Dienstag, 24. Juni 2025

Die beste Beere von allen ist die ...


Es gibt beim Essen diese schönen markanten Momente im Jahreskalender. Der erste Kürbis, die ersten Marroni, der erste Spargel, die ersten Erdbeeren, die ersten Johannisbeeren. Die vor allem. Gestern morgen machte ich mir ein Müesli, von dem nicht sagen könnte, es sei zu klein gewesen. Mit Haferflocken, Banane, Milch und Johannisbeeren, die ich von einem Familienbesuch im Appenzellischen mitgebracht hatte. Direkt aus dem Garten. War herrlich. Wenn man mich fragt: Die Johannisbeere ist die beste Beere von allen.

Montag, 23. Juni 2025

Glacetag in Davos

Fotograf Daniel Ammann an der Arbeit. Sorry für die brutal abgedeckten Gesichter.
Richtig anschauen kann man die drei Frauen von Davos bald in der "Schweizer Familie". 
Schön zu sehen ist auf meinem Bild immerhin (links hinten) der Davosersee.
Auf der Ischalp, 1930 Meter über Meer. Zu ihr gehört eine Seilbahn.
Lief gut mit der Wanderreportage aus Davos (siehe Eintrag vom Samstag). Wir waren mit einer Mutter und ihren zwei Töchtern unterwegs, die dort leben, der Vater konnte nicht, er musste an diesem Tag arbeiten. Zusammen stiegen wir vom Kurpark auf die Ischalp und auf einem anderen Wanderweg wieder ab. Die Mädchen, "noch nicht ganz sechs" und acht, trieben jede Menge Schabernack, bastelten sich zum Beispiel aus Huflattichblättern lustige Hüte. Und mit der Mutter gsprächleten wir, ich und der Fotograf, munter. Oben gabs Pommes frites, Nusstorte und Glace. Und am Ende, als wir wieder unten waren, gabs grad wieder Glace, aus fotografischen Gründen. Zwei Glace an einem Tag – die Mädchen fanden das super. Der Artikel, garantiert mit vielen opulenten Fotos bestückt, erscheint Ende Juli, heute will ich ihn, schön gemütlich im Home Office, schreiben. Noch ein Wort zum Gewitter, das ich am Samstag befürchtete. Es kam nicht, jedenfalls nicht, bis wir gegen 15 Uhr fertig waren. Aber der Himmel verdüsterte sich nach der Mittagszeit doch markant, Wolken zogen auf. Wie's weiterging, während ich auf der Heimreise war, weiss ich nicht.

Sonntag, 22. Juni 2025

Wasser, Wein, Abendbrise


Stilvolle Sache. Säulen flankieren den Eingang zum Seebad meiner Wohngemeinde Zollikon, was an ein Stadttheater erinnert oder an ein Gymnasium mit Geschichte. Nun, dieses Bad gibt es ja auch schon seit über 110 Jahren, zudem mag es die Goldküste halt ein bisschen pompös. Am Mittwoch habe ich die Seebadi kennengelernt, ich war da zum Essen verabredet. Das Restaurant gehört zum Imperium des Zürcher Gastronomen Michel Péclard, dem man vorwirft, dass bei ihm alles immer so teuer sei. Auf das Wienerschnitzel trifft das zu, 52 Franken mit Pommes Frites als Beilage finde ich happig. Anderseits ist da der Fleischkäse mit Kartoffelsalat von einem bekannten Küsnachter Metzger, den ich bestellte, weil ich Fleischkäse liebe: 18 Franken 50. War schön saftig, das Ding. Im Übrigen ist es einfach toll, in dieser Badi im ersten Stock zu sitzen, über das Wasser zu schauen, einen regionalen Weissen zu trinken und sich von der Abendbrise kühlen zu lassen.

