Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Sonntag, 31. März 2019

99!

Vor ein paar Jahren bekam ich ein Mail von einer Frau, die ich nicht kannte. Sie kenne einen alten Mann, schrieb mir die Frau, der sei extrem Fan meiner Kolumne und sei das ganze Leben viel gewandert und geklettert und würde mich wahnsinnig gern kennenlernen. Ich sagte natürlich ja, traf Ernst, damals deutlich über 90, ein erstes Mal und habe ihn seither immer wieder mal getroffen. Er ist ein super Typ, total gut in Form mit einem vifen Gedächtnis; er kennt alle Berge, und wenn ich ihm erzähle, wo ich grad gewandert bin, weiss er Bescheid mit allen Routendetails. Weil seine Frau eine Welsche war, redet er gern Französisch, auch da finden wir uns, c'est charmant. Heute fahre ich nach Kägiswil bei Sarnen zum Geburtstagsfest. Ernst wird 99.
Gestern gabs eine sehr schöne Wanderung im Oberwallis. Hier ein Foto,
aufgenommen im Aufstieg von Gampel nach Jeizinen. Mehr morgen.

Samstag, 30. März 2019

Wonne und Grimm

Dass es zwei Appenzell gibt, hat mit der Frage der Konfession zu tun, im Reformationsjahrhundert kam es zur Spaltung, das äussere Land wurde reformiert, das innere verharrte im alten Glauben Das Kloster Wonnenstein liegt im Mittelland in der Gemeinde Teufen, Kanton Ausserrhoden. Weil ein Kloster aber bekanntlich eine katholische Einrichtung ist, bildet Wonnenstein eine Innerrhoder Exklave. Sein Pendant ist im ausserrhodischen Vorderland das Kloster Grimmenstein, auch dieses ist eine Exklave und gehört zu Innerrhoden. So weit mein heutiger Beitrag zur politischen Geografie der Schweiz. Jetzt muss ich los - heute gehts ins Wallis.
Wonnenstein AI in AR.

Freitag, 29. März 2019

Surfen in Regensdorf

Das waren noch Zeiten! Regensdorf im Jahre 1923 in einer Lufaufnahme
von Walter Mittelholzer.  (ETH-Biblothek/ Wikicommons)
Acht Hektaren gross ist das Areal, es gäbe einen Biketrack, eine Skateboardanlage, einen Barfussweg, einen Streichelzoo und natürlich das obligate Biotop. Im Zentrum des Projekts steht etwas anderes: ein künstlicher Kleinsee, 250 Meter lang und 80 Meter breit. Per Generator würden auf ihm Wellen erzeugt. Das Ganze nennt sich "Surfpark" und ist in Regensdorf ZH geplant. Diese Woche sagten mehr als 1100 Leute an der Gemeindeversammlung Ja zur Änderung des Zonenplans. Im Dezember wird dasselbe Gremium über den Gestaltungsplan entscheiden. Dies wäre europaweit einer der ersten Surfparks. Muss Widmer an dieser Stelle seinen Senf dazugeben? Nun: Regensdorf ist so zersiedelt und Teil der Agglo von Zürich, dass eine Anlage mit vorgesehenen 225 000 Eintritten pro Jahr auch nicht gross ins Gewicht fällt. Und wenn die Anlage dazu dient, naturnähere Gegenden zu entlasten - why not?

Donnerstag, 28. März 2019

Schleichwegli und Halbgeheimpfade

Die Neuerscheinung aus dem AT Verlag
beschreibt in 59 Routen 80 Gipfel
1968 erschienen die "Zürcher Hausberge" von Walter Pause und Hanns Schlüter, sie wurden zum Longseller. Nun gibt es wieder ein Buch dieses Namens, eine völlig andere Ausgabe mit einer abweichenden Auswahl von Gipfeln. Diesen ist eines gemeinsam: Sie sind mit dem öffentlichen Verkehr als Tagestour ab Zürich machbar. Was mir an den neuen "Zürcher Hausbergen" von Remo Kundert und Marco Volken gefällt, sind zum einen die vielen unglaublich starken Fotos. Zum anderen fällt mir auf, dass mit grossem Einsatz und mit Präzision gearbeitet wurde. So ist das schon im ersten von 59 Routen-Beiträgen, in dem es um Zürichs Uetliberg geht. Auch Halbgeheimpfade und abenteuerliche Schleichwegli am Uetli sind aufgeführt: der Linderweg etwa, der Trampelpfad Ost, das Coiffeurwegli oder der Rossweidlieggweg. Witzige Koinzidenz: Zwei Tage, bevor das Buch am Montag bei mir ankam, besprachen wir am Samstag im Wandergrüppli, dass wir demnächst am Uetliberg wildwandern wollen. Bei trockenem Wetter. Jetzt haben wir dafür die perfekte Dokumentation.

