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Mittwoch, 30. November 2016

Der Hof ist da und doch nicht da

Schematische Darstellung eines
römischen Gutshofes.
(Wikicommons/Manuel Heinemann)
Letzten Samstag berichtete ich von einer Wanderung, die mich im Gebiet Salet bei Wagen SG an einem römischen Gutshof vorbeiführte. Die Ruine in einem wilden Waldstück war auf der Wanderkarte eingezeichnet, vor Ort aber unauffindbar. Mittlerweile hat mir die stellvertretende Leiterin der Kantonsarchäologie St. Gallen sehr nett Auskunft gegeben, was es damit auf sich  hat. Ich referiere: 1946 grub man ein zentrales Gebäude des antiken Gutshofes aus. Man sicherte dessen Mauerkronen mit Beton. Im Jahr 2000 ergab eine Bestandesaufnahme, dass die Mauern unter dem Beton am Wegfaulen waren. Auch hatten heutige Leute einzelne Steine gezielt aus der Mauer entfernt, um Feuerstellen anzulegen. Die Rekonservierung hätte zuviel gekostet. Und so wurden die Mauern mit Geotextil abgedeckt und das ganze Gelände mit einer Erdschicht überschüttet. Daher ist im Salet heute nichts mehr zu sehen.

Dienstag, 29. November 2016

Klettgau, Reiat, Hegau

Ein neuer Roter von Rother ist eingetroffen. Der eben erschienene Wanderführer widmet sich in 60 Touren dem Grossraum Schaffhausen, wozu auch Klettgau, Reiat und Hegau gehören, Regionen diesseits und jenseits der Grenze. Ich freue mich über das Büchlein vom Rother Verlag besonders, weil ich die Gegend nicht wirklich gut kenne. Man muss da mehr hin.

Montag, 28. November 2016

Verrankt, verbuscht, vermorastet

Berner Wildnis an der Emme bei Utzenstorf.
Gestern vormittag eine ausserordentlich schöne Kurzwanderung von exakt zwei Stunden. Ich startete in Utzenstorf an der Bahnlinie von Burgdorf nach Solothurn und folgte der Emme nach Kirchberg und zum Bahnhof Kirchberg-Alchenflüh. Die erste Hälfte der Wanderung führte mich durch ein verwunschenes, verranktes, verefeutes, vermorastetes, verbuschtes Feuchtrevier: Emmeschachen und Urtenensumpf, die zusammen ein Auengebiet nationaler Bedeutung bilden und vielen seltenen Pflanzen und Tierarten Schutz bieten. Wobei die einzigen Tiere, die ich gestern sah, zum einen die Hunde der Hündeler waren. Und die Pferde - es waren etliche Leute hoch zu Ross unterwegs.

PS. Aus dem geplanten zweiten Schweizer Nationalpark in den Kantonen Graubünden und Tessin wird nichts. 13 der 17 einbezogenen Gemeinden hätten Ja sagen müssen - gestern am Abstimmungsonntag stellte sich heraus: Gleich 8 sind dagegen.

Sonntag, 27. November 2016

Der neue Bahnhof


Über Jahre haben sie am Stadtzürcher Bahnhof Oerlikon gearbeitet - Ausbau und Erweiterung. Nun ist das Werk vollendet samt dem ergänzten Geleisefeld, den Unterführungen, den neuen Zugängen und zwei neuen Veloabstellanlagen. Auf die Tage vom 1. bis 3. Dezember haben die SBB ein Fest angesetzt. Markenzeichen des Bahnhofs, der täglich von 110 000 Menschen genutzt wird und damit zu den Top Ten im Land gehört, ist der gelb illuminierte Aufbau. Vorgestern Abend kam ich durch und machte im schnellen Wechsel vom Bus auf die S-Bahn zwei Fotos.

