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Mittwoch, 30. November 2022

Tarngletscher

Der Blockgletscher Murtèl am Piz Corvatsch im Engadin.
(Foto: Matti& Keti; Lorenz King at
Giessen.university.de / Wikicommons)
Im Alltag macht mich die Liste mit den bedeutendsten geologischen Orten weltweit nicht heiss. Man hat ja schon Mühe, im eigenen Land den Überblick zu behalten über Naturpark-Welterbe-Unesco-Nationalpark-Label-Zeugs, die Auszeichnungen für Landschaften und Naturattraktionen geraten einem durcheinander. Eine kommt nun hinzu, eine geologische eben: Die "International Union of Geological Sciences" hat in ihre Liste der 100 geologischen Welterbestätten, auf der auch der Zuckerhut in Rio de Janeiro und der Grand Canyon in Amerika stehen, eine Schweizer Besonderheit aufgenommen: die Engadiner Blockgletscher. In dieser Art Gletscher sind Geröllschutt und Eis vereint. Rund 300 solche Gebilde gibt es im Engadin, touristisch vermarktbar sind sie kaum, der Nichtkenner, die Nichtkennerin halten sie in der Regel für schnöde Geröllhalden – Blockgletscher sind Meister der Tarnung.

Bevorzugte Wohnlage

Ein Screenshot der Schweizmobil-Karte mit den
Ruinen der Burg Wartau und der Procha Burg sowie 
dem Herenfeld und der prähistorischen
Wehranlage auf dem Ochsenberg.
Von Oberschan hielten wir am Samstag nach Sevelen – auf dem Weg über Gretschins. Denn dort gibt es eine prähistorische Festung, die rundum von einer Felsfluh geschützt wird. Sie wollten wir uns anschauen. Aber würden wir es zu ihr hinauf schaffen? Wir besichtigten zuerst die Ruine der Burg Wartau auf dem benachbarten Sporn. Und fanden dann, dass vom Sattel zwischen beiden Erhebungen ein Weglein die einzige Schwachstelle der erwähnten Befestigung nutzt. So kamen wir also auf den Ochsenberg oder auch St. Martinsberg, wie der Ort heisst, ohne freilich auf der Karte so beschriftet zu sein; wir entnahmen die Namen einer Infotafel. Schon in der Jungsteinzeit liessen sich hier oben Menschen nieder, errichteten ihre Hütten und Verteidigungsanlagen. Auch unterhalb des Ochsenberges lebten auf dem Herenfeld lange vor den Kelten und Römern Menschen. Kein Wunder, die Gegend ist von Geländekuppen durchsetzt, die den Wind abhalten, als Versteck und Schutz dienen und gleichzeitig den Blick auf das Rheintal etwas tiefer ermöglichen. Von der attraktiven Lage zeugt auch die Ruine der Procha Burg ganz in der Nähe, ein Platz, wo ebenfalls schon in der Jungsteinzeit gesiedelt wurde.

Die Burgruine Wartau. Der Hügel zu ihrer Linken ist der Ochsenberg mit der
befestigten Siedlung aus der Prähistorie. Von ihr ist nichts Auffälliges geblieben.
In der Burgruine Wartau.
Blick von der Ruine der Procha Burg zur Ruine
Wartau. Links unten das St. Galler Rheintal.

Dienstag, 29. November 2022

Meine Shingrixnacht

Die fünf Phasen von Herpes Zoster, Gürtelrose.
a) Hautoberfläche, b) Nervenfaser,
c) aktivierte Viren, d) inaktivierte Viren.
(Illustration: Wikicommons)

