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Freitag, 28. Februar 2025

Er ist nah

Bald wird die Primel überall sein.
(Foto: BerndH/Wikicommons)
Auch wenn die Primeln sich noch rar machen, die Widechätzli noch fast erfrieren, die Wälder noch nicht nach Bärlauch riechen und die Temperaturen in der Nacht mancherorts noch knapp in den Negativbereich absinken – der Frühling macht sich bemerkbar. So wird es am Abend schon viel später dunkel als zu Jahresbeginn. Heute ist der letzte Tag des meteorologisch definierten Winters, der die drei Monate Dezember, Januar und Februar umfasst. Ich freue mich auf milde Winde, Wiesen mit Blumen und Ausflugsgipfel ohne Schnee. Frühling, komm jetzt bitte schnell!

Donnerstag, 27. Februar 2025

Mikwe und Synagoge

Nein, das ist nicht die Kirche von Lengnau AG, sondern die Synagoge.
Die Inschrift in Hebräisch und Deutsch an der Synagoge gibt eine Bibelstelle wieder:
"Mein Haus wird ein Bethaus genannt für alle Völker." (Jesaia 56.7)
Ebenfalls im Dorfkern von Lengnau zu finden:
das einstige jüdische Frauenbad.
Seit vier Jahrhunderten leben in Endingen und Lengnau im Surbtal, Kanton Aargau, Juden. Gegen Ende des Ancien Régime durften sie sich in unserem Land überhaupt nur hier niederlassen, kein Wunder, haben so viele von ihnen eines der beiden Dörfer als Bürgerort, die frühere Bundesrätin Ruth Dreifuss etwa. Die Juden und Jüdinnen im Aargauischen wurden von der Obrigkeit kräftig geschröpft, zahlten regelmässig hohe Summen für einen sogenannten Schutz- und Schirmbrief. Schikaniert wurden sie auch, indem man ihnen gewisse Berufe wie das Bauern und alle Arten von Handwerk untersagte. Die landesweite Niederlassungsfreiheit bekamen die Juden erst 1866, 18 Jahre nach der Gründung unseres Bundesstaates. Letzten Samstag kamen wir in Lengnau durch, schauten uns die Synagoge an und die zeitweise verfallene und umgenutzte Mikwe, das Badehaus der Frauen. Beide Gebäude waren verschlossen, die Synagoge wird derzeit renoviert. Wer sich interessiert: Es gibt einen Weg, auf dem man an etlichen Stationen in Lengnau und Endingen mehr zum Thema erfährt.

Mittwoch, 26. Februar 2025

Wo war die Hexe?

Der Eetelweier. Ohne Wybli.
Vor Lengnau.
Am Samstag wanderten wir vom Rhein zur Limmat. Zogen von Mellikon via Lengnau und Freienwil nach Baden. Eine mittellange Route, knapp viereinhalb Stunden Gehzeit bei 550 Metern aufwärts und 510 Metern abwärts. Die erste Stunde verlief im Nebel, der dem Waldgewässer Eetelweier einen gewissen Zauber verlieh; leider sahen wir das Etelwybli nicht, die zugehörige Hexe – war sie in den Ferien, arbeitet sie Teilzeit, hatte sie Angst vor uns? In Lengnau tranken wir etwas im Ristorante Schmitte, ein schüchternes Meitli bediente uns, der Schnupperstift, wie sich herausstellte, später kam auch ihre Kollegin an den Tisch, ebenfalls Schnupperstift. Toll später der Moment, als wir oberhalb von Ennetbaden im Gebiet Hertenstein zu einem Känzeli kamen und tief unter uns Ennetbaden und, auf der anderen Seite der Limmat, Baden erblickten; eindrücklich die Dimensionen des neuen Thermalbades Fortyseven von Mario Botta. Eine gute halbe Stunde später sassen wir im Restaurant Schwyzerhüsli in Baden, die Wanderung endete somit wie sehr viele unseres Grüpplis mit einem späten Zmittag.
Blumenschmuck in Freienwil.
Tiefblick bei Hertenstein. Links der nahe Kamm der Lägern. Unten die Limmat mit Ennetbaden
(linke Bildhälfte) und Baden. Rechts direkt am Fluss Badens neue Badeanlage Fortyseven.