Samstag, 26. November 2016

Das Masclus-Rätsel

MASCLUS
PERMISIT
NATO
TRAN(S)

Wagen SG, Gehrichtung Süden, auf der Strasse nach Bollingen.
Vorn geht es über die Autobahn, dann in den Wald, dort läge
links der römische Gutshof. Aber zu sehen ist da nichts.
In der Nähe des Dorfes Wagen, das zur Gemeinde Rapperswil-Jona gehört, grub man vor Jahrzehnten  im Gebiet Salet einen römischen Gutshof aus. Vorgestern kam ich vorbei, erblickte ein Waldstück, alles war verkrautet und verbuscht, einen Weg zu der Ruine gibt es nicht, man sieht gar nichts, vielleicht sind die spärtlichen Reste auch ganz überwachsen; ich muss deswegen noch die Kantonsarchäologie kontaktieren. Jedenfalls aber fanden die Forscher dort eine rätselhafte Inschrift. Das Graffito bricht mitten im Satz ab, der Rest der lockeren Kritzelei vor gut 1700 Jahren fehlt. Die vier Worte, die uns überliefert sind, bedeuten auf Deutsch: "Masclus hat seinem Sohn erlaubt, über..." Ja, was jetzt? Über den See zu schwimmen? Tausend Dinge kommen einem in den Sinn. Wir werden nie erfahren, wer Masclus war und was sein Sohn genau durfte.

Freitag, 25. November 2016

Föhn & Fisch

Der Zürichsee nah Schmerikon gestern, die Wellen macht der Föhn. 
Mein vollwertiger Felchenersatz.
Gestern stellte ich wieder einmal fest: Eine Wanderung kann einen Tag, der schlecht begonnen hat, jederzeit ins Gute drehen. Okay, ich gebe zu, eine fantastische Bouillabaisse spielte auch mit. Morgens um neun musste ich in Zürich zu einer unangenehmen Zahnoperation. Während ich auf dem Schragen lag, schaurige Bohr- und Schleifgeräusche in den Ohren, nein im ganzen Kopf, stellte ich mir die Route vor: von Wagen nah Rapperswil via Moos nach Oberbollingen und weiter den Zürichsee entlang nach Schmerikon. Und dann über den Bannwald und die Blessmüli zur Post Eschenbach. Genau so machte ich es dann auch bei grossartigem Föhnwetter; indem ich noch einige Dinge leicht abseits des Weges besuchte und besichtigte, dauerte die Wanderung schliesslich knapp drei Stunden. In der Mitte kehrte ich im Bad am See in Schmerikon ein - nicht zum ersten Mal. Eigentlich hatte ich in der Zahnarztpraxis Felchen fantasiert, aber das Restaurant bereitet fangfrischen Fisch aus dem See, und jetzt ist gerade Felchen-Schonzeit. Daher die Bouillabaisse. Herrlich, so im grauen November in einer historischen Gaststube mit Schiefertischen zu sitzen, und alsbald kommt dein Essen mit einem Sud, der nach Pernod duftet. Da vergisst du glatt, was du zuvor erlebt bzw. erlitten hast - äh, was war da noch?
Beschwingte Widmerbeine im Novemberwald vor Eschenbach.

Donnerstag, 24. November 2016

Murus Gallicus

Rittergasse in Basel. Durch die Bodenfenster sieht man den Murus Gallicus.
(Wikicommons/ Basmus)
Gestern schrieb ich über die Römerstadt Augusta Raurica in Augst/Kaiseraugst. Die Römer benannten diesen wichtigen Stützpunkt nach dem Volk, das dort schon lebte, nach den Raurikern. Die waren Kelten, ihr Siedlungsgebiet erstreckte sich über den Grossraum Basel samt Teilen von Elsass und Jura. In der Stadt Basel hat man von den Raurikern an zwei Orten Wichtiges zu Tage gefördert. Zum einen ist da die Alte Gasfabrik am linken Rheinufer, dort entdeckte man eine 150 000 Quadratmeter grosse keltische Siedlung. Etwas jünger ist zum anderen die keltische Siedlung ab Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus auf dem Münsterhügel. Sie war im Unterschied zum Gasfabrik-Areal militärisch gesichert. An der Rittergasse 4 kann man die Reste eines Murus Gallicus durch drei Erdfenster besichtigen. Gallische Mauer: Das war ein Wall nach Keltenart.

Einen guten Überblick über archäologische Fundstellen in Basel gibt es hier.

