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Samstag, 28. Februar 2015

Widmer, Stubenhocker

Vadian. (Wikicommons)
Irgendwie ist in der Beromünster-Route (Start in Sursee, Zmittag in Beromünster, Ende in Hochdorf) der Wurm drin, wie man so schön sagt. Viermal habe ich sie angesagt, habe sie aber dreimal verschoben, weil das Wetter anderswo besser zu sein versprach. Und heute habe ich sie abgesagt, weil ich mich krank fühle. Grippig, mit Gliederschmerzen. Ich schwöre aber: ich bleibe dran an Beromünster.

Und sonst? Dieses Wochenende möchte ich endlich jenes Buch lesen, das meine alte Latein- und Griechischlehrerin an der Kanti Trogen mir vor Monaten geschickt hat. Renate Frohne behandelt in ihrer Schrift das "Welt- und Menschenbild des St. Galler Humanisten Joachim von Watt/Vadianus (1484 bis 1551)". Kennen Nicht-Ostschweizer den Mann? Er ist seines Zeichens St. Gallens Reformator.

Freitag, 27. Februar 2015

Der Freiluft-Eidgenosse


Schon wieder ein Outdoorfilmli. Diesmal ist der Star ein Schweizer, der mit einer Folie aus Alu in die verschneiten Berge zieht, um sich einen Behelfsunterschlupf zu basteln und im Freien zu übernachten. Lustig ist erstens sein unbeholfenes Englisch. Und zweitens hat er nach einem kurzen Schnitt - ich meine "Filmschnitt" - einen massiven Verband am Finger; er hat sich mit der Säge verletzt. Wenn ichs mir recht überlege, macht gerade seine Dilettanz diesen Freiluft-Eidgenossen sympathisch; Verlierer sind in der Regel sympathischer als Gewinner.

Donnerstag, 26. Februar 2015

Zweierlei Motten


Die Motte von Fehraltorf am Wanderweg nach Freudwil. Geblieben
ist nur der Erdhügel. Auf der Infotafel sieht man, wie die Burg Rüti aussah.
Die Motte umflattert die Lampe. Motte ist auf Französisch aber auch ein Erdklumpen - von da kommt der deutsche Name für einen künstlichen Burghügel samt einer Burg, die in der Regel aus Holz gebaut ist. Eine solche Motte, auf der einst die Festung Rüti stand, passierten wir kürzlich ausserhalb von Fehraltorf am Weg nach Freudwil. Wieder etwas gelernt, ich kannte das Wort bis anhin nicht. Übel fand ich die Schiessanlage am Fuss der Motte, was für eine Verschandelung!

Mittwoch, 25. Februar 2015

Thomasius Dedicator sum

Georgius Agricola, auch "Vater der
Mineralogie" genannt, 1494 - 1555.
(Wikicommons)
Lithos ist Griechisch für "Stein". Als die ein wenig gebildet tuenden Zürcher noch über Stein am Rhein herrschten, das heute dem Kanton Schaffhausen gehört und dessen Brückenkopf zum Bodensee bildet, nannten diese Zürcher Stein am Rhein hochtrabend Lithopolis, Steinstadt. Als ich das eben las, fielen mir die Generationen abendländischer Gelehrter ein, die ihren Namen gräzisierten (vergriechten, gewissermassen) oder latinisierten. Zum Beispiel gräzisierte sich Johannes Heussgen oder auch Johannes Hausschein zu Johannes Oekolampad (Oikos gleich Haus, Lampas gleich Lampe). Unter diesem Namem ist er berühmt als Reformator von Basel. Eine Liste von Namens-Latinisierungen findet man hier; besonders mag ich den deutschen Renaissance-Gelehrten Georg Pawer, also Bauer, der sich zum Georgius Agricola umbaute.

P.S.: Ich überlegte mir beim Schreiben dieses Eintrages, ob ich mich künftig Thomasius Dedicator nennen sollte. Widmer hat ja tatsächlich mit Widmung zu tun, wie ich einmal in einem früheren Eintrag erklärte. Und "widmen" heisst auf Lateinisch dedicare.

Dienstag, 24. Februar 2015

Das sinnlose Möbel

Das Cachet in Zürich nah dem Bellevue, sah ich eben beim Flanieren, verkauft für 89 Franken einen schmucken Opiumtisch. Das ist, wie wenn einer Benzinautos verkauft in einem Land, in dem das Benzin verboten ist.

