Dienstag, 30. September 2025

Der Köhler von Wäldi

"Schweizmobil"-Screenhot mit Napoleonturm und Cholhoo. 
500 Meter vom Napoleonturm in der Thurgauer Gemeinde Wäldi entfernt gibt es ein Waldstück Cholhoo. Wir kamen dort vor zwei Wochen durch – und ich fragte mich, warum der Ort so heisst. In der wissenschaftlichen Datenbank ortsnamen.ch wurde ich fündig. Chol steht für Kohle und verweist wohl auf den Platz eines Köhlers, der hier einst arbeitete. Und hoo ist gleich Hau, gemeint ist eine Waldfläche, auf der Holz gehauen, also geschlagen wurde. Wieder etwas gelernt.

Montag, 29. September 2025

Den Samstag wollte sie für sich

Eine Handschriften-Illustration: Melusine im Bad, ihr Gatte hat durch das Loch in der Tür geschaut.
In dieser Fassung von circa 1410 aus Frankreich hat Melusine einen Drachenleib.
(Bibliothèque nationale de France / Wikicomons)
Schloss Landshut.
Der Melusine-Stoff begeisterte die Menschen des Mittelalters, aber auch der Jahrhunderte danach. Der Ritter Raymond trifft im Wald eine wunderschöne Frau und verliebt sich auf der Stelle. Melusine willigt bald darauf in die Heirat ein. Unter einer Bedingung: Der Samstag gehört ihr, sie will ihn im Bad verbringen und nicht gestört werden. Das Eheglück ist vollkommen, bis Raymond es eines Samstags doch nicht lassen kann und sich ins Bad schleicht. Gross der Schrecken: Seine Gattin ist eine Fee oder ähnlich. Ein Wesen, das an diesem Tag vom Bauchnabel abwärts eine Schlange ist mit einem geschuppten Leib. Wie es weitergeht – da gibt es verschiedene Versionen. Zum Beispiel diese: Melusine verschwindet, schleicht sich nur manchmal nachts zurück in die Burg, um nach ihren Kindern zu sehen. 

Eine besonders berühmte Fassung der Geschichte entstand auf Schloss Landshut in Utzenstorf. Dort lebte im 15. Jahrhundert Thüring von Ringoltingen, Spross einer reichen Familie, der es später in Bern mehrfach ins höchste Amt der Stadt, zum Schultheiss, brachte. Mit 41 Jahren übertrug er eine französische Melusine-Vorlage ins Deutsche, wobei er die Handlung zum Teil abänderte. Offenbar mit Geschick, seine "Melusine" wurde zur Zeit des Buchdrucks mehrfach gedruckt und verbreitete sich weit über die Grenzen der Eidgenossenschaft – ein früher Schweizer Bestseller.

Sonntag, 28. September 2025

Wasserschloss mit Wolf

Schloss Landshut ist das einzige erhaltene Wasserschloss im Kanton Bern.
Gestern schrieb ich über unsere Wanderung von Gerlafingen nach Utzenstorf. Und den Zmittag daselbst im "Bären". Um 14 Uhr hatten wir ausgegessen und -getrunken, fuhren aber noch nicht heim, sondern zogen hinüber nach Schloss Landshut etwas ausserhalb. Dieses ist imposant allein schon durch seine Anlage: Es ist ein Wasserschloss, umgeben von einem Graben, in dem sich unheimliche Riesenkarpfen tummeln. Auch gibt es einen englischen Garten, der das ganze Jahr über zugänglich ist, wohingegen das Schloss selber samt seinen beiden Museen bald einmal – am 12. Oktober – Saisonende hat und in den Winterschlaf abtaucht. Wir schauten uns die zwei Dauerausstellungen an, die eine dem Schloss und seinen adeligen Bewohnerinnen und Bewohnern gewidmet, die andere dem Wild und der Jagd. Wir lernten viel Neues, vernahmen zum Beispiel von einem reichen Mann, der im Schloss lebte und im ausgehenden Mittelalter das schrieb, was man heutzutage "Bestseller" nennen würde. Aber das ist wieder eine andere Geschichte und wird morgen oder übermorgen hier dargeboten.
Mutter und Tochter.
Auch der Wolf hats ins Schloss Landshut geschafft.

