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Montag, 11. Mai 2020

Gipfelfreuden

Kurz nach der Ankunft auf dem Stockberg.

Das Astschleppen hätte ich mir sparen können.
Oben lag an der Grillstelle gutes Holz parat.
Am Samstag bestiegen wir den Stockberg. Nicht den von Nesslau im Toggenburg, sondern seinen Schwyzer Namensvetter, eine grüne Kuppe hoch über dem Zürichsee. Der Aufstieg über gut 800 Höhenmeter von Schübelbach-Gutenbrunnen aus durch den Chälenwald und via Tostel war in der sommerlichen Wärme schweisstreibend. Und der Abstieg in der Direttissima hinab nach Siebnen, wieder 800 Höhenmeter, war im ersten Teil bis Mettlen extrem steil - ein Knietest. Auf dem Stockberg rasteten wir zwei Stunden. Wir liebten das Panorama mit dem noch tief verschneiten Fluebrig, dem bereits aperen Grossen Aubrig sowie seinem Bruder, dem Kleinen Aubrig, mit dem Mutteristock, dem Wageten und der ganzen Zürcher Oberländer Hügelkette samt dem Bachtel in der Mitte. Auch assen wir auf dem Gipfel gut. Wir starteten mit spanischem Schinken und Melone. Grillierten dann auf der perfekt in den Fels gepassten Feuerstelle Würste aller Art. Und tranken Rotwein. So war die Stockberg-Unternehmung eine perfekte Mischung aus Anstrengung und Genuss. 
Frau G. im Steilhang unter dem Gipfel.
Blick von unserem Berg auf den Zürichsee mit dem Seedamm.

Sonntag, 10. Mai 2020

Die frechen Neuenburger

Eine spätere Ausgabe der Genfer Bibel
von 1669. (Hubertgui, Wikicommons)
Die erste Bibel auf Französisch erschien 1535. Sie stammt nicht etwa aus Frankreich - vielmehr wurde sie in Genf von Pierre Robert Olivétan übersetzt und in Serrières, heute ein Quartier der Stadt Neuenburg, vom Drucker Pierre de Vingle gedruckt. Die "Genfer Bibel" oder auch "Bible de Serrières" war ein protestantisches Unterfangen. Denn die katholische Kirche war an einer Bibel, die auch einfache Leute lesen konnten, nicht interessiert. Die Bibel von Serrières, Ausdruck der Reformation, steht am Anfang des neuenburgischen Druckgewerbes, das im 18. Jahrhundert massgeblich zur Verbreitung aufklärerischer Ideen beitrug und die französische Revolution vorbereiten half. In Neuenburg produzierte man so ziemlich alles in Buchform, was der französische König und seine Kleriker verboten hatten.

Samstag, 9. Mai 2020

Das Heferätsel und seine Lösung

42 Gramm Hefe vom Migi.
Gestern buk ich wieder ein Brot. Mit Frischhefe. Die Würfel, die es im Laden gibt, sind stets auf 42 Gramm genormt. Warum 42 Gramm? Freund Google wusste Bescheid. Er vermittelte mir einen Artikel in der "Brigitte", der die Zahl erklärt. Früher konnte man Hefe nur beim Bäcker kaufen. Er lagerte sie in 500-Gramm-Blöcken und zerteilte für Kleinkunden einen solchen Block in 12 Stücke. Jedes Stück wog 41,66 Gramm. Gerundet sind es 42 Gramm. Voilà!

Freitag, 8. Mai 2020

Vor dem Ochsen gabs Klöpfer

Blick von der Ruine Ödenburg.
Schafe in Oltingen. Die Weide ist bald einmal kahl gefressen.
Lostorf - Bad Lostorf - Meierweid - Leutschenberg -Dürrhalde - Höli - Wägenstett - Oltingen - Ostet - Wenslingen - Ödenburg - Tecknau: dies unsere vierstündige Route von vorgestern Mittwoch. Ich kann sie empfehlen, sie ist abwechlsungsreich. Man arbeitet sich zu Beginn am ersten Jurariegel ab, gewinnt Höhe, erblickt nach dem Leutschenberg gegen Norden einen weiten, gartenartigen Landstrich, kommt in ein kleines Tobel, durchquert die Dörfer Oltingen und Wenslingen, erreicht die Ödenburg, einen aussichtsreichen Ort über Tecknau, und langt nach dem Abstieg schnell in Tecknau an. Ein Detail vom Weg: In Oltingen gab es vor dem Ochsen zu essen, Take-away, Klöpfer und dergleichen. Das wurde geschätzt, es hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet - so sieht Gastronomie in Zeiten von Corona aus.
Tecknau. Da mag jemand Kakteen.

