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Freitag, 31. Januar 2025

Schräger Trunk


Die Brauerei Locher in Appenzell fertigt einen sehr feinen Whisky, den "Säntis Malt". Kenne ich bestens und habe stets eine Flasche der Variante Edition Dreifaltigkeit zuhause. Was ich nicht wusste: Dass dieselbe Firma auch einen Single-Malt-Whisky namens "Föhnsturm" im Angebot hat. Kürzlich war ich in Appenzell und kaufte einen. Aber nicht für mich, ich tat es im Auftrag. Zuhause stand die Flasche noch zwei Tage herum, bevor ich sie der Bestellerin auslieferte. Immer wenn ich das schräge Ding anschaute, wurde mir sturm im Kopf.

Donnerstag, 30. Januar 2025

Das letzte Drittel beginnt

So mochte ich den Winter: San Bernardino, Mitte Januar.
Der kalendarische oder auch meteorologische Winter 2024/2025 umfasst die Monate Dezember (31 Tage), Januar (31 Tage) und Februar (28 Tage). Das sind zusammen 90 Tage. Heute haben wir den 30. Januar, starten somit in das letzte Drittel. Ist das nicht eine gute Nachricht für alle, die den Winter nicht mögen? Was mich angeht: Also hier im Flachland bin ich auch kein Fan.

Mittwoch, 29. Januar 2025

Wo der Kindergartenpionier wirkte

Schloss Wartensee, hinten der Sempachersee.

Im Mittelalter hauste hier an bester Lage der Seevogt, ein hoher habsburgischer Funktionär, der den Schiffverkehr von Sursee nach Sempach überwachte. Jenes alte Schloss Wartensee wurde nach der Schlacht bei Sempach 1386 zerstört, in der die Eidgenossen die Habsburger besiegten. 1514 entstand der Bau, den wir heute vor uns haben und an dem ich am Samstag mit meinem Grüppli vorbeikam. Er gehörte zuerst einem Ratsherrn der Stadt Luzern, dann der Luzerner Patrizierfamilie Schnyder von Wartensee. 1830 öffnete im Adelsgemäuer eine Privatschule, die ein Schnyder von Wartensee mit dem deutschen Pädagogen Friedrich Fröbel führte; er war einer der Pioniere des Kindergartens. Nun, auch diese Phase endete, die Schule verschwand. Seit 1888 heisst die Besitzerfamilie Rösli. Vor gut zwanzig Jahren wurde Schloss Wartensee totalsaniert, heute sind auf dem Anwesen Künstlerwerkstätten aller Art eingerichtet.
Zu einem rechten Schloss gehört ein Schlossweiher.

PS: Nicht nur im Luzernischen, sondern auch im Kanton St. Gallen gibt es ein Schloss Wartensee. Es steht in Rorschacherberg und ist in der Gegenwart ein Hotelbetrieb.

Dienstag, 28. Januar 2025

Föhn vom Feinsten

Es zackt so schön am Horizont. (Beide Fotos: Ronja)
Am Samstag zogen wir von Werthenstein via Ruswil und über den Ruswilerberg ins Städtchen Sempach. Von der ersten Minute an war die vierstündige Unternehmung (430 Meter aufwärts, 480 abwärts) herrlich, die Sonne schien, der Föhn wirkte, mild wars, Jacken wurden ausgezogen. Die zwei mittleren Stunden der Wanderung boten uns einen uneingeschränkten Blick zum Alpenkranz und zum Jura, wir hatten das Gefühl, wir stünden – man sagt das normalerweise ja vom Himalaya – auf dem Dach der Welt. All die Gipfel am Horizont zu benennen: Damit waren wir überfordert.
Der Himmel über dem Ruswilerberg.
Am Sempachersee.

