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Dienstag, 29. November 2022

Meine Shingrixnacht

Die fünf Phasen von Herpes Zoster, Gürtelrose.
a) Hautoberfläche, b) Nervenfaser,
c) aktivierte Viren, d) inaktivierte Viren.
(Illustration: Wikicommons)

Nacken- und Kopfweh. Bauchweh. Gliederschmerzen von Kopf bis Fuss, als habe mich ein Traktor überrollt. Fieber, Schwitzanfälle, wirre Träume im Wechsel mit Schüttelfrost und Eisfüssen. Das war meine Nacht, ich bin froh, ist wieder Morgen. Die Beschwerden sind am Abklingen, einzig leichtes Fieber habe ich noch, was mich nicht sonderlich plagt, weil ich für heute Dienstag einen freien Tag eingeplant habe. Ich werde ihn zuhause verbringen. Am Montagmorgen hatte ich mich gegen das Virus impfen lassen, das Gürtelrose auslöst und das ich seit meiner Gürtelrose im Spätfrühling 2021 in mir trage, wie das bei dieser Krankheit nun einmal ist; hat man sie einmal gehabt, bricht sie womöglich ein zweites Mal aus. "Shingrix" heisst der Stoff, den ich mir spritzen liess, ein Totimpfstoff mit stark abgeschwächten Erregern, das war gestern die zweite und letzte Impfung. Eine gute Sache trotz allem. Die Gürtelrose war letztes Jahr übel, sie bescherte mir monatelang Schmerzen und hat mir die Nervenbahnen der einen Hand geschädigt. So, das wars für heute, besten Mutes lege ich mich wieder hin. Über unsere archäologische Expedition vom Samstag im St. Galler Rheintal will ich morgen berichten.

Montag, 28. November 2022

Abstieg zum Aufstieg

Einige Zeit nach Sargans, noch einmal gabs Herbstlicht.
Sturz über die Fluh: der Lochbach bei Lochberg.
Es glitzert in der Tiefe: die Ebene des Rheins bei Sargans.

Zmittag im "Aufstieg".
110 Kilometer Länge, 5000 Höhenmeter aufwärts, 4900 abwärts: die Zahlen zum Rheintaler Höhenweg, der sich von Sargans nach Rorschach am Bodensee zieht. Am Samstag begingen wir die – von Süden nach Norden gedacht – erste Etappe. Wir starteten also in Sargans. Gut dreieinhalb Stunden waren wir auf dem Höhenweg unterwegs, um dann von Oberschan nach Sevelen im Rheintal abzusteigen, wobei wir uns Abstecher in die Prähistorie und Historie leisteten. Fünf Stunden Gehzeit brauchten wir insgesamt für die Unternehmung, stiegen dabei je gut 870 Höhenmeter auf und wieder ab. Einige Dinge, die uns besonders gefielen:

  • Schloss Sargans ist ein grandioser Aussichtspunkt, von dem aus man erfasst, wie zwei Täler zusammenkommen, das der Seez und das des Rheins. Zuoberst auf einer Wehrplattform des Schlosses war man gerade dabei, die Aufrichtung eines Christbaums vorzubereiten. Und unter uns glitzerten im Licht der Sonne, die sich durch den Nebel kämpfte, die Strassen und Wasserläufe, als seien sie aus Silber.
  • Man hat auf dem Höhenweg durchgehend viel zu sehen. Den Rhein und sein breites Tal natürlich. Vor allem aber hohe Berge, die des Pizolgebietes, des Rätikon und von Vorarlberg, dazu die südliche Alpsteinkette mit dem Hohen Kasten, dem Altmann und dem Säntis. Unser Hausberg des Tages war der Alvier, den wir direkt über uns wussten und stellenweise auch sahen. 
  • Gemässigt anspruchsvoll ist die Passage zwischen Lochberg und Lavadarsch, Bäche haben sich in den steilen Waldhang gefräst, es gibt Wasserfällchen und Tobel. Stege helfen über abschüssige und feuchte Stellen.
  • Etwas oberhalb von Oberschan erreichten wir nach längerem Abstieg das Restaurant Aufstieg. Die Gaststube aus Holz fanden wir urgemütlich. Und alles, was wir an Essen vorgesetzt bekamen, war erstklassig. Mein Kalbsschnitzel mit Eierschwämmli-Sauce, Spätzli, einem grosszügigen Gemüsebouquet und danach der Mini-Coupe-Dänemark ist mir auch heute in bester Erinnerung.
  • Im zweiten Teil der Wanderung, nach dem Zmittag, wandelten wir nah Oberschan auf den Spuren der Archäologie. Von der Burgruine Warteck und anderen Trouvaillen in dieser Gegend möchte ich morgen erzählen, das wird hier sonst zu lang. Es war halt wirklich eine abwechslungsreiche und ergiebige Wanderung.
    Um 15 Uhr bei Gretschins, die Sonne wird bald hinter
    dem Gonzen (rechts der Bildmitte) verschwinden.