Montag, 23. Februar 2015

Der Storch und der Fischer

Na also, da ist sie doch! Sonne kurz nach dem Start in Fehraltorf.
Am bzw. im Greifensee.
Der Samstag war ein Wettergeschenk. Wir rechneten mit Regen gegen Mittag, doch erst zehn Minuten vor der Ankunft in Zollikerberg begann es am späten Nachmittag zu... schneien. Unsere Route bestand aus drei Teilen. Von Fehraltorf, wo wir starteten, ging es durch die Wiesen und über sanfte Hügel via Freudwil nach Uster. Dort beschauten wir uns den Kawamata-Steg, über den ich hier auch schon schrieb, und tranken in einer Knelle etwas Warmes. Hernach kam, Teil zwei, der Greifensee, dessen weitgehend unverbautes Ufer immer wieder eine Freude ist. In Riedikon sahen wir ein Storchennest mit einem Storch, der plötzlich abhob und mit anderen Grossvögeln, darunter etliche Milane, einem Punkt auf dem Boden zusteuerte; wir sahen, dass der örtliche Berufsfischer hinter seinem Haus gerade Fischabfälle  ausleerte. Etappe drei begann nach dem formidablen Zmittag in der Stall-Stube Maur, der ich den gestrigen Eintrag widmete. Nun ging es, adieu Greifensee, zur Looren saftig hinauf und alsbald durch bei aller Agglonähe erstaunlich einsame Wälder nach Zollikerberg. Ein Bier setzte dort im Rosengarten den Schlusspunkt. (6 Stunden, 24 Kilometer, 370 Meter aufwärts, 296 abwärts).
Roland Rohns Ausstellungspavillon für die Firma Zellweger auf dem
Herter-Weiher in Uster, 1960 gebaut, ein architektonisches Bijou.

Sonntag, 22. Februar 2015

Bär und Bärenhunger am Greifensee


Ich hatte gestern nach fast vier Stunden recht zügiger Wanderei einen Bärenhunger, weswegen ich den Bären beim Eingang zur Wirtschaft nicht gross beachtete. Exakt als ich ihn passierte, brüllte er so laut, dass ich fast in die Hosen machte. Der Wirt fand das wahnsinnig lustig, wobei mir unklar ist, ob er das Tier fernbediente oder ob das Brüllen durch einen Bewegungsmelder ausgelöst wurde. Das Essen in der Stall-Stube gut einen Kilometer südlich von Maur im Dorfteil Steindrüesen war dann sehr gut. Ich hatte ein Rindshacksteak mit Fleisch vom Hof; zum Essen tranken wir einen Rotwein der Regent-Traube vom wirtschaftseigenen Rebberg, auch sehr gut. Und zum Schluss gab es einen Baumnussglacé-Coupe mit Nusslikör. Auf dem Steindrüesen-Hof wurde schon von 1786 bis 1944 gewirtet. Vor allem einfache Leute verkehrten in dem Lokal, Knechte, Fischer, Taglöhner; so steht es auf der Homepage. 2001 gabs einen Neuanfang, die Bauersleute gaben ihr Milchvieh weg und halten seither nur noch IP-Rinder. Durch das Restaurant, die Stall-Stube eben, zieht sich malerisch noch die alte Vieh-Futterrinne. Ich kann die Einkehr nur empfehlen. Auf der Karte standen mindestens fünf Dinge, die ich gern bestellt hätte. Ich muss also wieder hin. Ob der Bär dann immer noch beim Eingang steht, kann ich nicht abschätzen. Er war mit Konfetti übersät, was darauf hindeutete, dass er eventuell bloss in der Fasnacht eingesetzt wird. Mir solls recht sein, wenn er in den Keller muss - blödes Vieh!

P.S.: Mehr von der Wanderung Fehraltorf - Freudwil - Uster - Riedikon - Maur - Looren - Süessblätz - Sennhof - Zollikerberg morgen.

Samstag, 21. Februar 2015

Zweimal WC

Am Donnerstag speiste ich mit einem Psychoanalytiker, über den ich schreiben will, in der Blauen Ente, einem nicht unbekannten Restaurant am Rande Zürichs, wo dieses in die Goldküste übergeht.  In der Toilette fand ich ein modernes High-Tech-Monster von WC vor; man entschuldige, dass ich es in der Verwirrung nicht besonders gut fotografiert habe. Lustig war, dass der Fabrikant oder aber die Betreiber nachträglich ein Schild "Hier spülen" anbringen mussten, damit man merkt, welcher Knopf dafür zu drücken ist. Technik macht das Leben leichter und schwerer zugleich.