Montag, 27. Januar 2025

Fasnachtsessen

Den Kalender der Fasnacht habe ich nie wirklich begriffen. Als Auftakt gilt der Schmutzige Donnerstag, der in der Regel in den Februar fällt, machmal aber auch in den März. Wenn dann das ganze Land ausgefestet zu haben scheint, ist in Basel Morgestraich. Noch viel verwirrlicher ist, dass auch der 11. November als Starttag der Fasnacht gilt. Sei dem, wie dem sei, am Samstagnachmittag trafen wir im Bahnhof Luzern auf Unmengen von Fasnächtlerinnen und Fasnächtlern. Ein junger Mann war mit einer kleinen Freundesschar unterwegs, er trug nach Art eines Bauchladens ein Tischli mit sich herum, das hübsch gedeckt war. Schliesslich wurde auf dem Perron fünf ein Bänkli frei, das Grüppli setzte sich, der junge Mann und ein Freund assen. Fasnacht macht Spass. Wann auch immer im Jahr.

Sonntag, 26. Januar 2025

Ehetherapie

Das Gefängnis von 1570 mit zwei Zellen.
Eine Insassin?
Das Museum Appenzell im Innerrhoder Hauptort Appenzell ist reich an Trouvaillen, es gibt alles Mögliche zu sehen: ein Sortiment alter Knöpfe, historische Betten, Fotos in Schwarzweiss, Handwerksgegenstände von einst, Bauernmalerei, Sennenutensilien, erbeutete Schlachtenbanner, Foltergerät und so weiter und so fort. Vom Pharaonensarg habe ich schon erzählt. Ebenfalls faszinierten mich und meine Begleiterin bei der Visite letzten Mittwoch das an ebendiesem Ort – das Haus wurde in unserer Zeit zum Museum – in Blockbauweise gebaute Gefängnis von 1570. Es umfasst zwei Zellen, jede hat eine Sitzbank mit einem Abortloch; geheizt wurde erst ab circa 1930. Detail: Bis ins späte 17. Jahrhundert wurden verkrachte Eheleute zusammen in eine Zelle gesperrt. Essen gabs in einem gemeinsamen Teller mit nur einem Löffel. Freigelassen wurde das Paar erst, wenn es sich wieder vertrug. Ob diese Art Ehetherapie nachhaltig war?

Holz ist nicht immer heimelig.

Samstag, 25. Januar 2025

Vier gute Dinge in Appenzell

Vereister Weg und grüne Wiese: Innerrhoden im Januar.
Werbung der "Appenzeller Bahnen" bei der Station Jakobsbad.
Modernes Kruzifix kurz nach Gontenbad.
Siedwurst, wieder einmal.
(Foto: Ronja)
Die Wiesen waren grün, als ich mit Begleiterin Ronja am Mittwoch vom Jakobsbad via Gonten und Gontenbad nach Appenzell zog. Die Wege freilich, die waren zum Teil vereist, gut, konnte man fast überall zur Seite ausweichen. In Appenzell taten wir vier gute Dinge: Wir gingen erstens essen in der "Sonne", die ich seit vielen Jahren mag, wie immer gab es Siedwurst mit Chäshörnli. Zweitens schauten wir in die Pfarrkirche St. Mauritius, einen Bau, der einem – vor allem drinnen – absurd gross vorkommt. Auch in der Stephanskapelle in der Krypta waren wir, da hatte es sich ein Obdachloser oder ähnlich an der Wärme gemütlich gemacht. Drittens besuchten wir das Museum Appenzell. Und gingen dann viertens Feines einkaufen, ich besorgte mir einen Pantli mit Whisky-Aroma, natürlich verwendet der Metzger dafür Appenzeller Single Malt.
Sprachkurs am Appenzeller Barfussweg. Wir
gingen einige Zeit auf ihm. Aber nicht barfuss.

Freitag, 24. Januar 2025

Pharaonisches Innerrhoden

Im Museum Appenzell.
Appenzell ist nicht jener Ort, wo man einen Holzsarg aus dem alten Ägypten erwartet, gut 3000 Jahre alt und aufwändig bemalt. 1891 entdeckte man in Theben am Westufer des Nils 153 Särge und dazu weitere Objekte. Der ägyptische Vizekönig beschloss, ein paar der Fundstücke nach Europa zu verschenken. An die Schweiz gingen vier Särge, der damals neugegründete Historisch-Antiquarische Verein Appenzell bewarb sich und bekam 1894 einen von ihnen zugewiesen. So kommt es, dass heute im Museum Appenzell, wo ich mich diese Woche umschaute, ein Stück pharaonische Totenkultur ausgestellt ist. Mehr oder minder klar ist, wem der Sarg gehörte: einem Amun-Priester, leider ist die Mumie verschwunden.