Gediegene Wohnstube im Schloss. (Foto: Ronja)

Samstag, 27. September 2025

Das "Bären"-Projekt

Roulädli mit Rohschinken, Pouletbrust an Thai-Sauce, getrüffelte Nüdeli,
Kost für verfressene Wanderer im "Bären" in Utzenstorf BE
Am Mittwoch wanderten wir von Gerlafingen nach Utzenstorf und assen dort hervorragend zu Mittag im "Bären" – schon wieder ein "Bären", erst eine Woche zuvor waren wir in Dürrenroth in einem Gasthaus dieses Namens eingekehrt. Mich ereilte vor Ort der Gedanke, ich könnte doch alle "Bären" der Schweiz besuchen, natürlich inklusive die "Ours" der Romandie. Und dann eine Art Wander-Gastro-Kultur-Geschichte-Führer schreiben. Wäre lustig. Fehlt bloss der Financier. Und jetzt noch einmal zur Route. Wir brauchten gut zwei Stunden für die Strecke, die am Bahnhof Gerlafingen, knapp noch im Solothurnischen, beginnt und als erstes am riesigen Stahlwerk vorbeiführt; zudem war da ein Schrottplatz, wie er auch in einem "Mad Max"-Film vorkommen könnte. Gleich kam aber Gott sei Dank der Änteweier in Sicht, ein reizendes Gewässer, das als Fabrikteich begann und in der Gegenwart geschützt ist als Biotop und Vogelbrutplatz. Im Folgenden gingen wir bis Utzenstorf am Unterlauf der Emme, die in diesem Sektor zum Grossteil begradigt ist und von einem Kanal begleitet wird. Die meiste Zeit waren wir im Wald unterwegs, sahen eigentlich gar nichts. Ausser Grün. Wer eine kurze Wanderung machen möchte, die entspannt: Diese passt. Natürlich mit dem "Bären" am Schluss.

Blick vom Aussichtsturm über den Rand des Änteweiers zum Stahlwerk Gerlafingen.
Eine sehr gerade Gerade im Wald am Emme-Ufer.

Blumen tun dem Auge wohl.

Freitag, 26. September 2025

Verboten?

Total legal: Ronjas Teller mit Felchen im "Seegarten". (Foto: Ronja)
Nachdem ich am Dienstag über das Restaurant Seegarten in Ermatingen TG berichtet hatte, das Fisch aus dem Untersee zubereitet, darunter je nach Tagesbeute auch Felchen, schlug mir Unglauben entgegen – das sei nicht möglich, denn es gelte im Bodensee ein Fangverbot für Felchen, bekam ich zu hören. Völlig falsch ist das nicht, liebe Freundinnen und Freunde. Bloss gilt das Verbot nur für den Obersee, den grösseren Teil des Bodensees. Im Untersee sind die Felchen nicht akut bedroht, man darf sie fangen. Hat also alles seine Richtigkeit mit meinem Eintrag. Und das Restaurant ist auch entlastet. Uff.

Donnerstag, 25. September 2025

Der Bauer und sein Napoleon

Der Napoleonturm im Thurgauer Weiler Hohenrain (siehe Montag) geht angeblich zurück auf den in der Gegend einst ansässigen Louis Napoleon, den späteren Kaiser der Franzosen Napoleon III. Anderthalb Kilometer vor dem Turm passierten wir am Samstag im Dörfchen Helsighausen den Onkel von Napoleon III. Jenen  Napoleon, den wir alle aus der Schule kennen. Napoleon I. Missmutig das Gesicht, typisch die Pose mit dem einen Arm in der Uniformjacke. Sechs Meter hoch ist die Styroporfigur und stammt ursprünglich aus dem Aargau. Sie wurde geschaffen und dort aufgestellt, als der Kanton Aargau 2003 seinen 200. Geburtstag feierte; Napoleon I., der die alte Eidgenossenschaft umkrempelte, hat massgeblich Anteil daran, dass der Aargau entstand. Ein Thurgauer Militärfan ersteigerte später die Statue, und nun steht sie auf dem Hof seines Schwagers in Helsighausen. Es soll auf der Strasse vor dem Hof schon kleine Auffahrunfälle gegeben haben, weil Autofahrer oder -fahrerinnen sich ablenken liessen. Napoleon ist nicht zu unterschätzen.

