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Samstag, 28. September 2024

Die Kletterflieger

Zwei Verrückte. Ich meine das anerkennend. Die Berner Chrigel Maurer und Peter von Känel haben diesen Sommer eine Strapaze auf sich genommen, die ihresgleichen sucht. Und haben erreicht, was sie erreichen wollten: nämlich alle 82 Viertausender der Alpen zu bewältigen. Sie unterwarfen sich dabei einer rigorosen Regel: keine Begleitfahrzeuge. Keine Velos. Keine Seilbahnen. Einzig die eigene Körperkraft und ein voll und ganz ökologisches Verkehrsmittel, den Gleitschirm, benutzten sie. Sie kletterten, sie flogen. Und machten auf jedem Gipfel ein Selfie. Die "Schweizer Familie" hat den beiden Alpinisten und Gleitschirmlern und ihrer Leistung einen Artikel gewidmet. Wenn jemand Beachtung verdient hat, dann die Herren Maurer und Von Känel, die im Alpinismus in knapp zwei Monaten Bleibendes vollbracht haben. Ohne dass sie in den Himalaya oder nach Südamerika fliegen mussten.

Freitag, 27. September 2024

Basler Angstschiene


Das Foto stammt von meinem alten FACTS-Kollegen Dani Hunziker, er machte es kürzlich im Bahnhof Basel, wo ihm auffiel, dass die Geleise eine dritte Schiene haben. Es handelt sich um eine sogenannte Fangschiene. Eine Vorrichtung, montiert für den Fall, dass ein Zug entgleist. Solche Fangschienen bringt man dort an, wo ein Zug zum Beispiel Tragelemente (Pfosten) passiert, die für die Statik eines Gebäudes oder einer Brücke wichtig sind. Entgleist der Zug, bewirkt die Fangschiene, dass er dabei die Richtung beibehält und nicht seitlich ausschert, sich quer stellt und das zu schützende Objekt zerstört. Merci für das Foto, Dani, dank dir habe ich etwas gelernt. Nun noch dies: Umgangssprachlich heisst die Fangschiene "Angstschiene".

Donnerstag, 26. September 2024

Stephanie und der Glöckner von Rorschach

Erste Seite von Stephanie Ringels Reportage.
Natürlich habe ich den Artikel, der diese Woche in der "Schweizer Familie" erschienen ist, mit grossem Interesse gelesen. Mein Grüppli und ich bewandern heuer ja den Jakobsweg von Konstanz nach Genf und stehen derzeit in Morges. Ebendiesem Phänomen der Jakobspilgerei widmet sich in ihrem Text die in Zürich lebende Journalistin Stephanie Ringel. Sie ist schon über 2000 Kilometer gepilgert, also über unsere Landesgrenzen hinaus. Für ihre Reportage nahm sie einen ihr noch unbekannten Abschnitt unter die Füsse und zog mit ihrem Lebenspartner in zwei Tagen vom Bodensee ins Appenzeller Hinterland nach Waldstatt. Ziemlich als erstes traf sie dabei auf den Glöckner von Rorschach. Wer das ist? Man kaufe die Zeitschrift, es lohnt sich.

