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Samstag, 30. September 2017

Begegnung mit dem Gottessohn

Gestern im Wallis war Sommer mit 24 Grad. Einzig die leichte Verfärbung der Blätter zeugte vom einsetzenden Herbst. Unsere Wanderung mit Start in St-Léonard zwischen Sion und Sierre führte zwei ziemlich schwindelerregenden Bisses entlang, Wasserkanälen aus dem Mittelalter. Mehr davon morgen. Heute möchte ich bloss dies erzählen: Wir kamen unweit unseres Ziels Lens - ein Hangdorf - zur Statue du Christ-Roi, zur Christus-König-Statue. Nie zuvor gehört. Dabei ist die Statue auf dem Berg Le Châtelard, die 1935 eingeweiht wurde, 15 Meter hoch ist und im Sockel eine Kapelle enthält, weitum sichtbar. Monumental ist dieser Christus. Aber schön?
Die Statue gesehen aus dem Postauto zwischen Lens und Sion.

Freitag, 29. September 2017

Gesalzener Eintrag

Geschätzte Substanz: Speisesalz.
(Wikicommons/ Poyraz)
Ich dachte immer, der Name des Baselbieter Industriegebietes Schweizerhalle rühre von irgendwelchen gewaltigen Lagerhallen her, die es dort ja tatsächlich gibt. Offenbar nicht. "Halle" und ähnliche Wortformen haben allem Anschein nach in vielen Zusammenhängen etymologisch zu tun mit "Salz", das zum Beispiel auf Altgriechisch "hals" heisst -  "Schweizerhalle" bedeutet  demnach "Schweizer Salz" oder "Schweizer Saline" und bezieht sich auf die dicke Salzschicht, die man 1836 entdeckte. Der Fund steht am Anfang der industriellen Nutzung des Gebietes.

In unseren deutschsprachigen Nachbarländern gibt es eine Serie von solchen Hall-Namen dort, wo Salz vorkommt. Zum Beispiel: Bad Reichenhall und Halle in Deutschland, Hallein und Hall in Österreich. Die Liste findet man auf Wikipedia.

Donnerstag, 28. September 2017

Noch einmal Stoosbahn

Die Kapelle auf dem Stoos. Hinten die Mythen.
(Wikicommons/ Michael Ebeling)
Wird die neue Standseilbahn auf den Stoos, Kanton Schwyz, doch die steilste Standseilbahn der Welt sein - und nicht nur Europas, wie ich kürzlich schrieb? Ivan Steiner von den Stoosbahnen hat sich auf jenen Eintrag hin gemeldet. Er macht geltend, dass die Katoomba-Bahn in Australien, die ich als steilste Standseilbahn der Welt bezeichnete, "in technischer Hinsicht ein Schrägaufzug" sei. Womit die ganze Sache eine Frage der Terminologie wird. Wenn zwei Wagen oder Wagengruppen verkehren, die eine bergwärts, die andere talwärts, wobei die beiden Kompositionen sich im Gewicht sozusagen ausgleichen, dann handelt es sich um eine Standseilbahn. Standseilbahnen mit einem Wagen oder einer Wagengruppe hingegen gelten technisch offenbar als schräge Lifte und heissen daher in der Regel "Schrägaufzüge". Okay, dann gönnen wir dem Stoos den globalen Superlativ. Am 17. Dezember geht es los.

Mittwoch, 27. September 2017

Will jemand eine Fischzucht kaufen?