Nacken- und Kopfweh. Bauchweh. Gliederschmerzen von Kopf bis Fuss, als habe mich ein Traktor überrollt. Fieber, Schwitzanfälle, wirre Träume im Wechsel mit Schüttelfrost und Eisfüssen. Das war meine Nacht, ich bin froh, ist wieder Morgen. Die Beschwerden sind am Abklingen, einzig leichtes Fieber habe ich noch, was mich nicht sonderlich plagt, weil ich für heute Dienstag einen freien Tag eingeplant habe. Ich werde ihn zuhause verbringen. Am Montagmorgen hatte ich mich gegen das Virus impfen lassen, das Gürtelrose auslöst und das ich seit meiner Gürtelrose im Spätfrühling 2021 in mir trage, wie das bei dieser Krankheit nun einmal ist; hat man sie einmal gehabt, bricht sie womöglich ein zweites Mal aus. "Shingrix" heisst der Stoff, den ich mir spritzen liess, ein Totimpfstoff mit stark abgeschwächten Erregern, das war gestern die zweite und letzte Impfung. Eine gute Sache trotz allem. Die Gürtelrose war letztes Jahr übel, sie bescherte mir monatelang Schmerzen und hat mir die Nervenbahnen der einen Hand geschädigt. So, das wars für heute, besten Mutes lege ich mich wieder hin. Über unsere archäologische Expedition vom Samstag im St. Galler Rheintal will ich morgen berichten.

Montag, 28. November 2022

Abstieg zum Aufstieg

Einige Zeit nach Sargans, noch einmal gabs Herbstlicht.
Sturz über die Fluh: der Lochbach bei Lochberg.
Es glitzert in der Tiefe: die Ebene des Rheins bei Sargans.

Zmittag im "Aufstieg".
110 Kilometer Länge, 5000 Höhenmeter aufwärts, 4900 abwärts: die Zahlen zum Rheintaler Höhenweg, der sich von Sargans nach Rorschach am Bodensee zieht. Am Samstag begingen wir die – von Süden nach Norden gedacht – erste Etappe. Wir starteten also in Sargans. Gut dreieinhalb Stunden waren wir auf dem Höhenweg unterwegs, um dann von Oberschan nach Sevelen im Rheintal abzusteigen, wobei wir uns Abstecher in die Prähistorie und Historie leisteten. Fünf Stunden Gehzeit brauchten wir insgesamt für die Unternehmung, stiegen dabei je gut 870 Höhenmeter auf und wieder ab. Einige Dinge, die uns besonders gefielen:

  • Schloss Sargans ist ein grandioser Aussichtspunkt, von dem aus man erfasst, wie zwei Täler zusammenkommen, das der Seez und das des Rheins. Zuoberst auf einer Wehrplattform des Schlosses war man gerade dabei, die Aufrichtung eines Christbaums vorzubereiten. Und unter uns glitzerten im Licht der Sonne, die sich durch den Nebel kämpfte, die Strassen und Wasserläufe, als seien sie aus Silber.
  • Man hat auf dem Höhenweg durchgehend viel zu sehen. Den Rhein und sein breites Tal natürlich. Vor allem aber hohe Berge, die des Pizolgebietes, des Rätikon und von Vorarlberg, dazu die südliche Alpsteinkette mit dem Hohen Kasten, dem Altmann und dem Säntis. Unser Hausberg des Tages war der Alvier, den wir direkt über uns wussten und stellenweise auch sahen. 
  • Gemässigt anspruchsvoll ist die Passage zwischen Lochberg und Lavadarsch, Bäche haben sich in den steilen Waldhang gefräst, es gibt Wasserfällchen und Tobel. Stege helfen über abschüssige und feuchte Stellen.
  • Etwas oberhalb von Oberschan erreichten wir nach längerem Abstieg das Restaurant Aufstieg. Die Gaststube aus Holz fanden wir urgemütlich. Und alles, was wir an Essen vorgesetzt bekamen, war erstklassig. Mein Kalbsschnitzel mit Eierschwämmli-Sauce, Spätzli, einem grosszügigen Gemüsebouquet und danach der Mini-Coupe-Dänemark ist mir auch heute in bester Erinnerung.
  • Im zweiten Teil der Wanderung, nach dem Zmittag, wandelten wir nah Oberschan auf den Spuren der Archäologie. Von der Burgruine Warteck und anderen Trouvaillen in dieser Gegend möchte ich morgen erzählen, das wird hier sonst zu lang. Es war halt wirklich eine abwechslungsreiche und ergiebige Wanderung.
    Um 15 Uhr bei Gretschins, die Sonne wird bald hinter
    dem Gonzen (rechts der Bildmitte) verschwinden.

