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Montag, 31. Dezember 2018

Reiches Jahr

Heute ist der letzte Tag des Jahres. Ich wünsche allen ein gutes 2019. Hier ein Rückblick auf das endende 2018 aus meiner Sicht - ein Wanderfoto pro Monat. Während ich an dem Eintrag bastelte, dachte ich: Was haben mich diese Unternehmungen bereichert!
DEZEMBER 18: In Tesserete endete kürzlich die Wanderung von Mezzovico
auf den Rotondo. Es war die letzte Tour im alten Jahr.
NOVEMBER 18: Unterwegs von der Zürchersmühle über die Hundwilerhöhe
nach Appenzell schockierten uns die frischen Sturmschäden im Wald.
OKTOBER 18: In Salvan im Unterwallis besuchte ich die Pierre Bergère.
Auf ihr führte Radiopionier Guglielmo Marconi frühe Experimente durch.
SEPTEMBER 18: Herbstnebel nässte das Gelände, die Steige und Stege waren
glitschig, als ich im Schwyzerland von Illgau nach Oberiberg ging.
AUGUST 18: Von Maloja stieg ich auf historischen Wegen ins Bergell hinab.
In Vicosoprano stiess ich im Wald auf den alten Galgen.
JULI 18: Von Arth eroberte ich die Rigi, die Direttissima war im wahrsten
Sinn des Wortes atemberaubend, ich kam ganz schön ins Keuchen.
JUNI 18: Den Panoramaberg Harder über Interlaken erstiegen wir von
Habkern. Oben freuten wir uns über die, die sich über die Aussicht freuten.
MAI 18: Das Sonnendach für die Ziegen entdeckte ich, als ich mit Ronja
von Pany nach St. Antönien zog. Die Bündner schauen zu ihren Tierli.
APRIL 18: Im Frühling verschlug es mich in Gesellschaft von
Gemeindewanderer Stefan Brauchli und Frau Marlis in die Ajoie.
MÄRZ 18: Auf dem Jolimont sah ich dieses Bänkli hoch über dem
Bielersee und dachte: Schöner verweilt man an wenigen Orten im Land.
FEBRUAR 18: Im schneelosen Winter ging ich von Kölliken nach Zofingen.
Dort gefielen mir die rekonstruierten Römervillen mit originalen Mosaiken.
JANUAR 18: In den Tagen des Sturmes Burglind fand ich Windstille im
Schlangenzoo Eschlikon, Kanton Thurgau.

Sonntag, 30. Dezember 2018

Hoffnung für ein Engadiner Dorf

Susch, vom Bahnhof gesehen.  (I, Parpan05, Wikicommons)
Gestern las ich mit Interesse eine Reportage im Tagi. Sie erzählt vom kleinen Ort Susch im Engadin. Dort öffnet auf einem alten Klostergelände am 2. Januar ein riesiges Museum. Nein, ein Muzeum: das Muzeum Susch, wie es korrekt heisst. Das Z im Namen verdankt sich der Frau, die es finanziert hat, der Polin Grazyna Kulczyk, einer Milliardärin und Kunstbegeisterten. Sie stellt ihre Sammlung osteuropäischer Künstler aus. Und Susch frohlockt. In den letzten Jahren hat das Dorf nur abgebaut, nun ist mit einem Aufschwung zu rechnen.

Samstag, 29. Dezember 2018

Die vier A

Das Tobel, eine Welt für sich: Treppe ins Ranzachtobel, Kanton St. Gallen.
Gschmelltobel, Äuelischlucht, Tüfels Gunte? Nie zuvor gehört. Nun kenne ich diese Orte dank einem Weihnachtsgeschenk, dem "Ostschweizer Schluchtenbuch". Es präsentiert Schluchten, durch die (in der Regel) kein Wanderweg verläuft, manchenorts watet man vergleichsweise komfortabel im Bachbett, anderswo aber muss man kraxeln oder gar ein Seil einsetzen; die Routen  sind mal leicht und mal schwierig. Hübsch der Untertitel des Buches mit dem vierfachen A: "Ausflüge - Abenteuer - Action - Abkühlung."

