Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Mittwoch, 31. Juli 2019

Ein neuer Aussichtsturm

Der Stern markiert den Ort des neuen
Turms. (Screenshot Wikicommons)
Wer in Zürich wohnt oder im Limmattal, wird früher oder später über den Mutschellen wandern und den Hasenberg passieren. Dort entsteht auf Boden der Gemeinde Widen AG bald ein Aussichtsturm, meldete gestern der Tagi. Von der Plattform auf 35 Metern Höhe wird man weit ins Land sehen. Hinter dem Projekt, das rund eine Million kosten soll, steht der Trägerverein Hasenbergturm. Die Finanzierung ist praktisch gesichert, und die Baubewilligungen liegen vor, so dass im kommenden Winter der Bau beginnen kann. Nächsten Frühling soll der Turm eingeweiht werden. Man wird ihn dann gern bald besuchen.

Dienstag, 30. Juli 2019

Abfallslalom

Schoggiriegel-Papierli, alle (von der Künstlerin) im selben Format zerknüllt:
Freude durch Farbe.

Schönes Arrangement: Zigarettenstummel, die in Flims und Laax liegenblieben.
Slalompiste der besonderen Art.
Als ich las, dass die Ausstellung "Nachlese" im Gelben Haus in Flims (siehe Eintrag vom Sonntag) vom Abfall in touristischen Berggebieten handelt, dachte ich: Hm, Ökopädagogik, ist sicher voll depro! Das Gegenteil ist der Fall. Die Ausstellung hat ihre ganz eigene, schlaue Ästhetik. Die drei Künstler Gaudenz Danuser, Fredy Studer und Ursula Stalder verzaubern die Ware, die auf den Wiesen, an den Wegen und in den Skihalden liegenblieb. Eine Umwandlung findet statt: Der Abfall wird schön. Oder doch faszinierend. Kreativität ist oft Magie. Ursula Stalder zum Beispiel baute für die Ausstellung aus Tischen einen Slalomparcours durch den Raum. Sie arrangierte darauf, was am Clean-up-Day in Flims-Laax von der Putztruppe aufgeklaubt wurde, zu faszinierenden Auslagen. Zum Beispiel Schoggipapierli von Snickers, Mars usw., die in der Zusammenstellung nicht mehr öde Wegwerfsel sind, sondern neue Farbe und Kraft entfalten. Ursula Stalder nimmt den Abfall durch ihre geniale Spielerei so ernst, dass er wertige Kunst wird; das gilt sogar für Zigarettenstummel. Man fahre nach Flims, man schaue, man staune!

Montag, 29. Juli 2019

Alpine Herrlichkeit für alle


Ein Genie des Tourismus muss die Person gewesen sein, die auf die Idee der 5-Seen-Wanderung kam. Freilich sind in der Gegend hoch über Sargans die Voraussetzungen für eine grandiose Route auch hervorragend. Das Gestein ist an manchen Stellen violett, an anderen blau. Es wimmelt von Hörnern, den Lavtinahörnern, den Grauen Hörnern, den Schwarzen Hörnern, den Wildseehörnern, den Zanaihörnern. Die Aussicht ist grandios mit den Churfirsten, den Bergen des Bündnerlandes und Liechtensteins, dem Alpstein, aber auch den Ebenen der Seez und des Rheins in der Tiefe. Vor allem aber sind da diese fünf Gewässer in allen Variationen von Blau. Vermutlich der aparteste ist der Wildsee, auf dem bis in den Sommer hinein Eisschollen treiben (Foto oben). So war es auch letzten Freitag, ich hätte mich nicht gewundert, wenn in der polaren Kulisse ein Eisbär aufgetaucht wäre. Kurz: Die Schönheit ist in dieser Landschaft zwischen 2000 und 2800 Metern über Meer unglaublich grosszügig portioniert. Und all die genannten Dinge sind nun eben in einem Bergweg vereint, den man in vier Stunden schafft. Wobei man durchaus gefordert wird, es geht meist steil aufwärts oder abwärts. Dies ist, ich sagte es schon am Samstag, eine der schönsten Bergwanderungen der Schweiz. Der Liebling des Publikums ist sie, weil die Anstrengung sich doch in Grenzen hält und die Anreise dank der Pizolbahnen einfach ist. Die 5-Seen-Wanderung: alpine Herrlichkeit für alle.