Samstag, 21. Juni 2025

Davos, ich freue mich

Heute früh fahre ich nach Davos, wie jedes Jahr mache ich die Voraus-Reportage zum Nationalen Wandertag der "Schweizer Familie" im September, letztes Jahr gings nach Willisau, heuer ist nun also die Alpenstadt Davos Gastgeberin. Mit meinem Fotografen treffe ich am Vormittag eine Familie, die im Ort lebt, zusammen werden wir eine der Routen des Wandertages erkunden, es geht vom Kurpark hinauf auf die Ischalp und wieder hinab, eine Rundtour von knapp drei Stunden. Wir werden freilich mehr Zeit brauchen, weil ja eben fotografiert wird, auch will ich spontan Leute ansprechen, die dann, quasi als Nebenpersonal, im Artikel vorkommen. Ein bisschen Sorgen macht mir, dass es in der zweiten Tageshälfte gewittern könnte. Trotzdem: Davos, ich freue mich. Die Repo kommt dann in unsere letzte Ausgabe im Juli.

Der Davosersee, gesehen vom Bergweg unter dem Gross Schiahorn.

Freitag, 20. Juni 2025

Schaffe ich es diesmal?

Nachts wandert man mit Vorteil in Gesellschaft.
(Foto/Copyright: Schweizer Wanderwege)
Seit 2006 findet einmal im Jahr die "Schweizer Wandernacht" statt. Vom 12. auf den 13. Juli ist es heuer soweit – das ist zwei Nächte nach Vollmond, etwas Licht wird vorhanden sein. Werde ich es schaffen, auch an einer der 100 geführten Gruppenwanderungen im ganzen Land teilzunehmen? Letztes Jahr taten das 2500 Personen, die Wandernacht ist durchaus beliebt. Hübsch auch das Rahmenprogramm, im Val d'Illiez im Wallis wird am Schluss der Unternehmung ein Kräuterfondue serviert, in einem Unterengadiner Badesee kann man um Mitternacht baden gehen, und zur Bergwanderung im Glarnerland gehört ein Livekonzert. Klingt toll.

Donnerstag, 19. Juni 2025

Da kommen sich zwei näher

Die Innerrhödler haben mehr Berge, die Ausserrhödler mehr Hügelland samt Bodenseeblick. Die Innerrhödler haben das ein wenig disneyhafte Appenzell mit seinen farbigen Häusern, die Ausserrhödler das stille Trogen mit den Palazzi der Textilbarone von einst. Die Innerrhödler haben Prozessionen und Barockkapellen und das Wildkirchli, die Ausserrhödler haben die berühmte Alder-Streichmusik-Dynastie und das noch viel berühmtere Silvesterchlausen. Den Säntis aber, den höchsten Gipfel des Alpstein-Gebirges, teilen sich die zwei Kantone, wobei in diesem Fall noch ein dritter Kanton hinzukommt, St. Gallen. Ist es wirlich sinnvoll, dass die beiden Appenzell separate Tourismusorganisationen betreiben? Ab 2026 verstärken diese ihre Zusammenarbeit, weswegen die Ausserrhoder Geschäftsstelle in Herisau schliesst, während die Innerrhoder Zentrale in Appenzell bestehen bleibt; Ausserrhoden betreibt aber weiter die Niederlassungen in Urnäsch und Heiden. Für Ende 2028 prüfen die Partner eine vollständige Fusion, wurde diese Woche des Weitern lautbar. Finde ich gut: Es gibt zwei Appenzeller Kantone, der eine reformiert, der andere katholisch. Aber es gibt nur ein Appenzellerland.

Karte des Appenzellerlandes von Bartholomäus Bischofberger, 1682.
Oben links Herisau (HE), unten in der Mitte Appenzell (AP).
(Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden / Wikicommons)
Ab 2026 vermarkten Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden ihre Region touristisch unter einer gemeinsamen Organisation. Die beiden bisherigen Tourismusorganisationen rücken enger zusammen, prüfen eine Fusion bis Ende 2028.