Mittwoch, 27. März 2019

Aufladen nach Baldegger Art

Im Ausflugs-Restaurant Baldegg nah Baden bringen sie dem Gast diese Coci-Attrappe, wenn er sich erkundigt, wo er sein Handy aufladen könnte. Noch stilvoller wäre eine Weinflasche als Ladegerät.

Dienstag, 26. März 2019

Der Schneedieb von der Schwammhöhe

Im Angesicht des Vorder Glärnisch: Wir 15 Minuten nach Wanderstart.
Der Klöntalersee von der Schwammhöhe aus.
Die Schwammhöhe 200 Meter über der Ostspitze des Klöntalersees war noch dicht bepackt mit Schnee, als wir sie am Samstag von Glarus via Grüt, Wildenberg, Sackrain, Stotzigen (allerdings!), Vorder Sackberg bestiegen. Der Blick von der Terrasse des - noch geschlossenen - Restaurants auf den See war mehr als genug Entschädigung für das Keuchen und Stapfen. Eine halbe Stunde später sassen wir im Restaurant Rhodannenberg am See und assen, schon wieder eine Belohnung. Dreieinhalb Stunden hatten wir bis hierhin gebraucht; das Ambiente war nun vollends winterlich mit dem teilweise noch vereisten See. Es kam der zweite Teil der Wanderung, und der war noch viel anstrengender, auch wenn es abwärts ging. Das Tobel des Löntsch war bis hinab auf gut 600 Meter vom Schnee verschüttet, wir mussten Rutschkegel (gefrorenen Dreck und Schnee) umgehen, gestürzte Bäume überklettern und gut aufpassen, wo wir in dem löchrigen Pfad hintraten. Aber auch das machte Spass, wir fühlten uns wie Helden, als wir heil und lebendig in Riedern anlangten. Letzter Ausdruck unseres Heroismus an diesem Tag der blitzenden Sonne war dann die Besteigung des Bergli, eines Gupfs mit Restaurant, wo man den Kantonshauptort Glarus zu Füssen hat. Am Bahnhof Glarus hatten wir das Gefühl, nicht 5 1/2, sondern 7 1/2 Stunden gewandert zu sein. Nun noch ein Letztes: Auf der Schwammhöhe sahen wir einen Offroader mit Zürcher Nummernschild. Der Mann war mit seiner Familie auf dem geräumten Strässchen hinaufgefahren. Nun lud er einen riesigen Schneebrocken in den Kofferraum. Mysteriös! Was wollte der mit dem Brocken? Und ist das nicht Diebstahl? Wir rätselten ausgiebig.
Im Tobel des Löntsch, ziemlich weit unten.
Urbaner wird das Glarnerland nicht: Glarus-City vom Bergli aus.

Montag, 25. März 2019

Glarner Trio

Die drei Flüsse, um die es im Sonntagsrätsel ging, sind: der Sernf und der Löntsch (eigentlich eher ein Bach) sowie die Linth, in die sie beide münden. Zum Rätsel inspiriert hatte mich eine Rundwanderung, die wir am Samstag machten: von Glarus hinauf zum Klöntalersee und wieder hinab, wobei wir abwärts dem Löntsch folgten. Mehr darüber morgen. Hier vorerst bloss drei Impressionen vom See. Er wird vom Kraftwerk am Löntsch der Axpo kontrolliert und ist derzeit stark abgesenkt. Der zu Tage tretende verschlickte, freilich weitgehend von Schnee und Eis bedeckte Seegrund war ein reizvoller Anblick, es ergaben sich Fotos, die wie gemalt wirken und ins Abstrakte tendieren. Auf den nunmehr zugänglichen Flächen spazierten Leute, was mir unheimlich vorkam.

