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Montag, 13. November 2017

Sonnenblumenkerneparabel

Der Saal mit den Sonnenblumenkernen. Sie sind ...
... aus Porzellan.
Am Samstag besichtigten wir Lausanne. Und wir besuchten die Ai-Weiwei-Ausstellung. Das war eine Art Schnitzeljagd, man durchstreift das gewaltige Palais de Rumine und dessen Museen von Zoologie über Archäologie bis Geologie sowie natürlich Kunst und sichtet immer wieder mal irgendwo zwischen den guten alten Exponaten (Kalb mit zwei Köpfen, Säbelzahntiger-Skelett, Asbestbrocken, ausgestopfter Igel) ein verschmitzt eingefügtes Objekt von Ai Weiwei, zum Beispiel ein Sextoy zwischen den menschlichen Föten in Formaldehyd. Zwei grössere Installationen des Künstlers einzig durchbrechen das Konzept, indem sie allein für sich stehen. Hier im Bild die Installation "Sonnenblumenkerne". Sie war schon in London zu sehen; dort waren es 100 Millionen Kerne, hier in Lausanne immerhin 10 Millionen. Und zwar keine natürlichen, sondern von chinesischen Handwerkern der alten kasierlichen Manufakturen in Jingdezhen von Hand bemalte Imitate aus Porzellan. Gewaltig - ich glaube, auf so etwas kann nur ein Chinese kommen. Und was soll das? Nun, man könnte angesichts der Menge der Kerne auf das Verhältnis des Einzelnen zur Masse kommen: Kann er seine Individualität gegenüber dem Kollektiv behaupten; sie scheint fragil und lächerlich. Das Thema passt zu Ai Weiwei, der sich bekanntlich mit dem Regime angelegt hat und auch schon im Gefängnis landete. Die Reise nach Lausanne lohnt sich! Bis 28. Januar ist die Ausstellung offen.
Das Atrium des Palais de Rumine mit dem Konterfei von Ai Weiwei.

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