Freitag, 28. Dezember 2018

Erleuchtung auf der Klippe

Blick von der Gegend des Rotondo Richtung Lugano. Hinten rechts der
Luganersee-Arm von Agno. Bildmitte, klein: der Origlio-See.
Praktisch schneelos: der Monte Tamaro am Gegenhang.
Der Rotondo.
Der Rotondo, 1047 Meter hoch, eine liebenswerte Tessiner Felsklippe. Wer ihr zustrebt, gewinnt den Blick auf den Luganersee, den Origliosee, den San Salvatore, die Denti della Vecchia, den Monte Tamaro und so weiter und so fort. Dieser erhabene Rotondo war am Stephanstag mein Ziel. Gleich zur Route, doch muss ich zuerst etwas loswerden: Die horizontale Zweiteilung der Landschaft im Tessin dieser Tage ist wundervoll. Höher oben hat es natürlich Schnee. Aber weit hinauf, je nach Lage bis auf 1300, 1500, ja 1800 Meter, ist noch alles braun, man wandert wie im Spätherbst. Und das Licht! Ich erreichte meinen Rotondo von der Bahnstation Mezzovico über einen Steig aus Gneis durch den Steilwald, Zwischenziel waren zuvor die Monti di Brena gewesen, als allerschönste Passage stellte sich vor dem Rotondo ein endloser Birkenhain heraus. Nach der Rast stieg ich ab, kam via Condra und das Kloster Santa Maria in Bigorio nach Tesserete und grinste dort so beglückt wie Buddha in der Erleuchtung. Noch als ich wieder zuhause war im Zollikerberg, der gerade in den Abenddunst sank, spürte ich die Wärme der Sonne im Gesicht. Es war ein grosser Tag. Wie es sich gehört für die letzte Wanderung im Jahr - das nächste Mal so richtig raus komme ich wohl erst im 2019.
Das letzte Wegstück: Pilgerweg zwischen dem Kloster Santa Maria und Tesserete.

Donnerstag, 27. Dezember 2018

Per Papamobil auf den Pass

Ein richtiges Winterbild fand ich nicht. Der Grimselsee und (hinten)
der Räterichsbodensee. (Wikicommons/Alchemist)
Toll! Schon bisher konnte man im Winter von Oberwald, dem obersten Dorf im Goms, hinauf zum Grimselpass laufen, der Weg wurde gespurt. Jetzt kommt ein neuer Abschnitt auf der Berner Seite der Passhöhe hinzu: die eingeschneite Strasse wird gepistet bis hinab zur Gerstenegg; von dort kommt man mit der Bahn zur Handeck und von dort im Postauto hinab nach Innertkirchen. Auf dem Pass ist das Gasthaus Passhöhe offen. Der Grimselpass ist zusätzlich mit einem Wintershuttle-Fahrzeug erschlossen, das aussieht wie ein Papamobil auf Raupen. Eine andere Möglichkeit: mit dem Schlitten wieder hinab ins Goms rasen. Wie ich schon sagte: toll!

Mittwoch, 26. Dezember 2018

Verdoppelte Ente

H. im Aufstieg von Stadel auf den Stadlerberg.
Mein Essen.
Wieder ein Wetterwunder - es passte zur Wanderung, die nichts weniger als unsere Weihnachtswanderung war. In Zürich hatte es am Samstagmittag noch gehagelt, dazwischen waagrechte Regenschauer. Doch als wir, mein Grüppli und ich, in Neerach am frühen Nachmittag loszogen, herrschte Trockenheit. Der Himmel hatte sich aufgehellt und erheiterte unsere Unternehmung, die via Stadel auf den Stadlerberg führte, hernach zum Sanzenberg und dessen Aussichtspunkt Spitzflue und schliesslich hinab nach Fisibach und Kaiserstuhl. Ein paar Dinge, die ich sehr mochte:
  • Die Direttissima von Stadel zum Stadlerberg-Aussichtsturm: Das sind unzählige Treppenstufen. Ein solcher befestigter Steig macht immer Spass.
  • Der Blick vom Aussichtsturm zu den erkalteten Vulkankegeln des Hegaus - und auf die Pisten des Flughafens Zürich.
  • Die Helvetierschanze ebenfalls auf dem Stadlerberg. Die Befestigung aus deutlich sichtbaren Erdwällen im Wald geht gar nicht auf die Helvetier zurück, ist also nicht keltisch, sondern reicht deutlich weiter retour in die Vorgeschichte. Sie ist bronzezeitlich.
  • Der Blick von der Spitzflue hinab ins liebliche Bachsertal. Man muss aufpassen, der Geländepunkt, eine schmale Kanzel, ist ungesichert.
  • Das Restaurant! Wir nahmen unser Weihnachtsessen im Bären in Fisibach. Lange habe ich nicht mehr so gut gegessen. Als Hauptspeise hatte ich Appenzeller Ente mit weisser Polenta, Kürbismus, Chutney sowie Entenfleisch feingezupft als eine Art Knödel mit Sesammantel, gebraten im Entenschmalz. Also sozusagen eine verdoppelte Ente. Ich rate allen dringlichst: Geht da hin, Leute, esst, ihr werdet etwas erleben!
    Vorsicht Abgrund! Bei der Spitzflue.