Mittwoch, 25. September 2024

Wir hängen halt an ihm

Bleibt er, verschwindet er? Der Fünfräppler.
(Foto: Wikicommons/Swissmint)
Gestern ging's im Radio, auf SRF1, um den Fünfräppler. Seltsam: Die Bedeutung von Bargeld nimmt in unserem Land seit Jahren ab; auch ich habe mich längst daran gewöhnt, im Laden, am Kiosk, in der Wanderbeiz mit der Kreditkarte oder per Twint zu zahlen. Ist es da nicht ein Widerspruch, dass dieser Tage 25 Prozent mehr Fünfräppler im Umlauf sind als vor zehn Jahren, 1,34 Milliarden Stück sind es derzeit. Das Kuriosum lässt sich erklären. "Umlauf" ist etwas Relatives. Viele Fünfräppler sind faktisch aus der Zirkulation verschwunden. Sie landen in Schubladen oder Sammlerbüchsen oder werden gar zum Basteln verwendet. Was wiederum Sinn ergibt, weil die Minimünze aus viel Kupfer, wenig Aluminium und noch viel weniger Nickel in keinen Automaten passt. Sollte der Bundesrat den Fünfräppler aus dem Verkehr ziehen wie vor fast 20 Jahren den Einräppler? Dafür sprechen die Herstellungskosten, die je nach Metallpreis schwanken, letztes Jahr lagen sie bei 6,9 Rappen, dieses Jahr bei 4,8 Rappen; die Produktion eines Fünfräpplers ist also bisweilen teurer als sein Wert. Gegen die Abschaffung sind Konsumentenorganisationen, die behaupten, die Preise bestimmter Waren würden in diesem Fall aufgerundet. Vor allem aber ist da die Sentimentalität: Viele von uns hängen an dem golden scheinenden Ding.

Dienstag, 24. September 2024

Spitze Gegend

Blick auf die Alp Oberer Chenner (Vordergrund). Leider bin ich nicht
sicher, welche der Spitzen der Hochfläschen ist.

Bei Oberer Chenner, hinten (links der Mitte) der Säntis.

Am Sonntag nahm ich kurz vor acht in Urnäsch AR den Bus Richtung Schwägalp und stieg schon beim Rossfall wieder aus. Den ausgesprochen steilen Weg via Faltlig und Oberer Chenner zur Hochalp, einem aussichtsreichen Berg, schaffte ich bestens, obwohl ich einen leichter Kater hatte, man lese den Eintrag von gestern. Die Bergsicht begeisterte und motivierte mich, bei Oberer Chenner wurde es spektakulär. Den Säntis hatte ich schon zuvor gesehen. Hinzu kamen nun die nackte Fluh des Hinderfallenchopfes, der Spicher, der Stockberg, der Speer, die Churfirsten. Und und und. Bald darauf langte ich auf der Hochalp beim Berggasthaus an. Ich trank ein Mineral, ass einen Nussgipfel, stieg alsbald via Nasen, Färenstetten und Kästlisegg ab zur Grünau und beendete die dreieinhalbstündige Wanderung (600 Meter aufwärts, 700 abwärts) bei der Postautohaltestelle "Frohsinn", die halbe Stunde auf Hartbelag zum Bahnhof Urnäsch hatte ich mir geschenkt, mich plagt immer wieder mal die Achillessehne. Bester Dinge fuhr ich heim, schön, wieder einmal auf der Hochalp eingekehrt zu sein, wo mittlerweile ein junges Paar den alten Wirt abgelöst hat. Die machen das gut, denke ich.

Auf der Hochalp kann man schön einkehren und rasten.

Blick zurück auf die Hochalp mit dem markanten
Erosionstrichter (links) und dem Berggasthaus (ganz rechts).

Montag, 23. September 2024

Zimmer mit Chlaus

Die Bergwirtschaft Blattendürren, Gemeinde Urnäsch. Der Flurname
bezeichnet eine Fläche, die nicht besonders fruchtbar ist.
Drinnen. Wir hatten Salat, dann Siedwurst mit Älplermagronen,
dann Schlorzifladen. Und reichlich Rotwein. 

Ich ärgere mich, dass ich das Essen nicht fotografiert habe, vermutlich wollte ich, als nach dem Salat die Siedwurst mit den Älplermagronen kam, nur noch essen, ich hatte grossen Hunger. Fein war, was wir in der "Blattendürren" vorgesetzt bekamen, der Bauernwirtschaft zwischen Urnäsch und dem Kronberg; und prinzipiell darf man froh sein, dass man an diesem Ort noch einkehren kann, denn als die langjährigen Gastgeber sich altershalber zurückzogen, sah es so aus, als würde die Wirtschaft eingehen. Doch sie hat überlebt, hat junge Wirtsleute gefunden. Und so konnten wir am Samstagabend an unserer Klassenzusammenkunft (Kanti Trogen, Matura 1981) geniessen. Sehr zufrieden war ich dann auch mit meinem Hotel, der "Krone" gleich beim Bahnhof Urnäsch. Ich zahlte 95 Franken für ein Doppelzimmer, das ich allein nutzte, es war modern und praktisch eingerichtet, alles vorhanden und die Matratze genau richtig zwischen weich und hart. Auch gab es einen Wasserkocher mit Tee und Kafi, sodass ich mir am Sonntagmorgen um fünf gegen meinen leichten Kater einen ersten Kafi zubereiten konnte. Bereits vor acht machte ich mich dann auf zu einer mittelstrengen Wanderung. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
Mein Zimmer in der "Krone" in Urnäsch.
An der Wand hängt das Foto eines Silvesterchlauses.
Das Hotel von aussen.

