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Samstag, 31. Oktober 2020

Maltesisch

In Basel kam ich eben am maltesischen Konsulat vorbei. Und mir fiel dies ein: Maltesisch ist als einzige semitische Sprache eine Amtssprache der EU. Es ist die einzige Variante des Arabischen, die mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird. Und es wird anders als Arabisch von links nach rechts geschrieben - so wie Deutsch. Genauer betrachtet handelt es sich um einen maghrebinischen Dialekt des Arabischen mit einem Wortschatz, der auch viele italienische und englische Wörter enthält. Und wie klingt Maltesisch? Hier kann man es sich anhören.

Freitag, 30. Oktober 2020

See, Sand, Seilbahn

Wäre halt schon schön, wenn man ihn umrunden könnte: der Lac Vert von oben.

Zutritt verboten.
Als wir letzten Samstag im Berner Jura von Court zum Lac Vert aufstiegen, freute ich mich auf ebendieses Gewässer, das kreisrund in einen Felsenkessel eingepasst ist mit einem Weglein rundum. Das Gelände sei zwar privat, doch zugänglich, dachte ich und hatte ich gelesen. Nun, das galt die längste Zeit. Seit dem letzten Jahr aber kommt man nicht mehr an den See, sieht bloss vom Wanderweg kurz nacheinander zwei verschlossene Gittertore mit Verboten. Von oben dann, dies immerhin, erhascht man einen Blick auf einen Teil des reizvollen Szenarios, das auf Google in vielen Fotos dokumentiert ist. Schade, wirklich schade, dass man es nicht mehr aus der Nähe geniessen kann. Einem Zeitungsartikel von 2015 entnehme ich, dass der Lac Vert samt dem wenigen Umland zwei Brüdern gehört, die sich dort je ein Häuschen bauten. Und dass die Gestalt des Ortes auf einen Steinbruch zurückgeht, in dem bis 1946 gearbeitet wurde. Man förderte Sand, der in der nahen Verrerie, also Glashütte, von Moutier verarbeitet wurde. Mit einer kleinen Transportbahn beförderte man das Material hinab nach Court, von dort ging es per Fuhrwerk - und später, nehme ich an, per Bahn - weiter. Falls jemand in meiner kundigen Leserschaft mehr weiss zur Sperrung von 2019 und zu ihren Umständen, freue ich mich über eine Nachricht.
Court und der Lac Vert. (Screenshot Schweizmobil)

Donnerstag, 29. Oktober 2020

Das Geburtstagsessen

Ich hatte: Ein Amuse-bouche mit Wild. Eine Ramensuppe mit einem
Onsen-Ei. Topinambur an Morchelreduktion mit Trauben und
Baumnüssen. Quitten-Parfait mit Butterguetsli und Honig. Dazu trank 
ich je ein Glas Weissen und Roten sowie am Ende einen Espresso.

Gestern hatte ich frei, musste am Morgen aber doch kurz ins Büro, um den wöchentlichen Newsletter der "Schweizer Familie" fertigzustellen; à propos freue ich mich sehr, wenn ihn jemand abonniert. Um halb zehn war ich fertig, eilte zum HB Zürich, fuhr (eine spontane Entscheidung) nach Baden, zog dort um viertel nach zehn los. Ich will hier die Route nicht in allen Einzelheiten beschreiben, ich ging nicht durchgehend auf Wanderwegen. Sagen wir es so: Ich hielt ins Bäderquartier hinab, nahm die Brücke auf die Nordseite der Limmat, ging hinauf nach Hertenstein und wählte dort den Gratweg über den Geissberg; der war ein wenig abenteuerlich, weil stellenweise schmal und vor allem sehr feucht wegen des Regens. Via Chalberweid, Haselbuck und Rain gelangte ich nach Ehrendingen. Dort beging ich meinen Geburtstag mit einem fantastischen Essen im Restaurant zur Heimat, wo ich schon einmal gewesen war. Um ein Missverständnis abzuwehren: Nein, ich hatte grad nicht Geburtstag. Vielmehr feierte ich mein Dasein in der Welt kraft meiner Geburt. Kann man immer tun. Nach dem Zmittag zottelte ich - teilweise wieder abseits der Wanderwege - via Langmatt, Hinterlägern, im Winterloch, Rosenquelle Ennetbaden, Schartenfels retour nach Baden. 3 3/4 Stunden hatte meine Wanderung gebraucht, je 415 Meter war ich auf- und abgestiegen, grad richtig für einen halbfaulen Tag.
Vor dem Zmittag: Auf dem Grat des Geissberges.
Nach dem Zmittag: Baden von Schartenfels aus.