Heute kommt der Regen. Ich hoffe, dass wir dann schon die Morgenetappe von Fehraltorf nach Maur gewandert sind. Ich freue mich jedenfalls auf den Zmittag in der Stall-Stube etwas vor Maur - und gehe jetzt mal davon aus, dass die ein WC haben, das man auf den ersten Blick begreift.

Freitag, 20. Februar 2015

Schwach, Sölden, schwach!

Das reicht mir nicht, ich will echte Elefanten. (Pressebild der Veranstalter)
218 vor Christus überquert der karthagische Feldherr Hannibal mit 60 000 Soldaten und 37 Elefanten in nur zehn Tagen den Alpenkamm und zieht gegen Rom. Am 17. April spielen sie das Ereignis in Sölden im Ötztal, also im Tirol, nach. Und zwar auf 3000 Metern, auf dem Rettenbachgletscher. Ein Freilichtspektakel wird das mit 500 Leuten. Skilehrer, Piloten, Tänzer, Bergsteiger und so weiter und so fort wirken mit. Dazu kommen Pistenbullys zum Einsatz, Flugzeuge, Helikopter. Und natürlich gibt es eine Lichtshow und viel, viel Pyro. Was das nun mit Hannibal zu tun hat, weiss ich auch nicht. Enttäuschend finde ich, dass die Hauptsache von damals in unserer Gegenwart nicht zu sehen sein wird: echte Elefanten. Schwach, Sölden, schwach!

Donnerstag, 19. Februar 2015

Die Fleischrebellion

Ein Held der Zürcher Reformation:
Christoph Froschauer, Drucker.
(Wikicommons/ Martin Sauter)


Gestern brachte ich in meiner Zeitung eine Art historische Beratung. Im Juni befindet das Zürcher Stimmvolk, ob im Landesmuseum beim HB eine permanente Ausstellung realisiert wird, in der der Raum Zürich sich selber, seine Geschichte und Identität, vorstellt. Als kleinen Appetizer lieferte ich schon mal zehn Ideen respektive Szenen, die man zeigen könnte. Das Wurstessen in der Reformation 1522 zum Beispiel, eine Art Speiseaufstand, bei dem im Haus des Druckers Froschauer Geräuchertes verzehrt wurde, obwohl das damals in der österlichen Fastenzeit verboten war - man forderte die katholische Obrigkeit offen heraus.

Ebenfalls gestern ging ich an einen Anlass der Zeitschrift Schweizer Journalist im Zürcher Hotel Carlton. Sie veranstaltet jährlich per Internet Wahlen, in denen Journalistinnen und Journalisten das Sagen haben. In der Kategorie "Kolumnisten" kam ich auf Platz drei, eine schöne Auszeichnung für mich und meine Wanderkolumne.

P.S.: Mit dem heutigen Tag sind 90 Prozent des meteorologischen Winters vorbei. Ich frage mich allerdings, ob der Winter weiss, dass er dieser Tage beginnen sollte, sich zurückzuziehen.

Mittwoch, 18. Februar 2015

Der Lederstrumpfmann in Bern

Der junge Cooper in einer
Navy-Uniform. (Wikicommons)
Man schätzt James Fenimore Cooper als Verfasser der "Lederstrumpf"-Geschichten. Weniger bekannt ist der Amerikaner als Schweizreisender, der sogar einen hierzulande spielenden Roman verfasste: "Der Scharfrichter von Bern Oder Die Winzerabtei" (1833). Wer das englische Original lesen will, kann das hier online tun; eine deutsche Übersetzung gibt es meines Wisses nicht. Cooper war zweimal im Land, hielt sich 1832 in der Gegend von Vevey auf, hatte vier Jahre zuvor drei Monate lang in Bern gelebt. Als ich während des Studiums dort wohnte, kamen wir ab und zu an dem Häuschen vorbei, in dem Cooper damals abgestiegen war, es liegt im Lorrainequartier und ist heute ein Kindergarten. Vormals gehörte es dem Neuenburger Grafen James Alexander de Pourtalès-Gorgier, einem Kammerherrn des preussischen Königs; die Lorraine war zu jener Zeit noch nicht proletarisch geprägt, sondern ländliches Terrain. Cooper war in Bern Gast des Grafen. Warum ich das alles erzähle? Gestern berichtete ein Artikel im Tages-Anzeiger von Coopers Schweizer Aufenthalten.