Die Leute, die sich mit der richtigen Lösung meldeten: Andrea Tonella (um 5 Uhr 32). Marianne Jeker. Pius Amrein. Christa Stalder. Dieter Mossbrucker. Monika Schlatter. Giselle Weiss. Stefan Brauchli. Benno Scherrer. Wolf-Dieter Deuschle.

Sonntag, 24. März 2019

Das Wasserrätsel

Ein Schweizer Fluss mündet in einen Schweizer Fluss. Beider Namen sind fünfbuchstabig und enthalten jeweils nur einen Vokal. In einen der zwei Flüsse mündet ein Dritter, der hat gar auf sieben Buchstaben nur einen (umgelauteten) Vokal. Wie heissen die drei Flüsse? Die Lösung gern an widmerwandertweiter@yahoo.de - schönen Sonntag!

Samstag, 23. März 2019

Winters Rückzug

Heute geht es zum Klöntalersee. Das Hotel-Restaurant Rhodannenberg an der östlichen Seespitze hat eine Webcam. Seit Tagen mache ich mir einen Spass daraus zu verfolgen, wie in dem Gebirgsschlitz der Winter Meter um Meter weichen muss. Hier zwei Webcam-Aufnahmen zum Vergleich, die obere stammt vom Dienstag, die untere von gestern Freitag. Der Frühling kommt voran. Langsam zwar, aber doch.

Freitag, 22. März 2019

Weinlandwandern

Das Weinland bei Truttikon.
(Adrian Michael/ Wikicommons)
Das Zürcher Weinland ist meiner Meinung nach eine der schönsten Schweizer Landschaften. Jetzt gibt es eine neue Broschüre mit acht Wein-Wanderwegen im Weinland, die vor Ort allesamt beschildert sind. Wer den Worrenberg, Schloss Guntalingen, die Husemerseen, den Anderbach und vieles andere kennenlernen will, besorgt sich die Broschüre. Sie ist gratis und bei Pro Weinland erhältlich. Ah ja, noch dies, die Wege sind für Familien, auch für die mit Kinderwagen, geeignet.

Donnerstag, 21. März 2019

Das Unterwalliser Pfund

Die alte Münzprägestätte von Saint-Maurice (Bildmitte).
Reden wir von einer bestimmten Brotsorte, die es nur im Oberengadiner Nobelort gibt, wenn wir "St. Moritzer Pfund" sagen? Aber nein. "St. Moritz" ist auch der verblasste deutsche Name von Saint-Maurice im Unterwallis. Dort ist die Münzprägestätte erhalten, die bis circa 1850 eine im Wallis gängige Münze prägte. Das St. Moritzer Pfund.

Mittwoch, 20. März 2019

Ossobuco-Voodoo

Schon ein bisschen unheimlich. Als wir kürzlich von Süden her auf Curio zuwanderten, kamen wir, noch etwas ausserhalb des Dorfes, bei Bruciate an einem verlotterten Anwesen im Wald vorbei, dessen Besitzer mit einem Totenschädel-Plakat warnt, man solle sich vor seinem Hund in Acht nehmen. Und in den Bäumen hängen Mobiles aus Hohlknochen, die bei Wind sicher schauerliche Klappergeräusche machen - Ossobuco-Voodoo im Malcantone.

Dienstag, 19. März 2019

Per Bahn von Treisbruck nach Luino

Ponte Tresa (rechts) und Luino (links) waren bis 1944 per Bahn verbunden.
(Screenshot OpenStreetMap)
Die Tresa entspringt bei Ponte Tresa dem Luganersee und fliesst hinüber zum Lago Maggiore. Auf gut der Hälfte ihrer 15 Kilometer bildet sie die Grenze zu Italien. Einst verkehrte an der Tresa ein Züglein, Schmalspur, das die beiden Seen verband. Die Vorgeschichte: Nach der Eröffnung des Gotthardtunnels 1882 grassierte in der Region das Bahnfieber. Man entwickelte die Idee, die grossen drei Seen (die beiden genannten plus den Comersee) per Zug zu verknüpfen. 1885 startete die Bahn von Ponte Tresa nach Luino, die freilich die einzige realisierte des grossen Entwurfs blieb. 1944 stellte man ihren Betrieb bis auf den auf einem kleinen Abschnitt ein, wegen kriegsbedinger Schäden und weil der Unterhalt im Krieg ausgeblieben war. 1948 war ganz Schluss.