Sonntag, 28. Juli 2019

Das Gelbe Haus ist gar nicht gelb

Das Gelbe Haus von Flims ist gar nicht gelb. Es war mal. Als es noch eine Handlung war, also ein Laden, mit Wohnungen darüber. Dann kam 1997 Valerio Olgiati, berühmter Architekt in Flims und Sohn des noch berühmteren Architekten Rudolf Olgiati in Flims - er baute das Haus radikal um, kernte es aus, gestaltete die Aussenhülle bewusst grob, liess alles weiss anmalen. "Wie eine Fata Morgana steht ein beinahe unwirklich weisses Gebilde an der Hauptstrasse, als habe es sich aus dem Reich der reinen Geometrie und der reinen Farbe in eine unvollkommene Welt verirrt", schrieb die NZZ. Heute ist das Gebäude ein Ort für Kultur und Ausstellungen. Gestern trat ich dort auf und stellte anhand von zehn Fotos mein neues Buch vor*. Aber müsste das Gelbe Haus nicht Weisses Haus heissen? Nun, der Name würde sehr falsche Assoziationen stiften.

* Der Auftritt ging gut, ich hatte ein liebes Publikum, zusammen ging man nachher noch ein Bier trinken; danke, warst du auch dabei, Isabelle, schöne Überraschung!

Samstag, 27. Juli 2019

Schönheit am Pizol

Gestern morgen im St. Galler Oberland: Aufstieg zur Wildluggen.
Schon verrückt, diese 5-Seen-Wanderung am Pizol. Gestern war ich unter den ersten, die um 8 Uhr 15 in Wangs die Bahn bergwärts nahmen. Bereits hatte es Leute und eine kleine Schlange an der Kasse. Oben bei der Pizolhütte sah ich, wie der Sessellift ähnlich einem Menschen-Förderband Wanderer und Bergtouristen ausspuckte. Das Gros zog los zur 5-Seen-Wanderung, und bald war viel Verkehr in den engen Kehren hinauf zur Wildseeluggen. Die Route ist ein Renner, würde mich interessieren, was die Pizolbahnen an einem schönen Herbsttag umsetzen. Dass die Wanderung derart zieht, kommt nicht von ungefähr. Meiner Meinung nach ist dies eine der schönsten Bergwanderungen der Schweiz. Mehr dazu am Montag. Ja, am Montag! Ich reise heute nach Flims, habe dort am Abend im Gelben Haus einen Auftritt. Die Gage, das ist eine Hotelübernachtung. Und also werde ich am Sonntag in Flims aufwachen und wohl etwas Flimsiges reportieren. Um dann, eben, am Montag noch einmal auf die Seen-Unternehmung zu sprechen zu kommen. Besagte Wanderung endet auf Gaffia. Dort gibt es in der Senke vor der Sessellift-Station ein Bergbeizli. Ich setzte mich, bestellte einen Cervelat vom Grill und einen sauren Most alkoholfrei und genoss das Schauspiel, wie jetzt Wanderpartie um Wanderpartie, die am Morgen etwa zur gleichen Zeit wie ich gestartet war, eintraf. Es kam mir vor wie der Zieleinlauf an der Tour de Suisse.
Oben Wanderer, hinten Schwarze Hörner, unten Schwarzsee.

