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Mittwoch, 31. Januar 2018

Dixie und die 24-hour-challenge

Dixie ist eine Amerikanerin mit schönem Südstaaten-Akzent, statt "time" sagt sie: "täääääm." Letztes Jahr, mit 31, bewanderte sie den Pacific Crest Trail, über den ich hier auch schon schrieb: 4279 Kilometer lang ist er und zieht sich von der Grenze der USA mit Mexiko bis zu jener mit Kanada. Dixie hat dazu einen Film gefertigt bzw. eine Serie von Youtube-Clips. In Episode 26 macht sie sich mit Freunden an eine 24-hour-challenge: Wer kann in 24 Stunden am weitesten laufen? Natürlich gewinnt Dixie. Schwer bepackt, bringt sie es auf 62 Meilen, das sind ziemlich genau 100 Kilometer. Dixie macht mir Eindruck.

Dienstag, 30. Januar 2018

Schweigend, aber hörend


Zwei Kilometer südöstlich von Heiden AR liegt die Raspeln, von der aus man den Bodensee vor Augen hat. Als ich dort am Samstag den Chindlistein sah, war das atemberaubend. Der gerundete, Kratzspuren, Rinnen und Löcher sowie Graffiti aufweisende Stein in der einsamen Gegend - sein Anblick machte mich glücklich. Er kam mir vor nicht wie ein Objekt, sondern wie ein machtvolles Wesen. Schweigend, aber hörend. Für alle, die hinwollen: Der Chindlistein ist auf der Karte eingezeichnet und liegt an einem Wanderweg, auch gibt es neuerdings den Chindlisteiweg.

Montag, 29. Januar 2018

Der Teufel und seine Kanzel

Predigt hier Satan? Und wenn ja, wann? 
Appenzellers Leibspeise.
Fantastisch, oder? Der vorspringende Felskopf bei der einsamen Raspeln südöstlich von Heiden AR heisst "Teufelskanzel". Am Samstag kam ich vorbei auf der Route Heiden - Bissau - Hinterholz - Raspeln - Hirschberg - Rutlen (Oberegg) - Ebenau - Rütegg - St. Anton - Bürki - Hinterholzeren - Oberegg, Post. 3 1/4 Stunden dauerte die Wanderung, dazu kam die Einkehr im Restaurant St. Anton, wo ich natürlich die - wohlverdiente - Siedwurst mit Chäshörndli und Apfelmus nahm. Den absoluten Höhepunkt dieser an Höhepunkten reichen Wanderung möchte ich erst morgen behandeln - und damit zurück zur Teufelskanzel. Sie reiht sich ein in die Liste schweizerischer Teufel-Orte. So mancher von ihnen klingt religiös: "Kanzel" selber spielt ja wohl auf das Ritual der Predigt an; im Zürcher Oberland gibt es die Tüfels Chilen, in Braunwald unter dem Ortstock das Tüfels Chilchli. Und immer sind es einsame Plätze wie etwa der feuchtdunkle Tüfels Chäller bei Baden, die nach dem Teufel benannt sind. Dieser ist im Grunde genommen ein armer Siech. Er war zu ehrgeizig, legte sich mit Gott an, wollte sich nicht in dessen Hofregime fügen, und also wurde er zur Persona non grata. Doch wenn er auch verstossen ist, kann er seine ursprüngliche Umgebung nicht vergessen. Daher die Kanzel und die Kirche. Satan ist zwar gefallen, aber immer noch ein Engel, der im Abseits den Bräuchen seiner Jugend anhängt.
Gleich ist Wanderende. Die Kirche Oberegg zeigt es an.

Sonntag, 28. Januar 2018

Die Pyramide von Zürich - plus zwei weitere Dinge

Gestern machte ich eine grossartige Wanderung im Appenzellerland. Mehr davon morgen (und wohl auch übermorgen). Hier drei Fotos, die sozusagen am Rand der samstäglichen Geschehnisse spielen.
Foto 1 entstand im Sprüngli im HB Zürich. Die Pyramide, hier eher spitz:
eine der baulichen Urformen der Menschheit. Pharanonisches Genie,
 das bis in die Neuzeit überall und immer wieder auftaucht.
Foto 2 machte ich aus dem Bus nach Heiden, als er in St. Gallen auf dem
Bahnhofplatz noch stand. Die gute Nachricht: Der Platz ist wegen Umbau
weiter bös verstellt. Aber bereits haben die Postautos nach einem endlosen
Provisorium wieder feste Start- und Halteplätze. Ade, Chaos, ade!
Foto 3, aufgenommen zwischen Rütegg und St. Anton, fasst den Monat
perfekt zusammen. Recht ist es Winter, links Frühling - Januskopf Januar.

