich hoch, veränderte sich der Weg. Fertig Hartbelag, es ging in einen sehr steilen Gebirgswald, den Bosco d'Öss. Gefährliche Fluhen waren in unmittelbarer Nähe erahnbar, hellbraune Baumnadeln polsterten den von Wurzelwerk durchsetzten Boden, stellenweise wanderte ich auf einer Treppe aus Steinplatten. In Freggio wurde alles wieder normal, der Aufstieg nach Osco war leicht. Am Ziel stellte ich fest: Fünf Stunden gewandert. Und: Hunger! Doch das eine Restaurant (Marti) hatte Ferien und das andere (Salzi) Ruhetag. Ich ass Schoggi, verlängerte hinab nach Faido, kaufte mir im Brockenhaus des öden Bahnhofes, dessen Kiosk wieder mal zu war, ein Mineralwasser; nein, Witzbolde, kein gebrauchtes, haha! Die Pizza nahm ich dann im Ristorante Rosengarten in Zollikerberg. (Knapp 6 Stunden, 747 Meter aufwärts, 1133 abwärts.)
Durch den Steilwald Bosco d'Öss geht es hinab nach Freggio.

Mittwoch, 11. November 2015

In die Nähe schweifen lohnt sich

Der alte Stundenstein.
Der Ort, wo ich eine Stunde las.
Am Sonntag ging ich von Lenzburg nach Othmarsingen, was zwei Stunden dauerte und sehr abwechslungsreich war; ich hatte eine Broschüre mit Sehenswürdigkeiten im Waldgebiet Lind/Boll dabei und steuerte ein Dutzend der erwähnten Punkte an. Zum Beispiel den Berner Stundenstein aus dem Ancien Régime ganz nah beim Armeelogistikcenter von Othmarsingen; solche Steine gaben jeweils die Entfernung vom Zytglogge an, dem Mittelpunkt der Berner Herrschaft. "16 Stund von Bern" stand auf dem Stein, eine Stunde als Masseinheit entsprach damals 5.2 Kilometern Entfernung. Interessante Sache. In Othmarsingen kehrte ich spontan im Restaurant Marti ein und ass ein halbes Poulet im Chörbli, es war vorzüglich, Panade und Sauce vom Feinsten. Am menschenleeren Bahnhof dann setzte ich mich auf dem Perron auf eine Bank, las in der gleissenden Sonne eine Stunde lang und kam mir vor wie in den Strandferien. Warum denn in die Ferne schweifen, wenn man auch in die Nähe schweifen kann?

Dienstag, 10. November 2015

Vom Gratzug

Das Beinhaus der St. Stephanskirche Leuk kommt im Film auch vor.
"Winna - Weg der Seelen" von Fabienne Mathier war in den Kinos im Wallis ein Renner. Der atmosphärisch dichte Dokumentarfilm handelt von den Toten und vom Totenkult im Wallis; in den katholischen Landgebieten beschäftigt das Weiterleben der Verstorbenen die Lebenden enorm. Zum Beispiel gibt es die Vorstellung vom "Gratzug", die Seelen müssen noch lange für ihre Sünden büssen, bis sie endlich erlöst sind; in dieser Zeit der Unruhe gehen sie in der Nacht um, ziehen zum Beispiel über die Bergkämme, geben sich bisweilen auch den Lebenden zu erkennen. Aber man schaue selber, noch fünf Tage ist das Video bei SRF" frei abrufbar. Übrigens: Besonders faszinierend finde ich den Dialekt der älteren Walliserinnen und Walliser in diesem Film; ohne hochdeutsche Untertiel versteht man praktisch nichts.