Mittwoch, 28. Oktober 2020

Meidet Luzern!

Der erste Luzerner Bahnhof im 19. Jahrhundert. (Wikicommons)

Ein Hinweis an alle, die eine Zentralschweizer Wanderung planen: Am übernächsten Wochenende, am 7. und 8. November, wird der Bahnhof Luzern für den Bahnverkehr vollständig gesperrt, es fahren dort weder Züge ein noch aus. Denn an diesen zwei Tagen wird die Bahn-Stromanlage für die SBB und die Zentralbahn ersetzt. Natürlich kursieren Ersatzbusse. Trotzdem denke ich: Luzern dann meiden ist schlau.

Dienstag, 27. Oktober 2020

Charmante Nebelchen und teuflische Rampe

Nach der ersten halben Wanderstunde, oberhalb Court.
Vor dem Lac Vert gibts eine Treppe.

Champoz hockt hübsch in einer Senke am Moron.

Lang war unsere Samstagswanderung: gut 6 1/2 Gehstunden,  835 Meter aufwärts und 1005 Meter abwärts. In Court, eine Bahnhaltstelle vor Moutier, starteten wir. Charmant die Nebelchen, die die Landschaft verrätselten. In einer weiten Schleife via Pont de Masse gelangten wir in die Forêt du Droit, erreichten den Lac Vert und den Mont Girod und unser erstes Zwischenziel, das idyllische Kleindorf Champoz. Dort, dies nur nebenbei, lebt der Berner Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg. Es folgte ein zweiter, ziemlich steiler Aufstieg nach Près du Haut de la Charrière auf einer langen Geraden, die ich "Rampe des Teufels" taufte, weil mir vorkam, als wolle sie nicht enden. Danach ein Abstieg auf unmarkierten Forstwegen nach Les Ecorcheresses. Und gleich mussten wir wieder hinauf nach Sur la Côte, wo es endlich Zmittag gab, siehe Eintrag von gestern. Herrlich war später das Nachmittagslicht, in der Ferne machten wir das Kloster von Bellelay als weissen Fleck im Gelände aus. Über Belle Etoile und Mont Dedos kamen wir ins Dörfchen Undervelier. Weil grad kein Posti fuhr, verlängerten wir von hier und gingen an der kraftvoll fliessenden Sorne über schlüpfrige Wurzeln und Kalk nach Berlincourt. Das letzte Stück über die Ebene zum Bahnhof von Bassecourt machten wir dann tatsächlich per Bus. Letzter Akt: die Heimfahrt via Basel mit einem Bier im Speisewagen von Basel nach Zürich. Wieder einmal hatten wir viel gesehen. Wieder einmal hatten wir gut gegessen. Wieder einmal hatten wir reichlich geschwitzt.
Kurz vor Berlincourt an der Sorne.

Montag, 26. Oktober 2020

Das Restaurant war nicht da


Mein Zmittag. Zum Fleisch auf dem heissen
Stein gabs Pommes Frites. Und Salat.
Les Ecorcheresses ist ein Miniweiler im Tal, das sich seitlich des Moron von Perrefitte bei Moutier nach Souboz zieht. Auf der Karte ist bei Les Ecorcheresses ein Restaurant eingezeichnet. Zwei Tage vor der Wanderung rief ich an und reservierte für sieben Leute. Als wir am Samstag nach fast dreieinhalb Gehstunden in Les Ecorcheresses ankamen, war da aber kein Restaurant. Es ist eingegangen. Das Restaurant, das ich angerufen hatte, findet sich zwar in Les Ecorcheresses, aber weit ausserhalb bei Sur la Côte. So heisst es auch: Auberge sur la Côte. Wir brauchten fast eine zusätzliche Stunde bis dort hinauf. Das Essen war dann sehr gut. Und sehr reichlich. Die einen assen Faux Filet vom heissen Stein, die anderen Vol-au-Vent, also Pastetli, dazu gab es einen Côte du Rhône. Die zweite Hälfte der Wanderung war hernach noch einmal ziemlich lang. Mehr zu unserer Route morgen, hier und heute sei bloss noch angemerkt, dass der Herbst zu sehen und zu riechen war. Pilze lugten aus dem Boden, die Wälder waren rötlich verfärbt, gefallene Blätter polsterten en masse die Böden und rochen herrlich würzig.
Die Fotos auf dieser Seite stammen von meinen Mitwanderinnen, vielen Dank, Brigit, Catherine, Ronja.