Freitag, 26. Juli 2019

Rophaien: die Fotos

Hier sechs Fotos von der Rophaien-Wanderung vom Mittwoch. Plus die Routenangaben: Riemenstalden, Käppeliberg (Bus) - Ängi - Alplen - Alpler See - Stockalp - Rophaien - Stockalp - Butzen - Alpler Wald - Stalden - Urmis - Riemenstalden, Dörfli. 5 1/4 Stunden, 1000 Meter aufwärts, 1160 abwärts.
Erster Höhepunkt der Rophaien-Tour ist auf halber Höhe der Alpler See.
Letztes Stück vor dem Gipfel, bereits ist das Kreuz zu sehen.
Von dieser Kante sind es zwei Minuten bis ganz hinauf.
Blick von der Kante auf den Urnersee und Flüelen.
Der Chaiserstock.
Zwischenziel im Abstieg: die Alp Butzen.

Donnerstag, 25. Juli 2019

Heiss?

Auf dem Rophaien, 2077 Meter. Das 10 Meter hohe Gipfelkreuz kennt jeder,
der in Flüelen schon mal den Kopf in den Nacken gelegt hat. Vorne an
die Kante treten erfordert kaltes Blut, es geht bolzengrad hinab.
Was für ein Glück! Gestern schaffte ich es auf den Rophaien, mein Wunschziel seit Jahren (ja, es klappte knapp mit dem Anschluss in Rotkreuz, so dass wir in Sisikon den von Herrn Gisler chauffierten Bus hinauf zu unserem Startpunkt Käppeliberg im Riemenstaldertäli erwischten). Oben verspürte ich eine grenzenlose Freude. Die Hitze war übrigens kein Problem gewesen. Praktisch den ganzen Aufstieg blies ein Lüftchen, bloss zwei Passagen brachten uns kurz ins Schwitzen. Auf der Stockalp, dem letzten Stopp 350 Höhenmeter unter dem Gipfel, tranken wir im Schatten in der Alpwirtschaft etwas, mir war fröstelig. So richtig heiss wurde es erst später, im letzten Drittel des Abstiegs. Und dann waren wir schon in Riemenstalden und assen im Restaurant Kaiserstock kurz nach 14 Uhr richtig gut. Bis Herr Gisler kam und uns wieder hinab nach Sisikon fuhr. Dort freilich - puah! Doch weil ich so glücklich war, endlich den Rophaien bestiegen zu haben, waren mir die Temperaturen egal.
Ich ganz oben.

Mittwoch, 24. Juli 2019

Herr Gisler und der Plan B

Da will ich hin! Heute! Das Rophaien-Gipfelkreuz, unten ein
kleines Stück vom Urnersee. (Foto: Uwelino/ Wikicommons)
Unsereins will heute auf den Rophaien. Seit Jahren sehe ich das weisse Kreuz auf dem Berg, wenn ich in Flüelen durchreise; jedesmal ist es mir unerträglich, noch nie oben gewesen zu sein. Nun, das wird jetzt geändert. Falls es mit dem frühmorgendlichen Anschluss in Rotkreuz klappt. Wir fahren die Strecke Zürich - Rotkreuz - Sisikon und wechseln dort auf den Bus hinauf ins Riemenstaldertäli; bei der Haltestelle Käppeliberg wollen wir starten. Besagter Bus fährt allerdings genau einmal am Morgen und einmal am Nachmittag, abgesehen von Sonderfahrten. Und man muss reservieren. Als ich gestern anrief, riet der Herr Gisler, dass wir in Rotkreuz schnell umsteigen sollten, es hapere bei dieser Verbindung bisweilen, die vier Minuten in Rotkreuz reichten manchmal nicht. Und  dann sei er in Sisikon halt weg. Was tun? Nicht aufregen und einen Plan B formulieren! Wenn wir in Rotkreuz scheitern, warten wir den nächsten Zug ab. Steigen in Sisikon aber nicht aus, sondern fahren weiter nach Flüelen. Nehmen dort die Eggberge-Seilbahn und wandern über Schön Chulm und den Spilauer See zur Lidernenhütte und hinab nach Riemenstalden. Dort nehmen wir den Bus hinab nach Sisikon. Ob wir den Rophaien heute erreichen, ist also nicht ganz sicher. Hingegen scheint gewiss, dass wir Herrn Gisler treffen.

