Donnerstag, 14. November 2024

Die Wiedergeburt der Ilfis

Die Ilfis bei Wiggen. 
Kurios, diese Ilfis, der ich am Montag von Wiggis LU aus ein Stück folgte. Sie bildet sich auf gut 1500 Metern über Meer am Fusse des Hängst, wie einer der Gipfel der Schrattenfluh heisst; es gibt dort im steilen Hang einen Punkt namens Ilfissprung. Weiter nördlich und weiter unten trifft die Ilfis auf den Hilferebach, das Ergebnis heisst … Hilfere. Eine Ilfis gibts auf den nächsten Kilometern nicht. Nördlich von Marbach aber vereinigt sich die Hilfere mit dem Schonbach und wird zur Ilfis – Wiedergeburt eines Flusses. Fortan behält die Ilfis ihren Namen, sie fliesst via Wiggen, Trubschachen und Langnau westwärts und mündet bei Emmenmatt in die Emme. 25 Kilometer lang ist sie. Wenn man auch den Abschnitt mitrechnet, auf dem sie anders heisst.

Mittwoch, 13. November 2024

Bei Dorbach sah ich die Sonne

Auf dem Hilferenpass, Blick zurück.
Am Montag ging ich über den Hilferenpass, eine auf 1291 Metern kulminierende Säumerverbindung, die von Wiggen nah Escholzmatt nach Flühli führt, dem Dorf im Tal der Waldemme. Lassen wir doch die Fotos von dieser Unternehmung erzählen.

In Wiggen startete ich beim Egghus, für den Weg kaufte ich mir im Imbiss ein Sandwich.

Der Passweg besteht auf der Seite Wiggen zu drei Vierteln aus Hartbelag.
Bei Dorbach kam ich aus dem Nebel an die Sonne.
In diesem reizenden Gehütt bei Dorbach ass ich mein Sandwich. Sehr fein.
Was die Natur alles schafft. Ein Pilz kurz vor der Passhöhe. Heute steht er womöglich im Schnee.
Auf der Flühli-Seite des Passes trug das Sumpfgras Raureif.
Besonders mochte ich im Abstieg die Waldpartien.
Das ehrwürdige Kurhaus von Flühli. Dahinter die Zacken der Schwändiliflue.
Schöne Mutter in der Pfarrkirche von Flühli. Ihre rechte Hand ist etwas lang geraten, oder?

Dienstag, 12. November 2024

Flühlis überlaute Jugend

Wenn das Ende einer Peitsche gekonnt beschleunigt wird, ergibt das einen Überschallknall. Womit wir bei Flühli LU wären. Dort lief ich gestern am frühen Nachmittag ein, nachdem ich den Hilferenpass überquert hatte. Die Zeit, bis der Bus kam, reichte grad für eine kurze Kirchenvisite. Von der Kirchenterrasse sah ich auf den nahen Schulhof – von dort war infernalisches Knallen zu hören, das sich anhörte wie Feuerwerk. Es waren Buben, die das Geisselchlöpfe übten.

Die haben einen Knall: Schulhausareal von Flühli LU.
Mein Filmli ist 13 Sekunden lang, bitte hier klicken.

Montag, 11. November 2024

Der Dreck fehlte

Eines der letzten Fotos der Wanderung: erleuchtetes Haus bei Brandhaltli und der Wägitalersee.
Eines der ersten Fotos der Wanderung: kurz nach Studen, hinten das Fluebrigmassiv.
Erosionsstelle auf halbem Weg zum Fläschlipass.
Am Samstag zogen wir aus dem Sihltal, genauer gesagt von Studen, via Fläschlipass, Rosenhöchi, Salzläcki hinüber ins Wägital, die Wanderung endete bei der Bushaltestelle an der Staumauer des Wägitalersees in Innerthal. 4 Stunden 40 Minuten wanderten wir bei je 720 Höhenmetern auf- und abwärts, hinzu kamen zwei Imbisspausen, ein Restaurant gabs leider nicht, das "Stausee" in Innerthal ist derzeit stillgelegt und harrt eines neuen Pächters, einer neuen Pächterin. Auf unserer Unternehmung sahen wir enorm viele Berge, allen voran die Gipfel des nahen Fluebrigmassivs. Wir genossen die Höhenwegpassage vom Fläschlipass bis zur Rosenhöchi, die normalerweise ein einziger Morast ist, in dem bisweilen auch ein Schuh hängenbleibt, den man dann kurz mal aufgibt, um ihn, besockt balancierend, dem Schlick wieder zu entreissen. Diesmal wars nicht so, der vielen Trockentage wegen, das Gelände war lieb zu uns. Auf der Rosenhöchi mampften wir unsere Sandwiches, beschauten den Chli Aubrig und den Gross Aubrig, den Zindlenspitz, den Schiberg, das Bockmattli und den Chöpfler, mussten aber bald mal weiter. Die Tage sind kurz, nachmittags um zwei beginnt die Sonne bereits zu schwächeln. Umso schöner das Licht während der zwei Stunden des Abstiegs, ich fand die Stimmung des Herbstnachmittags berauschend.
Zwischen Rosenhöchi und Salzläcki. Links der Chli Aubrig.