Sonntag, 25. Oktober 2020

Texasdeutsch

Diese Amerikanerin spricht Texas German.
(Screenshot Wikitongues)
Das mit der Online-Enzyklopädie Wikipedia verbundene Projekt Wikitongues will sämtliche Sprachen der Erde dokumentieren; ich schaue mir auf Wikitongues immer wieder einmal ein Filmchen an, in dem jemand eine mehr oder minder exotische Sprache spricht. Kürzlich war es Texasdeutsch (Texas German), das mich faszinierte. Es gibt im US-Bundesstaat Texas bis heute eine Gruppe von Leuten, die das Deutsch ihrer Mitte des 19. Jahrhunderts aus Deutschland eingewanderten Vorfahren bewahrt haben und es zuhause reden. Freilich sieht es nicht so aus, als würde es Texasdeutsch noch lange geben, die Zahl der Sprecherinnen und Sprecher schrumpft. Gut, gibt es Wikitongues.

Samstag, 24. Oktober 2020

Totengässlein 3

Venezianisches Apothekerdiplom von 1732.

Vogelspinnen und Schlangenhäute und getrocknete Kröten und Mumienteile und Fett von gewaltsam getöteten Menschen: Sie dienten in früheren Jahrhunderten als Heilmittel und wurden verabreicht gegen diverse Leiden von Schwindsucht bis Herzschwäche. Am Donnerstag war ich in Basel und besuchte dort das Pharmaziemuseum, das reich dotiert ist und zum Beispiel mit alten Apotheken-Intérieurs aufwarten kann. Aber eben auch mit gruseligen Dingen in alten Flaschen und verstaubten Behältnissen. Entstanden ist das Museum aus der akademischen Sammlung des Josef Anton Häfliger, der es 1924 gründete. Wer sich für Heilkunde interessiert und vielleicht auch ein wenig das Schaurige mag, dem oder der sage ich: ab nach Basel! Die Adresse passt: Totengässlein 3.

Freitag, 23. Oktober 2020

Der Tempel von Baden

In Badens Bäderquartier wird derzeit gegraben, was das Zeug hält. Das neue Botta-Bad entsteht, die Leitungen werden verlegt. Vor Monaten wurde bekannt, dass im Gefolge der Arbeiten römische Relikte zutage getreten waren. Im Tagi las ich diese Woche, es zeichne sich aufgrund zusätzlicher Funde ab, dass bei der Heisswasser-Quelle am heutigen Kurplatz in der Antike eine Kultanlage stand. Also ein Tempel, wohl ein Rundtempel. Fragt sich, was die Stadt damit macht. Der einfachste Weg ist, die Reste abzuschreiben, also sie mit dem neuen Bad zu überdecken. Klingt ein wenig lieblos. Schwieriger und vielleicht aus Kostengründen gar nicht machbar wäre es, ebendiese Reste sichtbar zu machen. Sie zu inszenieren. Wie es weitergeht - wir bleiben dran.

Das Bäderquartier von Baden auf einer Postkarte von 1904. Gern hätte ich
eine Postkarte aus der Römerzeit gezeigt, fand aber keine. (Wikicommons)

Donnerstag, 22. Oktober 2020

Jerusalem und Dübendorf

Schön ist sie durch ihre Schlichtheit, die Lazariterkirche im Weiler Gfenn am Rand der Stadt Dübendorf. Aus dem 13. Jahrhundert stammt die Kirche, gehörte einst zu einem Kloster und gilt heute als Bauwerk nationaler Bedeutung. Der Lazarus-Orden, der das - heute längst entschwundene - Kloster unterhielt, entstand zur Zeit der Kreuzzüge in Jerusalem aus einer Rittergemeinschaft, die sich der Krankenpflege widmete. Heute kann man die Lazariterkirche mieten, zum Beispiel für eine Trauung. Vorgestern schaute ich sie mir an, als ich von Dübendorf nach Schwerzenbach ging.

Mittwoch, 21. Oktober 2020

Weltrekordvogel

Also ein Flugzeug kann das nicht! Im Tagi war eben ein Artikel über eine Pfuhlschnepfe, die nonstop die Strecke von Alaska nach Neuseeland flog. Das sind 12 200 Kilometer. 224 Stunden lang war das Tierchen in der Luft, das Wissenschaftler mit einem Sender ausgestattet hatten - Weltrekord, heisst es im Artikel. In der Schweiz ist die Pfuhlschnepfe eher selten anzutreffen, allenfalls sieht man sie durchziehen, einen Winterhalt legt sie bei uns aber praktisch nie ein. Hier der Link zur Vogelwarte Sempach, gleich unter dem Foto findet sich der Button zum Anklicken mit der Vogelstimme. Vorsicht, Laustärke tiefhalten, der hohe Ton sticht!