Dienstag, 25. Februar 2025

Büsingens Wahl

Vor der Wahl: Plakatwerbung
Anfang Februar in Büsingen.
Kürzlich wanderten wir durch Büsingen am Hochrhein, die deutsche Exklave unweit von Schaffhausen. Gestern fiel mir ein, ich könnte nachschauen, wie die circa 1650 Büsingerinnen und Büsinger in der Bundestagswahl vom Wochenende abgestimmt haben.

Zur Erinnerung: Landesweit wählten 28,5 Prozent der Deutschen die CDU/CSU und 20,8 Prozent die Rechtsaussenpartei AfD. Die SPD erhielt 16,4 Prozent der Stimmen.

Und Büsingen? Es wählte im Vergleich mit dem nationalen Durchschnitt stärker rechts. Die CDU/CSU kommt bloss auf 26,4 Prozent. Die AfD aber auf 26,1 Prozent. Und die SPD auf nur 11,5 Prozent. Die AfD hat in Büsingen fast mit der CDU/CSU gleichgezogen. Was dahintersteht, kann ich nicht sagen. 

Montag, 24. Februar 2025

Spider-Man in der S9

Spider-Man war ganz allein, jemand hatte den Ballon einfach so zurückgelassen in der S9. Während ich am Samstagmorgen von Zürich nach Eglisau fuhr, kamen immer wieder Erwachsene vorbei. Gleich drei blieben stehen, machten ein Foto. Wie auch ich. Und alle liessen sie den Ballon, wo er war, keiner nahm ihn mit. Ich auch nicht. Obwohl es mich gelüstete, ihn mir zu greifen. Ihn an meinen Rucksack zu schnüren. Und ihn dann irgendwo draussen im Gelände freizulassen.

Sonntag, 23. Februar 2025

Leckerlitod

Der bekannteste Herisauer ist an einem Leckerli erstickt, das er geklaut hat – nein, er ist kein Ehrenmann, dieser Gidio Hosestoss. Ein Halunke ist er, aber auch eine Witzfigur. Sicher hat er es nicht verdient, wegen eines Gebäcks zu sterben. Zu Grabe getragen wird er durch den Ortskern von Herisau, mit dabei im Umzug ist die Witwe Eulalia Fadehäx. Und natürlich der Gidiopfarrer, ein Schüler, der in seiner Trauerrede das letzte Jahr Revue passieren lässt. Man wirds gemerkt haben, ich rede von der Fasnacht. In Herisau findet jeweils am Aschermittwoch, heuer am 5. März, der "Gidio Hosestoss" statt, ein beliebtes und geliebtes Ritual des Dorfes, das gemessen an der Einwohnerzahl von 16 000 Menschen eine Stadt ist. Warum die Hauptperson des Anlasses, der Gidio, der am Sonntag nach dem Umzug auf dem Ebnet-Areal verbrannt wird als eine Art Ausserrhoder Böögg – warum der Gidio so heisst, wie er heisst, ist unklar.

Szenen vom "Gidio Hosestoss" in Herisau. (Screenshot Homepage Appenzellerland Tourismus)

Samstag, 22. Februar 2025

Die Ein-Baum-Insel

Die Île de Peilz, Kanton Waadt, im Genfersee bei Villeneuve.
Andere Länder haben grosse Inseln, denken wir etwa an Deutschland und seine Insel in der Ostsee, Rügen. Unsereins muss sich mit einigen wenigen Inseln bescheidensten Zuschnittes begnügen. Kürzlich, als ich in Villeneuve VD am Ufer des Genfersees stand, erblickte ich in einem halben Kilometer Entfernung die Île de Peilz. 20 auf 20 Meter misst sie, ein einziger Baum, eine Platane, reicht, sie vollständig zu überdecken. Bevor die Einheimischen eingriffen, war die Insel noch viel kleiner, bestand nur aus einem Felsen. Den mauerte man auf, so kam es zur Quadratform. Was tun wir Schweizerinnen und Schweizer nicht alles, um auch mit der einen oder anderen Insel aufwarten zu können.