Sonntag, 27. November 2022

Das Ellhorn, ein Gewinn



Die Fotos habe ich schon bearbeitet und abgelegt. Aber der Kopf ist noch zu voll von den Eindrücken unserer Route, ich muss vorerst quasi meine Erinnerungen sortieren, bevor ich hier aushole und resümiere, was wir gestern unternahmen. Und daher heute nur dies: Wir begingen mit Start in Sargans einen Abschnitt des Rheintaler Höhenweges. Und … das Licht war fantastisch mit wildem Wolkenspiel und einer Sonne, die mit dem Wegfressen des Nebels ziemlich beschäftigt war. Mein Foto ist gegen Mittag oberhalb von Oberschan aufgenommen, Blickrichtung Süden. Es zeigt den Rhein in der Gegend von Sargans. Der nicht besonders hohe, aber doch schön geformte Berg im Vordergrund gleich links des Flusses ist das Ellhorn. Es gehörte bis 1948 zu Liechtenstein und kam dann durch einen Gebietsaustausch zur Schweiz. Ein Gewinn für unser Land, finde ich.

P.S. Letzten Mittwoch kam das Ellhorn schon einmal in meinem Blog vor. Man sieht es auf dem untersten Foto des Eintrags.

Samstag, 26. November 2022

Meister der Melodien

Der grosse Sänger im Bild.
(Foto: Wikicommons / Marek Szczepanek)

And the winner is … der Sumpfrohrsänger. Unscheinbar anzusehen ist er in seinem graubraunen Federkleid. Doch dieser Gesang! Von einem "Schwall aus quirlenden und pfeifenden Lauten" schwärmt die NZZ, die gestern auch erwähnte, dass das musikalische Tierli täuschend die Melodien anderer Vögel imitieren kann. Diese Woche ist der Sumpfrohrsänger zum Schweizer Vogel des Jahres 2023 erkoren worden. Wie er klingt, kann man sich hier anhören.

Freitag, 25. November 2022

Interlaken direkt

Bald erreichen auch die Leute aus
Zürich Interlaken per Zug wieder direkt.
Am 11. Dezember ist Fahrplanwechsel. Auf diesen Zeitpunkt wird behoben, was mich seit längerem ärgert: Man gelangt von Zürich aus im Zug nicht direkt nach Interlaken, muss in Bern oder Spiez umsteigen. Nun wird es wieder eine Direktverbindung von Romanshorn via Zürich nach Interlaken geben wie früher. Alle zwei Stunden ist der wichtige Berner Oberländer Knoten aus der östlichen Schweiz direkt erreichbar. Bahnfahrer Widmer freut sich. Endlich!

Donnerstag, 24. November 2022

Burgruine und Gartengüggel

Dreimal die Ruine Freudenberg nah Bad Ragaz.

Der Gartengüggel von Vilters.
Am Samstag kurzwanderte ich von Bad Ragaz nach Vilters, zwei Stunden dauerte das, ich war erstaunt, wie viel Interessantes und Schönes ich sah. Vom Saarfall habe ich gestern erzählt. Ein zweiter Höhepunkt am Weg – das war die Ruine Freudenberg. Ich war erstaunt, wie weitläufig das Areal der einstigen Burg ist, die unweit von Bad Ragaz erhaben über die Gegend wachte, in der sich Seeztal und Rheintal treffen. Die Vorburg ist so bemessen, dass Archäologen vermuten, es sei hier ein Burgstädtchen geplant gewesen. Gebaut wurde es nie, zu Ende des 15. Jahrhunderts war die Festung, die über die Zeit allen möglichen Herren gehört hatte, dann auch militärisch nicht mehr gefragt; sie zerfiel. Etwas Letztes: Der Sage nach verbirgt sich in der Ruine Freudenberg eine schöne junge Frau. Sie wartet auf einen jungen Mann, der sie erlöst und zur Belohnung nicht nur sie bekommt, sondern auch einen Schatz. Als ich vor Ort war, sah ich niemanden. Auch keine junge Frau. Vielleicht liegt das daran, dass ich nicht mehr jung bin.