Mittwoch, 18. Juni 2025

Also mir gefiel sie

Die Kapelle St. Anna auf dem Steinhuserberg.
Die sechsstündige Wanderung auf dem Alpenpanorama-Weg von Malters nach Menzberg zerfällt in zwei ganz verschiedene Teile. Teil eins folgt von Malters der Kleinen Emme und erhebt sich erst ab Werthenstein ein paar Höhenmeter über sie. Teil zwei wiederum beginnt in Wolhusen und führt ins Hochland am Napf, die Kämme reihen sich, tiefe Gräben sind erahnbar, am Horizont sind die Berner Alpen zu sehen, wenn der Himmel nicht grad derart dunstig ist wie an unserem Tag, dem Sonntag. Um zwei Dinge herauszupicken, die wir auf dieser langen Etappe mit Interesse registrierten: Erstens kamen wir kurz vor Wolhusen beim Hof Hinder Höchweid an einer blühenden Linde vorbei. Drei Generationen Bauersleute waren am Pflücken. Toll, das gebe sicher einen feinen Tee, sagten wir, worauf sie erwiderten, nenei, die Blüten gingen an den Kräuterbonbon-Hersteller Ricola. Zweitens schauten wir uns auf dem Steinhuserberg, also auf dem Plateau nach Wolhusen, die St.-Anna-Kapelle an – eine Überraschung in diesem ländlichen Ambiente. Sie wurde 1971 eingeweiht, "der stilvolle und moderne Betonbau gab damals Anlass zu Diskussionen", steht auf der Kirchen-Website zu lesen. Auch wir debattierten im Grüppli, meine zwei Gspänli fanden die Kapelle na ja, mir hingegen gefiel sie.

Dienstag, 17. Juni 2025

Wir sassen, wir hydrierten

P. trinkt vom Gnadenbrünneli beim Kloster Werthenstein LU.
Am Sonntag machten wir Etappe 12 des Schweizer Alpenpanorama-Wegs. Knapp sechs Stunden brauchten wir für die 21 Kilometer von Malters via Werthenstein und Wolhusen nach Menzberg (710 Meter aufwärts, 190 Meter abwärts). Gegen das Ende zu waren wir geschlaucht, die Sonne hatte uns zugesetzt. Hier vorerst die vier Orte, an denen wir etwas zu uns nahmen.

  1. Zum Wallfahrtskloster Werthenstein, das so schön auf einem Hügelsporn über der Kleinen Emme thront, gehört das Gnadenbrünneli, 1638 zum ersten Mal erwähnt. Eine Tafel deklariert dort: "Wasserqualität ist einwandfrei – Wasserzusammensetzung ist unerklärlich." Natürlich tranken wir, Freund P. füllte grad auch sein leeres Mineralfläschli.
  2. Am Bahnhof von Wolhusen kauften wir uns im "Avec" Glace. Der Laden war derart gekühlt, dass ich nicht länger als eine Minuten hätte drinnen verweilen wollen; man könnte sich da glatt eine Lungenentzündung holen.
  3. Gross war im Folgenden, während wir zum Steinhuserberg aufstiegen, die Hitze. Schwül wars auch. Ronja und ich hatten kein Wasser mehr, und es dauerte dann doch zwei Stunden, bis wir beim Hof Tschoppen – ein Tobel trennt ihn von Menzberg direkt gegenüber – einen Kiosk entdeckten. Mit kalten Getränken. Herrlich die Pause im Schatten der Bäume, wir sassen und hydrierten.
    Rettung in höchster Not: Kiosk "Edelweiss" bei Tschoppen.
    Links der segensreiche Kühlschrank.

