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Dienstag, 28. Februar 2017

Das Rätsel der Stelen

Am Linthkanal und auch am Escherkanal stehen in regelmässigen Abständen kleine Steinsäulen. Stelen, die alle die Aufschrift "LC" tragen; pro Kilometer sind es etwa drei. Die Stelen stammen aus dem 19. Jahrhundert, als das Linthwerk startete, die Gesamtheit der Gewässer-Sanierungs-Massnahmen in jenem zuvor grausam von Überschwemmungen und (Sümpfe mit Mücken!) gar von der Malaria geplagten Gebiet. Die erste Stele steht in Mollis, die letzte an der Einmündung des Linthkanals in den Obersee, der Abstand von Stele zu Stele beträgt jeweils 1000 Fuss, also gut 300 Meter. LC heisst übrigens nicht "Linth-Canal", sondern "Linth-Commission".

Montag, 27. Februar 2017

Stillvoll ruiniert

Die Burg Schenkenberg hoch über Thalheim.
Schön war sie, unsere Tour im Aargauer Jura am Samstag. Klar war der Himmel, die Sonne schien, den kalten Wind nahmen wir freundlich zur Kenntnis; es war April im Februar. In Aarau, Rohr legten wir los, gingen zur Aare, nahmen die Brücke nach Biberstein, zogen hoch zum Gatter, sahen dort zu unseren Füssen im lieblichen Schenkenbergertal Thalheim. Nach dem Zmittag im Restaurant Schenkenbergerhof am Dorfplatz erstiegen wir uns die Ruine Schenkenberg, die nun wirklich den Zusatz "Adlerhorst" verdient, wie sie hoch über dem Ort hockt und auf ihn niederspäht. Gebaut auf eine Order der Habsburger, beherbergte die Burg vorerst Ritter und später bernische Landvögte, um im 18. Jahrhundert zu zerfallen; heutzutage steht sie unter Schutz. Das letzte Wegstück machten wir schliesslich teilweise ohne Wanderweg-Markierungen: via Bruggmatt und Chalm hinab nach Schinznach-Dorf, wo ein Bier im Bären die knapp vierstündige Wanderung (je gut 550 Meter auf- und abwärts) beschloss.

Sonntag, 26. Februar 2017

Aargauer Bluthund

Gestern mittag assen wir gut im Schenkenbergerhof in Thalheim AG, das war gemütlich, Dorfbeiz und so. An der Wand hingen Fotos von früher. Das eine zeigt die alte Wirtin, die etwas Monströses ansticht, das aussieht wie ein riesiger Kürbis; bloss scheint der Inhalt schwarz. Es handle sich um einen Bluthund, erfuhren wir; so nennt man offenbar eine riesige Blutwurst, wie sie zu speziellen Anlässen hergestellt und aufgetragen wird. Macht fast Angst, das Ding.

Samstag, 25. Februar 2017

Tag des Schenkens

Kann man es lesen? Der Screenshot stammt von der Homepage des
Schenkenbergerhofs und freut mich. Durchgehend geöffnete Küche:
Das ist im Land viel zu rar. Es gibt Wirte, die kochen von 12.30 bis 13.15.
Besonders mag ich es beim Planen von Wanderungen, auf der Karte neue Orte zu entdecken. Oder gar Täler. Heute wandern wir von Aarau-Rohr über das Gatter vorbei an der Gislifluh nach Thalheim AG. Der Ort liegt im Schenkenbergertal, von dem ich noch nie gehört habe. Acht Kilometer lang ist es immerhin, zieht sich von der Aare zur Staffelegg und ist auf beiden Seiten von Jurazügen begrenzt. Zum Tal gehören die Orte Veltheim, Schinznach und Thalheim. Essen werden wir wohl im Schenkenbergerhof und werden vermutlich die namensgebende Ruine Schenkenberg besuchen. Ein Tag des Schenkens bricht an, fürwahr.

