Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Donnerstag, 31. Dezember 2020

Kino, bevor es Kino gab

Luinis Passion und Kreuzigung Christi (oben) und sein Letztes Abendmahl.


Restauratorin an der Arbeit.
Als ich vor ein paar Tagen in Lugano Santa Maria degli Angeli betrat, war in der 500 Jahre alten Renaissancekirche grad eine Restauratorin an der Arbeit. Ich schaute ihrem akribischen Wirken an einem Nebenfresko eine Zeitlang zu, widmete mich dann wieder der monumentalen "Passione e Crocefissione", der Passion und Kreuzigung von Bernardino Luini, einem Da-Vinci-Schüler, aus dem Jahr 1529. Das Bild ist riesig, 150 Menschen sind zu sehen, dazu viele Pferde. Auch die Darstellung des letzten Abendmahls Christi an einer Seitenwand der Kirche, die als bedeutendste Luganos gilt, fesselte mich. Kino gab es schon, bevor es Kino gab.
Santa Maria degli Angeli, Lugano.
Links knapp ausserhalb des Bildes wäre der See.

Mittwoch, 30. Dezember 2020

Stocklen, noch einmal


Vor drei Wochen schrieb ich über die Stocklen unweit des Greifensees, ein ökologisch bedeutsames Gebiet mit Magerwiesen, Tümpeln und Riedgräsern; neuerdings ist dort ein Rundgang eingerichtet mit einem Aussichtsturm aus Holz. Gestern war ich wieder vor Ort, diesmal mit einer Frau von der Greifensee-Stiftung, ich plane einen Artikel. Erneut war ich angetan und weiss jetzt einiges mehr über die Stocklen, aber auch über die ganze Greifensee-Region. Der See in ihrer Mitte, der zweitgrösste des Kantons Zürich, erstreckte sich in der Vorzeit bis zu einer Gletscher-Endmoräne in Dübendorf. Dieser nordwestliche Teil verlandete später. Die dabei entstandenen, tendenziell sumpfigen Flächen sind heute, soweit es sie noch gibt, punkto Flora und Fauna besonders wertvoll.

Dienstag, 29. Dezember 2020

Der Pompeji-Take-Away

Überreste eines Thermopoliums in Pompeji.
(Foto: Thomas Taslor/Wikicommons)
Schön, dieser Take Away. Der Verkaufstresen ist aus Stein. Das Essen ruht in Terrakotta-Amphoren. Gemalte Bildchen wie das einer Ente zeigen an, was feilgeboten wird. Schön auch das Dekor, da ist zum Beispiel das Bild einer Meeresnymphe, die auf einem Seepferd reitet. Der Betrieb in Pompeji wurde gerade eben entdeckt, las ich gestern im Tagi; in der antiken, im Jahre 79 nach Christus durch den Ausbruch des Vulkans Vesuv vernichteten Stadt gab es rund 80 solcher Thermopolia, wie der Fachausdruck lautet ("thermos" bedeutet warm, "polein" verkaufen). Die Archäologen stellten sogar noch kleine Reste an Essen sicher. Und hinter dem Tresen fand man die Skelette zweier Männer um die 50. Der Fund gilt, weil in diesem Fall alles von damals noch da ist, als sensationell. Derzeit fasziniert er grad besonders. Denn die Restaurants sind coronahalber geschlossen - und Take-Aways interessanter denn je.