PS: Ponte Tresa trägt den - nicht mehr gebräuchlichen - deutschen Namen "Treisbruck".

Montag, 18. März 2019

Ein Samstag im Malcantone

Ponte Tresa, Wanderstart.
Bluescht.
Der Luganersee vom Monte Mondini. Links halb hinten der Monte Brè.
Was für ein Kontrast! Heute morgen haben wir in Zollikerberg drei Grad. Am Samstag nachmittag im südlichen Tessin gab es hingegen 24 Grad. Unsere Route war apart und anstrengend mit je 850 Höhenmetern auf- und abwärts. Von Ponte Tresa stiegen wir auf zum Monte Rocchetta und weiter zum Monte Mondini, der uns den Blick ins innere Malcantone ebenso schenkte wie den auf den vielarmigen Luganersee und den Lago Maggiore etwas weiter weg. Dann Abstieg auf einem nicht signalisierten und am Anfang kaum auszumachenden steilen Indianerpfad ins wundersam verwinkelte und verschachtelte Curio. Dort gabs Zmittag in der Dorfbeiz, die glücklicherweise offen hatte: Kalbsbraten mit Kartoffelstampf. Und Wein. Und das war erst die Hälfte der Route (nun, etwas mehr). Nach dem Essen kam das wilde Tobel der Magliasina, auf der anderen Seite gingen wir nicht ganz hinauf bis Iseo, sondern zweigten nach Süden ab auf einen herrlich horizontal durch den Wald sich ziehenden, bald nach Osten drehenden Höhenweg. Der letzte Akt dann: Villengucken den Hang von Vernate hinab durch die Palmen nach Magliaso, wo die Wanderung bei der Station Magliaso Paese endete. Das war toll. Das Malcantone wächst mir immer mehr ans Herz.
Das Göfli von Curio.
Curio, im Dorfkern.
Das Tobel der Magliasina ist wild, man muss aufpassen.

Sonntag, 17. März 2019

Turm und Sturm

Der Baldegger Wasserturm. (Foto: Tschubby/ Wikicommons)
Auf der Baldegg, auf dem Plateau über der Stadt Baden, steht ein Wasserturm. Man kann den Betonbau aus dem Jahr 1985 besteigen, 38 Meter hoch ist er, oben hat man einen wunderbaren Rundblick inklusive Schwarzwald und Alpen. So las ich es in der Wikipedia. Vor acht Tagen kehrten wir im Restaurant Baldegg ein. Als wir das Lokal wieder verliessen, sahen wir in 200 Metern Entfernung den Turm. Wir waren so doof, nicht hinzugehen, irgendwie merkten wir nicht, dass es sich um eine Attraktion handelt, um einen besteigbaren Turm eben. Vielleicht war auch der Sturm schuld, der uns ablenkte und betäubte. Schade.

Samstag, 16. März 2019

Bäcker Widmer

Das Brot. Mein Brot. Pfundig.
Der Teig liess sich schamlos gehen.
Manchmal habe ich so Kurzfrist-Obsessiönli. Das neuste: Seit einigen Wochen dachte ich dauernd daran, dass ich endlich einmal ein eigenes Brot backen will. Einfach so. Muss man doch können. Und nun habe ich es getan und muss sagen: Mein erstes Brot schmeckt fantastisch. Es handelt sich um einen Pfünder, halb Weissmehl und halb Vollkornmehl. Weil ich den Teiglaib mit Eigelb bestrich, sieht das Brot ein wenig nach Maisbrot aus. Jeder Bissen macht mir einzeln Freude, ich will möglichst bald wieder so eine Kreatur in den Ofen schieben.