Mittwoch, 23. November 2016

In der Kloake

Nichts für Leute mit Platzangst: der Abwasserschacht von Augusta Raurica.
Das Amphitheater. Ich war froh, kam kein wilder Eber
durch die Pforte, ich hatte das Schwert nicht dabei.
Um 15 vor Christus erobert Rom unter seinem ehrgeizigen Kaiser Augustus die Alpen. Drei wichtige Stützpunkte entstehen, die in einem Dreieck das neue Territorium sichern und alle den Namen des Imperators tragen: Augusta Praetoria, heute Aosta. Augusta Vindelicum, heute Augsburg. Und Augusta Raurica, heute Augst BL bzw. Kaiseraugst AG. Am Sonntag besuchte ich die antike Stadt Augusta Raurica, das Gelände ist riesig, die mir zur Verfügung stehenden zwei Stunden reichten bei weitem nicht. Immerhin sah ich dies: Die Kastellmauer. Das Lapidarium, eine Sammlung steinerner Zeugnisse, also Grabplatten, Statuen, Friese. Das Theater, Wahrzeichen der Anlage. Den imposanten Tempel gegenüber auf dem Schönbühl, von dem man den ganzen Ballungsraum Basel überblickt. Die Taverne. Das Forum. Das etwas entfernte Amphitheater. Sowie die Kloake, also den Abwasserschacht von geschätzt hundert Metern Länge. Der unterirdische Gang ist nichts für Leute mit Platzangst, man muss sich ducken, um den Kopf nicht anzuschlagen, und streift dauernd die gemauerten Wände - also der Schwingerkönig mit seinen breiten Schultern würde in der Kloake steckenbleiben.

Wer sich Augusta Raurica ganz und in Ruhe anschauen will, rechnet am besten mit einem halben oder gar ganzen Tag Aufenthalt. Hier der gut gemachte Übersichtsplan.
Der Tempel auf dem Schönbühl und ...

... gleich gegenüber das Theater.

Dienstag, 22. November 2016

Spannung über der Greina

Ist sie bald Teil des neuen Nationalparks? Die Greina.
(Wikicommons/ Adrian Michael)
Am Wochenende stimmen die beteiligten Gemeinden, die einen in Graubünden, die anderen im Tessin, ab über den geplanten Parc Adula. Ob es den neuen Nationalpark gibt - völlig unklar; die Stimmung rund um das umstrittene Projekt, las ich gestern im Tagi, sei gehässig. Sicher ist: Die Dimensionen sind riesig:
  • 1250 Quadratkilometer gross wäre der Parc Adula, gut sieben Mal grösser als der Nationalpark bei Zernez.
  • 2 Kantone und 17 Gemeinden sind beteiligt.
  • In drei Sprachen wird diskutiert: Deutsch, Italienisch und Rätoromanisch.
  • Die Betriebskosten betragen etwas über 5,2 Millionen Franken. Der Bund würde davon 60 Prozent übernehmen, verlangt allerdings gleichzeitig, dass mindestens 13 der 17 Gemeinden ja sagen und die Ja-Sager-Gemeinden mindestens 100 der 142 Quadratkilometer der Kernzone (Greina-Hochebene) abdecken. Anders gesagt: Sagt zum Beispiel Blenio mit seinen 55 Quadratkilometern in der Kernzone nein, ist das Projekt tot.
Und - soll man dafür sein? Ich bin skeptisch. Mir macht der von mir geschätzte Bündner Schriftsteller Leo Tuor, der im Gebiet wohnt, Eindruck. In einem Tagi-Interview sagte er: "Wir können auf die 400 Seiten Parkreglement ebenso verzichten wie auf die Rangers, wie die Aufpasser genannt werden."

Montag, 21. November 2016

Der Weg zu den Ruinen

Kurz nach Rheinfelden, Blick über den Rhein nach Warmbach, Deutschland.
Weihnachtszubehör unweit des Bahnhofs Kaiseraugst.
Augusta Raurica, gelegen auf dem Boden der Gemeinden Kaiseraugst AG und Augst BL, gilt als besterhaltene Römerstadt nördlich der Alpen. Gestern erwanderte ich mir bei erfreulichem Wetter von Rheinfelden her die Ruinen; wie es dort war, das will ich morgen oder übermorgen erzählen. Heute nur soviel: Der Wanderweg von Rheinfelden zum Bahnhof Kaiseraugst und weiter zu der antiken Stadt mit ihren vielen Monumenten lohnt sich unbedingt. Man geht oft am Wasser und meist auf Naturbelag, ich kann das zur Nachahmung empfehlen, so lange es noch nicht richtig wintert. Dann dürfte es die eine oder andere Treppe oder Waldpassage geben, die vereist ist.
Dass man Leuten, die das WC boykottieren, Haltestellen widmet: geht gar nicht.