Dienstag, 23. Juli 2019

Tiffany Johnson kehrt zurück

Der Saxetbach, ein Nebenfluss der Lütschine.
(Foto: J.C.L. van der Does/ Wikicommons)
Im Juli 1999 ist eine Gruppe junger ausländischer Touristinnen und Touristen in der Schlucht des Saxetbaches unweit von Interlaken am Canyoning. Eine Sturzflut erfasst sie, reisst sie mit, tötet insgesamt 21 Menschen. Eine, die gerade noch davonkommt, ist Tiffany Johnson, eine Australierin, damals 21-jährig. Sie erholt sich nicht leicht von den schweren Verletzungen, unter anderem funktioniert seither ihre Bauchspeicheldrüse nicht mehr, sie hat Diabetes. Heute ist Johnson zweifache Mutter. Und eine erfolgreiche Illustratorin. Sie lebt in Melbourne und hat sich befreien können vom Schuldgefühl, überlebt zu haben, während andere starben. Gestern war Tiffany Johnson im Tagi porträtiert: Zum 20. Jahrestag des Unglücks wird sie am Samstag ins Berner Oberland zurückkehren. Die Visite werde wohl, sagt sie, emotional werden.

Montag, 22. Juli 2019

Bloss eine Kuppe

Die Motta Palousa, 2143 Meter über Meer.

E. gönnt sich ein Gipfel-Schläfchen.
Am Samstag bestiegen wir von Cunter aus via Promastgel die Motta Palousa und stiegen dann ab via Alp Ozur und Aclas nsch Surava. Die Unternehmung war anstrengend: 6 1/2 Gehstunden, 1070 Meter auf-, 1370 Meter abwärts. Und sie war ergiebig. Die Motta Palousa ist bloss die Kuppe eines Bergrückens, der weniger felsig ist als vielmehr bewaldet und von Heidekraut überwachsen. Aber die Aussicht von dort oben, die hat es in sich. Wir sahen hinab ins Oberhalbstein, ins Albulatal und ins Landwassertal, sahen den Bahnviadukt von Wiesen, sahen dazu die unglaublichsten Berge wie den Piz Mitgel, das Corn da Tinizong, das Lenzer Horn, den Piz Toissa und den Piz Curver. Grandios. Das Einzige, was wir vermissten, war eine Alp mit Besenbeiz oder eine Wirtschaft. Auch am Ende in Surava war nichts geöffnet, das Dorf siecht vor sich hin. Und also nahmen wir das Postauto nach Tiefencastel. Dort fanden wir das Hotel Albula & Julier offen vor, bestellten von der gut dotierten kleinen Nachmittagskarte und genossen den einzigartigen Sound des Ortes. Direkt unter der Hotelterrasse strömt die Albula talwärts und macht einen himmlisch-harmonischen Lärm.
Noch eine halbe Minute, und P, ist auf der Motta.

Sonntag, 21. Juli 2019

Das Rutschdorf


Gestern stiegen wir auf die Motta Palousa, einen Aussichtsberg in der Ecke zwischen dem Albulatal und dem Oberhalbstein. Hier ein Foto voraus, das ich auf dem Gipfel machte. Es zeigt das Lenzer Horn. Und, unter der bleckenden offenen Flanke, das Dörfchen Brienz. Dieses hat in den letzten Wochen und Monaten Schlagzeilen gemacht. Brienz, rätoromanisch Brinzauls, liegt seit altersher in einem Erdrutschgebiet. Neu ist die Geschwindigkeit, mit der der Boden sich talwärts bewegt: rund einen Meter pro Jahr. Wie lange kann das noch gut gehen?

Samstag, 20. Juli 2019

Stufe um Stufe hinauf. Oder hinab

In der "Schweizer Familie" dieser Woche gibts von mir einen achtseitigen Beitrag: hiesige Treppen und Leitern und die Wanderungen, auf denen wir sie erleben. Das Heft ist jetzt am Kiosk. Ah ja: Sicherheitstipp habe ich auch beigestellt.

