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Dienstag, 31. Mai 2022

Endlich wieder mal oben

Niederhorn voraus.

Blick ins Justistal. Hinten der Sichelpass, links der Sigriswilgrat.
Die letzten Stufen vor dem Gipfel, hinten über dem Thunersee der Niesen.

In den letzten Monaten sah ich aus dem Zug immer wieder das Niederhorn; des öftern war ich im Berner Oberland oder kam dort vorbei. Der Voralpengipfel über dem rechten Thunersee-Ufer, 1964 Meter über Meer, drängte sich mir auf. Gestern gab ich nach und erwanderte ihn von der Station Beatenberg aus. Die Unternehmung war nicht lang, zweieinhalb Stunden. Aber etwas anstrengend, 830 Höhenmeter im Aufstieg. Ich hatte die Route an der Kante zum Justistal gewählt, ging praktisch die ganze Zeit im Wald auf einem steilen, von Wurzeln überzogenen Pfad. Umso schöner der Moment, als ich unterhalb des Gipfels Wiesland erreichte und die Antenne sowie die Gondelbahn-Bergstation vor mir sah. Schön, wieder einmal auf dem Niederhorn gewesen zu sein. Ich freue mich darauf, es ein nächstes Mal zu sehen, wenn ich durchreise. Ich werde ihm gelassener begegnen. Ich habe es ja besucht.

Montag, 30. Mai 2022

Das Rigiabenteuer

Oh! Widmers Schuhe vor der ersten der zwei Leitern hinab zum Widibach.
Auf dem Steg vor der Gruebisbalm-Höhle.
Unsere Rigiwanderung am Samstag war abenteuerlich. Und anstrengend. Wir hielten uns an Drahtseilen und Geländern, nahmen diverse Metalltreppen und unzählige kniehohe Stufen, keuchten Steilhänge hinauf, die eine Berggeiss überfordern könnten. Entschädigt wurden wir durch den Tiefblick auf den Vierwaldstättersee samt dem Bürgenstock als Südseeinsel inmitten. Durch Knabenkraut und Akelei. Durch die Eigenwilligkeit des Geländes und vor allem die Nagelfluh, die überall zutage trat in Gestalt von Grotten, Fluhen, Felsbändern und mal lehmigen, mal gerölligen, mal vermoosten Bachbetten. Dazu kamen als Komfortelemente die morgendliche Schifffahrt von Luzern nach unserem Startort Vitznau, der Zmittag in der gemütlichen Bauernwirtschaft Hinterbergen sowie das Schlussbier im Hotel Klösterli, auch "Zum Goldenen Hirschen" genannt, an der Rigi-Bahnstrecke hinab nach Arth-Goldau. Nun muss ich drei besonders grossartige Dinge noch speziell benennen. Erstens hielten wir oberhalb von Vitznau kurz nach der Bahnstation Mittlerschwanden bei Oberschwanden Richtung Teufibalm und kamen so in den Genuss zweier längerer Leitern, über die wir hinab zum Widibach stiegen. Zweitens bewunderten wir östlich des Hofes Gruebisbalm die Gruebisbalm-Höhle. Sie gehört dem nahen Ökohotel und ist verschlossen, kann jedoch für grössere Feste und Bankette gemietet werden. Herrlich, dem Gitter vor dem Eingang den Rücken zu kehren und den Vierwaldstättersee zu erschauen durch den Vorhang des Wasserfalles, der an diesem Ort über den Weg stürzt (mein 23-Sekunden-Filmli hier). Und drittens? Das war die Steigelfadbalm, eine wesentlich abgelegenere Höhle. Aber von ihr habe ich ja bereits gestern erzählt.

Die Route, 1380 Meter aufwärts und 495 abwärts, Gehzeit 5 1/4 Stunden: Vitznau, Schifflände – Zihl – Mätzli – Mittlerschwanden – Oberschwanden – Leiterweg über den Widibach – Schnuertobel, Westseite des Baches – Hof Gruebisbalm – Höhle Gruebisbalm – Hof Gruebisbalm – Schnuertobel, Ostseite des Baches – Oberschwanden – Brand – Fäsch – Steigelfadbalm – Fäsch – Restaurant Hinterbergen – Gletti – Latte – Rigi-Unterstetten – Rigi-Klösterli, Bahn.