Etwas später: Hütten bei Eggstofel. Hinten rechts der breite Schiberg.

Der Wägitalersee, hinten rechts Innerthal. Es ist drei Uhr, in zwei Stunden geht schon die Sonne unter.

Sonntag, 10. November 2024

Verschluckt und ausgespien

Die Margarethenkapelle in St. Margrethenberg SG war …
… leider verschlossen, als ich am Donnerstag durchkam.

Schade, war sie verschlossen. Die Kapelle der heiligen Margaretha, deren Name auf die Ortschaft St. Margrethenberg samt dem zugehörigen Hochtal übergegangen ist, steht etwas ausserhalb des Dorfes, 15 Gehminuten auf dem Strässchen, das das Tal hinaufführt. Eine Kapelle gabs hier schon im 12. Jahrhundert. 1708 wurde ihre Nachfolgerin eingeweiht im Beisein des Bischofs von Chur. Margaretha gilt als weibliches Pendant des Drachentöters St. Georg, sie überstand die Begegnung mit einem Drachen unversehrt, laut einer Geschichte hatte sie dieser verschlungen, worauf sie im Bauch das Kreuzzeichen schlug. Und das Ungeheuer sie ausspie. Oder aber zerplatzte. Interessant an der Margarethenkapelle von St. Margrethenberg ist, dass in ihr ausser Jesus und Josef nur heilige Frauen dargestellt sind. Hätte ich gern gesehen.

Samstag, 9. November 2024

Eine petite fugue

Aufstieg durch den Chimmiwald. Hinten das vernebelte St. Galler Rheintal.
Rechts im Vordergrund bewaldet der Pizalun, der Hausberg von St. Margrethenberg.
Die Alp Maton. Hinten dominiert der Muntaluna.
Der Chemispitz ragt als felsige Kuppe aus dem Wald.
St. Margrethenberg: So heisst ein Dorf oberhalb von Pfäfers SG. Und so heisst das zugehörige Hochtal, das sich zwischen dem Taminatal und der Bündner Herrschaft sozusagen versteckt. Am Donnerstag stieg ich kurz nach acht in St. Margrethenberg aus dem Kleinbus, der mich von Pfäfers hinaufgetragen hatte. Die erste halbe Stunde der Wanderung war unerfreulich, eine bitterkalte Bise blies durchs Tal, das auch ein Windkanal ist. Schlotter. Weiter oben auf der langen Strasse das Tal hinauf kam ich in die Sonne, alles wurde gut. Vom Fürggli nahm ich den Kehrenweg durch den steilen Chimmiwald, erreichte die Alp Maton, sah neben ihr eine Abbruchfläche in der Krete. Fünf Minuten waren es noch zu meinem Ziel, dem Chemispitz, einem Gipfeli, das man im Unterschied zur Abbruchfläche von unten, aus dem Tal, nicht sieht. 1814 Meter über Meer, gewaltig die Sicht, in der Tiefe erstreckte sich das mit Nebelwatte ausgepolsterte Rheintal. Abwärts nahm ich zum Fürggli dann den pfleglicheren Höhenweg via Grot, der eine riesige Spitzkehre vollzieht. Wieder unten am Startort, fand ich, dass dies eine wundervolle petite fugue gewesen war. Eine stimmige kleine Nebelflucht. Heute übrigens, wird wieder geflohen. Diesmal im Kanton Schwyz.
Abbruchfläche bei der Alphütte Maton. Unten links Landquart.

St. Margrethenberg. Hinten leicht rechts der Bildmitte der Gonzen.

