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Donnerstag, 8. August 2024

Gut getimt

In die Felswand gebaut: das Berggasthaus Äscher.
In der einen der drei Wildkirchli-Höhlen lagerten einst prähistorische Jäger.
Das Ebenalp-Gasthaus (l.) und die Seilbahn-Bergstation.
Man schläft der Hitze wegen schlecht, wacht um vier Uhr morgens auf, beschliesst, wandern zu gehen, nimmt um 5 Uhr 22 im Zollikerberg den ersten Zug, ist schon um 8 Uhr 12 in Wasserauen AI, zieht sofort los und steigt via die Alp Bommen hinauf zur Ebenalp, einen Berg mit viel Aussicht und einer Seilbahn. Es war eine gute Idee, so früh zu starten. Das Berggasthaus Äscher in der Felswand unterhalb der Ebenalp gilt als Inbegriff eines von zu vielen Touristinnen und Touristen aufgesuchten Punktes; als ich um zehn Uhr ankam, war es aber bestenfalls halb voll. Herrlich, ich genoss es, wieder einmal im "Äscher" einzukehren, ein Stück Kindheit kehrte zurück. Und ich kam zum Schluss, dass das Wildkirchli, wie der Ort mit dem Gasthaus, dem winzigen Kirchlein und der Höhle, in der einst jagende Neandertaler lagerten – dass dieser Ort zu Recht als einer der schönsten oder gar als der schönste Ort der Schweiz gilt. Und ich war dort. Und hatte so ziemlich meine Ruhe. Alles eine Frage des Timings.
Weil der Ort so schön ist ... hier noch einmal das Gasthaus Äscher.

Mittwoch, 7. August 2024

Den Rotwein gabs in der Büchse

Im "Yardbird" im HB Zürich gibts den Rotwein in der Büchse.
Und man hinterlässt deprimierend viel Abfall.

Der Bahnhof von Bern ist generell düster und ist derzeit eine Lärmhölle, es wird im monumentalen Stil gebaut. Der Bahnhof Basel SBB hat diese Ladenpasserelle, die ein bisschen zu eng gebaut ist und unpraktisch dazu, kommt man an, muss man vom Perron rauf und dann runter, bis man draussen ist. Da lob ich mir den HB Zürich, seine Grösse, seinen Komfort. In den letzten zwei Wochen probierte ich grad zwei noch neue Lokale aus, die beide an der Haupthalle von 1871 liegen. Das "Yardbird" rühmt sich seiner Poulets, die aus Schweizer Produktion stammen und vor der Zubereitung 24 Stunden in Salzwasser mariniert werden. Wir fanden sie gut, waren freilich schockiert über den Abfall, den ein Menü produziert. Lustig fanden wir die überkandidelte Dekoration. Und schrecklich den Roten, einen Tempranillo, den es einzig in der Büchse gibt. Viel besser gefiel uns das "San Gennaro", das wie das "Yardbird" an anderen Standorten in Zürich und Umgebung aktiv ist. Die Pizzaioli stammen aus Neapel, die Pizzas sind wunderbar knusprig, und der Wein kommt nicht aus der Büchse. Wie im "Yardbird" wird auch im "San Gennaro" in denkmalgeschützten Räumen gewirtet, neu und alt ergänzen sich. In die Pizzeria gehe ich gern wieder, im Fall des Chicken-Lokals reichte mir ein Besuch. 
Das "San Gennaro", ebenfalls im HB Zürich: stilvolle Räume, grossartige Pizza.

Dienstag, 6. August 2024

Zürich-Schuh

Die Tafel mit der historischen Bergsturz-Karte bei der Atzmännig-Bahn-Talstation.
Zürich-Schuh? Ich las das Wort am Samstag auf einer Tafel bei der Talstation der Atzmännig-Bahn im Goldingertal, Kanton St. Gallen. Auf der Tafel war eine historische Kartenskizze abgebildet, die Zeichnung eines Lehrers, der 1923 eine ältere Zeichnung von 1816 kopiert hatte. Am 3. Juli 1816 ereignete sich im Gebiet ein Bergsturz, bei dem vom Atzmännig her gewaltige Gesteinsmassen ins Rutschen kamen, Nagelfluh ist dafür prädestiniert. Zehn Personen starben, drei Bauernhöfe wurden vernichtet. Dabei hatten die Menschen in der Gegend damals ohnehin viel zu leiden: 1816 war hierzulande ein Jahr praktisch ohne Sonne, permanent regnete es, nichts gedieh auf den Feldern, eine Hungersnot brach aus, speziell der Kanton St. Gallen und das angrenzende Zürcher Oberland waren betroffen. Und dann noch dieser Bergsturz, den die Zeichnung aus dem schlimmen Jahr massstabgetreu kartographierte. In Zürich-Schuh. Es handelt sich um ein regionales Längenmass in der Zeit, bevor der Meter schweizweit zum Standard wurde.
Im Goldingertal.

Montag, 5. August 2024

Augustnebel

Abstieg vom Tweralpspitz. Die Chrüzegg ist vom Nebel verdeckt.
Das Berggasthaus Chrüzegg.
Blick ins Goldingertal im Abstieg von der Chrüzegg.