Donnerstag, 23. Januar 2025

Der Mühledämon

Aus dem Mund kam die Kleie: drei Kleiekotzer im Basler Mühlemuseum.
Mühlen lagen oft im Abseits, am Rand eines Dorfes oder weiter draussen, in einem schmalen Tobel oder schmummrigen Bachtal. Kein Wunder, sind sie oft mit Gespenstergeschichten verbunden. Auf diese Unheimlichkeit der Mühle spielte der Brauch an, jenen Trichter, aus dem während des Mahlens die vom Mehl getrennte Kleie ausgespien wurde, in Form einer Fratze zu gestalten. Der von Menschenhand geschaffene, geschnitzte Dämon würde andere, bösere Geistwesen fernhalten, meinte man; er wurde "Kleiekotzer" genannt. Im Mühlemuseum in den Merian-Gärten in Basel sah ich letzten Sonntag eine Handvoll Kleiekotzer und amüsierte mich über das mir völlig neue Wort.

Mittwoch, 22. Januar 2025

Explosiver Name

Wanderwegweiser beim Standort Sprenglinde.
Sträflicherweise habe ich den markanten Baum auf Gebiet der Oberaargauer Gemeinde Graben BE unweit von Stadönz nicht fotografiert, als ich vor Wochen vorbeikam. Zeigen kann ich hier immerhin den Wegweiser mit der Standortbezeichnung "Sprenglinde". Dieser wird auf den Wanderwegweisern rundum als Ziel angekündigt, findet sich aber nicht auf der Landeskarte, auf ihr steht "Schafrain". Wir rätselten, als wir von Herzogenbuchsee nach Langenthal wanderten, was wohl eine Sprenglinde ist. Der gesprengte Rest einer Linde? Klingt rabiat. In Tat und Wahrheit stand hier eine Baumschule, der Betrieb gehörte der Familie Spreng. Geblieben ist von ihm bloss die – 1976 gepflanzte – Linde. Sie steht an einem aussichtsreichen Ort, über der nahen Aare und unweit des ersten Jurariegels. Explosiv ist die Sache nicht. Aber interessant, oder?

Dienstag, 21. Januar 2025

Huggenbergers Stein

Der Hügel mit der Huggenberger-Gedenkstätte.
Der Gedenkstein, hinten links das Dörfchen Bewangen.
Die Tafel auf dem Stein ist wortkarg.
Vorletzten Samstag durchquerten wir auf dem Weg von Elgg nach Frauenfeld Bewangen. Der Hügel oberhalb des Dörfchens bietet erstens eine prachtvolle Aussicht, ist zweitens mit einer grosszügig langen Sitzbank dotiert und dient drittens als Gedenkstätte. Ein Stein erinnert an Alfred Huggenberger, geboren 1867 in Bewangen ZH, gestorben 1960 in Diessenhofen TG. Kennt ihn jemand? Ein Artikel im "Tages-Anzeiger" griff 2013 ein ein Jahr zuvor erschienenes Buch auf. Den Bericht zweier Experten, die Huggenbergers Leben und Werk analysiert hatten. Der Schreiber des Zeitungsartikels folgerte aufgrund des Berichtes, dass Huggenberger "zu Recht vergessen" sei. Wer war der Mann also? Ein Schriftsteller, Theaterautor, Gedichteverfasser. Er schrieb im Dialekt und auf Hochdeutsch, wurde auch in Deutschland beachtet, sah seine Texte in Schulbüchern gedruckt, bestritt unzählige Lesungen im In- und Ausland. Leider ist auch dies zu überliefern: Huggenberger trat schon 1933 der Reichsschrifttumskammer bei, gegründet von Joseph Goebbels. Auch in einer anderen Nazi-Vereinigung tat er mit. Und wenn man dem erwähnten Bericht folgt, war mindestens einer der Romane Huggenbergers vom Blut-und-Boden-Gedankengut geprägt, für das er schwärmte. Reue zeigte Huggenberger nach dem Krieg nicht. "Der Hunger nach Anerkennung machte ihn blind und kalt vor den Opfern", schreiben die Bericht-Autoren. Beim Gedenkstein ist von alledem nichts zu erfahren.