Freitag, 24. Februar 2017

Karl und sein Protzhut


Was für ein Protzhut! Zu sehen ist das mit Edelsteinen und Perlen besetzte Ding auf Schloss Grandson im Museum. Leider handelt es sich bloss um eine Rekonstruktion jenes Hutes, den Karl der Kühne, 1433 bis 1477, zu seiner Zeit wohl der vermögendste Adelige Europas, einst trug. In der Schlacht bei Grandson gegen die Schweizer 1476 verlor der Burgunderherzog unglaubliche Mengen an Wertgegenständen. Darunter seine Kopfbedeckung. Der Basler Rat, in dessen Besitz sie geriet, verkaufte sie weiter an den reichen Handelsfürsten Jakob Fugger zu Augsburg. Dessen Leute zerlegten den Hut und wurden ihn dann quasi stückweise bzw. steinweise los. Die Rekonstruktion des Hutes enstand aufgrund von Zeichnungen Fuggers von 1555.

Es gibt doch den Vers, den wir in der Schule lernten; ein Merkvers zu den drei Schlachten, die Karl ruinierten. Was er verlor, wird da aufgezählt: 
In Grandson das Gut - In Murten den Mut - In Nancy das Blut.
Müsste man den Vers nicht ergänzen?
In Grandson das Gut samt Hut - In Murten den Mut - In Nancy das Blut.
P.S. Vor Jahren schrieb ich in der "Weltwoche" einen langen Artikel über Karl; wir nannten das damals "Bildungshollywood". Hier ist er.

Donnerstag, 23. Februar 2017

Big River, Big Mac

Links die Aare. Und rechts die Emme, die in ihr aufgeht
Solothurner Kost.
Zu meinen kleinen Langfrist-Projekten gehört das Sammeln von Emme-Abschnitten. Gestern konnte ich mir endlich die Mündung des Flusses in die Aare bei Zuchwil zuführen; ich wanderte von Gerlafingen zu ebendieser Mündung, dem Emmenspitz, und weiter nach Solothurn und genoss dabei den Mix aus gewaltigen Industriebauten und poetischen Vogelrevieren, aus versprayten Bahn- sowie Autounterführungen und wogendem Ried. In Solothurn ging ich nach den 2 3/4 Gehstunden in die Altstadt, betrat ein Lokal, verliess es grad wieder: zuviel Volk, es war Mittag. Aber im McDonald's am Bahnhof, da hatten sie Platz für mich. Mmmm, endlich wieder einmal ein Big Mac. Und Pommes Frites sind einfach das Beste, wenn man geschwitzt hat und Salz braucht. Und das Cola war natürli ein Zero.

Mittwoch, 22. Februar 2017

Die Glarner kommen

Der Fridolin an der Arbeit.
(Wikicommons/ Hans Burgkmair
der Ältere/ Freiburger
Diözesan-Archiv)
Am 24. April ist wieder Sechseläuten und wird der Böögg verbrannt; es ist ein Brauch, mit dem ich auch nach 17 Wohnjahren in Zürich nicht richtig warm werde. Dieses Jahr allerdings könnte sich das ändern. Glarus, mein Lieblingskanton, ist Gastkanton. Und die Glarner bringen überdies Geschenke mit nach Zürich, las ich eben in der Zeitung:

  • Sie servieren die Fridliwurst, eine Aufschnittwurst, deren Name sich natürlich an den Kantonsheiligen Fridolin anlehnt; er ist übrigens der einzige Mensch in einem Schweizer Kantonswappen.
  • Sie schenken Bier von der Brauerei Adler in Schwanden aus.
  • Sie werden vorgezogen bereits am 6. März, dem Fridolinstag, vor dem Grossmünster ein Feuer anzünden.
Wie gesagt, vielleicht werde ich doch noch warm mit dem Sechseläuten.

Dienstag, 21. Februar 2017

Am Anfang war ein Holländer

Hundert Mal im Zug durchs Entlebuch gefahren, oft das Kloster Werthenstein auf dem Felssporn über der Kleinen Emme gesehen, doch nie ausgestiegen, nie oben gewesen. Nun, vor zehn Tagen holte ich das nach. Ich genoss es sehr, dieses Luzerner Wahrzeichen endlich aus der Nähe zu sehen. Das Kloster ist längst kein Kloster mehr, Pilger allerdings können in den Räumen übernachten, und natürlich ist die Kirche geöffnet und der Friedhof zugänglich. Begonnen hat die Geschichte der Anlage mit einem Holländer, einem Goldwäscher, der um 1500 des Nachts über dem Felsen von Werthenstein ein Licht sah. Er hängte dort ein Marienbild auf, so begann die Wallfahrt, es entstand bald eine Kapelle, 1616 eine grosse Kirche und drei Jahre später das Franziskanerkloster. Im 18. Jahrhundert war Werthenstein der zweitgrösste Pilgerort der Schweiz nach Einsiedeln. Kräftig dazu beigetragen haben die benachbarten Berner. Indem sie zum reformierten Glauben übergingen, hatten sie kein Interesse mehr an ihren alten Gegenständen der Andacht; die holzgeschnitzte Pietà der Kapelle Fribach bei Gondiswil BE wurde 1528 nach Werthenstein überführt und genoss dort wieder Verehrung. Man sieht: Occasionen können durchaus Karriere machen.