Samstag, 27. Januar 2018

Der Konkurrent des Storchs

Kommen von hier die Kinder? Der Kindlistein auf dem Hüttikerberg ZH.

Von meiner Wunschliste, per iPhone greifbar, erwählte ich mir gestern den Kindlistein auf dem Hüttikerberg - ich sammle derzeit Findlinge, muss man wissen. Es wurde grad hell, als ich in Würenlos AG um Viertel vor Acht loszottelte. Den Kindlistein unweit des Wanderwegs zum Altberg fand ich problemlos, umkraxelte ihn in dem steilen Waldhang, machte einige Fotos und stieg hernach ab nach Dänikon ZH. Solche Steine gibt es, hierzulande und anderswo, an manchen Stellen, meist abseits der Siedlungen. Drei Dinge sind historisch mit den Kindlisteinen verbunden. Erstens: Wenn einst eine Frau keine Kinder bekam, musste sie den magischen Stein aufsuchen, der Fruchtbarkeit bewirken konnte, so der Glaube (blöd, wenn das mit der Kinderlosigkeit am Mann lag). Zweitens: Der Kindlistein war der Konkurrent des Storchs, wenn es darum ging, unwissenden Kindern zu erklären, warum sie ein Geschwisterlein bekommen hatten: Es kam vom Kindlistein, bekamen sie zu hören. Und drittens: Angeblich versteckten die Leute der nahen Dörfer an solchen Orten ihre Kinder, wenn der Feind anrückte oder sonst ein Bösewicht.
Und noch einmal mein Stein des Tages.

Freitag, 26. Januar 2018

Ein Findling klagt

Am Mittwoch kamen wir oberhalb von Ermatingen am Wanderweg nach Fruthwilen zum Grauen Stein. Der Findling aus Muschelsandstein kam einst auf einem Gletscher vom Rorschacherberg angeritten. Ein hübsches Gedicht markiert ihn und erzählt davon ebenso wie von der rücksichtlosen Behandlung durch die Einheimischen. Auch dieser Findling ist zum Teil abgetragen; in früheren Zeiten, vor allem im 19. Jahrhundert, lieferten solche Steinblöcke Material zum Beispiel für den Bahn- und Strassenbau. Hier das Gedicht:
"Zur Eiszeit war's, als auf des Gletschers Rück/ Ich glitt hierher und glaubte das Glück/ einer ewigwährenden Ruhe zu finden/ Das Gletschereis sah ich unter mir schwinden/ Doch menschlicher Unverstand u. kleinlicher Neid/ Im 19ten Jahrhundert mir brachten viel Leid/ Denn mit wuchtigen Schlägen und Pulverkraft/ Ward Stück umd Stück mir vom Leib gerafft/ Dem Häuser und Strassenbau war'n sie geweiht/ Nur ein Stück bin ich noch aus der Gletscherzeit."

Donnerstag, 25. Januar 2018

Ein Januartag spielt März

Abstieg nach Berlingen, der Zmittag wartet.
Schönes Haus in Ermatingen.
Gestern - das war Jahreszeiten-Magie. In der Zeitung sah man die Bilder vom WEF in Davos: Schneemauern überall. Das Flachland aber schimmerte frühlingshaft, die Sonne schien, es war 10 oder gar 11 Grad warm, die Haselzötteli sind ohnehin seit Tagen gelb. Mit meinem alten Journalistenfreund und Verleger Markus machte ich eine Wanderung im Thurgau: von Ermatingen hinauf nach Fruthwilen und hinab nach Berlingen. Daselbst gab es Zmittag, Schweinebraten im Restaurant zum Schiff. Danach zogen wir weiter nach Steckborn auf einem Höhenweg mit Blick über den blauen See. Auch heute habe ich von der Unternehmung einen erwärmten Kopf - ein Januartag spielte März.
Mir wurde schwindlig. Was, wenn ich im Auto vorbeiführe?