Freitag, 19. Juli 2019

Weitblick, Tiefblick, Bratwurstblick

Das Änggelaueneseeli (es ist seicht und daher so hell) und dahinter die Schwändiliflue.
Mit Wohlgefallen denke ich zurück an den Mittwoch. An die Wanderung auf den Fürstein. An die Berge rundum, die Schrattenfluh etwa, diese nackte Pultfläche aus grauem Kalk. An die beiden Seen, das Sewenseeli und das Änggelaueneseeli. An den abenteuerlichen Abstieg vom Fürstein durch die schroffe Steilwand hinab zur Wasserfallenegg. An die Bratwurst im Restaurant Stäldeli, die so schön grobkörnig war und fein gewürzt mit Zimt und Fenchelsamen. Und an den Tiefblick in das schauerliche Chessiloch gegen Ende der Unternehmung. Die Wanderung war gut, doch! Sie wird mir bleiben. Die Routenangaben: Langis (Bus ab Sarnen) - Glaubenberg - Schnabel - Sewenseeli - Ober Sewen - Fürstein - Ober Änggelauene - Alp Änggelauene - Stäldeli - Holzhack - Eggli - Kragen - Flühli, Hüttlenen (Bus). 5 3/4 Stunden, 800 Meter aufwärts, 1350 abwärts.
Auf dem Fürstein. Rechts hinter der sitzenden Person der Schimbrig.
Bei Ober Änggelauene, hinten die Schrattenfluh.
Abstieg vom Stäldeli Richtung Chessiloch.

Donnerstag, 18. Juli 2019

Rätsel Fürstein

Der Fürstein ((Bildmitte). Das links ist der Chli Fürstein. Vorn das Sewenseeli.
Gestern war ich auf dem Fürstein, der mit 2040 Metern höchsten Erhebung zwischen Flühli LU und Sarnen OW; der Berg steht exakt auf der Kantonsgrenze. Wenn ich bloss wüsste, was der Name bedeutet. Die wissenschaftliche Datenbank Ortsnamen.ch gibt wenig her. Bei Realp im Kanton Uri gibt es einen Fürstein. In jenem Fall lautet die Deutung, dass der Stein nach vorne neigt ("für" gleich "vorn") und so ein Gaden schützt. Auf meinen Fürstein passt das irgendwie nicht, und eine Interpretation zu ihm liefert die Datenbank nicht. Ist dieser Fürstein ganz einfach der Stein, also Berg, des Feuers? Aber warum? Höhenfeuer? Oder gleicht er in der Form einem Feuerstein gleich Flint gleich Silex, also einem Stein, der beim Feuermachen per Funke eine Rolle spielt (und der wegen seiner Härte in der Prähistorie als Material für erstaunlich scharfe Messer diente)? Kann sein, doch sehe ich das mit der Form nicht. Und Feuerstein-Vorkommen am Fürstein sind mir auch nicht bekannt. Aber jedenfalls ist der Berg samt der Wanderung, die ich machte, schön. Und die Aussicht von oben war gewaltig. Ich und andere Wanderer schauten und genossen. Die Familie Feuerstein war nicht darunter.

Mittwoch, 17. Juli 2019

Ich wäre auch gern gewesener Generaldirektor

Stilvolle moderne Bauten in höheren Lagen sind in der Kombination beider Kriterien doch eher selten. Und daher freue ich mich über den Mittelformat-Band "Architektur erwandern. Touren zu zeitgenössischer Architektur in den Bergen" von Reto Westermann und Üsé Meyer. Er präsentiert bekannte und weniger bekannte Objekte in der Schweiz (plus einige wenige im grenznahen Österreich und Deutschland) und schlägt dazu jeweils eine passende Tour vor. Vier Beispiele solcher Objekte:
  1. Die Monte-Rosa-Hütte bei Zermatt, die als modernste Hütte der Alpen gilt.
  2. Das Berggasthaus Wildspitz auf dem gleichnamigen Gipfel, der zur Rossberg-Kette über Arth-Goldau SZ gehört.
  3. Das Kirchner-Museum in Davos.
  4. Das Ferienhaus Walpen in Blatten VS, das dem ehemaligen Generaldirektor des Schweizer Fernsehens und Radios Armin Walpen und seiner Frau Ruth gehört. Kreiert hat den Bau der bekannte Bündner Architekt Gion A. Caminada. Er ist so schön und schlicht, dass ich neidisch denke: Ach, wäre ich doch auch gewesener Generaldirektor. Von irgendetwas.