Sonntag, 22. September 2024

Gruss aus der Krone

Heute kann ich hier nicht viel mehr tun als lieb grüssen. Am Samstag war Klassenzusammenkunft in Urnäsch, jetzt bin ich im Hotel Krone. Den Compi habe ich nicht dabei, auf dem iPhone kann ich nur eingeschränkt bloggen, Fotos hochladen geht gar nicht. Daher bloss dies: schönen Sonntag!

Samstag, 21. September 2024

Bald sind wir in Neuis

Payerne
Lucens
Moudon
Lausanne
Morges
Rolle
Nyon

Diese Orte liegen alle am Schweizer Jakobsweg, in den meisten sind wir schon durchgekommen, die letzten beiden peilen wir auf dem Weg nach Genf nächstens an. Mich amüsieren die deutschen Namen besagter Orte; freilich sind diese mittlerweile verblasst und nicht mehr gebräuchlich. Unten dieselbe Liste in Deutsch.

Peterlingen
Lobsingen oder Losingen
Milden
Lausannen oder Losannen
Morsee
Roll
Neuis oder Neuss

Boote etwas ausserhalb von Lausannen am Ufer des Genfersees. 
Wir passierten den Ort letzte Woche auf dem Weg nach Morsee.

Freitag, 20. September 2024

Sie trafen sich unter der Brücke

Das aus dem Griechischen stammende Wort Anabaptisten bezeichnet die Täufer. Jene Gruppe von Christinnen und Christen, die im Gefolge der Reformation ihren eigenen Weg gingen, die Erwachsenentaufe praktizierten, den Kriegsdienst verweigerten, sich also mit den Gnädigen Herren des Ancien Régime und deren Amtskirche anlegten. Vielerorts wurden die Täufer in unserem Land verfolgt, in die Galeerensklaverei verkauft oder gar getötet. Zuflucht boten ihnen, sofern sie nicht in die Fremde flohen, abgelegene Höhen im Juragebirge, wo sie knapp geduldet waren. Am Montag passierte ich während des Abstiegs von der Métairie de Gléresse ins Tal der Schüss, also im Berner Jura, den Pont des Anabaptistes. Seit 1932 überquert das Strässchen hier das obere Ende der fast immer wasserlosen Schlucht Combe du Bez auf einem aufgeschütteten Damm. Zuvor gab es eine Brücke, wobei diese in regelmässigen Abständen erneuert wurde oder ganz ersetzt. Unter der Brücke sollen sich die Täufer jeweils getroffen haben, um Dinge diskret zu besprechen und zu regeln. Schön wäre es nun, wenn man sagen könnte, die Kritzeleien in der Felswand unter der Täuferbrücke stammten von Täufern. Doch das ist nicht klar, die Inschriften sind weder entziffert noch gedeutet. Eine Jahrzahl ist immerhin lesbar, 1633. Im Übrigen lebt die Geschichte fort: Der heutige Steg wurde 2010 unweit des Strässchens als Erinnerungsort für die Täuferinnen und Täufer der Gegenwart eingerichtet.

Donnerstag, 19. September 2024

Ich durchschritt das Höllentor

Die Porte des Enfers, Blick zurück.