Mittwoch, 23. November 2022

Der Saarfall


Derzeit hat er wenig Wasser: der Saarfall.

Im Sarganserland, wo der Autobahnlärm allgegenwärtig ist, denke ich beim Wandern immer wieder mal: Seltsam, dass hier so viele Leute vorbeifahren Richtung Bündnerland, Liechtenstein, Österreich oder Richtung Zürich – und dass sie vermutlich keine Ahnung haben von all dem Schönen, das in diese Landschaft gepackt ist. Gestern kam ich südöstlich von Vilters am Fall der Saar vorbei, die vom Pizolgebiet her talwärts schiesst. Der Saarfall führte zwar grad wenig Wasser, gefiel mir aber doch ausserordentlich samt dem gestauten Seeli, das er speist – ich war wieder einmal froh, dass ich kein Vorbeiraser bin.
Das Seeli des Saarfalls. Hinten links das Ellhorn bei Balzers.

Dienstag, 22. November 2022

Langes zur Langete

Die Langete ist einer der wichtigen
Flüsse im Oberaargau, Kanton Bern.
(Foto: Roland Zumbühl, Wikicommons)
Gestern schrieb ich, dass der Fluss Langete der Ortschaft Langenthal den Namen gab. Das ist durchaus richtig. Aber auch etwas verkürzt. Schaut man sich die Sache näher an, kompliziert sie sich, wie oft bei Ortsnamen. Hier die ausführliche Version gemäss dem Ortsnamenbuch des Kantons Bern.

  1. Langa mit langem a am Ende ist vorkeltisch. Dieser Urname der Langete stammt aus einem, wie die Sprachwissenschaftler sagen, alteuropäischen Dialekt und ist keinem definierten Volksstamm zuzuordnen.
  2. Die Siedlung an der Langa, das heutige Langenthal, wird nach ihr Langadunon benannt. Dun bezeichnet im Keltischen einen Wall, einen befestigten Platz, ist sprachlich verwandt mit Düne und Zaun und anzutreffen zum Beispiel auch in Yverdon, Moudon, Thun.
  3. Der Name der Siedlung, Langadunon, beeinflusst nun seinerseits den des Flusses. So kommt die Langa zu ihrem t im heutigen Namen Langete.
  4. Im 13. Jahrhundert wird aus Langatun, wie der Ort inzwischen heisst, durch eine Umdeutung, die zwar falsch ist, aber einen neuen Wortsinn schafft, Langental. Daraus ergibt sich die heutige Form Langenthal.

Montag, 21. November 2022

Der Wattewolkentag

Warum so mürrisch, Katze? (Foto: Ronja)
Mal abgesehen vom splendiden Zmittag waren es zwei Dinge, die die Samstagswanderung von Wasen im Emmental hinauf via Fritzenfluh zur Brestenegg und wieder hinab über Kalberweid nach Eriswil (4 Stunden, je 610 Meter auf- und abwärts) besonders machten. Und schön. Zum einen wars die Gegend. Das Land am Napf, das sich mancherorts wellt mit kecken Hügeln, mancherorts aber auch aus abgründigen Gräben und den Eggen dazwischen besteht. Das Auge schwelgt. Zum anderen verwöhnte uns am Samstag das Wetter. Wir hatten mit Grau gerechnet, allenfalls auch mit ein wenig Regen. Stattdessen waren wir unter einem Himmel unterwegs, an dem die Sonne immer wieder durch die Wattewolken schien. Im Übrigen bereicherte auch diese Route unsere geografischen Kenntnisse. Am Ende, in Eriswil, wo wir im Gasthof zu den Alpen kurz einkehrten, lernten wir die junge Langete kennen. Sie ist der Fluss, der der Stadt Langenthal den Namen gegeben hat.