Wäre zu haben: Fischergut in Rheinsulz unweit von Laufenburg AG.
Mittlerweile ist die Fricktal-Wanderung fortgesetzt und abgeschlossen, die ich kürzlich in Ittenthal hatte abbrechen müssen - man erinnert sich, ich hatte am Vorabend der Unternehmung einen Fisch gegessen, der mir gar nicht bekommen war. Nun, ich reiste also wieder nach Ittenthal, wo ich mich unterdessen schon fast zuhause fühle. Die folgenden zwei Stunden waren pure Freude: Ich hielt in ein enges Waldtälchen hinein, vollzog eine Schleife, eroberte mir schwitzend den Schinberg, eine markante Erhebung der Gegend. Die Aussicht oben liess nichts zu wünschen übrig. Dann der Abstieg: via den Sulzerberg nach Sulz - auf der ganzen Strecke war mir übrigens genau ein Mensch begegnet, eine Joggerin. In Sulz stellte ich fest, dass ich nicht einkehren konnte und das Postauto erst in anderthalb Stunden nach Laufenburg hinab fuhr. Was tun? Nun, ich ging am Rand der vielbefahrenen Strasse Richtung Laufenburg mit dem Ziel Rheinsulz und war sehr erfreut, als nach gut 35 Minuten Hartbelag eine Oase auftauchte. Das Fischergut nämlich, wo man Forellen züchtet, Hobbyfischern Angeln vermietet und Fische für die Restaurantbesucher kocht; dies ist eine Art Blausee des Aargaus. Schnell hatte ich ein Bier vor mir und bald auch meine Forelle blau. Dieser Fisch war gut. Und so klang die Wanderung in Zufriedenheit aus. Ah ja, noch dies: Die Eigentümer des Fischergutes, lese ich auf der Homepage, möchten 2019 in Pension gehen. Also, falls jemand übernehmen will...

Dienstag, 26. September 2017

Höllenszenen in der Surselva

Deftige Höllenszenen in lieblicher Landschaft: Das ist Sogn Giusep, zu Deutsch St. Josef. Die Kapelle mit dem markanten roten Vorbau aus Holz, seit langem unter Heimatschutz stehend, liegt 15 Gehminuten von Trun entfernt im Dorf Darvella, also in der Surselva; ich war gestern dort und fand das Jüngste Gericht im Gotteshaus von 1676 ziemlich drastisch. Also für sensible Vorbeiwanderer ist das gar nichts.

Montag, 25. September 2017

Der Thunfisch kürzte die Wanderung

Ittenthal voraus. Es ist übrigens das kleinste Dorf des Fricktals.
Auf dem Dorfplatz von Ittenthal.

Unlängst fuhr ich nach Frick. Von dort wanderte ich die Flanke des Frickbergs entlang nach Ittenthal, das die Einheimischen "Ütlete" nennen. Das Dorf liegt unheimlich geborgen, auf drei Seiten begrenzen es hohe Jurahügel, nur die eine Seite ist offen, eine Strasse führt hinab nach Kaisten. Mit dem Postauto trat ich von Ittenthal die Heimreise an - und dies nach nur anderthalb Stunden Wandern. Warum? Man sollte nicht, wie ich es am Vorabend getan hatte, im Zürcher In-Restaurant Thunfisch bestellen und essen, der nur halb angebraten und innen noch ganz roh ist. - Inzwischen geht es mir besser, ich war bereits wieder in Ittenthal und habe den ursprünglichen Plan vollendet, indem ich von dort über den Schinberg nach Sulz fortsetzte. Am Schluss landete ich in einer unkonventionellen Beiz. Mehr davon demnächst.

Sonntag, 24. September 2017

1830 von 2287 hat er geschafft

Diese Woche nahm ich einen Kafi mit Stefan Brauchli. Er wohnt in Seuzach, ist ehemaliger Swissair-Mitarbeiter, ist jetzt pensioniert und ein passionierter Gemeindewanderer. Will heissen: Er ist daran, sämtliche Schweizer Gemeinden zu bewandern. Kürzlich war er in Tavannes. Es war seine 1830ste Gemeinde, somit ist die 80-Prozent-Marke überschritten; total sind es 2287 Gemeinden. Wer mehr wissen will, findet auf Stefans Blog Informationen. Ich und er, wir haben abgemacht, dass ich ihn nächstes Jahr dann mal für eine Wanderkolumne begleite.