Mittwoch, 24. Januar 2018

Die Ufenau erwacht wieder

Lange fuhr das Kursschiff an der Ufenau vorbei. Bald hält es wieder.
Seit dem Jahr 965 gehört die Insel Ufenau oder auch Ufnau im Zürichsee dem Kloster Einsiedeln. Seit 2002 läuft ein Umgestaltungs-Projekt, das demnächst abgeschlossen ist und mit der Sanierung der Uferbereiche begann. In den letzten gut 600 Tagen war die Insel nur schwer zugänglich, das Linienschiff steuerte sie nicht an, der Gasthof Wirtschaft zu den zwei Raben war zwecks Totalumbau geschlossen; er kostete das Kloster Einsiedeln mehr als sieben Millionen Franken. Demnächst kommt der Inseltourismus wieder in Gang. Ab Karfreitag, 30. März, werden die Schiffe der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft wieder bei der Ufenau stoppen. Am 23. April öffnet dann das Restaurant, das eine wetterfeste Gaststube mit 80 Sitzplätzen bekommen hat, während man in früheren Jahren mit einem Zelt vor dem Haus geschäftete. Zum gleichen Zeitpunkt startet ein Shuttlebetrieb ab Pfäffikon SZ, zweimal pro Tag wird ein Taxiboot die Insel direkt erschliessen. Als das vermeldete gestern ein Artikel im Tages-Anzeiger mit dem hübschen Titel "Die Felchen-Chnuschperli kehren zurück".

Dienstag, 23. Januar 2018

Ein Findling stellt Fragen

Der  Guggehürlistei, Kanton Aargau.
Aktivdienstplakette am Stein.
Einen halben Kilometer vor dem verlandeten Südufer des Egelsees erreichten wir am Samstag auf dem Wanderweg den Abzweiger zum Guggehürlistei; wir leisteten uns natürlich den Kurzabstecher. Eine kleine Plakette an dem Findling von gut sechs auf vier auf vier Metern erinnert an die Mobilmachung 1939 bis 1945. Wie der Stein anreiste, ist klar: Der Linth-Rhein-Gletscher trug ihn heran und liess ihn zurück. Angeblich ist mit dem Guggehürlistei eine Sage verknüpft, lese ich in einem Zeitungsartikel - bloss finde ich diese Sage weder im Artikel noch anderswo. Dafür ist mir dank des Dialektwörterbuchs Idiotikon klar geworden, was der Name bedeutet. "Gugge" steht für "gucken", schauen. "Hürli" wiederum ist die Verkleinerungsform zu "Hur", was einen Ort bezeichnet, an dem man "huret", niederkauert. Guggenhur - das war laut "Idiotikon" ein Häuschen, das auf einem grossen Haus stand und sich gewissermassen duckte, es diente als Aussichts- oder Wachtpostenstation. Bei Frauenfeld steht das Guggenhürli, ein Erkerbau mit einem Türmli, von dem aus man laut Homepage weit ins Land schauen kann. Dieses Guggenhürli ist heute ein Museum. Nun aber zurück zu unserem Stein. Dass man von ihm aus viel sieht, könnte ich nicht behaupten; auf der einen Seite begrenzt der steile Heitersberg-Hang die Sicht, und rundum stehen dicht die Bäume. War das einmal anders? Oder hat dieses Guggenhürli zu tun mit der nahen Ruine der Burg Kindhausen, schoben hier Männer Wache wegen der Burg? Oder kletterten Kinder auf den Stein und spielten Ausguck? Oder erinnert dieser an ein Guggehürli-Häuschen, von der Form her? Das alles sind neue Fragen, die ich nicht beantworten kann. Falls jemand mehr weiss oder auch die erwähnte Sage kennt, bitte ich um Zuschrift.