Sonntag, 20. November 2022

Charme aus Holz


Gestern Mittag assen wir in der Alpwirtschaft Brestenegg, die im nördlichen Napfvorland liegt. Knapp auf Boden der Gemeinde Sumiswald, also im Emmental, auch wenn in der Postadresse das Dorf Eriswil auftaucht, das zum Oberaargau gehört, ebenfalls Kanton Bern; die Grenze ist ganz nah. Und ebenfalls in unmittelbarer Nähe verläuft die Kantonsgrenze zu Luzern. Kompliziert? Nun, was wir assen, lässt sich einfacher resümieren. Es war sehr gut. Fein und deftig zugleich. Die "Brestenegg"-Gaststube, das ist Charme aus Holz. Kotelett, Schweinsbratwurst, Spätzli hatten wir, dazu einen Pinot aus Tschugg, danach Meringues bzw. Kirschtorte. Die Karte mit Brestenegg-Falafel und gebackenem Randen-Pesto mit Spaghetti zeigt aber, dass man auf dieser Alp durchaus auch an die Vegis im Land denkt. Last not least war der Service flink. Und Gäste-Wireless vorhanden. Weshalb wir die daheimgebliebenen Wandergspänlis mit fiesen Schnappschüssen von unseren bombastischen Tellern eindeckten. Meine Kirschtorte war übrigens wunderbar saftig. Machte ich oben ein wenig Druck mit der Gabel, sickerte unten der Schnaps auf den Teller. So soll es sein.

Samstag, 19. November 2022

Zwei für eins


Als ich mir am Mittwoch in Burgdorf das Schloss anschaute, eine Zähringergründung, war ich ... nun, verblüfft, amüsiert, begeistert. Das hat damit zu tun, dass ich sozusagen zwei Rundgänge in einem absolvierte. Da ist zum einen die mittelalterliche Befestigung mit dem Bergfried und dem Palas, dem Sodbrunnen, dem Wehrgang, der Kapelle und dem Rittersaal. Hinzu kam zum anderen das Museum, in dem nicht nur die erwartbaren Hieb- und Stichwaffen und Rüstungen, Wappen und Fahnen, Kruzifixe und Heiligenbilder früherer Jahrhunderte ausgestellt sind; nein, das Museum auf Schloss Burgdorf ist auch eine ethnographische Schau, in der gezeigt wird, was mobile Bürgerinnen und Bürger aus aller Welt heim nach Burgdorf brachten. Ich sah zum Beispiel: einen pharaonischen Sarg, eine japanische Samurai-Rüstung des 17. Jahrhunderts, eine buddhistische Fruchtbarkeitsgöttin in Bronze und jede Menge schamanische Masken aus Asien, Afrika und Südamerika. Burgdorf enthält die ganze Welt.

Freitag, 18. November 2022

Das Kanönchen von Burgdorf

Es war, nehme ich an, ein Bub, der das Kanönchen samt Lafette stolz spazierenfuhr. Fankhauser hiess die habliche Familie aus Burgdorf, der der Bub zugehörte damals im endenden 18. Jahrhundert, als Kinder noch Kriegsspielzeug besassen. Als ich eben in Burgdorf eine Runde drehte, entdeckte ich den Gegenstand im Museum des Schlosses. Mehr über die dortige, ziemlich verblüffende Ausstellung morgen oder so.

Donnerstag, 17. November 2022

Typisch Rheintal


Das Licht war nicht besonders, der Schluss unserer langen Wanderung am letzten Samstag spielte sich unter der Hochnebeldecke ab. Als wir in Balzers im Fürstentum Liechtenstein angekommen waren, gaben wir trotzdem eine halbe Stunde zu und stiegen auf zur Feste Gutenberg, die so spektakulär aus der Rheinebene ragt. Was mir am meisten Eindruck macht: Die Burg, das Wahrzeichen von Balzers, ist nur eines vieler Zeugnisse menschlichen Tuns auf dem 70 Meter hohen Felssporn, schon im fünften Jahrtausend vor Christus wurde an diesem Platz gesiedelt. Zum Beispiel entdeckten Archäologen prähistorische Werkzeuge aus Oberitalien und Keramik aus Mitteldeutschland. Typisch Rheintal – seit Anbeginn der Zeiten ist es ein Transitort.