Freitag, 15. März 2019

Signora Marisa

Im jungen Frühling packt mich stets die Lust, die eine oder andere Tour auszutüfteln. Gern würde ich zum Beispiel im Mai oder Juni im Morobbiatal wandern, das bei Giubiasco ostwärts abzweigt. Leider ist der öffentliche Verkehr ins Tal mies. Und also kam ich auf die Idee, man könnte dort ja übernachten. Als allererstes fand ich im Internet das Hotel Morobbia vor, das aber leider in Camorino bei Giubiasco liegt, also nicht wirklich im Tal. Hübsch fand ich den Eintrag im Telefonbuch. Unter "Öffnungszeiten" ist nämlich launig vermerkt, ich übersetze ins Deutsch: "Das hängt von der Signora Marisa ab." Ich nehme an, es handelt sich um die Chefin.

Donnerstag, 14. März 2019

Nicht die kleinste Reaktion

Spruch auf der Homepage von Regionalbus Lenzburg.
Immer wieder mal passiert es mir durch die Jahre, dass ein Unternehmen oder eine öffentliche Institution nicht antwortet. Von der Gemeinde Hindelbank bekam ich nie eine Antwort auf einen Brief, in dem ich zu einem bestimmten Ort der Gemeinde Information erbat - nicht die kleinste Reaktion. Dito, als ich beim Verkehrsverein Wägital freundlich anregte, ob man nicht den Bus vom Bahnhof Siebnen-Wangen hinauf nach Innerthal bis zur Südspitze des Wägitalersees verlängern könnte, was Wanderer zu schätzen wüssten - nicht die kleinste Reaktion. Letzte Woche nun schrieb ich an Regionalbus Lenzburg. Die Sache war nämlich die: Nachdem ich an einer geführten Besichtigung der Sammlung von Museum Aargau teilgenommen hatte (Eintrag von gestern), wartete ich bei der Haltestelle "Egliswil, Industrie" auf den Bus retour Richtung Seon und Lenzburg. Die Haltestelle ist schlecht beleuchtet, weshalb man eine Lampe einschalten kann. Tat ich und stand schön im Licht. Der Bus kam pünktlich um 20 Uhr 01. Und fuhr vorbei. Der Fahrer hatte wohl nicht erwartet, dass an diesem Ort jemand einsteigen würde. Ich lief dann der trottoirlosen Raserstrasse entlang nach Seon, das war gefährlich. Am nächsten Tag reklamierte ich bei Regionalbus Lenzburg, dem zuständigen Transportunternehmen, und bat um eine Rückmeldung. Und was kam? Nichts. Nicht die kleinste Reaktion.

Mittwoch, 13. März 2019

Kindermumie und Bügeleisen

Ich sah: alte Globen, alte Wiegen, alte Stühle, Tische, Kommoden und Schränke, alte Ballroben, alte Strohhüte, alte Bügeleisen, einen riesigen ausgestopften Bisonkopf samt Schultern und Hörnern, eine Kindermumie, alte Kinderbücher, einen alten Lehrlingsbrief, alte Siegel, alte Lampen, alte Rüstungen, alte Hellebarden, alte Säbel, alte orientalische Krummsäbel, alte Samuraischwerter, alte Foltergeräte, alte Textilien, alte Laternen, alte Feuerkessel, alte WC-Schüsseln, alte Marktwaagen, alte Wagenräder. Und und und. Wo das? In der Gewerbe- und Industriezone von Egliswil, das in der Nähe von Seon liegt. Dort unterhält Museum Aargau, ein Zusammenschluss von Schlössern, anderen historischen Stätten und Ausstellungsorten des Kantons, in einer grossen Halle seine Sammlung. Was die Objekte verbindet: Sie stammen alle aus dem Aargau oder haben mindestens zu diesem einen starken Bezug. Gestern vor einer Woche war ich an einer öffentlichen Führung durch die "Schatzkammer", wie es in der Ausschreibung hiess. Zum Teil fühlte ich mich aber auch wie in einem Brocki. Die nächste Führung ist am 2. April.