Montag, 20. Januar 2025

Bernhardin und Bernhard

Bernhardin von Siena auf einem
Gemälde des Kroaten Giorgio
Schiavone aus dem 15. Jh.
(Wikicommons)
Als im Jahr 1400 in Siena die Pest ausbricht, begibt sich der 20-jährige Bernardino degli Albizzeschi in Todesgefahr, er pflegt Kranke. Zwei Jahre später tritt er dem Franziskanerorden bei; er gehört in diesem Orden zur radikal die Armut als Lebensideal betonenden Fraktion. Bernhardin von Siena, wie wir ihn auf Deutsch nennen, wird Priester, lebt zwischenzeitlich aber auch als Eremit, zieht später mit seinen Anhängern mittellos von Stadt zu Stadt. Soweit in Kürze die Biografie dieses Heiligen, dem um das Jahr 1450 in Südbünden auf einem Pass eine Kirche gewidmet wurde; der Ort, an dem dies geschah, heisst seither "San Bernardino". Die Kirche, siehe Eintrag von gestern, gibt es noch heute.

PS: Die Namen der Pässe Grosser und Kleiner St. Bernhard gehen auf einen anderen Heiligen zurück, einen Franzosen, der mal Bernhard von Aosta und mal Bernhard von Menthon genannt wird. Dieser Bernhard  soll zur Mitte des 11. Jahrhunderts auf dem Grossen St. Bernhard die Herberge gegründet haben. Das Hospiz, das es bis heute gibt.

Sonntag, 19. Januar 2025

Eine Kirche spielt Mailand

San Bernardinos zwei Dorfkirchen: die ältere (hinten) und die neuere.
In der Chiesa Rotonda.
Der Passort San Bernardino, der italienischsprachigen Talschaft des Misox zugehörig, hat zwei Kirchen. Die alte steht etwas oberhalb, wird nicht mehr benutzt und ist verschlossen. Klein ist dieses frühere Gotteshaus "San Bernardino e Sebastiano", das um 1450 gebaut wurde. Gross hingegen, fast schon monumental, und imposant allein durch ihre Kuppel ist die "Chiesa Rotonda" (runde Kirche) an der Dorfstrasse. Auch sie ist die meiste Zeit verschlossen. Aber es gibt Ausnahmen, ab und zu finden in ihr Messen statt. Oder Konzerte. Die Akustik im Inneren ist in der Tat fantastisch, stellten wir am Donnerstag fest, als wir sie besichtigten – jeder Ton hallte lange nach. Dies ist eine Kirche im neoklassizistischen Stil. 1897 wurde sie eingeweiht, nachdem die Bauarbeiten wegen Geldmangels zwischenzeitlich für zehn Jahre eingestellt worden waren. Wenn man vor ihr steht, staunt man über die Dimensionen, 27 Meter hoch ist der Rundbau bei einem Basis-Durchmesser von 19 Metern. Viel zu massiv eigentlich für das kleine Dorf. Es gibt eine Erklärung: Die "Chiesa Rotonda" spielt Mailand, sie ist der dortigen Kirche San Carlo al Corso nachempfunden.
Die Chiesa Rotonda ist ein bisschen sehr gross, gemessen an ihrem dörflichen Ambiente.

Samstag, 18. Januar 2025

San Be, du fehlst mir bereits

Der kleine See Lagh de Pian Doss in San Bernardino.
Auf der Alpe Pian Doss posierte das junge Personal netterweise für ein Foti.
Gestern, auf der knapp zweieinhalbstündigen Rundwanderung ab San Bernardino mit den Stationen Alpe Pian Doss und Pian Cales, bekam ich gefühlt mehr Sonne ab als zuvor in all den Wintertagen seit dem 1. Dezember. Herrlich war dieser Freitag. Vorerst, denn am Nachmittag reisten wir, der Fotograf und ich, heim nach Zürich. Dort empfing uns ein grausliges Grau. Ich vermisse dich bereits, San Be*.

* So nennen die italienischsprachigen Leute San Bernardino. Wir sagen ja auch "Wädi" für Wädenswil.

 
Zwischen der Alpe Pian Doss und Pian Cales.
Der Winterwanderweg war in perfektem Zustand.