Samstag, 19. November 2016

Neuer Bahnhof, neues Kindermuseum, neuer Gin

Monte Generoso: Bottas neues Restaurant, offen ab Frühling 2017.
Der Gin Bisbino ist übrigens sogar biologisch.
Am 11. Dezember ist Fahrplanwechsel, dann verkehren die Züge in den Süden fahrplanmässig durch den neuen Gotthard-Basistunnel. Ich bin gespannt und freue mich schon auf die erste Fahrt durch den längsten Bahntunnel der Welt. Auf den Zeitpunkt hin haben die SBB und andere Player des öffentlichen Verkehrs und Tourismus sowie Private im Tessin doch einiges unternommen respektive erschaffen - hier ein paar Dinge, die Liste könnte auch länger ausfallen:
  • Bereits eröffnet wurde im Oktober der neue Bahnhof in Bellinzona. 
  • Auf das erwähnte Datum wird der umgestaltete Bahnhof Lugano eingeweiht; die Halle wurde umgemodelt, die Standseilbahn-Station ist ganz neu.
  • Das Museo in erba, ein Ableger des Musée en herbe in Paris, ist von Bellinzona nach Lugano umgezogen. Es ist ein Kunstmuseum für Kinder zwischen vier und elf Jahren.
  • Eben wurde die Gipsothek Giudici im Zentrum von Lugano eingeweiht, gewidmet dem Comer Bildhauer Gianluigi Giudici.
  • Schon seit dem September ist der Archäologiepark Tremona Castello am Monte San Giorgio offen.
  • Das Mendrisiotto steuert den ersten Tessiner Gin bei, er kommt aus Sagno im Valle di Muggio und heisst nach einem dortigen Berg "Bisbino".
  • Etwas länger noch dauert es, bis nach endlos langer Zeit nächsten Frühling die Zahnradbahn von Capolago wieder auf den Monte Generoso fährt. Dort öffnet dann Marios Bottas "Steinblume". So der deutsche Name des Restaurants "Fiore di Petra".

Monsieur Corby

Louis Philippe nannte sich "Corby" während der Zeit, die er als junger Mann in Bremgarten im Aargauischen verlebte. Ein Schild an der Wand des Hauses Antonigasse 14 weist heute darauf hin. Jahrzehnte später wurde er König der Franzosen, sass von 1830 bis 1848 auf dem Thron. In jungen Jahren hatte er, 1773 in den Hochadel geboren, mit der französischen Revolution geliebäugelt. Später musste er fliehen. Seine Exiljahre führten ihn in die Schweiz, nach Amerika, nach Kuba und England; sein Leben war eine Art Abenteuerroman, von aussen gesehen. Oder doch nicht? In Reichenau GR musste er sich, um Geld zu verdienen, als Französischlehrer verdingen. Ce n'est pas très romantique, ça.
Bremgarten, Antonigasse 14. Das Auto behinderte mich beim Fotografieren.

Freitag, 18. November 2016

Wildes Basel

Das Verbreitungsgebiet des Luchses in Grün.
(Wikicommons/ Red List of Threatened Species)
Basels Feuerwehr hat soeben ein neues Tier beim Tierpark Lange Erlen abgeliefert. Einen gut sechs Monate alten Luchs. Eine Passantin hatte den Luchs am Mittwochabend in Basel in der Delsbergerallee entdeckt, sie und andere Leute folgten der Raubkatze und benachrichtigten die Feuerwehr. Vermutlich hat das Tier seine Mutter verloren. Im Tierpark findet es Artgenossen. Hier geht es zum gestrigen Tagi-Online-Artikel samt kurzem Film.