Montag, 28. Dezember 2020

Baustelle Göschenen

Das Nordportal des Gotthard-Strassentunnels in
Göschenen. (Raimond Spekking/Wikicommons)
Fünf Jahre nach dem Ja des Volkes zur zweiten Strassenröhre durch den Gotthard geht es diesen Frühling los mit dem Bau; 2029 soll parallel zur ersten die zweite, ebenfalls zweispurige Röhre eröffnet werden. Es folgt eine dreijährige Phase, in der die alte Röhre gesperrt und saniert wird. Danach soll in jeder Röhre eine Spur geöffnet sein, womit der Gegenverkehr entfällt; die zweite Spur jeder Röhre soll als Pannenstreifen dienen. In Göschenen, am Nordportal, laufen derzeit die Vorbereitungen für die Bohrarbeiten. Auf dem Bahnhofsgelände entsteht eine Verladeanlage, in der der Aushub, sieben Millionen Tonnen Fels, sortiert und verarbeitet wird. Zur Anlage gelangt das Material aus dem Berg auf Förderbändern via eine eigens dafür erstellte Brücke. Die gute Nachricht für Wanderinnen und Wanderer: Sie soll am Ende als Fussgängerpasserelle Wanderwege erschliessen.

Sonntag, 27. Dezember 2020

Frühlingshaft wars


Von der Familie kam gestern ein SMS, ein Foto aus dem Appenzellerland, krass, dieser Vollwinter. Unsereins zog den Rhein hinauf von Koblenz Dorf nach Kaiserstuhl - eine Fünf-Stunden-Wanderung im Kanton Aargau. Schnee hatte es keinen, frühlingshaft hell war der Himmel, die Sonne blitzte und wärmte. Wahrlich, man lebt im selben Land und doch in verschiedenen Welten.

Samstag, 26. Dezember 2020

Ragnetrud und ihre Brücke

Taufe eines künftigen Königs: Dagobert I. und Ragnetrud mit dem kleinen Sigibert
in einer Darstellung des 15. Jahrhunderts. (Wikicommons)

Dagobert I., König des Frankenreiches, war in seinem kurzen Leben, 608 oder 610 bis 639, vier Mal verheiratet. Mit Gomatrud, mit Nantechild, mit Wulfegundis und mit Berchildis. Seine fünfte Frau war Ragnetrud, die Nichte Nantechildes; freilich war sie, die ihm das Söhnlein Sigibert gebar, einen späteren König - freilich war Ragnetrud keine legitime Ehefrau, sondern eine Konkubine. Und nun möchte ich gern zur simplen Pointe ansetzen, dass Ragnetrud im Namen der jurassischen Stadt Porrentruy fortlebt. In der Tat wird "Porrentruy" wie auch die deutsche Form "Pruntrut" gedeutet als "Brücke der Ragnetrud"; im Vorderteil des Wortes steckt lateinisch "pons" gleich Brücke. Doch könnte es sich bei jener Ragnetrud, die die Brücke erbauen liess oder der die Brücke gewidmet war, genauso gut um die Tochter Dagoberts II. handeln. Oder um irgendeine andere der zahlreichen Frauen, die in jener Epoche so hiessen. In unseren Ortsnamen verbergen sich jedenfalls tolle historische Geschichten.

Freitag, 25. Dezember 2020

Ein Herz für die Welt

Eine Komposition der FFS (so heisst die SBB auf Italienisch) umkurvt die Welt. Die Waggons haben geladen: Coca-Cola, eine Torte oder ähnlich, ein riesiges Herz. Mit dieser Kindervision, die ich letzte Woche in der Unterführung des Bahnhofs Airolo fotografierte, wünsche ich allen frohe Weihnachten. 

Donnerstag, 24. Dezember 2020

Ich schenkte mir den Tunnel

Ich auch.

Gestern, einen Tag zu früh, machte ich mir ein Weihnachtsgeschenk. Den neuen Ceneri-Basistunnel. Dank ihm gelangt man seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember in einer Stunde und 58 Minuten von Zürich nach Lugano. 15.4 Kilometer lang ist das jüngste Loch der Schweizer Alpen, kurz nach Giubiasco sticht der Zug bei Camorino ins Dunkle, kurz vor Lugano schiesst er bei Vezia wieder ins Licht. Eine gelungene Sache war der kurze Abstecher in den Süden auch, weil so wenige Leute unterwegs waren. Frühmorgens teilte ich bis Zug meinen Zweitklass-Waggon mit sechs anderen Leuten, danach war ich allein. Als ich am Mittag wieder heimfuhr, war der Zug vielleicht zu einem Drittel besetzt. Was ich in meinen drei Stunden in Lugano tat, davon ein andermal mehr. Jetzt wünsche ich allen einen frohen Heiligabend.