Im Abstieg von Pian Cales nach San Bernardino.

Freitag, 17. Januar 2025

Wir waren nur halb oben

Am Tag unserer Anreise, am Mittwoch, war das Wetter in San Bernardino durchzogen: ein bisschen Sonne, viele Wolken. Ungenügendes Fotolicht – das Ziel ist nämlich, vor Ort eine Zeitschriftenreportage zu realisieren, und die funktioniert ohne splendide Fotos nicht. Gestern Donnerstag wurde alles gut. Wir hatten Sonne. Uneingeschränkt. Von Morgen bis Abend. Um halb zehn montierten wir die Schneeschuhe, zogen zu viert los vom Dorf Richtung San-Bernardino-Pass. Für dieses Ziel muss man hin und zurück mit circa fünf Stunden rechnen. Unsereins kam nur bis zum Ponte Nev, einer kleinen Brücke über die junge Moesa, dort kehrten wir um. Das hat nichts mit mangelnder Fitness oder Faulheit zu tun, sondern damit, dass wir, ein Führer, die Kommunikationsfrau vom örtlichen Tourismus und ich, immer wieder stoppten, um für den Fotografen zu posieren oder uns nach seinen Anweisungen zu bewegen. Auch die Drohne lancierte der Fotograf zwischendurch. Alles fürs gute Bild. Ein Problem war unser Stottermodus keineswegs. Bei dem strahlenden Wetter war es nicht nur herrlich, auf der verschneiten Passstrasse zu gehen. Ebenso schön fanden wir es, auf ihr zu stehen.

Donnerstag, 16. Januar 2025

San Bernardino bewegt sich

Die historische Acuforta-Trinkhalle (r.) in San Bernardino.
Der öffentliche Mineralbrunnen.
Einer der Ursprünge des Tourismus im Bündner Passdorf San Bernardino, das zum Misox gehört, weshalb man hier Italienisch spricht – einer dieser Ursprünge sind die Mineralquellen. Eine heisst "Acuforta", ihr Wasser ist dank einem kleinen Brunnen probierbar. Seit gestern bin ich vor Ort und habe das Wasser natürlich getestet. Es schmeckt extrem eisenhaltig, nicht von ungefähr sind die Felsen rundum von einer Art Rostschicht überzogen. Um 1830 liess ein reicher Mailänder eine Trinkhalle bauen. Das Acuforta-Gebäude in seiner heutigen Form geht auf eine Renovation von 1934 zurück; derzeit ist es nicht zugänglich. "Derzeit" ist prinzipiell das beste Adjektiv, um San Bernardinos Gegenwart zu beschreiben, vieles wird sich bald ändern. Der zuletzt ziemlich heruntergekommene Ort hat einen Investor gefunden, den Tessiner Stefano Artioli, der laut Zeitungsberichten 300 Millionen Franken aufwerfen bzw. auftreiben will, um aus San Bernardino eine moderne Sommer- und Winterdestination zu machen. Das wird viele Jahre lang dauern, hat aber schon begonnen, wie ich nach meiner Ankunft schnell feststellte: Bereits ist einiges renoviert. Weiteres ist programmiert, unter anderem soll San Bernardino ein Fünf-Sterne-Hotel mit Thermalbad bekommen. Gutes Wasser gibt es hier jedenfalls genug.
San Bernardinos Abenteuerpark. Nicht gut zu sehen
ist hinten links die Eisfläche zum Schlittschuhlaufen.
Der hübsche Berg ist der Pan de Zucher, 2601 Meter.