Dinospuren in der Forêt des Enfers bei La Heutte.
Dieses Foto nahm ich vor Jahren auf, als das
Licht die Spuren plastischer machte als am Montag.
Am Montag reiste ich früh nach La Heutte, einem Dorf im Tal der Schüss unweit von Biel. Dort ging ich mir als erstes wieder einmal die Dinospuren in der Forêt de l'Envers anschauen. Dann zog ich mehr oder minder horizontal durch ebendiesen Wald zur Porte des Enfers, dem Höllentor; es ist plausibel, dass der Flurname auf einem Missverständnis beruht und ursprünglich "Porte des Envers" lautete, den Namen des Waldes aufnehmend. Das Höllentor stellte sich als Tunnel heraus, als Felsdurchbruch im steilen Hang vor mir. Was folgte, fand ich wunderschön: Mutterseelenallein, den Kragen hochgezogen gegen die Kälte, war ich anderthalb Stunden in einer Rinne zwischen zwei Jurakämmen unterwegs, im unteren Teil, "La Steiner", war's ausgesprochen feucht, Totholz lag herum, hoch wucherten Kraut und Farne, alles war mit Moos überzogen. Im oberen Teil, der passenderweise "Le Graben" heisst, führte ein Weg durch manierlicheres Weidegelände, ich sah einen Bauernhof – Menschen! Am Ende dieses Abschnitts zeigte sich in der Ferne der Chasseral, zehn Minuten später langte ich bei einer Bauernwirtschaft an, der Métairie de Gléresse. Die hatte zu, was mich nicht störte, ich fühlte mich an diesem Tag selbstgenügsam. Der folgende Abstieg war lang, aber leicht, via den Pont des Anabaptistes und Le Cernil hielt ich wieder hinab an die Schüss und beendete die etwas mehr als fünfstündige Unternehmung (820 Meter aufwärts, 770 abwärts) am Bahnhof Sonceboz-Sombeval. Der Schüss entlang gings mit dem Zug heimwärts.
Moos dominiert zwischen der Porte des Enfers und
Le Graben, dieses Gebiet heisst "La Steiner".

Die letzten Meter von "Le Graben", hinten zeigt sich der Chasseral mit der Antenne.
Die Strasse links führt zur Métairie de Gléresse. Diese hatte aber zu.

Mittwoch, 18. September 2024

Der Militärkoffer

Offiziere führten früher reichlich Gepäck mit sich: Koffer im Schloss Morges. (Foto: Ronja)

Einst fuhr diesen Töff ein Waadtländer Polizist.
Schloss Morges ist eine wuchtige Burg. Viereckig, errichtet im Schema des carré savoyard; der Fachbegriff bezeichnet einen viereckigen Burgen-Grundriss, wie ihn die Savoyer oft anwendeten. Schloss Morges bauten sie gegen Ende des 13. Jahrhunderts, später übernahmen die Berner das Gemäuer. Letzten Samstag besichtigten wir dieses, stiegen auf zum Innenhof und noch höher zum Wehrgang mit den Schiessscharten und den runden Ecktürmen. Durchschritten Ausstellungen, die sich mit der Armee, dem Schweizer Söldnerwesen und der Polizei des Kantons Waadt befassen. Modern ist an der Art, wie die Exponate gezeigt werden, gar nichts. Was auch seine Vorteile hat, oft ist diese Art von altmodischem Museum trouvaillenreich. Interessant fand ich eine riesige Kiste, die in der Form einem Sarg ähnelt. Es handelt sich um eine Rarität, einen Koffer, wie ihn Offiziere zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Feldzüge mitnahmen. Der Militärkoffer von Morges soll einem Freiburger Oberst gehört haben, der Napoleon begleitete, als dieser Russland angriff.
Der Innenhof des Schlosses.

Dienstag, 17. September 2024

Die nautae vom Genfersee

Die Mauerreste der langgestreckten Basilika von Lousonna. In der Antike ist 
mit "Basilika" nicht eine Kirche gemeint, sondern ein öffentliches Gebäude;
die römische Basilika diente als Markthalle oder auch als Verwaltungbau.