Der neue Tunnel (gestrichelt).
(Pechristener/Wikicommons)

Mittwoch, 23. Dezember 2020

Man übertat sich nicht, man ass sehr gut

Filets de perche, j'adore ça.
Gewisse Restaurants waren schon immer da - wenigstens kommt es mir so vor. Und sie werden immer da sein - wenigstens hoffe ich das. Im Jean-Jacques Rousseau, dem stattlichen Hotel direkt am Bielersee in La Neuveville, ass ich in den letzten Jahrzehnten einige Male und wurde nie enttäuscht. Am Dienstag kehrten wir zu zweit wieder einmal ein, mittags, zur Henkersmahlzeit, wie wir sie nannten: zum letzten Restaurant-Essen also vor dem Lockdown. Ich alter Langeweiler hatte Eglifilets mit Pommes Allumettes, während meine Begleiterin den lieu noir probierte. Der heisst auf Deutsch Köhlerfisch und gehört zur Familie der Dorsche. Am Ende waren wir sehr zufrieden - das JJR kanns einfach. Ah ja, wir wanderten auch ein wenig, um das Essen sportlich zu rahmen. La Neuveville erreichten wir von Prêles via Bois de Louvin, Pavillon und Le Gibet; unglaublich, wie dreckig-morastig einige Abschnitte im Wald waren. Nach der Henkersmahlzeit gings dann am frühen Nachmittag weiter nach Le Landeron. Ja, ich weiss, das ist ein Spaziergängli. Es war halt eine Heut-übertun-wir-uns-mal-nicht-Wanderung.
Frohe Fassade im Jurastädtchen La Neuveville.

Dienstag, 22. Dezember 2020

Das Doofsignet von La Neuveville

Im Steilhang über La Neuveville gibt es einen Platz mit Sicht auf das Städtchen und den Bielersee. Er heisst Le Gibet, der Galgen. Unter den hier Hingerichteten waren auch Frauen, denen man Hexerei vorwarf, 1605 zum Beispiel verbrannte man Toré Courtet, 1669 erwürgte und verbrannte man Marie Rigau. Die historischen Erklärungen auf der Tafel vor Ort gehen nah. Weh tat mir hingegen gestern, als ich vorbeikam, das Themenweg-Signet der Tafel - ein flottes, besensurfendes Daumen-hoch-Hexli. Wie geschmacklos und gefühllos ist das denn!

Montag, 21. Dezember 2020

Durch den Nebel zur Weihnacht

Die Stufen zum Schloss Lenzburg.

Mein Zmittag: Mistchratzerli mit
Limonenbutter und Risotto.
Am Samstag war der Nebel dick. Wir starteten am Bahnhof Lenzburg, gingen zur Altstadt und hinauf zum Schloss, wechselten auf den nächsten Hügel mit dem kuriosen Namen Gofi, stiegen ab, durchquerten das Bannholz, kamen zum Bahnhof Hendschiken, wanderten durch Hendschiken, Eichhof, Steinhof, erklommen das Meiengrün und strebten schliesslich unserem Ziel zu, Mägenwil. Kalt war diese Unternehmung von 3 Stunden 40 Minuten gewesen. Der Zmittag im Bären entschädigte voll und ganz, es gab Dinge wie Ententerrine und Kartoffelsuppe mit grünem Pfeffer, Mistchratzerli und Rehpfeffer. Und natürlich ein Dessert. Und viel Wein. Vollen Bauches fuhren wir heim. Die Einkehr wird in der Erinnerung einen Ehrenplatz erhalten. Zum einen war dies unser letztes Restaurantmahl für längere Zeit wegen des Lockdowns. Zum anderen handelte es sich um das Weihnachtsessen meines Wandergrüpplis.
Schloss Lenzburg schält sich aus dem Nebel.