Dienstag, 17. Februar 2015

Neubau unter dem Säntis

Nein, es ist keine Schönheit, das alte, weit über 70-jährige Schwägalp-Gasthaus. Und sein Grundriss ist ein logistischer Alptraum, zuviele Winkel, zu lange Wege. Bald wird es abgerissen. Ein Neubau entsteht, der Kran deutet es an; hinten links sieht man die eine Ecke des neuen Gebäudes. Es soll sich besser in das Säntisszenario einfügen, wird wieder ein riesiges Restaurant bieten sowie ein gehobenes Dreisternhotel mit 68 Zimmern. 42 Millionen Franken dürfte der Wandel zum "Swiss Alpine Resort" nach Budget kosten. Ein Ziel ist dabei, mehr Tagungen anzulocken und so Schlechtwetter-Phasen besser zu meistern; auf der Schwägalp, Kanton Appenzell-Ausserrhoden, 1360 Meter über Meer, Ausgangspunkt für die Schwebebahn-Fahrt auf den Säntis, nebelt und regnet es doch recht oft. Im Spätherbst soll das neue Haus eröffnet werden, einen Blick auf die Baustelle kann man hier werfen.

Montag, 16. Februar 2015

Gipfelsammlers Truhe

Die Jakobskapelle 40 Gehminuten unterhalb des Kronbergs am Schlittelweg.
Schöne Berge: Zur Linken (eher im Vordergrund) der Stockberg
und zur Rechten hinten am Horizont der zackige Speer.
Im Angesichte des Säntis' geht es Richtung Schwägalp.
Am Samstag hatten wir es gut im Appenzellerland: helles Wetter mit Sonnen-Intermezzi und blauem Himmel, dazwischen Wolkenspiel. Viel Volk war am Kronberg unterwegs. Vor allem Schlittler. Freilich war ihre Piste, die als längste der Ostschweiz gilt, stellenweise von recht sulzigem Schnee bedeckt. Gut für uns Winterwanderer! Die matschig-bräunliche Unterlage war hilfreich in den Steilpartien. Auf dem Kronberg bewunderte ich wieder einmal die Berge rundum. Die Gegend hinüber zum Speer kam mir vor wie eine riesige Truhe, in die ein Gipfelsammler seine besten Einzelstücke gestellt hat, etwa den Stockberg. Wir assen Siedwurst und Chäshörnli. Und dann zogen wir auf dem Schneeschuhweg, der gut ausgetrampelt war, hinüber zur Schwägalp, wo die Wanderung nach 4 1/4 Gehstunden (918 Meter aufwärts, 439 abwärts) in müder Zufriedenheit endete.
Oh weh! Die andern haben wieder mal Vorsprung.

Sonntag, 15. Februar 2015

Träntnä

Oh, eine Tränte!
Trentnen gab es schon im 15. Jahrhundert, im Appenzellerland und im Muotatal. Kürzlich tranken wir in Illgau SZ im Sigristenhaus unser Schlussbier - zu der fulminanten Dorfbeiz über dem Muotatal will ich bald einen eigenen Eintrag bringen. Auf der Homepage des Sigristenhauses las ich, dass man hier als Gruppe einen Schnupperkurs im "träntnä" buchen kann. Da war das alte Spiel wieder. Es handelt sich um einen Jass, bei man man die eigene Mimik einsetzen kann. Wer zwinkert, deutet dem Partner eine "Tränte" an: ein As samt einem ungleichen Ober, Under oder Banner. Wer die "Schellen-Sau" hält, zeigt kurz die Zungenspitze. Nasenrümpfen signalisiert die "Gschpa-Süü", zwei Asse in Kombination. Natürlich sollte das Gegnerpaar von dem Gesichtsmuskelspiel nichts mitbekommen.

P.S.: Wir hatten gestern tolle Wetterstimmungen zwischen bedeckt und hell, Wolken und Sonne, als wir vom Jakobsbad auf den Kronberg stiegen und dann hinüber zur Schwägalp zogen. Das Foto zeigt den Säntisriegel 20 Minuten vor Wanderschluss.