Ein antikes Mosaik in Lousonna.
Kurz nach dem Start zu unserer Wanderung auf dem Jakobsweg wichen wir am Samstag mal kurz von der offiziellen Route ab. Im Stadtteil Lausanne-Vidy erstreckt sich eine weite Fläche mit niedrigen Mauerresten. Bei ihnen handelt es sich um die Überbleibsel der gallo-römischen Siedlung Lousonna; "gallo-römisch" bedeutet, dass sich die Zivilisation der militärisch besiegten Gallier (Kelten) mit derjenigen der siegreichen Römer vermischt hatte. 1500 bis 2000 Menschen lebten in Lousanna, das ein wichtiger Umschlagplatz für Waren war, die über den See herangeschafft und auf dem Landweg weitertransportiert wurden und umgekehrt. Schmuck muss die kleine Stadt gewesen sein, die Häuser waren mit Säulenvorhallen versehen und hatten Innenhöfe, es gab Tempel und ein Theater. Und eine Basilika, eine grosse Halle, in der Handwerksgilden ihre Räume hatten und Läden untergebracht waren. Zu den wichtigen Berufsgruppen Lousonnas zählten die nautae lacus Lemanni, die Schiffer des Genfersees, das ist belegt. Im vierten Jahrhundert begann der Niedergang des Ortes direkt am Seeufer, gleichzeitig bildete sich höher oben am Hang ein neues Zentrum, die Cité. Dort entstand im Mittelalter die Lausanner Kathedrale.

Montag, 16. September 2024

Unsere Rivieraferien

Auf unserer 24. Schweizer-Jakobsweg-Etappe mit Start in Lausanne wechselte die Stimmung schnell ins Rauschhafte. Derweil es im Osten düster war und regnete, schien in der Romandie die Sonne. Die Berge Savoyens am anderen Ufer des Genfersees waren ein betörender Anblick, in der Ferne sahen wir gar den Mont Blanc. Der Genfersee wiederum – nun, der lehrte uns Zürcherinnen und Zürcher Demut. Unser Zürichsee schien uns angesichts der Weite, die wir nun genossen, ein armseliges Schmalgewässer. Wir schwelgten denn auch in Lottogewinn-Fantasien, stellten uns vor, in St-Sulpice oder Préverenges eine Villa direkt am See zu bewohnen. Apropos Préverenges: Dort gönnten wir uns am Mittag in einem Freiluft-Strandbeizli am Wasser einen Prosecco, nahmen danach gleich einen zweiten und fanden, wir seien an diesem Tag irgendwie nicht als Pilger unterwegs; das Lebensgefühl war eher das von Ferien an der Riviera. Kein Wunder, marschierten wir im Folgenden nicht, sondern flanierten. Und beendeten den grossartigen Tag bereits in Morges; eigentlich war die Idee gewesen, bis St-Prex zu gehen. Immerhin besichtigten wir in Morges das wuchtige Schloss mit den diversen Ausstellungen. Zum Schluss dann gabs beim Bahnhof in einem der wenigen Restaurants, die auch am Nachmittag etwas Warmes servieren, einen deftigen Hamburger. Und jetzt freue ich mich auf die Fortsetzung in zwei Wochen – auf die Fortsetzung der Jakobspilgerei, wohlverstanden, nicht auf die der Riviera-Ferien. Nächstes Wochenende kann ich nicht, da steht eine Klassenzusammenkunft an, Kanti Trogen, Matura 81. Wir treffen uns in Urnäsch.
Auf Sand pilgert es sich luftig leicht.

Sonntag, 15. September 2024

Das Kirchenkastell

Am Hang über Grüsch im Prättigau erblickten – und besuchten – wir letzte Woche die Ruine Solavers, die hart an der Kante des Schmittnerbachtobels sitzt. Viel ist von ihr nicht übriggeblieben, Tore, ein paar Mauern. An der Ruine von Solavers ist speziell, dass im Frühmittelalter an diesem Ort eine befestigte, der Jungfrau Maria gewidmete Kirche stand. Man nennt eine solche Wehranlage "Kirchenkastell". Später kam, etwas tiefer gelegen, eine Ritterburg hinzu. Die Kirche auf Boden der Gemeinde Seewis verschwand später, als die Talschaft sich der Reformation anschloss.