Dienstag, 20. Oktober 2020

Unser Walliser Samstag

Auf dem Höhenweg zwischen Eggerberg-Eggen und Brich.

In der Ferne sahen wir das Matterhorn.

Schwarz um die Nase.
Das Minipostauto von Visp auf den Eggerberg war am Samstag völlig überfüllt, die Leute standen eng beieinander - ärgerlich, dass die örtlichen Postautöler nicht einen zweiten Bus in Reserve hielten, denn aufgrund der Wetterprognose (Sonne im Süden der Schweiz) war seit Tagen klar, dass am Wochenende viel Volk im Wallis unterwegs sein würde. Coronamässig war das jedenfalls blödsinnig, auch wenn alle brav die Maske trugen. Nun, der Rest war Freude. Von Eggerberg-Eggen hielten wir auf einem Höhenweg quer durch den Steilhang nach Brich, stiegen auf zum unverschandelten Holzhausweiler Bodmen und stiegen ab nach Mund. Dort widmeten wir uns, siehe Blogeintrag von gestern, dem Safran. In einem zweiten, längeren Abstieg passierten wir nach dem Zmittag Safranfelder, sonnengeschwärzte Stadel, rührende Schwarznasenschaf-Babys und erreichten kurz vor Brigerbad die Lötscherg-Zuglinie. Etappe drei war vollends grandios: Auf dem Wanderweg der Lötschberger Südrampe gingen wir nach Brig, nahmen dabei Granittreppen aufwärts und abwärts, freuten uns über die geländergesicherten Passagen mit abruptem Tiefblick, folgten eine Zeitlang dem munter plätschernden Wässerli einer Suone. In Brig waren wir müde. Und sehr zufrieden mit dem Tag. 

Route: Eggerberg-Eggen - Burg - Howang - Brich - Bodmen - Lengmatta - Mund - Furustadel - Unter Warbflie - Haltjini - Driesta - Rossegga - Rhonebrücke bei Naters - Brig, Bahnhof. 6 Stunden. 905 Meter aufwärts, 1260 abwärts.

Suone an der Lötschberger Südrampe.
Das Wanderende ist nahe, wir sehen den Bahnhof von Brig.

Montag, 19. Oktober 2020

Die Safranexperten


Mund, Kanton Wallis, ist das Schweizer Safrandorf. Seit Jahrhunderten wird dort die Gewürzpflanze mit dem arabischen Namen - "safra" gleich gelb - angebaut. Am Samstag waren wir in Mund, besuchten das in einem Stadel aus dem Jahr 1437 untergebrachte Safran-Museum (Foto), assen im Restaurant Safran Gerichte wie Safransuppe und Safranrisotto und beschauten hernach unterhalb des Dorfes die Safranfelder. Derzeit ist Ernte, wir sprachen mit einem Ehepaar, das grad daran war, einige der Krokuspflanzen aus dem Boden zu zupfen; wir durften zu ihnen aufs Feld. Auf dem Heimweg dann, im Zug von Brig nach Zürich, assen wir vom Safrankäse, den ich in Mund gekauft hatte. Er mundete. Und wir sieben Samstagswanderer sind nun alle Safranexperten.

Mund und sein Safran sind somit auch die Lösung des gestrigen Rätsels. Beeindruckend: Betti Hildebrandt mailte bereits um 5 Uhr 25 die korrekte Antwort. Ebenfalls richtig lagen Ursi Brem, Stefan Brauchli, Werner Ammann, Christine Lienhart-Racine, Barbara Pfenninger, Annemarie Saladin-Waldburger, Barbara Sutter, Karin Stahl, Benno Scherrer.

Sonntag, 18. Oktober 2020

Gesucht: ein Dorf und sein Gewächs



Heute wieder einmal ein Rätsel. Ein sehr schwieriges, denke ich. Wer die Lösung weiss, mailt mich an unter widmerwandertweiter@yahoo.de - ich wünsche allen einen schönen Sonntag.

Hier das Rätsel:

Das Dorf heisst gleich wie der Ort, in dem landet, was im Dorf wächst. Das Dorf liegt in der Schweiz, das Gewächs hat jedoch etwas Arabisches. 

