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Samstag, 31. Dezember 2016

Der Symboltunnel

Auf den Jahreswechsel ist es fast zwingend, dass man als Blogger ein Bild bringt, das den Rutsch, den Übergang, den Aufbruch ins Neue symbolisiert. Dem will ich mich nicht verweigern. Zuerst dachte ich an mein Foto eines fragilen Brückleins, das ich Mitte Woche im Wald an der Aare bei Aarwangen aufgenommen hatte. Dann entschied ich mich für eine andere Aufnahme. Sie zeigt die Personenunterführung des Bahnhofs Schinznach Bad. Alles Gute an alle, die meinen Blog lesen und Anteil nehmen. Möge 2017 Glück bringen. Brauchen können wir es doch alle.

Freitag, 30. Dezember 2016

Schlierens Tower

Hübsch, oder? Die Tagi-Kolumne "Bauzone" - ich bin einer der Autoren - zwingt mich, permanent ein wenig Ausschau zu halten nach interessanten Bauten im Kanton Zürich. Der abgebildete Zylinder fällt mir nachts immer wieder auf, wenn ich in der Bahn vorbeifahre, er ist im Dunkeln durch die Beleuchtung noch eindrücklicher. Auf Schlieremer Boden steht er, ist ein vollautomatisierter, durch Roboter bedienter Auto-Tower eines Autohändlers und... aber halt, ich habe ja die Kolumne geschrieben und muss nicht alles noch einmal erzählen. Hier ist die Sammlung mit den Kolumnen, den Tower findet man ganz links.

Donnerstag, 29. Dezember 2016

Wenn zwei sich streiten...

Thomas der Grosse!
Bei Stadönz mündet die Önz in die Aare.
Gestern vormittag wanderte ich im Oberaargau; ich ging von Herzogenbuchsee nach Graben, erreichte bei Stadönz die Aare, folgte ihr bis zum Kieswerk Risi und gelangte durch Ackerland zum Schloss Aarwangen. Die Unternehmung dauerte zweieinhalb Stunden und wurde durch den Widerstreit des hartnäckig in den Niederungen sich verschanzenden Nebels und der frech und beharrlich attackierenden Sonne mit Spannung aufgeladen. Irgendwann obsiegte das Licht und es wurde ein wenig wärmer, ich freute mich, dass meine Finger nicht ganz erfroren waren.
Ein poetisch dastehendes Pferd. 
Schloss Aarwangen. Jahrhundertelang war es bernischer Landvogtsitz.

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Kuriose Karte

Heute nur dies: ein Schnappschuss der Getränkekarte im Thai-Restaurant Sweet Basil an der Bäckerstrasse in Zürich. Ich esse dort regelmässig. Und ich nehme jeweils auch Flüssigkeit zu mir, Jasmintee ist es in der Regel.

Dienstag, 27. Dezember 2016

Der Geheimclub von Stein

Aleister Crowley war auch Bergsteiger. Die Aufnahme
entstand 1902 während einer K2-Expedition.
(Wikicommons/ Jules Jacot Guillarmod)
"Mächtig geheim" von Iris Blum bietet, so der Untertitel, "Einblicke in die Psychosophische Gesellschaft 1945 bis 2009". Es handelte sich um eine Eingeweihten-Sekte, einen Schweizer Okkultclub, der den englischen Magier Aleister Crowley als geistigen Vater ansah und eigene Bischöfe weihte. Wer mehr wissen will, muss es nachlesen. Was aber hat das mit mir zu tun? Zum einen schenkte mir eines meiner Geschwister das Buch (Limmat Verlag) zu Weihnachten. Und zum anderen spielt ein guter Teil der Geschichte dieser Gesellschaft dort, wo ich Bürger bin und aufwuchs: in Stein AR. Ich kann mich noch erinnern, wie die Einheimischen damals in den Sechzigern und Siebzigern munkelten über das Haus zur Rose, den Steiner Stützpunkt der Psychosophen, der sich "Abtei Thelema" nannte. Keiner wusste etwas Genaueres, umso wilder waren die von der deutschen Boulevard-Presse geschürten Gerüchte um angebliche Sex-Orgien am Altar. Heute ist die Rose, etwas ausserhalb des Dorfes an der Strasse von Stein nach St. Gallen gelegen und mit einer eigenen Postautohaltestelle ausgestattet, ein nettes Kulturhaus.