  4. Eine knappe Stunde später trafen wir in Menzberg ein. Im gleichnamigen Hotel fanden wir die Terrasse, die normalerweise in der Wandersaison Tag für Tag gut bis total besetzt ist, praktisch verlassen vor. Wir mutmassten, dass die Wetterprognose daran schuld war, die für die Mitte des Nachmittags – unsere Ankunftszeit – Gewitter verheissen hatte. Nun, wir hattens gemütlich, assen feine Dinge, ich zum Beispiel kaltes Roastbeef mit Pommes Frites. Als wir zahlten, windete es heftig und begann auch gleich zu regnen. Allerdings legte sich der Spuk nach einer Viertelstunde. Fast ein wenig enttäuschend war das. Es gibt nichts Besseres, als nach einer langen Wanderung durch einen Sturm heimzureisen.
    Im Hotel Menzberg liessen wir es uns am Ende gutgehen: mein Roastbeef.

Montag, 16. Juni 2025

Normal und schmal

Am Donnerstag war ich für ein Interview in Chur. Am Bahnhofplatz trank ich am Morgen vor dem Termin noch einen Kafi und dachte, dass in diesem Bahnhof ganz schön viel zusammenkommt. Aus dem Unterland fahren die Züge der SBB heran, aus mehreren Richtung diejenigen der RhB. Normalspur trifft Schmalspur, eine Besonderheit ist die Arosabahn der RhB, die oberirdisch durch die Stadt gondelt, was mittlerweile eine Rarität ist. Auch ist da der grosse Postauto-Terminal über den Schienen. Als der Bahnhof 1858 in Betrieb ging, lag er noch ausserhalb der Stadt, er diente als Endstation der Linie von Rorschach her. Das heutige Aufnahmegebäude, siehe mein Foto, ist das zweite, ist im Kern noch das von 1878. Betreiber des Churer Bahnhofs waren in den Anfangsjahrzehnten übrigens die Vereinigten Schweizerbahnen, die 1902 verstaatlicht wurden und in den SBB aufgingen. Dazu ein hübsches Aperçu: 1896 wurde die Schmalspurstrecke Landquart–Chur–Thusis der RhB eröffnet. Die strebte in Chur einen eigenen Bahnhof an. Der Bundesrat entschied anders, die RhB musste mit dem bestehenden Bau der Vereinigten Schweizerbahnen vorliebnehmen.

Sonntag, 15. Juni 2025

Die Schwertträger

Das Wappen der Gemeinde
Brenzikofen BE. (Wikicommons)
Brenzikofen, an Fläche die kleinste Gemeinde des Amtes Konolfingen, hat etwas rührend Harmloses. Lieblich liegt der Ort, den ich diese Woche erwanderte. Sein Wappentier ist allerdings ein militanter Löwe, aufgerichtet, die Krallen ausgefahren, er schwingt ein Schwert und züngelt. Ein Einschüchterungstier. Es handelt sich um das Wappen des alten Stadtberner Geschlechts Brenzikofer, das ursprünglich aus Brenzikofen stammt. Im Namen der Ortschaft steckt im Übrigen der alemannische Vorname Brant oder Branti, den wir aus Zusammensetzungen wie Hildebrant kennen. Das Wort bedeutet Schwert, Brenzikofen meint somit übersetzt: Bei den Höfen der Schwertträger. Ganz schön kämpferisch.

PS: Heute wandern wir wieder auf dem Alpenpanorama-Weg. Unsere zwölfte Etappe steht an, es soll von Malters via Wolhusen hinauf nach Menzberg gehen.

Samstag, 14. Juni 2025

Heimenschwands erster Polizist

Die Kirche von Heimenschwand.
Heimenschwand, wo ich am Mittwoch loswanderte nach Brenzikofen, gehört zur weitläufigen Gemeinde Buchholterberg im Verwaltungsbezirk Thun; es ist deren Hauptsiedlung. Lange hatte das Dorf keine Kirche. Die Leute mussten am Sonntag zum Gottesdienst in Diessbach (heute Oberdiessbach) gehen, ein weiter Weg. Manche stärkten sich zuvor im Wirtshaus so intensiv, dass sie die Predigt ganz verpassten. 1837 änderte sich alles, die Kirche von Heimenschwand wurde eingeweiht, ein einfacher Kastenbau, die Gegend und ihre Menschen waren arm. Ein imposanterer Bau lag auch darum nicht drin, weil 1798 Napoleons Truppen beim Einfall in die Schweiz den Berner Staatsschatz geklaut hatten, auch dem bernischen Staat fehlte es an Geld. Mit der Kirche kamen gleich weitere Neuerungen. Heimenschwand erhielt zum Beispiel einen eigenen Polizisten mit Pistole. Sowie ein Sittengericht. Dieses musste als erstes sechs hängige Vaterschaftsklagen bearbeiten. Woher ich das alles weiss: Aus der in der Kirche aufliegenden Broschüre "Geschichte der Kirche Heimenschwand und der Kirchgemeinde Buchholterberg".