P.S: Die Wand vom Kloster zur Emme rutscht. Derzeit läuft eine Felssicherung, die noch bis in den Frühling dauern dürfte. Fast fünf Millionen Franken kostet das.

Montag, 20. Februar 2017

Wir waren am Meer

Am Samstag gingen wir von Yverdon via Grandson nach Concise, das dauerte drei Stunden. Der erste Teil der Wanderung spielte bei Kälte und Nebel, der zweite bei traumhaftem Sonnenschein. Besonders schön waren zwischen Grandson und Concise jene Stellen und Abschnitte, wo der Weg zum Wasser zieht, etwa bei der Einmündung des Arnon; der Neuenburgersee fühlte sich an und sah aus wie ein Meer. Hier vier Fotos der Unternehmung; das Schloss Grandson wird einen eigenen Eintrag hergeben, man sieht auf der gut andertshalbstündigen Tour treppauf, treppab derart vieles vom mittelalterlichen WC bis zum frühen Heizkörper des 19. Jahrhunderts. Mehr dazu bald.
Kurz nach dem Start: reizvolles Ödland des Februars.
Glitzerwasser bei Corcelettes.
Wohnt hier der Neffe von Steve McQueen?
Die Kirche von Concise wurzelt im 11. Jahrhundert.

Sonntag, 19. Februar 2017

Spitze!

Gestern besuchten wir Schloss Grandson, eine der grössten Schweizer Festungen aus dem Mittelalter. In ihm untergebracht sind auch verschiedene Sammlungen, das Schloss ist ein vielgestaltiges Museum. Die Fotos samt denen der zugehörigen Wanderung am Neuenburgersee muss ich heute genauer sichten, ich kam gestern erst um halb neun Uhr abends nach Hause. Aber einen Schnappschuss möchte ich vorgezogen hier schon zeigen. Er stammt aus dem Saal mit den Ritterrüstungen des 15. Jahrhunderts. Die eisernen Designschuhe taten es mir dort an. Allerdings ist gleichzeitig festzuhalten: Ein Pferd wäre man unter diesem Ritter ungern gewesen.

Samstag, 18. Februar 2017

Als die Leute in die Bänke bissen

Die Flüsskapelle ein gutes Stück oberhalb Nottwil ist gar nicht mal so alt, sie stammt von 1947; knapp noch steht sie auf Nottwiler Boden, derweil die beiden uralten Linden daneben bereits zu Ruswil gehören. Schon im 17. Jahrhundert fand sich an diesem mit Aussicht gesegneten Platz eine Kapelle; während deren Nachfolgerin heutzutage vor allem Hochzeitspaare anzieht, kamen damals in erster Linie Kranke. Zahnkranke, genauer gesagt. Ich dachte eigentlich, "Flüss" habe mit irgendeinem Bach in der Nähe zu tun. Dabei rührt der Name vom "Zahnfluss", wie man damals das Krankheitsbild des eiternden Zahnes nannte. Offenbar war es in vergangenen Jahrhunderten Sitte, dass Pilger mit Zahnweh in die Holzbänke bissen. Oder sie rissen oder schnitten ein bisschen vom Holz ab, um es zu kauen. Gut, leben wir in einer Zeit, da Zahnärzte so ziemlich jedes Problem in den Griff kriegen. Und die Spritze gleich Linderung bringt.