Montag, 26. Dezember 2016

Von der Nase


Die Nase hats nicht leicht.
(Wikicommons/ André Karwath)
Das Foto zeigt die renaturierte Einmündung der Suhre in die Aare am Ostrand Aaraus zwischen Telli und Aarau-Rohr. In diesem Gebiet laicht neuerdings die Nase wieder, sie zieht dafür jeweils vom grossen Fluss ein wenig in den kleinen Fluss hinein, wo es Winkel gibt, in denen die Strömung gering ist. Die Nase ist heute vom Aussterben bedroht. Noch in den 1970er-Jahren sah man sie in der Aare schwarmweise. 20 Jahre zuvor fing man die Fische gar mit der Heugabel, derart dicht standen sie im Wasser. Aber man ass sie nicht, denn die Nase ist der vielen Gräten wegen unbeliebt. Nein, korbweise kippte man sie als Dünger in die Felder. Oh du ungute alte Zeit.

Sonntag, 25. Dezember 2016

Eleganz beim Junghund

Gestern traf ich am Familienfest dieses Appenzeller Blässli. Ein Weibchen, noch nicht einjährig, das beim Ruhen die Vorderpfoten gern überkreuzt, was es überlegt und abgeklärt wirken lässt. Elegant. Reif. Weiterhin schöne Festtage und ein Gruss aus dem schneelosen, verwirrlich grünen Appenzellerland.

Samstag, 24. Dezember 2016

Ein Baum mit Pflichten

(Dstern/ Wikicommons)
So. Wir haben Weihnachten, heute ist Heiligabend. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs frohe Festtage und bedanke mich für all die Reaktionen und Zusendungen das Jahr hindurch. Ich reise jetzt mal kurz ins Appenzellerland. Wann ich das nächste Mal wandere? Vielleicht am Stefanstag, mal schauen, bin ein wenig verschnupft.

PS. Das Foto zeigt den General Grant Tree im Sequoia-Nationalpark in Amerika. Einen Riesenmammutbaum, der als zweitgrösster Baum der Welt gilt und 1500 bis 1900 Jahre alt ist. Er wurde 1926 zum Christbaum der Nation ernannt, und zwar vom damaligen Präsidenten. Ehrlich gesagt ist mir nicht klar, welche Pflichten so ein Titel mit sich bringt, aber der Würdenträger scheint sich gut zu halten

Freitag, 23. Dezember 2016

Bänderriss, haha

Das ist eine Spannbandbrücke. Schön, oder?
Und hier der Fussgängersteg, für den ein Crowd Funding lief.
Meine Belohnung am Schluss.
Gestern schloss ich an die Aarewanderung an, die mich am Montag von Aarau nach Rupperswil geführt hatte. Ich fuhr nach Rupperswil und setzte fort nach Wildegg und Schinznach-Bad. Noch einmal Auenlandschaft also, sehr schön. Am Ende, nach zwei Stunden angenehmen Gehens, kehrte ich im Bahnhöfli von Schinznach-Bad ein, dies war ein Zufallsfund - und ein Glücksfall, denn das  Restaurant ist kurioserweise exakt einen Tag pro Woche offen. Immer am Donnerstag. Das Essen war sehr gut, ich hatte Kalbshackbraten mit Schupfnudeln und Gemüse. Bald möchte ich weiter der Aare folgen und von Schinznach-Bad bis Brugg weiterlaufen. Wir werden sehen. Und essen hoffentlich auch.