Über die rutschige Nagelfluh Richtung Fäsch.
Zwischen Hinterbergen und Unterstetten. Der grüne Gipfel ist der Vitznauerstock.

Sonntag, 29. Mai 2022

Höhlenbären, Steinzeitjäger, wir

Blick von der Steigelfadbalm auf den Vierwaldstättersee.
Die letzten Meter im Aufstieg zur Höhle.

Hoch über Vitznau gibts diese gewaltige Felswand namens Steigelfaddossen. Auf den Nationalfeiertag hin montieren sie dort jeweils eine Schweizerfahne von 31 auf 31 Metern. Unser Ziel war gestern eine Höhle an der unteren Kante der Fluh, die Steigelfadbalm. "Balm", das ist eine Höhle unter einer überhängenden Wand. Eine solche fanden wir auch vor. Monumental war der Blick hinab auf den Vierwaldstättersee. Und interessant die Infotafel an diesem so exponierten wie geborgenen Ort auf 957 Metern, an dem man bequem biwakieren könnte. Die Tafel erzählt von der prähistorischen Epoche, als hier der eiszeitliche Höhlenbär lebte; man fand Knochen und Zähne, die es belegen. Vor 15 000 Jahren starb der Höhlenbär aus. Später, auch das zeigen Funde, hielten sich in der Höhle Jäger auf, zuerst solche der Steinzeit, dann der Bronzezeit. Und nun waren also auch wir oben.
Ein Tel des Steigelfaddossen, an dem jeweils die Schweizerfahne ausgehängt wird.
Die Höhle Steigelfadbalm ist von den Bäumen unten rechts verdeckt.

Samstag, 28. Mai 2022

Der Waffenplatzzug

2012, der Tag, an dem die Tour de France in der Ajoie gastierte. Das Foto
zeigt einen Zug mit Publikum, der von Bure her kommend kurz vor
dem Bahnhof Courtemaîche die reguläre Linie Pruntrut–Delle (r.) erreicht.
(Foto: Stéphane Gottraux / Wikicommons)

Am Mittwoch auf meiner Ajoie-Tour von Buix nach Boncourt sah ich beim Weiler Vâloin Zugschienen. Freilich kam ich ihnen nicht näher, weil mein Weg gleich in den Wald abbog. Ich auch. Zuhause fand ich schnell heraus, dass es sich um die Bahnstrecke handelt, die bei Courtemaîche von der Linie Pruntrut–Boncourt–Delle abbiegt und nach Bure führt. Genauer gesagt zum Waffenplatz von Bure. 4,7 Kilometer lang ist diese Seitenstrecke, die nur für militärische Zwecke genutzt wird, eine Steilpassage mit besonderen Fahrvorschriften enthält und nicht der SBB gehört, sondern dem Militärdepartement. Als Tourist wird man somit nie per Zug nach Bure fahren. Wobei man bekanntlich nie "nie" sagen soll. Als 2012 an der Tour de France Pruntrut Etappenziel war, diente der Waffenplatz von Bure als Parkplatz. Das Publikum, enorm viel Volk, wurde von dort mit Shuttlezügen nach Pruntrut befördert. Wer weiss, vielleicht gibts ja wieder einmal solche Sonderfährtli.

