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Samstag, 5. Januar 2019

Mithras in Kempraten

Der Tempelbezirk von Kempraten SG zur Zeit der Römer, visualisiert von einem
wissenschaftlichen Zeichner. (Illustration aus der Ausstellung, zvg) 
Eine internationale Sonderausstellung lockte mich am Donnerstag nach St. Gallen. "Stadt, Land, Fluss - Die Römer im Bodenseeraum" heisst sie. Die Ausstellung im Historischen und Völkerkundemuseum, an der Fachstellen aller Bodenseeländer beteiligt sind, gastierte zuvor in Frauenfeld und Vaduz; in St. Gallen ist bis Mitte März zu sehen. Besonders gross ist die Schau nicht, aber plakativ im guten Sinn - sie inszeniert geschickt, so dass einem manches Eindruck macht und hängen bleibt. Hier drei von einigen Dingen, die ich lernte.
Ein Mihras-Altar aus Kempraten. (zvg)
  1. Zentrum der Region Bodensee war das keltische Brigantium, heute Bregenz, das die Römer 15 vor Christus erobert hatten. Die Stadt blühte, lebte den Roman Way of Life. Ein schönes Fussbodenmosaik zeigt in St. Gallen, wie man mit Stil wohnte.
  2. Eine historische Seeschlacht auf dem Bodensee? Nie gehört. Belegt ist sie einzig durch eine Nebenbemerkung des auf Griechisch schreibenden Geografen Strabon. Gemäss ihm gab es auf dem See eine Insel, die der Augustus-Neffe Tiberius als Stützpunkt beim Seegefecht gegen die keltischen Vindeliker genutzt habe. Das klingt kryptisch. Für die Ausstellung heuerte man einen wissenschaftlichen Zeichner an, der mit Fantasie die Schlacht in Grossformat zeigt.
  3. Kempraten bei Rapperswil war eine wichtige Kleinstadt. Dort entdeckte man vor vier Jahren gar - Rarität! - ein kleines Mithras-Heiligtum. Es belegt das Nebeneinander der Götter und Glaubensformen im römischen Imperium. Der Kult um den Gott Mithras war aus Persien nach Rom gekommen und hatte dort als Geheimreligion nur für Eingeweihte grossen Erfolg. Mithras faszinierte unter anderem als Stiertöter, er war sozusagen der erste Matador der Geschichte. Hübsch das griechische Fremdwort für die Stiertötung: Tauroktonie.
    Ein Bodenmosaik aus Brigantium, heute Bregenz.

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