Mittwoch, 24. September 2025

Endlich ist sie erschienen

Ende Mai war ich einige Tage lang unterwegs auf dem "Camino Francés", dem wichtigsten spanischen Jakobsweg. Besuchte zwischen den Pyrenäen und der Atlantikküste wichtige Pilgerorte mit dem Auto, wanderte jeden Tag immerhin auch ein, zwei Stunden. Und nun darf ich glücklich vermelden, dass meine über neun Seiten sich ziehende, splendid bebilderte Reportage endlich erschienen ist. Wer sie lesen will: kaufen! Das neue Heft der "Schweizer Familie" ist ab heute am Kiosk erhältlich!

Dienstag, 23. September 2025

Der beste Egli

Am Samstag war noch einmal voll und ganz Sommer. Wir wanderten im Thurgau, gut dreieinhalb Stunden, stiegen von Berlingen auf zum Napoleonturm bei Hohenrain. Stiegen dann, nach dem Apéro in der Turmbuvette, wieder ab zum Untersee. In Ermatingen assen wir, im "Seegarten". Der erwies sich als Glücksfall. Fisch gibts in diesem Restaurant nur fangfrischen aus dem Untersee, Egli, Felchen, Hecht, Wels, je nachdem. Wer reserviert, reserviert mit dem Tisch gleich auch den Fisch, meist geht das auf. Aber hey, sonst gibts halt Forelle vom ebenfalls thurgauischen Zuchtbetrieb Kundeldingerhof. Ich kam zu einem Teller mit Egli, der samt dem hauchfeinen Teigli unglaublich gut schmeckte. Vielleicht wars gar der beste Egli, den ich je hatte.

Montag, 22. September 2025

Grosser Turm und kleiner Turm

Der Napoleonturm bei Hohenrain TG.
(Foto: Ronja)
Schöner Turm. Aus Holz ist er gebaut, ist 40 Meter hoch, 208 Stufen führen hinauf zur Plattform auf 36,4 Metern, grossartig der Blick auf den Untersee, aber auch zum Alpenkranz von Säntis über Tödi und Titlis bis Eiger. Am Samstag besuchten wir den Napoleonturm, der im Thurgau steht, auf dem Seerücken, beim Weiler Hohenrain der Gemeinde Wäldi. Im Inneren des Turmes passierten wir auf halber Höhe das Modell des Vorgängerbaus. Der stand von 1829 bis 1855 und wurde dann, weil altersschwach, abgerissen. Initiiert haben soll diesen ersten Turm Louis Napoleon, der Neffe von Napoleon I.; er hatte als Jugendlicher und junger Mann im Thurgau gelebt, wurde später als Napoleon III. Kaiser der Franzosen, war somit der einzige französische Herrscher aller Zeiten, der fliessend thurgauerte. Der damalige Holzturm, den als treibende Kraft Louis Napoleons Freund und Geschäftspartner Charles Parquin bauen liess und betrieb, hatte drei Plattformen, die untere diente als Tanzfläche, die mittlere barg ein Restaurant, während sich ganz oben ein Fernrohr befand. Natürlich kostete die Besteigung Eintritt. Was genau Louis Napoleons Zutun zu der touristischen Attraktion auch immer war – der Turm wurde von den Einheimischen "Napoleonturm" genannt. Wie der heutige Turm, der 2017 eröffnet wurde.
Modell des Vorgängerturms im Treppenhaus. 

Buvette beim Bauernhof unterhalb des Turms.

