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Montag, 21. Juli 2025

Pelerinenalarm

Bauernidyll: der Hof Blasen 15 Minuten nach dem Start in Emmenmatt.
Lauschiger geht nicht: die Terrasse des Gasthofes Waldhäusern.
Die Berner Alpen am Horizont. (Foto: Ronja)
Als wir vorgestern im Kapfwald waren, begann es zu regnen – Pelerinenalarm. Eine Stunde später beendeten wir unsere Etappe 15 auf dem Alpenpanorama-Weg vorzeitig in Grosshöchstetten statt wie geplant in Konolfingen. Die ersten drei Viertel der knapp vierstündigen Wanderung (580 Hm aufwärts, 490 Hm abwärts) hatten sich zuvor bei bestem Wetter abgespielt. Wir waren in Emmenmatt gestartet. Stiegen schwitzend auf nach Waldhäusern, tranken dort etwas im lauschigen Gasthof, stiegen dann noch weiter auf zur Blasenfluh, wo der Blick zu den Berner Alpen besonders schön ist. Erst im Abstieg, wie gesagt, ereilte uns der Regen. Und nun freue ich mich bereits auf die nächste Etappe, die uns von Grosshöchstetten via Münsingen nach Toffen führen soll. Aaretal und Gürbetal also, das Emmental haben wir seit dem Samstag hinter uns.
Die Gegend ist aus Nagefluh gebaut: vor der Blasenfluh.

Das letzte Foto ohne Regen kurz vor dem Kapfwald.

Sonntag, 20. Juli 2025

Der Steg hat ein Problem

Ein Foto vom Ostersamstag 2024. Damals machten wir die Jakobsweg-Etappe
Rapperswil–Einsiedeln. Gleich als erstes gings auf dem Holzsteg über den Obersee.
Die verantwortlichen Fachleute gäben dem Material eine Lebensdauer von 50 bis 70 Jahren, liess die Stadt Rapperswil SG, heute Rapperswil-Jona SG, verlauten. Das war 2001, als der Holzsteg aus unbehandeltem Eichenholz eröffnet wurde, der über den Obersee nach Hurden führt, einem Ortsteil von Freienbach SZ. Das Bauwerk, 841 Meter lang, wurde schnell zum Wahrzeichen der Gegend. Drei Millionen Franken hatte es die Gemeinden an beiden Ufern gekostet. Diese Woche las ich im "Tagi", dass der grandiose Steg ein Problem hat. Ein Pilz setzt dem Holz zu und macht regelmässig teure Unterhaltsarbeiten nötig, die Stabilität der Konstruktion wird von einem Ingenieurbüro überwacht. Mittlerweile sieht es so aus, als sei ein Neubau günstiger als die permanente Wartung. Bereits budgetiert die Stadt Rapperswil-Jona eine Million Franken für den Projektwettbewerb. 50 Jahre alt wird der schöne Steg also kaum. Und viel Festfreude dürfte nächstes Jahr anlässlich seines 25. Geburtstages nicht aufkommen.

Samstag, 19. Juli 2025

Doppeleinkehr im Rifugio

Kurz nach dem Start: Blick von Muggio nach Cabbio, wo die Wanderung Stunden später enden wird.
Das ehemalige Schweizer Grenzwächterhaus beim Passo Bonello.
Unser Fleisch-Käse-Teller,
Variante klein, im Rifugio Prabello.
Unsere Wanderung führte mich und Freund Peider am Mittwoch von Muggio, dem obersten Postautodorf im gleichnamigen Tessiner Tal, durch das Val Luasca hinauf zum Bonello-Pass auf der Landesgrenze; über ihn könnte man hinab zum Comersee gelangen. Wir beschauten uns das alte Grenzwächterhaus bei der Passhöhe und stiegen alsbald durch einen Wald mit knorzigen Kraftbuchen weiter auf via den Poncione di Cabbio zum Rifugio Prabello, das auf italienischem Boden steht. In ihm hausten vormals die Beamten der italienischen Polizeitruppe Guardia di Finanza, die unter anderem den Schmuggel bekämpft. Heute wird in dem Haus gewirtet, wir bestellten einen kleinen Fleisch-Käse-Teller, war sehr gut. Dann kraxelten wir – abenteuerlich war's – auf den nahen Sasso Gordona, was ich gestern erzählt habe. Kraxelten auf der anderen Seite ein Stück weit hinab, hielten in der Bergflanke wieder zurück zum Rifugio Prabello. Und kehrten gleich wieder ein, um danach gemütlich nach Cabbio abzusteigen, dem  Nachbardorf von Muggio. War toll, ich kann's nur zur Nachahmung empfehlen (4 3/4 Stunden, je 890 Höhenmeter auf und ab).
Knorziges Buchengebilde oberhalb des Passo Bonello.
Das Rifugio Prabello mit Miniatur-Kletterfelsen zum Üben.

