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Dienstag, 31. Januar 2012

Andreas Staeger und das Wandertempo

Diese Herren gingen garantiert schneller als wir.
Eben las ich ein kluges Büchlein. Leider kann man "Wandern" nicht kaufen, es ist ein Privatdruck einer Berner Druckerei. Autor Andreas Staeger, Inhaber einer Kommunikationsagentur in Brienz und Präsident der Berner Wanderwege, schreibt übers Wandern, dessen Geschichte und Gegenwart. Über dessen Schönheiten. Aber auch über dessen Widersprüche - etwa das Dilemma, dass der Wanderer, indem er der Zivilisation in die Natur zu entfliehen sucht, diese zivilisiert; man denke nur an die vollen Busse, die zu den entlegensten Punkten des Landes fahren.

Ein anderer interessanter Gedanke Staegers betrifft die Tatsache, dass wir Jahrzehnt für Jahrzehnt das Marschtempo drosseln. Man kann das mit Hilfe der Stundensteine aus dem alten Staate Bern zeigen. Sie zeigten die Distanz bis zum Mittelpunkt des Kleinreiches an, dem Berner Zytglogge-Turm. Und zwar nicht in Längenangaben, sondern in Zeiteinheiten. Eine Wegstunde mass 18 000 Berner Schuh, was 5,3 Kilometern entspricht. Der Wert galt bis 1837. Dann wurde er offiziell herabgesetzt auf 16 000 Schuh oder 4.8 Kilometer. Man darf daraus wohl schliessen, dass die Leute mit der alten Kalkulation allmählich überfordert waren. Heute beträgt das wanderliche Normtempo noch 4,2 Kilometer pro Stunde.

Montag, 30. Januar 2012

Mein lasterhafter Samstag

Grün-weisse Szenerie unterhalb des Pfannenstiels und zum Oberland hin.
Fondue gut, alles gut. Oder doch vieles.
Herzzerreissend! Am Samstag musste ich mein Grüpplein ziehen lassen, ich war die ganze Woche über heftig erkältet gewesen und traute mir eine harte Wanderung nicht zu. Gegen Mittag wurden aber die Entzugsgefühle so heftig, dass ich mir Watte in die schmerzenden Ohren stopfte und doch noch ins Gelände ging - mein Klassiker, von der Egg zur Pfannenstiel-Hochwacht in 40 Minuten. Oben nahm ich ein Fondue, obwohl der Arzt kürzlich festgestellt hat, dass mein Cholesterinwert zu hoch ist. Aber hey, ich habe mich mit mir inzwischen auf folgende Methode geeinigt: Unter der Woche wird gesund gegessen bzw. nicht-gegessen. Das Wochenende aber: Tage des Lasters. Nach dem Fondue gings mir dann, seelisch und körperlich, auch schon viel besser.

Sonntag, 29. Januar 2012

Mein Blog und die Russischen Frau

Gestern schrieb ich über die Kanonenkugel in Andelfingen. Und ich fand die Reaktion von "Russischen Frau" (ist das so eine Art kokettierend falscher Nominativ wie beim Humorduo "Geholten Stühle"?) dann schon sehr faszinierend - ihr Kommentar zu meinem Blogeintrag, Bild oben: ein Rätsel. Affiliate Jump? Was ist das und was hat es mit der besagten Kanonenkugel zu tun? Es klingt  nach Fallschirm-Springen zu zweit. Im Internet fand ich eine gleichnamige Firma, die irgendetwas mit Buchhaltung (Certified Public Accounting CPA) zu tun hat; siehe Bild unten. Richtig schlau werde ich daraus nicht. Klickt man auf die "Russischen Frau", wird man dann allerdings mit einer Agentur verbunden, die russische Frauen als Partnerinnen vermittelt.

Samstag, 28. Januar 2012

Andelfingen und der Lügenbaron


Als am 25. Mai 1799 die Russen und Österreicher auf der Kleinandelfinger Seite der Thur standen, die Franzosen Napoleons aber auf der Andelfinger Seite, da wurde auch diese Kugel abgefeuert. Sie ist, daher der Rost, aus Eisen, wiegt etwas über sieben Kilo und hat einen Durchmesser von 14 Zentimetern. Als ich sie bei der gedeckten Andelfinger Brücke sah, war ich enttäuscht. Ich hatte die Geschichte vom Baron Münchhausen im Kopf, der auf einer Kanonenkugel reitet. In der Illustration des Kinderbuches war die Kugel viel grösser! So fällt die Realität oft gegenüber der Fiktion ab.