Dienstag, 25. Dezember 2018

Gschnetzlets auf dem Säntis

Bin im handysignalschwachen Appenzeller Hinterland, einen Blogbeitrag aufschalten geht grad so knapp - daher nur dies: frohe Weihnachten an alle! Ich bekam gestern einen Gutschein geschenkt: Schwebebahnfahrt auf den Säntis inklusive Gschnetzlets mit Chnöpfli in der Gipfelbeiz. Wird bald eingelöst!

Montag, 24. Dezember 2018

Hübscher Name

Wahrzeichen des Jolimont: die Findlingsgruppe Teufelsburdi.
Der Jolimont. Seinen Namen suchte ich im gestrigen Sonntagsrätsel und bekam mehrere Mails mit der richtigen Lösung. Warum der Berg, der knapp, aber vollständig auf deutschsprachigem Gebiet steht, keinen deutschen Namen hat, weiss niemand. Rundum sind Ortsnamen in beiden Sprachen vorhanden, hier ein paar Beispiele:
  • Erlach, Cerlier
  • Mont Vully, Wistenlacherberg
  • Le Landeron, Landern
  • Gampelen, Champion
  • Ins, Anet
  • Kerzers, Chiètres
  • La Neuveville, Neuenstadt
So. Richtige Antworten gingen gestern ein von Patrick Brauns, Fritz Hegi, Maurus, Hans Müller, René P. Moor (vor sechs Uhr - ein Frühlöser), Benno Scherrer, Monika Schlatter. Jetzt wünsche ich allen eine sehr frohe Weihnachtzeit, mit oder ohne Wanderung. Unsereins zieht sich mal kurz ins Appenzellische zurück.

Sonntag, 23. Dezember 2018

Gesucht ist ein Berg

Heute ein Rätsel, von dem ich denke, dass etliche Leute die Lösung wissen - ich werde wohl ein paar Mails auf widmerwandertweiter@yahoo.de bekommen. Nämlich: Welcher Berg, der eher ein Hügel ist, liegt ganz in deutschsprachigem Gelände und hat doch einen französischen Namen?

P.S. Es würde mich nicht wundern, wenn es mehr als eine Lösung gäbe, ich also mit mehr als einem richtigen Namen eingedeckt würde.

Samstag, 22. Dezember 2018

Mein Kurzbesuch in Grönland

Gestern ging ich ins Kino. Tue ich selten. Lohnte sich. "A Polar Year" ("Une année polaire") vom französischen Regisseur Samuel Collardey zeigt in halb-dokumentarischer Form einen jungen dänischen Bauernsohn, der den Familienhof nicht übernehmen will und deshalb eine Stelle als Lehrer in einem entlegenen Minidorf in Grönland antritt. Dort trifft er auf einen kleinen Inuit, der gern Jäger werden würde wie sein Grossvater. Der Film handelt vom Zusammenprall der beiden Kulturen, europäisch-westlich und indigen, der Lehrer muss viel lernen, bis er den Zugang zu den verschlossenen Dörflern findet, von denen viele kein Dänisch sprchen. Grossartig sind die Bilder des Films: die Fahrt mit dem Schlitten durch die weisse Wüste, der Schneesturm, der Iglu das Meer mit den Walen, das Schlachten der Robbe und so weiter und so fort. Wer eine Chance hat, den Film sehen zu können - unbedingt zuschlagen! Hier der Trailer.

P.S. Heute ist unsere Weihnachtswanderung mit dem anschliessenden Weihnachtsessen. Freue mich sehr.