Blick vom Turm zum Untersee mit der Insel Reichenau, die zu Deutschland gehört. (Foto: Ronja)

Sonntag, 21. September 2025

Das Kugellagerproblem

Derzeit fährt die Seilbahn auf das Niederhorn nicht.
Die Gondelbahn von Beatenberg aufs Niederhorn fährt erst zu Beginn der Wintersaison am 20. Dezember wieder, derzeit ist sie geschlossen. Dies aufgrund eines technischen Defekts im Umlenkrad bei der Bergstation, den man vor gut einer Woche registrierte. Der Stillstand ist mit Einbussen in Höhe von rund zwei Millionen Franken verbunden, denn im Herbst wollen bei gutem Wetter besonders viele Leute auf den Berg über dem Thunersee mit der grandiosen Fernsicht. Das Datum der Wiederinbetriebnahme ist im Übrigen mit Vorsicht zu geniessen, die Beschaffung der Ersatzteile (170 Kilo schwere Kugellager) ist offenbar schwierig, die Reparatur ebenfalls. Wer Lust darauf hat, das Niederhorn ohne viele Menschen zu geniessen oder oben gar allein zu sein – jetzt ist die Zeit dafür.

Samstag, 20. September 2025

Das Schüpbach-Wägli

Eine wirklich schöne Route, die wir da am Mittwoch machten: von Wasen via Dürrenroth nach Huttwil. Also vom Emmental in den Oberaargau. Hier ein paar Fotos.

Eine Viertelstunde nach dem Start in Wasen erreicht man das
"Schüpbach-Wägli", benannt nach dem Mann, der es vor
gut 60 Jahren mit Geschick in ein lauschiges Tobel baute. 

Auf der Krete zwischen Wasen und Dürrenroth dann die Überraschung.
Der Wald endet, man bekommt Sicht bis zur ersten Jurakette.

In Dürrenroth assen wir im "Bären", einem historischen Haus.
Ich hatte ein Forellenfilet mit Steinpilzrisotto, war hervorragend.

Oberhalb Dürrenroth waren wir später lange auf einem Höhenweg unterwegs.
Bei Oberi Rotmatt sahen wir ein Feld mit Eibisch. Ein Bauer erklärte uns,
dass die Ernte für die Firma Ricola und ihre Hustenbonbons bestimmt sei.

Einer von vielen schönen Höfen: der Hof Zwang.

Noch einmal das Schüpbach-Wägli. Mit mir. (Foto: Ronja)

Freitag, 19. September 2025

Der Hügel, die Kuh, die Blumen

Hügel bei Dürrenroth.
Hab derzeit grad ein Fussproblem, eine entzündete Sehne, am "Schweizer Familie"-Wandertag konnte ich leider nicht mit auf die viereinhalbstündige Wanderung. Mein Arzt findet, ich solle schonen, aber auch nicht nicht bewegen. Also Testbetrieb. Und Ibuprofen. Am Mittwoch ging ich mit Ronja von Wasen via Dürrenroth nach Huttwil, was gut dreieinhalb Stunden dauerte. Die leichte Route gefiel mir extrem, ich will morgen mehr von ihr erzählen. Heute bloss einer der Chnubel (mit Kuh), die im Emmental allgegenwärtig sind. Plus ein paar Blumenfotos, herrlich, wie es in den Gärten und auf den Feldern blühte. Und der Fuss? Der scheint sich nicht entscheiden zu können, ob er lieb sein soll oder bös. Könnte dauern, die Sache.

Donnerstag, 18. September 2025

Der Bahnhofszügel

Der Bahnhof Davos Dorf am heutigen Standort.
Foto: CC-BY-SA-4.0 Markus Giger (commons.wikimedia.org)
Schon wieder geht es hier heute um Davos. Gestern las ich in der "Südostschweiz", dass in Davos ein, so die Zeitung, "Monsterprojekt" ansteht. 66 Millionen Franken soll es kosten. Heute wird im Ortsparlament über einen Projektierungskredit von etwas über 2 Millionen Franken entschieden, resultiert ein Ja, folgt im November die Volksabstimmung. Konkret soll der Bahnhof Davos Dorf um gut 400 Meter verschoben werden Richtung Südwesten zum Seedorfseeli bei der Parsennbahn. Dort soll eine neue Verkehrsdrehscheibe samt Busterminal entstehen. Hier mehr zum Vorhaben.