Freitag, 8. November 2024

Die Chemispitzmauer

Die Grenzmauer auf den letzten Metern zum Chemispitz.
Steinmännchen auf dem Gipfel. Hinten die Falknis-Vilan-Kette.
Die Mauer, Blick zurück.
Von der Route, die mich gestern von St. Margrethenberg auf den Chemispitz führte, möchte ich morgen ausführlich berichten. Sie verwöhnte mich mit Ansichten zahlreicher Berge, und wie schon am Montag im Rigigebirge war ich auch diesmal über dem Nebelmeer unterwegs. Hier vorerst bloss eine Beobachtung, die ich auf dem Gipfel und der Alp Maton gleich unterhalb machte. Über den Chemispitz, 1814 Meter über Meer, verläuft die Grenze der Kantone St. Gallen (Gemeinde Pfäfers) und Graubünden (Gemeinde Landquart). Eine aufwändig gebaute Steinmauer zeichnet diese Grenze derart ernsthaft ins Gelände, als träfen hier verfeindete Staaten aufeinander. Man muss sich vor Augen halten, dass das Weideland der Alpen einst viel kostbarer war als heute, jeder Quadratmeter zählte, Übergriffe galt es zu verhindern. Besser Frieden dank einer sauberen Grenze als Unfrieden, weil diese fehlt.

Donnerstag, 7. November 2024

Es ist immer die Siedwurst

Vier Mal die Schaukäserei Stein bzw. ihr Restaurant.

In Stein AR, wo ich geboren und – weitgehend – aufgewachsen bin, gibt es zwei Restaurants meines Vertrauens. Zum einen ist da der "Ochsen", wo Margrit Wild umsichtig wirtet, ich liebe ihren Braten. Zum anderen ist Stein bekannt für seine Appenzeller Schaukäserei. Die hat auch ein Restaurant, in dem ich mit meiner Mutter essen gehe, wenn der "Ochsen" Ruhetag hat oder Ferien. Die machen das auch gut, finde ich, für eine an einen touristischen Betrieb angeschlossene Gastrostätte ist alles überdurchschnittlich: der Service, das Essen, die Dekoration. Diese Woche war ich wieder mal in der "Schauchäsi", an der ich auch schätze, dass ich nie überlegen muss, was ich nehme. Es ist immer die Siedwurst mit Käshörnli.

Dienstag, 5. November 2024

29 statt 20

Hier die Zahlen zu unserer jetzt abgeschlossenen Begehung des Schweizer Jakobsweges. 479 Kilometer zu Fuss sind nicht nichts. Hartgesottene Pilgerexistenzen werden allerdings anmerken, dass sie die Route von Konstanz nach Genf nicht in 29 Etappen einteilten wie ich und mein Grüppli. Sondern in 20 Etappen oder ähnlich. Unsereins war halt im Modus "Pilgern-plus" unterwegs, das "plus" stand für gutes Essen. Für Exkursionen zu interessanten Dingen am Weg oder nah am Weg. Sowie für Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen. So ist die Jakobspilgerei: Jeder und jede entwickelt einen eigenen Modus.

Ich sah das Meer

Eigentlich wollte ich hier heute ein paar statistische Dinge zum Jakobsweg von Konstanz nach Genf durchgeben. Das muss warten, ich will zuerst meine Begeisterung ausdrücken über meine neuste Unternehmung. Gestern bestieg ich vom Fruttli, der Bahnhaltestelle an der Linie von Arth-Goldau auf die Rigi, den Dossen, 1685 Meter über Meer. Und stieg dann ab nach Rigi Kaltbad. Drei Stunden brauchte ich für die Strecke (580 Höhenmeter aufwärts und 300 Höhenmeter abwärts) und konnte mich nicht sattsehen am Nebelmeer. Ich hatte ja auch Nachholbedarf, die Jakobspilgerei der letzten Wochen spielte sich durchgehend im Flachland ab. Von oben habe ich den Nebel schon lange nicht mehr gesehen. Hier vier Fotos des Innerschweizer Nebelmeeres.

Morgens um halb neun, oberhalb des Fruttli. Hinten der Rossberg.

Auf dem Dossen. Im Vordergrund links der Mitte das Buochserhorn.

Auf dem Dossen, Blick Richtung Seelisberg und Niederbauen.
Der hintere Teil des Vierwaldstättersees ist der Urnersee.

Kurz vor Rigi Kaltbad, Blick zurück.

Montag, 4. November 2024

Ein Thurgauer und ein Oligarch

Am Samstag waren wir das letzte Mal als Jakobspilgerinnen und -pilger unterwegs auf der Strecke von Konstanz nach Genf, wir zogen von Nyon nach Versoix. Fünf Stunden brauchten wir für die gut 20 Kilometer, genossen noch einmal das ganz eigene Pilgergefühl, zu dem gehört, dass der Weg der Weg ist, ob er nun durch schmucke Rebhänge führt oder einem zwei Kilometer Trottoir an einer vielbefahrenen Strasse serviert. Hier fünf Schnappschüsse.