Was mir gestern auffiel: die Vielfalt der Übergänge über die Aare. Hier zwei markante Exemplare:
  • Bei Rupperswil führt der Wanderweg auf eine Art Zahnstocherinsel, die auf beiden Seiten von der Aare umgeben ist. Ganz vorn an der Spitze des Zahnstochers führt eine Brücke wieder ans südliche Flussufer. Es handelt sich um eine Spannbandbrücke. Zwei Stahlbänder, in den Fundamenten verankert, ziehen sich über den Fluss, Träger gibt es nicht. Steg, Geländer, Verstrebungen werden von den Bändern getragen. Man erlaube mir die Witzelei: Wie nennt man es, wenn eine solche Brücke kaputtgeht? Bänderriss, haha.
  • Zwischen Holderbank und Veltheim gibt es einen alten Fussgängersteg. Ein Schild informierte mich, dass der Steg gesperrt sei und dass er wieder eröffnet werde, falls das Crowd Funding Erfolg habe. Es laufe bis zum 22. Dezember 2016. Huch, mein Wandertag war der 22. Dezember 2016. Im Internet las ich später beim Mittagessen, dass die Sammelaktion gut gelaufen ist, schon nach zwei Wochen waren 27 000 Franken beisammen. Übrigens ist dies eine Schweizer Premiere: Finanzierung öffentlicher Infrastruktur durch Sammlung nach dem Prinzip des Massenschwarms.

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Mal kurz ein Chipmunk sein

Das ist der Franzose Pierre
Janssen. Er entdeckte das
Helium. (Wikicommons)
Die Wild Bar in Zürich im Kreis vier, die kürzlich öffnete, hat das Konzept, Schocker zu servieren. Kalbshirn-Beignets zum Beispiel, die in einem mit Goldfarbe besprayten Kalbsschädel aufgetragen werden. Auch Schweinenippel gibt es. Der Renner ist aber offenbar Helium, das man in Geschmacksrichtungen wie Wodka-Bergamotte oder auch Rum-Cola im Ballon konsumiert. Wer inhaliert, hat ein paar Sekunden lang eine Stimme wie ein Chipmunk. Las ich gestern im Tagi.

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Sternenbergs Zentralereignis

Sternenberg. Es ist übrigens seit einiger Zeit keine eigene
Gemeinde mehr, sondern hat sich Bauma angeschlossen.
(Wikicommons/Roland Zumbühl)
Ich nehme an, die meisten haben es zur Kenntnis genommen, den anderen sei es hier vermeldet: In der Nacht auf den Montag ist in Sternenberg im Zürcher Oberland das Gasthaus Sternen abgebrannt. Das ist traurig, weil das abgelegene Dorf ein solches Restaurant braucht, einen Ort, wo die Einheimischen zusammenkommen und die Wanderer sich stärken können. Ich war schon lange nicht mehr oben, kann mich aber erinnern, wie ich einst mit R. bei heftigem Regen aufstieg; der Schirm von R. stellte sich unterwegs als undicht heraus. Oben waren wir beide pflotschnass. Umso schöner die Wärme im Sternen. Ehrlich, im Moment würde ich nicht nach Sternenberg wandern, mir würde das Zentralereignis der Unternehmung fehlen, die Einkehr eben. Einen Hoffnungsschimmer gibt es: Der Sternen-Besitzer erwägt, bald im Nebengebäude, das das Feuer überstanden hat, zu wirten.

Dienstag, 20. Dezember 2016

Au, diese Auen!

Gestern früh fuhr ich nach Aarau mit der Idee, ein wenig der Aare flussabwärts zu folgen, es war eine Verlegenheits-Idee, mir war nichts anderes in den Sinn gekommen. Doch wie es mir in solchen Fällen oft passiert: Die Route, zwei Gehstunden bis Rupperswil, war eine Trouvaille. Zwischen Aarau und Wildegg findet sich die grösste Flussaue des Aargaus. Statt sie zu beschreiben, lasse ich hier Bilder sprechen. Sicher will ich bald fortsetzen und von Rupperswil nach Schinznach gehen.

Montag, 19. Dezember 2016

Hasliberg (ZH)

Gestern hatte ich Sonntagsdienst bei der Zeitung, Wandern nicht möglich. Hier zwei Bilder zur Wanderung vom Samstag in der Gegend des Flughafens Zürich. Das eine Bild, ein Foto, beweist, dass wir im Kanton Zürich auch einen Hasliberg haben (das Foto ist aufgenommen in der Bahnhofunterführung Oberglatt).
Illustration zwei: ein Screenshot von der Homepage des Restaurants Hecht in Seeb, wo ich am Samstag kurz für einen Espresso stoppte. Ich mag die Beiz sehr. Aber schon irre, wie durchseucht mit Anführungszeichen die Texte auf besagter Homepage sind.