Freitag, 27. Mai 2022

Kirche und Klatschmohn

Das Kirchlein von Le Mairâ.
La Tour de Milandre. Einst gehörte sie
dem Fürstbischof von Basel.
Am Mittwoch wanderte ich also in der Ajoie, Kanton Jura. Nichts Grosses, zweieinhalb Stunden, 270 Meter aufwärts und wieder abwärts hart an der Grenze zu Frankreich. Ich startete in Buix und hatte dort gleich das Gefühl, ich sei in einem Eric-Rohmer-Film, als eine zu Paaren geordnete Kolonne von Schulkindern an mir vorbeiging,  französisch zwitschernd, die Lehrerin fröhlich grüssend. Via Crâs Vadgiray hielt ich durch den Wald hinauf nach Vâloin, dort drehte der Weg, schon gings wieder retour. Im winzigen Weiler Le Mairâ gefiel mir das dem heiligen Joseph gewidmete Kirchlein, weil es so schön schlicht war. In seinem Schatten rastete ich. Dann setzte ich fort zur Ruine einer mittelalterlichen Befestigung, der Tour de Milandre über Boncourt, die mit einer modernen Treppe erschlossen ist; von oben blickte ich weit übers Land. Es folgte der Abstieg nach Boncourt, wobei ich an der Allaine an jenem Höhlenloch vorbeikam, von dem ich gestern erzählt habe. Wer etwas Leichtes und doch Stimmungsvolles sucht, ist mit dieser Route bestens bedient. Ah ja, fast hätte ich das Allerbeste vergessen: Auf den Feldern der Ajoie blüht zurzeit le coquelicot. Der Klatschmohn.
Es ist wieder Klatschmohnzeit.

Donnerstag, 26. Mai 2022

Die Unterwelt von Boncourt


Gestern hatte ich in der Ajoie zu tun, dem Pruntruter Zipfel. Ausserdem machte ich eine kleine Wanderung. Sie führte mich zu einem von einer seichten Wasserfläche bedeckten Höhleneingang 20 Gehminuten vom Bahnhof Boncourt entfernt. Einst waren die Grottes de Milandre, ein unterirdisches Gangsystem von gut 11 Kilometern Länge, eine landesweit bekannte Attraktion. Alles begann 1714, als während eines Hangrutsches ein Loch zutage trat. Die Einheimischen begannen daraufhin ihre Unterwelt zu erkunden. Ab 1852 wurden die Grotten touristisch genutzt. Doch immer wieder wurden Abschnitte verschüttet. 1899 investierte ein örtlicher Unternehmer Geld in eine Sanierung und Sicherung, worauf der Betrieb im grossen Stil anlief. Es folgten die guten Jahrzehnte, Touristinnen und Touristen kamen von nah und fern. Bis 1983 Überschwemmungen besonders grosse Schäden anrichteten. Nun schloss man die Grottes de Milandre definitiv, nur Höhlenforscher und -forscherinnen sind seither noch zugelassen.

P.S. Obige zwei Fotos zeigen den Höhleneingang am Fuss des Hanges, zehn Meter vom Ufer des Talflusses Allaine entfernt. Im Hang selber gibt es am Treppenweg eine verschlossene Tür, siehe Foto unten. Mir ist nicht ganz klar, ob die Höhlenforscher und -forscherinnen sie benützen und ob auch die Touristen und Touristinnen von einst hier die Höhle betraten. Auf der Landeskarte ist die Höhle an diesem Punkt eingezeichnet.

Mittwoch, 25. Mai 2022

Schöne Landschaften

Pluto bietet schöne Landschaften. Screenshot aus dem erwähnten Film.

Man war ja schon länger nicht mehr auf Reisen. Umso mehr Freude bereitete mir auf Youtube ein Kurzporträt des Himmelskörpers Pluto, genauer gesagt eine Visualisierung, was man sähe, wenn man auf ihm stünde. Ich kann das Filmli von knapp sechs Minuten, Kommentar in Englisch, jenen empfehlen, die unter Fernweh leiden und schöne Landschaften lieben. Ein Hinweis für die, die gern hinreisen würden: Man muss schon robust sein und wirklich gute Schutzkleider tragen, um die Durchschnittstemperatur von minus 242 Grad auf diesem fernen Zwergplaneten auszuhalten.