Samstag, 23. September 2017

Bei Schänis traf ihn die Kugel


Der General Hotze ritt an jenem Septembertag des Jahres 1799 aus, um die Gegend um Schänis zu erkunden - wo stand der Feind? Nun, Hotze hatte dessen Position wohl verkannt, jedenfalls endete sein Leben durch eine französische Kugel. In Schänis gibt es ihm zu Ehren einen General-Hotze-Weg. Geht man auf diesem Richtung Sebastiankapelle am Waldrand, passiert man den Gedenkstein an exakt jener Stelle, wo Hotze fiel. Der hiess eigentlich gar nicht so schneidig-preussisch. Als Johann Konrad Hotz wurde er 1739 in Richterswil in eine wohlhabende Familie geboren, entschied sich in jungen Jahren für eine Offizierskarriere, stieg in der russischen und später in der österreichischen Armee auf. Als Napoleon sich im Gefolge der grossen Revolution daran machte, das monarchische Europa zu zerschlagen, war klar, dass Hotze sich für die alte Ordnung einsetzen würde; ein Anliegen war ihm besonders, dies auf dem Gebiet der Eidgenossenschaft zu tun. Dort ereilte ihn im Alter von 60 Jahren bei besagtem Ausritt das Verhängnis.

Freitag, 22. September 2017

Liebeserklärung an einen Berg

Blick aus dem Bürgenstock-Bähnli.
Ende August waren wir auf dem Bürgenstock; wir benutzten das neue Zubringerschiff von Luzern nach Kehrsiten und im Anschluss die Standseilbahn. Gestern nun kam in der NZZ eine ganze Seite zum Bürgenstock, seiner Erschliessung, der Luxushotellerie; man darf von einer - kenntnisreichen - Liebeserklärung an den touristischen Berg reden, der in den letzten Jahren völlig umgestaltet wurde.

Donnerstag, 21. September 2017

Romanshorns Maskottchen

Vor Jahren stiess der Gemeindearchivar von Romanshorn auf ein Manuskript mit einer alten Legende. Gemäss ihr soll einst ein Fabelwesen mit Horn - im Verbund mit einem Fischer namens Roman - den Ort am Bodensee vor einer Feuersbrunst gerettet haben. Seit 2003 steht das Fabelwesen als Denkmal vor dem Bahnhof. Und grinst. Denn das Ganze war eine Fiktion des Künstlerduos Com & Com, das mit den Behörden zusammengespannt hatte. Eine Erfindung war diese Legende, was wiederum nicht allen gefiel, als es offenbar wurde. Aber Mocmoc ist seither Realität, wie ich gestern feststellte, als ich den Bahnhof verliess und es auf seinem Sockel sah. Romanshorn ist zu einem Maskottchen gekommen, das halb Pokemon und halb Badewannen-Ente ist oder halb Einhorn und halb Seepferdchen.

Mittwoch, 20. September 2017

Exklusiv sterben


Es waren in Zürich-Stadelhofen einmal zwei prächtige Friedhöfe, beide waren sie um die Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet worden. Der eine ging dann allerdings schon bald wieder ein, er starb, sozusagen, musste dem Bau der Kantonsschule Hohe Promenade weichen. Den benachbarten Friedhof, gestaltet im englischen Stil, gibt es bis heute. Der Friedhof Hohe Promenade ist der einzige private Friedhof der Stadt Zürich, abgesehen von den jüdischen Friedhöfen. Ich wusste von seiner Existenz gar nichts, bis wir letzte Woche abends im Ausgang vorbeibummelten. Die meiste Zeit ist das Tor zum Friedhof, den ein Verein verwaltet, verschlossen; einfach mal durchspazieren geht also nicht.

Auf diesem Friedhof begraben ist Hans Konrad Escher von der Linth, Pionier der Linthsanierung Die ihm gewidmete Ausstellung in Schänis habe ich gestern erwähnt.