Montag, 9. November 2015

Gehglück und Motorenwahnsinn

Blick vom Spicher zum Bodensee. Der nahe Hügel heisst Hochfläschen.
Anderthalb Stunden zuvor auf der Hochalp. Links ein Erosionstrichter.
Der Samstag war lang und beglückend, wir wanderten sechseinhalb Stunden, machten jeweils 900 Höhenmeter auf- und abwärts, die Sonne verschenkte sich grosszügig, noch heute ist mein Kopf irgendwie erwärmt. Der Einfachheit halber präsentiere ich unsere Route im Appenzeller Hinterland mit St. Galler Intermezzo in vier Portionen (die vier Bilder haben mit dieser Einteilung nichts zu tun):
Markantes Haus nah der Schwägalp-Strasse: das Chräzerli.
Was für ein November!
  1. Von Urnäsch ging es via Bindli, Färenstetten, Nasen auf die Hochalp. Ein Traum war die Hochebene von Färenstetten, ein randloser Teller, ganz nah die Hügel des Neckertals. Oben auf der Hochalp dann die grosse, die klassische Aussicht: Säntis, Stockberg, Hinterfallenchopf, Speer und die Glarner, Innerschweizer, Berner Alpen. 
  2. Die gut anderthalb Stunden von der Hochalp zum fast gleich hohen Spicher sind sensationell schön. Man geht durch eine Gegend der Spitzen und Fluhen, der Weg ist schlau geführt und ungefährlich, obwohl Abgründe lauern; die lieben Alphütten tragen zum Gefühl bei, dass man sicher und geborgen geht. Auf dem Spicher wieder umfassende Rundsicht und ein Blick weit über den Bodensee hinaus ins Deutsche.
  3. Der Abstieg von der Hochalp via Chräzerenpass zum Chräzerli gab uns Raschellaub und eine Art alten Saumpfad im zweiten Teil. Einen zerfallenen Prügelweg auch, mühsam zu begehen. Dann das Chräzerli. Es hatte offen (Wochenendbetrieb), der Wirt brachte Bier, zu essen hatte er nichts. Gleichzeitig klagte er uns von den hohen Betriebskosten in dem abgelegenen alten Haus, das einst ein alpines Knabeninstitut beherbergte.
  4. Chräzerli - Rossfall - Grüenau - Urnäsch, das war eine Art  zweistündiges infanteristisches Auslaufen mit Tempo, denn wir hatten Hunger. Der Lärm der Passstrasse war unglaublich, die gesamtgesellschaftliche Moblität kam uns als grosse Idiotie vor, es röhrte und heulte uns um die Ohren. Stilvoll die Urnäsch tief in ihrem Bett, gesäumt von Nagelfluhwänden, ohne Verkehr wäre das eine Eins-A-Passage. In Urnäsch fanden wir um fünf Uhr nachmittags den Ochsen offen und servierbereit vor und gönnten uns Dinge wie Pfefferschnitzel, Bratwurst, Chäschnöpfli, die landesuntypisch "Spätzli" hiessen. Ein toller Abschluss in Form einer Kalorienorgie. Als wir endlich heimreisten, war es schon dunkel.

Sonntag, 8. November 2015

Hochalp!

Blick von der Hochalp zum Säntis. Links der Kronberg.
Gestern machten wir eine grosse Runde von Urnäsch aus - ich möchte davon aber erst morgen richtig erzählen. Heute nur dies voraus: Die Hochalp ist nicht bekannt dafür, dass dort besonders gut oder effizient gewirtet wird. Das Gehütt ist verwittert und mangelhaft unterhalten. Aber rührend war das schon, wie die zwei Alten, der Wirt an Krücken und seine Frau, in der Gaststube Flauder ausgaben und Schüblig-Bestellungen notierten und trotz der Gästeschlange ihre Ruhe wahrten. Und ganz sicher ist die Hochalp ein grandioser Aussichtspunkt, den ich allen ans Herz lege. In gut zweieinhalb Stunden ist man von Urnäsch oben und wird es nicht bereuen. Im Winter geht man übrigens hinauf, um hinabzuschlitteln. Aber soweit sind wir noch nicht, vorerst bleibt der Spätherbst wunderbar mild.
Die Hochalp, wenn man von Urnäsch aufsteigt. Noch fünf Minuten...

Samstag, 7. November 2015

Hochalp und Spicher

Die Hochalp-Wirtschaft kam mir vor sieben Jahren alt vor.
Jetzt bin ich gespannt, ob sie ein wenig aufgefrischt wurde.
Das wird gut heute. Das Wetter macht keine Probleme, meine alten Knochen surren vor Vorfreude, und ich habe eine vielversprechende Route komponiert, die in meine Heimat führt: ins Appenzellerland. Wir laufen von Urnäsch los, ersteigen uns zuerst die Hochalp und dann den - bereits auf St. Galler Boden stehenden - Spicher, um via Chräzerli und Rossfall wieder nach Urnäsch zu halten. Mit allzu viel Wandervolk rechne ich nicht, auch wenn heute wieder die halbe Schweiz unterwegs sein dürfte; unsere zwei Gipfel sind nicht sonderlich bekannt. Doch, mir gefällt unser Plan.