Freitag, 21. Dezember 2018

Das Geheimnis der Ziege

Ist sie feiss? Wer weiss.
(Kuebi/ Wikicommons)
Ein hübsches Dialekt-Adjektiv: heimlifeiss. Man braucht es meist im übertragenen Sinn, es bezeichnet jemanden, der Dinge weiss, die andere nicht wissen, und davon profitiert; einen verschlagenen, hinterhältigen Menschen; eine Person, die sich ins Fäustchen lacht. Und so weiter und so fort, der Nuancen des Adjektivs sind viele, oft sind es negative. "Heimlifeiss" hat aber auch eine konkrete Bedeutung: Es bezieht sich ursprünglich auf die Ziege, der man ihr Fett (ihre Feiste) weniger ansieht als anderen Tieren. So steht es im Referenzwerk der Schweizer Mundarten, im Idiotikon.

Donnerstag, 20. Dezember 2018

Tief gesunken

Zwei historische Juragewässerkorrektionen entsumpften das Berner Seeland und allgemein das Drei-Seen-Land. Vormaliger Morastboden wurde bebaubar, seither gedeiht auf der Riesenfläche ein guter Teil unseres inländischen Gemüses. Was ich nicht wusste und letzte Woche in der NZZ las: Das Seeland hat sich durch die Eingriffe ein neues Problem zugezogen. Der Torf verkrümelt, wenn er zu wenig Wasser bekommt, er schrumpft, so dass sich der Grund pro Jahr im Millimeter- bis Zentimeterbereich absenkt, bereits liegen manche Felder tiefer als die befestigten Wege. Und darum verlangen Akteure aus der Gegend eine dritte Korrektion, die der Region in gemässigter Form wieder mehr Wasser zuführen soll. Auch von Erdaufschüttungen ist die Rede. Das Vorhaben ist allerdings umstritten. Den Artikel kann man hier lesen.
Das Seeland vom Mont Vully aus.
(Pymouss/Pymouss)

Mittwoch, 19. Dezember 2018

Die Rechnung des Tages

Dies ist der Morgen des 19. Dezember, 18 Dezembertage sind schon vorbei. Der Winter, wissen meine treuen Blogleserinnen und -leser, ist die Jahreszeit,  in der ich Tage zähle. Nicht, dass ich ihn nicht mag. Aber die anderen drei Jahreszeiten, die mag ich halt noch ein bisschen mehr. Vor allem den Frühling. Und daher begleite ich den Winter jedes Jahr mit einem Countdown zum Frühling. Nach der meteorologischen Definition dauert der Winter vom 1. Dezember bis 28. Februar. Das sind 90 Tage. Davon sind 18 Tage vergangen. Wir haben also bereits ein Fünftel des Winters hinter uns. Gute Nachrichten, oder?

Dienstag, 18. Dezember 2018

Ave Maria nach Tessiner Art

Hier ist ein Mensch: Kirche Sitzberg ZH
mit der berühmten Barockorgel.
Gestern morgen im Radio gehört: In der römisch-katholischen Kirchgemeinde von Viganello bei Lugano haben sie die Organisten entlassen, um Geld zu sparen; der Kirchgemeinde geht es wie vielen anderen im Land nicht gut. Stattdessen spielt jetzt ein Orgelroboter auf der Orgel. Der Pfarrer gibt zum Beispiel Melodienummer 902 ein, und es erklingt das Ave Maria. Mich erinnerte dies an die Jukebox der Kindheit.

Montag, 17. Dezember 2018

Schöner Fällen

Elegantes Ding!
Weniger wäre mehr, finde ich.
Für eine Wanderung hatte ich am Samstag keine Zeit. Aber ich kam doch dazu, in Zug im Kantonalen Museum für Urgeschichte vorbeizuschauen, das mit ganz korrektem Namen Museum für Urgeschichte(n) heisst - finde ich etwas doof, ich mag keine schwankenden Namen mit irgenwelchen Klammern und dergleichen; wie soll man denn die Klammern und das blöde halb-existente N aussprechen? Und dass Geschichte aus Geschichten besteht, ist ein Gemeinplatz. Jedenfalls aber lohnte sich der Besuch, mich störten auch die vielen Kinder nicht, die grad im Rahmen eines Kindergeburtstages im Museum unterwegs waren und eine kindergerechte Führung serviert bekamen; es war herzig, ihren Assoziationen zu bestimmten Fragen und Gegenständen zu lauschen. Von allen Dingen, die ich sah, gefiel mir das Beil aus der sogenannten Cortaillod-Kultur - Jungsteinzeit - am besten. Es ist richtig schön designt, nur schon der mit Birkenrinde umwickelte lange Stil macht es elegant. Nun noch ein kritischer Gedanke: Warum müssen Museen dieser Art immer 10, 20, 30, 100 gleiche Silexsteine, Pfeilspitzen, Gewandnadeln zeigen? Meiner Meinung nach würden sie besser je einem Exemplar Raum geben. Es singulär inszenieren.