Dienstag, 19. September 2017

Ein Mann vieler Talente und Neigungen

Hans Konrad Escher um 1820, Kupferstich.
(Wikicommons/ A. Bouvier)
Hans Konrad Escher, 1767 in eine habliche Zürcher Fabrikantenfamilie geboren, war ein Mann vieler Talente und Neigungen - er war keiner, der sich auf dem Geldpolster ausruhte. Er reiste ausgiebig durch Europa, arbeitete im Geschäft des Vaters, brachte es als Politiker zu Bekanntheit, hielt aber auch Vorlesungen über Politik und Wirtschaft. Zudem war er leidenschaftlicher Geologe sowie ein grossartiger Zeichner von Gebirgsansichten. Sein Lebenswerk ist die Korrektion der Linth, die er massgeblich einleitete und anleitete; die zuvor versumpften Gebiete zwischen Walensee und Zürichsee wurden durch ihn und die zwei grossen Kanäle Escherkanal und Linthkanal zu wertvollem Kulturland. Postum - er starb 1823 - verlieh ihm der Kanton Zürich den erblichen Ehrentitel "von der Linth". Escher von der Linth: ein Pionier der modernen Schweiz, der hartnäckig den Nutzen der Allgemeinheit im Auge behielt und eine Aufgabe anpackte, die gleich vier Kantone betraf: St. Gallen, Glarus, Schwyz und Zürich. In Schänis ist Escher von der Linth derzeit und noch bis Mitte Oktober eine kleine und feine Ausstellung gewidmet, ich besuchte sie am Sonntag und genoss es, etwas mehr über den Mann und sein Lebenswerk zu erfahren.
Nach dem Besuch der Ausstellung spazierte ich von Schänis nach
Ziegelbrücke. Am Linthkanal.

Montag, 18. September 2017

"Die Freiheit war seine Braut"

Auf der Hülftenschanz. Meine Wandergspändli schienen von den
heroischen Inschriften nicht sonderlich beeindruckt.
Am Samstag gingen wir vom Bahnhof Frenkendorf-Füllinsdorf hinauf nach Frenkendorf, zogen zur Hülftenschanz, setzten bald über die Ergolz, machten einen Abstecher zu einer unterirdischen Wasserleitung aus der Römerzeit, kamen in die Römerstadt Augusta Raurica (Amphitheater, Theater, Tempel), erreichten danach den Rhein und folgten ihm via Schweizerhalle und den Hardwald bis zum Restaurant Waldhaus. Der Rest war ein Auslaufen, in 20 Minuten langten wir beim Endpunkt der Route an, der Tram-Endschleife Birsfelden, Hard. Die Wanderung dauerte knapp vier Stunden und bot immer neue Höhepunkte. Hier ein paar ausgewählte:
Mmm, Fisch.
  • Die Hülftenschanz. 1833 besiegte auf ihr das aufmüpfige Landvolk die Stadt. Damit war der Weg frei für die dauerhafte Etablierung des Kantons Basel-Landschaft. Eine Inschrift auf einem Obelisken erinnert an den in der Schlacht gefallenen Obergerichtsschreiber Heinrich Hug, er wurde als Toter zum ersten Ehrenbürger des jungen Kantons ernannt. "Die Freiheit war seine Braut, für sie ging er gerne in den Tod" stand da zu lesen. Oh Gott, was für ein Pathos.
  • An mehreren Stellen ist die römische Wasserleitung zugänglich, die unterirdisch über 6,5 Kilometer von Lausen nach Augusta Raurica verläuft. Wir besichtigten sie beim Standort Wölferhölzli in Füllinsdorf. Die Leitung verschaffte jedem der 20 000 Einwohnerinnen und Einwohner von Augusta Raurica 1300 Liter Wasser pro Tag. Heutige Schweizer brauchen pro Tag gut 160 Liter. So stand es auf der Tafel. 
  • Augusta Raurica, heute Augst BL, ist halt immer wieder toll. Mir gefiel an einem Ort, an dem heute gar nichts Antikes mehr zu sehen ist, ein Schild; es erklärte, dass an diesem Platz einst eine Einkaufsanlage stand, um einen Innenhof gruppierte Gebäude; im Innenhof waren die Waren für die Kauflustigen ausgelegt. Die Römer betrieben also auch schon Shopping Malls.
  • Ab dem Kraftwerk Augst-Wyhlen gingen wir eine gute Stunde auf einem herrlich schmalen Pfad direkt am und manchmal auch über dem Rhein, Naturboden im Wald mit immer wieder mal einem Fischerhäuschen.
  • Toll schliesslich die Ankunft beim Restaurant Waldhaus, Gemeinde Birsfelden. Es liegt wirklich im Wald und ist reizend altmodisch oder, in meinem Dialekt gesagt, altmödig. Ich hatte Fisch. Zu den Wundern der Wanderung gehörte, dass es just in dem Moment zu tröpfeln begann, als wir Platz nahmen.
    Naturweg am Rhein kurz nach dem Kraftwerk Augst-Wyhlen.