Freitag, 27. Januar 2012

Zumthor will jetzt auch

Eleganz im Zumthor-Bad von Vals.
Das Hotel der Therme Vals müsste renoviert werden, was zig Millionen Franken kosten wird; der umstrittene Investor Reto Stoffel will einsteigen. Das schrieb ich hier vor Monaten. Gestern kam die Meldung: Auch Architekt Peter Zumthor, der aus dem Thermalbad ein beachtetes Kultobjekt machte, bewirbt sich. Er will mit anderen Investoren 45 Millionen Franken aufwerfen und den Neubau gleich selber kreieren. Das wäre wohl sinnvoll, weil dann die ganze Anlage aus einem Guss wäre. Mal schauen, wies weitergeht, wir bleiben dran.

Donnerstag, 26. Januar 2012

Getreyd und Weinwachs

Die Schweiz nach Merian.
Ich mag Klang und Poesie der Sprache, ich könnte stundenlang in der "Topographia Germaniae" lesen. Mitte des 17. Jahrhunderts startete der Basler Verleger und Kupferstecher Matthäus Merian diese Reihe von Bänden; jeder widmete sich einem europäischen Gebiet in Text und Illustration; jene oblag Merian, dieser aber dem Ulmer Martin Zeiller. Hier eine Kostprobe aus Band eins von 1653, der "Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae", also der Schweiz als dem Zusammenzug von Helvetien, Rhätien und dem Wallis:
Altdorf.
Es ligt die Eydgnossschaft/ oder das Schweitzerland/ sampt  desselben confoederirten Ländern/ zwischen dem Gebürg Jura, dem Genffer See/ dem Land Italia vnd dem Rhein/ vnd also auf Gallischem Boden: Und hat zu Nachbarn gegen Auffgang der Sonnen/ die Tyroler: Gegen Mittag/ die Alpes Cottias: Item die Lombardy/ das Hertzogthumb Meyland/ vnd Piedmont: Gegen Abend Savoja vnd Burgund; vnnn gegen Mitternacht den Rhein/ vnd was daran daselbst ligt/ vnnd das Schwabenland. Ist mit rauhen Bergen vmgeben/ hat doch auch fruchtbare Thäler/ feiste Wiesen/ Getreyd vnnd Weinwachs. Von vornehmen Flüssen seyn da/ der Rhein/ die Rosne oder der Rhodanus, die Aar oder Arola, Limagus, oder Limat/ vnd die Rüss. Hat auch viel See/ darunder der Lucerner/ der Zürcher/ der Neuburger/ der Walensee/ etc. Item gute warme Bäder.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Die Schweiz ist polarisiert wie nie!

Zuviel ist zuviel.
Hübsche Glosse von Erwin Haas heute im Tagi über die extrem harte Polarisierung der Schweiz. Hier der Beginn, den Rest lese man in der Zeitung:
"Der Rösti- und der Polentagraben trennen Welsche und Tessiner von der Deutschschweiz - zwei symbolische Grenzen der Mentalität. Jetzt zieht sich ein neuer Spalt durchs Land. Die Bewohner der Berge versinken bis zu fünf Meter im Schnee. Im Flachland hingegen ist vom Winter fast nichts zu spüren."