Sonntag, 16. Dezember 2018

Poo! Ja, Peng?

Sent ist schön.
Mir gefällt, dass es im Land soviele verschiedene Familiennamen gibt, darunter solche, die man nicht kennt und die darum kurios klingen. Ebenfalls gefällt mir, dass es Namen gibt, die sich in einem Dorf häufen. In Sent GR zum Beispiel hat es doch einige Poo. Und in Vals GR hat es noch viel mehr Peng. Man kommt gleich ins Blödeln, wenn man mit diesen Namen herumspielt. Zum Beispiel könnte eine Frau in Sent neidvoll zu einer anderen sagen: Du hast den schönsten Poo. Oder es könnte einer aus Vals, weil seine Eltern grosse China-Fans sind, Deng Xiao Peng heissen. Okay, beenden wir die Albernheit, ich bin halt so - allen einen schönen Sonntag wünscht Widmer.

Samstag, 15. Dezember 2018

Der Winzer war ein Nazi

Die Zweigelt. (Wikicommons)
Grad kürzlich, in Wien, nahm ich wieder einmal einen Zweigelt. Offen, zwei Dezi, war gut. Gestern nun las ich in der Zeitung, dass der Name des süffigen Rotweins, der nach Fläche gerechnet der am meisten angebaute in Österreich ist, gar nicht von "Zweig" kommt, dass er also keinen pflanzlichen Ursprung hat. Vielmehr geht er zurück auf den Botaniker Fritz Zweigelt, der 1922 zwei Traubensorten kreuzte und so eine neue schuf. Mit riesigem Erfolg. Zweigelt selber taufte seine Kreation "Rotburger", was heutzutage irritiert, weil es nach "Hamburger" klingt. Auf die Länge setzte sich ein anderer Name durch: Zweigelt eben nach dem Schöpfer. Damit soll nun Schluss sein, hört man aus Österreich, wo eine Kampagne gegen den Namen anläuft. Denn der Zweigelt war ein Nazi. Ein früher, der schon 1933 in die NSDAP eintrat. In seiner Weinbauschule propagierte er die NS-Ideologie. Nach dem Krieg wurde er sechs Monate eingesperrt, das wars. Dann winzerte er weiter. 1964 verstarb er. Und jetzt könnte es sein, dass sein Name verblasst. Eine scherzkeksige Künstlergruppe aus Wien hat bereits einen Alternativnamen vorgeschlagen: "Blauer Montag". Gelesen habe ich all das im Tagi, eine Internetversion finde ich nicht.

Freitag, 14. Dezember 2018

Der Raquette-Graben

Ein bewaffneter Kanadier zieht 1722
auf Schneeschuhen in den Krieg.
(Bibliothèque et Archives Canada/
Wikicommons)
Soeben war ein schönes Interview in der "Berner Zeitung" mit dem Buchautor Andreas Staeger. Blogleser kennen den Namen, ich stellte im Oktober Staegers neuen Winterwanderführer vor. Im Interview, das ich leider nicht im Netz finde, analysiert der Brienzer den Trend zum Wandern in der kalten Jahreszeit, schildert Unterschiede zwischen Deutschschweiz und Romandie und bringt einen hübschen, wohl von ihm kreierten, auch im Buch auftauchenden neuen Begriff ins Spiel - eine Ableitung vom Wort "Röstigraben". Hier die Stelle im Interview samt dem Begriff, es spricht Staeger:
... allerdings durchzieht der "raquette"-Graben die Schweiz. In der Romandie gibt es kaum längere gepfadete Winterwanderwege. Selbst für flache Wege im Schnee montieren die Romands sogleich die Schneeschuhe - auf Französisch: "raquettes".