Mittwoch, 16. November 2022

Die Seilbahn ruht

Vor vielen Jahren stieg ich vom Walensee
auf zum Alvier. Die Leiter machte mir Eindruck.
Wer auf den Gonzen will oder auf den Alvier, beides wichtige Wanderberge nah Sargans, steigt 1500 (Gonzen) oder gar 1900 Meter (Alvier) auf und wieder ab. Falls er oder sie nicht eine der zwei Seilbahnen nutzt, die die Höhe reduzieren: die Palfriesbahn im Seeztal bzw. die Bahn des Hotels Alvier bei Oberschan im St. Galler Rheintal. Was ich nicht wusste und diese Woche zufällig mitbekam: Das Hotel Alvier ist seit etwas mehr als einem Jahr endgültig geschlossen, auf dem Hotelgelände soll ein Gesundheitszentrum entstehen, die Betriebsaufnahme ist für 2025 geplant. Die Seilbahn des Hotels ist stillgelegt und muss für teures Geld revidiert werden. Ob sie dereinst, wenn das erwähnte Zentrum offen hat, auch dem Wanderpublikum wieder zur Verfügung steht, ist ungewiss.

Dienstag, 15. November 2022

Import von der Krim

Der Guschaturm am Hang über dem Waffenplatz St. Luzisteig.
Die Mauer, die den Waffenplatz gegen Süden begrenzt.
Das Restaurant Panorama.
An Wochenenden ist es geschlossen.
Geografie macht Geschichte. Im Mittelalter und auch noch in unserer Neuzeit ist das Rheintal nicht durchgehend als Strasse für den Transitverkehr geeignet, das Gelände ist mancherorts sumpfig. In der Gegend von Sargans und der heutigen Bündner Herrschaft umgeht ein Pass östlich in geringer Höhe das Rheintal zwischen Maienfeld und Balzers. Die Luzisteig, wie der Übergang heisst, wird schon von den Römern genutzt. Dass im engen Talschlitz zur Kontrolle Militärposten eingerichtet werden, Geländeschikanen und Tore mit Wachen: naheliegend. Die Bauten werden auch immer wieder zerstört, zuletzt durch Napoleons General André Masséna 1799. Im Jahr 1834 entsteht ein Ausbildungsplatz der Armee, der Vorgänger des heutigen Waffenplatzes. Die Anlage bildet samt den Bunkern, Batteriestellungen, Hangbarrikaden rundum ein Ensemble, das nicht leicht zu erfassen ist. Als wir am Samstag durchzogen, fielen uns folgende Gebäude und Orte auf:

  • Das Militärmuseum im alten Arsenal von 1856, das freilich geschlossen war, Winterpause.
  • Die Batterie Herzog etwas oberhalb am nördlichen Ausläufer des Schnielskopfes, die wir in einem zehnminütigen Abstecher erreichten; leider konnten wir nicht aufs Areal. Sie stammt von 1859.
  • Das Restaurant Panorama, die öffentliche Militärkantine. Sie wurde 1996 gebaut aufgrund eines Entwurfes des Bündner Architekten Peter Zumthor. Wir hatten nicht im Sinn einzukehren, es wäre auch nicht möglich gewesen, an Wochenenden ist das Lokal geschlossen.
  • Der Guschaturm im Steilhang oberhalb des Waffenplatzes am Wanderweg zur Walsersiedlung Guscha. Es handelt sich um einen Malakoffturm; das Fort Malakoff wurde durch den Krimkrieg vor gut 170 Jahren bekannt und sein Turm europaweit berühmt, es entstanden im Folgenden Ableger an verschiedenen Orten, so auch auf der Luzisteig.