Sonntag, 18. Dezember 2016

Auf dem Ober-Ober-Weg

Drahtzaun (I): Piste beim Nordende des Flughafen-Areals.
Drahtzaun (II): Christbäumchen-Plantage kurz vor Oberrüti.
Drahtzaun (III): Eines der Kamele von Oberglatt.
Wandern heisst, dass deine Route dir fortlaufend Geschenke macht. Gestern in der Nähe des Zürcher Flughafens war das wieder so; ausgesucht hatte ich mir die Gegend, weil ich beruflich auf Pikett war und mich nicht zu weit von der Stadt Zürich entfernen konnte. Meinen Weg könnte man auch den "Ober-Ober-Weg" nennen: Er führte vom Bahnhof Oberglatt zum Nordende des Flughafenareals, weiter nach Seeb und dann nach Oberrüti, Gemeinde Winkel (2 1/2 Stunden, 170 Meter aufwärts, 120 abwärts). Unter anderem wurden mir diese drei Dinge beschert:
Orangenpunsch mit Kuchen
im Plain-Spotter-Beizli.

  • Kurz nach der Brücke über die Glatt kam ich zu einem Schild, das Ben's Kamelfarm anzeigte. Ich fand die Kamelfarm geschlossen für Publikum, sah aber doch einige Kamele auf der Weide. In der warmen Jahreszeit können Kinder auf den Kamelen reiten, auch wird Kamelmilch serviert.
  • Hübsch das Plain-Spotter-Beizli Route 90 Grill and More am erwähnten Nordende des Flughafens. Permanent kamen dicke Vögel angeflogen. Ein Bildschirm zeigte Flugnummern, -gesellschaften, exakte Landezeiten, Verspätungen und so weiter an. Ich gönnte mir einen Orangenpunsch und ein Stück Haselnusskuchen.
  • Nicht zum ersten Mal Freude machte mir der Hecht in Seeb, den es seit gut 600 Jahren gibt, womit er einer der ältesten oder gar der älteste Gasthof des Kantons Zürich ist. Ich trank einen Espresso am Stammtisch, ein Mann um die 80 musterte mein iPhone und fragte expertenhaft, ob ich wie er meine Schritte per Handy zähle. Er sichte seine Daten jeden Tag.

Samstag, 17. Dezember 2016

Süsser Thurgau

Süsse Pfähle aus dem Thurgau.
(Screenshot Bäckerei-Homepage)
Steckborn TG liegt am Südufer des Untersees zwischen Stein am Rhein und Kreuzlingen, rund 3800 Menschen wohnen in "Stäckbore", wie die Einheimischen den Ort nennen. Gestern las ich die neue "Schweizer Familie" und mochte die Reportage aus Steckborn. Ein Ausdruck, den ich nie zuvor gehört habe: Steckborer Pfööl. Gemeint sind zunächst die Überreste der Pfosten des einstigen Holzdamms am See, der längst durch eine Ufermauer ersetzt ist. Die Bäckerei Meier gleich um die Ecke hat die passende Süssware kreiert. Nämlich Pfähle aus Schokolade, gefüllt mit Mascarponecrème und Hüppenkrokant. Verlockend - muss ich mal wieder nach Steckborn?

Freitag, 16. Dezember 2016

Vreneli und Richard

Sechs Jahre wohnte Richard Wagner in der Villa von Tribschen.
Wagner-Büste vor dem Haus.
Von 1866 bis 1872 lebte Richard Wagner in Tribschen etwas ausserhalb von Luzern. Die Villa lag prachtvoll direkt am Vierwaldstättersee, der Komponist durchlebte produktive Jahre, allerlei Getier verschönerte das Gelände, die beiden Pfauen hiessen Wotan und Fricka. Zum Gesinde gehörte das treue Vreneli Weidmann, das Wagner bereits an anderen Orten als Hausangestellte gedient hatte. Vreneli verheiratete sich bald mit dem Portier vom Hotel Schweizerhof in Luzern, doch als 1868 ihr erstes Kind auf die Welt kam, das auf den Namen Wilhelm Richard getauft wurde, da glich dieses Büblein Wagner offenbar auffallend; mit den zwei folgenden Kindern soll es ebenso gewesen sein. Wer mehr zu Wagner und seinen Tribschener Jahren wissen will, der lese den hier gelinkten Artikel. Heute ist in der Villa das Richard-Wagner-Museum untergebracht, am Dienstag kam ich durch, allerdings hatte das Museum Winterpause. Man wird wiederkommen müssen, wenn es Frühling ist.