Montag, 22. Januar 2018

Als sei man in Flims

Der Egelsee, Gemeinde Bergdietikon AG.
Der Wanderbeginn bei der Zugstation Berikon-Widen ist deprimierend, der Mutschellen ist so was von be-, über- und verbaut. Bald aber kommt man Richtung Hasenberg aus dem Asphalt auf einen Höhenweg im Grünen und hat Weitblick. Und später ist da natürlich im Forst der Egelsee, dieser grösste ganz im Aargau gelegene Natursee, an dessen Ufer ich jeweils wähne, in Flims oder so zu sein. Am Samstag war der Egelsee wunderbar still, da das Wetter nicht besonders war. Wir setzten dann fort zum Weiler Heitersberg und stiegen ab nach Spreitenbach - erstaunlich wild der steile Wald bis an den Rand des zersiedelten Limmattals.
Zwei Attraktionen am Weg: Erstens der Guggehürlistei und zweitens ...
... die Burgruine Kindhausen, zu der man auf einem glitschigen Pfad aufsteigt.

Sonntag, 21. Januar 2018

Heitere Einkehr

Meine Bauernbratwurst mit meiner Rösti mit meiner Sauce.
Das Dessert meines Gegenübers: Zwetschgenmus (oder so) plus Zimtglacé.
Gestern war ich mal nicht der Organisator der Wanderung. Oder wenigstens nicht der Einladende. Aber ich steuerte doch die Idee des Mittagsziels und der diesem zustrebenden Route bei; ich schlug einen Ort vor, den mein Grüpplein kürzlich ohne mich besucht hatte an einem Samstag, an dem ich nicht konnte. Besagtes Restaurant liegt auf der Höhe von Spreitenbach hoch über dem Limmattal im Bauernweiler Heitersberg und heisst auch so. Von aussen ist es unauffällig, wirkt auf keinen Fall gentrifiziert. Die Stube ist gemütlich, der Service uneilig und sehr nett. Und die Küche sensationell gut: Es gibt ländlich schwere Sachen, aber auch das eine oder andere eher städtisch-urbane Gericht wie pulled pork. Jedenfalls aber war alles - die Fotos mögen es belegen - sensationell gekocht, so dass ich nur empfehlen kann, dass man im Heitersberg einkehrt. Die Visite dort macht heiter.
Von aussen sieht die Wirtschaft eher aus wie ein Wohnhaus.

Samstag, 20. Januar 2018

I-N-T-E-R-E-S-S-A-N-T

Das von Claude Chappe entwickelte Zeichensystem.
(Bild: Patrick87/ Wikicommons)
Mit Genuss lese ich dieser Tage die "Ramage"-Romane des englischen Schriftstellers Dudley Pope, die zurzeit der Kriege der Engländer gegen Frankreich unter Napoleon spielen. In Band elf ("Ramage's Signal") entdeckt der Romanheld, Kapitän Nicholas Ramage, an der südfranzösischen Küste von seinem Schiff aus eine merkwürdige Baute. Er begreift bald: Das ist ein Semaphor. Also eine optische Telegrafiestation. Schon die Griechen der Antike übermittelten Nachrichten auf dem optischen Weg: per Rauchzeichen etwa. Der entscheidende Schritt für eine effizientere optische Nachrichtenübermittlung war die Entwicklung des Fernrohrs im Jahr 1608 durch holländische Brillenmacher; nun konnte man viel weiter in die Entfernung blicken und also Signale ausmachen. Der Erfinder des Semaphors, das war dann in der Napoleon-Zeit der Franzose Claude Chappe. Er entwickelte folgende Vorrichtung: einen hohen Pfahl, an dem zwei schwenkbare Querbalken angebracht waren mit je einem schwenkbaren Zusatzbalken an jedem Ende. Dazu lieferte Chappe ein Alphabet, in dem bestimmten Balkenpositionen Buchstaben zugeordnet wurden (dazu kamen natürlich auch die Ziffern). 1794 wurde die erste reguläre Telegrafenlinie zwischen Paris und Lille eingerichtet, die mit 22 einzelnen Stationen 270 Kilometer überbrückte. Napoleon profitierte vom Chappe-System erheblich. Bis 1845 entstand in Frankreich ein von Paris ausgehendes, die Hauptstadt mit allen wichtigen Städten des Landes verknüpfendes System von Semaphoren. Andere Länder übernahmen die Erfindung bald. "Semaphor" kommt übrigens aus dem Altgriechischen und bedeutet "Zeichen-Bringer". Auf Italienisch ist der "semaforo" mit betontem A heutzutage das Lichtsignal.