Montag, 14. November 2022

Heikler Abstieg und Happy End

Ein breiter Fahrweg führt von der Luzisteig hinauf nach Guscha.
Der Abstieg von Guscha nach Balzers hingegen: Vorsicht!
Das viele Laub macht diesen Abschnitt heikel. 
Kurz vor Balzers, gleich tauchen wir ein ins Nebelmeer.
Auferstehung der Toten
in der Steigkirche, St. Luzisteig.
Die Wanderung zur Walsersiedlung Guscha hinauf – siehe gestern – war leicht. Wir starteten im Winzerdorf Fläsch in der Bündner Herrschaft, zogen östlich am Matluschkopf vorbei, erreichten die Luzisteig, besuchten die Steigkirche mit den Wandmalereien aus dem 14. und 15. Jahrhundert, ein Fresko zeigt, wie am Jüngsten Tag die Toten aus ihren Gräbern steigen. Auch den Waffenplatz schauten wir uns an und sahen dort so viel, dass ich davon gesondert berichten muss. Es folgte die Traverse des Hanges oberhalb der Luzisteig auf einem breiten Fahrweg, wir passierten den Guschaturm und durchquerten den Wald beim Naturreservat Rappentobel. Endlich, es war nun Mittag, erreichten wir Guscha, ein Adlernest von Dorf, der Tief- und Weitblick war fantastisch. Zwei Stunden verweilten wir. Dann der Abstieg. Der war happig, steil ging es abwärts, das Laub lag hoch, war seidenweich und rutschig und verdeckte zudem die Geröllbrocken auf dem Pfad, an einer Stelle halfen Seile. Nun, wir meisterten die Herausforderung kühlen Blutes. Und tauchten kurz vor unserem Ziel, Balzers im Fürstentum Liechtenstein, in den Nebel ein, plötzlich wars klamm und kalt. Schliesslich das Happy End: Heimfahrt von Sargans nach Zürich im Speisewagen durch das eindunkelnde Land.

Sonntag, 13. November 2022

Schon wieder Guscha

Gestern auf Guscha, das übrigens zur Gemeinde Maienfeld gehört.
Die Berge hinten sind der Tannkopf (bewaldet) und der Gir (rechts davon).
Mittag, die freiwilligen Helferinnen und
Helfer nehmen grad den Apero.
Kartoffelstock mit Seeli und Braten.
Die Walser, aus dem Oberwallis ausgewandert, siedelten schon im Mittelalter hoch über dem Rheintal und rodeten dort so manchen steilen Hang. Guscha, das Walserdorf auf 1100 Metern hoch über der St. Luzisteig in der Bündner Herrschaft, zählte einst an die 180 Menschen, die vorwiegend von der Landwirtschaft lebten. Im 19. Jahrhundert begann dann die Abwanderung, 1969 zog die letzte Familie weg. Der Bund sicherte sich darauf die Siedlung für militärische Zwecke, mir ist nicht ganz klar, ob die Armee auf oder bei Guscha Schiessübungen durchführen wollte. Oder ob es darum ging, den Waffenplatz St. Luzisteig 400 Meter tiefer samt der Festung Sargans gegen einen fremden Zugriff aus der Höhe abzusichern; die Grenze zu Liechtenstein verläuft ganz nah beim Dorf, die zu Österreich ist auch nicht weit. Und dann bildete sich 1974 der Verein "Pro Guscha", der mit dem Bund vereinbarte, sich um die verlassenen Gebäude und Ställe auf Guscha zu kümmern, die zu verkommen drohten. Gestern stiegen wir von Fläsch nach Guscha auf, waren begeistert von der Sicht aufs Sarganserland, die Bündner Herrschaft und die Gegend um Balzers, direkt unter uns breitete sich ein Nebelmeer aus. Sehr gut war das Essen im kleinen, an Wochenenden von Freiwilligen betriebenen Restaurant, wir hatten reserviert, es gab Braten mit Kartoffelstock und Gemüse. Rund um uns war viel Betrieb, denn just an diesem Tag waren Helferinnen und Helfer aus dem Tal am Werk und legten an diversen Orten im Dorf Hand an – Guscha will instandgehalten sein. 

P.S. Vor zwei Wochen bestiegen wir den Berg Guscha am Flumserberg. Mit der gleichnamigen Siedlung hat er nichts gemein ausser eben dem Namen. Was der bedeutet – ich habe es kürzlich hier dargelegt.

Blick von Guscha auf den Nebel im Einschnitt der St. Luzisteig.