Sonntag, 20. Dezember 2020

Callis, Calle, Challpass

Die Calle de Alcalá in Madrid.
(Foto: Teo X/Wikicommons)
Abonniert habe ich den "Naturfreund" nicht, fand die Zeitschrift der Natufreunde Schweiz aber kürzlich in meinem Postfach auf der Redaktion vor. Ich glaube, die müssten gelegentlich den Namen ändern, diese reine Männlichkeit ältelet. Gern las ich im "Naturfreund" den grossen Artikel, der Passnamen von Chrinde über Col bis Tür deutet. Hier ein anderes Beispiel: Im "Challpass" - er führt über den Höhenzug Blauen - steckt lateinisch "callis", Fussweg. Im Spanischen ist eine "calle" eine Strasse.

Samstag, 19. Dezember 2020

Schwein gehabt


Il maiale. E le verdure.
Verrückt. Airolo zuoberst in der Leventina ist ein Tessiner Ortschäftli mit gerade mal 1500 Einwohnerinnen und Einwohnern und hat doch zwei Gault-Millau-Restaurants: das Forni gleich beim Banhhof und die Osteria Tremola San Gottardo - in diesem höher oben im Dorf gelegenen Lokal assen wir am Mittwoch zu Mittag. Es ist frei von jeglichem Snobismus, auch Einheimische frequentieren es, am Mittag gibt es jeweils ein Menü, das uns an unserem Tag bestens passte: zuerst Nüdeli hausgemacht an Gänsebauchfleisch. Und anschliessend maiale, Schweinefleisch mit einem schönen Fettrand, herrlich knackigen Gemüslein und Kartoffeln. Dazu tranken wir einen Roten aus Sementina, nahmen am Schluss einen Tessiner Grappa und waren uns einig, dass die Osteria Tremola San Gottardo jeden ihrer 15 Gault-Millau-Punkte verdient. Luca und Tania, der eine Chef in der Küche, die andere im Service, der eine ein Ticinese, die andere eine Portugiesin, schmeissen den Laden mit Liebenswürdigkeit. Wenn der Lockdown vorüber ist, will ich da schnellstens wieder hin.

Freitag, 18. Dezember 2020

Airolo im Winter

Hui, hier ist voll Winter: die Schaukäserei in Airolo.

In der Schaukäserei.
Seit dem Fahrplanwechsel vom 13. Dezember bedient nicht mehr die SBB die alte Gotthard-Bergstrecke - die Südostbahn hat übernommen. Es gibt nun wieder direkte Verbindungen von Zürich, Basel und Luzern durch den Prä-Neat-Tunnel nach Bellinzona. Im Frühling wird die Linie verlängert, dann kann man gar direkt nach Locarno fahren. Toll! Gestern reisten wir nach Airolo, schauten uns den Ort an, assen danach hervorragend. Das Restaurant unserer Wahl möchte ich morgen separat behandeln, es verdient dies. Heute nur zwei Dinge: Erstens lohnt sich der 20-Minuten-Spaziergang vom Bahnhof Airolo zur Schaukäserei bei der Talstation der Pesciüm-Seilbahn, es gibt dort grossartigen regionalen Käse zu kaufen. Und zweitens staunten wir über die Unmengen an Schnee, die in Airolo zu sehen sind.
Eine Südostbahn-Komposition in Airolo.

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Eleganz auf der Hungerinsel

Der neue Brunnen. Links hinten die Wasserkirche.