Freitag, 19. Januar 2018

Babylonien - Zürich einfach

Der Militärarzt Alexander Schläfli und der Kaufmann Julius Weber sind sich 1861 in Badgad begegnet. Doch was die beiden Schweizer wirklich verknüpft, ist nicht persönliche Bekanntschaft, sondern die Leidenschaft für assyrische, babylonische und sumerische Altertümer. Vieles schicken die zwei von ihren Orientreisen heim an die Antiquarische Gesellschaft Zürich; später gehen die wertvollen Statuetten, Schrifttafeln, Reliefs an die Universität Zürich. Bis in die Gegenwart kommen weitere Kollektionen dazu, die Privatsammlung des Zürcher Ägyptologen Peter Arpad Kaplony etwa oder des Zürcher Verlegers Werner Coninx. Heute sind
die Preziosen aus Nahost, Ägypten und dem Mittelmeerraum (Griechen, Römer, Etrusker) in der Archäologischen Sammlung der Uni Zürich an der Rämistrasse 73 zu sehen. Diese Woche ging ich hin, während ein Schneesturm wütete, schlenderte unter den wachsamen Augen einer Aufsichtsperson als Alleinbesucher vorbei an den Vitrinen und den Masken und Statuen und war beeindruckt, was Schweizer so alles von ferne nach Haus gebracht haben. Ein Wort zu den Fotos: Viel war nicht abzulichten, denn man darf in der Sammlung nicht fotografieren. Ein Grund mehr, liebe Leserin und lieber Leser, sich vor Ort zu begeben.

Donnerstag, 18. Januar 2018

Die Hölzige

Zwei Prachtexemplare an der Arbeit.
Mit einem Ohr nur hörte ich gestern Mittag dem Radio zu. Beim Satz "De Hölzig isch en Teamplayer" horchte ich auf. Da war ein Wort wieder, das ich seit Jahren nicht mehr gehört - und zuletzt selber gebraucht hatte, als ich für "Geo Schweiz" ein Porträt des Neckertals schrieb. Denn dieses ist, als weitgehend ländlich gebliebene Gegend, das Reich der Hölzigen. Will heissen aller Leute, die mit Holz zu tun haben: Förster, Waldarbeiter, Säger, Zimmerleute. Im gestrigen Radiobeitrag ging es um die Schäden landesweit, die die Winterstürme Burglind und eventuell Evi hinterlassen - die Hölzigen müssen ran.

Mittwoch, 17. Januar 2018

Flexible Frau

Dieses antike Kleinobjekt fotografierte ich in Martigny in der Fondation Gianadda, zu der eine permanente Antike-Ausstellung gehört. Epona war eine keltische Göttin und konnte ihre Karriere bei den Römern fortsetzen, wobei sie ihr Image wechselte: Bei den Kelten stand sie eher für Fruchtbarkeit, bei den Römer aber war sie zuständig für Pferde und Kavallerie. Epona, eine Überlebenskünstlerin auf höchstem Niveau. Eine flexible Frau.

Dienstag, 16. Januar 2018

Die zweite Halbzeit beginnt

Soll das etwa gemütlich sein?
Ich würde mich keineswegs als Winterhasser bezeichnen, stelle aber jeweils im Winter fest, dass mir beim Wandern Dinge fehlen: der Geruch von Blumen, frisch geschnittenem Heu, Brennnesseln und Walderdbeeren, die leichte Kleidung, die Länge der Tage. Und daher vermelde ich heute erfreut: Wir haben den 16. 1. - wir treten in die zweite Hälfte des Winters ein, der gemäss meteorologischer Definition die drei Monate Dezember, Januar und Februar umfasst.