Samstag, 17. Oktober 2020

Zigariblogg


Eine tolle, grosse, schwere, opulente, substanzielle Neuerscheinung: "Die Flurnamen der Gemeinde Glarus". Das Buch ist wissenschaftlich fundiert, enthält zusätzlich zu den einzelnen Einträgen aber auch kleine historische Geschichten und Anekdoten und ist gar mit einer herausnehmbaren Karte ausgestattet, die man durchaus zum Wandern mitnehmen kann. Hier drei Flurnamen und ihre Erklärung:

  • Bei den Chrummen Würm handelt es sich um eine markante, schlangenförmig gekrümmte Felsfaltung am Vorderen Glärnisch unterhalb des Vrenelisgärtli
  • Zigariblogg steht für ein Haus in Glarus, in dem früher Zigarren hergestellt wurden. Man hätte eher an Ziger gedacht, das Glarner Nationalprodukt.
  • Schräjeli ist abgeleitet von "Schräje" gleich stiebendes Wasser, Wasserfall. Das Schräjeli findet sich im Hang nördlich der Ostspitze des Klöntalersees.

Freitag, 16. Oktober 2020

Napoleons Wunderwerk

Die Kaserne aus der Napoleonzeit in der Gondoschlucht; sie ist ...
... mittlerweile ein Simplonpass-Museum.

Im Hotel Post in Simplon Dorf, das als Unterkunft
 für französische Offiziere begann.
Geht es um die Historie des Simplonpasses, fällt in der Regel der Name von Kaspar Stockalper. Der Walliser baute im 17. Jahrhundert den rudimentären Saumweg vom Wallis ins Italienische aus und wurde damit (und mit der Vermietung von Söldnern an den französischen König) unendlich reich. Dann kam Napoleon, der den Kontinent mit Krieg überzog und die alten Regimes stürzte; der Simplon als direkte Verbindung von Paris nach Mailand wurde auf seine Order hin so hergerichtet, "dass Kanonen passieren können". Französische Ingenieure und Soldaten, assistiert von einheimischen Fronarbeitern, machten sich 1801 an die Arbeit. Die Napoleonstrasse, auf der Postkutschen verkehren konnten, war ein Wunderwerk mit acht grossen Brücken und sieben Galerien; in der Gondoschlucht wurde eine Kaserne errichtet, die heute als Museum dient. Nach dem Sturz Napoleons 1815 gingen alle Installationen in die Hände des Kantons Wallis über. Im Dorf Simplon stammt aus derselben Epoche das heutige Hotel Post, das 1810 als Unterkunft für die französischen Offiziere begann. Später quartierte sich dort, exakt in der Hälfte der Strecke Brig - Domodossola, der Postmeister ein. Daher der Name des Hotels, in dem wir am Montag einkehrten und eine Rösti nahmen.

Donnerstag, 15. Oktober 2020

Schlauch mit Matterhorn

Diesen Winter wird der Halsschlauch überall in den Skigebieten präsent sein als Fortsetzung der Maske im Gebirge. Der Anbieter werden viele sein. Die Walliser Touristiker ("Valais/Wallis promotion") haben mit dem Visper Unternehmen "hä?wear" einen Halsschlauch entwickelt, der den Bundesvorgaben entspricht und entsprechend zertifiziert ist. So las ich es grad eben in einer Pressemitteilung. Ich finde das Modell mit der Matterhorn-Silhouette für 29 Franken 90 recht hübsch. Ausgeliefert wird allerdings erst Mitte Dezember. Ich denke, bis dann habe ich mich schon anderswo eingedeckt.

Der hä?wear-Halsschlauch.
(Foto: Valais/Wallis Promotion)

Mittwoch, 14. Oktober 2020

Die Transitwanderung

Kapuzenmann Widmer in der Gondoschlucht.