Samstag, 14. September 2024

Blödheit am Berg

Vielbesucht: der Säntis, von der Toggenburger Seite gesehen. (Foto: Slurpi/Wikicommons)

Der Säntis ist ein klassischer Publikumsberg. Viele Touristinnen und Touristen gondeln in Turnschuhen hinauf, geniessen das Panorama, gondeln wieder hinab. Allerdings gibt es auch die, die sich im urbanen Tenu mal eben vom Gipfel auf die Himmelsleiter wagen, eine unheimlich steile Passage im Kalkstein, auf der man griffige Bergschuhe braucht. Dort machen die Leute Selfies und begeben sich dabei in Gefahr. Auch anderswo am Säntis sind Leute zu beobachten, die jede Vorsicht vermissen lassen und zum Beispiel ohne angemessene Ausrüstung auf irgendeinen exponierten Felsvorsprung kraxeln, um sich selber am Abgrund zu fotografieren. Aus dem Artikel im "St. Galler Tagblatt" von dieser Woche erfuhr ich zudem, dass es Berggängerinnen und Berggänger gibt, die auf dem Weg zum Säntis Pyrofackeln zünden und sich so filmen; Leute, die in der Nähe wandern, gehen in diesem Fall womöglich von einem Notsignal aus. Die Blödheit am Berg nervt.

PS: Heute jakobswandern wir wieder. Etappe 24 steht an, sie führt uns am Genfersee von Lausanne nach St-Prex.

Freitag, 13. September 2024

Vom Sommer in den Herbst

Die letzten Meter vor dem Fadärastein. Unten Malans.
Auf dem Fadärastein, 1178 Meter über Meer. Unten (r.) Landquart, hinten der Haldensteiner Calanda.
Schloss Seewis. Heute dient es als
Schulhaus und Gemeindehaus.
Wir hatten das Wetter gut eingeschätzt, wanderten vorerst in der Sonne, stellten später fest, wie sich der Himmel langsam verdüsterte und Wind aufkam – doch wir blieben trocken bis Wanderschluss, derweil es in Zürich schon regnete, weiter im Westen sowieso. So war das am Mittwoch, als ich mit Bergkollege Peider von der Bündner Herrschaft auf felsigen Pfaden ins Prättigau zog. Wir starteten in Malans, stiegen steil in vielen Kehren auf zum Fadärastein, einem formidablen Panoramapunkt, stiegen ein wenig ab nach Unter Fadära und Furgga, stiegen grad wieder auf zum Crupspitz, der mindestens ebensoviel Aussicht, Fern- und Tiefblick bietet: Wir sahen hinüber zum Haldensteiner Calanda, in der Ferne lugte der Piz Beverin über die Kette tieferer Gipfel, in der Nähe gefielen uns der Pizol und die Grauen Hörner. Und direkt zu Füssen hatten wir die kanalisierte Landquart im Gebiet der Chlus und das Rheintal. Die Unternehmung war damit noch lange nicht fertig. Durch das Islatal hielten wir auf Seewis zu, waren im Ort beeindruckt vom riesigen Schloss der Familie Salis-Seewis, assen im Restaurant der Rehaklinik. Und stiegen schliesslich, wobei wir gegen Ende auch noch die Burgruine Solavers besuchten, ab nach Grüsch. Viereinhalb Stunden waren wir gewandert bei 890 Metern aufwärts und 790 Metern abwärts. Auf der Heimfahrt begann es auf der Höhe des Walensees zu regnen, zuhause in Zollikerberg musste ich für die letzten 500 Meter von der Station zu meinem Haus doch noch die Kapuze montieren. Am Morgen war ich im Sommer gestartet, nun am späten Nachmittag hatte der Herbst übernommen.
Crupspitz voraus.
Tiefblick vom Crupspitz, 1164 Meter über Meer, auf die Landquart.