Freitag, 21. Februar 2025

Glühweinsauce

Mein Essen. Der Grossteil der Sauce ist noch
im (nicht sichtbaren) Kännchen. Links mein Risotto.
Als wir letzten Samstag von Frieswil via Ruchwil, Lobsigen, Aspi nach Lyss zogen, wars kalt. Unter Null. Die Sonne schien ohne Kraft, war zeitweise von Wolken verdeckt, die Bise blies. Doch bekanntlich haben alle Dinge zwei Seiten: Wir hatten, dies der Vorteil dieser Art Februarwetter, das Gelände zwischen Frienisberg und Seeland für uns, andere Wanderinnen und Wanderer sahen wir nicht. Am Schluss gabs im "Weissen Kreuz" in Lyss währschafte Ware zu essen, ich hatte eine Pouletbrust an einer weissen Glühweinsauce. Aparte Kost. Und sehr wärmend.
Weites Land bei Ruchwil.
Der Lobsigensee.
Eine vereiste Pfütze. Hoffentlich die letzte des Winters.

Donnerstag, 20. Februar 2025

Wer lebte hier wohl?

Es sind ein gutes Dutzend Höhlen. Grosse und kleine. Allesamt sind sie übersät mit Graffiti. Sie in ein einziges Foto zu zwingen, ist unmöglich, denn die langgezogene Sandsteinfluh, in die sie eingetieft sind, biegt um eine Geländeecke. Letzten Samstag, als wir im Kanton Bern unterwegs waren und von Frieswil nach Lyss zogen, kamen wir zu den Sandsteinhöhlen oberhalb von Lobsigen. Wir fanden sie eindrücklich und waren irritiert, dass sie, wiewohl auf der Landeskarte eingezeichnet, nicht auf den Wanderwegweisern vorkommen. Immer wieder mal liest man von ihnen in Wanderberichten, was ich bis jetzt gesichtet habe, ist allerdings weder ausführlich noch präzis. In den Höhlen lebten noch im 20. Jahrhundert Menschen, soviel steht fest. Ob es arme Leute waren, Verstossene oder Jenische, ist mir unklar. Nun setze ich meine Hoffnung auf ein heimatkundliches  Buch über die Region Frienisberg, zu der die Sandsteinhöhlen im weitesten Sinn gehören; ich habe das Buch bestellt und werde es bald einmal in der Bibliothek abholen. Weiss ich mehr, melde ich mich gern.

Mittwoch, 19. Februar 2025

Kurioser Likör


Diesen Likör bekam ich geschenkt. Er stammt aus dem Appenzellerland, vom Kloster Grimmenstein. Dieses wiederum befindet sich in der Ausserrhoder Gemeinde Walzenhausen. Nun, wenn man die Karte nicht genau anschaut, könnte man das meinen. Tatsächlich ist das Kloster Grimmenstein oder auch Kloster St. Ottilia, in dem Kapuzinerinnen leben, von Walzenhauser Boden umgeben. Es bildet in diesem eine Innerrhoder Exklave und ist dem Innerrhoder Bezirk Oberegg zugehörig. Eine katholische Insel im reformierten Umland ist es.

Dienstag, 18. Februar 2025

Bei den Sikhs

Der Langenthaler Gurdwara.
Unser Gastgeber. Und ich.
Mit bedecktem Haupthaar.
Der Sikh-Tempel am Stadtrand von Langenthal gleich bei der Bahnstation Langenthal Süd ist derzeit eingerüstet, Renovationsarbeiten. Als wir kürzlich in der Gegend wanderten, schauten wir vorbei; während wir noch rätselten, ob der Tempel offen sei, bat uns ein Mann im Turban herein. Man machte sich bekannt, und dann bekamen wir eine kleine Tempelführung oder, mit dem korrekten Begriff, Gurdwara-Führung. So, "Gurdwara", heissen die Gebetshäuser der Sikhs, von denen etwa 600 in der Schweiz leben; vier Tempel gibt es hierzulande. Im zentralen Raum war gerade ein Mann daran, einen heiligen Text zu rezitieren, er war voll konzentriert und liess sich von uns nicht stören. Die Einweihung des Langenthaler Tempels vor gut zwei Jahrzehnten geleitet habe, erzählte unser Gastgeber, der mittlerweile verstorbene Pfarrer Ernst Sieber aus Zürich. Interessant. Leider mussten wir nun auf den Zug. Zogen die Schuhe wieder an, deponierten die Kopftücher, die auch für Männer obligatorisch sind, in einem Behältnis und verabschiedeten uns freundlich.