Freitag, 13. Juni 2025

Das Hamburgermenü

Man muss ja nicht immer teuer essen.
Meine Wanderung vom Mittwoch, eine "Ersatzwanderung" sozusagen (Eintrag von gestern), gefiel mir bestens. Auch wenn ich tatsächlich wegen des Waldbrand-Rauches aus Kanada keine Fernsicht hatte. Nördlich von Steffisburg war ich unterwegs, im Grenzland, wo die Region Thun, das Aaretal und das Emmental zusammenstossen. Ich startete in Heimenschwand, stieg auf zum Wald nördlich oberhalb des Dorfes und zog nun westwärts. Via die Schafegg – schöner Kammweg – kam ich zur Falkenfluh; im Abstieg von ihr nach Brenzikofen traf ich auf die Gämse, von der ich gestern erzählt habe. Drei Stunden dauerte die Unternehmung und endete mit einem simplen, doch guten Essen im Gasthaus zum Bahnhof in Brenzikofen. Ich hatte das Hamburgermenü: ein Hamburger, Pommes-Frites und ein Salat an einer pikanten Sauce. Unschlagbar der Preis: 18 Franken 50.
Weg hart an der Kante der Falkenfluh. Hier sah ich die Gämse.

Brenzikofen unter einem milchigen Himmel.

Donnerstag, 12. Juni 2025

Das Panorama war weg

Meine ganz persönliche Gämse.
Gestern wollte ich aufs Niederhorn, den Ausflugsgipfel über dem Thunersee. Für eine Wanderreportage zum Thema Panorama. Vor Thun realisierte ich im Zug, dass das nichts werden würde, der Himmel war unglaublich milchig – der Rauch von den Waldbränden in Kanada wirkte, ich sah nicht einmal das nahe Stockhorn klar, geschweige denn die berühmten Berner Oberländer Eisriesen. Und also fasste ich vor dem Bahnhof Thun einen neuen Wanderplan. Etwas traurig war ich schon, weil ich mich so nebenbei auf die Steinböcke und Gämsen auf dem Niederhorn gefreut hatte. Doch dann stand da zweieinhalb Stunden später an einem ganz anderen Ort auf meinem Wanderweg tatsächlich eine Gämse. Sie war nicht sonderlich scheu, schaute immer wieder mal zu mir, verharrte ein paar Minuten, bis sie doch entschwand. Ein schönes Geschenk. Wo es mir zuteil wurde und ich durchwanderte, berichte ich morgen.
Gestern morgen am Bahnhof Thun. Nicht einmal
das Stockhorn war richtig zu sehen.