Dienstag, 16. Juli 2019

Der Waldarbeiter fand den Silberschatz

Ronja entert Ruine.

Modell der Burg Grenchen.
(Foto: Alfred Fasnacht/Wikicommons)
Oberhalb von Grenchen und Bettlach gibt es am Hang einen "Burghof". Und ein "Burgannisloch". Beide Flurnamen künden von der Burg von einst, die weiter oben im steilen Jurahang das Mittelland überragte und kontrollierte; es war wohl gar eine Doppelanlage mit zwei Burgen. Geblieben ist von dieser Höhenburg, gegründet vor gut 1000 Jahren, nur die (auf der Karte eingezeichnete) Ruine. Gut 300 Jahre war die Burg bewohnt, wurde dann aufgegeben, warum, ist unklar. 1583 lieferte das Gemäuer die Steine, als man unten in Grenchen einen Gefängnisturm erbaute. Und 1929 entdeckte der Waldarbeiter German Leimer aus Bettlach im Burgareal einen Silberschatz. Soweit die lückenhafte Geschichte der Burg Grenchen, die - abgeleitet vom Ortsnamen Bettlach - auch "Bettleschloss" genannt wurde. Am Samstag besuchten wir die Ruine und staunten über ihre so dominante wie diffizile Lage, die den Nutzern beschwerliche Wege im coupierten Gelände zumutete. Allfälligen Angreifern natürlich auch.

Montag, 15. Juli 2019

Rösti und Ruine

Meine drei Mitwanderer im Abstieg vom Bettlachstock.
P. im Steilgelände.
Die Grenchenwiti mit der Aare vom Oberen Brüggli aus.
Bodenschrunden. Der Jura ist
ein wasserarmes Gebirge.
Erstaunlich, dieser Juli. Auf dem Bettlachberg waren die Böden schrecklich ausgetrocknet mit tiefen Schrunden. Und gleichzeitig blies am Samstag ein eisiger Wind, so dass wir bei unserem Spätvormittags-Zwischenstopp im Restaurant Oberes Brüggli auf der Terrasse die Jacken montieren mussten. Unsere Gehunternehmung im Solothurner Jura von sechs Stunden (je 1020 Meter auf und ab) bescherte uns viel einsames Terrain, Blick auf die Karl-May-Krete der Wandflue direkt vor uns, Sicht auf das Mittelland tief unten mit den Schleifen der Aare in der Grenchenwiti. Auch lernten wir den Bettlachstock kennen, eine selten begangene Erhebung, auf der die Farne menschenhoch standen. Die Ruine der Burg Grenchen besuchten wir ebenfalls. Den Zmittag nahmen wir im Restaurant Bettlachberg, wo wir uns angeregt mit dem Wirtepaar Walker unterhielten, das nach acht Jahren dort oben im Spätherbst durch einen neuen Wirt abgelöst wird. Das Essen? Ich hatte eine vorzügliche Rösti.

Die Route für die, die es genau wissen wollen: Bettlach, Bahnhof - Allmend - Oberes Brüggli - Höchschwang - Bettlachberg, Restaurant - Bettlachstock - Ruine Burg Grenchen - Gäschli - Höfli - Grenchen - Bahnhof Grenchen Süd.