Dienstag, 24. Januar 2012

Chrähaane und Haageri

Eben las ich im "Tages-Anzeiger" von einem neuen Buch. "Bräuche im Jahreslauf am Zürichsee" heisst es. Autor Peter Ziegler studierte über fünf Jahrzehnte, was es rund um den Zürichsee an kalendarischen Festen und Gepflogenheiten so gab und gibt, das Buch ist eine volkskundliche Trouvaillensammlung. Drei von vielen alten Bräuchen:

  1. Der Chrähaane. Bis zum morgendlichen Hahnenschrei tafeln und feiern die Winzer an diesem Tag anlässlich der abgeschlossenen Weinlese.
  2. Das Sternsingen. Am Dreikönigstag ziehen die Kinder, als Kaspar, Melchior, Balthasar verkleidet, von Haus zu Haus und überbringen den Haussegen.
  3. Haageri. In Samstagern gehen junge Männer am Abend des 30. Dezember durch die Gassen und führen einen Rosskopf mit sich, der an einer langen Stange befestigt ist. Der klappernde Pferdekiefer, Peitschenknallen und Kuhglockengeläute helfen, die bösen Geister dieser dunklen Jahreszeit zu verscheuchen.

Montag, 23. Januar 2012

Erlebnisse draussen und drinnen

Schöne Zahlen. Danke fürs Screenshotten, Maurus!
Am Wochenende ging ich nicht wandern: Halsweh, Schluckweh, Ohrenweh. Per Sms und Mail vernahm ich, was die Outdoor-Gspändli in dem Hudel durchmachten: R. und P. etwa stiegen "durch Tiefschnee und orkanartige Stürme" von Steg aufs Hörnli. Wanderfreund Moor vermeldete aus dem Toggenburg: "Windböen, Regen, 7.5 cm Schneepflotsch und leckender Schuh." Meine Sensation des Weekends ist die: Als ich gestern Sonntag morgen den Computer anstellte, stellte ich fest, dass die 200'000-er-Marke dieses Blogs genommen ist. Maurus, ebenfalls Wanderer und Blogger, hat, siehe Bild, einen Screenshot angefertigt, während ich schlief.

Sonntag, 22. Januar 2012

Total durch den Wind



Danke für den Clip, Liliane! Man kann nicht viel mehr dazu sagen als: unglaublich herzig, wie die Entlein samt Mami vom Wind verblasen werden und sich wieder aufrappeln.

Samstag, 21. Januar 2012

Maggie am Zugersee

Sie war am Zugersee, jawohl.
Gestern beschrieb ich in meiner Zeitungskolumne eine Wanderung von Zug nach Cham, Buonas und zum Bahnhof Rotkreuz. Gleichentags schrieb mir meine Ex-Redaktions-Kollegin Sabine, eine Zugerin - sie erzählte mir etwas Interessantes, was ich hernach in der Mediendatenbank bestätigt fand: Schloss Freudenberg zwischen Cham und Buonas, das der Wanderer kaum sieht hinter den hohen Hecken und Mauern, beherbergte in den Achtzigerjahren Margaret Thatcher; die Eiserne Lady machte am Zugersee Ferien. I am impressed! Und hier nun noch drei Fakten:

  1. Frau Thatcher fuhr in einem grünen Rolls Royce vom Flughafen Kloten an den Zugersee.
  2. Vor dem Schloss deponierten linke Aktivisten einen Kohlehaufen, um an den Bergarbeiterstreik in England zu erinnern.
  3. Für Thatcher-Gatte Denis wurde eigens eine Eiswürfelmaschine antransportiert, damit er seine Drinks auch schön kühl geniessen konnte.

Freitag, 20. Januar 2012

Jetzt aber ab in die Berge, Frau Giger!

Gestern las ich auf der "Tagi"-Bellevue-Seite das Porträt der Künstlerin Sibylla Giger. Sie war mit dem Mikrofon statt mit dem Fotoapparat unterwegs und hat neun europäische Städte akustisch verewigt - Zitat aus dem Artikel:
"Hamburg klingt nach Wasserplätschern, Spielsalons und dem Tuten von Schiffshörnern. In Tallinn bimmeln die Glocken orthodoxer Kirchen verträumte Melodien, Minarettgesang unterlegt den Istanbuler Alltag."
Wenn mans bedenkt: Wie stumm so ein Foto doch ist.
Gute Sache. Doch nun, Frau Giger, da das Städteprojekt abgeschlossen ist, wollen Sie bitte das Land erkunden. Ziehen Sie mit dem Mikrofon über die Felder, durch die Wälder, in die Berge und erstellen Sie dort Ihre Soundtrack-Collagen! Ich hätte gern gewusst, wie die Rigi klingt. Die Greina. Der Alte Rhein vor dem Bodensee. Der Chasseral. Und und und.