Donnerstag, 13. Dezember 2018

Scheu waren sie und still

Am Samstag kam uns zwischen Buechberg und Wolfhalden AR ein junger Typ mit zwei auffallend schönen, auffallend wolfsartigen Hunden entgegen. Ich fragte, ob ich streicheln dürfe. Ich durfte. Die Hunde, Weibchen, liessen es zu, verhielten sich aber scheu. Still waren sie, knurrten nicht, bellten schon gar nicht, wichen immer wieder leicht zurück, derweil sie uns beäugten. Es waren tschechoslowakische Wolfshunde. Die Rasse wurzelt in einer Idee aus der ersten Phase des Kalten Krieges. 1955 formulierte man in der Tschechoslowakei, im abgeschotteten Ostblock, den Plan, eine neue Hunderasse zu kreieren, die besonders kälteresistent sein sollte; man wollte die Tiere in den höher gelegenen Gegenden des Landes im Grenzschutz einsetzen. Zu diesem Zweck paarte man Deutschen Schäferkund und Karpatenwolf. Das Resultat hatten wir auf unserer Ostschweizer Wanderung vor uns. Mir gefielen die Wolfshunde sehr. Im Grenzdienst bewährten sie sich damals vor Jahrzehnten nicht. Sie wichen vor Menschen zurück, statt sie zu verbellen und zu stellen. Sympathisch, oder?

Mittwoch, 12. Dezember 2018

Pfefferbeere übernimmt

Die Wirtschaft Aescher im Jahr 2011 mit Hund Emil.
De Schotz isch doss. Vorgestern gabs in Wasserauen AI eine Pressekonferenz, an der sich das neue Wirteteam des wichtigsten Restaurants im Alpstein vorstellte. Des "Aescher", abenteuerlich gelegen beim Wildkirchli in der Steilwand unter der Ebenalp. Die bisherigen Pächter hatten vor wenigen Monaten verkündet, dass sie nicht mehr mögen. Und zwar wegen zuviel Erfolg, die Touristen rennen ihnen täglich die Bude ein, weil diese weltweit immer wieder auf irgendwelchen Heftlicovern zu sehen ist. Neu wirtet im Aescher mit seinem Team Gallus Knechtle, Inhaber der Firma Pfefferbeere aus Bühler AR, die unten bei der Bahnstation Wasserauen bereits die Loki führt, eine versponnene Minibeiz in einem ausrangierten Bahn-Zugwagen. Pfefferbeere ist eine Eventagentur, die das Einzigartige des Ortes Wildkirchli, das Mythische an ihm, laut eigenen Worten noch mehr herausarbeiten will. Soll sie! Bloss, was machen die Pfefferbeeris, wenn der Zustrom zum Aescher weiter anschwillt? Sind sie dem gewachsen? Die Leute, die dort vorbeischauen, wollen doch vor allem eines: Mit Blick auf den Abgrund - die Wirtschaft liegt hart an der Kante - eine währschafte Rösti speditiv bekommen und mampfen und dazu ein paar Dutzend Handyfotos machen. Ob die neuen Betreiber mit Stress umgehen können? Ob sie sich nicht überlupfen? Mal schauen.