Sonntag, 17. September 2017

Das Haus fiel uns auf und gefiel uns


Gestern gingen wir bei gutem Wetter vom Bahnhof Frenkendorf-Füllinsdorf nach Birsfelden, Hard nah Basel. Das war abwechslungsreich - mehr zur Route morgen oder so. Besonders schön war das Stück von Augst via Schweizerhalle den Rhein entlang bis zum Auhafen, ein schmaler Uferpfad direkt am und über dem Wasser. Beim Auhafen aber mussten wir ins Hafen-Industrie-Gewerbe-Viertel abbiegen und ein paar hundert Meter auf dem Trottoir der vielbefahrenen Rheinfelderstrasse gehen. Dort stand ein Gebäude, das uns auffiel und uns gefiel: erdnahes Rot, nicht-rechtwinklige Formen, mir schien es halb von der Anthroposophen-Architektur inspiriert und halb von der Lehmbauweise in Mali und Niger oder auch New Mexico. Tatsächlich handelt es sich um die noch recht neue Muttenzer Trinkwasser-Aufbereitungsanlage Obere Hard. Ihr, gefertigt aus Spritzbeton, kommt die Aufgabe zu, das mit allen möglichen Giften und Substanzen belastete Grundwasser der Gegend unschädlich zu machen; dazu dient das Haus als Besucherzentrum etwa für Schulklassen. Dass es gut aussieht - überraschend, wenn man bedenkt, wie öd solche Anlagen anderswo im Land anmuten.

Samstag, 16. September 2017

Katoomba schlägt Schwyz

Nachtrag zur neuen Stoos-Standseilbahn, die am 17. Dezember startet. Blogleserin Blanca kommentierte meinen gestrigen Eintrag, wonach es sich um die steilste Standseilbahn Europas handeln werde, mit dem vorsichtig formulierten Zusatz: "...wenn nicht sogar der Welt." Stimmt aber eben nicht. Hier einige der steilsten Standseilbahnen der Welt samt der allersteilsten - sie verkehrt in Australien:

Ritombahn, Leventina (Tessin): 87,8 Prozent
Gelmerbahn, Berner Oberland: 106 Prozent
Neue Stoos-Bahn, Schwyz: 110 Prozent
Katoomba Scenic Railway, Australien: 128 Prozent

Die Katoomba Scenic Railway in den Blue Mountains westlich von Sydney ist ein Relikt des Bergbaus. Die zugehörige Kohlegrube stellte 1945 den Betrieb ein. Danach machte man aus der Bahn ein Touristenspektakel. Vor vier Jahren wurde sie aufwendig überholt und erneuert.
Touristen auf der Katoomba Scenic Railway vor gut 60 Jahren.
(Bild: www.scenicworld.com/ Wikicommons)

Freitag, 15. September 2017

Finissage im Schwyzerland

Gestern reiste ich zu einem Termin auf den Stoos, den Schwyzer Ferienort. Es dürfte meine letzte Fahrt mit der jetzigen Standseilbahn gewesen sein, eine Art persönliche Finissage. Kurz vor Weihnachten nämlich wird ein paar 100 Meter weiter westlich auf einem neu gebauten Trassee die neue Standseilbahn starten. Ich freue mich schon, sie dann bald zu erproben - sie soll die steilste Standseilbahn Europas sein.