Samstag, 12. November 2022

Sieg in Wales

Greyerzer. Aber nicht
der aus Rüeggisberg BE.
(Foto: Wikicommons)
Im "Tagi" las ich gestern eine Reportage über den grössten Käsewettbewerb der Welt in Newport, einer Stadt in Wales. Ein Schweizer Käse hat dort eben an den 34. World Cheese Awards die Konkurrenz abgehängt, 250 Jurorinnen und Juroren krönten den AOP-zertifizierten Gruyère surchoix aus der Dorfkäserei Vorderfultigen in Rüeggisberg zum Sieger. Hm. Ich glaube, ich muss bald mal ins Bernbiet wandern gehen. Und mich eindecken.

P.S. Vor zwei Wochen bestiegen wir in der Region Flumserberg den Guscha. Heute Samstag gibt es wieder eine Guscha-Wanderung. Mehr dazu morgen oder übermorgen.

Freitag, 11. November 2022

Rocki Docki


Kinder mögens gruselig, mit Vergnügen sangen wir in der Schule "Das alte Haus von Rocky Docky". Von wem das Lied stammt – ich musste mein Gedächtnis auffrischen: Die Urversion von 1954 ist amerikanisch, Stuart Hamblen hiess der Sänger, ein Jahr später trug dann Bruce Low die Moritat von dem zerfallenen Gehütt auf Deutsch vor. Nun, das Wirtshaus am Bahnhof von Flums, das wir kürzlich passierten, ist vergleichweise gut zwäg. Ist jedenfalls noch bewohn- bzw. benutzbar. Auch wenn das eine (mein Foto) der zwei Gebäude, die da gekoppelt sind, bös bröckelt. Um ein Pub handelt es sich bei dem Ensemble, in dem es Pizza und Burger gibt und in dem man auch Billard spielen kann. Es nennt sich mit Galgenhumor, eben, "Rocki Docki".

Donnerstag, 10. November 2022

Imboden?

Flims auf einer Luftaufnahme von Werner Friedli, 1949.
(Foto: ETH-Bibliothek / Wikicommons)

Zählt Flims zur Surselva? Ich hätte spontan ja gesagt. Doch tatsächlich gehört die Gemeinde seit mittlerweile fast sieben Jahren, seit einer Gebietsreform, zur Region Imboden, "Il Plaun" auf Rätoromanisch. Von dieser Region hörte ich vor kurzem zum ersten Mal. Imboden – wirklich? Die Flims Richtung Oberalp benachbarten Gemeinden Laax und Falera sind hingegen Teil der Region Surselva. Durch die Tourismusdestination "Flims Laax Falera" zieht sich somit eine politische Grenze.

Mittwoch, 9. November 2022

Augenfutter


Es gibt Orte, an denen willst du verweilen. Und schauen. Gestern war ich an einem solchen Ort, nämlich im Weiler Hirzwangen bei Ebertswil, Kanton Zürich. Im Rücken hatte ich den Riegel des Albis. Und vor mir hatte ich – nun, alles. Einen fantastischen Wolkenhimmel. Und darunter die Städte Baar und Zug. Das Becken des Zugersees. Den Zugerberg. Die Rigi. Die Berner Alpen. Und im Vordergrund die Baarburg, diesen faszinierenden Tafelberg geringer Höhe, auf dem in der Vorgeschichte Menschen siedelten. Es gibt Orte, an denen willst du verweilen. Und schauen.

Dienstag, 8. November 2022

Altbau

Marché Patrimoine ist eine Liegenschaftsplattform, die historische Bauten an Käuferinnen und Käufer mit Sinn fürs Alte vermitteln will, beteiligt am 2020 gestarteten Projekt ist unter anderem der Schweizer Heimatschutz. Also ich wäre interessiert. Ganz konkret. Und zwar am spätmittelalterlichen Blockbau im ehrwürdigen Dorfkern von Steinen, Kanton Schwyz. Wenn ich bloss die fast 1,6 Millionen Franken hätte, die das Haus kostet.

Wär was für mich! (Screenshot von marchepatrimoine.ch)