Freitag, 6. November 2015

Born und Gibbon

Edward Gibbon, 1737 bis 1794. Porträt in
Öl von Joshua Reynolds. (Wikicommons)
Hanspeter Born, ein alter Wanderfreund, ein Urgestein des Schweizer Journalismus, ein Unruhiger im Ruhestand, hat einen bemerkenswerten Text aus dem Französischen übersetzt und herausgegeben (Offizin, 112 Seiten, 26 Franken). Edward Gibbon, der englische Aufklärer, ist berühmt bis heute für sein Monumentalwerk "The History of the Decline and Fall of the Roman Empire"; ich kann mich erinnern, dass wir Auszüge im Lateinunterricht lasen und diskutierten. Gewissermassen seine Gesellenprobe legte Gibbon mit der Schrift "Die Freiheit der Schweizer" vor, um die es hier geht. Wie kannte Gibbon die Schweizer Verhältnisse? 1752 schickte der Vater, ein englischer Landadliger, den Sohn in die Fremde, weil dieser - Skandal! - in Oxford zum Katholizismus übergetreten war. Jung-Gibbon kam nach Lausanne, wo er sich in den nächsten Jahren eine umfassende Bildung aneignete. 1755, da war er 18 Jahre alt, unternahm er eine längere Reise durch die Schweiz und notierte seine Eindrücke in einem Journal auf Französisch. Diese Beobachtungen sind amüsant zu lesen; bemerkenswert, wie Bern schlecht wegkommt als Hort einer verhockten Oligarchie, während Zürich, wo die Bürgerschaft und ihr Zunftsystem herrscht, als Hort des Fleisses und Erfindergeistes porträtiert ist. Soweit diese Stimme aus dem Ancien Régime über das Ancien Régime.

Donnerstag, 5. November 2015

Wo ist denn die Töss?

Die hat ja gar kein Wasser! Die Töss in Bauma.
Die Hörnli-Antenne.
Gestern ging ich mit dem 12-jährigen Julien und seinem Grossvater Heinz im Tössbergland wandern; ich hatte die beiden im Sommer kennengelernt, und wir hatten damals abgemacht, wieder zusammen auszuziehen. Unsere zweite Route war gestern nicht allzu anstrengend: von Bauma via Hundschilen, Musterplatz, Rossweid, Gfell aufs Hörnli und dann nach dem Bratwursthalt in der recht kruden Gipfelbeiz über Tanzplatz hinab nach Steg (3.45 h, 608 m aufwärts, 651 abwärts). Das strahlende Wetter war schon fast Routine, derart lange hält es bereits an. Was mich schockierte: die ausgetrocknete Töss in Bauma; es hat seit Wochen nicht mehr richtig geregnet. Schlechtes Wetter wäre auch wieder mal gut.

Mittwoch, 4. November 2015

Das ideale Weihnachtsgeschenk

Ich finde, dies ist das perfekte Weihnachtsgeschenk. Ein Buch, das man weniger lesen muss, als dass man in ihm blättern darf. Schneugge, wie es so schön heisst. Der Engländer Diccon Bewes präsentiert 80 Karten aus und über die Schweiz, man reist mit ihnen durch Geschichte und Geografie, durch Politik und Wirtschaft. Ein paar Beispiele:

  1. Die erste vollständige Karte der Eidgenossenschaft vom Zürcher Arzt Konrad Türst um 1496.
  2. Die Karte der Helvetischen Republik, wie die von Napoleon umgekrempelte Schweiz mit nunmehr 18 Kantonen hiess.
  3. Die Postkarte von 1799 mit den damaligen Hauptrouten der Postkutschen.
  4. Die Karte des Schweizerischen Schienennetzes von 1914, veröffentlicht durch das Eidgenössische Statistische Bureau.
  5. Ein Zürich-Stadtplan für Männer. Er stammt aus den 1970er-Jahren und zeigt Sextouristen die entsprechenden Angebote.
  6. Eine heutige Karte, die die einzelnen Kantone aufgrund ihrer Bevölkerungszahl gewichtet - Mann, ist Zürich aufgeblasen! Und Genf hängt wie ein Mühlstein ins Französische hinein.
P.S. Ich habe das Buch für den heutigen Tagi besprochen, indem ich speziell die Zürichkarten anschaute. Hier der Link zum Artikel.