Samstag, 14. Februar 2015

Wir schreiben pharaonisch

Im November sah es auf dem Kronberg so aus. Heute wohl anders.
Man ist an gewissen Tagen eine Funktion des Wetters. Heute gibt die Prognose mit gebieterischem Timbre vor, dass man gefälligst in die Ostschweiz gehe, wo sich in den Föhnregionen eventuell noch die Sonne zeigen kann. Getreulich setzen wir die Vorgabe um und steigen - nicht besonders originell, ich weiss - auf den Kronberg. Wehe, Wetter, wenn du die Frechheit besitzt, mich zuerst zu ködern und mir dann die Sonne vorzuenthalten! Das wäre gar nicht nett.

PS1: Wir schreiten rapid Richtung Frühling. 84.5 Prozent des meteorologischen Winters sind mit heute absolviert. Herrlich. Nun ist der Moment, Vitamintabletten einzuwerfen und irgendwie inmitten all der Vergrippten gesund zu bleiben. Durchhalten, Leute, durchhalten!

PS2: Ich lese gerade eine unglaublich interessante Neuerscheinung, "Hieroglyphen mit Geheimnis" von Karl-Theodor Zauzich, einem pensionierten Ägyptologieprofessor aus Deutschland. Es geht um die Herkunft unseres Alphabets, in dem auch dieser Eintrag gehalten ist. Dass es vom phönizischen Alphabet abgeleitet ist, darin ist sich die Wissenschaft einig. Aber woher kommt das phönizische Alphabet? Laut Zauzich von den ägpytischen Hieroglyphen in ihrer kursiven (hieratischen) Version. Wir schreiben also pharaonisch. Jawohl.

Freitag, 13. Februar 2015

Den Suggiture müsste ich kennen

Heute nur zwei kleine Dinge, man entschuldige, wir Blogger haben nicht jeden Tag Vollwertkost parat. Erstens schlich sich in den gestrigen Eintrag ein kleiner Fehler ein, auf den mich mein Wanderfreund René P. Moor aufmerksam machte: Das Foto des schön gezackten Berges zeigt nicht das Augstmatthorn, sondern dessen Vorgipfel, den Suggiture. Müsste ich eigentlich wissen, da ich schon von Habkern aufs Horn stieg und dann via den Ture zum Harder über Interlaken hielt. Inzwischen habe ich die Fotolegende korrigiert.

Und zweitens ein Hinweis auf einen grossen Artikel von mir, der gestern unter dem Titel "Zürichs liebster Chlapf" erschien: Ich befasse mich darin mit der Frage, warum die Zürcher und auch die Zürcherinnen so gern Porsche fahren.

PS: Nachdem ich mir grad den Tagi angeschaut habe, kommt noch ein Drittes hinzu. Die haben heute meine Kolumne ziemlich hässlich auf eine linksliegende Seite verlocht, ging wohl nicht anders. Der letzte Satz im Nachspann mit den Weginfos ist abgeschnitten, grummel. Hier der ganze Satz: "Das Rössli in Illnau ist täglich geöffnet."

Donnerstag, 12. Februar 2015

Wie ein Tessiner nach dem Heuen

Gestern vormittag in Habkern: Der Suggiture schwingt sich in den Himmel.
Nebel umkriecht Interlaken. Gut, ist man oben und nicht unten.
Man hat ja so eine Ahnung, in welche Richtung es gehen sollte, auch wenn man Route und Gegend wenig kennt. Schliesslich hat man zuvor die Karte studiert. Das Winterwander-Schild "Beatenberg" gestern vormittag bei der Post Habkern zeigte seltsamerweise Richtung Kemmeriboden; nach meinem Dafürhalten konnte das nicht stimmen, es kam mir diametral falsch vor. Glücklicherweise war das Tourismusbüro, das in einem winzigen Stöckli einquartiert ist, offen. Die Frau kam schnell mit mir vor die Tür und lachte: Witzbolde! Da habe einer das Schild gedreht! Sie zeigte mir, wie ich starten musste. Danach hatte ich bis zur Waldegg, einem zum Beatenberg gehörenden Weiler, wo ich aufhörte, keine Probleme mehr. Halt, das ist natürlich zu defensiv ausgedrückt: Dies war eine grossartige Route (2 1/2 Stunden, 410 Meter auf und 280 ab) mit unendlich viel Bergblick und einer Sonne, die mir ins Gesicht brannte, dass ich mich am Nachmittag auf der Heimfahrt fühlte wie ein Tessiner nach dem Heuen.
Gegen Ende der Wanderung hatte ich die Kette des Niesen (r.) vor Augen.