Donnerstag, 17. November 2016

Sibirien (BE)

Zwischen Spiez und Aeschi krümmt sich die Hondrichstrasse zu einer engen Schleife. Man nennt sie "Sibirienkurve", so heisst auch die zugehörige Postauto-Haltestelle. Meine Fantasie geriet, als ich durchfuhr, in Wallung. Bauten Russen einst diesen Strassenabschnitt, fragte ich mich. Oder war der Bautrupp zwar schweizerischer Herkunft, aber derart kommunistisch veranlagt, dass die ein wenig grimmigen und sehr konservativen Berner Oberländer die Arbeiter am liebsten nach Sibirien abgeschoben hätten? Oder wohnte in der Nähe der Kurve in einem der reizenden Bauernhäuser ein ausgewanderter Sibirienmann? Stimmt alles nicht. In der Sibirienkurve ist es winters besonders kalt, wegen der Schattenlage. So einfach ist das.

Mittwoch, 16. November 2016

Der englische Todesnebel

Dezember 1952 in London:
die Nelson-Säule.
(Wikicommons/ N T Stobbs)
Seit ein paar Tagen fesselt mich die britische Fernsehserie "The Crown" des Streamingdienstes Netflix, die sich dem Leben der britischen Königin Elisabeth II. widmet; ich finde die erste Staffel sehr gut, weil sie unsentimental und abseits der Royals-Klischees verläuft. In einem Serieteil geht es um "The Great Smog", der vom 5. bis 9. Dezember 1952 London heimsucht, ein Mix aus Nebel und menschengemachter Luftverschmutzung in Zeiten der Kohleheizungen, der bald auch sozusagen politisch wird und die Regierung Churchill fast kollabieren lässt. Bis zu 12 000 Menschen - die Schätzungen differieren - starben damals in London. Im Volksmund spricht man von "The Killer Fog". Da lobe ich mir den hiesigen und vor allem heutigen Nebel, der doch vergleichsweise harmlos ist.

P.S. Etwas Sprachliches: Smog ist ein sogenanntes Kofferwort, ein Zusammenzug aus smoke (Rauch) und Fog (Nebel).

Dienstag, 15. November 2016

Das Menschenrad vom Staufberg

Die Kirche Staufberg.
Vor nicht allzu langer Zeit berichtete ich in meinem Blog mehrfach über Sodbrunnen. Mein heutiger Nachtrag, den ich Leser Andrea Tonella verdanke, führt zur Kirche Staufberg nah Lenzburg. Dort gibt es auch einen Sodbrunnen, der immerhin 28 Meter tief ist. Ihm beigesellt ist ein Tretrad von Menschengrösse; wer es betritt und in Schwung bringt, fördert Wasser aus dem Brunnen. Heute ist das Rad allerdings, wenn ich den von Andrea gemailten Artikel richtig lese, nicht mehr öffentlich zugänglich, es befindet sich im Sodbrunnenhaus, dessen Tür verschlossen ist.  420 Jahre lang war es in Betrieb, Unterweisungsknaben und bisweilen auch der Sigrist brachten es mit ihrer Kraft zum Drehen und setzten so das Seil und den Schöpfmechanismus in Gang. Andrea erinnert sich, in seiner Kindheit auch im Rad gewesen zu sein: "Wir hatten damals grossen Spass daran."

Montag, 14. November 2016

Die Sache mit dem Salz

Dieses Zuckersäckchen begegnete mir kürzlich bei einem Wanderhalt in der Beiz. Ich fand die Idee des Texters witzig. Und jetzt wünsche ich allen eine gute Woche.

Sonntag, 13. November 2016

Leus Fresko hat wieder Zukunft

Die Schweiz war bedrückt im Herbst 1940, die Wehrmacht hatte zuvor Frankreich besiegt und besetzt, es war damit zu rechnen, dass die Deutschen sich auch unser Land einverleiben würden. Der 27-jährige Ernst Leu war in jenen Monaten beim Wasserschloss der Schweiz nah Turgi stationiert; er und seine Mitsoldaten der Fünften Division bewachten die zentrale Einfallachse, auf der der Feind allenfalls ins Mittelland vorstossen würde. Der Gefreite Leu, ein Kölliker, war auch Künstler. Auf Anregung Vorgesetzter schuf er auf dem Villigerfeld unterhalb der Kirche Rein ein Fresko, elf auf drei Meter; es zeigt Wehrleute, die mit Festungsarbeiten beschäftigt sind, und dazu zivile Menschen. Am Bettag 1940 wurde das Denkmal eingeweiht. 76 Jahre später ist es arg verblasst, wie ich kürzlich feststellte, als ich es passierte und innehielt. Nächstens soll es restauriert werden.