Mittwoch, 17. September 2025

Warst du mal in Muchtern?

Muchtern vor 20 Jahren. (Foto: Roland Zumbühl/ Wikicommons)
Ich habe im Lauf der Jahre schon etliche Male in diesem Blog Beispiele gebracht, wie Orte der Romandie und des Tessins auf Deutsch genannt werden – so es einen solchen deutschen Namen denn gibt. Montreux, las ich grad eben, heisst Muchtern. Ich muss sagen, ich bin froh, dass die deutsche Version nicht mehr kursiert. Ihr geht die Grandeur ab. "Muchtern" klingt wie ein Hautausschlag. Oder ein Gerät der Landwirtschaft.

Dienstag, 16. September 2025

Bär gegen Stier

Das Urserntal mit Andermatt. Gut zu sehen über Andermatt die kurvige Oberalp-Passstrasse nach Nätschen.
Im "SonntagsBlick" stand zu lesen, dass in Andermatt UR, dem Haupttdorf des Urserntales, nicht alle glücklich sind über den geplanten Umzug des Holzmunis Max nach Nätschen, das zu Andermatt gehört. Ich berichtete über das Vorhaben: Max, über 20 Meter hoch und 182 Tonnen schwer, war eben am Eidgenössischen Schwinger- und Älplerfest im Glarnerland das Wahrzeichen. Ihn mit einem Nasenring versehen, wie ihn im Urner Kantonswappen der Uristier trägt, und ihn nach Andermatt holen: Dies will eine Gruppe einflussreicher Urner. Freilich gibt es da noch eine dieser kleinen, unser Land prägenden Differenzen: Das Urserntal ist eine Welt für sich. Es gehörte zuallererst zum Kloster Disentis auf der Bündner Seite des Oberalppasses. Dann kam vom Wallis her das Siedlervolk der Walser und assimilierte die schon vorhandene romanische Bevölkerung. Mit Uri unterhielt man lange ein enges Bündnis, kam so zur Eidgenossenschaft, blieb dabei aber weitgehend frei. Erst 1803 stiess Ursern zum Kanton Uri. Was Andermatt angeht, so führt es im Gemeindewappen nicht etwa den Uristier. Sondern einen Bären mit dem Talkreuz, das an die ganz frühen Zeiten unter der Herrschaft des Klosters Disentis erinnert. Der Muni Max passt nicht so richtig ins Urserntal. Wenigstens nicht aus historischer Warte.

Montag, 15. September 2025

Die Affen von Davos


Der Nationale Wandertag der "Schweizer Familie" in Davos ist vorbei. War angenehm, weil es am Samstag warm und zeitweise sogar sonnig war. Nächstes Jahr wird es in eine ganz andere Ecke des Landes gehen, der Wandertag findet dann in Gstaad statt. Hier ein Foto, das ich in Davos im Restaurant Stau aufnahm bei einem Apero. Vier Affen sind auf dem Wandgemälde zu sehen, die zusammen essen und trinken. Sie könnten auch Menschen sein, sind ja bekleidet. Als ich das Gemälde anschaute, fiel mir ein, dass das Genre vermenschlichter Affen in der europäischen Kunst Tradition hat. Im 16. Jahrhundert taucht es in der flämischen Malerei auf, verbreitet sich bald und wird "Singerie" genannt. Im Wort steckt "le singe", der Affe, man könnte dieses also übersetzen als "Affigkeit".

Sonntag, 14. September 2025

Hilfe für Anzeindaz

Die "Schweizer Berghilfe" macht das gut, dachte ich kürzlich wieder einmal. Gleichentags war mir ihr Magazin zugegangen mit Reportagen, die ausgewählte Projekte dokumentieren. Nehmen wir die Alp Anzeindaz hoch über Bex im Kanton Waadt. Bis anhin war an manchen Tagen nicht klar, ob es die Älplerfamilie schaffen würde, nach dem Melken rund 500 Liter Kuhmilch sicher ins Tal zu bringen; die Kiesstrasse ist gefährlich, bei grösseren Gewittern bilden sich Sturzbäche, manchmal klappte es mit dem Transport nicht. Dank einem Zustupf der "Berghilfe" wird nun direkt auf der Alp gekäst.