Dienstag, 11. Dezember 2018

Herzogs Duc

Der Grat des Buechbergs mit Reben und der Bodensee von Wolfhalden aus.
Zuvor: Im Weinberg am Buechberg.
Am Samstag gingen wir wandern, mein Grüppli und ich. Nun gut, es war bloss eine Zweierdelegation, die sich in Rheineck besammelte, der Rest war krank oder am Shoppen oder aber der Meteoprognose erlegen. In den folgenden Stunden ereignete sich ein Wetterwunder: Ronja und ich kamen praktisch trocken davon. Bloss einmal tröpfelte es eine Viertelstunde sozusagen waagrecht, Minimalregen und Sturm in Allianz. Zwischenzeitlich hatten wir sogar Sonne. Die Route: Rheineck, Bahnhof - Buriet - Steiniger Tisch/ Buechberg - Buechstig - Hinterlochen - Lüchli - Unterwolfhalden - Wolfhalden - Obergatter - Mühltobel - Blatten - Oberhof - Hof - Friedegg - Rheineck, Bahnhof. Dinge, die uns an der knapp vierstündigen Unternehmung besonders gefielen:
  • Zuallererst natürlich der Buechberg, dieser äusserste Ausläufer des Rorschacherbergs, ein Sandstein-Grat, der sich weit ins flache Land am Alten Rhein vorschiebt und eine vorzügliche Aussicht gewährt auf den Bodensee, das deutsche Ufer samt Lindau, den Flughafen Altenrhein und die Stadler-Industriehallen in Altenrhein. Für mich ist der Buechberg mit seinem vordersten Teil, dem Steinigen Tisch, Kindheitsterrain; ich kann mich an Sonntagsausflüge erinnern, die uns hierhin brachten. Im Restaurant gabs dann jeweils ein Coci.
  • In den Reben am Buechberg trafen wir im Abstieg einen Winzer. Wir fragten ihn, was er für Wein anbaue. Die Liste klang eindrücklich: Pinot noir, Malbec, Merlot und ein paar andere Trauben nannte er. Sein Paradewein sei der "Duc", der so heisse, weil er selber Herzog heisse. Später im Gespräch mit Christian Herzog stellten wir fest, dass es den Duc in der Krone Wolfhalden gibt. Womit sich unser Ziel quasi verdoppelt hatte: Wir wollten sowieso in der Krone essen, nun wollten wir dort auch den herzogschen Wein trinken.
  • Traktorfelge, mit Alpaufzug-Motiv verziert.
  • Die Krone ist ein formidabler Ort für den Wanderzmittag. Die Fensterfront geht auf den Bodensee, die Aussicht steigert sich ins Immense, sie allein macht glücklich. Wir hatten den Hackbraten mit Kartoffelstock und Gemüse. Draussen vor den Fenstern chutete es. Der Bodensee zeigte sich in allen Schattierungen von blau und braun (Sandbänke, die sich weit ins Wasser hinausziehen). Und Herzogs Duc war ein wunderbar würziger Tropfen. So dass Ronja und ich zum Schluss kommen mussten: Arm die, die zuhause geblieben waren.
    Die Ruine der Burg Alt-Rheineck kurz vor Wanderschluss.

Montag, 10. Dezember 2018

And the winner is ...

Der Stausee Lac des Dix. Vorn die Mauerkrone
des Grande-Dixence-Staudammes.
(Foto: Roland Zumbuehl/ Wikicommons)
Vor Tagen musste ich für einen Artikel die Höhe des Roche-Turmes in Basel nachschlagen. Dabei stiess ich auf eine Liste mit hohen Schweizer Bauwerken - so kam ich auf die Frage im gestrigen Sonntagsquiz. Hier die höchsten Strukturen in den drei Kategorien mit Chancen auf den Sieg:
  1. Kategorie: Hochhaus, also bewohntes Gebäude mit dauerhaft Menschen drin: Eben, der Basler Roche-Turm mit 178 Metern. In wenigen Jahren wird er abgelöst durch den zweiten Roche-Turm, der 205 Meter hoch werden soll.
  2. Kategorie Fernseh-/Fernmeldeturm: Schon wieder Basel, diesmal der St.-Chrischona-Fernsehturm. Er ist 250 Meter hoch.
  3. Kategorie Bauwerk ingesamt: Erstaunlicherweise ist das allerhöchste Menschending in der Schweiz, soweit ich sehe, eine Staumauer. Die Grande-Dixence-Staumauer im Wallis nämlich mit 285 Metern.
Lösungen? Ich bekam gestern einige Mails mit falschen Antworten, während andere Mails Vermutungen in Listenform vorbrachten. Und also kann ich hier keinen grossen Gewinner ausrufen. Danke aber fürs Mitmachen!

Sonntag, 9. Dezember 2018

Hohe Frage

Heute wieder mal ein Sonntagsrätsel. Mein hochformatiges Signet passt perfekt zur Frage. Sie lautet: Welches ist das höchste Bauwerk der Schweiz? Also die höchste von Menschen gebaute Struktur der Schweiz? Ich zähle darauf, dass, wer mitmacht, nicht Wikipedia oder Google zu Rate zieht. Viel Glück wünsche ich. Und einen schönen Sonntag. Wer die Lösung kennt - ich freue mich über ein Mail auf widmerwandertweiter@yahoo.de. Ah ja, ein Missverständnis gilt es noch auszuschliessen: Ich meine höchstes, nicht höchstgelegenes Bauwerk; die Rede ist von der vertikalen Länge.

Samstag, 8. Dezember 2018

Warum der Name?