Samstag, 12. November 2016

Supersuper

Wenn der Mond auf seiner Umlaufbahn der Erde besonders nahe kommt und wenn er gleichzeitig ein Vollmond ist, dann spricht man von einem Supermond - der Durchmesser dieses fetten Mondes erscheint dann rund 14 Prozent grösser als am erdfernsten Punkt. Am Montag ist sozusagen Supersupermond, wir werden nämlich sogar die kleinste Vollmonddistanz seit 1948 haben, die Entfernung beträgt bloss noch 356 536 Kilometer. Exakt Vollmond haben wir am Montag am frühen Nachmittag, und nun ist natürlich zu hoffen, dass der Himmel am Abend vorher oder nachher nicht bewölkt ist. Wäre eine Supersache, IHN zu sehen.

Freitag, 11. November 2016

Menschenhaut und ein zweiköpfiges Kalb

Die Bürgerbibliothek in der Wasserkirche.
Stich von Johann Melchior Füssli.
(Wikicommons/ Roland zh)
Kürzlich ein interessanter Artikel im Tagi, es geht um eine Ausstellung der Zürcher Zentralbibliothek, die die Ursprünge ebendieser ZB ausleuchtet. 1629 erwirken es vier junge Männer, die auf Reisen waren, im Verbund mit einem angesehenen Gelehrten, dass auch in Zürich eine Stadtbibliothek entsteht, wie es sie mancherorts im Ausland schon gibt. Diese erste öffentliche Bibliothek wird zunächst in einem Privathaus untergebracht, wechselt dann in die obersten zwei Etagen der Wasserkirche.  Gut 50 Jahre später kommt eine Sammlung von Kuriosa hinzu, was damals offenbar bei Bibliotheken üblich ist. Schade, sind die Kuriosa anders als viele Bücher der Bibliothek, die später  in der ZB aufging, verschollen. Man hätte das gern an Ort und Stelle miterlebt und sie gesehen: den kleinen, unter dem Kirchendach aufgehängten Wal (eventuell ein Delfin). Die Globen und Uhren. Das zweiköpfige Kalb. Sowie die gegerbte Menschenhaut, präpariert von einem Arzt, der dafür gebüsst wurde.

Donnerstag, 10. November 2016

Nicht nur Obama, auch Miller geht

Donald Trump als neuer Präsident der Vereinigten Staaten, wer hätte das gedacht. Ein Machtwechsel steht bevor in den USA, bald verlässt Barack Obama das Weisse Haus. Noch jemand anders geht demnächst ab: Greg Miller, der elf Jahre die "American Hiking Society" leitete, tritt auf Ende November zurück. Wer sie nicht kennt: Die "Amerikanische Wandergesellschaft" oder so ähnlich gibt es seit 1976. Sie setzt sich ein für Amerikas Wanderwege und den Naturschutz und arbeitet dabei auch mit dem Kongress und Bundesstellen zusammen.

Mittwoch, 9. November 2016

Wort des Tages: Mardelle

Eine Mardelle. (Wikicommons/Wollewoox)
Wörter, was hat die deutsche Sprache Wörter! Gestern las ich ein wenig in einem Buch über Archäologie und traf dabei auf den Ausdruck "Mardelle" - den ich noch nie zuvor gehört hatte. Ich schlug ihn nach und fand diese Erklärung: Mardellen sind wassergefüllte Geländemulden im Kalkgelände. Das können Dolinen sein oder auch Gruben, die zum Beispiel die Menschen der Eisenzeit aushoben, um Baumaterial zu gewinnen oder gewisse Materialien zu wässern. So nebenbei dienten die Löcher dann manchmal auch als Fischweiher. Fast ist man gewillt, einen Kalauer loszulassen, bei dem sich Mardellen auf Sardellen reimt, aber ich glaube, ich lasse es bleiben. Dies ist ein ernsthafter Blog.

Dienstag, 8. November 2016

Ich will den Felsenweg nicht kaufen

Manchmal nervt das Internet. Zum Beispiel, wenn man in der Suchmaschine nach dem Felsenweg sucht; so heisst die Route vom Weissfluhjoch zum Strelapass. Wetten, dass die gar nicht liefern können, wenn man den Felsenweg wirklich kaufen wollte.