Dienstag, 24. Mai 2022

Die Sprecher und ihre Burg

Theophil Sprecher von Bernegg,
1850–1927. (Wikicommons)
Beim Bündner Geschlechtsnamen "Sprecher" kommt mir immer grad "Sprecher von Bernegg" in den Sinn. Und da vor allem der in unserer Neuzeit besonders bekannt gewordene Theophil von Sprecher. In der Generalswahl vom August 1914 zu Beginn des Ersten Weltkriegs, die reichlich unsauber ablief, obsiegte sein Konkurrent Ulrich Wille, der in Hamburg geboren worden und am Zürichsee aufgewachsen war. Wille, Oberbefehlshaber der Kriegszeit, deutschfreundlich gesinnt und ein Anhänger der preussischen Militärtradition, konnte weder richtig Schweizerdeutsch, noch sprach er eine andere Landessprache fliessend. Sprecher von Bernegg, der in der Wahl Unterlegene, wurde dann quasi kompensativ zum Generalstabschef ernannt. Am Samstag passierten wir in Calfreisen die Ruine der Burg Bernegg, von der die Sprecher ihren Beinamen ableiten. Die Vorfahren kamen wohl aus dem Fondei, einem Seitental bei Langwies ebenfalls im Schanfigg. Was den Familiennamen angeht: "Sprecher" ist verkürzt für "Fürsprecher"; die begüterte Sippe brachte viele Anwälte und Notare hervor, die dann auch in die Politik gingen. 
Die Ruine der Burg Bernegg am Rand von Calfreisen im Schanfigg.

Montag, 23. Mai 2022

Montalin und Maluns

Unser erstes Dorf nach Chur: Maladers.
Im Calfreiser Tobel.
Mmmm, Capuns.
Letztes Jahr begingen wir einen Abschnitt des Schanfigger Dörferweges und wanderten von Langwies nach Pagig – dort beendeten wir damals die Unternehmung wegen eines nahenden Gewitters, indem wir zum Bahnhof Lüen-Castiel abstiegen. Letzten Samstag widmeten wir uns wieder dem Dörferweg und hielten von Chur nach Pagig. Am Anfang stand die Besichtigung der Churer Kathedrale. Dann ging es aufwärts, aufwärts, aufwärts, wir schwitzten kräftig, denn der Tag war heiss. Vieles gefiel uns sehr. Zum Beispiel das erste Dorf nach dem Start, Maladers, mit seinen alten Holzhäusern. Aber auch das Calfreiser Tobel mit den monumentalen Nagelfluh-Aufschlüssen. Sowie der rustikale Zmittag im Gassa-Beizli in Calfreisen: Capuns, Maluns, gemischtes Plättli. Und natürlich waren wir mit imposanten Bergen vom Montalin direkt über uns bis zum Gürgaletsch vis-à-vis konfrontiert. Gut auch das Ende: In Pagig tranken wir auf der Terrasse des Pagigerstübli Bier. Dort hatten wir ein Jahr zuvor gegessen und waren uns einig gewesen: Wir sind noch nicht fertig mit dem Dörferweg.

Chur, Bahnhof – Kathedrale – Brandacker – Tumma – Maladers – Ob der Müli – Calfreiser Tobel – Calfreisen – Castiel – Oberdorf – Maiasäss – Clasaurer Tobel – Pagig, Dorf – Pagig, Tura (Bushaltestelle zehn Minuten unterhalb). 4 3/4 Stunden, 1060 Meter aufwärts, 390 abwärts.

Unter Beobachtung.

Sonntag, 22. Mai 2022

Das Rätsel der Kathedrale

Churs Kathedrale im Jahr 1900.
(Foto: Max van Berchem / Wikicommons)