Donnerstag, 19. Januar 2012

Ich bin erleuchtet!

Gestern, hoch über Pany: Blick Richtung Hochwangkette.
Bevor der WEF-Rummel samt Anti-WEF-Randale losgeht - und bevor das schlechte Wetter einzog, reiste ich gestern mal noch kurz ins Prättigau. Drei Stunden dauerte die Winterwanderung von St. Antönien via Bodenhütte und Pany nach Luzein. Sie bescherte mir soviel Sonne, dass ich mich auch am Tag danach erleuchtet fühle.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Unser Sohn, der Tranquilizer


Überall im Land sieht man die Schilder, die eine Geburt melden. Das Schnecklein-Sujet ist kurios. Wollen die Eltern sagen: Unser Sohn wird mal der Schlappste im Umzug. Einer, ders nicht auf die Reihe kriegt. Ein Tranquilizer. Janik-die-Schnecke?

Dienstag, 17. Januar 2012

Handwerk hat steinernen Boden

Auch das Pfahlbauerhaus nah Schloss Hallwyl geht auf die Steinzeitwerkstätte zurück.
In Seengen AG gibt es eine Steinzeitwerkstätte. In einem Filmchen erklärt ihr Leiter Max Zurbuchen, dass es darum geht, alte Handwerkspraktiken zu imitieren; sie wiederum konnte man anhand von Fundgegenständen aus der Gegend rekonstruieren. Beeindruckend nur schon die verschiedenen Typen von Sägen, mit denen vor Tausenden Jahren Steine zurechtgeschnitten wurden! Der Homo Steinzeit war recht raffiniert.

Montag, 16. Januar 2012

Wintermärchen, Zaubersonne, eine gute Stube


In fünf Gehstunden von der Station Marthalen via Radhof, Thurbrücke, Flaach Nord, Ziegelhütte, Rüdlingen und Buchberg nach Eglisau Bahnhof: Das war unsere Samstagwanderung - eine der besten Unternehmungen seit langem. Vielleicht war es das Wetter. Zuerst bekamen wir ein Wintermärchen arrangiert, mit steifgefrorenen Äckern, Raureif an jedem Zweig, einer Wildsautreibjagd im Wald Richtung Flaach. Später dann setzte sich die Sonne durch und vergoldete die Landschaft an der Thur und am Rhein, so dass ich nun beim Betrachten verneine, dies seien Fotos aus dem Herbst. So war der Samstag ein grosser Tag. Und das Mittagessen war kongenial: Wir fanden in Rüdlingen SH die alte Wirtschaft Zur Stube. Es gab gebackenen Egli mit einem Rüdlinger Federweissen: Bissen für Bissen und Schluck um Schluck ein Genuss.

Sonntag, 15. Januar 2012

Das coole Grabkreuz

Im Hof von Schloss Hallwyl, Kanton Aargau, stehen ein paar alte Grabkreuze. Dieses hier finde ich wegen seiner Inschrift bemerkenswert, ja cool. Eher enttäuscht hat mich die angegebene Bibelstelle aus der Offenbarung des Johannes:
Und ich sprach zu ihm: Herr, du weisst es. Und er sprach zu mir: Diese sind's, die gekommen sind aus grosser Trübsal und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes. 

Samstag, 14. Januar 2012

Heute wandern wir antizyklisch

In Eglisau endet die Wanderung. (Bild: Wiki/Roland zh)
Heute geht es ins Zürcher Weinland. Wir starten in Marthalen, werden die Thur und den Rhein queren, werden auch Schaffhauser Boden berühren und am Schluss in Eglisau landen. Und bereits habe ich auch eine Wirtschaft ausgemacht, Spezialität Fisch, die offen hat. Mit anderen Worten: Ich freue mich auf die Samstagswanderung mit meinem Grüppli. Und wenn jetzt einer kommt und sagt: Spinnst du, man muss doch in die Berge, bei dem Wetter! - dann erwidere ich: Theoretisch schon. Aber weil das alle denken, sind die Züge derart grässlich voll. Antizyklisch handelt der schlaue Wanderer.