Montag, 7. November 2016

Föhn, Siedwurst, zerfallende Paläste

Oberer Gäbris, das Gasthaus. Heute liegt hier auf 1246 Metern wohl Schnee.
In Trogen.
Kaum waren wir am Samstag wieder auf der Heimreise, setzte der Regen ein, es kam der Wetterwechsel. Und daher scheint heute unsere Unternehmung von vorgestern weit zurückzuliegen in einem goldenen Herbst. Warm war es gewesen, als wir in Zweibrücken bei Gais aus dem Zug stiegen, der Föhn blies und machte, dass die Säntiskette zum Greifen nah war. Auf dem Gäbris nahmen wir eine Siedwurst und stiegen dann ab nach Trogen; auf diesem Abschnitt zeigte sich gar die Sonne, während es im Westen der Schweiz wohl schon nass war. Herrlich auch der Abschluss der 2 1/2-stündigen Unternehmung: ein Rundgang durch Trogen, dessen zerfallende Paläste vom Reichtum der grossen Textildynastie der Zellweger bis heute zeigen. Das war einmal, wie auch das Wetter dieser Wanderung - nun sind wir mit dem Winter konfrontiert.
Zwischen Gäbris und Wissegg: Bodensee voraus.

Sonntag, 6. November 2016

Schuppissers sind entlastet

Das Logo eines Spenglers aus Oberrohrdorf.
"Sie haben eine schwere Schuppose", sagte der Arzt mit ruhiger Stimme, "wir müssen Antibiotika einsetzen." Nun, dieser Einleitungssatz ist frei erfunden, denn Schuppose klingt zwar nach Krankheit, ist aber keine. Vielmehr bezeichnet das Wort einen mittelalterlichen Kleinbauernhof samt dem zugehörigen Land; ein Flächenmass ist es darüber hinaus auch. Den zum Hof gehörenden Bauern nennt man Schupposer, wovon der Familienname Schuppisser abgeleitet ist. Schuppissers sind somit vom üblen Verdacht befreit, dass ihr namensgebender Ahnherr einst den Urin nicht hatte halten können. Schönen Sonntag!

Samstag, 5. November 2016

Blitzendes Licht und alte Gemäuer

Die letzten Tage waren splendider Herbst, so auch der Donnerstag, als ich mit Freund Christian Bremgarten AG besuchte, wir redeten viel, ein Update der letzten Monate, und sahen viel, diverse Kirchen, Türme, historische Häuser (eines will ich in einem eigenen Eintrag bald vorstellen respektive von dem Mann erzählen, der einst dort wohnte). Zmittag gabs im Bijou; was für ein kraftloser Name für das alte Gemäuer, das einstige Schützenhaus. Aber der Zmittag war sehr gut - der eine hatte Forelle, der andere Wild. Hernach spazierten wir die Reuss entlang zum Nachbardorf Eggenwil, fuhren retour nach Bremgarten und reisten im blitzenden Nachmittagslicht per Direktbus weiter nach Zürich-Enge.

Freitag, 4. November 2016

Mona erzählt

Im Tagi porträtierte ich vor einiger Zeit Mona, eine ehemalige Grafikerin, die aus wirtschaftlicher Not ins Bordellgewerbe wechselte und heute das "Eden" in Schlieren bei Zürich führt. Ein Bordell; die 60-Jährige nennt sich mit Stolz "Puffmutter". Gestern war Mona Talk-Gast im "Talk täglich" auf TeleZüri, sie erzählt in der Sendung von ihrem Werdegang, vom Betrieb, von den Kunden.

Donnerstag, 3. November 2016

Emme-Natur und Emme-Nutzung

Gerlafingen, Ödland mit Geleisen neben dem Stahlwerk.
Ganz in der Nähe haben es die Entlein im Naturschutzgebiet lauschig.
Ebenfalls eine Wanderung, die hier noch erwähnt werden muss, denn schliesslich ist dieser Blog auch eine Chronik meiner Geh-Unternehmungen: Von Gerlafingen nach Utzenstorf. Lang ist die Route nicht, die ich vor gut drei Wochen machte, zwei Stunden. Aber man sieht viel. Es verschränken sich Natur in Form der Emme und eines Seitenkanals sowie mehrerer Bäche mit Industrie und Technik: Man passiert das alte Stahlwerk von Gerlafingen, zwei Elektrizititätswerke, jede Menge Dämme und Leitungen. Bald schon will ich von Utzenstorf weiterlaufen bis Burgdorf und das ganze Ding dann in der Zeitung präsentieren.