Das Lieblosental vom Beringer Randenturm aus.
Bei Beringen SH zweigt in Nordrichtung ein drei Kilometer langes Tal ab, das auf beiden Seiten von Jurakämmen des Randen begrenzt wird. Wir sahen das Tal, als wir vor Wochen zum Beringer Randenturm stiegen und diesen erklommen. Und wir fanden es schön, denn es ist praktisch unverbaut. Daher verstanden wir den Namen nicht. Das Tal heisst Lieblosental.

Freitag, 7. Dezember 2018

Onuphrius, Anachoret

Onuphrius, wie ihn sich Albrecht Dürer
um 1505 vorstellte. (Wikicommons)
Onuphrius oder auch Onophrios war ein äthiopischer Fürstensohn, sein Vater verstiess ihn, er ging in die Wüste. "Anachoret" nennt man im Christentum diesen Typus Mensch, der sich aus der Gemeinschaft löst und in die Einsamkeit zurückzieht. Geboren um 320, verdiente sich Onuphrius dann durch sein wohltätiges Wirken und seine Frommheit den Zusatz "der Grosse" und wurde heiliggesprochen. Wie ich auf ihn komme? Nun, am Felsentor im Rigigebiet ist er zu sehen als versteinertes meterhohes Abbild, mit geneigtem Haupt und in die Stirn gezogener Kapuze und Wallebart. Felsentor: Das ist ein aus drei verkeilten Felsbrocken bestehendes Naturportal unterhalb Rigi-Romiti, auf dem Areal dahinter betreibt die Stiftung Felsentor Zen, Meditation und dergleichen. Onuphrius, der von der Rigi jetzt, soll vor 400 Jahren gelebt haben. Als Anachoret, der sich von Onuphrius dem Grossen aus Äthiopien den Namen geborgt hatte, um so sein einsiedlerisches Programm zu verdeutlichen.

Donnerstag, 6. Dezember 2018

Süss

Vor fast zwei Wochen, gegen Ende meiner Etzel-Wanderung, sah ich vom Hoger aus unten bei Altendorf SZ einen riesigen Lindt-Teddy. Normalerweise gibt es den in der essbaren Kleinausgabe. Dieser war die Monstervariante, eine Werbepuppe; er kam mir ein wenig buddhahaft vor, wie er grinsend, satt und ein bisschen dick auf dem Dach hockte. Nun, Kinder finden ihn sicher süss. Das Goldbärli zeigt den Lindt Chocolate Shop von Altendorf an.

Mittwoch, 5. Dezember 2018

St. Galler Wissen, St. Galler wissen

Die Uzner Kreuzkirche, 13. Jahrhundert.
(Dietrich M. Weidmann/ Wikicommons)
Heute St. Galler Wissen. Ich habe wieder einmal ein Dorfadjektiv entdeckt, das ich hier zum Besten geben muss: Die Ableitung zu "Uznach" lautet ... Uzner. Das wiederum erinnert mich daran, dass gleich neben den Uznerinnen und Uznern, im Nachbardorf Schmerikon, die Schmerknerinnen und Schmerkner wohnen. St. Galler wissen das natürlich schon.

Dienstag, 4. Dezember 2018

Kunst von Widmer

Südwestlich von Safenwil AG kamen wir am Samstag zum Scherenberg, den die Einheimischen "Sodhubel" nennen; einst stand dort eine Burg mit einem Sodbrunnen. Ein grosser Grillplatz ist eingerichtet, ihn umgeben senkrechte Fluhen aus Sandstein; sie entstanden durch den Abbau des Steins. Der autodidaktische Holzschnitzer Hans Widmer, 1887 bis 1964, ein christlicher Prediger, verewigte sich an diesem Ort in den Jahren des Zweiten Weltkriegs. Er hinterliess ein Panoptikum aus Reliefskulpturen mit Motiven aus der Bibel (Friedensengel mit Löwe), patriotischen Motiven (Rütlischwur) und Märchenszenen (Rotkäppchen). Das Ensemble im stillen Wald ist heute eine Sehenswürdigkeit, ein Experte vom Aargauer Kunsthaus in Aarau spricht von "beachtlichem künstlerischen Rang". Doch, dieser als grüblerisch, weltfremd, schwärmerisch, sektiererisch bekannte bis verschriene Widmer konnte etwas. Und nein, wir sind nicht verwandt!