Der Artikel über die Alp Anzeindaz im neusten
Magazin der "Schweizer Berghilfe".

Samstag, 13. September 2025

Der Elsässer handelte

Die Marienkirche von Davos.
Am Eingang gibt es eine Mariengrotte.
Das Innere.

Die Marienkirche ist ein Klotz von Gotteshaus.
Kirchen immer interessant. Getreu dieser Maxime besuchte ich gestern in Davos nach meiner Ankunft gleich zwei Kirchen. Aufgrund einer Tafel an der Marienkirche in Davos Platz wurde mir die konfessionelle Geschichte der Talschaft klar. Die Landschaft Davos schloss sich 1528 der Reformation an. Die katholischen Kirchen wurden zu reformierten, praktisch alle Katholikinnen und Katholiken zogen weg, für die wenigen verbliebenen war der Pfarrer des in einiger Distanz gelegenen Dorfes Schmitten zuständig; schaute er in Davos vorbei, zelebrierte er die heilige Messe in einem Privathaus. Mit dem aufkommenden Kurtourismus kamen freilich wieder mehr Menschen katholischen Glaubens nach Davos. Sie besuchten Gottesdienste, die zum Beispiel im Rathaus, im Schulhaus, im offenen Schuppen eines Hotels stattfanden. Unbefriedigend. Ein Geistlicher aus dem Elsass, der nach Davos gezogen war, handelte. Er sammelte Geld, kaufte 1877 einen Bauplatz beim – bis heute bestehenden – Hotel National, 1879 wurde das Kapellchen "Maria zum Schnee" eingesegnet. 1892 schon wurde es, weil bereits zu klein, durch die heutige Marienkirche ersetzt; sie ist die grösste Kirche von Davos und ein Wahrzeichen der Alpenstadt. Heute gibt es in Davos etwas mehr Katholiken als Reformierte. Die grösste Gruppe unter den rund 12'000 Menschen der Gemeinde sind freilich die Konfessionslosen.

Freitag, 12. September 2025

Morgen ist Wandertag

Tiefblick zum Davosersee: ein Foto von Anfang Juli, als ich vom Jakobshorn ins Sertig wanderte.
Heute fahre ich nach Davos, morgen findet dort der alljährliche Nationale Wandertag der "Schweizer Familie" statt. Ob grad wieder so viele Leute – 5500 waren es – kommen wie letztes Jahr, als der Austragungsort Willisau war? Wir werden sehen. Mich findet man jedenfalls auf dem Festplatz, wo meine Zeitschrift einen grossen Stand unterhält.

Donnerstag, 11. September 2025

Lohnt sich sehr wohl

Gute Sache: Heli der Schweizerischen Rettungsflugwacht
Rega
bei der Basis Erstfeld im Kanton Uri, 2009.
(Foto: Weekender73/Wikicommons)
Wenn es unter Bekannten um das Thema Bergrettung geht, erwähne ich jeweils, dass ich Rega-Gönner bin. Immer wieder mal bekomme ich dann zu hören, die 40 Franken Jahresbeitrag könnte ich mir sparen, denn die Krankenkassen würden eine Rettung im Notfall ja auch bezahlen. Nun, liebe Freundinnen und Freunde, das stimmt und stimmt nicht. Auf srf.ch las ich eben von einem Fall, in dem zwei Bergwanderer im Wallis in der Nähe der Dents du Midi in einer steilen Flanke in eine ausweglose Situation gerieten. Sie konnten nicht weiter vorwärts und auch nicht zurück – Lebensgefahr. Und also kam es zum Hilferuf bei Air-Glaciers. Weil deren Heli dann nach einem weiten Anflug länger kreisen musste bis zur Lokalisierung der zu Rettenden, kostete das am Ende 4128 Franken pro Person. Der eine Wanderer musste im Folgenden feststellen, dass seine Krankenkasse bzw. die Zusatzversicherung der Krankenkasse den Betrag nicht übernahm. Die Sache ist nämlich die: Rein versicherungstechnisch handelte es sich nicht um eine Rettung, wie sie aus medizinischer Sicht nötig wird wegen einer Verletzung – bei einer Rettung hätte die Kasse bezahlt. Was im Dents-du-Midi-Gebiet vor sich gegangen war, war eine Evakuierung, für die keiner der grossen Versicherer aufkommt.  Der zweite aus der Bergflanke geholte Mann hatte Glück. Er war Rega-Gönner, die Rega übernahm die Kosten. Dass sie gar nicht selber unterwegs gewesen war, spielte keine Rolle: Sie ist mit anderen Luftrettungsorganisationen zusammengeschlossen, die Gönnerschaft für die eine Organisation gilt automatisch auch für die anderen im Zusammenschluss. Ich sags ja: Ich bin Rega-Gönner. Seit Jahren.