Montag, 15. Januar 2018

Der Wanderwegklaus

Am Samstag war alter Silvester, im Appenzeller Hinterland gingen die Kläuse um. Für die, denen das nicht geläufig ist: Die sehr reformierten Ausserrhoder verweigerten sich der Kalenderreform des Papstes Gregor aus dem Jahre 1582 und hinken daher beim Silvestern dem heutigen Kalender praktisch zwei Wochen hinterher. Von Blogleserin Marianne stammt das Foto (vielen Dank, Marianne!). Es zeigt einen Klaus beim Hof Läbel in Hundwil - jaaaaa, das auf der Haube ist ein Wanderwegweiser.

Sonntag, 14. Januar 2018

Hometrainerhorror

Das eine Zimmer meiner Wohnung hat sich im Lauf der letzten Jahre in ein Mini-Gym verwandelt, man treibt mit zunehmendem Alter immer mehr Aufwand für die Instandhaltung des eigenen Körpers. Ich mache jeden Morgen mindestens 20 Minuten Gymnastik, eine Art Freestyle-Pilates. Plus setze ich mich mehrmals wöchentlich auf den Hometrainer und radle dreissig Minuten; es geht mir dabei weniger um den Kreislauf und die Fitness als um die Hüftgelenke, die mir oft vorkommen wie eingerostet. Zu dem Drehritual gehört meine Gewohnheit, mir auf dem iPhone jeweils eine bestimmte Serie von Netflix zuzuführen; diese Serie schaue ich - wohlgemerkt - nur an, während ich hometrainere. Momentan ist es "Stranger Things", eine US-Horrorserie um seltsame elektrische Phänomene auf einem Industrieareal im Wald; im nahen Dorf verschwindet gleichzeitig ein Bub. Dafür taucht ein Mädchen mit kahlgeschorenem Kopf auf, das allein mit seinem Willen allerlei Geräte steuern kann. Was das alles soll und wo es hin will? Fragt mich in einigen Wochen wieder, also nach zusätzlichen Hometrainer-Sessionen. Und wer jetzt motzen will, dass so ein iPhone-Bildschirm fürs Filmeschauen doch viel zu klein sei, dem sage ich: Stimmt nicht. Ich finds optimal so. Schönen Sonntag!

Samstag, 13. Januar 2018

Jetzt war ich doch mal in den Bergen

Blick vom Zügenhüttli, hinterm Horizont liegt Österreich. Bald dürften
am Himmel Helis schwirren, der Trump-Besuch. Aber gestern wars ruhig.
Howard Carpendale sang "Deine Spuren im Sand". Schade,
schob er nicht "Deine Spuren im Schnee" nach.

Diesen Winter habe ich es nicht so mit den Bergen; die Anreise und manchmal der Aufenthalt selber sind zu oft mit Stress verbunden, finde ich. Aber für gestern hatte ich mir es fest vorgenommen und zog den Plan dann auch durch, von der Madrisa-Bergstation hoch über Klosters Dorf den gespurten Winterwanderweg zum Zügenhüttli und wieder retour zu wandern, wofür man anderthalb Stunden braucht. Die Unternehmung war wunderbar, wenn man vom kurzen Tee-Nussgipfel-Stopp im Hüttli absieht, wo um halb elf die ersten Skifahrer Hüttenkafi soffen und überlaut redeten; der eine krähte auf die Frage der Serviererin, ob er einen Nussgipfel wolle, was solche Typen immer krähen: "I bi scho süess gnueg, ha ha ha!" Ansonsten gefiel mir so ziemlich alles: die Art, wie die Sonne sich gegen den zähen Hochnebel durchsetzte, der Tiefblick auf das Tal der Landquart, auf Klosters sowie Richtung Wolfgang, die Sicht auf die Gipfel rundum, die gekonnt platzierten Bänkli und natürlich die perfekt gewalzte Piste selber. Doch, das war gut. Ob ich bald wieder in die Berge gehe, weiss ich trotzdem nicht. Sicher nicht dieses Wochenende - angesichts der Wetterprognose denke ich, dass heute in Klosters und anderswo die Hölle los ist.
Talfahrt gen Klosters in der Gondel.