Im Passdorf Simplon gabs Zmittag.
Verrückt und verrückt schön, diese fünf Gehstunden am Montag. Ich habe gestern schon geschildert, wie wir auf dem Simplonpass praktisch Winter hatten und uns im Abstieg nach Gondo den Herbst zurückholten. Die zweite Hälfte des Stockalperweges begingen wir, benannt nach Kaspar Stockalper, der im Barockzeitalter den Saumweg von Brig nach Domodossola zur ernstzunehmenden Handelsachse ausbaute und darob zu monströsem Reichtum gelangte. Überhaupt war der Transit das Thema unserer Unternehmung, wir sahen langgezogene Schnellstrassen-Brücken und uralte Wegkapellen und Susten aus der Maultierepoche, wir gingen mal auf napoleonischem Pflaster, mal auf Asphalt der Gegenwart, mal auf schmalen Weglein im Geröll, wir nahmen diverse Fussgängerstege mit Gitterrostboden, durchquerten zwei beleuchtete Tunnels des Militärs, nutzten auf einem langen Abschnitt aber auch die Galerie der Passstrasse. Und natürlich taten wir all dies in Gesellschaft der wildesten Berge, die sich gegen Ende zur Gondoschlucht verengten. Selten habe ich eine Wanderung mit derart vielen Attraktionen aller Art absolviert. 

Vor Gondo gingen wir auf dem Dach der Strassengalerie.
Die Sonne beleuchtete den Einschnitt des Zwischbergentals.

Einer der Fussgängertunnels von Fort Gondo.

Dienstag, 13. Oktober 2020

Vom Winter in den Herbst





Giftkalt wars gestern Morgen um zehn Uhr auf dem Simplonpass, auf 2000 Metern über Meer. Schnee lag noch keiner. Doch war der Winter schon erahnbar. Raureif überzog die Steine und Gräser, stellenweise waren die Pfade überfroren, wir schlotterten während der ersten Gehminuten. 1350 Höhenmeter legten wir in den folgenden fünf Stunden im Abstieg nach Gondo zurück und eroberten uns Schritt für Schritt etwas mehr vom Herbst zurück, wundervoll waren die goldenen Lärchen. Die Kapuzen freilich behielten wir praktisch die ganze Zeit über an, denn es blies eine böse Bise. Das war ein starker Tag gestern mit Eindrücken, die bleiben werden.

Montag, 12. Oktober 2020

Rousseau war da - wir auch


Hierhin lustwandelte Rousseau gern:
der Wasserfall und die Grotte von Môtiers.

Wir starteten am Samstag in Fleurier, durchquerten den Ort, zwei Häuser gefielen Leuten in meinem Grüppli so sehr, dass sie grad Kauf- und Umzugsvisionen entwickelten. Durch die Forêt des Raisses kamen wir zuerst zum Schloss (Privatbesitz) und dann zur Grotte von Môtiers; der Schriftsteller und Philosoph Jean-Jacques Rousseau, der drei Jahre in Môtiers verbrachte, lustwandelte offenbar gern zu diesem stimmungsreichen Ort im Wald, zu dem auch ein Wasserfall gehört. Es begann der Aufstieg hinauf nach Les Plânes, wo wir - siehe Eintrag von gestern - einen opulenten Zmittag nahmen; markant war die enge Combe Lacherel. Nach der Völlerei hielten wir hinüber nach La Banderette und stiegen wieder ab durch steiles Gelände zur Areuse. Es folgte die letzte Etappe der Wanderung: Am trägen Flüsschen entlang hielten wir nach Couvet und Môtiers. Und kauften dort, bevor wir wieder heimreisten, Absinth. Lustig: Ich bin kein grosser Absinthfan. Trotzdem kehre ich praktisch jedesmal mit einer Flasche heim, wenn ich im Val de Travers wandere. Es gibt nicht nur Kraftorte, es gibt auch Kraftschnäpse. 5 1/4 Stunden, 575 Meter aufwärts, 580 abwärts.
Herbst an der Areuse.

"Môtiers" kommt von "monasterium" gleich Kloster.
Das ehemalige Kloster des Ortes ist von imposanter Grösse.

Sonntag, 11. Oktober 2020

Die Jägerin von Les Plânes


Nachdem wir drei Stunden gegangen waren, kamen wir gestern hoch über dem Val de Travers auf 1100 Metern zum Restaurant Les Plânes. Ich denke, wir waren dort die einzigen Wanderer, alle anderen schienen mit dem Auto gekommen zu sein. Das Lokal war voll, angesagt war Wild, die Serviererin an unserem Tisch, eine Französin aus Pontarlier, trug die passende Bekleidung, ein Jägergilet mit Flintenpatronen (danke für das Foto, Brigit!). Mit meinem Essen war ich dann sehr zufrieden: Ich hatte gezupftes Wildschwein mit karamelisierten Feigen, gebratenem Foie gras und weiteren Beilagen sowie Spätzli - alles impeccable. Doch, das Plânes ist eine Entdeckung, ich kann es nur empfehlen. Nebenbei lernte ich ein neues französisches Gastrowort: "gezupft" heisst effiloché.