Donnerstag, 12. September 2024

Das Niesenrätsel

Gutes Buch!

Warum wurden am Niesen, dem Berg, der als markante Pyramide den Thunersee überragt – warum wurden am Niesen in den nicht leicht zugänglichen und steilen Flanken Mühlsteine geschlagen? Und warum blieben viele dieser Mühlsteine dort liegen, wurden also nicht zu Tale geschafft? Geschichtliche Aufzeichnungen, etwa Dokumente der Gemeinden rundum, gibt es zu dem Phänomen nicht. Der in Adelboden geborene Robert Allenbach widmet sich dem Rätsel in "Mühlsteine am Niesen", er kann es zwar nicht auflösen, dokumentiert es aber in starken Fotos und klugen Texten. Auch Karten gibt es in dem eben erschienenen Buch, sodass man sich jederzeit zu einer Mühlstein-Expedition aufmachen kann. Nun, nicht grad jederzeit, so wie's aussieht, schneit es dieser Tage weit hinab, auch die oberen Partien des Niesen, 2362 Meter über Meer, dürften weiss werden.

Mittwoch, 11. September 2024

Der Jakobsweg kann auch hässlich

Autobahn mit Mietskaserne am oberen Rand von Lausanne.
Im Tobel des Flon. Der Boden war rutschig, des Regens wegen.
Hurra, Lausannes Kathedrale ist gleich erreicht.
Andis Cheesburger, Andis Pommes Frites.
Am oberen Stadtrand von Lausanne erreichten wir am Sonntag auf dem Schweizer Jakobsweg dessen bisher hässlichsten Punkt. Die A9 überquert auf einem Viadukt das Flüsschen Flon, man steigt als Wanderer vom Fuss der Brücke auf zur Unterseite der Fahrbahn, blickt zurück und sieht mit Schaudern die in das lärmige Schattenloch gezwängte Mietskaserne. Ansonsten war unsere Unternehmung von fünfeinhalb Stunden (420 Meter aufwärts, 710 Meter abwärts) durchaus schön, wir waren über weite Strecken im Wald unterwegs, was von Vorteil war, weil es zwischenzeitlich regnete. Wir lernten den Flon kennen, der reizende Tobel in den Mergel gefressen hat. Wir passierten das etwas ausserhalb stehende Kirchlein von Montpreveyeres. Und wir waren mehr oder minder fassungslos über die geballte Wucht der Kathedrale von Lausanne, eines Gotikbaus. Die Stillung des Pilgerhungers gestaltete sich anschliessend schwierig. Wir sahen in Lausanne Restaurants noch und noch, die aber allesamt geschlossen waren. Und die wenigen, die offen hatten, servierten am Nachmittag nichts zu essen. Am Ende landeten wir im Cocktail-Tapas-Lokal "Le 20". Es stellte sich als Trouvaille heraus, alle vier waren wir mit unseren Gerichten von Tsatziki bis Cheeseburger sehr zufrieden. 

PS: Vier Etappen sind es noch von Lausanne bis zur Kathedrale von Genf. Plus eine kurze fünfte von dort bis zur Grenze. Wir kommen unserem Schlussziel immer näher. Sicher werden wir das Schweizer Pilgerabenteuer in Genf mit einem Zweitäger beenden. Samt Festmahl.

Dienstag, 10. September 2024

Lausanne spiralt

Der Sauvabelin-Turm. Die steilen Spiraltreppen sind nicht jedermanns Sache.
Der See von Sauvabelin ist ein beliebtes
Stück Lausanner Naherholungszone.
Sauvabelin: So heisst ein Lausanner Quartier in erhöhter Lage. Wir entdeckten es am Sonntag, während wir von Mézières nach Lausanne jakobswanderten. Drei Dinge gefielen uns in Sauvabelin. Erstens der Lac de Sauvabelin, ein Kunstgewässer in einem grossen Park, das 1888 eröffnet worden war als Ort zum Schlittschuhlaufen. Zweitens das Restaurant am Seeufer, in dem wir gern einkehrten, nachdem wir doch fünf Stunden ohne grossen Halt unterwegs gewesen waren. Drittens tat es uns der Tour de Sauvabelin an, ein 35 Meter hoher, aus Holz der städtischen Wälder gebauter Aussichtsturm aparter Gestalt. Von oben sieht man auf die Stadt, weit über den See, zu den Bergen, speziell zu den Alpen Savoyens. Allerdings war das Wetter an unserem Tag nicht besonders gut, der Himmel war verhangen. Beeindruckend war das Panorama allemal.