Zürich ist ungeheuer brunnenreich, rund 1200 Brunnenanlagen unterhält die Stadt. Diese Woche ist unweit des Bellevues der elegante Sardonabrunnen hinzugekommen. Sein Name ist eine Hommage an die Glarner Alpen, die massgeblich zur Versorgung der Stadtzürcherinnen und -zürcher mit Trinkwasser beitragen; passenderweise verwendete man für die Fertigung Gestein aus dem Sardonagebiet. Der Sardonabrunnen steht auf der Hungerinsel, die keine Insel in einem Gewässer ist, auch wenn ganz in der Nähe die Limmat vorbeifliesst. Um einen dreieckigen Asphalt-Spickel zwischen dem Limmatquai und Utoquai gleich beim Restaurant Terrasse handelt es sich. Die Hungerinsel heisst so, weil auf ihr vor Jahrzehnten die Vaganten und Heimatlosen herumhingen. Und die hungerten bisweilen.
Die Hungerinsel im Zentrum Zürichs. (Screenshot OpenStreetMap)

Mittwoch, 16. Dezember 2020

Der Gonzenbach wars

Kürzlich fragte ich mich, wer eigentlich die Idee zum St. Galler Wappen hatte, das aus einem Rutenbündel und einem Beil besteht. Ich schlug es nach. Der damalige St. Galler Regierungsstatthalter David Gonzenbach setzte das Motiv zu Beginn des 19. Jahrhunderts im damals eben grad kreierten Kanton durch. Ursprünglich handelt es sich bei den "fasces" (lateinisch für Rutenbündel) und dem Beil um Gegenstände, die der Liktor trug. So hiess im Alten Rom der Amtsdiener, der hohen Magistraten voranging - das Rutenbündel bedeutete deren Recht zu züchtigen und das Beil deren Recht hinzurichten. Dass "fasces" später zum Begriff "Faschismus" führen würde, das konnten die St. Galler nicht wissen, als sie das antike Hoheitszeichen wählten.

Dienstag, 15. Dezember 2020

Im Mojito zum Mojito

Asolo ist schön. (Foto: Asolando 1984/Wikicommons)

Das blaue Modell bei mir zuhause.
Asolo ist ein Dorf am Rand der Alpen im Veneto. In Italien. 1938 gründet hier Lord Rupert Edward Cecil Lee Guinness, ein ausgewanderter Spross der irischen Bierbrauer-Dynastie, zusammen mit dem Pfarrer und dem Bürgermeister eine Schuhfabrik; die drei wollen etwas gegen die Armut tun. Sie nennen das Unternehmen "Società Calzaturieri Asolani Riuniti Pedemontana Anonima". Abgekürzt: Scarpa, kennen wir alle. 1956 verkauft Lord Guinness Scarpa an die Familie Parisotto, die seither die Eigentümerin ist. Gestern war ein Artikel im Tagi, der die Geschichte der Firma erzählt bis in unsere Corona-Gegenwart, in der das Geschäft läuft. Als grösste Innovation gilt der Sneaker Mojito von 2008, ein elegant-leichter Schnürschuh, der angeblich so heisst, weil Miteignerin Cristina Parisotto angesichts des Prototyps sagte: "Diesen Schuh zieht man an, um einen Mojito trinken zu gehen." Ein hübscher Spruch. Ich freilich trage den Mojito, ohne mit ihm an den Füssen je einen Mojito zu mir genommen zu haben.

Montag, 14. Dezember 2020

Regen und Eis, Rind und Pferd

Blick vom Stählibuck nach Südosten.
Die schönste Art, Frauenfeld zu verlassen: das Mühlitobel.
Schottland im Tburgau.
Der Regen war kein Problem. Fein war er und sanft, setzte zwischendurch auch mal länger aus. Hingegen waren höher oben manche Wege mit einer feinen Eisschicht überzogen, was uns zur Vorsicht nötigte. Vorgestern Samstag stiegen wir von Frauenfeld via das Mühlitobel zum Stählibuck auf. Auf die Besteigung des Turms, der den Hoger, sozusagen Frauenfelds Hausberg, veredelt, verzichteten wir: vereiste Stufen. Beim Hof Friedberg, Gemeinde Thundorf, mochten wir die Hochlandrinder, die uns reglos beglotzten - lustig, diese Hippiefrisuren. Einige Zeit später, bei der Egg etwas über Lustdorf, drehten wir wieder ab Richtung Thurtal und erreichten nach dreieinhalb zufriedenen Gehstunden (je 370 Meter auf- und abwärts) Wellhausen und gleich danach, auf der anderen Seite der Bahnlinie, Felben. Im Restaurant Frohsinn, das mit einer Pferdemetzgerei verbunden ist, gabs Zmittag. Pferd hatte niemand von uns.
Der Turm auf dem Stählibuck. Oben waren wir nicht.