Donnerstag, 14. September 2017

Rheintaler Trinkritual

Gestern musste ich berufshalber ins St. Galler Rheintal, nach Altstätten. Dort fotografierte ich vor dem Restaurant Schweizerhof diese Tafel. Sie brachte mich ins Grübeln. Naheliegend ist, dass der "Dämmerschoppen" so heisst, weil er in den frühen Abendstunden des beginnenden Herbstes stattfindet. Wobei ja auch diese Theorie passen könnte: Trinken die Teilnehmer des Dämmerschoppens sich subtil in die Bewusstlosigkeit?

Mittwoch, 13. September 2017

Das Loch von Courgenay

Am Rand des jurassischen Dorfes Courgenay, direkt an der Strasse nach Pruntrut, steht ein jungsteinzeitlicher Megalith. Gut 2 Meter 50 hoch ist er und fast ebenso breit und fällt auf durch das Loch im oberen Drittel - auf Französisch heisst der Monolith denn auch "Pierre Percée", durchlöcherter Stein. Es handelt sich um den Fassadenstein eines Dolmen-Grabes, das allerdings verschwunden ist. Ein Loch wie dieses nannte man einst "Seelenloch", weil frühere Archäologen davon ausgingen, dass durch die Öffnung die Seele des Verstorbenen ausfliegen kann. Freilich ist der Begriff mittlerweile verpönt. Er klingt anschaulich. Doch wer weiss, was die Leute damals vor 5000 Jahren wirklich dachten und weswegen sie auf die Idee kamen, einen Grabstein zu durchbohren.

Dienstag, 12. September 2017

Fairplay im Postauto

Ich war skeptisch, als ich das Plakat im Postauto sah. Irgendwie hat dieser Wimpel - ein Gegenstand aus der Welt des Clubfussballs - im öffentlichen Verkehr etwas Deplatziertes. Und: Wirkt ein solches Plakat auf einen, der ernsthaft aggressiv ist? Denkt der besoffene Schläger dann im entscheidenden Moment wirklich: Nein, halt, mein Teamcaptain hat mit dcm Chauffeur Hände geschüttelt, und da war der Fairness-Wimpel, ich kann jetzt nicht zuschlagen. Und noch etwas: Die beiden Akteure könnten kaum verkrampftere Mienen aufgesetzt haben. Die sehen so aus, als glaubten sie selber nicht an den Deal.

Montag, 11. September 2017

Zwischen Birsig und Birs

Wieder einmal hat mich eine Route begeistert. Weniger der erste Teil (1 3/4 Stunden) von Aesch nach Ettingen mit kleinem Kraxel-Exkurs auf die Burgruine Frohberg; dieser Teil war sehr okay, aber so für sich kein Riesenspektakel. Teil zwei hingegen... Von Ettingen ging ich in knapp drei Stunden auf einem Höhenweg via Rebgarten, Froloo und Bruderholz nach Basel SBB. Zur Linken hatte ich das Leimental, also das Tal des Birsig, und zur Rechten das Birstal. Beide Täler sind von Basel her weit hinauf brutal zersiedelt. Aber der Rücken in der Mitte, der ist noch ziemlich grün: Wiesen, Weiden, Wald und Reben prägen ihn ebenso wie Apfel- und Kirschbäume. Bis fast ans Ziel, den Roche-Turm bereits vor Augen (unterstes Foto), fühlte ich mich gestern auf dem Land.

Sonntag, 10. September 2017

GEKIPPTES BÄNKLI

Test 

Der Schwiegermutterwitz ist doch nicht tot

Ich wähnte, der Schwiegermutter-Witz sei als Untergenre des sexistischen Witzes ausgerottet zumindest in der öffentlichen Kommunikation. Im Bahnhof Basel, unterwegs zu einer kleinen Wanderung im Baselbiet, fotografierte ich - Gegenbeleg - dieses Werbeplakat.
P.S. Gestern las ich in der Zeitung, dass in Moutier die Glasfabrik AGC VIM schliesst. Rund 100 Arbeiter verlieren ihren Job. Die Wirtschaft ist das Hauptproblem der Region, nicht die Zugehörigkeit zum Kanton Bern oder zum Kanton Jura.