PS: Die Lesung gestern in der Zürcher Amboss Rampe ging gut. Das Lokal war ein dunkler Riesenraum mit Betonboden, kalt, zugig, aber doch von gutem Feng-Shui. Vor mir spielte eine Band so laut, dass ich mir Ohrenstöpsel gewünscht hätte. Und dann, eben, las ich und erzählte ein wenig vom Wandern und glaube, es kam gut an. Vielleicht lag es daran, dass mir zuvor an der Bar einer sein halbes Bier über die Hose geschüttet hatte - eventuell gab mir das die Rock 'n' Roll-Credibility, die ein solcher Ort will.

Freitag, 13. Januar 2012

Widmer is coming home

Coming Home Festival: ein Programmausschnitt.
In Zürich (und ein bisschen auch in Basel) läuft seit vorgestern ein viertägiges Kulturfestival: das Coming Home Festival. Heute um 21 Uhr 30 werde ich in der Amboss-Rampe an der Zollstrasse in Zürich lesen. Nach mir tritt Kutti MC auf, der Berner Poet und Rapper, und nach ihm die Zürcher Rapperin Big Zis, und gebeatbox-t und geDJ-t wird später auch. Und vorne dran also der Wanderer Widmer, der vor Monaten von der netten Organisatorin Fabienne gebeten wurde, mitzumachen. Warum auch nicht? Aber wird er nicht der totale Hillbilly sein neben den Popgrössen? Nun, Widmer geht mal hin, nimmt ein paar Kolumnen mit und folgt der alten Devise, einfach sich selber zu sein. Aber er hofft natürlich schon, dass keine faulen Tomaten geflogen kommen.

Donnerstag, 12. Januar 2012

Schlieremer Tulpen

Gestern berichtete ich hier vom Frühling im Winter. Nun, die nächste Kältewelle kommt - aber um noch ein wenig in der Illusion zu schwelgen, hier ein Foto von Wanderfreundin Monika Schlatter: In Schlieren ZH spriessen die Tulpen.

Mittwoch, 11. Januar 2012

Mein Besuch bei F. in Z.

Lichte Stunden am Zugersee. Hinten die Rigi.

Gestern hatte ich frei. Ich schrieb am frühen Morgen meine Zeitungskolumne für den Freitag (die Route auf den Loorenkopf, von der ich hier auch schon erzählte). Und hernach zog ich mir um halb elf die leichten Trekkingschuhe an und besuchte mal kurz den Frühling. Er strahlte mich an, als ich in Zug ausstieg. Und er begleitete mich, während ich das Ufer des Zugersees entlang via Cham nach Buonas und zum Bahnhof Rotkreuz zog. Und wenn mir jetzt einer sagt: Hey, du täuschst dich, es ist Winter - dann sage ich in aller Bestimmtheit: Blödsinn, es ist Frühling!

Dienstag, 10. Januar 2012

Der Leuzist von Horgen

Aufenthalter an der Pfnüselküste. (Foto: Liliane Géraud)
Als mir Liliane am Sonntag dieses Foto eines, wie sie schrieb, "leuzistischen" Amselmännchens schickte, aufgenommen gleichentags in Horgen - da freute ich mich an dem Vögeli. Gleichzeitig verstand ich das Adjektiv nicht. Wikipedia half. Griechisch leukos gleich "weiss"; davon ist "leuzistisch" abgeleitet, aber auch das Substantiv "Leuzismus". So nennt man das Phänomen, wenn ein Teil der Haut keine farbstoffbildenden Zellen enthält, weswegen es zu weissen Flecken kommt. Bei Albinos sind diese Zellen zwar vorhanden, aber unfähig, den Farbstoff Melanin zu bilden. Und weswegen ist die Amsel von Horgen nun kein Albino, sondern ein Leuzist? Spezialistin Liliane: "Ein Albino ist er nicht, sonst wäre er ganz weiss und hätte rote Äuglein. So einer würde aber auf freier Wildbahn nicht überleben, da er zu zart wäre, zu schlecht sehen würde und von seinen Artgenossen geplagt oder getötet würde."