Freitag, 17. Februar 2017

Howard wird gerade gegessen


"Unsere Forellen stammen aus der Forellenzucht Orishof in Liestal und sie schwimmen bei uns bis zu Ihrer Bestellung im frischen Wasser." So steht es auf der Speisekarte des Rössli in Zeglingen BL. Als ich den Satz las, dachte ich an die Komiker von "Monty Python" und die Stelle mit den Fischen im Restaurant-Aquarium. "Oh, schaut mal, Howard wird gerade gegessen", sagt da der eine Fisch zu den anderen Fischen über jenen Mit-Fisch, der eben im Lokal dem Gast serviert wird.

Donnerstag, 16. Februar 2017

30 Meter Caminada

Der Turm steht im coupierten Zoogelände fast auf dem höchsten Punkt.
In dem einen Treppenhaus.
In der SonntagsZeitung las ich kürzlich, dass es im Natur- und Tierpark Goldau einen neuen Aussichtsturm gibt, entworfen vom Bündner Architekten Gion A. Caminada. So etwas muss man sehen, und also reiste ich gestern hin und schaute mir den Turm an, der mittlerweile seit 2 1/2 Monaten offen ist. Die erste Stunde des Zoobesuchs war nicht optimal, es hatte noch dichten Nebel, und die meisten Tierli wollten sich nicht zeigen. Dann aber kam gegen elf Uhr die Sonne, ein paar Bewohner des Parks erschienen widerwillig im Freien, und vor allem konnte ich nun im weitläufigen Areal den Turm ansteuern und besteigen. Er besteht aus zwei unten separierten Teilen, die gegen oben zueinander laufen und sich vereinigen, das sieht von vorn aus wie die Beine eines gehenden Menschen. 30 Meter hoch ist er, besteht aus 117 Tonnen Holz, Aussenfassade Weisstannenholz, Innenfassade Fichtenholz. Und natürlich sieht man von oben grandios die Gegend samt Lauerzersee, den Mythen, Rigi und Rossberg. Gut, dass der blöde Nebel weggegangen ist, ich wurde schon grummelig!
Also ich mag ihn.

Mittwoch, 15. Februar 2017

Theaterwandern

Die Frauentruppe paradiert.
Das Bühnenbild von Barbara Steiner.
Heute würde ich gerne ein Theatererlebnis erwähnen - und hey, es passt in diesen Blog! Denn es wird darin praktisch ohne Unterlass gegangen. "High - du weisst wovon" von René Pollesch, eine Uraufführung im Schiffbau des Zürcher Schauspielhauses, kann den Zuschauer ganz schön verwirren. Und ihm eine Halskehre bescheren. Die Bühne ist ein langes Oval nach dem Vorbild des altrömischen Circus Maximus, das Publikum sitzt auf langgezogenen Holzbänken in der Mitte, ist also vom Rund umgeben; jeder sieht nur die eine Hälfte des Geschehens, die andere spielt sich in seinem Rücken ab, wobei gleichzeitig ein Kameramann das Ganze filmt, das in Echtzeit auf Leinwände projiziert wird. Die Schauspielerschaft teilt sich auf in vier Dauerquassler und eine Schar junger Frauen, die als eine Art antiker Chor alle ihre Sätze gemeinsam sprechen und dabei unablässig vorwärtsziehen; die Frauen tragen am Anfang eine Art Sträflingsmontur, später wechseln sie auf lichtere, frühlingshafte Ware. Die Dauerquassler erzählen kleine Geschichten, sie philosophieren und schwätzen, sie monologisieren oder streiten sich und treten immer wieder in ein hitziges Hin und Her mit dem Chor. Die Bedeutung all der lockeren bis rätselhaften Aussagen muss sich jeder selber suchen. Ich genoss das Schauspiel ausserordentlich, es produzierte mir automatisch Sinn, ich dachte an Fellini (ein Gitterwagen wie ein Tierkäfig wurde einmal hereingerollt) und an Pasolini, an die biegsamen und lichten Frauengestalten Hodlers, an Peter Handkes frühe Faszination mit dem Sprechakt, ich fand die Sache dichterisch und intellektuell zugleich. Und die Aufführung war unglaublich dynamisch, weil - eben - sämtliche Akteure permanent die Runde machten, auftauchten, verschwanden, wieder auftauchten. Was für ein inspirierender Abend!

Dienstag, 14. Februar 2017

Ist das nicht irre?