Sonntag, 14. Juli 2019

Ferien gibts nur ausnahmsweise

Eine englische Fabrik in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts. (Wikicommons)
Im "Willisauer Boten" war kürzlich auf einer Seite zu 125 Jahren Luzerner Gewerbeverband die Arbeitsordnung der Luzerner Firma "Bell" von 1870 abgedruckt. Schade, dass nicht mehr zu diesem Unternehmen gesagt wurde, um die Grossmetzgerei Bell handelt es sich wohl nicht, die war damals Basel-zentriert. Aber jedenfalls las ich das faksimilierte Dokument mit Interesse. Hier vier von 15 Punkten aus der Arbeitsordnung:
  • "Bedingt durch massive Verkürzung der Arbeitszeit hat das Personal nur noch an Wochentagen zwischen 6 Uhr vormittags und 6 Uhr nachmittags anwesend zu sein. Der Sonntag dient dem Kirchgang."
  • "Im Winter wird empfohlen, dass jedes Mitglied des Personals täglich Anfeuerholz und 4 Pfund Kohle mitbringt."
  • "Weibliche Angestellte haben sich eines frommen Lebenswandels zu befleissigen. Das Karisieren wird bestraft."
  • "Ferien gibt es nur in dringenden Fällen. Lohn wird in dieser Zeit nicht bezahlt."
NACHTRAG: Sonntag morgen, 5 Uhr 40. Blogleser Andrea Tonella liefert mir per Mail aus Luzern die Erklärung, um welches Unternehmen es sich handelt. Nämlich um die Maschinenfabrik Bell in Kriens. Vielen Dank, lieber Andrea!

Samstag, 13. Juli 2019

Der Grenchenberg-Bus fährt nicht

Ein Ausschnitt des Busnetzes von Grenchen. Linie 38
ist derzeit allerdings nicht in Betrieb. (Screenshot BGU)
Gestern plante ich die heutige Samstagsroute im Solothurnischen, Bettlachberg und allenfalls Grenchenberg. Als ich die Unternehmung festgelegt hatte, wollte ich mir die Fahrzeiten der Buslinie Grenchenberg - Grenchen anschauen, obwohl wir eigentlich nicht den Bus nehmen wollen; man weiss nie, vielleicht verstaucht sich jemand den Knöchel oder mag nicht mehr. Seltsamerweise lieferte mir der SBB-Online-Fahrplan die Angaben nicht. Nach dem zweiten erfolglosen Versuch rief ich den Kundendienst von BGU an, Busbetrieb Grenchen und Umgebung. Die Frau dort brachte mir bei, dass die Busse der Linie 38 derzeit nicht fahren können. Grund ist eine Strassen-Totalsperrung. Im Juni war von der Strasse durch den steilen Jurahang nach schweren Regenfällen ein grösseres Stück abgerutscht, dies relativ weit unten ungefähr bei der Haltestelle Cadotschstein. Mindestens 350 000 Franken kostet die Sanierung, vor Ende Juli ist nicht mit Bussen auf den Grenchenberg und retour zu rechnen. Henusode, wir sind sowieso zu Fuss unterwegs.

Freitag, 12. Juli 2019

Nicht A, sondern Ae

Kurz vor der Aellgäulücke, Blick auf den Brienzersee.
Dekoratives Auf und Ab bei der Lücke.
Bevor ich ein paar Worte über die grossartige Allgäulücke verliere, die wir am Mittwoch überschritten, muss ich kurz sprachlich werden: Korrekt heisst der Pass gar nicht "Allgäulücke", auch wenn man das manchenorts liest und ich den Namen gestern so schrieb. Richtig ist vielmehr "Aellgäulücke" oder, dialektal gefasst, "Ällgäuwlickä". Dies gesagt, möchte ich allen empfehlen, den Pass zu besuchen. Der Aufstieg von Oberried ist happig, klar, 1400 Höhenmeter setzen einem zu. Gleichzeitig ist es grossartig, unterwegs immer wieder mal innezuhalten, den mit zunehmender Höhe immer kleiner werdenden Brienzersee zu mustern und etwas schräg dahinter die Eisriesen des Berner Oberlandes zu sehen. Rund um die Lücke erblickt man des öftern Steinböcke aus der Nähe (wir sahen sie durch das Fernglas). Gleichzeitig wird einem oben eine ganz neue Ansicht zuteil: die auf die grünen Hügel des Emmentals und des Entlebuchs, zu denen wiederum Hohgant und Schrattenfluh den schroffen Gegenakzent setzen. Aellgäulücke, ich bin froh, dich kennengelernt zu haben.