Montag, 9. Januar 2012

Die Aargauer Runde


Am Samstag umrundeten wir in fünf Gehstunden den Hallwilersee, in Boniswil schloss sich der Kreis. Kompliment an die Aargauer: Ihr habt es fertiggebracht, das Ufer eures Paradegewässers einigermassen unverbaut zu erhalten. Das tut gerade im Kontrast mit dem Zürichsee wohl. Eine Augenweide war auch Schloss Hallwyl, das fast vollständig von Wasser - nicht dem des Sees, sondern des Aabaches - umflossen ist.

Sonntag, 8. Januar 2012

Man spricht Bolz



Schon faszinierend, dieses Idiom der Freiburger Unterstadt namens "Bolz", das ich hier kürzlich erwähnte - eine Theorie besagt übrigens, der Name sei durch die Fusion von "Holz" und "Bois" entstanden. Denn genau das ist Bolz: ein wilder Mix aus einerseits Schweizerdeutsch, genauer gesagt "Seisler-Dialekt", also Sensebezirk-Mundart, und anderseits Französisch. In diesem Clip gibts eine Hörprobe, es ist imposant, wie die Dame bolzt. Leider lese ich im Porträt einer anderen Bolzfrau, dass es nur noch ein paar hundert Sprecher und Sprecherinnen gibt; das Idiom schwindet dahin.

Samstag, 7. Januar 2012

Widmer wird mal kurz literarisch

Drei Flüsse an der Sprachgrenze Deutschschweiz - Romandie ergeben im Zusammenklang ein hübsches Gedicht:
Gérine
Sarine
Singine.
Vergleichweise unpoetisch klingt das Trio auf Deutsch. Dafür erzählt es eine Moritat folgenden Inhaltes: Ungute Stimmung in der Alphütte, es geht um den Nidel. Und nun greift der Senn zur frisch geschärften...:
Ärgera - Saane - Sense.

Freitag, 6. Januar 2012

Puttitschifra

Man spricht Deutsch, irgendwie: Bosco Gurin. (Franco Pecchio)
Lustige Spalte in der ersten "Schweizer Familie" des neuen Jahres; die Rubrik "Luegisland" blendet diesmal auf Bosco Gurin, in welchem Tessiner Dorf noch Walser Dialekt gesprochen wird, das sogenannte "Ggurijnartitsch". Drei Wörter:
  1. Zaabund. "Zu Abend" bezeichnet den Zvieri
  2. Agerschtuöüg, Hühnerauge.
  3. Puttitschifra, Büstenhalter.

Donnerstag, 5. Januar 2012

Von Fondue und Nichtfondue

Heute Orkan: Wetterprognose der SMA.
Am Montag ging ich mit Catherine bei starkem Regen auf die Pfannenstiel-Hochwacht, oben nahmen wir ein Fondue, herrlich. Heute nachmittag wollte ich das mit meinem wiedergefundenen Islamwissenschafts-Studienfreund André wiederholen. Doch nun muss ich ihm absagen. Dass es wieder schütten wird, ist nicht das Problem. Hingegen ist die Orkanwarnung ernstzunehmen. Bei einer Windgeschwindigkeit von über 100 Stundenkilometern durch den Wald: Das ist nicht lustig.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Die unabdingbare Karte

Wildschutzkarte, gute Sache.
Ich möchte wieder einmal die Wildschutzkarte im Internet erwähnen. Dieses nützliche Instrument, das jedes Jahr aufdatiert wird, zeigt für die ganze Schweiz alle Wildruhezonen und -schutzgebiete. Wer eine Schneeschuhwanderung oder eine Skitour plant, ist gut bedient, die Karte zu konsultieren, bevor er loszieht und sich an irgendeinem Waldrand ärgert, weil eine Tafel ihn darauf hinweist, dass es hier nicht weitergeht.

Dienstag, 3. Januar 2012

Das fing ja gut an

An der Sense, die Bern und Freiburg trennt.
Wie gestern erwähnt, zogen wir an Neujahr von Schwarzenburg nach Freiburg, was uns begeisterte; das fing ja gut an mit uns und 2012! Die Höhepunkte:
Zwischen Schwarzenburg und der Sense.

In Freiburgs Unterstadt.