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Meine schöne Nebelei

Man kann Pedaloboote auch stapeln.
Mastenmeer gegen das Tribschenhorn zu.
Seltsames Huhn-Schild. Frass der Fuchs die Ecke ab?
Gestern fuhr ich nach Luzern, wanderte das Seeufer entlang Richtung Tribschen, bog beim Matthof ab ins Innere der Halbinsel Horw, erkeuchte mir den Punkt Seeblick. Dann ging es wieder hinab: via Felmis, Ober- und Unterknolligen sowie Dorni zur Bushaltestelle Kastanienbaum. Die Unternehmung dauerte knapp drei Stunden, ich stieg 270 Meter auf- und etwa gleich viele Meter abwärts, und ich mochte die Route, weil sie abwechslungsreich war und alles bot: Parks am See, Wagners Villa (mehr dazu demnächst), Schiffe und Pedaloboote im Winterschlaf, Werften, dazu Statuen und Gedenktafeln noch und noch. Da waren aber auch unglaublich protzige Millionärsvillen und die üblichen modernen Überbauungen des Mittelstandes sowie der eine oder andere Bauernhof sowie das reizende Längacher-Kapellchen. Treuer Begleiter bei alledem war mir der Nebel, der das Volk fernhielt, so dass ich die meiste Zeit allein ging, abgesehen von einem Jogger hier und da. Die Sonne sah ich dann erst, als ich am Nachmittag in den HB Zürich einfuhr. Umso ferner kommt mir mein Ausflug schon vor - habe ich ihn geträumt, gab es ihn wirklich? Gott sei Dank machte ich wie immer Fotos.
Schmucke See-Ecke beim Wagner-Haus (heute ein Museum) in Tribschen.

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Schlieremer Nocebo

Gestern fuhr ich nach Schlieren, das an die Stadt Zürich grenzt. Wahrzeichen der Stadt Schlieren ist das Briefzentrum Zürich-Mülligen - dies ist das grösste Briefsortierzentrum der Schweiz, 70 000 Quadratmeter Grundfläche auf zwei Etagen. Gleich fiel mir auch wieder die Geschichte von 2012 ein. Damals gab es Alarm im Zentrum, ein weisses Pulver war aus zwei Briefen gerieselt, man dachte an einen Terroranschlag, Anthrax und so. 34 Leute wurden in der Folge ins Spital eingeliefert mit Symptomen wie Erbrechen, Husten, Kopfschmerzen. Schliesslich stellte sich heraus, dass das Pulver harmlos war. Und dass es sich bei der vermeintlichen Erkrankung der Mitarbeiter um eine Massenhysterie handelte. Interessant, wie wir Menschen uns Dinge einbilden können. Das Fachwort dafür heisst: Nocebo-Effekt.

Dienstag, 13. Dezember 2016

Grandson und Grandisson

Wuchtig: Schloss Grandson.
(Wikicommons/ Roland Zumbühl - Picswiss)
Bin grad dran zu überlegen, wo ich morgen hin soll. Luzern, eine Promenade den See entlang Richtung Kastanienbaum? Bellinzona, wofür spricht, dass ich endlich durch den neuen Gotthard-Basistunnel fahren könnte? Oder doch Grandson, das ich schon länger kennenlernen will samt natürlich dem gewaltigen Schloss? Gestern las ich, dass der um 1050 gebaute wuchtige Stammsitz der Herren von Grandson am Neuenburgersee einen englischen Ableger gezeitigt hat. Otto I. von Grandson war ein enger Freund des englischen Prinzen Eduard, begleitete diesen auf einem Kreuzzug und war auch bei der Eroberung von Wales dabei. Aus diesem Englandaufenthalt entstand das Adelshaus der Lords of Grandisson. Dass der englische Name leicht abgeändert ist, erstaunt mich nicht. Wenn einer sich als "Lord Grandson" vorstellen würde, würde sein Gegenüber bloss fragen: "And who is your grandfather, Mylord?"