Im Jahr 285 nach Christus erhob der römische Kaiser Diokletian Chur zum Verwaltungszentrum der neu gebildeten Provinz "Raetia Prima". Gut 170 Jahre später wurde die Stadt, als das römische Reich christlich geworden war, zum Zentrum eines riesigen Bistums. Eine erste Bischofskirche entstand, dann eine zweite. Gestern besichtigten wir zum Auftakt einer schweisstreibenden Wanderung ins Schanfigg Bau Nummer drei an diesem Ort, eine klobige romanische Anlage, die der Kunsthistoriker Edwin Poeschel mit der "Halle eines mythischen Bergkönigs" verglichen hat. 1151 begannen die Arbeiten an dieser dritten Kirche. Mit ihr ist ein kleines Rätsel verbunden. Wer den Grundriss der Kathedrale betrachtet, stellt einen merkwürdigen Symmetriebruch fest. Einen Knick gegen Norden auf der Höhe des Altarhauses und einen zweiten am Chorbogen. Wieso diese Winkelabweichung? Sie hat mit dem Jahr 1170 zu tun. Damals beförderte Kaiser Friedrich Barbarossa den Churer Bischof in den Rang eines Reichsfürsten. Das hatte Folgen für die Architekten, die während des Baus die Pläne ändern und entsprechend mächtiger bauen mussten. Gegen Norden fand sich auf dem Felssporn Platz für die Vergrösserung der Kirche, gegen Süden gings nicht, da fällt das Gelände steil zur Plessur ab. So kam es zur Asymmetrie des Grundrisses.

Samstag, 21. Mai 2022

Vy kommt von ...

Haut de la Vy bei Fleurier NE.
In der Romandie ist der Flurname Vy verbreitet. Nachdem wir kürzlich oberhalb von Fleurier bei Haut de la Vy vorbeikamen, schlug ich nach, woher das Wörtli kommt. Von vue, Sicht, hätte ich gedacht. Falsch! In Vy verbirgt sich das lateinische via, Weg.

Freitag, 20. Mai 2022

"Wir verstehen die Welt nicht mehr"

Krasse Sache. In letzter Zeit kommt es häufig vor, dass ich irgendwo essen will, aber das Restaurant hat zu. Oder es hat die Öffnungszeiten drastisch reduziert, bleibt zum Beispiel Montag, Dienstag, Mittwoch geschlossen. Oft ist Personalmangel das Problem. Gestern besuchte ich die Internetseite des Hotels Tiefenbach an der Furkastrasse zwischen Realp und der Furkapasshöhe und stellte fest, dass man dort verzweifelt Arbeitskräfte sucht. Ich hoffe, es finden sich welche. Der Tiefenbach ist ein wichtiger Ort für Leute, die zum Beispiel den Urschner Höhenweg machen wollen.

Donnerstag, 19. Mai 2022

Unser Gemüsegarten hat ein Problem

Das Berner Seeland. (Webameise/Wikicommons)

Zwei Juragewässerkorrektionen, die erste noch im 19. Jahrhundert, legten das riesige Flachmoor südlich von Biel trocken. Es entstand, so die "NZZ am Sonntag" soeben, "der Gemüsegarten der Schweiz". Freilich hat der Eingriff in die Natur des Berner Seelandes ein Problem gezeitigt. Torfböden vergasen, wenn sie mit Sauerstoff in Kontakt kommen. Sie lösen sich in Luft auf. Im Seeland ist der Boden mancherorts stark abgesunken, bis zu zweieinhalb Meter, manche Strassen liegen deswegen viel höher als die Felder. Bei Gals westlich des Bielersees soll diesen Sommer eine Rettungsaktion anlaufen. Oder doch der Versuch einer Rettung. Bagger werden auf 70 Hektaren rund 100 000 Kubiketer Erde verteilen. Klappt es mit der Bodenaufschüttung, sollen später weitere Flächen folgen. Das verwendete Erdmaterial stammt von Baustellen der Region und ist, so der erwähnte Artikel, aus ökologischer Sicht unbedenklich.

Mittwoch, 18. Mai 2022

Die Teststrecke

Die neuen Schuhe in der, nein, nicht in der Feuertaufe.
Eher wars eine Dreck-und-Nässe-Taufe.


Brunnen voraus, in der Bildmitte in Grün der Seelisberg.
Gestern stand ich um vier auf. Die Idee war, ins Unterwallis zu fahren und bei Saxon den Sentier de l'Abricot zu machen. Um fünf, 20 Minuten vor Abfahrt des Bähnlis im Zollikerberg, merkte ich, dass ich keine Lust auf die lange Reise hatte. Ich legte mich aufs Sofa, schaute ein wenig die Karte an, überlegte. Auch fiel mir ein, dass ich seit drei Wochen neue Wanderschuhe hatte, die ich einlaufen musste. Hohe von Lowa. Mein neuer Plan führte mich in die Innerschweiz.