  1. Das milde Wetter. Die Bienen flogen aus. Es war über zehn Grad warm. Auch die Sonne zeigte sich. 
  2. Der Weg von der Wart hinab zur Sense, steil, gepflästert, in den Sandstein gehauen, und dieser voller Pilger-Graffiti.
  3. Der Zmittag im St. Martin zu Tafers, siehe gestrigen Eintrag; nie hatte ich eine derart gute Meringue.
  4. Der Galterengraben, eine durch Treppchen und Holzbohlenstufen zugänglich gemachte Schlucht. Wir konnten jetzt im Januar durch, weil sie eisfrei war.
  5. Freiburgs gotische Unterstadt, wo es noch Menschen gibt, die "le bolz", sprechen, einen bilinguen Argot. Diese Unterstadt aus Sandstein schmiegt sich in die Kurve der Saane und offeriert eine unnachahmliche Geborgenheit.

    Montag, 2. Januar 2012

    Zübelesoossa

    Im St. Martin, Tafers.

    Die Hörnli mit Federkohl.
    Gestern gingen wir in fünfeinhalb Stunden von Schwarzenburg auf dem Jakobsweg nach Freiburg. Das war fantastisch nur schon deshalb, weil das Wetter ungewöhnlich mild war mit Temperaturen über zehn Grad; auch die Bienen waren an diesem ersten Januar 2012 unterwegs. Mehr davon morgen, ich muss die 381 Fotos noch sichten. Hier vorweg dies: Der Zufall führte uns nach drei Stunden zu einem Restaurant, das uns restlos begeisterte: netter Service, tolle Karte, Superessen. Ich hatte Hörnli an einer Rahmsauce mit Federkohl und Schwarzwurzel. Aber auch das geschmorte Bäggli meiner Nachbarin war grandios. Und dann das Dessert: eine Meringue aus Botterens im Greyerzerland, neben der die Kemmeribodenbad-Meringue, gemeinhin der Benchmark des Genres, verblasst. Dazu gabs Crème Gruyère, ich war glücklich.

    Zübelesoossa, huch? Die Karte im Seisler-Dialekt.
    Ach ja, das Restaurant heisst St. Martin und liegt am Museumsplatz von Tafers. Früher war es eine Pfarreiwirtschaft und öffnete dann nach einem Umbau vor einem Monat neu. Das Konzept ist originell: Das St. Martin bietet wirklich gutes Essen mit Produkten vor allem aus der Gegend wie Zuchtforellen aus dem Galterengraben. Es ist aber auch ein Kulturlokal, getragen vom Verein "Wier Seisler Gastro & Kultur GmBH". Tafers ist der Hauptort des Sensebezirkes, die Menschen, die dort leben, nennen sich "Seisler", daher der Vereinsname. Im St. Martin soll es Konzerte, Diskussionen, Vorträge zu allen Aspekten der Seislerei geben. Die Seisler sind übrigens jene Leute, die in ihrer Mundart das Verb "werden" meiden. Sie sagen nicht: "Ich werde 40", sondern: "Ich komme 40."

    Sonntag, 1. Januar 2012

    Neujahr, der Kater und wir

    So wird er das Vieh los.
    Ha, Neujahrsmorgen, es gibt keinen besseren Zeitpunkt, um wandern zu gehen; herrlich leer sind alle Züge. Vier Fünftel der Schweiz liegen im Prosecco-Koma. Bis sie sich erinnern, wer sie sind, ist es Mittag. Bis sie sich aufraffen, noch ein wenig rauszugehen, geht schon fast die Sonne unter. Hey, Silvesteropfer und Spätaufsteher und Kater-Klöner: Wenn ihr am frühen Abend ein paar frischfröhliche Gesichter im Zug seht, dann sind das wir, meine Wanderfreunde und ich, auf dem Heimweg von der ersten Tour des Jahres, einem besonders schönen Stück Jakobsweg.

    Und da dieser Blog auch im neuen Jahr gern etwas Wissen vermittelt: Kater kommt rein sprachlich von Katarrh. Einige Symptome stimmen durchaus überein: gerötete Augen, gereizter Hals, Reibeisenstimme.