Dienstag, 12. März 2019

Kurioses aus Graubünden

Ich habe eine (1) Wohnung und einen (1) Wohnsitz. Darf ich mich also selbst als in Zollikerberg "erstheimisch" bezeichnen? Ich gehe davon aus, nachdem ich gestern in Bad Ragaz in einem Restaurant die "Südostschweiz" gelesen habe. Dort sah ich einen Artikel über Zweitwohnungsbesitzer. "Zweitheimische" nennt sie die Zeitung. Seltsames Wort. Aber okay. Nachdem ich letzte Woche im Radio das Partizip-Substantiv-Mischding "Sexarbeitende" gehört habe, wundert mich kein wirrer Neologismus mehr. Und natürlich gebe ich zu, dass ich auch gern in Graubünden zweitheimisch wäre.

Montag, 11. März 2019

Aargau immer wieder gut

Blick auf Limmat (r.) und Aare vom Gebenstorfer Horn.
Hinten die Dampffahne des AKWs Leibstadt.
Die Lägern von der Baldegg aus. Bald ist der Wald wieder grün.
An der Reuss zwischen Birmenstorf und Windisch.

Mutter und Kind.
Wundervoll, die erlebte Geografie im Blick vom Gebenstorfer Horn auf das Wasserschloss der Schweiz, genauer gesagt die Limmat, die der Aare zuströmt. Am Samstag waren wir oben im Rahmen einer fünfstündigen Route: Brugg - Aareufer - Gebenstorf - Horn - Chörnlisberg - Baldegg - Petersberg - Birmenstorf - Weg am linken Reussufer - Windisch -Brugg. Die Route bereitete dem Grüppli von zehn Leuten viel Spass. Ein wenig Abenteuerfeeling kam zeitweise dazu: Nach dem sehr guten Zmittag im grossen Ausflugsrestaurant auf der Baldegg wanderten wir Richtung Birmenstorf durch einen Sturm, dessen Böen uns brutal bremsten, während wir vorwärtszukommen versuchten. Nun, wir widerstanden. Herrlich dann das Stück am unverbauten, unverstrassten Ufer der Reuss. Nett war der Regen, der sich zurückhielt und erst einsetzte, als wir schon Windisch durchquerten. Fazit: Aargau immer wieder gut.

Sonntag, 10. März 2019

Es ist die Cime de l'Est

Am Mittwoch, als ich Saint-Maurice besichtigte, fiel mir gleich als erstes der gewaltige Gipfel auf, der sich im Südwesten über dem Ort erhebt und Matterhorn spielt. Ich fragte einen Mann meines Alters, ob er sich auskenne - und welcher Gipfel das sei? Der Mann sagte, er sei in Saint-Maurice aufgewachsen, jawohl. Aber was das für ein Zacken sei: keine Ahnung! Ich erkundigte mich im Tourismusbüro und erfuhr, dass es sich um die Cime de l'Est handelt, 3178 Meter hoch. Sie gehört zu den Dents du Midi, einer Kette, die auf der kurzen Strecke von zwei Kilometern sieben markante Gipfel bildet, die alle etwa gleich hoch sind. Schöne Sache, ich mag es, Berge zu kennen. Wenn ich irgendwo wieder vorbeikomme und einen solchen Berg kenne, fühle ich mich gleich daheim.

Samstag, 9. März 2019

Bald kommt mein neues Buch

Einer von 101: der Achistein in Innertkirchen BE. (Foto: Widmer)
Mein Verlag hat diese Woche eine Ankündigung herausgeben, und also ist es Zeit, dass ich es auch an dieser Stelle erzähle: Im April kommt von mir ein neues Buch, derzeit bin ich grad an den letzten Korrekturen. "Hundertundein Stein" heisst das Ding. Es versteht sich als Ausflugsbuch und stellt grosse Brocken überall in der Schweiz vor, den Sasso del Diavolo im Tessin, die Pierre Sauvage im Unterwallis, die Fille de Mai im Jura, den Menhir von Neuhaus im Kanton St. Gallen. Um Steine geht es, die in der Regel einen Namen tragen. Um Steine, die eine Geschichte haben oder um die sich Geschichten ranken. 2018 war für mich ein enorm anstrengendes, aber auch abenteuerliches Jahr, meine ganze freie Zeit ging für die Exkursionen zu den Steinen drauf, es war, neudeutsch gesprochen, heavy; mal stand ich knapp vor dem Erfrierungstod und mal knapp vor dem Hitzekollaps, die Zugfahrten und Wege waren lang. Und jetzt ist es also bald vollbracht - ein tolles Gefühl.
Zwei Dinge noch, die beide in der Pressemitteilung stehen:
  1. Im Buch sind ausgewählte Steine bebildert. Die Fotos stammen von Georg Aerni, einem Fotokünstler vor allem auf dem Gebiet der Architektur.
  2. Vernissage ist am 12. Juni im Kaufleuten in Zürich. Moderieren und Fragen stellen wird meine geschätzte Ex-Kollegin, Tagi-Chefredaktorin Judith Wittwer. Ich freue mich extrem und hoffe, dass viele Leute zu dem steinigen Anlass kommen.