Samstag, 9. September 2017

Ermatingen, ich komme

Das ist der Adler. Mein Lieblingsrestaurant seit vielen Jahren in Ermatingen.
Heute ist "Schweizer Familie"-Wandertag in Ermatingen am Untersee. Als Reporter und Wanderkolumnist des Heftes ist es für mich Ehrensache, vor Ort dabei zu sein; man findet mich am einschlägigen Stand. Mein Ziel des Tages ist es, ein paar Leser und Leserinnen kennenzulernen. Und sicher werde ich mich auf dem Festplatz, dem Start- und Zielort der Wanderungen, mit bäuerlichen Produkten eindecken. Falls jemand Lust hat - vorbeischauen, please!

Freitag, 8. September 2017

Der Spanner von Zürich

Gern nähme ich meinen Morgenkafi öfter auf dem Bellevue-Rondell in Zürich. Die beiden Zürcher Tageszeitungen haben sie im Belcafé, das ist schon mal gut. Theoretisch. Tatsächlich kann man sie nicht richtig lesen. Der Zeitungsspanner, diese angewandte Diebstahl-Sicherung, ist eines der grossen kleinen Ärgernisse der Gegenwart. Ich jedenfalls habe keine Lust, bei jeder Zeile das fehlende Fünftel zu ergänzen. Ich will lesen, nicht rätseln, Belcafé.

Donnerstag, 7. September 2017

Wieselwissen

Sein Name sagt, was es gern frisst: ein Mauswiesel.
(Bild: Keven Law/ Wikicommons)
Wiesel sind Räuber. Aber sie sind auch klein, beim Mauswiesel handelt es sich gar um das kleinste Raubtier der Welt. Das macht das Wiesel sympathisch. Und noch viel mehr trägt zu seinem passablen bis guten Image bei, dass es Mäuse jagt; eine Wieselfamilie vertilgt pro Jahr gut und gern 800 Mäuse. Aus einem langen Artikel im Tages-Anzeiger über Wiesel erfuhr ich gestern noch viel mehr. Zwei von vielen Dingen: Erstens hat es auf vielen Schweizer Flugplätzen zuviele Mäuse; die Luftwaffe macht sich daher gezielt daran, auf den Militärflugplätzen Wiesel anzusiedeln. Und zweitens hat das Wiesel hierzulande eine eigene Lobby: die Stiftung Wieselnetz (WIN).

Mittwoch, 6. September 2017

Gottfried Keller, du Züricher, du!

Novellensammlung des Urzürchers.
Schon ein bisschen ein Schock, wenn man ein Leben lang wähnte, das Adjektiv "Züricher" statt "Zürcher" sei so was von teutonisch - und dann beschaut man sich eines Tages Gottfried Kellers Novellensammlung und stellt fest, dass sie "Züricher Novellen" heisst. Nichts ist je so, wie man meint.