Sonntag, 13. Dezember 2020

Zürich gondelt Richtung Weihnachten


Gestern morgen, unterwegs zu einer Thurgauwanderung, fotografierte ich in Zürich auf dem Stadelhoferplatz die städtische Adventsbeleuchtung und dachte wie jedes Jahr, dass ich diese Hängedinger nicht mag. Sollen das Laternen sein? Sie sind grotesk überdimensioniert. Mich erinnern sie an Seilbahngondeln.

Samstag, 12. Dezember 2020

Besuch bei Chalira

Dreht und dreht und dreht: das Wasserrad der Schlossmühle.
Mein Couscous-Gewürz.
Beim Aarauer Schlossplatz fällt das Gelände steil ab zur Aare. In der Halde steht die Schlossmühle, das Wasserrad dreht sich nach wie vor. Drinnen haben sich junge Leute eingemietet, die im Kleinbetrieb Chalira auf alten Mühlen mit traditionellen Methoden Gewürze mahlen. Senf produzieren sie auch. Als wir diese Woche vorbeikamen, schauten wir rein und lernten den enthusiastischen Gründer Michael Morskoi kennen. Seine Begeisterung sprang über, im kleinen Laden kaufte ich gleich mehrere Sachen, zum Beispiel ein Couscous-Gewürz und Chilipulver. Chalira ist toll, wer hingeht, findet schöne Gschenkli für Weihnachten.
Die Schlossmühle, wo Chalira untergebracht ist.
Hinter der Turm des Schlösslis Aarau.

Freitag, 11. Dezember 2020

Idioten

Die Waldhütte Chuzebrönneli. Mit Christbaum.
Waldweiher im Grossmoos.

Zmittag. In Weiss die eingepackte Zitrone.
Am Dienstag gingen wir von Safenwil nach Aarau, der Weg verlief zu vier Fünfteln durch den Wald, einsam wars, die Wege waren schmutzig, weil schneelos, einige ins Gelände eingestreute Tümpel gefielen uns besonders. Auch das Chuzebrönneli mochten wir, eine auf einer Seite offene Rast- und Grillhütte mit gemauertem Kamin, Tischen und Bänken samt Sitzkissen und dem namensgebenden Brunnen in einer Ecke, über den eine geschnitzte Eule wacht. Ein Chuz eben, ein Kauz. Weniger erfreulich war ein Schild der Betreiber dieser kostenlos allen zur Verfügung stehenden Einrichtung; es erzählte, dass Vandalen diese und eine weitere Hütte auf Boden der Gemeinde Kölliken heimgesucht, eine unsägliche Schweinerei hinterlasssen und gar Teile des Inventars ins Feuer geschmissen hätten. Mehr darüber las ich zuhause in einem Zeitungsartikel vom März und dachte nur: Idioten. Unsere Wanderung von 3 Stunden (150 Meter aufwärts, 250 Meter abwärts) endete mit einem Zmittag im Restaurant Kettenbrücke in Aarau. Ich hatte ein Wienerschnitzel mit Süsskartoffel-Pommesfrites, das war formidabel.