Freitag, 8. März 2019

Dracula kommt

Statue des Heiligen Mauritius. Er war Christ unf führte eine römische Legion.
Als seine Legion Christen töten sollte, weigerte er sich und wurde hingerichtet.

Froschwesen bei der Place de la Petite Californie d'Agaune.
Dort sind allerhand irre Skulpturen ausgestellt. "Agaunum" ist
in latinisierter Form der keltische Name von Saint-Maurice.
In Saint-Maurice blockiert ein mächtiger Kalkriegel das Tal der Rhone fast ganz, dies ist das Nadelöhr des Unterwallis. Geografie als Voraussetzung von Geschichte: Wer an diesem Ort siedelte, hatte Macht, indem er den Verkehr und Handel kontrollierte. Schon die Kelten taten es. Die Römer überrnahmen. Zu Ende der Antike dann entstand die Abtei, die heute als älteste durchgehend behauste und belebte des Abendlandes gilt. Am Mittwoch war ich wieder einmal in Saint-Maurice und genoss eine Stadtführung. Das war toll, weil ich viel sah und erfuhr, das ich nicht gewusst hatte. Ich möchte bald wieder hinreisen. Am 12. April startet im Schloss die Jahresausstellung. Das Thema heuer: Dracula.
Die Franziskaner betreiben in Saint-Maurice eine Hotel-Herberge. Die
Hauskapelle gilt als einzige Art-Déco-Kapelle der Romandie. 

Donnerstag, 7. März 2019

Erdogan?

Immer diese Verleser! Das Plakat hängt am Bahnhof Lenzburg, wo ich am Dienstag abend auf den Bus wartete. Ich las: "Erdogan schenkt Wärme."

Mittwoch, 6. März 2019

Abplanalps Tod

Müswangen LU, die Dorfkirche.
Neun Männer sitzen in dem amerikanischen B12-Bomber, der am 25. Februar 1945 München bombardieren soll. Über dem Ziel klemmen die Bombenschächte. Während die Männer am Problem arbeiten, geraten sie unter Beschuss, das Flugzeug wird schwer getroffen. Die Steuerung ist ramponiert, die zwei Kompasssysteme ebenfalls. Der Pilot steuert dorthin, wo nach seiner Einschätzung die Schweiz liegt - und um die Geschichte, die man hier nachlesen kann, kurz zu halten: Das Flugzeug, dem die Nase fehlt, macht eine Bruchlandung. Der Pilot ist tot, die anderen leben, einige sind verletzt. Ihre erste Sorge ist die: Sind wir in der Schweiz? Eine Frau ist die erste, die an der Unfallstelle eintrifft. Maria Jung heisst sie und salutiert. Die Besatzung zeigt auf den Boden, sie will wissen, so sie sich befindet. Jung sagt "Schweiz", dann "Svizzera", dann "Suisse", das dritte Wort verstehen die Amerikaner. Sie sind im Kanton Luzern. In Müswangen. In Sicherheit. Der tote Pilot wird im Schulhaus aufgebahrt und später beigesetzt. Er hiess Charles Abplanalp: ein Amerikaner mit Schweizer Wurzeln. Ich stiess auf die Kriegsbegebenheit, als ich nachlas, was in Müswangen so passiert ist; dies, nachdem wir dort kürzlich durchkamen.