Mittwoch, 11. Juni 2025

Trocken bis zum Schluss

Samstag im Züribiet: dunkler Himmel zwischen Ottikon und Ettenhusen.
Auf der Kyburg, unten das Dorf.
Der Falke ist eine Attrappe.
Das Wetter verhielt sich am Pfingstsamstag gegenüber der Prognose sozusagen spiegelverkehrt. Nicht am Vormittag kübelte es, sondern am Nachmittag. Gut, ist man flexibel. Ronja und ich beschlossen um zehn Uhr vormittags in Effretikon spontan, umzustellen. Zuerst wandern, dann Schlossmuseum, dann Zmittag, dann mal schauen. Wir nahmen also nicht den Bus wie geplant, sondern liefen los, kamen nach Ottikon und nach Ettenhusen, fanden beide Dörfer samt der  Landschaft rundum schmuck und erreichten schliesslich nach knapp zweieinhalb Gehstunden die Kyburg. Dort schauten wir uns die Ausstellung an, machten uns also kundig über all die hohen Herren und Damen, die in der weitläufigen Anlage einst gelebt hatten, beschauten uns speziell fasziniert die Eiserne Jungfrau, in der man nicht landen möchte. Und gingen alsbald gemütlich essen in der rustikalen "Linde" in der Nähe. Gut wars. Während wir gegen zwei Uhr noch den restlichen Wein schlürften, begann es draussen zu schütten. Und also fuhren wir per Bus hinab nach Effretikon – so endete diese gutgelaunte Kurzunternehmung in Trockenheit.
Mein Gegenüber hatte Zürigschnätzlets. Mit Nüdeli.
Sei ausgezeichnet, sagte sie. (Foto: Ronja)

Im Bus von Kyburg hinab nach Effretikon. Es regnet heftig.

Dienstag, 10. Juni 2025

Eiserne Lady

Die Eiserne Jungfrau auf der Kyburg.
Panzerhandschuh aus dem 14. Jh.
Die Kyburg, auf einem Geländesporn hoch über der Töss gelegen, gab es schon 1027; wir wissen das von einer Urkunde. An diesem Ort wurde die mächtige Dynastie der Kyburger-Grafen begründet, später übernahmen die Habsburger, schliesslich kaufte die Stadt Zürich Schloss und Grafschaft und richtete eine Landvogtei ein. Heutzutage gehört die Kyburg dem Kanton Zürich und ist ein Museum. Am allerberühmtesten unter den vielen Dingen, die es enthält, ist die Eiserne Jungfrau, die Generationen von Zürcher Kindern das Fürchten lehrte. Allerdings stammt das Tötungsinstrument gar nicht aus dem sogenannt finsteren Mittelalter. Die Eiserne Jungfrau war, wie es aussieht, eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, in dem die Leute in Burgen und Schlössern den gepflegten Grusel suchten. Das Exemplar auf der Kyburg wurde in Kärnten produziert und kam 1876 ins Züribiet. Verrückt, was der Mensch an Schreckensfantasien produziert.
Das Tor zur Burg.

Montag, 9. Juni 2025

Spassiger Schrott

Ottiker Schrottkunst: unverkennbar Donald Trump.
"Corona-Flüchtling".
Skulptur imitiert Gemälde: Edvard Munchs "Der Schrei" in Ottikon.
Ottikon bei Kemptthal, knapp 500 Einwohnerinnen und Einwohner, ist ein herziges Dörfchen, das zur Grossgemeinde Illnau-Effretikon ZH gehört. Am Samstag kamen wir durch den Ort, als wir auf die Kyburg zuhielten – und waren amüsiert über die vielen Recycling-Skulpturen, die wir da sahen. Leider ist es mir nicht gelungen herauszufinden, wer sie geschaffen hat. Aber jedenfalls fanden wir beide, dass diese Schrottkunst kein Schrott ist.

Sonntag, 8. Juni 2025

Ganz schön grün

Goggeien: das Wappen von Stein SG.
(Wikicommons)
Vor einem Monat erzählte ich unter dem Titel "Neckische Zähne" von den Goggeien, vier Bergspitzen zwischen Stein SG und Amden SG. Mittlerweile habe ich realisiert: Stein, das mittlerweile Teil der Gemeinde Nesslau ist, hat die Goggeien sogar im Ortswappen. In der Realität ist der Berg bei Weitem nicht so grün, das Wappen sieht aber gut aus, finde ich. Und jetzt wünsche ich allen schöne Pfingsten.