In Nyon VD war Markt. Angesichts der Auslagen packten mich Kochfantasien. Weil ich aber den
Rucksack nicht vollpacken mochte, konnte ich nicht kaufen. Das war hart. (Foto: Ronja)

Das Château de Garengo in Céligny GE wechselte letztes Jahr die Hand.
Neuer Besitzer ist ein russischer Oligarch. Kaufpreis: 64 Millionen Franken.
Deutschsprachige Reklame vor dem Volg in Founex VD.
Das Areal La Bécassière in Versoix GE bietet Standplätze für
Hunderte von Schausteller-Vehikeln. 
Heimfahrt. Den Wein, einen Gamaret, hatte ich im 
Weingut Château de Crans VD gekauft.

Sonntag, 3. November 2024

Die Colonia Iulia Equestris

Nyons Römersäulen hoch über dem Genfersee.
Der Stadtgründer Julius Caesar.
Nyon war schon unter dem Keltenstamm der Helvetier eine stattliche Siedlung, Noviodunum genannt. Später gründeten die Römer den Ort, der wohl niedergebrannt war, ein zweites Mal unter dem Namen Colonia Iulia Equestris. Die heutige Waadtländer Stadt am Genfersee ist stolz auf ihr antikes Erbe. Auf ihr Amphitheater zum Beispiel, von dem ich bereits erzählt habe. Vor dem Römischen Museum wiederum steht eine Marmorstatue von Julius Caesar, dem Stadtgründer; einheimisch ist sie nicht, es handelt sich um die Kopie einer Statue in Rom. Am allerschönsten sind, was das antike Nyon angeht, die zweieinhalb Säulen in aussichtsreicher Lage auf der Esplanade des Marronniers hoch über dem Genfersee. Sie stammen tatsächlich aus dem römischen Nyon. Freilich gehörten die Säulen zum Forum der Stadt, dem Versammlungsort und Marktplatz. Im Rahmen von Grabungen wurden sie unter einer modernen Strasse entdeckt und an den jetzigen Ort überführt. Das gefiel den Touristikern. Und uns gefiel es auch, als wir uns gestern in Nyon umschauten.

Samstag, 2. November 2024

Eine Lücke wird geschlossen

Nyon voraus, gleich sind wir am Ziel von Etappe 26.
Das war am 5. Oktober. Heute ist Nyon Startort für Etappe 27.
Wie schon erzählt, sind wir auf dem Schweizer Jakobsweg am Ziel angekommen, an der Landesgrenze bei Genf. 29 Etappen waren es insgesamt. Wie auch schon erzählt, fehlt mir allerdings noch die Etappe 27, die ich krankheitshalber ausliess. Heute wird dieses Teilstück von Nyon nach Versoix bewandert, womit dann auch ich die grossartige Pilgerunternehmung, die im Februar in Konstanz begann, abgeschlossen haben werde. Schön ist, dass ich heute Gesellschaft habe, Ronja kommt mit, sie hat Etappe 27 verpasst, weil sie auf einer Asienreise war. Erstes Ziel der Route, die gut 20 Kilometer lang ist mit, wie ich höre, viel Asphalt: Wir wollen in Nyon die Statue von Julius Caesar aufsuchen. Allen einen schönen Samstag.

Freitag, 1. November 2024

Eine kleine Basilika

Notre-Dame de Genève. Der Genfer Hauptbahnhof Cornavin steht 50 Meter entfernt zur Rechten.

Ich hatte diese Kirche bisher immer übersehen. Obwohl sie gleich neben der Gare de Cornavin steht, dem Genfer Hauptbahnhof. Notre-Dame de Genève wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf Reste der geschleiften Stadtbefestigung gebaut. Sie ist eine Basilika, wobei die Bezeichnung verwirren kann. Aus architektonischer und baugeschichtlicher Sicht sind Basiliken Kirchen, die in der Form der antiken Basilika ähneln, einem Hallengebäude. Langgestreckt sind sie mit einem hohen Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen. "Basilika" hat aber noch eine zweite Bedeutung, eine sozusagen verwaltungstechnische oder auch organisatorische. In Rom stehen die vier ranghöchsten römisch-kathlischen Kirchen, von denen jede den Ehrennamen "Basilica maior" trägt, Grössere Basilika. Zu diesen vier zählt unter anderem der Petersdom. Zusätzlich kann der Papst anderen Kirchen, die er für besonders wichtig erachtet, weil sie zum Beispiel als Pilgerziel gelten oder bedeutend sind für die Verbreitung des katholischen Glaubens, den Titel "Basilica minor" verleihen, Kleinere Basilika. Hier kommt Notre-Dame de Genève ins Spiel: Die Kirche findet sich am Jakobsweg nach Santiago de Compostela und ist zudem Anlaufstation für katholische Gläubige im streng reformierten Genf. In der Schweiz ist sie eine von exakt einem Dutzend Kirchen im Rang einer Basilica minor, seit 1954 trägt sie den Titel.