Dienstag, 3. November 2015

Genderverwirrung im Ausserrhodischen

Hä? Fürs Wochenende bin ich ein bisschen am Planen, was wir machen könnten, mir schwebt eine Route im Appenzellerland vor, ich schaue mir auch die eine oder andere Beizenhomepage an, um zu checken, wer noch offen hat. Auf der Hochalp habe ich zum Wirtepaar obige Angabe gefunden, die mich nachhaltig verwirrt. Wer ist Frau Hans? Oder sind das drei Leute, die dort wirten: Frau, Hans und Anni? Aber heisst die Frau mit Vornamen Frau? Oder will sie ihren Vornamen nicht preisgeben? Oder - andere Theorie - ist der Hans genderverwirrt?

Montag, 2. November 2015

Dieser Eintrag ist unoriginell!

Nebelmeer und Berner Alpen vom Kurhaus Weissenstein aus.
Ronjas Entrecôte!
Ich weiss, das ist jetzt nicht sonderlich originell. Übers Wochenende sah man auf Facebook und anderswo im Netz noch und noch Nebelmeere, hochbesonnte Berghalden, glückliche Wanderer und Biker. Gebräunte Grinsgesichter. Und jetzt komme ich mit derselben Art Ware. Aber - als Chronist meiner selbst und meines Wandergrüppleins unterstehe ich dem Wahrheitsgebot. Ich muss sagen, was war. Nämlich ein grossartiges Herbstwochenende. Unsere Samstagsroute (knapp 6 Stunden, 580 Meter aufwärts, 970 abwärts) führte vom Weissenstein via Hinter Weissenstein, Althüsli, Stallflue, Küferegg, Wandflue, Obergrenchenberg zum Untergrenchenberg. Dort assen wir in der Sonne, wobei drei Leute (auch ich) einen eher versalzenen Hackbraten bekamen, Ronja aber ein gewaltiges Entrecôte. Danach ging es zum Stierenberg, zum Wäsmeli, nach Sur Le Châble, Les Boveresses (wo wir übrigens das Wanderduo Christine Beerli und Annemarie Huber-Hotz sichteten) und hinab nach Plagne. Kurz vor der Endstation fing uns der Nebel, sofort hatten wir kalt. Kein Problem nach all den sonnigen und warmen Stunden.
Nachmittag, Les Boveresses.

Kurz vor Plagne, gleich kommt der Nebel, gleich ist fertig gewandert.

Sonntag, 1. November 2015

Rettung in Gstaad

Höre ich "Gstaad", denke ich nur eines: reich, reich, reich. Umso mehr erstaunten mich in den letzten Jahren Berichte, wonach die dortigen Bergbahnen schwer kämpfen; sie rentieren schon lange nicht mehr. Diese Woche nun las ich mit Interesse, dass es vorerst weitergeht und eine drohende Schliessung abgewendet ist. Eine private Investorengruppe unter Führung des Milliardärs Ernesto Bertarelli speist 28 Millionen Franken ein. Freilich müssen die an der BDG (Bergbahnen Destination Gstaad AG) beteiligten Gemeinden doch bluten, allein Saanen sprach kürzlich 32 Millionen Franken für die Sanierung. Unschön ist, dass mit dem Einstieg der neuen Investoren das allseits beliebte Gebiet Rellerli bei Schönried der Öffentlichkeit entzogen wird; dort soll ein neues, exklusives Resort für Reiche entstehen. Genaueres entnehme man dem Tagi-Online-Artikel, der übrigens auch einen Blick auf die Bergbahnen Brigels Waltensburg Andiast wirft, wo der Ex-Banker Pierin Vincenz eingestiegen ist.