Donnerstag, 7. Mai 2020

Ein Bad stirbt

Der Zerfall hat seinen Reiz. Am Südrand des Solothurner Juras, am Hang der ersten Jurakette, stehen die Gebäude des 2002 stillgelegten Bades Lostorf. Früher kurte man in der reizvoll grünen Landschaft, man suhlte sich im warmen Schwefelwasser - der Ort hat eine lange, ins späte Mittelalter zurückreichende Geschichte. In der Gegenwart gammelt das Bad Lostorf vor sich hin. Hat es eine Zukunft? Wohl kaum. Wir kamen gestern durch und waren fasziniert vom post-apokalyptischen Ambiente. Man könnte hier jederzeit einen Horrorstreifen drehen. Garantiert gäbe auch das Innere des verrammelten Bades ein paar morbide Schauplätze her.

Der Wanderweg (rot), auf dem wir von Lostorf her kamen, erschliesst nur einen Teil des Areals, den des ehemaligen Bades eben (obere Markierung). Weiter unten stehen abseits des Wanderweges die Bauten der Mineralwasserquelle Lostorf (untere Markierung). Sie ist sehr wohl noch in Betrieb. 1933 übernahm die Mineralquelle Eptingen den Standort, sie füllt in Lostorf unter anderem das Mineralwasser für den Grossverteiler Lidl ab. Es stammt aus über 500 Metern Tiefe.

Mittwoch, 6. Mai 2020

Fredy bloggt

Als ich 2008 beim Tagi anfing, war Peter Hartmeier Chefredaktor. An den Tagen, an denen ich Dienst hatte, also die Seiten meines Ressorts "Analyse und Hintergrund" redigierte, musste ich morgens in Peters Büro - Koordinationssitzung. Um den grossen Tisch, darauf eine Schale mit Früchten und Schöggeli, sassen Grössen wie Vizechefredaktor Res Strehle, Inlandcrack Iwan Städler, Wirtschaftschefin Rita Flubacher und der stets grantige oder so wirkende Auslandchef Luciano Ferrari. Es war ein wenig einschüchternd, auch wenn die Treffen meist friedlich verliefen. Angenehm fand ich stets die Präsenz von Sportchef Fredy Wettstein. Ich erlebte ihn - einmal abgesehen von seiner fachlichen Kompetenz - als Gentleman, der nie laut wurde. Der stets sachlich blieb. Höflich. So war Fredy im Redaktionsleben immer, er hatte stets ein Lächeln für die anderen. Mittlerweile ist er nach 44 Jahren Tamedia im Ruhestand gelandet. Schön, dass er neuerdings bloggt. "Im Auge" ist kein reiner Sportblog, obwohl er im Namen an die Tagi-Kolumne anschliesst. Es geht etwa auch um ein Treffen mit den Liedermachern Pippo Pollina und Linard Bardill. Oder um eine stille, schöne, trauernde Bootsfahrt auf dem Zürichsee. Ruhig ist der Ton des Blogs. Klug. Wie Fredy halt.

Dienstag, 5. Mai 2020

Katholische Zeichen

Schöner Aargau: die Reuss und das Kloster Hermetschwil.

Der Dominilochstäg.
Je mehr vorgestern der Sonntag voranschritt, desto schöner wurde er. Wolken zogen auf, manche von ihnen lieferten sich am Himmel dramatische Rennen. In Hedingen starteten wir am Vormittag, im Land am Albis, wo sich Katholiken und Reformierte vor einem halben Jahrtausend im Krieg umbrachten und wo bis heute die Konfessionsgrenze verläuft. Wir gingen nach Zwillikon, erreichten das sanfte Tobel der Jonen. Eine schöne Überraschung war die Jonentalkapelle, die mitten im Wald steht als Wallfahrtstätte mit jahrhundertelanger Geschichte. Via das Dorf Jonen hielten wir hinab zur Reuss und rasteten auf der Höhe der Brücke von Rottenschwil am Auengebiet Stilli Rüssmatte, wo winzige Frösche im Gras hockten und sich von der Sonne wärmen liessen. Wir taten das auch, auch assen wir und tranken Wein. Bis Bremgarten war es hernach noch recht weit. Wir liebten die Holzbrücke von Hermetschwil, den Dominilochstäg, und das Frauenkloster hoch über dem Ufer des Flusses, liebten später auch die Emaus-Kapelle auf dem kleinen Hügel zwischen Zufikon und Bremgarten. Beeindruckend, wie der Katholizismus die Landschaft mit seinen Zeichen prägt.
Wallfahrtziel im Wald: die Jonentalkapelle.

Im Jonental.