Freitag, 18. Juli 2025

Das Kraxelbergli

Auf den wollen wir: Der Sasso Gordona, gesehen vom Poncione di Cabbio.
Unser Ziel von unten, vom Rifugio di Prabello.
Oben hatten wir den Comersee zu Füssen.
Italienischer Schmetterling.
Wanderfreund Peider und ich bewiesen am frühen Mittwoch im Zug 6 Uhr 05 ab Zürich Richtung Locarno Flexibilität. Die Idee war eigentlich, via Göschenen und Andermatt auf den Oberalppass zu fahren und den Pazolastock zu besteigen. Doch hatte sich die Prognose für die Schweiz nördlich der Alpen verschlechtert, von "bewölkt" am Vorabend zu "Regen" an diesem Morgen. Und so formulierten wir während der Fahrt über einem Kafi gemütlich einen neuen Plan und reisten ins Südtessin. Dort schien tatsächlich die Sonne. Auf der folgenden Wanderung überschritten wir knapp die Grenze zu Italien und standen nach leichter Kraxelei (gut, hatte es Ketten) auf dem Sasso Gordona, einem mit 1410 Metern über Meer vergleichsweise niedrigen Gipfel hoch über dem Comersee. Glücksgefühle. Um 5 Uhr 22 war ich zuhause im Zollikerberg abgereist, um 21 Uhr 01 kam ich wieder daheim an – die Tage, an denen man im Tessin wandert, sind lang. Aber praktisch immer lohnt sich das.
In der Flanke des Sasso Gordona
finden sich viele Bunker aus der Zeit
des Deutsch-Französischen Kriegs
1870/71 und des Ersten Weltkriegs.

Donnerstag, 17. Juli 2025

Die unscharfe Wurst

Wir assen am Samstag am Ende unserer Wanderung in Neumühle, das nah Zollbrück liegt, aber zur Gemeinde Lauperswil BE gehört. Das Plakat mit der riesigen Wurst vor dem "Sternen" deutete grad an, dass man hier Fleisch kocht, neben dem eben umgebauten Restaurant gibt's eine Metzgerei. Ich nahm Schnipo, war sehr gut. Und auch die anderen Leute im Sechsergrüppli waren mit dem Essen sehr zufrieden. Insbesondere gilt das für Ronja, die ihre Schwartenwurst pries. Gern würde ich die Wurst zeigen, bloss: Das Riesending, das aussieht wie ein Saucisson, ist auf dem Foto unscharf. Ich vermute einen physikalischen Effekt, so etwas wie eine Irritation der Lichtpartikel durch eine sehr dichte, einem Schwarzen Loch ähnliche Masse. Jedenfalls kann ich die Einkehr in diesem "Sternen" nur empfehlen.

PS: Das "Kulinarische Erbe der Schweiz" ist als Nachschlagewerk unverzichtbar. Man erfährt im Eintrag zur Schwartenwurst unter vielem anderen, warum sie im Bernbiet auch "Grümpelwurst" genannt wird.

Mittwoch, 16. Juli 2025

Spikeland

Typisch Emmental.
Noch diese plus eine zweite Steilstufe, dann sind wir unten an der Emme und in Emmenmatt.

Am Sonntag wanderten wir auf dem Schweizer Alpenpanorama-Weg. Etappe 14 führte uns von der Lüdernalp auf einem sehr schönen Höhenweg hoch über dem Oberen Frittenbachgraben hinab nach Emmenmatt; weil es dort kein Restaurant gibt, schlenderten wir noch eine halbe Stunde an der Emme flussabwärts bis Neumühle und assen im "Sternen". Eine unbeschwerte Unternehmung war es gewesen. Und eine ruhige, der Rest der Leute, die am Morgen wie wir im Bus von Langnau auf die Lüdernalp gefahren waren, entschwand Richtung Napf; abwärts wie wir ging niemand. Wir hatten die Strecke für uns. Und genossen den Blick über die Hügel rundum. Ich denke, wir werden das Emmental vermissen, wenn wir es hinter uns haben.
Und noch die Angaben: knapp 4 h, 280 Hm aufwärts, 790 Hm abwärts.

Bei den steilen Hügeln sind die Spikes plausibel.

Dienstag, 15. Juli 2025

Der Schriftsteller vom Kurzenberg

Peter Eggenberger kann ich nicht zeigen, ich habe kein Foto.
Stattdessen eines vom Appenzeller Witzweg, den er
gründen half. (Foto: Appenzellerland Tourismus AR /Wikicommons)
Vor wenigen Wochen hatten wir Mailkontakt, er machte mich auf sein neues Büchlein aufmerksam, dem ich in der "Schweizer Familie" dann eine Notiz widmete. Und nun entnehme ich einer Todesanzeige, dass Peter Eggenberger am 2. Juli in Walzenhausen AR verstorben ist, in jenem Dorf mit Bodenseeblick also, in dem er 1939 geboren wurde. Peter Eggenberger machte eine Drogistenlehre, fühlte sich beengt, haute mit 20 ab in die Fremdenlegion, kam fünf Jahre später zurück, wurde Logopäde. Und Schriftsteller, der vor allem Kurzgeschichten in der lokalen Mundart schrieb, dem Kurzenberger Dialekt. Auch das oben erwähnte neue – und jetzt letzte – Büchlein war eine Sammlung von Kurzgeschichten in diesem kleinen Idiom, sie hiess "Lache isch di bescht Medizin". Tatsächlich initiierte Peter Eggenberger 1993 ja auch, mit einem Wirt, den "Witzweg" im Appenzeller Vorderland. Ich habe ihn kennengelernt in meiner jungjournalistischen Zeit im Appenzellerland – er wird mir in Erinnerung bleiben als liebenswürdiger Mensch.