Seltsam war das Wetter am Samstag; weil es in der Nacht zuvor geregnet hatte, waberte in der Höhe Nebel. Auf der Chrüzegg, dem bewährten Wanderziel hoch über dem Goldingertal im Kanton St. Gallen, wars uns draussen zu kühl, wir tranken in der Stube des Berggasthauses etwas. Man muss das alles positiv nehmen, derzeit sind die Tage ja in der Regel stickig, die Runde, die wir von der Talstation der Atzmännig-Bahn drehten, war sehr erfrischend. Und natürlich ist die Gegend wunderschön, Hügelkämme und tiefe Talrinnen ergänzen sich, dies ist Emmental auf Ostschweizer Art. Doch, das war eine gute Sache, wozu auch der späte Zmittag in der "Sonne" in Hintergoldingen beitrug, meine Forelle aus dem Tal, mit Kräuterbutter überbacken, ersetzte locker die Kalorien, die ich zuvor verbrannt hatte.
Mein Teller in der "Sonne" in Hintergoldingen.

Route: Atzmännig-Schutt, Talstation Bahn – Brustenegg – Oberatzmännig, Bergestaurant Harz – Bergstation Atzmännig-Bahn – Schwammegg – Rotstein – Tweralpspitz – Berggasthaus Chrüzegg – Oberchamm – Chamm – Hintergoldingen, "Sonne" – Atzmännig-Schutt. Knapp vier Stunden, je 675 Meter auf- und abwärts.

Sonntag, 4. August 2024

Aufstieg und Ende einer Fähre

Die Reste des alten Fährhauses am Ostufer der Aare bei der Burgruine Freudenau, Untersiggenthal.
Die Strassenbrücke hinüber zur Stilli.
Als wir am Montag von Turgi nach Döttingen wanderten, kamen wir auch zur Autobrücke, die über die Aare zur Stilli führt. Sie ist die Nachfolgerin einer früheren, 1903 gebauten Strassenbrücke. "Stilli", der Name der kleinen Ortschaft, die seit fast zwei Jahrzehnten zur Gemeinde Villigen gehört, rührt daher, dass die Aare in diesem Abschnitt still fliesst. Also keine Wirbel bildet und auch nicht übermässig zieht. Beste Voraussetzungen für eine Fähre. Tatsächlich entstand die Siedlung am Westufer der Aare, nachdem die adeligen Gebietsherren 1446 beschlossen hatten, an der günstigen Stelle eine Fähre einzurichten. Von ihr profitierten viele, die Stillemer bedienten die Waren- und Personenfähre, transportierten Menschen und Waren, beteiligten sich an der Flösserei und am Holzexport ins Ausland. Das Geschäft florierte, bis im 19. Jahrhundert erste Wasserkraftwerke in der Region die Schifffahrt erschwerten. Die Eisenbahn konkurrenzierte zudem den Verkehr auf dem Wasser. Das Ende der Fähre bei der Stilli kam schliesslich, als Anfang des 20. Jahrhunderts die erwähnte Strassenbrücke erstellt wurde. Am Ostufer, gleich bei der Burgruine Freudenau, sind von der einstigen Fähre die Mauerreste eines Häuschens geblieben. In ihm fanden die Fährleute und ihre Passagiere bei schlechtem Wetter Schutz.

Samstag, 3. August 2024

Bin ich ein halber Zürcher?

Sieht man die Schweizerfahne auf meinem nicht so guten Handy-Foto? Tipp: rechts der Mitte suchen.
Es gibt doch diesen Witz über den Zürcher, der zum Mittelmeer reist und sagt: "Ich habe es mir grösser vorgestellt." Bin ich, der ausgewanderte Appenzeller, auch schon ein halber Zürcher? Jedenfalls blickte ich am 1. August von Herisau aus zum Säntis und sah die wie in früheren Jahren in die Felswand gehängte Schweizerfahne, die als grösste der Welt gilt. Ich dachte: "Ich habe sie mir grösser vorgestellt." Wirklich begeistert war ich vom Essen, wieder einmal spiesen wir im Familienkreis im Restaurant Rüti, von dem man so schön hinüber zur Alpstein schaut. Mein Zander an rotem Thaicurry mit Belugalinsen war erstklassig, der Coupe Romanoff ebenfalls.

Herisau isst: Zander auf Belugalinsen.

Herisau schleckt: Romanoff mit hausgemachter Glace und Thurgauer Erdbeeren.

PS: Mein Jakobsweg-Schweiz-Grüppli hat immer noch Pilgerferien. Nächsten Samstag sind sie vorbei, dann soll es von Schwarzenburg nach Freiburg gehen. Für heute ist, was gar nichts mit dem heiligen Jakob zu tun hat, eine Wanderung im Zürioberland-nahen Kanton St. Gallen vorgesehen.

Freitag, 2. August 2024

Picknick beim Zwischenlager

Das Zwischenlager für radioaktive Abfälle neben dem Paul Scherrer Institut.

Die Aare-Insel Beznau ist Standort zweier AKW-Blöcke.

Am Montag ging ich mit einem Freund von Turgi nach Döttingen; besagter Freund hatte grad einen Unfall gehabt, hatte noch Knieschmerzen und hatte darum um eine Flachwanderung gebeten. Daher diese Aargauer Route. Heiss wars, umso erfrischender der Anblick zuerst der Limmat und dann der Aare. Beim Paul Scherrer Institut in Würenlingen, der Nuklearforschungsstätte, picknickten wir unweit der Halle mit dem Zwischenlager für die radioaktiven Abfälle des Landes, der Platz direkt am Wasser war hübsch, jawohl. Auch an der Insel mit den zwei Reaktorblöcken des AKW Beznau kamen wir später vorbei, passierten anschliessend das massive, um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gebaute Wasserkraftwerk. Und dann kamen wir in Döttingen an. Wer eine Route sucht, auf der Technik und Landschaft, Energieindustrie und Natur sich durchdringen, voilà!
Die Aare kurz vor Döttingen.