PS: Wer mehr über diese Religon wissen will, die im 15. Jahrhundert in Indien entstand und ziemlich sympatische Prinzipien vertritt: Hier ein paar gute und zuverlässige Infos.

Im Tempel.

Montag, 17. Februar 2025

Fische und Boliden (II)

Das "Meilenstein"-Aquarium.
Heute morgen ist hier etwas schiefgelaufen. Technisch. Der ganze Eintrag über das "Meilenstein"-Areal verschwand kurz vor acht, übrig blieb nur der Titel. Jetzt bin ich im Büro, habe nicht viel Zeit fürs Reparieren, fasse daher in diesem neuen Eintrag nur ganz kurz zusammen, was ich schrieb: In Langenthal gibts "Meilenstein". Eine verblüffende Sache. Auf dem Gelände befindet sich nämlich nicht nur ein Vier-Sterne-Hotel, sondern auch ein gewaltiges Aquarium mit 20 Fischarten, darunter viele aus dem Amazonasgebiet. Plus ein ebenso gewaltiges Museum mit Rennwagen, Renntöffs und Sportwagen. Muss man beides gesehen haben. Damit bis morgen, liebe Leserin und lieber Leser.
Das Rennwagen-Museum, hier Jo Sifferts Bolide.

Fische und Boliden

Sonntag, 16. Februar 2025

Visite in Morgiodunon

So sah das Oppidum von Roggwil BE in etwa aus. (Visualisierung: Infotafel vor Ort)

Vom Keltenoppidum ist in Roggwil praktisch nichts
geblieben. Aber die Infotafeln sind interessant.

2008 wird in Roggwil BE im Fryburg-Quartier gebaut. Am Ahornweg 1 fällt in einer Baugrube eine schwarze Erdschicht auf. Die Kantonsarchäologie kommt ins Spiel und stellt schliesslich fest: Im Spickel zwischen der Rot und der Langete, die hier zusammenfliessen, gab es vor 2000 Jahren eine keltische Stadt. Ein Oppidum, eine befestigte Grosssiedlung der Helvetier. Bis zur Entdeckung von Roggwil waren im Kanton Bern zwei Oppida bekannt, das in Bern (Brenodor) und das in Studen (Petinesca). Das Oppidum von Roggwil hiess in der Sprache der Helvetier wohl "Morgiodunon", es ist anzunehmen, dass dieser Name zu demjenigen der nahen Ortschaft Murgenthal führte. Am Mittwoch, als wir in der Gegend unterwegs waren, steuerten wir gezielt die beiden Infotafeln mit historischen Informationen im Fryburg-Quarter an. Besonders beeindruckend fanden wir die Visualisierung, wie das Oppidum ausgesehen könnte – ein bisschen Asterix-Obelix-mässig, finde ich.

Samstag, 15. Februar 2025

Das königliche Zizers

Ein Königshof? In Zizers? 
Die Pfalz-Ausgrabunsstätte im Jahr 2011. Acht Jahre 
zuvor war die Pfalz zufällig entdeckt worden.
(Foto: Adrian Michael/Parpan05 - Wikicommons)
Die Karolinger, die Dynastie Karls des Grossen, und andere mittelalterliche Königsgeschlechter unterhielten sogenannte Pfalzen. Höfe, auf denen der Herrscher abstieg, wenn er in der betreffenden Region unterwegs war. Für das Gebiet der Schweiz sind zwei Standorte bekannt. Die eine Pfalz befand sich in Zürichauf dem Lindenhof. Und die andere in Zizers im Churer Rheintal. Von dieser Bündner Pfalz hatte ich nichts gewusst, bis wir kürzlich auf der Wanderung von Landquart nach Chur den Wegweiser bei der Reformierten Kirche erblickten. Zu sehen gibts vor Ort praktisch nichts, die Pfalz wurde schon im 10. Jahrhundert aufgegeben, ein Teil des Geländes wurde zum Friedhof umgewandelt.

