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Sonntag, 7. Mai 2023

500 Meter über der Historie

Handynavigator Widmer am Morgartenberg.

Bei "Morgarten" denkt man an die Schlacht von 1315, in der die Eigenossen das Ritterheer der Habsburger und ihrer Verbündeten bodigten. Gestern bestiegen wir den Morgartenberg, der 500 Meter höher liegt als das Schlachtgelände bei Schornen etwas südlich des Ägerisees. Mit der grossen, schweren Historie hatte unser grasgrüner Gipfel auf 1243 Metern über Meer wirklich gar nichts zu tun. Was uns auf ihm dafür zuteil wurde, war Fernblick Richtung Süden zur Rigikette und den höheren Bergen der Innerschweiz. Und zu Füssen hatten wir die blaue Fläche des Ägerisees, an dem vorbei die Österreicher damals ins Verderben ritten. War toll, ich kann den Aussichtspunkt, den ein Kreuz markiert, nur empfehlen, von Biberegg, der Bahnstation nah Rothenthurm, ist man in einer Stunde oben.
Das Gipfelkreuz auf dem Morgartenberg.
Das Gesicht des Mannes habe ich verpixelt.
Schöner grüner Mai: Blick vom Morgartenberg hinab Richtung Sattel,
hinten (Bildmitte) lugen die Mythen über den Waldhorizont.

Samstag, 6. Mai 2023

Würziges Singen

Julius Maggi war Schweizer. Der 1846 in Frauenfeld geborene Sohn eines ausgewanderten Lombarden war er, was erklärt, weswegen man den Familiennamen italienisch ("Madschi") ausspricht, hierzulande wenigstens. Das von Maggi in Kemptthal unweit von Winterthur begründete Unternehmen war führend in der Fertigung von Brühwürfeln, Flüssigwürze, Instantsuppen. Schon 1887 entstand im grenznahen Deutschland, in Singen, eine Niederlassung. Der daraus gewachsene Firmenteil biederte sich vor und während des Zweiten Weltkriegs den Nazis an, bekam einen Exklusivvertrag zur Belieferung von Wehrmachtsoldaten, spannte osteuropäische Zwangsarbeiter zur Produktion ein. 1947 fusionierte Maggi, in jener Zeit ziemlich verrufen, mit Nestlé, heute ist Maggi eine der grossen Marken des Weltkonzerns. Das Areal in Kemptthal verkaufte Nestlé vor gut 20 Jahren an Givaudan. Das Werk in Singen ist längst eines von mehreren in Deutschland, pro Jahr werden hier rund 40 Millionen Flaschen Maggi-Würze hergestellt. Am Mittwoch, als ich in Singen auf den Zug Richtung Schaffhausen wartete, fotografierte ich vom Perron aus das Maggi-Firmenschild.

Freitag, 5. Mai 2023

Der Easyberg

Auf dem Hohenhewen.
Der Bergfried ist mit einer Wendeltreppe erschlossen.
Blick übers weite Land von der Plattform auf dem Bergfried.

Von Schaffhausen nach Singen gefahren, Richtung Engen umgestiegen und an der S-Bahn-Station "Welschingen-Neuhausen" auf den Bus ins Dorf Welschingen gewechselt: bubileicht, diese Anreise. In Welschingen begann am Mittwoch die Wanderung auf den Hohenhewen, einen der berühmten Vulkanberge des Hegau; umgangssprachlich wird er offenbar "Höwen" gennant. Der Weg ist ausgeschildert, eine gute Stunde braucht man bis zum Gipfel auf 845 Metern, einer Grasfläche mit Mauerresten der einstigen Burg. Hier oben verschanzten sich schon in der Vorzeit Menschen, kein Wunder, steil sind die abfallenden Fluhen. Der Bergfried ist mit einer Wendeltreppe versehen, ganz oben ist der Fernblick fantastisch, wobei … nun, es grad war ein wenig dunstig, als ich mich umschaute, die Alpen waren nicht zu sehen und der Bodensee höchstens erahnbar. Der Abstieg via Anselfingen nach Engen dauerte hernach wieder eine Stunde, sodass ich festhalten kann: Der Hohenhewen ist ein gutes Ziel für alle, die easy zu etwas Bergspass und – bei klarem Wetter – sehr viel Aussicht kommen wollen.
15 Minuten nach dem Start: Hohenhewen voraus.