Mittwoch, 11. Februar 2015

Der Kotelett-Affront

Oh Bachtel-Kulm, dein Schweinskotelett hat Hasser!
Heute will ich Sonne. Und zwar eine Grossportion. Als Route habe ich mir bewusst etwas Leichtes ausgewählt, den Winterwanderweg von Habkern zur Waldegg (Beatenberg), eine gespurte Piste - ich möchte nicht permanent auf die Füsse blicken müssen, sondern will den Blick möglichst frei haben, um eben in die Sonne zu blinzeln und die Berner Alpen zu geniessen.

Kürzlich gabs im Zürichteil des Tages-Anzeigers eine Seite mit Tipps für Winteraktivitäten. Ich steuerte zwei Textlein bei. Das eine empfahl eine Wanderung auf den Bachtel, wo ein grandioses Schweinskotelett warte. Darauf bekam ich einen Leserbrief, in dem es hiess: "Immer mehr LeserInnnen essen weniger oder gar kein Fleisch. Der Hinweis brüskiert diese Leserschaft, ich fand ihn seltsam deplaziert. Das nächste Mal bitte den Hinweis auf eine vegetarische Alternative!" Diese Gesellschaft wird immer heikler. Man muss von Jahr zu Jahr mehr beleidigbare Stämme mitdenken.

Dienstag, 10. Februar 2015

Tschütschi und Perfiden

Das Wappen der FILIALE Rickenbach.
(Wikicommons/ Delta9)
Letzten Samstag fuhren wir auf dem Weg zur Rotenfluebahn in Schwyz durch - mir fiel ein, dass die Gemeinde Schwyz sich selber recht speziell denkt. Sie besteht aus vier Ortsteilen: Schwyz, Rickenbach, Ibach und Seewen. Jeder dieser Ortsteile umfasst Weiler, deren einer Perfiden heisst. Ein anderer Weiler hat den Namen Tschütschi, kann man schweizerischer heissen? Den Ortsteil Schwyz selber nennt man "Flecken". Und die drei anderen Ortsteile, die alle eigene Wappen haben, werden als "Filialen" bezeichnet, was eher nach Bankzweigstelle klingt. Kommerziell irgendwie. Willkommen in der ziemlich eigenen Schwyzer Politgeografie.

Montag, 9. Februar 2015

Die Nebelfilmer

Winterverzierung auf der Rotenflue.
Bergphantom: Der Grosse Mythen tritt kurz aus dem Nebel.
Die Skifahrer mögens etwas derb. Schild vor der Sonnenhütte.
Der Samstag war wunderschön. Und gleichzeitig war ich subtil enttäuscht, dass wir kaum Sonne bekamen; die Sonnenscheibe deutete sich immer wieder mal fahlgelb im Nebel an, um alsbald wieder zu verschwinden. Kalt war dieser Tag auch, weit unter Null, mit bisigen Böen. Wir starteten nach der Fahrt mit der neuen Gondelbahn auf der Rotenflue-Bergstation und hielten hinüber zur Holzegg; der Riesenklotz Grosser Mythen versteckte sich im Grau. Als wir wieder aufbrachen und ihm schon den Rücken zuwandten, liess er Gnade walten und zeigte sich kurz - das war Zauber. Lustig fand ich die vier Leute auf der Holzegg-Terrasse: ein Kameramann, ein Tönler und noch zwei Leute, die wichtig herumstanden. Wir fragen sie, was sie da machten. Sie seien vom welschen Fernsehen, sagten sie, und drehten für die Sendung "Passe-moi les jumelles" einen Beitrag. Jakobsweg und so. Wir witzelten dann noch lange darüber, dass nur ein Gebührensender es sich leisten kann, eine Equipe von vier Leuten auf einen Berg zu schicken, um hingebungsvoll und auf hohem technischen Niveau den Nebel zu filmen und aufzunehmen. So, hier noch die Route: Rotenflue - Stägleren - Holzegg - Stägleren - Zwäcken - Sonnenhütte (Zmittag) - Ibergeregg - Grossenboden - Handgruobi - St. Karl - Illgau; 4 Stunden, 270 Meter aufwärts, 995 Meter abwärts.