Das Becken des Zugersees und seiner Verlängerung, des Lauerzersees, ist durch das Rigimassiv vom Becken des Vierwaldstättersees samt dem Urnersee getrennt. Ich nahm mir den östlichsten Pass vor, der vom einen Becken über das Massiv ins andere Becken führt, also den Pass von Ränggen auf 926 Metern. Am Lauerzersee bei der Bushaltestelle "Lauerz, Seegütli" startete ich. Stieg auf und war froh, irgendwann in den Wald zu kommen, die Sonne brannte, ich schwitzte. Im obersten Drittel war der Pfad glitschig mit hohen Tritten unter beeindruckenden Fluhen. Auf der anderen Seite des Berges gings abwärts nach Brunnen. Nach knapp drei Stunden (505 Meter aufwärts, 520 abwärts) erreichte ich dort den Bahnhof und fuhr wieder heim. Nein, das war keine lange Unternehmung. Doch meine Schuhe sind jetzt bereit für mehr. Was die Füsse angeht: Am linken montierte ich nach der ersten Stunde an der Ferse ein Pflaster, vorbeugend, ich glaube, ich hatte diesen Schuh zu fest verschnürt. Ansonsten gabs keine Probleme. 

Dienstag, 17. Mai 2022

"Meine Musse"

Am Rand der Höhle, das Eis am Boden ist ein paar Meter dick. 
Nicht zu sehen ist linkerhand eine Art Fenster zur Nachbarhöhle.

Im Winter gefriert das durch den porösen Kalkstein eingesickerte Wasser. Im Sommer überlebt das Eis, weil sich dann eine sogenannte Kaltluftfalle bildet; ein warmer Luftpfropfen hindert die kalte Luft daran, nach oben zu entweichen. Dies das Geheimnis der Glacière de Monlési in der Region des Val de Travers, einer Höhle mit drei Hauptschächten, die sich als verschummerte Löcher im Waldboden abzeichnen. Am Samstag besuchten wir die Glacière und stiegen in sie ein, zuerst auf einem rutschigen Pfad, dann auf einer Leiter, deren Sprossen eiskalt waren, sodass mir fast die Finger abfroren. Unten, rund 20 Meter unter Bodenniveau, konnten wir nicht viel mehr tun, als vorsichtig noch ein paar abschüssige Meter zur Höhle zurückzulegen und an ihrem Rand die Eissäulen im Halbdunkel zu bewundern, wir hatten keine Schuhkrallen oder gar Halbsteigeisen dabei. 6000 Kubikmeter Eis soll es in diesem Neuenburger Hades geben, in den 1950er-Jahren wurde es abgebaut und in der Gegend verwendet. Ihren Namen bezieht die Eishöhle vom nahen Gut Monlési, es handelt sich um Patois, "mon loisir" bedeutet "meine Musse". 
Widmer (glücklich) steigt wieder aus.

Oberer Teil des Ausstiegs, der Boden ist sehr glitschig.

Montag, 16. Mai 2022

Schon der Beginn war toll

Starker Start: Aufstieg von Fleurier zum Aussichtspunkt 200 Meter höher.
Der Himmel über dem Hochplateau.

Von Fleurier via Haut de la Vy, Glacière de Montlési, La Sagnette, Bas des Roches und Corridor au loup nach Couvet: Viereinhalb Stunden (reine Gehzeit) brauchten wir für diese Route bei je rund 620 Metern auf und abwärts. Wir waren unter einem blauen, von Wolken durchzogenen Himmel unterwegs. Schon der Beginn war toll. Auf einem steilen Waldpfad gings aufwärts zu einem Aussichtspunkt, den man von Fleurier aus an der Schweizerfahne erkennt; oben bei ihm lag uns das Dorf zu Füssen samt dem hinteren Abschnitt des Val de Travers. Alsbald fanden wir uns auf einem Hochplateau mit Kuhweiden, charismatisch verknorzten Buchen, Enzianen und dezent violettem Knabenkraut. Bei Montlési brätleten wir in der Mitte der Unternehmung. Und am Schluss gabs in Couvet im Garten des Hôtel de l'Aigle Aprikosensorbet mit Mauler-Schaumwein; der wird im Tal hergestellt. Auch ein Fläschli Absinth konnte ich noch kaufen, bevor der Zug uns wieder heimführte.  

