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Freitag, 15. November 2019

Diese üblen, diese brutalen Bündner

Sieht eigentlich ganz manierlich aus: Disentis mit der
Pfarrkirche. (Foto: Gion/ Wikicommons)
Im Winter wandert Widmer auch. Gleichzeitig sehnsüchtelt er vor sich hin, träumt vom nächsten Sommer und den grossen Pass- und Bergwanderungen, die er dann angehen will. Kürzlich, als ich in einem Surselva-Bergwanderführer las, fand ich eine lustige Passage, aus der hervorgeht, wie wild vor Jahrhunderten die Gegend um Disentis dem kultivierten Touristen aus dem Unterland vorkam.
  • Der Zürcher Pfarrer Johann Schmutz weilte 1745 in der Gegend und schrieb über Disentis, dessen Namen er korrekt aus dem Lateinischen herleitete: "alles wild, unfruchtbar, einöd; auch der Nam Disentis, Latin Desertum, zeiget solches an."
  • Der Kupferstecher und Maler Johann Balthasar hielt sich 12 Jahre später in der Gegend am oberen Vorderrhein auf. In Disentis kehrte er im "Kreutz" ein. Der Wirt servierte eine Pastete, "aus welcher, nachdem sie aufgeschnitten worden, ein ganzes Regiment schwartzer Käfer marschierte, welche auf ihre Erlösung schon lang mit Schmerzen gewartet". Bullinger und Gefährten nahmen danach mit Brot und Butter vorlieb.
  • 1763 reiste Johann Konrad Fäsi, Geograf, Historiker, Theologe, Lehrer über den Oberalppass. Er schrieb über die Menschen der Surselva: "Die Einwohner, Mann- und Weibspersonen, sind klein, übel gestalten, meistens mit einem Kropf gezieret. Die Mannspersonen tragen fast aller Ohrten die gleiche Kleidung. Ihr Augen und Gesicht zeiget wenig Menschlichkeit, wohl aber Wildheit und Brutalität. Man darf sie nur ansehen, so wird man sich nicht wundern, dass die Bündtnerische Geschichte von so villen einheimischen Aufläufen, Gewaltthätigkeiten gegen grosse Männer, Rebellionen, tyrannischen Strafgerichten angefüllt sind."

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