Samstag, 7. Juni 2025

Doppelter Löntsch

ZUERST LÖNTSCH, DANN LUNCH

Oder so ähnlich. Vielleicht finden einige Leute diesen Titel zu kalauerig. Ich selber mag ihn. Für ihn spricht, dass er unabhängig davon funktioniert, ob man das englische Wort für "Zmittag" englisch ausspricht (Lantsch) oder schweizerisch eingefärbt (Löntsch). Während meiner Mittwochswanderung, die mich am Bach Löntsch vom Klöntalersee hinab nach Netstal führte, beschloss ich, am Ende noch essen zu gehen, allein um gegebenenfalls obigen Titel über die ganze Unternehmung setzen zu können. Journalisten sind so, sie denken stets in Schlagzeilen, Slogans, prägnanten Sätzen, Titeln. Lunch hatte ich dann im "Kubli" in Glarus, einem Lokal, das mir sehr gefiel: Die Innenausstattung ist eher kühl, der Service aber herzlich und das Essen super.

Im "Kubli" in Glarus, ich hatte zuerst eine mediterrane Suppe und dann
den leicht angebratenen Tuna mit Kartoffeln, Bohnen, Kapern und Tomätchen.

Freitag, 6. Juni 2025

Löntschwandern

Der Löntsch ist ein munterer Glarner.
Am Wasser.
Der letzte Kilometer des Baches in Netstal.
Sechseinhalb Kilometer lang ist der Löntsch, der den Klöntalersee entwässert. Durch ein enges Tal fliesst er vom See hinab Richtung Riedern, hat in diesem Abschnitt eine tiefe Schlucht geschaffen; nachdem er Riedern durchquert hat, endet der Bach schliesslich in Netstal in der Linth. Am Mittwoch begleitete ich den Löntsch auf seiner ganzen kurzen Länge, Startort war die Bushaltestelle Rhodannenberg am Klöntalersee. Der Wanderweg verläuft bis auf wenige Ausnahmen am Wasser, der Pfad ist im Oberlauf lauschig, weiter unten freilich bei Netstal ist das Ambiente gewerblich-industriell. Wer eine kurzweilige Wanderung sucht, ist mit dieser gut bedient, zwei Stunden reichen vollauf. Unten in Netstal war dann meine Wanderung zu Ende, nicht aber die ganze Unternehmung. Sprachliche Gründe erzwangen eine Weiterung. Klingt kryptisch, ich weiss. Was ich meine, erzähle ich morgen.

Donnerstag, 5. Juni 2025

Wieder mal die Wasserflue

Schön gemacht: Wegstück nach dem Hardmännliloch, oben die Ramsflue.
Auf der Ramsflue.
Am Sonntag gönnte ich mir eine Wanderung im Aargauer Jura. Ich stieg von der Bushaltestelle "Erlinsbach, Abzw. Hard" via die hübsche Höhle Hardmännliloch, Ramsflue und Hard auf die Wasserflue. Genoss dort auf der Ausichtsplattform, nicht zum ersten Mal, den Fernblick und Tiefblick. Ging weiter zum Sendeturm, den man immer sieht, wenn man in Aarau durchfährt. Und stieg ab zum Benkerjoch, wo ich den Bus heimwärts nahm. Lang war diese Wanderung bei zwei Stunden (325 Höhenmeter aufwärts, 310 Höhenmeter abwärts) nicht. Aber abwechslungsreich. Und auf dem Grat der Wasserflue war der Pfad ruppig, so dass das Ganze doch kein Spaziergang war.
Die Wasserflue-Aussichtsplattform.
Tiefblick von der Plattform.