Sonntag, 8. Februar 2015

Edwin wandert (hochtourig)

Ein neuer Wanderblog ist geboren, einer, der den Schwerpunkt deutlich anders setzt als der meine. Edwin van der Geest heisst der Verfasser. Seine Spezialitäten sind Hochtouren, Bergtouren, Alpinwanderungen. Wo unsereins allerhöchstens den ausklappbaren Stock einsetzt, legt Van der Geest doch Hand an den Fels, seilt sich auch mal an oder braucht den Pickel, schnallt die Steigeisen an die Schuhe. Ich hatte beim ersten Anschauen der Seite grossen Spass, jede der doch schon gegen 30 Routen ist mit Text, Fotos und einer Karte opulent aufbereitet. Momentan werden frühere Touren publiziert, ab dem Frühling sollen es aktuelle Unternehmungen sein, die auf Edwinwandert.com auftauchen. Nun noch ein Zitat, mit dem der Verfasser sich vorstellt - und natürlich viel Glück dem Bloggerkollegen: "Seit meinem sechsten Lebensjahr entdecke ich die Schweizer Alpen jedes Jahr von Neuem. Die erste Begleiterin war meine Grossmutter, wir wanderten von Grindelwald zum Oberen Gletscher. Sie kaufte mir noch am selben Tag einen kleinen, blauen Rucksack."

Samstag, 7. Februar 2015

Das Frostbiest - und unser Plan

Gestern passierten wir die Dreiviertelsmarke, 75 Prozent des kalendarischen Winters sind vorbei. Wobei das Frostbiest sich ja unglaublich aufführte, um das Haus heulte und an den Scheiben rüttelte. Und die Eiseskälte, die es mitbrachte! Heute ist ein Glücksfall, das Biest zieht sich zurück, und es sieht so aus, als könnte man in den Bergen die Sonne finden. Mein Grüppli und ich, wir wollen mit der neuen Gondelbahn auf die Rotenflue fahren und dann im Angesicht des Grossen Mythen ein wenig winterwandern.
Diese Karte findet man auf der Homepage der Luftseilbahn Illgau/St. Karl.
Oben links die Rotenflue, die neue Gondelbahn ist noch nicht eingezeichnet.
In Rot die Winterwanderwege, das unterhaltene Netz ist doch recht stattlich.

Freitag, 6. Februar 2015

Der Zermatterhorn

Das ist Joe. Sein Backpack ist brutal schwer.
Momentan schaue ich mir auf Youtube gern Abenteuer-, Camping- und Outdoorfilmchen an. Solche, die im Winter spielen. Ein Film, der mich amüsiert hat, ist von einem Amerikaner aufgenommen. Er zieht mit über 20 Kilo Gepäck in die Wildnis, hat eine aufblasbare Matratze und ein Kissen bei sich, ein Handy mit Aufladegerät, einen kompliziert aussehenden Wasserfilter, aber auch zwei Flaschen Wein und eine Pistole der Marke Glock. Beim Feuermachen zeigt er sich unfähig, indem er ein Bäumchen fällt, dessen Holz sich als feucht erweist und nicht richtig brennen will. Richtiges bushcraft, wie das auf Englisch heisst, beherrscht er also nicht. Umso unterhaltsamer ist der Film. Der Name des tapsigen Helden lautet lustigerweise: Joe Zermatterhorn.

Donnerstag, 5. Februar 2015

Trekking in der Wohnung

Wieso trägt der Widmer denn zuhause beim Kochen grobe Schuhe? Nun, gestern kurz vor Mittag brachte mir der Pöstler das Päckli von Zalando. Ich hatte mir dort im Ausverkauf ein Paar Trekkingschuhe bestellt, fand die Lowa beim Auspacken schön und wollte mich gleich ein wenig in sie eingewöhnen. Tatsächlich, sie sitzen gut, ich freue mich nun auch ihretwegen auf den Frühling.

Gleich noch zwei Dinge: Gestern gab es im Tagi von mir einen Artikel mit 14 wissenswerten Dingen zum Schnee; es geht unter anderem um eine deutsche Maschine, die Schnee produziert und Snowmaster heisst. Ein genialer japanischer Physiker taucht auf, der Schneeflocken katalogisierte. Und man erfährt, wieviele Quadratmeter öffentlichen Grundes in Zürich an den einschlägigen Wintertagen vom Schnee geräumt werden müssen.

Ebenfalls in meiner Zeitung las ich gestern, dass es in Detroit einen gewissen James Robertson gibt. Er geht unter der Woche täglich die 17 Kilometer zu seinem Arbeitsplatz in einem Vorort und zurück. Eine Buslinie gibt es nicht. Noch nie hat Robertson auch nur einen Tag bei der Arbeit gefehlt. Ein Auto kann er sich nicht leisten. Pro Nacht schläft er nur vier Stunden und erholt sich am Wochenende von seinen Wanderungen. Auf einer Website, die ein Student eröffnete, wurden nun 220 000 Dollar für den fitten Robertson gesammelt. Der sagt allerdings, ein öffentlicher Bus wäre ihm lieber als ein Auto für sich selber.