Mittwoch, 2. November 2016

Nationales Kraftzentrum

Die Ruine Freudenau an der Aare nach der Stilli-Brücke.
Erntezeit.
Von Brugg nach Turgi - das dauert 2 1/2 Stunden, wenn man ab Brugg zuerst die Flanke des Bruggerbergs entlang zieht, alsbald hinab nach Stilli hält, die Aare quert und auf der anderen Seite des Wasserschlosses in südöstliche Richtung geht, bis Turgi erreicht ist. Ich machte die Wanderung kürzlich im dichten Nebel und unterhielt mich bestens - einmal abgesehen davon, dass das Herbstlaub derzeit betörend riecht. Drei Dinge, die mir gefielen:
  1. Der Hansfluhsteig ist die allerschönste Möglichkeit, Brugg verlassend Höhe zu gewinnen. Man geht auf grobem Pflaster wie in einer mittelalterlichen Burggasse und kommt oben zu einer gemauerten Plattform, von der aus man die Stadt überblickt. Unheimlich charmant immer wieder, der kleine Aufstieg.
  2. Die Präsenz des Wasserschlosses ist beeindruckend. Die drei Flüsse, die bei Turgi zusammenkommen, Reuss, Limmat, Aare, um schliesslich einer zu werden, wobei im Norden schon der Rhein lauert - die drei Flüsse geben der  Landschaft Charisma, Gravitas, historisches Gewicht. Dies ist ein nationales Kraftzentrum. Dazu passt die geschichtliche Präsenz der Römer in Vindonissa/Windisch und die Habsburg, auf der eine weltgeschichtliche Dynastie reifte.
  3. Eine Entdeckung war für mich die Ruine Freudenau, eine habsburgische Zollstation auf Untersiggenthaler Gemeindegebiet, ein bombastisch über der Aare montierter behördlicher Drohzahn des Mittelalters, erbaut, um den Menschen von einst Transitabgaben abzuknöpfen bei der Querung einer Brücke, die freilich hinfällig wurde, als ganz nah eine Fähre den Betrieb aufnahm. Die Kapazität der Burganlage ist erahnbar an ihren riesigen Lagerräumen, deren Fundamente man sieht; dies war auch eine Lager- und Stapelstation.
    Hansfluhsteig in Brugg. Wer ihn begeht, guckt in die Luft.

Dienstag, 1. November 2016

Ich war im Himmel

In Schwaderloch AG haben die Leute einen Sinn fürs Praktische.
Blick vom Etzgerwald zum KKW Leibstadt. Bildmitte
rechts klein und weiss Schwaderlochs Kirchturm.
Ich habe einen kleinen Stau, muss drei Unternehmungen der letzten zwei Wochen nachvermelden. Nehmen wir doch zuerst die jüngste, frischeste, die von gestern. Ich war ein wenig angeschlagen nach einer Erkältung, genoss die dreistündige Wanderung um so mehr, ich machte eine Tour von Schwaderloch aus, einem Aargauer Ort im östlichen Fricktal am Rhein; der Name bedeutet übrigens soviel wie "schwappende Lache". Von Schwaderloch stieg ich auf einen hübsch bewaldeten Tafeljura-Riegel und auf der anderen Seite hinab, ich kam nach Mettau, zog durch eine schmale Röhre von Tal nach Etzgen, nahm eine Art Höhenweg und landete so schliesslich wieder am Ausgangsort. Besonders gefiel mir oberhalb von Schwaderloch ein weites, annähernd rundes Stück Feld, häuserlos, gerahmt von Wald. Auf ihm führten die Grenztruppen im zweiten Weltkrieg allerhand Übungen durch, in den Jahren, als man fürchtete, die Deutschen würden kommen. Wenn jemand fragte, wo der Kommandant sei, sagten die Soldaten jeweils: "Er ist im Himmel." So heisst die Riesenwiese.
Der Christus von Etzgen ist mit Kürbissen dekoriert.