Sieht gut aus. Aber was ist drin?
Im Speisewagen der Deutschen Bahn, in dem unsereins immer wieder mal reist, kürzlich etwa von Zürich nach Chur, findet sich auf dem Tisch nicht nur die Menükarte, sondern auch eine mittelformatige weisse Broschüre von 23 Seiten; sie erinnert in der Aufmachung an die Gebrauchsanweisung für einen Geschirrspüler oder so. Die Broschüre hat den Titel "Zutaten und Allergene des aktuellen Speiseangebotes" und listet bis zum einzelnen Konservierungsmittel und Getreidekorn und Säuerungsmittel auf, was die angebotenen Gerichte enthalten. Hübsch die Einführung in Behördendeutsch, Kostprobe:
"Einer Auslobung als vegan oder vegetarisch stehen unbeabsichtigte Einträge von Erzeugnissen, die nicht den jeweiligen Anforderungen des Absatzes 1 oder 2 entsprechen, nicht entgegen, wenn und soweit diese auf allen Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebsstufen trotz geeigneter Vorkehrungen bei Einhaltung der guten Herstellungspraxis technisch unvermeidbar sind."
Ich glaube, das sage ich das nächste Mal, wenn jemand zum Essen zu mir kommt und ich für ihn oder sie vegetarisch koche. Im Übrigen bestätigen Umfang, Inhalt, Ton der Broschüre die These, dass es um das Essen heutzutage manchmal wahnhaft zugeht.

Montag, 13. Februar 2017

Zwischen Weiss und Grün

Winter zwischen Etzenerlen und Ruswil.
Frühling einige Zeit später am Südhang über Ruswil.
Im Schächbelerwald nach Ruswil.
Der Samstag war wundervoll. Wir wanderten von Nottwil (giftkalt, dichter Nebel) via Huprächtigen, die Kapelle Flüss (fahle Sonnenscheibe im grauen Himmel), Etzenerlen  (gefrorener Schnee) und Schwerzi (Sonne, apere Wiesen) nach Ruswil. Dort assen wir im Rössli, einem geschichtsträchtigen Ort. Just in diesem Lokal nämlich trafen sich 1840 katholisch-konservative Kräfte und formulierten die Ruswiler Erklärung, aus der letzten Endes die heutige CVP entstand. Treibende Kraft war Josef Leu von Ebersol, der fünf Jahre später nachts im Bett im Schlaf durch einen Herzschuss getötet wurde, ein Politmord. Trotz der Wildheit der historischen Geschehnisse assen wir in unserer friedlichen Gegenwart genüsslich und unbeschwert. Am Nachmittag ging es, nunmehr in traumhaftem Frühlingslicht, hinüber nach Werthenstein. Indem wir dort noch das alte Kloster auf seinem Felssporn besuchten, waren wir doch fast vier Stunden gewandert (520 Meter aufwärts, 470 abwärts). Wir begossen das mit einem Bier im Gasthaus zur Emme gleich bei der Station Werthenstein.

Sonntag, 12. Februar 2017

651'085.8/ 213'212.9

Der Mittelpunkt. Bzw. der Stein beim und zum Mittelpunkt.
Ruswil ist ein kräftig gewachsenes Dorf.
Südlich von Ruswil kamen wir gestern zum Mittelpunkt des Kantons Luzern - ein unscheinbarer Ort am Rand des Schächbelerwaldes. Das geschah ganz zufällig, ich hatte es nicht geplant, freute mich aber, wieder einmal einen Kantonsmittelpunkt meiner Sammlung einverleiben zu können. Mehr von unserer Wanderung, die an manchen Orten strikt winterlich anmutete, an anderen aber frühlingshaft, will ich morgen erzählen, sie führte uns von Nottwil nach Werthenstein. Was besagten, mit einem Stein markierten Mittelpunkt angeht: Ihm hat die NZZ vor Jahren einen klugen Beitrag gewidmet; er schildert Ruswil ("Rusmu") als katholisch-konservativen Gegenpol zur weltläufig-liberalen Kantonshauptstadt Luzern.

Hier die Koordinate des Mittelpunnktes; sie ist im Artikel nicht ganz genau: 651'085.8/ 213'212.9. Man kann sie zum Beispiel ins Suchfenster der Schweizmobil-Karte eingeben.