Dienstag, 5. September 2017

Ötzis Henkersmahlzeit

Ötzis heugepolsterter Bergschuh in der Rekonstruktion.
(Daderot/ Wikicommons)
Ötzi hatte damals vor 5000 Jahren eine frische Schnittverletzung an der rechten Hand, die Fleischwunde zwischen Daumen und Zeigefinger reichte hinab auf den Knochen. Oben auf dem Pass dann war er, der Mittvierziger, gerade genüsslich am Essen (Speck und Brot, getrockenetes Steinbock-Fleisch, ein Apfel), als ihn ein Pfeil in die Schulter traf und die Schlüsselbein-Arterie zerfetzte. Dass Ötzi stilvoll rastete und es sich gut gehen liess, spricht gegen die Theorie der Flucht. Und hätte er, der erfahrene Jäger, einen Angreifer wirklich auf Schussweite herangelassen und nicht bemerkt? Als Ötzi mehr oder minder tot war, schlug ihm dieser Angreifer - oder waren es mehrere? - wohl auch noch den Schädel ein. Ziemlich seltsam mutet an, dass die Leiche sozusagen würdevoll arrangiert wurde samt ihren Besitztümern; wäre ein Räuber hinter der Tat gestanden, hätte er doch gewiss das kostbare Kupferbeil mit der 9,5-Zentimeter-Schneide mitgenommen. Laut dem Historiker Ralf-Peter Märtin, dessen Buch "Die Alpen in der Antike" ich eben lese, gibt es eine andere Theorie. Gemäss ihr war es eine Ritualtötung, um die das Opfer wusste. Ötzi, der wohlhabende Krieger, wäre demnach umgebracht worden, um in der einen oder anderen wichtigen Sache die Götter zu besänftigen. Und zwar im Rahmen eines Dreifach-Angriffs, wie er anderswo in der Prähistorie offenbar auch belegt ist: Der Schnitt an der Hand, der Pfeilschuss, die Schädelzertrümmerung geschahen laut Märtins Interpretation zu kultischem Zweck. Und Ötzis letzte, wie der Österreicher sagt, "Brotzeit" sei eine Henkersmahlzeit gewesen.

Montag, 4. September 2017

Die Monstergabel im Genfersee

Surreal sieht sie aus, die Gabel des Künstlers Jean-Pierre Zaugg im Genfersee bei Vevey. Sie markiert den Standort des Alimentariums an der Uferpromenade und wurde 1995 zum zehnten Geburtstag dieses Museums aufgestellt, das sich der Ernährung widmet. Freilich durfte sie vorerst nicht lange bleiben; sie wurde bald in den Kanton Luzern überführt und schmückte dort eine Besteckfabrik. 2007 aber kam die Gabel zurück an den Genfersee, und zwar als Signet der Sonderausstellung "Bestecke entdecken" im Alimentarium. Danach gab es eine Petition, und die brachte den Kanton Waadt dazu, der Gabel nun doch dauerhaftes Gastrecht in Vevey zuzugestehen. Mittlerweile ist sie auch, aus Inox gefertigt und acht Meter hoch, als grösste Gabel der Welt im Guinness-Buch der Rekorde erfasst.

Sonntag, 3. September 2017

Schöne Geografie

Der Vierwaldstättersee. Der Kreis markiert den Kreuztrichter. (Google Maps)
Als wir kürzlich per Schiff von Luzern nach Kehrsiten reisten, gab der Kapitän so circa in der Mitte der Fahrt durch, wir befänden uns jetzt im Kreuztrichter. Das Wort war mir neu. Es bezeichnet jenen Ort im Vierwaldstättersee, wo dessen vier Hauptarme sich treffen: das Vitznauerbecken, der Arm von Stans mit der Bucht von Horw und dem Alpnachersee, der See von Luzern und der Küssnachtersee. Bei prächtigem Wetter war dies eine schöne Geografielektion.

Samstag, 2. September 2017

Ein Bärenpark für Arosa

Gestern habe ich an meinem neuen Arbeitsort begonnen, Redaktion Schweizer Familie. Hier der Blick von meinem Büroplatz im Tamedia-Glashaus auf die (braune) Sihl und die Selnauer Börse gegenüber.

Nun noch dies: Gestern las ich, dass sie in Arosa einen Bärenpark realisieren wollen; das Projekt ist schon ziemlich fortgeschritten. Das Gehege entsteht unterhalb der Mittelstation der Weisshorn-Seilbahn, fünf Braunbären werden dort leben, öffnen wird die Anlage nächsten Juni. Die Bären sollen Arosas Sommertourismus beleben.

Freitag, 1. September 2017

Der Strigilis von Iuliomagus

Strigilis, der Striegel. Ich fotografierte das prächtige Exemplar kürzlich in den römischen Thermen von Iuliomagus, heutzutage Schleitheim SH. Der Strigilis kam zum Einsatz, wenn man sich von Öl und Sand reinigen wollte, man schabte sich mit ihm die Haut sauber.

Strigilis-Benutzer - altgriechische Statue.
(Matthias Kabel/ Wikicommons)