P.S. Wer die Gegend kennt und meine Route schon gemacht hat, weiss, dass ich auf eine wesentliche Attraktion nicht näher eingegangen bin. Sie braucht einen eigenen Eintrag. Der folgt wohl morgen.

Sonntag, 15. Mai 2022

Der Märchenkorridor

Couvet mit dem Wolfskorridor in Rot.
Anderthalb Kilometer nördlich von Couvet im Val de Travers, Kanton Neuenburg, findet man den Corridor au Loup. Auf gut 300 Metern hängt auf einem, von Süden gesehen, anfangs horizontalen, bald aber steil abfallenden Steig der Fels über. Das geologische Spektakel mit dem starken Namen – "Wolfskorridor" klingt nach Märchen – ist einfach zu erklären. An diesem Ort besteht der Fels aus drei Schichten, zwei harten und einer weichen in der Mitte. Sickerwasser höhlte die weiche Schicht über eine lange Zeit aus, das stete Hin und Her von Gefrieren und Abtauen sprengte Brocken ab. So entstand der Korridor, den wir gestern gegen Ende einer wunderbaren Jurawanderung kennenlernten.

Samstag, 14. Mai 2022

Fein und grob

Lärchenholz im Querschnitt. Ob es
fein- oder grobjährig ist, weiss ich nicht.
(Foto: Wikicommons)
Im Internet stiess ich gestern, als ich ein wenig über Lärchenholz nachlas, auf einen Artikel in der "Tierwelt", der von einer Schindelfabrik in Pfäffikon im Kanton Schwyz erzählt. Und ich stiess im Artikel auf ein Wort, das ich bis anhin nie gehört hatte: feinjährig. Es bezieht sich auf Holz, das nicht besonders schnell gewachsen ist, so dass die Jahrringe sich eng aneinander reihen – feinjähriges Lärchenholz ist speziell dicht und deshalb optimal geeignet für die Herstellung von Schindeln, die ja alle Arten Wetter aushalten müssen. Das Gegenteil dieser Eigenschaft nennt man ... ja, richtig, grobjährig.

Dies gesagt, mache ich mich daran, meinen Rucksack zu packen. Heute gehts mit dem Grüppli ins Val de Travers, Kanton Neuenburg. Sicher werden wir dort auch Bäume sehen. Fein- und grobjährige.

Freitag, 13. Mai 2022

Der Lärchenkönig

Eine Majestät lockte mich ins Wallis. Bewog mich zu der langen Reise, die vorgestern Mittwoch damit begann, dass ich zuhause im Zollikerberg um 5 Uhr 12 den Zug nahm. "Balavaux" heisst die Alp hoch über Isérables, eine Sesselbahn führt von Les Prarions über den besonnten Alphang mit seinen Ferienhäuschen hinauf zum Lac de Tracouet. Am fünften Mast von unten fand ich sie, die Lärche mit dem biblischen Alter von 850 bis 1000 Jahren, 30 Meter hoch ist sie, der Stammumfang am Boden beträgt fast 12 Meter. Damit man den Baum in dem steilen Gelände auch geniessen kann, ihm nahekommen, ihm huldigen, haben die Touristiker extra einen Holzsteg angelegt. Der Name der Lärche passt zur gewaltigen Erscheinung: Man nennt sie "Le Roi de Balavaux" – König von Balavaux.

Isérables, Seilbahn – La Teise – Les Tsans Roux – La Tsoume – Les Prarions – Abstecher zum Baum und retour nach Les Prarions – Forêt du Plâgne – Grand Bisse de Saxon – Forêt du Ban – Les Crêteaux – Les Grand Esserts – Isérables, Seilbahn. Je 890 Meter auf- und abwärts, 4 3/4 Stunden. Koordinaten des Baumes: 2587699 1111127.