Montag, 12. Dezember 2016

Dezemberlicht

Nach dem Mitttagessen auf der Egg oberhalb Krinau.
Rückblick auf Krinau.
Wienerschnitzel. Tiroler Gröstl. Marillenknödel. Marillenschnaps. Und ein Zweigelt. Der Zmittag am Samstag mittag in Krinau, einem reizend abgelegenen Dorf in einem Seitental der Thur unterhalb der Chrüzegg, war wunderbar - und ja, im Rössli wirten seit kurzem Österreicher. Viel berauschender, betörender, berückender noch als das Essen war auf unserer dreistündigen Krinau-Wanderung (hinauf von Dietfurt via Kengelbach und Sedelberg, hinab via Egg und Mösli) die Landschaft. Genauer gesagt: ihre Beleuchtung durch das flach einfallende Dezemberlicht, das jeden Kuhtritt in den steilen Hängen und jedes Steinchen und jedes vor dem Winter zitternde Grashälmchen einzeln akzentuierte und verzauberte. Fotografisch war ich dem nicht gewachsen, aber der Tag wird in meinem Kopf bleiben.
Weiter unten Richtung Lichtensteig.

Sonntag, 11. Dezember 2016

Ost-West im Gebirge

Wir Schweizer haben zwar nicht den höchsten Berg der Alpen, aber immerhin der Ostalpen; es ist der Piz Bernina mit 4049 Metern im Kanton Graubünden. Ich stiess kürzlich auf das Wort "Ostalpen", musste es nachschlagen. Es ist natürlich komplementär zu "Westalpen", die Grenze folgt einer Linie vom Bodensee das Rheintal hinauf über den Splügenpass bis zum Comer See.
Vom Bodensee zieht sich die Grenze zwischen Westalpen und Ostalpen
Richtung Süden. (Wikicommons)

Samstag, 10. Dezember 2016

Weiach und der Wydler

Die Kirche Weiach 1716. (Wikicommons)
Weiach ganz im Norden des Kantons Zürich brachte in seinen Gemeindemitteilungen zehn Jahre lang jeden Monat eine "Weiacher Geschichte", man kann diese online nachlesen, eine super Sache. Eine Geschichte handelt vom Pfarrer Hans Lux Wydler, der nun nicht gerade eine Zierde seines Berufsstandes war. Schon der Vater, ebenfalls Pfarrer, war unangenehm aufgefallen, liederlicher Lebenswandel und so. Der Sohn wurde 1609 Pfarrer in Tegerfelden AG, wo er verdächtigt wurde, den Altar aus der Kirche entfernt zu haben - die Formulierung lässt offen, ob es um Diebstahl ging. Jedenfalls aber kam es 1618 in Weiach zum Schlimmsten: Pfarrer Wydler erstach seine Frau und floh ausser Landes. Das "Zürcher Pfarrerbuch" nennt als Wydlers Todesjahr ebenfalls 1618. Beging er Selbstmord? Wir wissen es nicht.

Freitag, 9. Dezember 2016

Fürstbischöflicher Fussweg

Die Basler Fürstbischöfe regierten von Basel aus, bis die Reformation kam. Dann verzogen sie sich in ihre jurassischen Ländereien. Auf drei Städte stützte sich die katholische Herrschaft: Pruntrut war der Hauptsitz, St-Ursanne das geistliche Zentrum, Delémont die Sommerresidenz. Was ich nicht wusste und von einem Schild erfuhr, als ich kürzlich in der Gegend des Etang de la Gruère wanderte und dabei von Sous la Neuvevie nach La Combatte südöstlich von Saignelégier zog: Die Fürstbischöfe unterhielten einen durchgehenden Fussweg durch die Freiberge von ihrer Hauptpfarrei Montfaucon nach Les Bois unweit von La Chaux-de-Fonds. Der kurze Abschnitt, den ich bei La Combatte antraf, war von Steinmauern zu beiden Seiten gesäumt; das markiert die Bedeutung der Route.