Samstag, 11. Februar 2017

Der Name passt

Also er hat Schnee. Der Ortstock, der
Hausberg von Braunwald GL.
(Wikicommons/ Felix Günther)
Braunwald. Der Name passt immer besser, der Glarner Skiort bleibt in den letzten Jahren vermehrt auch im Winter schneelos. Im Tagi gab es eben eine Reportage aus dem Dorf, dessen Pisten exakt im Problembereich liegen zwischen 1260 und 1900 Metern über Meer; in diesen Lagen schneite es in den letzten Jahren weniger oft als früher. Was tun? Die örtlichen Touristiker sind dran. Zur Debatte steht etwa eine Verlängerung der Standseilbahn, die Braunwald vom Tal der Linth erschliesst, bis hinauf zum Hüttenberg, so dass die Skifahrer schneller mit Skifahren anfangen könnten. Aber was das kostet! Und würde der Skibetrieb deswegen denn wirklich besser rentieren - den Klimawandel kann man mit derlei Effizienz-Verbesserungs-Szenarien ja nicht stoppen. Aber nun fertig referiert, hier geht es zur Reportage über ein Dorf im Wandel.

P.S. Historisch gesehen kommt der Name Braunwald von "Brunnwald", eine Anspielung auf den Quellreichtum der Gegend.

Freitag, 10. Februar 2017

Zu den Nothelfern

Im Zirkelsgraben.

Von Wünnewil nach Heitenried braucht man auf dem Wanderweg 2 1/2 Stunden. Wir waren am Mittwoch knapp vier Stunden zugange, was zum einen mit dem nassen Schnee zusammenhing, der jeden Schritt bremste. Und zum anderen damit, dass wir nicht die Direttissima gingen. Ausgesucht hatte die Route Heinz, der Grossvater von Julien. Über die beiden habe ich vor längerem kolumniert, jetzt waren wir auf Wunsch von Julien, der mittlerweile 13 Jahre alt ist, wieder zusammen unterwegs. Die Route führte uns nach Dietisberg, wo wir die Glocke der Kapelle läuteten. Hinab via Buchholz in den Zirkelsgraben, der in der kalten Jahreszeit verlassener und idyllischer nicht daliegen könnte.Via Breitenried und Wildbach nach Selgiswil zur Kapelle der 14-Nothelfer, deren Namen ich gelegentlich auswendig lernen will; so etwas steht auch einem Reformierten gut an. Schliesslich stiegen wir auf zum Magdalenawald und steil ab zur - im Blog gestern erwähnten - Magdalenakapelle. Sie begeisterte uns vollends, und wir zogen ein zweites Mal an diesem Tag an einem Seil und brachten so auch diese Glocke zum Klingen. Am Ende der Wanderung stand die absurd riesige neogotische Kirche von Heitenried. Nein, nicht ganz; der wirkliche Abschluss der Wanderung, die mir nasse Füsse bescherte: Das war das St. Michael, wo es ein Bier für uns gab. Nein, nicht für Julien, der hatte ein Fanta.
Tiere im Freiburgischen.

Donnerstag, 9. Februar 2017

Die Felsenkapelle von Heitenried

Gestern war ich im Freiburgischen unterwegs. Im Sensebezirk. Mit wem und von wo bis wo und so weiter und so fort: mehr davon morgen. Vorerst möchte ich heute Begeisterung ventilieren über eine und nur eine Attraktion der Wanderung: Nördlich von Heitenried gibt es im steilen Magdalenawald eine fantastische Felsenkapelle. Die Magdalenakapelle wurde ab 1700 in die Sandsteinfluh gehauen, zieht nach wie vor Pilger an und ist ziemlich gross. Mir machte sie umso mehr Eindruck, als das Gelände gestern völlig menschenleer war, es schneeregnete, Pflotsch lag, der Stufenweg, über den wir von oben auf die Kapelle zuhielten, war ziemlich glitschig. Stille passt zu einem solchen Ort.

Mittwoch, 8. Februar 2017

Draussen schlafen in Alberta


Ich mag die Im-Winter-draussen-schlafen-Filme auf Youtube. In diesem führt ein bärtiger Typ die Zuschauer in die Wälder der kanadischen Provinz Alberta. Dort bastelt er einen Verschlag fertig, den er im Sommer angelegt hat. Dann macht er Feuer. Und dann wird es dunkel und kalt und er schläft. Schön elementar. Ich wünsche viel Vergnügen beim Zuschauen.