Freitag, 12. Januar 2018

Rothenburg: Das muss man wissen

Rothenburg, Flecken. Vorn die Kirche, rechts der Bären.
Am Mittwoch wanderte ich nach Rothenburg. Drei Dinge muss man zu diesem stattlichen, mittlerweile in die Agglo der Stadt Luzern eingewobenen Dorf mit gut 7400 Einwohnern wissen:
Mein Zmittag (der Hauptgang). Man
entschuldige den seltsamen Gelbstich.
  1. Das Zentrum des Dorfes, das eigentliche Dorf, wird "Flecken" genannt. Dort findet man die Kirche. Und den Bären, in dem ich - gute Adresse für hungrige Wanderer - gut und gar nicht mal teuer ass: Suppe, Salat, Fleischkäse mit Spiegelei, Zucchetti und Pommes Frites. Einen Bären gab es schon 1454, er war damals Taverne und Rathaus; das heutige Gebäude stammt von 1707.
  2. Der öffentliche Verkehr ist reichhaltig. Es gibt Busse, so ist "Flecken" eine Bushaltestelle. Und da sind zwei Bahnhaltestellen. Die erste, "Rothenburg, Dorf", liegt nah beim Flecken, aber auf der anderen Seite des Hellbühler Rotbaches auf dem Gebiet der Gemeinde Emmen. Die zweite, "Rothenburg" oder auch "Rothenburg, Station" ist ziemlich im Abseits platziert, aber auf Gemeindegebiet Rothenburg und nahe bei grossen Fabriken, die somit einen Bahnanschluss haben oder hatten; an dieser Station endete meine Wanderung. Beide Bahnhaltestellen liegen an der Linie Luzern - Olten. 
  3. Die Freiherren von Rothenburg hassten die Stadt Luzern. Als das Geschlecht 1285 ausstarb, übernahmen die Habsburger und machten aus Rothenburg eine Vogtei. Sie verliehen dem Ort 1371 auch das Stadtrecht und forcierten somit den Plan, diesen als Herausforderer Luzerns zu positionieren. Am 28. Dezember 1385 war der Grossteil der Burgbesatzung und der Einwohnerschaft Rothenburgs durch eine Prozession absorbiert - die Stadtluzerner fielen ein, zerstörten die Burg, schleiften die Mauern. Ein Jahr später ergriffen sie direkt die Macht und sorgten ab da endgültig dafür, dass Rothenburg nicht zu gross und zu stark werden würde.

Donnerstag, 11. Januar 2018

Beides schön

Biotöpli eine halbe Gehstunde nach dem Wanderstart in Eschenbach.
Eschenbach, das Kloster der
Zisterzienserinnen.
Am Samstag stieg ich in Eschenbach, Kanton Luzern, aus dem Zug und war unschlüssig, wohin ich gehen sollte. Ich betrachtete den Wegweiser, fand Sins ein lohnendes Ziel, doch auch Rothenburg exakt in entgegengesetzter Richtung reizte mich. Während ich noch brütete, kam ein Büezertyp vorbei, vielleicht ein Bahnarbeiter, er trug eine Schutzweste und hatte eine Krumme im Mund. Ob ich nicht wisse, wo es durchgehe, fragte er mich, und ich antwortete, dass ich mich nicht entscheiden könne: Sins oder Rothenburg, das sei die Frage. "Beides schön", brummte er. Und dann noch einmal, mit mehr Gehalt: "Beides schön!" Ich erwählte mir dann Sins, über jene Route habe ich inzwischen auch gebloggt. Gestern nun reiste ich wieder nach Eschenbach und nahm den anderen Weg, den nach Rothenburg. Die Gegend war schön mit stillen Waldstücken, Naturschutzweiherli und dem einen oder anderen ins Gelände eingetieften Bach; freilich passierte ich auch diesmal umgestürzte Bäume und musste einmal wegen Holzerarbeiten einen Umweg machen - Nachwirkungen des Sturms Burglind. Exakt auf der Höhe der Nebelgrenze spielte sich die Sache ab, mal beschien mich die Sonne, dann wieder umfing mich Dunst. In der schönen alten Wirtschaft Chlöpfen machte ich Pause, geriet später in die Luzerner Agglo, ass im Kern von Rothenburg gut zu Mittag (mehr davon bald) und beendete meine Unternehmung (drei Stunden Gehzeit) an der Station von Rothenburg. Doch, fand ich dort, der Typ in Eschenbach hatte schon recht: Beides schön.
Hier war Kafihalt: die Wirtschaft Chlöpfen.