Sonntag, 27. November 2022

Das Ellhorn, ein Gewinn



Die Fotos habe ich schon bearbeitet und abgelegt. Aber der Kopf ist noch zu voll von den Eindrücken unserer Route, ich muss vorerst quasi meine Erinnerungen sortieren, bevor ich hier aushole und resümiere, was wir gestern unternahmen. Und daher heute nur dies: Wir begingen mit Start in Sargans einen Abschnitt des Rheintaler Höhenweges. Und … das Licht war fantastisch mit wildem Wolkenspiel und einer Sonne, die mit dem Wegfressen des Nebels ziemlich beschäftigt war. Mein Foto ist gegen Mittag oberhalb von Oberschan aufgenommen, Blickrichtung Süden. Es zeigt den Rhein in der Gegend von Sargans. Der nicht besonders hohe, aber doch schön geformte Berg im Vordergrund gleich links des Flusses ist das Ellhorn. Es gehörte bis 1948 zu Liechtenstein und kam dann durch einen Gebietsaustausch zur Schweiz. Ein Gewinn für unser Land, finde ich.

P.S. Letzten Mittwoch kam das Ellhorn schon einmal in meinem Blog vor. Man sieht es auf dem untersten Foto des Eintrags.

Samstag, 26. November 2022

Meister der Melodien

Der grosse Sänger im Bild.
(Foto: Wikicommons / Marek Szczepanek)

And the winner is … der Sumpfrohrsänger. Unscheinbar anzusehen ist er in seinem graubraunen Federkleid. Doch dieser Gesang! Von einem "Schwall aus quirlenden und pfeifenden Lauten" schwärmt die NZZ, die gestern auch erwähnte, dass das musikalische Tierli täuschend die Melodien anderer Vögel imitieren kann. Diese Woche ist der Sumpfrohrsänger zum Schweizer Vogel des Jahres 2023 erkoren worden. Wie er klingt, kann man sich hier anhören.

Freitag, 25. November 2022

Interlaken direkt

Bald erreichen auch die Leute aus
Zürich Interlaken per Zug wieder direkt.
Am 11. Dezember ist Fahrplanwechsel. Auf diesen Zeitpunkt wird behoben, was mich seit längerem ärgert: Man gelangt von Zürich aus im Zug nicht direkt nach Interlaken, muss in Bern oder Spiez umsteigen. Nun wird es wieder eine Direktverbindung von Romanshorn via Zürich nach Interlaken geben wie früher. Alle zwei Stunden ist der wichtige Berner Oberländer Knoten aus der östlichen Schweiz direkt erreichbar. Bahnfahrer Widmer freut sich. Endlich!

Donnerstag, 24. November 2022

Burgruine und Gartengüggel

Dreimal die Ruine Freudenberg nah Bad Ragaz.

Der Gartengüggel von Vilters.
Am Samstag kurzwanderte ich von Bad Ragaz nach Vilters, zwei Stunden dauerte das, ich war erstaunt, wie viel Interessantes und Schönes ich sah. Vom Saarfall habe ich gestern erzählt. Ein zweiter Höhepunkt am Weg – das war die Ruine Freudenberg. Ich war erstaunt, wie weitläufig das Areal der einstigen Burg ist, die unweit von Bad Ragaz erhaben über die Gegend wachte, in der sich Seeztal und Rheintal treffen. Die Vorburg ist so bemessen, dass Archäologen vermuten, es sei hier ein Burgstädtchen geplant gewesen. Gebaut wurde es nie, zu Ende des 15. Jahrhunderts war die Festung, die über die Zeit allen möglichen Herren gehört hatte, dann auch militärisch nicht mehr gefragt; sie zerfiel. Etwas Letztes: Der Sage nach verbirgt sich in der Ruine Freudenberg eine schöne junge Frau. Sie wartet auf einen jungen Mann, der sie erlöst und zur Belohnung nicht nur sie bekommt, sondern auch einen Schatz. Als ich vor Ort war, sah ich niemanden. Auch keine junge Frau. Vielleicht liegt das daran, dass ich nicht mehr jung bin.

Mittwoch, 23. November 2022

Der Saarfall


Derzeit hat er wenig Wasser: der Saarfall.

Im Sarganserland, wo der Autobahnlärm allgegenwärtig ist, denke ich beim Wandern immer wieder mal: Seltsam, dass hier so viele Leute vorbeifahren Richtung Bündnerland, Liechtenstein, Österreich oder Richtung Zürich – und dass sie vermutlich keine Ahnung haben von all dem Schönen, das in diese Landschaft gepackt ist. Gestern kam ich südöstlich von Vilters am Fall der Saar vorbei, die vom Pizolgebiet her talwärts schiesst. Der Saarfall führte zwar grad wenig Wasser, gefiel mir aber doch ausserordentlich samt dem gestauten Seeli, das er speist – ich war wieder einmal froh, dass ich kein Vorbeiraser bin.
Das Seeli des Saarfalls. Hinten links das Ellhorn bei Balzers.