Dienstag, 7. Februar 2017

Väterlicher Wirt

Nein, dieser Kopf steht nicht in Chur.
Es ist ein Olmekenkolossalkopf.
(Wikicommons)
Wer mit dem Postauto vom HB Chur zum Beispiel nach Flims fährt oder mit dem Bus nach Rhäzüns, der passiert noch im Stadtkern eine Beiz mit dem sehr kuriosen Namen "Olmisches Kober". Die Assoziationsmaschine in mir begann gleich zu rattern, als ich das Beizenschild sah: Ich dachte an den Olm, eine Lurchart. An die Olmeken, ein entschwundenes Volk in Mexiko. An den Olmo in Bern, einen Kleiderladen. "Kober" wiederum klang nach dem Basketballer Kobe Bryant, nach Schweinekoben, nach der japanischen Stadt Kobe; das Wort erinnerte mich aber auch an die Sprachforscherin Alice Kober, über die ich einmal schrieb, sie ist eine der Mit-Entschlüsslerinnen der Schrift Linear B im vorantiken Griechenland. Die mitfahrende Wanderfreundin K. steuerte dazu bei, dass das Verb "kobern" das Ausschauen einer Prostituierten nach Freiern bezeichnet; hatte ich nicht gewusst. Nun aber zurück zu besagter Beiz: Ihr Name bedeutet übersetzt offenbar so viel wie "väterlicher Wirt", er stammt aus der Sprache der Jenischen.

Montag, 6. Februar 2017

Ab heute sehe ich die Sihl

Noch neu: das jetzige  Tamedia-Logo.
(Wikicommons/Tamedia)
Ein Internum in eigener Sache: Im Rahmen meiner Tagi-60-Prozent-Stelle wechsle ich nach zwei Jahren im Ressort Zürich wieder ins Ressort Hintergrund/Debatte, wo ich zuvor schon gut fünf Jahre war; heute ist mein erster Arbeitstag am neuen alten Ort. Ich freue mich sehr, wieder über alles & die ganze Welt schreiben zu können; "Zürich" gefiel mir durchaus, die Kolleginnen und Kollegen sind, wie ich letzten Freitag am Weihnachts-, jawohl, Weihnachtsessen wieder einmal feststellte, sehr nett. Aber die thematische Klammer beengte mich halt schon ab und zu. Meine Wanderkolumne hat mit dem Wechsel übrigens nichts zu tun und läuft normal weiter, sie mache ich für das Ressort Gesellschaft. Hintergrund, ich komme! Was ich gegen acht Uhr auf der Redaktion als erstes tun werde: Meine Bücher ins Regal einräumen; es sind nicht viele. Mein Handy-Auflade-Gerät in die Stromschiene einstecken als Dauereinrichtung und dann den Compi starten und anfangen. Ah ja, dies noch: Ich bin jetzt statt im ersten im dritten Stock und sitze statt in einem Grossraumbüro in einem Dreierbüro. Mein Platz ist direkt am Fenster, unten sehe ich die Sihl Richtung Platzspitz strömen. Auch das macht mich froh.

Sonntag, 5. Februar 2017

Aus Meier wird Müller

Der Greifensee von oben.
Gestern machte ich meine Kolumne für die "Schweizer Familie" (Heft 10) bereit, sie spielt in der Gegend des Greifensees. Zwei Dinge zu diesem zweitgrössten Gewässer im Kanton Zürich gingen mir dabei durch den Kopf:
  1. Seltsam. Der Bach, der im Südosten in den See mündet, heisst Mönchaltorfer Aa. Genau gegenüber, im Nordwesten, verlässt ein anderes Fliessgewässer den See wieder. Warum heisst es "Glatt" und nicht Mönchaltorfer Aa? Vermutlich, weil Mönchaltorf als Ort nicht die Bedeutung hat, den Namen der Aa über eine längere Strecke zu prägen. Seltsam ist es doch. Ein bisschen so, wie wenn der Herr Meier ein Haus vorn betritt und es durch den Hintereingang als Herr Müller verlässt.
  2. Hübsch. Der Greifensee hat von oben die Form eines Fisches. Wenn das nicht passt: dass ein See die Gestalt jener Tiere annimmt, die ihn bevölkern.