Mittwoch, 4. Juni 2025

Makras erster Ausflug

Schön sind sie auch, finde ich.
Am Samstag tat ich, was man halt so tut, wenn man aus dem Ausland zurück ist. Ich packte den Koffer aus, wusch Wäsche, ging einkaufen, sichtete Fotos und Notizen. Auch fuhr ich nach Zürich und kaufte mir bei meinem bevorzugten Schuhdealer Gräb im Oberdorf neue Outdoorschuhe. Konkret wars ein Zustiegsschuh von Hanwag namens Makra in der niedrigen Ausführung. Er hat eine recht steife Sohle, gibt dem Fuss dank einem massiven Profil viel Halt, vor allem aber fühlte ich mich in ihm gleich wohl. Meine Fotos zeigen die neuen Schuhe bei ihrem ersten Ausflug: Am Sonntag stieg ich auf die Wasserflue bei Aarau. War schön, Bericht folgt.

Dienstag, 3. Juni 2025

Die Sommersaison findet nicht statt.

Das Hotel auf der Fafleralp ist stillgelegt. (Hotel-Homepage, Screenhot)
Sperrzone: Blatten (u. l.) und die Fafleralp (o. r.). (Schweizmobil-Screenshot)
Bitter. Anfang April erzählte ich hier vom Hotel Fafleralp, das so schön liegt zuhinterst im Lötschental, drei Kilometer enfernt von Blatten. Und ich erwähnte, dass die dort aufgerüstet und ein Nebenhaus zu einer Dependance mit stilvollen Zimmern ausgebaut haben. Genau in jenen Tagen, als das Hotel in die Sommersaison starten wollte, kam dann die Evakuation Blattens, es folgte der verheerende Bergsturz, zu dem ich nichts sagen muss – haben wir alle mitbekommen. Nun ist das Hotel geschlossen, es gibt weder Strom noch Wasser, das Team wurde, las ich auf den SRF-News, per Heli ausgeflogen. Ob und wies weitergeht mit dem Betrieb, weiss zur Zeit niemand. Ich drücke die Daumen.

Montag, 2. Juni 2025

Ich war am Ende

Hier ist alles fertig: Kap Finisterre.
Dies ist nicht der westlichste Punkt Europas, es gibt Orte, die weiter in den Atlantik vorgeschoben sind. Aber man hat doch fest das Gefühl, dass bei Kap Finisterre nah Santiago de Compostela der Kontinent endet. So empfanden es die Menschen in der Antike, und so besagt es ja auch der Name, Finisterre heisst "Ende der Welt". Nur folgerichtig, dass für viele Leute erst an diesem Ort – und nicht im 60 Kilometer enfernten Santiago – die Jakobspilgerei definitiv abgeschlossen ist. Deshalb der Kilometer-Null-Stein in Finisterre, den ich am Freitag ebenso besuchte wie den berühmten und vielfotografierten Leuchtturm.
So, hiermit beende ich die Berichterstattung über mein Spanienreisli. Es war schön, intensiv, bereichernd. Und jetzt wende ich mich wieder der Schweiz und meinen Wanderungen in ihr zu.
Jakobspilgern geht auch mit dem Pferd: Dieser Mann ist von
Reus, einer Stadt in Katalonien, nach Finisterre geritten.

Sonntag, 1. Juni 2025

Toño spielt auf

Der Dudelsack, die Gaita, ist das Nationalinstrument von Galicien in der Nordwestecke Spaniens. Mein Führer Juan erzählte mir das am Donnerstag im Auto, derweil wir Galicien erreichten. Tatsächlich trafen wir eine halbe Stunde später in O Cebreiro, das am Camino Francés liegt, gleich beim Dorfeingang auf Toño. Der stand dort, spielbereit, mit dem Dudelsack. Der 67-Jährige berichtete, dass sein Vater wie viele andere Männer der Gegend in der Schweiz gearbeitet hatte, auf dem Bau. Unser Gespräch wurde immer wieder unterbrochen, wenn ein Pilger, eine Pilgerin einlief. Dann intonierte Toño mal kurz eine schmissige Melodie. Was für eine stilvolle Begrüssung, wenn man sich ins abgelegene O Cebreiro, 1300 Meter über Meer, hochgewandert hat.
Blick von O Cebreiro über das galicische Bergland.

PS: Hier der Link zu meinem 25-Sekunden-Filmli mit Toño in Aktion.