Mittwoch, 15. Januar 2025

Die Pizzawanderung

Pastellfarbener Januar zwischen Elgg und der Zünikerhalden.
Das einzige Schneeli, das wir sahen.
Ankunft in Frauenfeld: Schloss, Schlossmühlesteg und Murg.
Eine schöne Wanderung mittlerer Länge, die wir letzten Samstag machten: von Elgg ZH via Zünikon (man kommt nicht ganz ins Dorf), Oberschneit, Bewangen, Gerlikon und das Hungersbühl nach Frauenfeld, Hauptort des Thurgaus. In sanft gewelltem Land ist man unterwegs, geht immer wieder mal ein bisschen aufwärts und ein bisschen abwärts, sieht Äcker und kommt durch Wälder, bis sich kurz vor dem Ziel die Murg zeigt. Die ist für mich und mein Grüppli sozusagen eine alte Freundin; wir folgten ihr letztes Jahr, als wir jakobswanderten, von Münchwilen zum Kloster Fischingen. Beim Schlossmühlesteg gelangten wir auf die andere Seite des Flüsschens, hatten nun direkt vor uns Schloss Frauenfeld. Haben wir es besucht? Nein. Wir waren dreieinhalb Stunden unterwegs gewesen und hatten grosse Lust auf Pizza. Die bekamen wir im "Molino" in der Nähe des Bahnhofs Frauenfeld, das Restaurant ist in der alten Post einquartiert und bietet auch am Nachmittag warme Gerichte an. Die Samstagsunternehmung endete mit einer grandiosen Pizza San Daniele.
Meine Pizza (vorne) im "Molino" in Frauenfeld in der ehemaligen Post.

Dienstag, 14. Januar 2025

Wasserverschwendung à la SBB

Im Hygienecenter der SBB im HB Zürich.
Heutzutage nennt man eine solche Anlage "Hygiene-Center". Diejenige im Zwischengeschoss im HB Zürich ist hell und sauber, was ich zu schätzen weiss. Seltsam ist allerdings das Spülwasserregime. Wie mir mehrmals berichtet wurde – mittlerweile habe ich mir das selber angeschaut –, ist die mit einem optischen Sensor gesteuerte Spülung in den Kabinen sozusagen auf hysterisch justiert. Wenn sich der Kunde oder die Kundin im Kabäuschen auch nur ein bisschen bewegt, spült es; pro Besuch kommt das manchmal drei, vier, fünf Mal vor; es beginnt schon, wenn man eintritt. Pure Wasserverschwendung. Nötig wäre sie nicht, die Zürcher Bahnhof-WCs sind auch mit jenem guten alten Knopf ausgestattet, den man drückt, worauf es spült. Einmal.

Montag, 13. Januar 2025

Ein grosser Name

Im Saurer-Museum in Arbon TG.
Nutzfahrzeuge werden bei Saurer in Arbon am Bodensee seit Jahrzehnten nicht mehr produziert. Und doch hallt der Firmenname bis heute nach. Saurer fertigte Lastwagen, Busse, Militärfahrzeuge, Feuerwehrautos und Postautos. Plus Web- und Stickmaschinen. Beide Dinge, Fahrzeuge und Textilmaschinen, sind im Saurer-Mueum in Arbon ausgestellt in alten Fabrikräumen, in denen es herrlich nach Schmiere riecht. Letzten Mittwoch schaute ich mir das an, war um vier Uhr nachmittags der einzige Besucher und war froh darum, weil die Objekte nah beieinander stehen; wenn hier Gruppen unterwegs sind, wird es eng. Toll wars – und falls jemand am Schluss noch mehr sehen möchte: Das Museum unterhält ein Depot, das der Öffentlichkeit ebenfalls offen steht.
Auf dem umgenutzten Saurer-Areal. Das Museum findet man unten am See.

Sonntag, 12. Januar 2025

Im Zeppelin über den Everest

Das Brettspiel von 1929. Auf dem Spielbrett ganz rechts in der Mitte der Mount Everest. 
Im Sommer 1929 umrundete das deutsche Zeppelin "Graf Zeppelin" die Welt – eine internationale Sensation. Deutschland jubilierte. Ein Verlag aus Mainz lancierte damals das Brettspiel "Im Zeppelin um die Welt", in dem die Flugroute sogar über den Mount Everest und den Nordpol führte – reine Fantasie. Am Mittwoch besuchte ich das "Zeppelin Museum" in Friedrichshafen, ein Riesengebäude, in das auch eine begehbare Rekonstruktion des Zeppelins "Hindenburg" eingebaut ist. Nicht nur die grossen Dinge gefielen mir, sondern eben auch die kleinen. Nebensächeli wie die diversen Spiele, die in der Zeit der Zeppelinbegeisterung aufkamen.
Der Rumpf der "Hindenburg" im Museum.

Die nachgebaute "Hindenburg"-Passagierlounge mit Bauhaus-Möbeln.