Mittwoch, 4. Februar 2015

Sterben im Thurgau

Sympathisch unbedarft: Screenshot "Thurgau mini Heimat".
Kennt man das Thurgauerlied? Es ist eine Art Kantonshymne und stammt aus dem 19. Jahrhundert. Dies war eine Zeit, als die meisten Leute davon ausgingen, dass sie dort sterben würden, wo sie geboren wurden. Daher passt die folgende Zeile durchaus:
"Und finde ich schlummernd im Grabe einst Ruh,
Dann decket die heimische Erde mich zu."
Kürzlich nun stiess ich auf Youtube auf eine Art modernes Thurgauerlied namens "Thurgau mini Heimat". Ich musste herzlich lachen über die sympathisch unbedarfte Rap-Soul-Truppe. Interessant fand ich, dass sie in ihrem Song das Sterbemotiv aufnimmt - obwohl doch mittlerweile eine gewaltige Mobilität herrscht. Klingt folgende Zeile nicht etwas seltsam, wenn junge Leute sie singen?
"Mir gnüssed üses Lebe, bis mer sterbed im Thurgau."

Dienstag, 3. Februar 2015

Vom dritten Weg beim Essen

Also ich hatte im Michaelskreuz das Wienerschnitzel.
Kürzlich im Restaurant Michaelskreuz auf dem Rooterberg studierten wir die Speisekarte. Sie gab nicht viel her für die Vegetarierin im Grüppli. Als der Kellner kam, fragte sie ihn, was er ihr anzubieten habe. Er verwies sie auf die Fischgerichte in der Karte. Und so ergab sich die hübsche Diskussion, welche Nahrung vegetarisch ist und welche nicht. Nach modernem Empfinden doch wohl die, in der keine toten Tiere vorkommen. Also auch keine Fische. Der Kellner konterte, dass man in der gastronomischen Ausbildung im Luzernischen es anders anschaue - Fisch sei Nichtfleisch, habe er gelernt. Zuhause schaute ich mich ein wenig im Internet um und stellte fest, dass es zwischen dem Karnivoren (Fleischesser) und dem Vegetarier (Pflanzenesser) Platz für ein drittes Wort hat - der Pescetarier isst kein Fleisch, aber sehr wohl Fisch. Und Meeresfrüchte.

Montag, 2. Februar 2015

Ich ging auf dem Wasser

Die Vögel (nicht von Hitchcock).
Der neue Steg auf dem See (Rückblick).
Was für ein schöner Sitzplatz (kurz vor Wädenswil).
Gestern keine Wanderung. Aber doch ein einstündiger Spaziergang von Richterswil nach Wädenswil den Zürichsee entlang. Das war schön dank den neu eingerichteten, millionenteuren Uferpassagen für Fussgänger im Gebiet Mülenen, wo man auf dem Wasser geht. Es würde mich angesichts der Geländerlosigkeit des Steges zum See hin wundern, ob schon Gofen mit ADHS ins Wasser gefallen sind. In Wädenswil war fertig gelaufen, wir nahmen den Zug zur Au und tafelten im erhaben gelegenen Restaurant der Halbinsel gut mit Wein, Fisch und opulenten Desserts. Doch, das war ein Sonntag nach meinem Gusto.

Sonntag, 1. Februar 2015

Das 5300 Jahre alte Laktoseproblem

Also richtig gesund war er nicht. (Wikicommons/ 120)
Gestern war ein Interview mit einem Anthropologen im Tages-Anzeiger. Er ist Ötzi-Experte. Ich vernahm mit Interesse, dass Ötzi vor 5300 Jahren Eier des Peitschenwurms im Darm hatte, Flöhe in der Kleidung, Hirschlausfliegen im Fellmantel. Zudem plagten ihn eine Laktose-Unverträglichkeit und Arthrose. Vor allem aber ging es in dem Gespräch um Ötzis Tätowierungen, die teilweise erst jetzt entdeckt wurden. Es handelt sich um 61 Striche, die in 19 Gruppen über Ötzis Körper verteilt sind. Manche Striche standen eindeutig mit einer Schmerzbehandlung in Verbindung. Über andere kann man nur spekulieren. Das Mysterium geht weiter.