Donnerstag, 12. Mai 2022

Mit Steigeisen zum Einkauf

In der Seilbahn von Riddes hinauf nach Isérables.
Die Dächer von Isérables.
Mein Essen. Herzig
das Kartoffelgratin-Förmli.
Gestern machte ich eine Entdeckung. Von Riddes, das im Rhonetal zwischen Sion und Martigny liegt, fuhr ich mit dem Seilbähnli ins Bergdorf Isérables. Nie war ich in dem Ort gewesen, in dem ich zu einer Rundtour startete. Isérables liegt auf 1100 Metern, bis 1942 die Schwebebahn entstand, lange vor der Strasse übrigens, blieben die Menschen hier oben weitgehend sich selber überlassen. Ihre Häuser schmiegen sich an einen sehr coupierten Hang, was man merkt, sobald man von der Dorfstrasse in die Höhe abbiegt; man fühlt sich sofort, als steige man eine Sprungschanze hinauf, derart happig geht das aufwärts. Ich fragte mich, wie die Einwohnerinnen und Einwohner solch steile Strassen im Winter überleben – tragen die Steigeisen, wenn sie einander besuchen? Nach meiner Tour gefiel mir dann auch die Einkehr. Die Terrasse der Auberge Le Mont-Gelé gleich bei der Bergstation der Seilbahn war praktisch voll. Drinnen fand ich Platz und bekam eine vorzügliche Entenbrust mit eingekochtem Honig-Soja-Jus, viel Gemüse und einem schön mit Knoblauch parfümierten Kartoffelgratin. Womit ich in Isérables zwei sich ergänzende Dinge gemacht hätte: erstens mich gefordert auf einer anstrengenden Strecke (mehr davon morgen). Und zweitens gegessen und genossen an einem freundlichen Ort.

Mittwoch, 11. Mai 2022

Neu und nützlich

Wer einen Weitwanderweg unter die Füsse nimmt, liest sich gern im Voraus ein und freut sich dann umso mehr auf die Unternehmung. Zur Via Rhenana, die von Kreuzlingen nach Basel führt, gibt es jetzt den Führer "Via Rhenana – Wasserweg mit Salzgeschmack" (Weber Verlag). Der Trutzturm bei Gottlieben, in dem im 15. Jahrhundert Reformator Johannes Hus schmachtete. Die Eisvögel in den Thurauen nah Flaach. Die einstige Herrlichkeit von Mumpf mit drei Kurhotels, in denen die Gäste in der Salzsole badeten: alles Dinge, über die man in dieser nützlichen Neuerscheinung mehr erfährt.

Dienstag, 10. Mai 2022

Das Zahnfest

Schöner Bau, oder? Teufens Zeughaus.
Im Zeughaus von Teufen, Kanton Appenzell Ausserrhoden, ist ein Museum untergebracht, das des grossen Teufner Baumeisters Hans Ulrich Grubenmann gedenkt. Grad eben sah ich, dass dort diesen September ein "Zahnträgerfest" stattfindet. Oh, schön, dachte ich, originelle Sache, und gleichzeitig ist das ein Fest für alle. Denn Zähne hat doch jeder und jede, ob sie nun echt sind oder Imitate. Bei näherem Hinschauen merkte ich, dass es um etwas ganz anderes geht. Der Grubenmann schaffte es, extrem weit gespannte Holzbrücken zu bauen dank einer ingeniösen Verzahnung der Holzträger. Daran erinnert das Fest mit einem Wettbewerb, bei dem entsprechende Konstruktionen im Modellformat juriert werden. 

P.S. Grubenmann, 1709 bis 1783, baute zum Beispiel die 119 Meter lange Schaffhauser Rheinbrücke, die mit einem einzigen Mittelpfeiler den Fluss überquerte. 1758 wurde sie eröffnet. 41 Jahre später setzten sie napoleonische Truppen in Brand und zerstörten sie.