Samstag, 4. Februar 2017

Albedo

Also dieses Bild von Alphonse Allais aus dem Jahr 1897
reflektiert nicht viel Licht. Es heisst: "Combat de nègres
dans une cave, pendant la nuit". (Wikicommons)
Albus heisst im Lateinischen "weiss", albedo ist das Substantiv dazu, "Weisse". Was ich nicht wusste: Albedo ist auch eine Masseinheit. Sie gibt an, wie stark eine Oberfläche Licht reflektiert; eine Albedo von 0,4 entspricht 40 Prozent Rückstrahlung. Meteorologen brauchen die Messgrösse, weil zum Beispiel eine Wasserfläche nicht gleichviel Licht zurückwirft wie fester Grund, das wiederum ist zu beachten, wenn man Luftströmungen usw. berechnet. Auch in  der Klimawissenschaft und in der Astronomie ist das Wort verbreitet, das neu gelernt zu haben ich mich glücklich schätze.

Freitag, 3. Februar 2017

Karma gemäss Betty

Hummus, das sind gekochte und pürierte Kichererbsen, zu denen man Zitronensaft und Olivenöl und Knoblauch gibt, die Rezepte variieren. Längst hat die nahöstliche Speise die Welt erobert. Allerdings ist es hierzulande nicht leicht, abseits türkischer und arabischer Restaurants zu gutem Hummus zu kommen, wenn man ihn nicht selber kocht. Der von Betty Bossi im Coop ist okay, er ist allerdings nicht richtig cremig. Was ich wirklich kurios finde: dass auf der Verpackung «Karma» steht. So heisst die Vegi-Linie von Coop. Die Kombination der zwei Wörter ist ein ziemlicher Clash of Civilizations von Indien und Arabien. Tipps, wo es in Zürich besseren Hummus zu kaufen gibt, nehme ich übrigens gern entgegen.

P.S. Karma heisst: Jede Tat hat eine Folge. Aber nicht unbedingt im gleichen Leben. Wenn ich weiterhin unachtsam jeden Monat einen Regenwurm flachtrample, werde ich eventuell im nächsten Leben als Kakerlake wiedergeboren. Ich will in Zukunft noch mehr auf den Boden schauen beim Wandern.

Donnerstag, 2. Februar 2017

Bielers Brücke

Seit 2015 kommt man bei Staderas sicher auf die andere Seite der Kantonsstrasse.
Die Brücke im Gebiet Chly Rhy AG.
Bei Staderas führt seit 2015 eine auffallend schöne Holzbrücke für Fussgänger über die vielbefahrene Kantonsstrasse von Flims nach Laax. Wir querten die Brücke am Samstag und entnahmen dem Schild, dass sie auf Rätoromanisch "Punt Staderas" heisst und vom Architekturbüro Walter Bieler aus Bonaduz gebaut wurde. 115 Meter lang ist sie. Bieler, dies nebenbei, hat auch die Brücke im Auengebiet Chly Rhy zwischen Koblenz und Bad Zurzach gebaut, die ich letztes Jahr querte und bewunderte - gute Architektur hat die Eigenschaft, dass man das Bauwerk nicht nur nutzt, sondern auch geniesst. Umgekehrt gesagt: Es macht einen kurz mal glücklich.

Mittwoch, 1. Februar 2017

Siebnen ist kurios

Ein Rölli an der Fasnacht in Siebnen.
(Andreas Praefcke/ Wikicommons)
Siebnen im Kanton Schwyz: ein Kuriosum. Die Ortschaft gehört zu drei Gemeinden: Galgenen, Schübelbach und Wangen, die Grenzen verlaufen durch den Ortskern. Die beteiligten Gemeinden gestehen Siebnen eine gewisse Selbstverwaltung zu, doch bei Bauprojekten und so weiter sind offenbar die Zuständigkeiten oft ziemlich unklar. Man könnte eine Bewegung gründen für ein autonomes und freies Siebnen. Aber vielleicht sind die Leute von Siebnen ja mit dem zufrieden, was sie haben.

Nachtrag zu gestern: Gleich drei Leute haben mir mitgeteilt, um welche Staumauer es sich da handelt, an der Steingeissen spektakulär herumturnen. Nämlich um die Mauer des Cingino-Stausees im Antronatal, Italien. Vielen Dank für die Info!