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Stoosbahn: das Update

Die Kapelle Maria-Hilf auf dem Stoos. Hier kann man beten,
zum Beispiel dafür, dass die neue Bahn nicht noch teurer wird.
(Wikicommons/Badener)
Gestern fiel mir, einfach so, die Stoosbahn ein - ich dachte: Wird nicht demnächst die neue, extrem steile Standseilbahn eröffnet? Oder fährt die schon? Ich schaute nach, und oha. Ich wusste das gar nicht: Die neue Bahn vom Muotatal auf das Schwyzer Ferienplateau hat auf den ursprünglichen Bauplan mittlerweile zwei Jahre Verzögerung und wird wohl erst Ende 2017 auf ihrem neuen Trassee parallel zum alten losfahren. Grund für das langsame Vorankommen der Arbeiten waren Pannen und Probleme aller Art, so stürzte zum Beispiel die eigens erstellte Materialbahn ein. Auch beim Bohren der drei Tunnels gab es jede Menge Ärger, so mussten die Bohrköpfe ausgewechselt werden. Die Baukosten sind ebenfalls happig gestiegen, momentan geht man von 52 Millionen Franken aus. Nun, jedenfalls wird Ende nächstes Jahr mit der Bahn auch ein neuer Superlativ Realität: die steilste Standseilbahn der Welt.

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Dezemberkäfer

Bildunterschrift hinzufügen
Hier zwei Aufnahmen von gestern. Erstens ein Marienkäfer. Während ich am Mittag in der Küche eine Rösti briet, öffnete ich das Fenster ein klein wenig. Worauf besagter Käfer mir zuflog. Fürs Foto setzte ich ihn auf das weisse Blatt Papier.  Und natürlich dachte ich: Ist das normal, dass es im Dezember noch Marienkäfer gibt? Später am Tag schaute ich auf der Webseite der Schifffahrtsgesellschaft des Luganersees etwas nach und stiess dabei auf einen hübschen Schreibfehler. Ja, ich weiss, kindisch, aber ich musste halt nun mal schmunzeln.

Dienstag, 6. Dezember 2016

Fernand-Alfred Gerber und der Tornado

Als der Tornado vorbei war.
(Screenshot vom Film im Schweizer Sturmarchiv)
La Chaux-des-Breuleux in den Freibergen, wo ich letzten Samstag meine Wanderung begann, wurde am 12. Juni 1926 von einem Tornado heimgesucht. Der kam von Frankreich her, hinterliess auch in anderen Orten seine Spuren. Ingesamt vernichtete er an die 200 Höfe. Viele Pferde und Kühe wurden getötet, es gab dazu sechs bis sieben verletzte Menschen. Und der achtjährige Fernand-Alfred Gerber kam gar um. Woher ich das alles weiss? Zu meinem Erstaunen gibt es online ein Schweizer Sturmarchiv. Zu dem Tornado ist sogar ein kurzer Film gelinkt, natürlich ohne Tonspur. Er zeigt Menschen der Gegend vor den Ruinen kurz nach Abzug des Sturmwindes; leider steht nicht, wo exakt der Film gedreht wurde.

Montag, 5. Dezember 2016

Ich war in Kanada

Québec? Nein, der Etang de la Gruère, Kanton Jura.
Auberge de la Couronne, La Theurre.
Am Samstag, als ich gegen zehn Uhr in La Chaux-des-Breuleux aus dem Züglein stieg, dachte ich als erstes: Soll ich gleich wieder heim? Die Station liegt ausserhalb des Minidorfs, die Hochebene der Freiberge rundum: winterlich kahl und reduziert. Die Bise war unerbittlich, sie riss mir fast die Mütze vom Kopf. Ich widerstand dem Fluchtreflex, ging los, und im Nachhinein muss ich sagen: Es wäre sündschade gewesen umzukehren. Meine Wanderung führte mich in knapp drei Stunden zum Etang de la Gruère, nach La Theurre, wo ich in der Couronne sehr gut ass, dann weiter via Les Cerlatez, Sous La Neuvevie und La Combatte nach Saignelégier. Höhepunkt war der Etang de la Gruère, ein in der frühen Neuzeit aufgestauter Hochmoor-Weiher. Um diese Jahreszeit liegt er einsam in seiner Sumpfsenke, und das sich derzeit bildende Eis zieht bizarre Schlieren übers Wasser. Ich fühlte mich wie in Kanada.