Freitag, 14. Februar 2025

Der Berg (und der Boxer)

1971 weilte der US-Boxer Muhammad
Ali in Zürich; im Hallenstadion trat er
zu einem Kampf an. Auch den
Uetliberg besuchte der Superstar.
(Eric Bachmann Fotoarchiv / Wikicommons)
Unsereins in Zürich hat ja einen wirklich tollen Hausberg, den Uetliberg, der Teil eines ganzen Höhenzuges ist, der Albiskette. Immer wieder schön, auf dem Uetliberg die Aussicht zu geniessen: auf der einen Seite liegt einem die Stadt zu Füssen samt dem Zürichsee, auf der anderen schweift der Blick über das Säuliamt zur Rigi und weiter zum Alpenkranz. Regelmässig gönne ich mir ein Fährtli auf den Berg. Und jetzt das: Gestern las ich, dass dieses Jahr die gesamte Fahrbahn der "Sihltal Uetliberg Bahn" samt Unter- und Oberbau ersetzt werden muss. Vom 19. Mai bis 5. Oktober wird deswegen die Strecke von Zürich-Triemli auf den Uetliberg stillgelegt. Okay, Ersatzbusse sind angekündigt, aber die werden garantiert pumpenvoll sein, denn die Zürcherinnen und Zürcher lieben ihre Hausberg. Es wird nur eines geben: Man muss auf den Uetsgi wandern. Das lässt sich machen, auch wenn einige bahn-nahe Wanderwege gesperrt sein werden.

Donnerstag, 13. Februar 2025

Beobachter und Chronist


Mein Berner Wanderfreund René P. Moor war letztes Jahr für ein Projekt im ganzen Land unterwegs; in jedem Kanton beging er eine Route, fotografierte unterwegs ausgiebig. Das Resultat, eben in Renés eigenem Verlag erschienen, heisst "Schweizereien" und bezeugt wieder einmal Renés Stil: Er ist einer, der die Widersprüche unseres Landes belegen will, das Nebeneinander von hässlich und schön, von Benzingestank und Jauche, von Gewerbezone und Bauernhof, von Lärm und Stille. Mit René wandern heisst, die Schweiz so entdecken, wie sie ist. Sein Buch ist dabei witzig und hintersinnig, ist in Text und Bild geprägt vom Humor dieses Beobachters und Chronisten.

Mittwoch, 12. Februar 2025

Starke Szenen in Delémont

Adam und Eva in der "Moutier-Grandval-Bibel". (Wikicommons)
Wunderschön, oder? Wir sehen die Geschichte von Adam und Eva. Die farbenfrohe Illustration findet sich in der "Moutier-Grandval-Bibel", einem grossformatigen, überaus wertvollen Band, der um 840 in einem Kloster in Tours in Frankreich entstand. Später kam er ins Kloster Moutier-Grandval im Schweizer Jura; nachdem dieses aufgehoben worden war, wurde er 1836  an die "British Library" in London verhökert. Die hat die Bilderbibel nun für eine Ausstellung ans "Musée Jurassien d'Art et d'Histoire" in Delémont, dem Hauptort des Kantons Jura, ausgeliehen. Bis zum 8. Juni können wir sie uns dort anschauen und staunen. Zum Beispiel über die Szenen, die zeigen, wie Adam und Eva erschaffen werden, sich von der Schlange betören lassen, den verbotenen Apfel vom Baum pflücken, sich ihrer Nacktheit plötzlich schämen, Kleider anziehen, aus dem Paradies verstossen werden. Fortan ist die Menschheit verflucht: Eva, die erste Frau, hat unter Schmerzen geboren. Und Adam rackert auf dem Acker.