Montag, 9. September 2024

Der Eber spielt Golf


In Otelfingen ZH fotografierte ich letzte Woche diesen Kreisel mit einem Eber, der einen Golfschläger schwingt. Ein Golfball gehört auch zur Skulptur. Diese wirkt bizarr, lässt sich aber erklären. Die Golfutensilien verweisen auf den dorfeigenen Golfpark der Migros, der sogar eine eigene S-Bahn-Station hat – es gibt tatsächlich Leute, die mit dem ÖV zum Golfen reisen, jawohl. Der Eber wiederum ist dem gemeindeeigenen Wappen entlehnt, für das Jahr 1493 ist er belegt, er war das Symbol der Edelleute von Otelfingen.

Sonntag, 8. September 2024

Nicht längs, sondern quer

Burghorn, 859 Meter über Meer. Beim Bänkli gibts in der Blechbüchse ein Gipfelbuch.
Alter Markstein auf der Kantonsgrenze Zürich–Aargau
im Gebiet Cholgrueb auf der Südseite der Lägern.
"BienVenus Messieurs": Hausfassade in Otelfingen.
Letzten Mittwoch beging ich die Lägern. Mal nicht der Länge nach, was der Klassiker ist, weil man dabei auf der Achse Regensberg–Baden immer dem Grat des Höhenzuges folgt. Habe ich schon mehrmals gemacht, diesmal aber wanderte ich im Quermodus. Im rechten Winkel zum Grat. Steil rauf von Otelfingen zum Burghorn, dem markanten Aussichtspunkt der Lägern, und steil wieder runter nach Niederweningen. Drei Stunden dauerte die Unternehmung bei 470 Metern aufwärts und 440 Metern abwärts, der Himmel war bedeckt, es regnete mal kurz, andere Leute sah ich nicht, abgesehen von einem Hündeler in der Nähe des Otelfinger Schützenhauses. Die Stille des Geländes gefiel mir. Und wieder einmal stellte ich fest, dass die Lägern unverwechselbar ist. Wenigstens oben. Ihr Grat schaut knapp nur aus dem Wald, der die Flanken bedeckt, und gleicht einer Art Drachenkamm.

PS: Der Wandertag der "Schweizer Familie" war gestern ein voller Erfolg, die Leute kamen in Massen nach Willisau, 6000 waren es, die Stimmung war super – wie auch nicht bei dem Prachtwetter? Nächstes Jahr findet der Anlass in Davos statt, gehen wir also in die Berge.

Samstag, 7. September 2024

Zimmer mit Panorama

In meinem Zimmer. Man müsste wieder mal auf den Napf.
Guten Morgen aus Willisau, ich habe gut geschlafen in meinem BnB mit dem hübschen, sich auf die Stadtheiligen beziehenden Namen "Peter und Paul". Das BnB liegt zehn Gehminuten entfernt vom Bahnhof in der Gewerbezone, mir gefällt das Haus, das eigentlich ein richtiges Hotel ist, wenn man davon absieht, dass man in der Regel per Self-check-in zur digitalen Zimmerkarte kommt. Die Zimmer sind gross und haben nichts Spiessiges, keine Badewannen mit Duschvorhang und so, stattdessen Geräumigkeit und Funktionalität. Noch ein Letztes: Eine Freundin fragte mich gestern, ob ich dieses Wochenende nicht jakobswandere. Doch, tun wir! Morgen wollen mein Grüppli und ich von Mézières nach Lausanne pilgern. Aber zuerst ist jetzt der "Schweizer Familie"-Wandertag angesagt.