Route: Oberried - Bitschi - Äellgäulücke - Schöniseischwand - Kemmeriboden. 6 Stunden. 1400 Meter aufwärts, 1000 abwärts.
Die Lücke im Rückblick.

Donnerstag, 11. Juli 2019

Berg und Burger

Mein Büffelburger.
Gestern gingen wir von Oberried zur Allgäulücke und stiegen auf der anderen Seite ab zum Kemmeriboden: eine Wanderung vom Brienzersee ins Emmental, anstrengend, 1400 Meter aufwärts, 1000 abwärts. Im Aufstieg trafen wir keine Leute. Oben in der Lücke und auf dem Grat zu ihren beiden Seiten hatte es welche. Nachher auch. Aber es war nicht viel Volk, das unterwegs war. Frappierend der Kontrast, als wir am Ende im Kemmeriboden-Bad einliefen, dem Hotel, das für seine gewaltigen Meringues schweizweit berühmt ist. Der Garten war pumpenvoll, die verschiedenen Gaststuben auch, viele Gäste waren als Gruppe im Car gekommen, andere mit dem Auto oder Postauto, wieder andere mit dem Bike oder eben zu Fuss. Grad knapp fanden wir noch Platz - und was ich wirklich bemerkenswert fand: Das Essen war bei allem Andrang grossartig. Und der Service im Druck gelassen, ja freundlich. Und kompetent. Dies ist ein ausserordentlich gut geführter Betrieb. Der Wasserbüffel-Burger mit Mozzarella von ebendiesem Tierli machte uns glücklich und belohnte uns für die Mühsal am Berg. Eine Meringue mochten wir dann beide nicht mehr. Zuerst Lücke, dann voller Bauch: Gestern war grossartig!
Die hingegen waren nicht für uns.

Mittwoch, 10. Juli 2019

Das Problem mit dem Turm

Altherrs Turm an einem früheren, inoffiziellen Standplatz.
(Screenshot von Jürg Altherrs Homepage)
Der Turm des verstorbenen Zürcher Künstlers Jürg Altherr würde kippen, wären da nicht die Seile, die ihn in der Senkrechten halten; das Ding ist mit Absicht labil gebaut. Lange Zeit fand die 18 Meter hohe Polyester-Skulptur keinen Standplatz. Schliesslich klappte es in Uster auf dem Zeughaus-Areal. Dort wurde sie vor zehn Tagen eingeweiht. Dann gab es Schwierigkeiten. Zwei der 120 Halteseile, die ziemlich schwer sind, lösten sich aus der Halterung. Die Behörden wollen nun klären, wie es zu dem Problem kam, und dieses beheben. Nach den Sommerferien soll der vorsichtshalber abgebaute Turm neu montiert werden - Happy End in Sicht.

Dienstag, 9. Juli 2019

Die Strasse, die es nicht gibt

Der Schlappinsee. Und hinten das Schlappiner Joch.
Prättigau und Montafon. (Screenshot Schweizmobil)
Es gibt keine Passstrasse vom Prättigau in die im Vorarlbergischen parallel sich ziehende Talschaft Montafon hinüber. Schweizer Orte wie Grüsch, Schiers, Küblis, Klosters sind nicht per Auto-Direttissima verbunden mit Österreicher Orten wie St. Anton i. M., Schruns, St. Gallenkirch, Gaschurn. 1970 stand ein solches Projekt zur Debatte, wurde letztlich aber von beiden Seiten abgelehnt. Klosters wäre mit Gargellen und St. Gallenkirch verknüpft worden, die Strasse wäre über das Schlappiner Joch, 2202 Meter über Meer, geführt worden. Gott sei Dank hat es nicht geklappt, dachte ich vergangenen Samstag in Schlappin vor dem schönen, praktisch unberührten Berghang, der zum Joch hinaufführt.