Dienstag, 11. Februar 2025

Grenzfall am Rhein

Das "Waldheim" (links oben) steht auf der Grenze Deutschland–Schweiz. Zur
Orientierung rechts das Kloster St. Katharinental TG. Die dicke violette Linie bezeichnet
die Staatsgrenze, die dünne im Fluss die Kantonsgrenze SH–TG. (Schweizmobil)

Zwei Screenshots aus dem Fernsehbeitrag über das Restaurant.
Unten die markierte Grenze quer über die Terrasse. Die Leute oben sitzen in der Schweiz.
Man sieht vieles beim Wandern. Und vieles sieht man nicht. Das Restaurant Waldheim steht südlich von Dörflingen an einer Wiesenhalde am Rhein, die Aussicht auf das Wasser ist herrlich, wir tranken drinnen etwas. Die Markierung, die sich draussen über die Gartenterrasse zieht, beachteten wir nicht. Dabei zeichnet sie eine Staatsgrenze nach: Das "Waldheim", in dem das sympathische Ehepaar Buenacosa-Gietl wirtet, er Deutscher, sie Filipina, steht zum Grossteil in Deutschland. Der Teil der Terrasse zum Rhein hin aber, der ist Schweizer Gebiet. Man sieht das in einem Fernsehbeitrag, den ich mir einen Tag nach der Restaurantvisite zuführte.
Wir bei unserer Einkehr am Samstag.
Auch hier sieht man die Grenzmarkierung.
 

Montag, 10. Februar 2025

Wenn sein Eis schmilzt ...

Plant jemand einen Firmenausflug? In Thayngen wüsste ich etwas.
Zwischen Winter und Frühling: am Morgetshofsee.
Hier war ich nie zuvor: Dörflingen.
Die machten einen Höllenlärm. (Foto: Ronja)
Am Samstag zogen wir von Thayngen nach Schaffhausen, die Sonne schien, das machte die Unternehmung von Anfang beschwingt. Dörflingen, das wir nach gut anderthalb Stunden erreichten, war mir neu, das letzte Schaffhauser Dorf, das ich bislang nicht besucht hatte. Weiter südlich, nun am Rhein, tranken wir zur Halbzeit der viereinhalbstündigen Wanderung im Ausflugsrestaurant Waldheim" etwas. Waren wir zuvor auf den weiten Flächen und in den ebenso weiten Wäldern des Reiat unterwegs gewesen, so folgten wir nun dem Flussufer. Durchquerten bald Büsingen, das vollständig von Schweizer Territorium umgebene deutsche Dorf. Erblickten einige Zeit später den Munot und beendeten schliesslich die Tour beim Bahnhof von Schaffhausen mit einem deftigen Nachmittagsessen im "Santa Lucia". Toll wars gewesen. Wenn ich von den vielen Highlights eines besonders erwähnen müsste, wäre es der Morgetshofsee. Wenn die dünne Eisschicht, die ihn deckt, schmilzt, dann ist es Frühling. Wie lange es noch dauert, bis die Frösche quaken, weiss ich nicht.
Im Rheinhölzle, eine knappe Gehstunde vor Büsingen.

Sonntag, 9. Februar 2025

Das Tor der Frauen

Das Frauentor an der Strasse von Cumbel hinab nach Ilanz.
Schweizmobil-Koordinaten: 735284 177991. 
(Foto: Adrian Michael / Wikicommons)
Die Plakette, an der wir vorbeiwanderten.
Als wir kürzlich im Lugnez winterwanderten, kamen wir zwischen Vella und Vattiz an einer Reihe von Pfosten mit historischen Plaketten vorbei – eine Timeline zur Geschichte des Tales. Eine Plakette erwähnt den Kampf der Lugnezer Frauen wenige Kilometer entfernt bei Porclas im Jahre 1352. Belegen lässt sich dieses Vorkommnis im Zusammenhang der Belmonter Fehde nicht, es ist wohl eher eine Sage. Im genannten Jahr führten die Herren von Belmont, das regionale Adelsgeschlecht, jedenfalls in der Surselva, zu der das Lugnez gehört, erfolgreich einen Aufstand gegen die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg an. Geblieben ist davon zwischen der Stadt Ilanz, die damals niederbrannte, und Cumbel im Lugnez am Strassenrand ein Tor. Der Rest einer Sperranlage, die auch eine verschliessbare Tür bzw. ein Fallgatter im Tor umfasste sowie eine gut sechs Meter hohe Mauer. Das Tor heisst "Frauentor" und ist im Wappen von Cumbel abgebildet. Hätte ich auf der Talfahrt im Bus nach Ilanz bloss besser aufgepasst, statt mit meinen zwei Bündner Sitznachbarn zu plaudern. Dann hätte ich das Frauentor bei Porclas gesehen. Laut der Sage sollen sich die Frauen des Lugnez dort wacker an der Abwehr des Feindes beteiligt haben.
Das Wappen von Cumbel GR. (Bernina/Wikicommons)