Mittwoch, 10. September 2025

Monster und Zardoz

Ein Kinderschreck namens Zardoz steht seit kurzem im kleinen Park hinter dem Chipperfield-Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich. Passend der Name der Künstlerin, von der das Werk stammt, sie, Jahrgang 1973, eine Engländerin, nennt sich "Monster Chetwynd". Der Riesenkopf aus Beton birgt im Inneren ein Seilgeflecht, über das man sich zur Dachplattform auf acht Metern hocharbeitet. Hinab gehts – Belohnung! – durch die Rutschbahnröhre. Bis 2027 soll Zardoz in Zürich zu sehen sein.

Dienstag, 9. September 2025

Eine feuchte Wohnung

Der Tüfels-Chäller bei Baden.
Mein Schlussbier im Städtchen Mellingen. 
Am Samstag wanderte ich von Baden via Fislisbach nach Mellingen, also von der Limmat an die Reuss; eine verhältnismässige kurze Unternehmung von zweieinhalb Gehstunden war das. Vieles gefiel mir, besonders aber der Tüfels-Chäller kurz nach Baden bei der Baregg, wo in prähistorischen Zeiten der Hang abrutschte – der Weg führt durch ein unübersichtliches, schattiges Waldstück mit Höhlen, mit vermoosten Nagelfluhbrocken und tiefen Mulden dazwischen; weil hier seit Jahrzehnten keine Bäume mehr geschlagen werden, liegt massenhaft Totholz herum. Gefiel mir bestens. Den Teufel traf ich leider nicht. Vielleicht hat ihn inzwischen der Lärm von der nahen Autobahn vergrault und er ist umgezogen. Oder dann kuriert er in irgendeiner Klinik das Rheuma aus, das er sich als Daueraufenthalter in dem feuchtelnden Keller zugezogen hat.

Montag, 8. September 2025

Der entschlafene Bahnhof

Badener Bahnhofsunkraut.
Noch mehr Bahnhofsunkraut.

Der Bahnhof Oberstadt.
In unseren Städten gibt es eher wenige Brachflächen. Darum faszinierte mich, als ich am Samstag vorbeikam, der alte Bahnhof Oberstadt in Baden, die Geleise sind dort mit Unkraut überwuchert, man fühlt sich ein wenig wie irgendwo im Ausland, in Berlin vielleicht. Im Bahnhofsgebäude ist eine Kunstgalerie einquartiert, das sorgt dann doch für eine – bescheidene – Portion Leben. Badens Bahnhof Oberstadt gehörte einst zur Schweizerischen Nationalbahn, lag an deren Linie von Zofingen nach Wettingen. Bloss ging die Nationalbahn, die sich als Volksbahn verstand und von den tangierten Gemeinden finanziert wurde, nach wenigen Jahren Existenz 1878 bereits in Konkurs. Die Konkurrenz schlug zu, sicherte sich die Konkursmasse, ging aber ihrerseits 1902 in der SBB auf. Gut 100 Jahre später wurde der Bahnhof Oberstadt 2004 stillgelegt.
Diese Passerelle nahm ich, nachdem ich mir den Bahnhof
Oberstadt angeschaut hatte. Wohin es danach ging, erzähle ich nächstens.