Mittwoch, 10. Januar 2018

Ein bisschen Brausekunde

Tiki - das waren diese Brausetabletten, die man am Kiosk kaufte, Himbeere, Zitrone oder Cola. Man nahm sie mit auf die Schulreise und konnte Streiche spielen, zum Beispiel mit aus dem Mund quellendem Schaum rufen: "Herr Lehrer, Herr Lehrer, ich habe Tollwut." Am Samstag musterte ich am Bahnhof Sins das Sortiment des Getränkeautomaten und stellte fest, dass es Tiki auch als Limonade gibt. Natürlich schlug ich zu, und tatsächlich war der Geschmack (Himbeere) genau der von damals. In der Mythologie der Maori ist Tiki übrigens der erste, von den Göttern kreierte Mensch, ein Mann, der gleich in einem Teich die erste Frau sichtet, Marikoriko; sie verführt ihn umgehend. Aus Polynesien, wo es ebenfalls Tiki-Gestalten gibt, soll unsere Brause ihren Namen erhalten haben. Unsere Brause? Tiki wurde 1907 von einem böhmischen Backpulver-Hersteller kreiert. Dessen Sohn flüchtete 1947 mitsamt dem Rezept in die Schweiz. Wer hats erfunden? Die Tschechen, hüstel.

Dienstag, 9. Januar 2018

Erosion in den Dörfern

Ob die je noch voll wird? Die Kirche von Oberrüti AG,
an der ich letzten Samstag wandernd vorbeikam.
"Kann sein, dass die Kirche in der Stadt ausgedient hat. Auf dem Land ist es anders; hey, geh mal ins Entlebuch oder nach Innerrhoden, da sind die Leute noch voll katholisch!" Das hört man in etwa, wenn man über den Glauben hierzulande diskutiert und über seinen Schwund bei den grossen Konfessionen. Gestern war ein enorm interessanter, soziologisch unterfütterter Artikel in der NZZ - er widerlegt die Annahme, dass auf dem Land der Glaube respektive das Kirchenleben praktisch intakt sei. Früher, noch vor 50 Jahren, war die soziale Kontrolle auf dem Land stark, die Dorfkirche füllte sich, weil die Leute auf ihre Nachbarn schauten, die am Sonntag hingingen, man musste dann selber halt auch. Heute ist das anders, die Leute handeln eigenständiger, es gibt keine gesellschaftlichen Zentralrituale mehr. Das Gemeinschaftsgefühl in den Dörfern mag zwar weiter stärker sein als in der Stadt, stellt sich aber eher über das Mittun in einem Verein her als über den Kirchgang. Und statt zum Pfarrer sucht man den Psychologen auf, wenn man ein Problem hat. Und... aber man lese selber, ich muss ja nicht den ganzen Artikel referieren.

Montag, 8. Januar 2018

Giftiger Sonntag

Hornviper.
Grüner Baumpython.
Gestern besuchte ich den Schlangenzoo Eschlikon; er liegt zehn Gehminuten vom Bahnhof entfernt in einer Wohn-Gewerbe-Zone. Gut, dass es nicht viele Leute hatte, der Raum mit den Terrarien ist nicht übergross, ich genoss es, die einzelnen Schlangen - viele davon giftig - in Ruhe anschauen zu können. Soweit ich sie sah. Denn zum einen sind manche Schlangen Schlängli, rührend klein, und zum anderen tarnen sie sich meisterhaft, so dass ich manchmal Minuten brauchte, um ein bestimmtes Tier ausmachen zu können. Eher ungemütlich fand ich, dass die Frau, die mir an der Kasse das Billett verkauft hatte, immer wieder mal die Tür zu einem Terrarium öffnete, um Kot zu entfernen und so weiter. Mich macht es kribbelig, wenn ich mir vorstelle, dass zwischen mir und einer Schlange auf einmal keine Glaswand ist. Aber ich habe den Besuch überlebt und kann den Zoo empfehlen.
Westliche Diamantklapperschlange.