Samstag, 8. Februar 2025

Das letzte Dorf

Einmal Winterwandern, einmal Wandern im Winter.
Es gibt, was das Wandern im frostigen Jahresviertel betrifft, eine begriffliche Unterscheidung, die ich sinnvoll finde und anwende. Einerseits ist da das Winterwandern, das sich auf gewalzten Pisten und mehr oder minder geräumten Strässchen abspielt, in der Regel jedenfalls auf Schnee und in den Bergen. Und anderseits ist da das Wandern im Winter, das für gewöhnlich im Flachland stattfindet, wo Schnee keine oder keine grosse Rolle spielt, gegangen wird auf normalen Wanderwegen, allenfalls trägt man mal ein Paar Stulpen. Heute werden wir im Schaffhausischen unterwegs sein. Ich freue mich auf die Route, weil sie uns durch das letzte Dorf des Kantons führt, das ich noch nicht kenne. Mehr von dieser Wanderung im Winter erzähle ich nächstens.

Freitag, 7. Februar 2025

Kostbar und verletzlich

Vrins Kirche ist ein Bijou.
Schädel als Baumaterial für das an die Kirche angefügte Beinhaus.
In der "Ustria dalla Posta" gibts Feines zu degustieren. (Foto: Ronja)
Wie gut geht es Vrin? Das 250-Menschen-Dorf zuhinterst in der Talschaft des Lugnez, in einer 47-minütigen Postautofahrt ab Ilanz erreichbar, präsentiert sich dem Aussenstehenden als Idyll, ich und meine Begleiterin waren bei unserer Visite am Montag berückt. Die kolorierte Kirche! Die Blockhäuser aus Holz in Strickbauweise! Die urgemütliche "Ustria dalla Posta", in der die Einheimischen grad jassten, auf Rätoromanisch parlierend! Alles liebenswert. Freilich waren die Jasserinnen und Jasser alle im sehr fortgeschrittenen Alter. Ob es mit der Verjüngung klappt, ob im Ort auch Bewegung herrscht, wenn nicht die Sonne scheint und unsereins Unterländer vorbeischaut, ob sich das Gewerbe samt der Metzgerei und dem Volg halten kann: Ich hoffe es. Einen konkreten Grund zu zweifeln habe ich nicht. Bloss kam mir das kleine Vrin, das so vieles richtig gemacht hat, das zum Beispiel das Land rundum der Spekulation entzogen hat und für die mit Sorgfalt betriebene Erneuerung des Dorfbildes 1998 den Wakkerpreis bekam – mir kam das kostbare Vrin unendlich verletzlich vor.
Hässlich ist hier gar nichts. (Foto: Ronja)

Donnerstag, 6. Februar 2025

Gratis durchs Tal

Vrin, diese Frau (deren Kopf ich retuschiert habe)
fährt gleich hinab nach Ilanz. Und zwar gratis.
Nicht zum ersten Mal ist im Winter, heuer bis 6. April, Postauto-Fahren auf der Linie Ilanz-Vrin gratis. Das gilt auch für die übrigen Linien auf dem Gebiet der Gemeinde Lumnezia, zu der die Ortschaften Vrin, Lumbrein, Vignogn, Degen, Vella, Morissen, Cumbel und Suraua gehören. Eine gute Sache? Grundsätzlich bin ich kein Fan von Gratis-ÖV. Was etwas wert ist, soll etwas kosten, finde ich. Bekannt war mir das Angebot nicht, bevor ich diesen Montag im Lugnez, dem Seitental der Surselva, winterwanderte – bei der Heimreise war das Postauto dann übrigens schrecklich überfüllt.