Donnerstag, 4. Mai 2023

Kubismus in Engen


Gestern gings wieder in den Hegau, die Landschaft nordöstlich von Schaffhausen mit den markanten Vulkankegeln. Der Hohenhewen stand auf dem Programm – und wurde fast mühelos erstiegen. Die Wanderung endete später in der Stadt Engen, deren historischer Kern ein Bijou ist. Hier zeige ich sozusagen ein Gegenmotiv, es stammt aus Engens sogenannter Vorstadt, die im Mittelalter ausserhalb der eigentlichen Stadtbefestigung als Marktstrasse angelegt wurde. 1983 platzierte man in die Mitte des breiten Strassenzuges eine riesige Brunnenanlage, die den Verkehr bremsen sollte. Die aus Carrara-Marmor gehauenen, 1986 zugefügten Brunnenfiguren stammen vom Bildhauer Lutz Brockhaus. Die Figur, die ich für den heutigen Eintrag ausgewählt habe, kam mir vor wie ein kubistisch dekonstruierter Manneken Pis. Oder wie ein Robotersoldat aus "Star Wars", der halt mal muss.
Schon schön, dieses Engen. Mit dem Zug 
erreicht man es ab Schaffhausen in 30 Minuten.

Mittwoch, 3. Mai 2023

Verspätung am Pilatus

Der Pilatus ist halt schon ein schmuckes 
Ausflugsziel. (Foto: Pilatus-Bahnen AG)
Die Zahnradbahn-Saison am Pilatus beginnt statt am 18. Mai (Auffahrt) erst am 5. Juni. Wie die Pilatus-Bahnen in einer Medienmitteilung schreiben, fiel in letzter Zeit so viel Neuschnee, dass geplante Testfahrten nicht stattfinden konnten. Auf den Saisonstart hin sollen nämlich neue Triebfahrzeuge die bisherigen ersetzen. Wer auf den Berg fahren will, braucht deswegen aber nicht zu warten; ab Kriens ist dies dank der Kombination von Gondelbahn und Luftseilbahn das ganze Jahr über möglich.

Dienstag, 2. Mai 2023

Luna, Rocky, wuff!

Ein Gefäss in Chihuahua-Form.
Mexiko, 8. oder 9. Jahrhundert, aus Keramik.
(Metropolitan Museum of Art, New York / Wikicommons)

In der Schweiz leben mehr als eine halbe Million Hunde. Im "Tagi", Online-Ausgabe, war grad eine Datenauswertung, ich erfuhr viel Interessantes über das Tier, das manche Wanderinnen und Wanderer mögen (ich zum Beispiel), andere aber fürchten oder gar hassen. Hier ein paar Punkte:

  • In unserem Land wächst die Population der Hunde schneller als die der Menschen.
  • Am meisten Hunde pro 100 Einwohnerinnen und Einwohner leben in den Kantonen Jura und Tessin. In Soubey JU sind es 54,2 Hunde pro 100 Menschen. Die urbane Vergleichszahl: In Zürich sind es nur 2,3 Hunde. 
  • Die führende Hunderasse der Schweiz, das ist der Chihuahua. 28'503 Chihuahuas gab es bei uns diesen Februar. Ebenfalls sehr beliebt sind der Labrador Retriever und der Yorkshire Terrier.
  • Nur vier Prozent der Hunde hierzulande werden über 15 Jahre alt.
  • Der beliebteste Name für eine Hündin ist Luna, für einen Hund ist es Rocky. 

Montag, 1. Mai 2023

Nachwandern, Leute

Blick von der Hundwiler Höhi zum Säntismassiv.
Liebliches Land in der Gegend des Himmelsberges.
Wasserfällchen im Aufstieg zur
Hundwiler Höhi bei der Müllershöhi.
Ohne Worte.
Es ist mir zur Gewohnheit geworden: Endet eine Wanderung in Appenzell, gibts eine Siedwurst mit Chäshörnli in der "Sonne". So wars auch am Samstag, und wieder fand ich, dass die Siedwurst dort besonders fein und würzig ist, was auf andere Art auch auf den "Bärenmandli" passte, einen Pinot noir aus dem nahen St. Galler Rheintal. Vier Stunden waren wir zuvor gewandert, waren je 690 Meter auf- und wieder abgestiegen, von Hundwil via Pfand und Unter der Höhe auf die Hundwiler Höhi, via Ochsenhöhi, Chuterenegg, Himmelberg, Münz und Rüti hinab nach Appenzell. Diese Abstiegsvariante ist meiner Meinung nach die allerschönste, um die "Höhi", meinen alten Hausberg, wieder zu verlassen. Am Samstag stimmte ohnehin alles, Löwenzahn färbte die Wiesen gelb, Wattewolken, zu Anfang hell, später dunkel, trieben über den Himmel, warm wars und die Luft war nach den Regenfällen der letzten Tage besonders klar. Ich kann nur sagen: nachwandern, Leute, diese Route ist toll. Samt der Siedwurst.