Donnerstag, 10. Dezember 2020

Verlangsamter Aargau

30 Minuten nach Wanderstart: Wald bei Safenwil.
Am Dienstag wanderten wir zu dritt von Safenwil durch die Wälder nach Aarau. Am Vortag hatte ich die Anreise wie immer mit Hilfe des Fahrplans auf sbb.ch geplant. Hä? Mir kam die Anreisezeit lang vor, länger als beim letzten Mal. Ich schaute genauer hin und sah, dass für die Strecke Lenzburg - Safenwil nicht die übliche Zugverbindung angegeben war, sondern ein Bus. Ein Bahnersatzbus. Per Google fand ich schnell heraus, was der Grund für den Ausfall des Zuges war: Lokführermangel bei der SBB. Seit Wochen und noch bis 12. Dezember verkehrt auf der Linie Lenzburg - Zofingen daher ein Ersatzbus. Unerfreulich: Die Fahrzeit ist in dieser Zeit doppelt so lang. Nun, irgendwann waren wir ja doch in Safenwil. Und die Wanderung war dann sehr schön.

PS: Auch andere Züge im Aargau fielen und fallen aus, wie das "Zofinger Tagblatt" berichtete.

Mittwoch, 9. Dezember 2020

Das Stocklen-Biotöpli


Das Gebiet Stocklen, zwischen Fällanden und der Nordwestspitze des Greifensees gelegen, ist ökologisch wertvoll: Magerwiesen. Eben grad wurde dort auf der durch neu angelegte Tümpel zusätzlich belebten Fläche ein Themenweg eröffnet mit Holzstegen; die Infotafeln erzählen nicht nur von Kleinlebewesen und Pflanzen, sondern auch von einem Lagerplatz der Mittelsteinzeit. Am Samstag kamen wir vorbei. Wir entdeckten - und bestiegen - den Aussichtsturm, das Wahrzeichen des Biotöplis.

Dienstag, 8. Dezember 2020

Petrini legt vor

Mit 58 lässt sich Bruno Petrini pensionieren. Dann wird gewandert. Vorerst steuert er 2008 von Bern aus die Hauptstädte der benachbarten Länder an: Wien, Rom, Paris, Vaduz, Berlin. Als die entsprechenden Routen bewandert sind, macht er weiter. Und immer führt er Tagebuch in einem hübsch lakonischen Stil. Wanderfreund und Verleger René P. Moor hat Petrinis Einträge als Buch herausgegeben, so dass wir zwölf Zu-Fuss-Unternehmungen nachvollziehen können. Was mich angeht: Ich bin 58. Eine Pensionierung kommt aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Aber vielleicht mach ichs ja mit 65 nach. Petrini hat jedenfalls vorgelegt.

Montag, 7. Dezember 2020

Kirin statt Hürlimann

Blick über den Greifensee zum Mürtschenstock (l.) und Glärnisch (r.).
Der Greifensee und die ersten Meter der Glatt.

Meine Ramensuppe.
Unsere Samstagsunternehmung endete in Uster im Nooch, einem Restaurant mit asiatischer Küche - auch schön, mal was anderes zu essen als Rösti, Bratwurst, Schnitzel, Käseschnitte. Der scharfe Papayasalat war untadelig, die Ramensuppe mit Ei und Poulet ebenfalls. Gestartet waren wir am Morgen bei mässig kaltem Wetter auf der Forch. Durch das Bachtobel stiegen wir ab nach Maur und zum Greifensee, dessen nördliche Hälfte wir im Folgenden umrundeten. An der Seespitze bewunderten wir den idyllischen Riedgürtel, wo die Glatt entspringt. Später in Greifensee schauten wir uns die Kirche mit dem eigenwilligen Grundriss an und tranken im Landenberghaus-Beizli einen Glühwein. In Uster durchquerten wir wieder einmal das Industrieviertel Zellweger-Park mit dem Kawamata-Steg, Kunst in Form einer Brücke. Und dann landeten wir nach vier Stunden Gehzeit in Asien. Im Nooch eben. Das Kirin vom Fass trank sich mindestens so gut wie ein hiesiges Hürlimann-Bier.
Uster, der Herterweiher mit Roland Rohns Pavillon von 1960.
Uster, der Steg von Tadashi Kawamata,